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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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Die Thronrede

Die Rede, welche der König bei Eröffnung der Session hielt, war geschickt zu dem Zwecke abgefaßt, die Häuser zu versöhnen. Er komme, sagte er zu ihnen, ihren Rath und Beistand zu erbitten. Er gratulirte ihnen zu dem Siege von La Hogue. Er gestand mit großem Bedauern, daß die Operationen der Verbündeten zu Lande weniger glücklich gewesen waren als zur See, erklärte aber mit Feuer, daß die Tapferkeit seiner englischen Unterthanen zu Lande wie zur See ganz vorzüglich gewesen sei. Die Noth seines Volks, sagte er, sei auch die seinige, sein Interesse sei von dem des Volks unzertrennlich; es sei ihm schmerzlich, Opfer von ihm zu verlangen, aber Opfer, welche zum Heile der englischen Nation und des protestantischen Glaubens nothwendig seien, werde kein guter Engländer und kein guter Protestant scheuen.60

Privilegienfrage, von den Lords zur Sprache gebracht

Die Gemeinen dankten dem Könige in herzlichen Ausdrücken für seine huldvolle Rede.61 Die Lords aber waren in schlechter Stimmung. Zwei der Ihrigen, Marlborough und Huntingdon, waren während der Ferien, als man stündlich eine Invasion und einen Aufstand erwartete, in den Tower geschickt worden und standen noch unter der schriftlichen Verpflichtung, sich auf Verlangen vor Gericht zu stellen. Wäre ein Landgentleman oder ein Kaufmann in einer so beunruhigenden Krisis selbst auf noch geringfügigere Gründe hin zur Bürgschaftsstellung angehalten worden, so würden die Lords sich gewiß nicht eingemischt haben. Aber durch Alles was wie eine ihrem Stande angethane Schmach aussah, wurden sie leicht in Zorn gebracht. Sie unterwarfen nicht nur den Prokurator des Schatzamts, Aaron Smith, dem sein Character allerdings wenig Anspruch auf Nachsicht gab, einem strengen Verhör, sondern faßten auch mit fünfunddreißig gegen achtundzwanzig Stimmen einen Beschluß, der einen Tadel gegen die Richter der Kings Bench aussprach, Männer, die an Rechtschaffenheit sicherlich keinem Peer des Reichs nachstanden und an juristischen Kenntnissen jeden derselben weit übertrafen. Der König hielt es für gerathen, den verletzten Stolz des hohen Adels dadurch zu beschwichtigen, daß er die Bürgschaftsleistungen zu cassiren befahl, und durch diese Concession war das Haus zufriedengestellt, zum großen Aerger der Jakobiten, welche gehofft hatten, daß der Streit bis zu einem unheilvollen Ausgange getrieben werden würde, und die, als sie sich in dieser Erwartung getäuscht sahen, ihrem Unmuthe durch Schmähungen gegen die Unterwürfigkeit der entarteten Barone England’s Luft machten.62

Debatten über die Lage der Nation

Beide Häuser hielten lange und ernste Berathungen über die Lage der Nation. Als der König sie um ihren Rath ersuchte, hatte er wahrscheinlich nicht vorausgesehen, daß seine Worte als eine Aufforderung gedeutet werden würden, jeden Theil der Verwaltung zu untersuchen und über Angelegenheiten, welche die Parlamente in der Regel gänzlich der Krone zu überlassen für zweckmäßig hielten, Vorschläge zu machen. Einige der unzufriedenen Peers schlugen vor, daß ein zum Theil von den Lords, zum Theil von den Gemeinen gewählter Ausschuß ermächtigt werden sollte, die ganze Leitung der öffentlichen Angelegenheiten zu untersuchen. Man fürchtete jedoch allgemein, daß ein solcher Ausschuß ein zweiter und mächtigerer, von der Krone unabhängiger und der Verfassung unbekannter Staatsrath werden würde. Der Antrag wurde deshalb mit achtundvierzig gegen sechsunddreißig Stimmen verworfen. Bei dieser Gelegenheit stimmten die Minister mit kaum einer Ausnahme mit der Majorität. Achtzehn von der Minorität, unter denen sich die heftigsten Whigs und die heftigsten Tories der ganzen Pairie befanden, unterzeichneten einen Protest.63

Jedes der beiden Häuser untersuchte demnach für sich allein die Ursachen der Calamitäten des Staats. Die Gemeinen constituirten sich zu einem Großen Ausschusse, um den dem Könige zu ertheilenden Rath zu erwägen. Aus den gedrängten Auszügen und Bruchstücken, die auf uns gekommen sind, scheint hervorzugehen, daß in diesem Ausschusse, der viele Tage Sitzung hielt, die Debatten sich auf einem weitumfassenden Gebiete bewegten. Ein Mitglied sprach von dem Ueberhandnehmen des Straßenraubes, ein andres beklagte das Zerwürfniß zwischen der Königin und der Prinzessin und schlug vor, daß einige Gentlemen abgeordnet werden sollten, um bei Ihrer Majestät die Schlichtung der Sache zu versuchen. Ein drittes schilderte die Machinationen der Jakobiten im vergangenen Frühjahre. Es sei notorisch, sagte er, daß Vorbereitungen zu einem Aufstande getroffen und Waffen und Pferde angeschafft worden seien; aber nicht ein einziger Hochverräther sei zur Untersuchung gezogen worden.64

Der Ausgang des Kriegs zu Lande und zur See lieferte Stoff zu mehreren lebhaften Debatten. Viele Mitglieder beschwerten sich über die Bevorzugung der Fremden vor den Engländern. Die ganze Schlacht von Steenkerke wurde noch einmal durchgefochten und es fielen harte Aeußerungen über Solms. „Englische Soldaten dürfen nur durch englische Generäle commandirt werden,” war der fast einstimmige Ruf. Seymour, der sich sonst durch seinen Haß gegen die Ausländer ausgezeichnet, der aber, seitdem er sich im Schatzamte befand, seine Ansichten noch einmal erwogen hatte, fragte, wo englische Generäle zu finden seien. „Ich liebe die Ausländer als solche nicht; aber wir haben keine Wahl. Der Mensch wird nicht als General geboren; ja, es kann Jemand ein sehr schätzbarer Hauptmann oder Major und doch der Führung einer Armee nicht gewachsen sein. Nur die Erfahrung bildet große Befehlshaber. Von unseren Landsleuten besitzen sehr wenige diese Erfahrung, und deshalb müssen wir für jetzt Ausländer verwenden.” Lowther sprach hierauf in dem nämlichen Sinne. „Wir haben einen langen Frieden gehabt und in Folge dessen besitzen wir keine genügende Anzahl von Offizieren, die sich zu hohen Commandos eignen. Die Parks und das Lager von Hounslow waren sehr armselige Kriegsschulen im Vergleich zu den Schlachtfeldern und den Schanzwerken, auf denen die großen Commandeurs der festländischen Nationen ihre Kunst erlernt haben.” In Erwiederung auf diese Argumente war ein Redner für die entgegengesetzte Meinung so albern zu erklären, daß er zehn Engländer nennen könne, die, wenn sie in französischen Diensten ständen, zu Marschällen ernannt werden würden. Vier oder fünf Obersten, welche bei Steenkerke gewesen waren, betheiligten sich bei der Debatte. Man sagte von ihnen, daß sie eben so viel Bescheidenheit in ihren Reden zeigten, als sie im Kampfe Muth bewiesen hätten, und selbst nach dem sehr unvollständigen Bericht, der auf uns gekommen ist, scheint dieses Compliment nicht unverdient gewesen zu sein. Sie stimmten nicht in das allgemeine Geschrei gegen die Holländer ein. Sie sprachen sich über die fremden Offiziere im Allgemeinen lobend aus und ließen der Tapferkeit und Haltung, womit Auverquerque die versprengten Ueberreste von Mackay’s Division der anscheinend unvermeidlichen Vernichtung entrissen hatte, volle Gerechtigkeit widerfahren. Zur Vertheidigung Solms’ aber wurde nicht ein Wort gesagt. Seine Strenge, sein übermüthiges Benehmen und vor Allem die Gleichgültigkeit, mit der er zugesehen hatte, wie die von einer großen Uebermacht geworfenen Engländer Mann gegen Mann mit den französischen Haustruppen kämpften, hatten ihn so verhaßt gemacht, daß viele Mitglieder bereit waren für eine Adresse zu stimmen, welche auf seine Entlassung und seine Ersetzung durch Talmash antrüge, der seit Marlborough’s Demission allgemein als der beste Offizier in der Armee anerkannt wurde. Aber Talmash’s Freunde traten sehr taktvoll dazwischen. „Ich hege,” sagte einer von ihnen, „eine hohe Achtung vor diesem Gentleman, und ich bitte Sie dringend, ihm nicht, mit der Absicht ihm eine Aufmerksamkeit zu erzeigen, zu schaden. Bedenken Sie, daß Sie Sich etwas anmaßen, was ganz speciell die Prärogative des Königs ist. Sie wollen Offiziere entlassen und Offiziere anstellen.” Die Debatte endete ohne ein Tadelsvotum gegen Solms. Doch es wurde in nicht sehr parlamentarischer Sprache die Hoffnung ausgedrückt, daß die im Comité gesprochenen Worte dem Könige mitgetheilt werden und daß Se. Majestät den allgemeinen Wunsch der Vertreter seines Volks nicht unberücksichtigt lassen würde.65

 

Die Gemeinen gingen nun zunächst zur Untersuchung der Marineverwaltung über, und sie kamen sehr bald zu einem Streite mit den Lords über diesen Gegenstand. Daß hier und da Verwaltungssünden vorgekommen waren, lag nur zu klar am Tage. Es war kaum möglich, Russell und Nottingham freizusprechen, und jedes der beiden Häuser nahm sich seines Mitgliedes an. Die Gemeinen hatten bei Eröffnung der Session Russell für sein Benehmen bei La Hogue einstimmig ein Dankvotum bewilligt. Jetzt zogen sie im Großen Ausschusse die verkehrten Maßregeln, welche auf die Schlacht gefolgt waren, in Erwägung. Es wurde ein in so unbestimmte Ausdrücke gefaßter Antrag gestellt, daß man kaum sagen konnte, er bedeute etwas. Er wurde jedoch so verstanden, als enthalte er einen Tadel gegen Nottingham, und dessen Freunde widersetzten sich demselben daher energisch. Bei der Abstimmung ergaben sich hundertfünfundsechzig bejahende und hundertvierundsechzig verneinende Stimmen.66

Sogleich am folgenden Tage appellirte Nottingham an die Lords. Er erzählte seine Geschichte mit der ganzen Geschicklichkeit eines geübten Redners und mit der ganzen Autorität makelloser Rechtschaffenheit. Dann legte er eine große Menge Papiere auf den Tisch des Hauses und ersuchte das Haus, dieselben zu lesen und zu prüfen. Die Peers scheinen diese Papiere auch genau und sorgfältig geprüft zu haben, und das Ergebniß der Untersuchung war für Russell durchaus nicht günstig. Man hielt es indeß für eine Ungerechtigkeit, ihn ungehört zu verurtheilen; nur war es schwer, einen Weg ausfindig zu machen, auf dem Ihre Lordschaften ihn anhören konnten. Endlich beschloß man, die Papiere dem Unterhause zuzuschicken mit einer Botschaft des Inhalts, daß nach der Ansicht des Oberhauses gegen den Admiral etwas vorliege, wegen dessen er zu einer Erklärung aufgefordert werden müsse. Zugleich mit den Papieren wurde ein Auszug ihres Inhalts übergeben.67

Die Botschaft wurde nicht sehr ehrerbietig aufgenommen. Russell besaß zur Zeit eine Popularität, die er wenig verdiente, die uns aber nicht Wunder nehmen kann, wenn wir erwägen, daß das Publikum seine Verräthereien nicht kannte, wohl aber wußte, daß er der einzige lebende Engländer war, der eine große Schlacht gewonnen hatte. Der Schriftführer las den Auszug aus den Papieren vor. Dann sprach Russell unter großem Beifall, und seine Freunde drangen auf sofortige Entscheidung. Sir Christoph Musgrave bemerkte sehr richtig, daß es unmöglich sei, über einen solchen Haufen von Depeschen ein Urtheil zu fällen ohne sie durchgelesen zu haben; aber dieser Einwand wurde verworfen. Die Whigs betrachteten das angeklagte Mitglied als einen der Ihrigen, viele von den Tories waren vom Glanze seines kürzlichen Sieges geblendet, und weder Whigs noch Tories waren geneigt, die geringste Ehrerbietung vor der Autorität der Peers zu zeigen. Das Haus faßte, ohne die Papiere zu lesen, einen einstimmigen Beschluß, der die entschiedene Billigung des ganzen Benehmens Russell’s ausdrückte. Die Stimmung der Versammlung war von der Art, daß einige eifrige Whigs es jetzt wagen zu dürfen glaubten, ein Tadelsvotum gegen Nottingham zu beantragen. Allein der Versuch scheiterte. „Ich bin bereit,” sagte Lowther, und er sprach unzweifelhaft die Gesinnung Vieler aus, – „ich bin bereit jeden Antrag zu unterstützen, der dem Admiral zur Ehre gereicht; aber ich kann mich nicht bei einem Angriffe auf den Staatssekretär betheiligen. Denn meines Wissens haben Ihre Majestäten keinen eifrigeren, fleißigeren und treueren Diener als Mylord Nottingham.” Finch bot seine ganze blühende Beredtsamkeit zur Vertheidigung seines Bruders auf und gab, ohne der vorherrschenden Ansicht direct entgegenzutreten, zu verstehen, daß Russell’s Benehmen nicht fehlerfrei gewesen sei. Das Tadelsvotum gegen Nottingham wurde nicht betrieben; das Votum, welches Russell’s Verhalten für durchaus lobenswerth erklärte, wurde den Lords mitgetheilt, und die Papiere, welche sie den Gemeinen zugesandt hatten, wurden in sehr unceremoniöser Weise zurückgegeben.68 Die schwer gekränkten Lords verlangten eine freie Conferenz. Sie wurde bewilligt, und die Wortführer der beiden Häuser versammelten sich im gemalten Zimmer. Rochester sprach im Namen seiner Collegen den Wunsch aus, die Gründe zu erfahren, auf welche hin der Admiral für vorwurfsfrei erklärt worden sei. Auf diese Aufforderung erwiederten die auf der andren Seite des Tisches stehenden Gentlemen nur, daß sie nicht autorisirt worden seien, eine Erklärung zu geben, daß sie aber Denen, die sie hergeschickt hätten, das Gesagte mittheilen würden.69

Inzwischen waren die Gemeinen der Untersuchung über die Führung des Kriegs herzlich müde geworden. Die Mitglieder hatten sich der Verstimmung, die sie von ihren Landsitzen mitgebracht, zum großen Theile einfach dadurch entledigt, daß sie ihrem Herzen Luft gemacht hatten. Burnet giebt zu verstehen, daß die Kunstgriffe, in denen Caermarthen und Trevor große Meister waren, dazu angewendet wurden, Beschlüssen vorzubeugen, welche der Regierung ernste Verlegenheiten bereitet haben würden. Aber obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, daß einige lärmende vermeintliche Patrioten durch Beutel voll Guineen zum Schweigen gebracht wurden, so würde es doch ungereimt sein, wollte man annehmen, daß das Haus im allgemeinen auf diese Art influirt worden sei. Wer solche Versammlungen gesehen hat, weiß, daß der Eifer, mit dem sie an langwierige Untersuchungen gehen, sehr bald erkaltet und daß ihr Unmuth, wenn er nicht durch unvernünftige Opposition lebendig erhalten wird, schnell verraucht. In kurzer Zeit war Jedermann des Großen Ausschusses zur Rathertheilung müde. Die Debatten waren langweilig und weitschweifig gewesen, und die gefaßten Beschlüsse waren größtentheils rein kindisch. Es sollte dem Könige unterthänigst gerathen werden, geschickte und rechtschaffene Männer anzustellen. Es sollte ihm unterthänigst gerathen werden, Männer anzustellen, welche treu zu ihm gegen Jakob stehen würden. Die Geduld des Hauses war erschöpft durch lange Discussionen, welche auf die pomphafte Verkündigung derartiger Gemeinplätze hinausliefen. Endlich erfolgte die Explosion. Einer der Mißvergnügten lenkte die Aufmerksamkeit des Großen Ausschusses auf das beunruhigende Factum, daß beim Feldzeugmeisteramte zwei Holländer angestellt seien, und trug darauf an, dem Könige solle unterthänigst gerathen werden, sie zu entlassen. Der Antrag wurde mit geringschätzendem Spotte aufgenommen. Man bemerkte, daß gerade die Militärs ihre Verachtung am lautesten äußerten. „Denken wir im Ernst daran, zum Könige zu gehen und ihm zu sagen, daß, weil er geruht habe, in dieser hochwichtigen Krisis unsren Rath zu verlangen, wir ihm unterthänigst riethen, einen holländischen Magazinaufseher aus dem Tower zu entfernen? Wahrhaftig, wenn wir keinen wichtigeren Vorschlag vor den Thron zu bringen haben, so können wir eben so gut zu Tische gehen.” Die Mitglieder waren im Ganzen der nämlichen Ansicht. Der Präsident wurde vom Stuhle wegvotirt und nicht aufgefordert, um Erlaubniß zu bitten, denselben wieder einnehmen zu dürfen. Der Große Ausschuß existirte nicht mehr. Die gefaßten Beschlüsse wurden in aller Form dem Hause mitgetheilt. Einer derselben wurde verworfen, die anderen wurden fallen gelassen, und nachdem die Gemeinen mehrere Wochen lang erwogen hatten, welchen Rath sie dem Könige geben sollten, gaben sie ihm schließlich gar keinen.70

Die Stimmung der Lords war eine ganz andre. Aus vielen Umständen geht hervor, daß die Holländer damals nirgends so sehr gehaßt wurden wie im Oberhause. Das Mißfallen, mit dem ein Engländer des Mittelstandes die ausländischen Freunde des Königs betrachtete, war bloß national. Aber die Abneigung, mit der ein englischer Edelmann sie betrachtete, war persönlich. Sie standen zwischen ihm und der Majestät, sie entzogen ihm die Strahlen der königlichen Gunst. Der ihnen gegebene Vorzug verletzte ihn sowohl in seinen Interessen wie auch in seinem Stolze. Seine Aussicht auf den Hosenbandorden war bedeutend geringer, seitdem sie seine Concurrenten geworden waren. Er hätte Oberstallmeister sein können, wenn Auverquerque nicht gewesen wäre, Oberkammerherr, wenn Zulestein, Obergarderobier, wenn Bentinck nicht gewesen wäre.71 Die üble Laune des Adels wurde durch Marlborough genährt, der damals die Rolle eines Patrioten spielte, welcher verfolgt wurde, weil er sich zur Vertheidigung der Interessen seines Vaterlandes gegen die Holländer erhoben, und der nicht voraussah, daß ein Tag kommen werde, wo er angeklagt werden sollte, die Interessen seines Vaterlandes den Holländern zu Gefallen aufzuopfern. Die Peers beschlossen, Wilhelm eine Adresse zu überreichen, in der sie ihn ersuchten, seine englischen Truppen nicht unter das Commando eines holländischen Generals zu stellen. Sie nahmen die Frage, welche das Haus der Gemeinen zum Lachen gereizt, ganz ernsthaft auf und riethen ihrem Souverain feierlich, keine Ausländer in seinen Magazinen anzustellen. Auf Marlborough’s Vorschlag drangen sie in den König, darauf zu bestehen, daß der jüngste englische General den Vorrang vor dem ältesten General im Dienste der Generalstaaten haben solle. Es beeinträchtige, sagten sie, das Ansehen der Krone, wenn ein Offizier, der sein Patent von Sr. Majestät habe, von einem Offizier commandirt würde, der ein ähnliches Patent von einer Republik habe. Auf diesem offenbar durch einen unedlen Groll gegen Holland eingegebenen Rath gab Wilhelm, der sich wenig um Beschlüsse des Oberhauses kümmerte, die nicht vom Unterhause unterstützt wurden, wie sich erwarten ließ, eine sehr kurze und trockne Antwort.72

 

Bill zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen

Während die Untersuchung über die Führung des Kriegs schwebte, nahmen die Gemeinen die Berathung eines wichtigen Gegenstandes wieder auf, der schon im vergangenen Jahre ihre Aufmerksamkeit sehr beschäftigt hatte. Die Bill zur Regulirung des Verfahrens in Hochverrathsfällen wurde aufs Neue eingebracht, stieß aber auf nachdrückliche Opposition seitens der Staatsbeamten, Whigs sowohl als Tories. Somers, der jetzt Generalfiskal war, empfahl dringend Aufschub. Daß das Gesetz in seiner gegenwärtigen Fassung gewichtige Einwürfe zulasse, wurde nicht in Abrede gestellt, wohl aber behauptet, daß die vorgeschlagene Abänderung in diesem Augenblicke mehr schaden als nützen werde. Niemand werde behaupten, daß unter der bevorstehenden Regierung das Leben harmloser Unterthanen irgendwie gefährdet sei. Niemand werde hingegen leugnen, daß die Regierung selbst in großer Gefahr sei. Sei es weise gehandelt, die Gefahr dessen, was bereits in ernster Gefahr schwebe, noch zu vergrößern, um dem, was schon vollkommen sicher sei, noch größere Sicherheit zu verleihen? Denen, welche so sprachen, warf man ihre Inconsequenz vor und fragte sie, warum sie nicht den Muth gehabt hätten, sich in der vorigen Session der Bill zu widersetzen. Sie antworteten sehr plausibel, daß die während der Parlamentsferien stattgefundenen Ereignisse Allen die noch etwas lernen wollten, eine wichtige Lehre gegeben habe. Das Land sei gleichzeitig von einer Invasion und von einem Aufstande bedroht gewesen. Kein Verständiger zweifle daran, daß viele Verräther Vorkehrungen zum Anschluß an die Franzosen getroffen und zu dem Ende Waffen, Munition und Pferde angesammelt hätten. Obgleich man jedoch mehr als genügende moralische Beweise gegen diese Feinde ihres Vaterlandes gehabt habe, sei es doch nicht möglich gewesen, gegen einen Einzigen von ihnen juristische Beweise zu finden. Das Hochverrathsgesetz möge in der Theorie hart sein und sei allerdings in früherer Zeit gröblich gemißbraucht worden. Aber ein Staatsmann, der sich weniger um die Theorie als um die Praxis und weniger um die Vergangenheit als um die Gegenwart kümmerte, werde jenes Gesetz nicht für zu streng, sondern für zu lax erklären und werde, so lange der Staat in der größten Gefahr sei, jeder weiteren Milderung seine Zustimmung versagen. Doch trotz aller Opposition wurde die Bill im Prinzip von hunderteinundsiebzig gegen hundertzweiundfunfzig Stimmen gebilligt. Im Ausschusse aber wurde beantragt und angenommen, daß die neuen Procedurvorschriften erst nach Beendigung des Kriegs mit Frankreich in Kraft treten sollten. Als der Bericht erstattet wurde, stimmte das Haus über dieses Amendement ab und bestätigte es mit hundertfünfundvierzig gegen hundertfünfundzwanzig Stimmen. In Folge dessen wurde die Bill fallen gelassen.73 Wäre sie vor die Peers gekommen, so würde sie aller Wahrscheinlichkeit nach verloren gewesen sein, nachdem sie einen neuen Streit zwischen den beiden Häusern veranlaßt hätte. Denn die Peers hatten sich fest vorgenommen, keine solche Bill durchgehen zu lassen, wenn sie nicht eine Klausel enthielte, welche die Einrichtung des Gerichtshofes des Lord High Steward änderte, und eine die Einrichtung des Gerichtshofes des Lord High Steward ändernde Klausel würde weniger Aussicht gehabt haben als je, von den Gemeinen günstig aufgenommen zu werden. Denn im Laufe dieser Session trat ein Ereigniß ein, welches bewies, daß die Großen durch das Gesetz in seiner gegenwärtig bestehenden Form nur zu wohl geschützt waren, und das mit Recht verdient als ein schlagender Beleg für den Zustand der Sitten und der Moralität der damaligen Zeit berichtet zu werden.

60Lords’ und Commons’ Journals, Nov. 4., Jan. 1692.
61Commons’ Journals, Nov. 10. 1692.
62Siehe die Lords’ Journals vom 7. bis 18. Nov. 1692; Burnet II. 102. Tindal’s Darstellung dieser Vorgänge ist Briefen des Unterstaatssekretärs Warre an Colt, Gesandten in Hannover, entnommen. Letter to Secretary Trenchard, 1694.
63Lords’ Journals, Dec. 7.; Tindal, aus den Colt’schen Briefen; Burnet II. 105.
64Grey’s Debates, Nov. 21. 23. 1692.
65Grey’s Debates, Nov. 21. 1692; Colt’s Briefe in Tindal.
66Tindal, Colt’s Briefe; Commons’ Journals, Jan. 11. 1692/93.
67Colt’s Briefe bei Tindal; Lords’ Journals vom 6. bis 19. Dec. 1692.
68Ueber die Vorgänge dieses Tages im Hause der Gemeinen sehe man die Protokolle vom 20. Dec. und den Brief von Robert Wilmot, Mitglied für Derby, an seinen Collegen, Anchitel Grey, in Grey’s Debates.
69Commons’ Journals, Jan. 4. 1692/93.
70Colt’s Briefe bei Tindal; Commons’ Journals, Dec. 16, 1692, Jan. 11. 1692/93. Burnet II. 104.
71Die heftige Antipathie des englischen Adels gegen die holländischen Günstlinge wird in einer 1698 von Renaudot geschriebenen höchst interessanten Note erwähnt, die sich in den Archiven des französischen Ministeriums des Auswärtigen befindet.
72Colt’s Briefe bei Tindal; Lords’ Journals, Nov. 28., 29. 1692, Feb. 18., 24. 1692/93.
73Grey’s Debates, Nov. 18. 1692; Commons’ Journals Nov. 18., Dec. 1. 1692.