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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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Wilhelm’s Rückkehr nach England

Der Feldzug in den Niederlanden endete ohne ein weiteres Ereigniß, das erwähnt zu werden verdiente. Am 18. October traf Wilhelm wieder in England ein. Spät am Abend des 20. erreichte er Kensington, nachdem er durch die Hauptstadt in ihrer ganzen Länge gefahren war. Sein Empfang war herzlich, eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, die ihn mit lauten Zurufen begrüßte, und alle Fenster auf seinem Wege, von Aldgate bis Piccadilly, waren erleuchtet.32

Schlechte Marineverwaltung

Trotz dieser günstigen Symptome aber war die Nation verstimmt und unzufrieden. Zu Lande war der Krieg unglücklich gewesen. Zur See war ein großer Vortheil errungen, aber nicht benutzt worden. Man hatte allgemein erwartet, daß dem Siege vom Mai eine Landung an der französischen Küste folgen, daß Saint-Malo bombardirt, daß die letzten Ueberreste von Tourville’s Geschwader vernichtet und daß die Arsenale von Brest und Rochefort in Trümmer geschossen werden würden. Diese Erwartung war allerdings unvernünftig. Daraus, daß Rooke und seine Seeleute die in aller Eile von Bellefonds errichteten Batterien zum Schweigen gebracht hatten, folgte noch nicht, daß es rathsam war, Schiffe dem Feuer ordentlicher Festungen auszusetzen. Die Regierung war jedoch nicht weniger sanguinisch als die Nation. Es wurden großartige Anstalten getroffen. Nachdem die verbündete Flotte in Portsmouth eiligst wieder in Stand gesetzt worden war, stach sie aufs neue in See. Rooke wurde abgesandt, um die Wassertiefe und die Strömungen längs der Küste der Bretagne zu untersuchen.33 Bei Saint-Helens wurden Transportschiffe versammelt. Vierzehntausend Mann Truppen lagen bei Portsdown unter dem Commando Meinhart Schomberg’s, der für die Dienste seines Vaters und für seine eigenen mit dem höchsten irischen Peersrange belohnt worden und jetzt Herzog von Leinster war. Unter ihm dienten Ruvigny, der für seine trefflichen Dienste bei Aghrim zum Earl von Galway creirt worden war, La Melloniere und Cambon mit ihren tapferen Refugiés und Argyle mit dem Regimente, das seinen Namen führte und das, wie man sich zu erzählen begann, im vergangenen Winter in einer noch von keinem Engländer erforschten wilden Gebirgs- und Schneegegend etwas Sonderbares und Entsetzliches gethan haben sollte.

Am 26. Juli waren sämmtliche Truppen an Bord. Die Transportschiffe segelten ab und vereinigten sich nach wenigen Stunden in der Nähe von Portland mit der Kriegsflotte. Am 28. wurde ein allgemeiner Kriegsrath gehalten. Sämmtliche Schiffcommandeurs, mit Russell an der Spitze, erklärten, daß es Wahnsinn sein würde, ihre Schiffe in den Bereich der Kanonen von Saint-Malo zu bringen, und daß die Stadt erst zu Lande bedrängt werden müsse, ehe die im Hafen liegenden Kriegsschiffe mit der geringsten Aussicht auf Erfolg von der See her angegriffen werden könnten. Die Militärs erklärten mit gleicher Einstimmigkeit, daß die Landtruppen ohne gleichzeitige Mitwirkung der Flotte nichts gegen die Stadt auszurichten vermöchten. Man überlegte nun, ob es rathsam sei, einen Angriff auf Brest oder Rochefort zu unternehmen. Russell und die übrigen Flaggenoffiziere, darunter Rooke, Shovel, Almonde und Evertsen, erklärten, der Sommer sei für beide Unternehmungen zu weit vorgerückt.34 Wir müssen glauben, daß eine Ansicht, in der so viele ausgezeichnete englische und holländische Admirale übereinstimmten, mag sie uns auch noch so auffallend erscheinen, den damals feststehenden Prinzipien der Seekriegskunst angemessen war. Warum aber alle diese Fragen nicht acht Tage früher erschöpfend berathen, warum vierzehntausend Mann Truppen eingeschifft und aufs Meer geschickt worden waren, ehe man erwogen hatte, was sie thun sollten oder ob sie überhaupt etwas würden thun können, darüber dürfen wir uns mit Recht wundern. Die Flotte kehrte zum Erstaunen und Unwillen der ganzen Nation nach Saint-Helens zurück.35 Die Minister tadelten die Commandeurs, die Commandeurs tadelten die Minister. Ganz besonders laut und heftig waren die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Nottingham und Russell. Der rechtschaffene und fleißige, in den Civilgeschäften wohlbewanderte und in der parlamentarischen Debatte beredtsame Nottingham entbehrte der Eigenschaften eines Kriegsministers und war sich seiner Mangelhaftigkeit in dieser Beziehung keineswegs bewußt. Zwischen ihm und dem ganzen Stande der Seeleute von Profession herrschte eine schon seit langer Zeit währende Fehde. Er war einige Zeit vor der Revolution einer der Lords der Admiralität gewesen und glaubte sich damals eine gründliche Kenntniß der Marineangelegenheiten erworben zu haben. Diese Ansicht theilten jedoch nur sehr Wenige. Männer, welche die Hälfte ihres Lebens auf dem Wasser zugebracht und Schlachten, Stürme und Schiffbrüche gesehen hatten, ärgerten sich über seine etwas pomphaften Sermone und Verweise und erklärten ihn für einen bloßen Pedanten, der mit aller seiner Büchergelehrsamkeit Dinge nicht verstehe, die jeder Kajütenjunge wisse. Russell war stets eigensinnig, anmaßend und widerspenstig gewesen, und jetzt entwickelten Glück und Ruhm seine Fehler zu voller Stärke. Der Regierung gegenüber, die er gerettet hatte, nahm er sich alle Freiheiten eines insolenten Dieners heraus, der sich für unentbehrlich hält, behandelte die Befehle seiner Vorgesetzten mit geringschätzender Leichtfertigkeit, nahm jeden auch noch so milden Tadel für eine Beleidigung, lieferte keinen eigenen Plan und zeigte doch eine unmuthige Entschlossenheit, keinen von irgend einem Andren vorgeschlagenen Plan auszuführen. Gegen Nottingham empfand er eine starke und sehr natürliche Antipathie. Sie waren in der That ein schlecht zusammenpassendes Paar. Nottingham war ein Tory, Russell ein Whig. Nottingham war ein spekulativer Seemann, der auf seine Theorien pochte, Russell ein praktischer Seemann, der auf seine Thaten stolz war. Nottingham’s Stärke war die Rede, Russell’s Stärke war das Handeln. Nottingham’s Benehmen war anständig bis zur Förmlichkeit; Russell war heftig und barsch. Schließlich war Nottingham ein braver Mann, Russell ein Schurke. Sie wurden jetzt Todfeinde. Der Admiral machte sich über die Unwissenheit des Sekretärs in Marineangelegenheiten lustig; der Secretär beschuldigte den Admiral, daß er die Interessen des Staats bloßen eigensinnigen Launen aufopfere, und Beide hatten Recht.36

Während sie mit einander haderten, erhoben die Kaufleute aller Hafenplätze des Königreichs ein lautes Geschrei über die Marineverwaltung. Den Sieg, auf den die Nation so stolz war, erklärte man in der City für ein positives Unglück. Während einiger Monate vor der Schlacht war die ganze Seemacht des Feindes in zwei großen Massen concentrirt gewesen, die eine im mittelländischen, die andre im atlantischen Meere. In Folge dessen hatte es wenig Kaperei gegeben, und die Reise nach Neuengland oder nach Jamaika war fast eben so gefahrlos gewesen wie in Friedenszeiten. Seit der Schlacht aber waren die Ueberreste der vor kurzem unter Tourville versammelt gewesenen Flotte über den Ocean zerstreut. Selbst die Ueberfahrt von England nach Irland war unsicher. Jede Woche wurde angekündigt, daß zwanzig, dreißig, fünfzig Schiffe, welche London oder Bristol gehörten, von den Franzosen weggenommen worden seien. Mehr als hundert Prisen waren diesen Herbst allein nach Saint-Malo gebracht worden. Nach der Meinung der Schiffseigner und der Assecuradeurs würde es weit besser gewesen sein, wenn der Soleil Royal mit seinen tausend streitbaren Männern noch auf hoher See geschwommen wäre, anstatt daß er wie ein Aschenhaufen am Strande bei Cherbourg lag, während seine Mannschaft, auf zwanzig Brigantinen vertheilt, in den Gewässern zwischen Cap Finisterre und Cap Clear nach Beute umherkreuzte.37

 

Die Kaper von Dünkirchen waren schon seit langer Zeit berühmt, und unter ihnen nahm Jean Bart, von niederer Herkunft und kaum im Stande seinen Namen zu schreiben, aber ausgezeichnet tapfer und rührig, unbestritten den ersten Rang ein. In dem Vaterlande Anson’s und Hawke’s, Howe’s und Rodney’s, Duncan’s, Saint-Vincent’s und Nelson’s würde der Name des verwegensten und geschicktesten Corsaren wenig Aussicht gehabt haben, in der Erinnerung fortzuleben. Frankreich aber, unter dessen vielen unbestrittenen Ruhmestiteln nur sehr wenige dem Seekriege angehören, zählt Jean Bart noch immer zu seinen großen Männern. Im Herbste des Jahres 1692 war dieser unternehmende Freibeuter der Schrecken aller mit der Ostsee Handel treibenden englischen und holländischen Kaufleute. Er nahm und zerstörte Schiffe dicht an der Ostküste unsrer Insel. Ja, er wagte es sogar in Northumberland zu landen, und verbrannte viele Häuser, ehe die Milizen zusammengezogen werden konnten, um ihm auf den Leib zu rücken. Der Werth der Prisen, die er in seinen heimathlichen Hafen führte, wurde auf ungefähr hunderttausend Pfund Sterling geschätzt.38 Um die nämliche Zeit wurde einem jüngeren Abenteurer, der bestimmt war, Bart zu erreichen oder noch zu übertreffen, Du Guay Trouin, das Commando eines kleinen bewaffneten Fahrzeugs übertragen. Der unerschrockene Knabe – denn er war noch nicht zwanzig Jahr alt – fuhr in die Mündung des Shannon, plünderte ein Haus in der Grafschaft Clare und schiffte sich nicht eher wieder ein, als bis ein Detachement der Garnison von Limerick gegen ihn ausrückte.39

Erdbeben in Port Royal

Während durch diese Seeräuber unser Handel gestört und unsere Küsten bedroht wurden, vermehrten einige andere Calamitäten, die keine menschliche Vorsicht hätte abwenden können, die öffentliche Verstimmung. Ein Erdbeben von furchtbarer Heftigkeit zerstörte binnen weniger als drei Minuten die blühende Colonie Jamaika. Ganze Pflanzungen veränderten ihre Lage, ganze Dörfer wurden verschlungen. Port Royal, die schönste und reichste Stadt, welche die Engländer bis dahin in der neuen Welt erbaut hatten, berühmt wegen ihrer Quais, ihrer Waarenmagazine und ihrer prächtigen Straßen, die mit Cheapside gewetteifert haben sollen, wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Funfzehnhundert Einwohner wurden unter ihren eigenen Häusern begraben. Die Folgen dieses Unglücks wurden von vielen großen Handlungshäusern London’s und Bristol’s schwer empfunden.40

Noth in England

Ein noch größeres Unglück war das Mißrathen der Ernte. Der Sommer war im ganzen westlichen Europa naß gewesen. Die starken Regengüsse, welche die Arbeiten der französischen Pioniere in den Laufgräben von Namur erschwert hatten, waren auch den Feldfrüchten verderblich gewesen. Alte Leute erinnerten sich seit 1648 keines solchen Jahres. Keine Frucht wurde reif. Der Preis des Quarters Weizen verdoppelte sich. Das Uebel wurde noch verschlimmert durch den Zustand der Silbermünzen, die in einem solchen Umfange beschnitten worden waren, daß die Worte Pfund und Schilling gar keine bestimmte Bedeutung mehr hatten. Verglichen mit Frankreich konnte England sich indeß noch glücklich schätzen. Hier waren die öffentlichen Lasten schwer, dort waren sie erdrückend. Hier mußte der Arbeiter mit seinem groben Gerstenbrot haushälterisch umgehen; dort geschah es nicht selten, daß der unglückliche Landmann mit halbgekautem Grase im Munde todt gefunden wurde. Unsere Vorfahren fanden einigen Trost in dem Gedanken, daß sie nach und nach die Stärke ihres furchtbaren Feindes erschöpften und daß seine Hülfsquellen wahrscheinlich eher versiegen würden als die ihrigen. Doch die Leiden und die Unzufriedenheit waren immerhin groß. In einigen Grafschaften griff der Pöbel die Getreidespeicher an. Die Nothwendigkeit sich einzuschränken wurde von Familien jeden Standes erkannt. Ein müßiger Schöngeist und Genußmensch, der schwerlich daran gedacht hat, daß seine Scherze je citirt werden würden, um die Geschichte seiner Zeit zu characterisiren, beklagt sich, daß in diesem Jahre der Wein von vielen Tafeln, auf denen man ihn zu sehen gewohnt war, verschwunden gewesen und durch Punsch ersetzt worden sei.41

Zunahme der Verbrechen

Ein weit beunruhigenderes Symptom des allgemeinen Nothstandes als die Substituirung des Clarets durch Branntwein und Citronen war die Vermehrung der Verbrechen. Während des Herbstes von 1692 und des darauffolgenden Winters wurde die Hauptstadt durch Einbruchdiebstähle in beständiger Angst erhalten. Eine dreizehn Mann starke Diebesbande drang in den Palast des Herzogs von Ormond in Saint-James’ Square und es wäre ihr fast gelungen sein prächtiges Silbergeschirr und seine Juwelen zu entwenden. Eine andre Bande versuchte einen Einbruch in Lambeth Palace.42 Wenn herrschaftliche, von zahlreichen Dienern bewachte Wohnungen in solcher Gefahr schwebten, so wird man leicht glauben, daß keines Krämers Kasse und Waarenlager sicher war. Von Bow bis Hydepark, von Thames Street bis Blomsbury war kein Kirchspiel, in welchem nicht eine ruhige Wohnung durch nächtliche Diebe geplündert worden wäre.43 Zu gleicher Zeit waren die Heerstraßen wegen der Freibeuter, die sich in stärkere Truppen formirten, als man sie bis dahin gekannt hatte, kaum noch zu passiren. Es existirte ein geschworner Bund von zwanzig Straßenräubern zu Fuß, die in einem Alehause in Southwark ihre Zusammenkünfte hielten.44 Die gefürchtetste Räuberbande aber bestand aus zweiundzwanzig Berittenen.45 Eine Reise von fünfzig Meilen durch die reichsten und bevölkertsten Grafschaften England’s scheint damals eben so gefährlich gewesen zu sein, wie eine Wanderung durch die Wüsten Arabien’s. Die Diligence von Oxford wurde am hellen Tage nach einem blutigen Kampfe ausgeplündert.46 Ein mit funfzehntausend Pfund Sterling Staatsgeldern befrachteter Wagen wurde angehalten und ausgeraubt. Da diese Operation einige Zeit erforderte, so wurden alle Reisenden, die während der Arbeit der Diebe zur Stelle kamen, festgenommen und bewacht. Als die Beute in Sicherheit gebracht war, durften die Gefangenen zu Fuß ihren Weg fortsetzen; aber ihre Pferde, sechzehn bis achtzehn an der Zahl, wurden todtgeschossen oder ihnen die Knieflechsen zerschnitten, um jede Verfolgung zu verhindern.47 Der Postwagen von Portsmouth wurde in einer Woche zweimal durch wohlbewaffnete und berittene Männer beraubt.48 Einige joviale Squires aus Essex wurden auf einer Hasenjagd ihrerseits von neun Jägern ganz andrer Art gehetzt und eingeholt und waren herzlich froh, als sie, wenn auch mit leeren Taschen, wieder zu Hause anlangten.49

Die Freunde der Regierung behaupteten, die Räuber seien lauter Jakobiten, und gewisse Anzeichen gaben dieser Behauptung in der That einen Schein von Begründung. Es wurden zum Beispiel funfzehn Metzger, welche an einem Markttage nach Thame gingen, um Vieh einzukaufen, von einer starken Bande angehalten und zuerst gezwungen ihre Geldkatzen herzugeben und dann Branntwein auf das Wohl König Jakob’s zu trinken.50 Man muß jedoch den Räubern und Dieben die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie bei Ausübung ihres Handwerks keine bestimmte Vorliebe für irgend eine politische Partei zeigten. Einige von ihnen begegneten in der Nähe von Saint-Albans Marlborough und zwangen ihn, ungeachtet seiner bekannten Feindseligkeit gegen den Hof und seiner kürzlichen Haft, fünfhundert Guineen herauszugeben, deren Verlust er wahrscheinlich bis zum letzten Augenblicke seiner langen Laufbahn des Glücks und Ruhms nicht aufhörte zu beklagen.51

 

Als Wilhelm bei seiner Zurückkunft vom Continent erfuhr, in welcher Ausdehnung dieses Unwesen getrieben wurde, äußerte er eine tiefe Entrüstung und kündigte seinen Entschluß an, die Uebelthäter mit starker Hand zu unterdrücken. Ein alter ausgedienter Räuber wurde bewogen, den Angeber zu machen und dem Könige eine lange Liste der bedeutendsten Straßenräuber und einen vollständigen Nachweis über ihre Gewohnheiten und ihre Lieblingsaufenthaltsorte vorzulegen. Diese Liste soll nicht weniger als achtzig Namen enthalten haben.52 Es wurden starke Reitertrupps zum Schutze der Landstraßen ausgesandt, und diese Maßregel, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen lautes Murren hervorgerufen haben würde, scheint allgemein gebilligt worden zu sein. Ein schönes Regiment, gegenwärtig das zweite Gardedragonerregiment genannt, das sich in Irland durch Thätigkeit und Glück im unregelmäßigen Kriege gegen die Rapparees ausgezeichnet hatte, wurde dazu auserwählt, mehrere von den großen Zugängen zur Hauptstadt zu bewachen. Blackheath, Barnet, Hounslow wurden Waffenplätze.53 Nach wenigen Wochen waren die Straßen wieder so sicher wie sonst. Es fanden zahlreiche Hinrichtungen statt, denn bis das Uebel vollständig unterdrückt war, weigerte sich der König standhaft, irgend einem Gnadengesuche Gehör zu geben.54 Unter den Hingerichteten befand sich auch Jakob Whitney, der berüchtigtste Räuberhauptmann im ganzen Königreiche. Er war einige Monate lang der Schrecken aller von London nordwärts oder westwärts Reisenden gewesen und wurde endlich mit Mühe nach einem verzweifelten Kampfe, in welchem ein Soldat getödtet und mehrere andere verwundet wurden, gefangen genommen.55 Die London Gazette zeigte die Gefangennehmung dieses berüchtigten Straßenräubers an und forderte alle Diejenigen, welche von ihm beraubt worden waren, auf, sich in Newgate einzufinden und zu sehen, ob sie ihn wiedererkennten. Seine Identität festzustellen, konnte nicht schwer sein, denn er hatte eine Wunde im Gesicht und einen Daumen verloren.56 Aber er verwendete in der Hoffnung, die Belastungszeugen irre zu führen, hundert Pfund Sterling darauf, sich bis zum Tage der Gerichtsverhandlungen einen kostbaren gestickten Anzug zu verschaffen. Dieser sinnreiche Einfall wurde jedoch durch seine hartherzigen Hüter vereitelt. Er kam in seinen gewöhnlichen Kleidern vor die Schranke und wurde überführt und zum Tode verurtheilt.57 Er hatte vorher noch den Versuch gemacht, sich durch das Anerbieten loszukaufen, eine aus lauter Straßenräubern bestehende Reitertruppe für den Dienst in Flandern zu errichten; aber sein Anerbieten war abgelehnt worden.58 Jetzt blieb ihm noch ein möglicher Ausweg. Er erklärte, daß er um ein hochverrätherisches Complot wisse. Einige jakobitische Lords hätten ihm eine große Belohnung versprochen, wenn er an der Spitze seiner Bande den König auf einer Hirschjagd im Walde von Windsor überfallen wolle. Whitney’s Geschichte hatte durchaus keine innere Unwahrscheinlichkeit. Es wurde sogar ein ganz ähnlicher Plan, wie der, dessen er die Mißvergnügten beschuldigte, nur drei Jahre später von einigen von ihnen wirklich entworfen und beinahe zur Ausführung gebracht. Aber es war viel besser, daß einige wenige schlechte Menschen unbestraft blieben, als daß alle rechtschaffenen Leute in beständiger Angst lebten, von zum Galgen verurtheilten Verbrechern fälschlich angeklagt zu werden. Der Oberrichter Holt rieth dem Könige, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen, und Wilhelm, der nie besonders geneigt war, Verschwörungsgeschichten Glauben zu schenken, gab seine Zustimmung. Der Kapitain, wie man ihn nannte, wurde in Smithfield gehängt und ging sehr reumüthig aus der Welt.59

Zusammentritt des Parlaments

Unterdessen hatte inmitten der Mißstimmung, Noth und Unordnung eine ganz besonders ereignißvolle Parlamentssession begonnen, eine Session, von der eine neue Aera in der Geschichte der englischen Finanzen datirt, eine Session, in welcher einige wichtige Verfassungsfragen, die noch heute nicht vollständig erledigt sind, zum ersten Male berathen wurden.

Stand der Parteien

Es ist sehr zu bedauern, daß jeder Bericht von dieser Session, der sich aus den uns jetzt noch zu Gebote stehenden spärlichen und zerstreuten Materialien zusammenstellen läßt, Vieles im Dunklen lassen muß. Die gegenseitigen Beziehungen der parlamentarischen Parteien waren dieses Jahr in einem äußerst verwickelten Zustande. Jedes der beiden Häuser wurde durch mehrere Scheidelinien in Abtheilungen und Unterabtheilungen zerfällt. Unwichtigerer Unterscheidungen nicht zu gedenken, war zuerst die große Scheidelinie, welche die Whigpartei von der Torypartei trennte; dann die große Scheidelinie, welche die Staatsmänner mit ihren Freunden und ihren Anhängern, zuweilen die Hofpartei genannt, von Denen trennte, denen man bald den Spottnamen der Murrköpfe (Grumbletonians) gab, bald mit der Benennung der Vaterlandspartei beehrte. Und diese beiden großen Linien durchschnitten sich wieder. Denn von den Dienern der Krone und ihren Anhängern waren ungefähr die Hälfte Whigs; die andere Hälfte Tories. Auch muß daran erinnert werden, daß völlig getrennt von der Fehde zwischen Whigs und Tories, völlig getrennt auch von der Fehde zwischen den Staatsdienern und Nichtstaatsdienern, eine Fehde zwischen den Lords als Lords und den Gemeinen als Gemeinen herrschte. Der Geist der erblichen Kammer und der Wahlkammer war in der vorigen Session durch den Streit über den Gerichtshof des Lord High Steward gründlich aufgestachelt worden und sie kamen jetzt in kampflustiger Stimmung zusammen.

32London Gazette vom 20. und 24. October 1692.
33Siehe seinen Rapport bei Burchett.
34London Gazette vom 28. Juli 1692. Siehe die Beschlüsse des Kriegsraths bei Burchett. In einem vom 10. Juli datirten Briefe an Nottingham sagt Russell: „In sechs Wochen wird das was wir Sommer nennen, so ziemlich zu Ende sein.” Lords’ Journals, Dec. 19. 1692.
35Monthly Mercury, Aug. und Sept. 1692.
36Evelyn’s Diary, July 25. 1692; Burnet II. 94. 95., und Lord Dartmouth’s Note. Die Geschichte des Streits zwischen Russell und Nottingham ist am besten aus den Protokollen und Debatten des Parlaments von der Session 1692/93 zu ersehen.
37Commons’ Journals, Nov. 19. 1692; Burnet II. 95; Grey’s Debates, Nov. 21. 1692; Pariser Gazette vom August und September; Narcissus Luttrell’s Diary, Sept.
38Siehe Bart’s Letters of Nobility und die Pariser Gazette vom Herbst 1692.
39Mémoires de Du Gay Trouin.
40London Gazette vom 11. Aug. 1692; Evelyn’s Diary, Aug. 10; Monthly Mercury vom September; A Full Account of the late dreadful Earthquake at Port Royal in Jamaica, licensed Sept. 9. 1692.
41Evelyn’s Diary, June 25., Oct. 1. 1690; Narcissus Luttrell’s Diary, June 1692, May 1693; Monthly Mercury, April, May, June 1693; Tom Brown’s Description of a Country Life, 1692.
42Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 1692.
43Siehe zum Beispiel die London Gazette vom 12. Jan. 1693.
44Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.
45Ibid. Jan. 1693.
46Ibid. July 1692.
47Evelyn’s Diary, Nov. 20. 1692; Narcissus Luttrell’s Diary; London Gazette vom 24. Nov.; Hop an den Greffier der Generalstaaten, 18. (28.) Nov.
48London Gazette vom 19. Dec. 1692.
49Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.
50Ibid. Nov. 1692.
51Ibid. Aug. 1692.
52Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93. Die holländischen Depeschen von diesem Jahre sind voll von Geschichten von Räubereien.
53Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93; Historical Records of the Queen’s Bays, published by authority; Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 15.
54Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 22.
55Ibid. Dec. 1692; Hop, 3. (13.) Jan. Hop nennt Whitney „den befaamsten roover in Engelandt.”
56London Gazette vom 2. Jan. 1692/93.
57Narcissus Luttrell’s Diary, Jan. 1692/93.
58Ibid. Dec. 1692
59Ibid. January, February; Hop, 31. Jan. (10. Febr.) und 3. (13. Febr.) 1693; Brief an den Sekretär Trenchard, 1694; New Court Contrivances or more Sham Plots still, 1693.