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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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Die ersten Parlamentsdebatten über die Freiheit der Presse

Es muß ferner auch bemerkt werden, daß Einige von Denen, welche damals das dringendste Verlangen zeigten, die politische Macht des Volks zu vermehren, schon geneigt waren, die Presse von der Aufsicht der Regierung zu befreien. Die Censuracte, welche im Jahre 1685 als etwas Selbstverständliches angenommen worden war, erlosch 1693 und wurde erneuert, jedoch nicht ohne eine Opposition, die im Verhältniß zur Wichtigkeit des Gegenstandes zwar schwach war, aber doch bewies, daß das Volk dunkel zu ahnen begann, wie innig die bürgerliche Freiheit und die Gewissensfreiheit mit der Redefreiheit verwachsen sind.

Kein früherer Schriftsteller hat es der Mühe werth gehalten, auf die Geschichte der Censuracte einige Mühe und Sorgfalt zu verwenden. Man wird jedoch gewiß zugeben, daß die Ereignisse, welche die Einführung der Preßfreiheit in England und in allen von dem englischen Volksstamme bewohnten Ländern zur Folge gehabt haben, ebensoviel Interesse für die jetzige Generation haben als irgend eine der Schlachten und Belagerungen, deren Verlauf bis in die geringsten Details sorgfältig aufgezeichnet worden ist.

Während der ersten drei Jahre von Wilhelm’s Regierung scheint sich kaum eine Stimme gegen die Beschränkungen erhoben zu haben, die das Gesetz der Literatur auflegte. Diese Beschränkungen standen in vollkommenem Einklange mit der Regierungstheorie, welcher die Tories huldigten, und hatten in ihrer praktischen Ausübung für die Whigs nichts Erbitterndes. Roger Lestrange, der unter den letzten beiden Königen des Hauses Stuart Censor gewesen war und der in dieser Eigenschaft ebensowenig Milde gegen die Exclusionisten und Presbyterianer gezeigt hatte, wie in seiner andren Eigenschaft als Redacteur des „Observator”, wurde zur Zeit der Revolution seines Amtes entsetzt und erhielt einen schottischen Gentleman zum Nachfolger, der wegen seiner Leidenschaft für seltene Bücher und seiner Gewohnheit, sich bei allen Bücherversteigerungen einzufinden, in den Läden und Kaffeehäusern in der Nähe der St. Paulskirche unter dem Namen Katalog-Fraser bekannt war. Fraser war ein eifriger Whig, und die whiggistischen Schriftsteller und Verleger priesen ihn als einen höchst unparteiischen und humanen Mann. Aber das Verfahren, welches ihren Beifall hatte, zog ihm das Mißfallen der Tories zu und gefiel auch seinem amtlichen Vorgesetzten Nottingham nicht recht.96 Es scheint jedoch bis zum Jahre 1692 kein ernstes Zerwürfniß entstanden zu sein. In diesem Jahre aber schrieb ein wackerer alter Geistlicher, Namens Walker, der zu den Zeiten der Republik Gauden’s Curat gewesen, ein Buch, das jeden verständigen und leidenschaftslosen Leser überzeugte, daß Gauden und nicht Karl I. der Verfasser des Ikon Basilike war. Diesem Buche gab Fraser die Druckerlaubniß. Hätte er die Veröffentlichung eines Werkes autorisirt, in welchem das Evangelium St. Johannes oder der Brief an die Römer als unecht dargestellt waren, so hätte die Entrüstung der Hochkirchenpartei kaum größer sein können. Das war keine literarische, sondern eine Religionsfrage. Hier war Zweifel Gottlosigkeit. Das Ikon war in der That für viele glühende Royalisten ein Supplement zur Offenbarung. Einer von ihnen war sogar so weit gegangen, daß er vorgeschlagen hatte, es möchten in den Kirchen Kapitel aus dem unschätzbaren Büchlein vorgelesen werden.97 Fraser hielt es für nöthig, sein Amt niederzulegen, und Nottingham ernannte einen Gentleman von guter Herkunft und geringem Vermögen, Namens Edmund Bohun. Dieser Personenwechsel führte einen plötzlichen und vollständigen Wechsel des Systems mit sich, denn Bohun war ein so eifriger Tory, als ein gewissenhafter Mann, der die Eide geleistet hatte, es nur immer sein konnte. Er hatte sich als Verfolger der Nonconformisten und als Verfechter des passiven Gehorsams bemerkbar gemacht, hatte Filmer’s alberne Abhandlung über den Ursprung des Staatswesens herausgegeben und hatte eine Antwort auf die Schrift veröffentlicht, die Algernon Sidney auf Tower Hill den Sheriffs übergeben. Auch gab Bohun nicht zu, daß er, indem er Wilhelm und Marien Treue geschworen, etwas mit seinem bisherigen politischen Glauben Unverträgliches gethan habe; denn es war ihm gelungen, sich zu überzeugen, daß sie kraft des Eroberungsrechts regierten und daß es Pflicht eines Engländers sei, ihnen eben so treu zu dienen, wie Daniel dem Darius oder Nehemia dem Ataxerxes gedient hatte. Welche Beruhigung diese Doctrin auch seinem eigenen Gewissen verschaffen mochte, sie fand vor den Augen aller Parteien wenig Gnade. Die Whigs verabscheuten sie als servil, die Jakobiten verabscheuten sie als revolutionär. Eine große Anzahl Tories hatten sich allerdings deshalb Wilhelm unterworfen, weil er, gleichviel ob mit Recht oder mit Unrecht, factisch regierender König war; aber sehr wenige von ihnen waren geneigt zuzugeben, daß sein Besitz des Thrones aus einer Eroberung entsprungen sei. Der Beweisgrund, der den schwachen und beschränkten Verstand Bohun’s befriedigt hatte, war in der That eine bloße Fiction, und wäre er eine Wahrheit gewesen, so würde er eine solche Wahrheit gewesen sein, die kein Engländer ohne die tiefste Beschämung und Kränkung hätte aussprechen können.98 Er hielt jedoch an seiner Lieblingslaune mit einer Zähigkeit fest, welche den allgemeinen Unwillen noch vermehrte. Seine ehemaligen Freunde, die starren Anhänger des unveräußerlichen erblichen Rechts, wurden kalt und zurückhaltend. Er bat Sancroft um seinen Segen und erhielt nur ein scharfes Wort und einen finstren Blick. Er bat Ken um seinen Segen, und Ken, der die Regeln der christlichen Liebe und Artigkeit sonst nicht zu verletzen pflegte, murmelte etwas von einem kleinen Scribenten. So von einer Partei verstoßen, wurde Bohun von keiner andren aufgenommen. Er bildete gewissermaßen eine besondere Klasse, denn er war zugleich ein eifriger Filmerit und ein eifriger Wilhelmit. Er war der Meinung, daß die durch kein Gesetz und durch keinen Vertrag beschränkte Monarchie die von Gott angeordnete Regierungsform sei. Aber er betrachtete Wilhelm nicht als den absoluten Monarchen, der die große Charte annulliren, die Geschwornengerichte abschaffen und durch königliche Proklamationen Steuern auflegen könnte, ohne den Anspruch auf unbedingten Gehorsam seitens der Christen zu verlieren. Im Uebrigen war Bohun ein Mann von geringer wissenschaftlicher Bildung, beschränktem Verstande und unangenehmen Manieren. Er hatte sein Amt kaum angetreten, so gerieth ganz Paternoster Row und Little Britain in Gährung. Die Whigs hatten unter Fraser’s Amtsführung fast eben so viel Freiheit genossen, als wenn es gar keine Censur gegeben hätte. Jetzt aber wurden sie eben so streng behandelt wie zu der Zeit Lestrange’s. Es sollte eine Geschichte der Blutigen Assisen erscheinen, von der man eben so großen Absatz erwartete als ihn Bunyan’s Pilgerreise gefunden. Aber der neue Censor verweigerte sein Imprimatur. Das Buch, sagte er, stelle Rebellen und Schismatiker als Helden und Märtyrer dar und er werde die Druckerlaubniß nicht geben, wenn man es ihm auch mit Gold aufwöge. Eine von Lord Warrington der großen Jury von Cheshire eingereichte Klageschrift durfte nicht erscheinen, weil Se. Lordschaft geringschätzend vom göttlichen Recht und passiven Gehorsam gesprochen hatte. Julian Johnson sah, daß wenn er seine Ansichten vom Staatswesen veröffentlichen wollte, er wieder wie in den schlimmen Zeiten König Jakob’s zu einer geheimen Presse seine Zuflucht nehmen müsse.99 Eine solche Beschränkung nach mehreren Jahren unbegrenzter Freiheit erweckte natürlich heftige Erbitterung. Einige Whigs begannen zu denken, daß die Censur an sich ein Uebel sei; alle Whigs aber erklärten einstimmig den neuen Censor für seinen Posten ungeeignet und waren bereit, sich zu einem Versuche ihn los zu werden, zu verbinden.

Ueber die Vorgänge, welche mit Bohun’s Entlassung endigten und welche den ersten parlamentarischen Kampf für die Freiheit der Presse hervorriefen haben wir Berichte von Bohun selbst und von Anderen; aber man hat starken Grund zu glauben, daß sich in keinem dieser Berichte die ganze Wahrheit ausgesprochen findet. Es dürfte nicht unmöglich sein, selbst nach so langer Zeit zerstreute Fragmente von Zeugnissen so zusammenzustellen, daß sie eine authentische Erzählung bilden, die den unglücklichen Censor selbst in Erstaunen gesetzt haben würde.

 

Es gab damals in der Stadt einen Mann von guter Familie, einiger Belesenheit und unbedeutendem literarischen Talent, Namens Karl Blount.100 In der Politik gehörte er zur äußersten Fraction der Whigpartei. In den Tagen der Exclusionsbill war er einer von Shaftesbury’s heißblütigen Burschen gewesen und hatte unter dem Namen Julius Brutus die Tugenden und Verdienste des Titus Oates gepriesen und die Protestanten aufgefordert, für den Brand von London und für die Ermordung Godfrey’s blutige Rache an den Papisten zu nehmen.101 Bezüglich der theologischen Fragen, welche damals zwischen den Protestanten und Papisten schwebten, war Blount vollkommen unparteiisch. Er war ein Ungläubiger und das Oberhaupt einer kleinen Schule von Ungläubigen, die von einer krankhaften Sucht gequält wurden, Convertiten zu machen. Er übersetzte nach der lateinischen Uebersetzung einen Theil der Biographie des Apollonius von Tyana, und fügte Anmerkungen hinzu, deren leichtfertige Profanität den strengen Tadel eines Ungläubigen ganz andrer Art, des berühmten Bayle, hervorrief.102 Außerdem griff Blount das Christenthum in mehreren Originalabhandlungen oder eigentlich in mehreren sich für Originale ausgebenden Abhandlungen an, denn er war der frechste aller literarischen Diebe und schrieb ohne Anführung der Quelle ganze Seiten von Schriftstellern ab, die ihm vorausgegangen waren. Es war ihm ein Hochgenuß, die Priester mit der Frage zu quälen, woher das Licht gekommen sei, ehe die Sonne geschaffen war, wie das Paradies vom Pison Gihon, Hidekel und Phrath begrenzt sein konnte, wie die Schlangen sich bewegten, ehe sie dazu verurtheilt wurden, zu kriechen, und woher Eva den Zwirn nahm, um ihre Feigenblätter zusammenzuheften. Seinen Grübeleien über diese Dinge gab er den hochtrabenden Titel „Orakel der Vernunft,” und seine Schüler betrachteten auch wirklich Alles was er schrieb oder that als Orakel. Der bekannteste von diesen Schülern war ein schlechter Schriftsteller, Namens Gildon, der noch die nächstfolgende Generation mit erbärmlichen Versen und Verleumdungen plagte und dessen Andenken nicht durch seine eigenen voluminösen Werke, sondern durch einige Zeilen, in denen Pope seine Dummheit und Feilheit mit Verachtung erwähnt, der Nachwelt aufbewahrt worden ist.103

So wenig der geistige, wie auch der sittliche Character Blount’s Achtung zu verdienen scheinen, so müssen wir doch ihm in bedeutendem Maße die Emancipation der englischen Presse zuschreiben. Zwischen ihm und den Censoren herrschte eine langdauernde Fehde. Vor der Revolution war eine seiner heterodoxen Schriften von Lestrange abscheulich verstümmelt und schließlich auf Befehl von Lestrange’s Vorgesetzten, dem Bischof von London, unterdrückt worden.104 Bohun war ein kaum minder strenger Kritiker als Lestrange, und Blount begann daher gegen die Censur und die Censoren zu Felde zu ziehen. Die Feindseligkeiten wurden mit einer Abhandlung eröffnet, welche ohne jede Censur erschien und den Titel führt: A Just Vindication of Learning and of the Liberty of the Press, by Philopatris.105 Wer diese Schrift liest, und nicht weiß, daß Blount einer der gewissenlosesten Plagiatoren war, die es je gegeben hat, wird sich wundern, neben den armseligen Gedanken und dürren Worten eines Pamphletisten dritten Ranges Stellen von so erhabenem Gedankenflug und Styl zu finden, daß sie dem größten Namen in der Literatur Ehre machen würden. Dies kommt daher, weil die Just Vindication hauptsächlich aus zusammengelesenen Extracten aus den Areopagitica Milton’s besteht. Diese herrliche Ansprache war von der Generation, an die sie gerichtet war, nicht beachtet worden, der Vergessenheit anheim gefallen und jedem literarischen Spitzbuben preisgegeben. Die schriftstellerische Thätigkeit Blount’s glich den architektonischen Arbeiten der Barbaren, die das Coliseum und das Theater von Pompeji als Steinbrüche benutzten, aus jonischen Friesen Hütten bauten und an Säulen von Lazulith Kuhställe lehnten. Blount schloß, wie Milton, mit dem Rathe, daß jedes Buch ohne Censur gedruckt und nur der Name des Verfassers oder Verlegers registrirt werden sollte.106 Die Just Vindication wurde gut aufgenommen und der Schlag bald wiederholt. Es gab noch viele schöne Stellen in den Areopagitica, welche Blount in seinem ersten Pamphlet nicht benutzt hatte. Aus diesen Stellen setzte er ein zweites Pamphlet zusammen, betitelt: Reasons for the Liberty of Unlicensed Printing.107 Diesen „Gründen” hing er eine Nachschrift an, betitelt: A Just and True Character of Edmund Bohun. Diese Characteristik war mit der äußersten Heftigkeit geschrieben. Es waren darin Stellen aus den Schriften des Censors citirt, um zu beweisen, daß er den Doctrinen des passiven Gehorsams und des Nichtwiderstandes huldigte. Er wurde beschuldigt, seine Macht systematisch zu dem Zwecke angewendet zu haben, die Feinde der Souveraine, deren Brod er aß, zu begünstigen, und ihre Freunde zum Schweigen zu bringen, und es wurde behauptet, er sei der Freund und Schüler seines Vorgängers Sir Roger. Blount’s „Characteristik Bohun’s” durfte nicht öffentlich verkauft werden, aber sie wurde weit verbreitet. Während sie von Hand zu Hand ging und während die Whigs allenthalben über den neuen Censor als über einen zweiten Lestrange Zeter schrieen, wurde er ersucht, das Erscheinen eines anonymen Werkes, betitelt: King William and Queen Mary Conquerors, zu autorisiren.108 Er verstand sich gern und willig dazu, denn es herrschte in der That zwischen den Doctrinen, denen er schon längst huldigte, und den in dieser Abhandlung entwickelten Doctrinen eine so genaue Uebereinstimmung, daß Viele den Verfasser in ihm vermutheten, eine Vermuthung, die durch eine Stelle, in welcher seinen politischen Schriften ein Compliment gemacht war, nicht geschwächt wurde. Allein der wahre Autor war der nämliche Blount, welcher gerade damals sich bemühte, das Publikum sowohl gegen die Censuracte als auch gegen den Censor aufzubringen. Blount’s Beweggründe sind leicht zu errathen. Seine Ansichten waren denen, die er bei dieser Gelegenheit in der beleidigendsten Weise aufstellte, direct entgegengesetzt. Man kann daher unmöglich zweifeln, daß er die Absicht hatte, Bohun in eine Schlinge zu locken und zu verderben. Es war ein gemeiner und schändlicher Plan. Doch kann man nicht leugnen, daß die Schlinge sehr geschickt gelegt und der Köder gut gewählt war. Es gelang dem Republikaner einen Hochtory zu spielen. Es gelang dem Atheisten einen Hochkirchlichen zu spielen. Das Pamphlet schloß mit einem inbrünstigen Gebet: Der Gott des Lichts und der Liebe möge den Verstand der Engländer erleuchten und ihren Willen lenken, auf daß sie erkennen möchten, was ihrer Ruhe frommte. Der Censor war entzückt. Auf jeder Seite sah er seine eigenen Gedanken klarer ausgedrückt, als er selbst sie je ausgesprochen hatte. Seiner Meinung nach war der wahre Anspruch Ihrer Majestäten auf Gehorsam noch nie so augenfällig dargelegt worden. Jeder Jakobit, der diese wundervolle Abhandlung läse, müsse unfehlbar bekehrt werden. Die Eidverweigerer würden schaarenweis die Eide leisten. Die so lange gespaltene Nation würde endlich zur Einigkeit gelangen. Aus diesen lieblichen Träumen wurde Bohun einige Stunden nach dem Erscheinen der Schrift, die ihn entzückt, durch die Nachricht geweckt, daß der Titel ganz London in Flammen gesetzt und daß die abscheulichen Worte „König Wilhelm und Königin Marie Eroberer” die Entrüstung einer Masse von Leuten erregt, die gar nicht weiter gelesen hätten. Schon vier Tage nach dem Erscheinen hörte er, daß sich das Haus der Gemeinen der Sache angenommen habe, daß das Buch von einigen Mitgliedern ein Schandbuch genannt worden sei und daß der Stabträger, weil der Verfasser unbekannt war, den Censor aufsuche.109 Bohun war nie ein starker Geist gewesen; die Wuth und Plötzlichkeit des Sturmes aber, der jetzt über ihn hereinbrach, versetzte ihn in die größte Bestürzung und Verwirrung. Er begab sich in die Kammer. Die meisten von den Mitgliedern, denen er in den Gängen und Vorhallen begegnete, zeigten ihm ein finstres Gesicht. Als er vor die Schranke gerufen wurde und nach drei tiefen Verbeugungen das Haupt zu erheben und um sich zu blicken wagte, konnte er in den zornigen und verächtlichen Blicken, die von allen Seiten nach ihm geworfen wurden, seine Verurtheilung lesen. Er stockte, versprach und widersprach sich, nannte den Sprecher Mylord und rief durch seine verworrenen Reden einen Sturm rohen Gelächters hervor, der ihn immer mehr verwirrte. Sobald er sich wieder entfernt hatte, wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, daß die ruchlose Schrift im Palasthofe vom Henker verbrannt werden sollte. Außerdem wurde ohne Abstimmung beschlossen, daß der König ersucht werden solle, Bohun des Censoramtes zu entheben. Der arme Mann, vor Gram und Furcht einer Ohnmacht nahe, wurde durch die Beamten des Hauses in ein Gefängniß abgeführt.110

 

Kaum aber war er in seinem Gefängniß angekommen, so verlangte ein großer Theil der Mitglieder stürmisch nach einem angeseheneren Opfer. Burnet hatte kurz nachdem er Bischof von Salisbury geworden war an den Klerus seiner Diöcese einen Hirtenbrief erlassen, worin er ihn zur Eidesleistung ermahnte. In einer Stelle dieses Briefes führte er eine Sprache, die einige Aehnlichkeit mit der des Pamphlets hatte, das so eben zu den Flammen verurtheilt worden war. Es kamen zwar Abweichungen vor, die einem einsichtsvollen und unparteiischen Tribunal nicht hätten entgehen können. Aber das Tribunal, vor welchem Burnet stand, war weder ein einsichtsvolles, noch ein unparteiisches. Seine Fehler hatten ihm viele Feinde gemacht und seine Tugenden noch mehr. Die mißvergnügten Whigs klagten, daß er sich zum Hofe hinneige, die Hochkirchlichen, daß er sich zu den Dissenters hinneige, und es läßt sich auch nicht annehmen, daß ein Mann von solcher Kühnheit und so wenig Takt, ein so unbesonnener, freimüthiger und so rastlos thätiger Mann durchs Leben gegangen sein sollte, ohne die Pläne Einiger, deren Ansichten mit den seinigen übereinstimmten, zu durchkreuzen und ihre Gefühle zu verletzen. Mit ganz besonderem Uebelwollen wurde er von Howe betrachtet. Howe war, selbst als er im Amte war, niemals gewohnt gewesen, seine beißende und muthwillige Zunge zu zügeln, und er war unlängst in einer Weise aus dem Amte vertrieben worden, die ihn über die Maßen wild gemacht hatte. Die Geschichte seiner Entlassung ist nicht genau bekannt, aber sie war gewiß von Umständen begleitet, die ihn heftig gereizt hatten. Wenn man dem Gerücht glauben durfte, hatte er sich eingebildet, daß Marie ihn liebe, und eine Gelegenheit, die sich ihm darbot, als er ihr Vicekammerherr war, dazu benutzt, ihr Anträge zu machen, die ihren gerechten Unwillen erregten. Bald nach seiner Entlassung wurde er in Anklagestand versetzt, weil er in einem Anfall von Jähzorn einen seiner Diener innerhalb des Palastdistrikts barbarisch geschlagen hatte. Er war schuldig befunden, aber begnadigt worden; allein von diesem Augenblicke an zeigte er bei jeder Gelegenheit den wüthendsten persönlichen Haß gegen seine königliche Gebieterin, gegen ihren Gemahl und gegen Alle, die bei Einem von Beiden in Gunst standen. Es war bekannt, daß die Königin Burnet häufig zu Rathe zog, und Howe glaubte, daß ihre Strenge Burnet’s Einfluß zuzuschreiben sei.111 Jetzt war die Zeit gekommen, wo er sich rächen konnte. In einer langen und vortrefflich ausgearbeiteten Rede stellte der hämische Whig – denn für einen solchen gab er sich noch aus – Burnet als einen Tory von der schlimmsten Sorte dar. „Es sollte ein Gesetz geben,” sagte er, „das den Geistlichen bei Strafe verböte, in ihren Vorträgen von Politik zu sprechen. Früher versuchten sie uns dadurch zu knechten, daß sie das göttliche und unveräußerliche Recht des Fürsten predigten; jetzt wollen sie das nämliche Resultat dadurch erreichen, daß sie uns sagen, wir seien ein erobertes Volk.” Es wurde beantragt, den Bischof in Anklagestand zu versetzen. Gegen diesen Antrag ließ sich ein unverwerflicher Einwand erheben, den der Sprecher andeutete. Der Hirtenbrief war im Jahre 1689 geschrieben und stand daher unter dem Schutze der im Jahre 1690 erlassenen Begnadigungsacte. Dennoch scheute sich ein Mitglied nicht, zu sagen: „Gleichviel, man klage ihn nur an und zwinge ihn, die Acte zu seinen Gunsten geltend zu machen.” Indessen waren nur Wenige geneigt, ein eines Hauses der Gemeinen so unwürdiges Verfahren einzuschlagen. Ein Spaßvogel rief aus: „Man verbrenne ihn, man verbrenne ihn!”112 und dieser schlechte Witz lief durch alle Bänke und wurde mit schallendem Gelächter aufgenommen. Es wurde beantragt, daß dieser Hirtenbrief vom Henker verbrannt werden solle. Dieser Antrag rief eine lange und heftige Debatte hervor, denn Burnet war ein Mann, der eben so warme Freunde als bittere Feinde hatte. Die große Mehrheit der Whigs hielt fest zu ihm und seine Gutherzigkeit und Hochsinnigkeit hatte ihm selbst unter den Tories Freunde verschafft. Der Kampf währte zwei Tage. Montague und Finch, Männer von weitauseinandergehenden Ansichten, figurirten unter den Vertheidigern des Bischofs in erster Reihe. Ein Versuch, sich des Gegenstandes durch Beantragung der vorläufigen Frage zu entledigen, scheiterte. Endlich wurde die Hauptfrage gestellt und der Hirtenbrief mit einer geringen Majorität in einem vollen Hause zu den Flammen verurtheilt. Es hatten hundertzweiundsechzig Mitglieder mit Ja, hundertfünfundfunfzig mit Nein gestimmt.113 Die allgemeine Meinung, wenigstens in der Hauptstadt, scheint die gewesen zu sein, daß Burnet rücksichtslos behandelt worden sei.114

Er war von Natur kein Mann von feinem Gefühl, und das Leben, welches er geführt, war nicht eben geeignet gewesen es zu verfeinern. Seit vielen Jahren war er eine Zielscheibe für theologischen und politischen Haß. Gelehrte Doktoren hatten Anathemas gegen ihn geschleudert; gemeine Poeten hatten ihn in Spottliedern verhöhnt; Fürsten und Minister hatten ihm nach dem Leben getrachtet; er war lange ein Umherirrender und Verbannter gewesen, in beständiger Gefahr aufgegriffen, in die spanischen Stiefeln gesteckt und gehängt und geviertheilt zu werden. Doch nichts von dem Allen scheint ihn irre gemacht zu haben. Sein Eigendünkel war gegen jeden Spott, sein unerschrockener Muth gegen jede Gefahr gewappnet. Bei dieser Gelegenheit aber scheint seine Standhaftigkeit ihn verlassen zu haben. Von dem volksthümlichen Zweige der Legislatur als ein Lehrer von Doctrinen, so servil, daß sie selbst Tories zuwider waren, gebrandmarkt zu werden, mit dem Herausgeber von Filmer in ein Verdammungsurtheil eingeschlossen zu sein, das war zu viel. Wie tief Burnet sich gekränkt fühlte, zeigte sich viele Jahre später, als nach seinem Tode seine History of his Life and Times der Oeffentlichkeit übergeben wurde. In diesem Werke ergeht er sich gewöhnlich mit geschwätziger Weitschweifigkeit über Alles, was seine Person berührt, und erzählt zuweilen mit ergötzlicher Offenheit seine eigenen Fehler und den Tadel, den diese Fehler ihm zuzogen. Das vom Hause der Gemeinen über seinen Hirtenbrief verhängte schimpfliche Urtheil übergeht er jedoch mit einem sehr bedeutsamen Stillschweigen.115

Das Complot, welches Bohun ins Verderben stürzte, gereichte zwar Denen, die es geschmiedet, nicht zur Ehre, hatte aber wichtige und heilsame Folgen. Bevor das Verfahren des unglücklichen Censors der Beurtheilung des Parlaments vorgelegt wurde, hatten die Gemeinen, ohne Abstimmung und so weit es ersichtlich ist, ohne Discussion, beschlossen, daß die Acte, welche die Literatur einer Censur unterwarf, in Kraft bleiben solle. Jetzt indeß hatte die Frage eine neue Gestalt angenommen, und das Fortbestehen der Acte wurde nicht mehr als etwas Selbstverständliches betrachtet. Es begann sich eine der Freiheit der Presse günstige Stimmung zu zeigen, eine Stimmung, die allerdings noch keine große Ausdehnung und keine bedenkliche Intensität hatte. Das bestehende System, sagte man, sei sowohl dem Handel als den Wissenschaften nachtheilig. Könne man wohl erwarten, daß ein Kapitalist die zu einem großen literarischen Unternehmen erforderlichen Gelder vorstrecken, oder daß ein Gelehrter jahrelange Mühen und Forschungen auf ein solches Unternehmen verwenden werde, so lange es möglich sei, daß im letzten Augenblicke die Laune, die Bosheit oder die Dummheit eines Einzelnen den ganzen Plan zerstören könne? Und sei es gewiß, daß das Gesetz, das die Freiheit des Handels und des Gedankens so drückend beschränke, wirklich die Sicherheit des Staates vermehrt habe? Hätten nicht ganz neue Erfahrungen bewiesen, daß der Censor selbst ein Freund Ihrer Majestäten, oder noch schlimmer, ein alberner und verkehrter Freund sein könne; daß er ein Buch unterdrücken könne, von dem es in ihrem Interesse liege, daß jedes Haus im ganzen Lande ein Exemplar besitze, und daß er bereitwillig seine Sanction einem Libell geben könne, das die Tendenz habe, sie ihrem Volke verhaßt zu machen, und das von der Hand Ketch’s zerrissen und verbrannt zu werden verdiene? Habe die Regierung durch Einführung einer literarischen Polizei, welche die Engländer verhindere, die Geschichte der blutigen Assisen zu besitzen, und ihnen dafür erlaube, Abhandlungen zu lesen, welche den König Wilhelm und die Königin Marie als Eroberer darstellten, etwa viel gewonnen?

Zur damaligen Zeit reichten Personen, die kein specielles Interesse an einer allgemeinen Bill hatten, nur sehr selten Petitionen gegen oder für dieselbe beim Parlamente ein. Die eingegangenen Petitionen, welche bei dieser Gelegenheit den beiden Häusern gegen die Censur vorgelegt wurden, gingen daher von Buchhändlern, Buchbindern und Buchdruckern aus.116 Aber die Ansicht, welche diese Klassen aussprachen, beschränkte sich sicherlich nicht auf sie.

Das dem Erlöschen nahe Gesetz hatte acht Jahre bestanden. Es wurde nur auf zwei Jahre erneuert. Aus einer leider lückenhaften Notiz in den Protokollen der Gemeinen geht hervor, daß eine Abstimmung über ein Amendement stattfand, über dessen Natur wir völlig im Dunkeln gelassen sind. Die Stimmen waren neunundneunzig gegen achtzig. Bei den Lords wurde nach dem Rathe, den fünfzig Jahre früher Milton gab, und den Blount ihm gestohlen hatte, vorgeschlagen, jedes Buch, auf dessen Titel der Name eines Verfassers oder Verlegers angegeben sei, von der Autorität des Censors auszuschließen. Dieses Amendement wurde verworfen und die Bill angenommen, jedoch nicht ohne einen von elf Peers unterzeichneten Protest, in welchem sie erklärten, daß es ihrer Ansicht nach nicht im Interesse des Staats liegen könne, alle Wissenschaft und wahre Belehrung der Willkür und dem Belieben eines bezahlten und vielleicht unwissenden Censors zu unterwerfen. Unter den Protestirenden befanden sich Halifax, Shrewsbury und Mulgrave, drei Edelleute, welche verschiedenen politischen Parteien angehörten, sich aber sämmtlich durch wissenschaftliche Bildung auszeichneten. Es ist zu beklagen, daß die Unterschriften Tillotson’s und Burnet’s fehlen, welche beide an diesem Tage anwesend waren. Dorset war abwesend.117

Blount, durch dessen Bemühungen und Machinationen die Opposition gegen die Censur hervorgerufen worden war, lebte nicht so lange um diese Opposition mit Erfolg gekrönt zu sehen. Obgleich kein junger Mann mehr, war er von einer leidenschaftlichen Liebe zu der Schwester seiner verstorbenen Frau erfüllt. Nachdem er sich lange vergebens bemüht hatte, den Gegenstand seiner Liebe zu überzeugen, daß sie rechtmäßigerweise seine Gattin werden könne, brachte er sich endlich, ob aus Lebensüberdruß, oder in der Hoffnung, dadurch ihr Herz zu rühren, eine Wunde bei, an der er nach langem Siechthum starb. Er ist oft ein Gotteslästerer und Selbstmörder genannt worden, aber der wichtige Dienst, den er seinem Vaterlande, allerdings durch höchst unmoralische und entehrende Mittel leistete, ist fast unerwähnt geblieben.118

96Dunton’s Life and Errors, Autobiography of Edmund Bohun, privatim gedruckt 1693. Diese Selbstbiographie ist im höchsten Grade merkwürdig und interessant.
97Vox Cleri, 1689.
98Bohun war der Verfasser der unmittelbar nach der Revolution erschienenen History of the Desertion. In diesem Werke entwickelt er seine Lieblingstheorie. „Ich für meinen Theil,” sagt er, „bin erstaunt darüber, wie Jemand Bedenken tragen kann, sich dem gegenwärtigen Könige zu unterwerfen, denn wenn je ein Mensch gerechte Ursache hatte, einen Krieg zu beginnen, so war er es, und dies begründet ein Recht auf das was dadurch gewonnen wird. Indem der König seine Armee zurückzog und auflöste, trat er ihm den Thron ab, und wenn er denselben ohne weiteres bestiegen hätte, so hätte er nicht mehr gethan als alle anderen Fürsten unter gleichen Umständen gethan haben würden.”
99Character of Edmund Bohun, 1692.
100Dryden spricht in seinem Life of Lucian in zu überschwenglichen Ausdrücken von Blount’s Talenten. Aber Dryden’s Urtheil war parteiisch, denn Blount’s erstes Werk war ein Pamphlet zur Vertheidigung der „Eroberung von Granada.”
101Siehe seinen Appeal from the Country to the City for the Preservation of His Majesty’s Person, Liberty, Property, and the Protestant Religion.
102Siehe den Artikel über Apollonius in Bayle’s Dictionary. Ich sage Blount übersetzte nach der lateinischen Uebersetzung, denn sein Werk enthält zahlreiche Beweise, daß er nicht fähig war, aus dem Griechischen zu übersetzen.
103Siehe Gildon’s Ausgabe von Blount’s Werken, 1695.
104Wood’s Athenae Oxonienses unter dem Namen Heinrich Blount (Karl Blount’s Vater); Lestrange’s „Observator,” Nro. 290.
105Diese Piece wurde 1695 von Gildon in Blount’s Werken abgedruckt.
106Daß Bount’s Plagiarismus nur von wenigen seiner Zeitgenossen entdeckt wurde, ist nichts Wunderbares. Das aber ist wunderbar, daß seine Just Vindication in der Biographia Britannica warm gelobt wurde, ohne die mindeste Andeutung, daß alles Gute darin gestohlen ist. Die Areopagitica sind nicht das einzige Werk, das er bei dieser Gelegenheit plünderte. Auch aus Bacon entnahm er eine schöne Stelle, ohne die Quelle anzuführen.
107Ich stehe nicht an, dieses Pamphlet Blount zuzuschreiben, obgleich es von Gildon in seinen Werken nicht aufgenommen wurde. Wenn Blount es wirklich nicht schrieb, so mußte es doch sicherlich unter seiner Leitung geschrieben worden sein. Daß zwei Literaten ohne Verabredung binnen kurzer Zeit zwei Abhandlungen hätten veröffentlichen sollen, von denen die eine aus der einen Hälfte der Areopagitica, die andre aus der andren Hälfte compilirt war, ist unglaublich. Es wird sich nachher zeigen, warum Gildon es nicht für gut fand, das zweite Pamphlet abzudrucken.
108Bohun’s Selbstbiographie.
109Bohun’s Selbstbiographie; Commons’ Journals, Jan. 20. 1692/93.
110Bohun’s Selbstbiographie; Commons’ Journals, Jan. 20. 21. 1692/93.
111Oldmixon; Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. und Dec. 1692; Burnet II. 334; Bohun’s Autobiography.
112Burn it, Burn it! ein Wortspiel auf Burnet. – D. Uebers.
113Grey’s Debates; Commons’ Journals, Jan. 21. 23. 1692/93. Bohun’s Autobiography; Kennet’s Life and Reign of King William and Queen Mary.
114„Die Meisten bedauerten den Bischof.” – Bohun’s Selbstbiogr.
115Der Beschluß der Gemeinen ist mit großer Wehmuth in den Memoiren erwähnt, welche Burnet damals schrieb. „Es sah,” sagt er, „ziemlich sonderbar aus, daß ich, der ich von meinem ersten Auftreten an unter allen Schriftstellern des Jahrhunderts vielleicht der größte Vertheidiger der öffentlichen Freiheit war, mit solcher Härte als ein Feind derselben behandelt wurde. Das kam jedoch daher, weil die Tories mich nie leiden konnten und die Whigs mich haßten, weil ich nicht in ihre Ideen und Leidenschaften einging. Aber weder dies, noch Schlimmeres, das mir vielleicht begegnet, soll hoffentlich im Stande sein, mich von den gemäßigten Prinzipien und der gerechten Vertheidigung der Freiheit des Menschengeschlechts abweichen zu lassen.” Burnet-Mscr. Harl. 6584.
116Commons’ Journals, Feb. 27 1692/93; Lords’ Journals, Mar. 4.
117Lords’ Journals, March 8. 1692/93.
118In dem Artikel über Blount in der Biographia Britannica wird ihm lobend eine Hauptrolle bei der Emancipation der Presse zugeschrieben. Aber der Verfasser war bezüglich der Facta sehr unvollkommen unterrichtet. Es ist auffällig, daß die Umstände von Blount’s Tode so ungewiß sind. Daß er an einer sich selbst beigebrachten Wunde starb, und daß er lange siechte, sind unbestrittene Thatsachen. Die allgemein verbreitete Meinung war, daß er sich habe erschießen wollen, und Narcissus Luttrell machte damals in seinem Tagebuche eine dahin lautende Notiz. Pope dagegen, der die beste Gelegenheit hatte, sich genau zu unterrichten, behauptet, „daß Blount, der in eine nahe Verwandte von ihm verliebt gewesen, aber verschmäht worden war, sich einen Stich in den Arm beibrachte, mit dem Vorsatze sich das Leben zu nehmen, an dessen Folgen er wirklich starb.” – Note on the Epilogue to the Satires, Dialogue I. Warburton, der erst mit den Helden der Dunciade und dann mit den ausgezeichnetsten Gelehrten seiner Zeit Umgang gehabt hatte, mußte die Wahrheit wohl kennen, und er bestätigt durch sein Stillschweigen Pope’s Versicherung. Gildon’s Rhapsodie über den Tod seines Freundes paßt auf jede der beiden Geschichten.