Za darmo

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Aufstand der den Campbells feindlichen Clans

Diejenigen Häuptlinge hingegen, welche näher bei Inverary wohnten und die den Namen Campbell seit langer Zeit fürchteten und haßten, hießen Dundee freudig willkommen und versprachen, am 18. Mai an der Spitze ihrer Leute zu ihm zu stoßen. Während der letzten zwei Wochen vor diesem Tage durchzog er Badenoch und Athol und forderte die Bewohner dieser Districte zur bewaffneten Erhebung auf. Dann stürmte er mit seinen Reitern in das Niederland hinab, überrumpelte Perth und führte einige Whiggentlemen als Gefangene mit sich ins Gebirge. Unterdessen waren die Feuerkreuze von Ort zu Ort über alle Haiden und Berge dreißig Meilen im Umkreise von Ben Nevis gewandert, und als er den Sammelplatz in Lochaber erreichte, sah er, daß der Zuzug bereits begonnen hatte. Das Hauptquartier war nahe bei Lochiel’s Hause aufgeschlagen, einem großen, ganz aus Tannenholz gezimmerten Gebäude, das in den Hochlanden für einen prächtigen Palast galt. Hier empfing Lochiel, umgeben von sechshundert Kriegern, seine Gäste. Macnaghten von Macnaghten und Stewart von Appin hatten sich mit ihren kleinen Clans eingefunden. Macdonald von Keppoch führte die Krieger, welche einige Monate vorher unter seinem Commando die Musketiere König Jakob’s in die Flucht geschlagen hatten. Macdonald von Clanronald stand noch in zartem Alter, aber sein Oheim, der während seiner Minderjährigkeit die Regentschaft führte, hatte ihn ins Lager gebracht. Der Jüngling war von einer auserlesenen Leibgarde begleitet, bestehend aus seinen Vettern, lauter stattlichen Leuten und kräftigen Fäusten. Macdonald von Glengarry, der sich durch seine dunklen Brauen und durch seine hohe Gestalt auszeichnete, kam aus dem großen Thale, wo eine Kette von Seen, welche außerhalb des Landes damals noch unbekannt und auf keiner Karte angegeben waren, gegenwärtig die tägliche Straße für die Dampfschiffe bildet, die zwischen dem atlantischen und dem deutschen Ocean hin und her fahren. Keiner von den Beherrschern der Berge hatte eine höhere Meinung von seiner persönlichen Wichtigkeit und lag häufiger mit anderen Häuptlingen in Streit als dieser. Er pflegte in seinen Manieren und in seinem Hauswesen eine Rohheit zur Schau zu tragen, welche die seiner rohen Nachbarn noch übertraf, und erklärte, daß er die wenigen Luxusgegenstände, welche aus den civilisirten Theilen der Erde ihren Weg in die Hochlande gefunden, als Zeichen der Verweichlichung und Entartung der gälischen Race betrachte. Diesmal hatte er es für gut befunden, den Glanz der sächsischen Krieger nachzuahmen, denn er ritt an der Spitze seiner vierhundert mit Plaids bekleideten Clansleute in einem stählernen Küraß und einem mit Gold gestickten Rocke. Ein andrer Macdonald, der ein beklagenswerthes und entsetzliches Ende nehmen sollte, hatte einen Trupp verwegener Freibeuter aus dem traurigen Gebirgspasse Glencoe herbeigeführt. Etwas später kamen die großen Potentaten von den Hebriden. Macdonald von Sleat, der reichste und mächtigste von allen Großen, welche auf den hohen Titel des Lords der Inseln Anspruch machten, kam von Sky an der Spitze von siebenhundert Streitern. Eine Flotte von langen Böten brachte fünfhundert Macleans von Mull unter dem Commando ihres Häuptlings Sir Johann von Duart. In alten Zeiten hatte eine weit stärkere Streitmacht seine Vorfahren in die Schlacht begleitet. Aber die Macht, wenn auch nicht der Muth des Clans war durch die Arglist und durch die Waffen der Campbells gebrochen worden. Eine andre Schaar Macleans kam unter einem tapferen Anführer, der sich nach dem Lochbuy nannte, was so viel heißt als gelber See.80

Tarbet’s Rath für die Regierung

Es scheint nicht, daß ein einziger Häuptling, der keinen speciellen Grund hatte, das Haus Argyle zu fürchten und zu hassen, Dundee’s Aufruf Folge leistete. Man hat sogar starken Grund zu glauben, daß selbst die Häuptlinge, welche kamen, ruhig zu Haus geblieben sein würden, wenn die Regierung die Politik der Hochlande verstanden hätte. Nur ein talentvoller und erfahrener Staatsmann, welcher der vornehmen hochländischen Familie der Mackenzie entsprossen war, der Viscount Tarbet, verstand diese Politik gründlich. Er setzte damals Melville brieflich und Mackay mündlich nicht nur die Ursachen der krankhaften Zustände auseinander, welche die Calamitäten des Bürgerkriegs über Schottland zu bringen drohten, sondern gab auch die Heilmittel dagegen an. Die Gälen, sagt Tarbet, seien keineswegs allgemein für einen Aufstand eingenommen. Selbst von denjenigen papistischen Clans, welche keinen Grund hätten, die Unterwerfung unter das Joch der Campbells zu fürchten, sei wenig zu besorgen. Es sei notorisch, daß auch die talentvollsten und rührigsten unter den mißvergnügten Häuptlingen sich um die zwischen den Whigs und Tories obschwebenden Streitfragen gar nicht kümmerten. Lochiel insbesondere, den seine ausgezeichneten persönlichen Eigenschaften zu dem bedeutendsten Manne unter den Gebirgsbewohnern machten, frage nach Jakob eben so wenig etwas wie nach Wilhelm. Wenn die Camerons, die Macdonalds und die Macleans überzeugt werden könnten, daß ihre Güter und Ehrenstellen ihnen unter der neuen Regierung gesichert blieben, wenn Mac Callum More einige Zugeständnisse mache und Ihre Majestäten die Bezahlung einiger Pachtrückstände übernähmen, so würde Dundee die Clans mit wenig Erfolg zu den Waffen rufen. Fünftausend Pfund Sterling, meinte Tarbet, würden hinreichen, um alle celtischen Magnaten zu beschwichtigen, und in der That, obgleich diese Summe den Politikern von Westminster lächerlich klein vorkommen mochte, obgleich sie nicht größer war als der jährliche Gehalt des Oberkammerherrn oder des Kriegszahlmeisters, war sie doch enorm für einen rohen Potentaten, der zwar über Hunderte von Quadratmeilen herrschte und Hunderte von Kriegern ins Feld stellen konnte, aber vielleicht niemals fünfzig Guineen auf einmal in seiner Geldkasse gehabt hatte.81

Obwohl Tarbet von den schottischen Ministern der neuen Souveraine für einen sehr zweifelhaften Freund gehalten wurde, so verschmähte man seinen Rath doch nicht ganz. Es wurde beschlossen, den Mißvergnügten Propositionen zu machen, welche er angerathen hatte. Viel hing dabei von der Wahl eines Agenten ab, und leider bewies die getroffene Wahl, wie wenig die Vorurtheile der wilden Gebirgsstämme in Edinburg verstanden wurden. Ein Campbell wurde dazu ausersehen, für die Sache des Königs Wilhelm Männer zu gewinnen, deren Groll gegen den König Wilhelm einzig und allein den Grund hatte, daß er die Campbells begünstigte. Anerbietungen, welche durch eine solche Mittelsperson gemacht wurden, mußten natürlich als Schlinge und zugleich als Beleidigungen betrachtet werden. Unter solchen Umständen war es unnütz, daß Tarbet an Lochiel und Mackay an Glengarry schrieb. Lochiel antwortete Tarbet gar nicht, und Glengarry gab Mackay eine zwar artige, aber kalte Antwort, in welcher er dem General rieth, das Beispiel Monk’s nachzuahmen.82

Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden

Inzwischen vergeudete Mackay einige Wochen mit Märschen, Contremärschen und unentschiedenen Scharmützeln. Späterhin gestand er ehrlich ein, daß die Kenntnisse, die er sich während seiner dreißigjährigen Militärdienste auf dem Continent erworben, ihm in seiner damaligen neuen Stellung nichts nützten. Es war schwer, in einem solchen Lande den Feind zu verfolgen, und unmöglich war es, ihn dahin zu bringen, daß er eine offene Schlacht annahm. Nahrung für ein Invasionsheer war in der waldigen und steinigen Wildniß nicht zu finden; eben so wenig konnten Lebensmittel für viele Tage weit über weiche Sümpfe und steile Anhöhen transportirt werden. Der General überzeugte sich, daß er seine Leute und ihre Pferde fast zu Tode ermüdet und doch nichts erreicht hatte. Hochländische Hülfstruppen würden ihm von großem Nutzen gewesen sein; allein er hatte wenig solche Hülfstruppen. Der Häuptling der Grants, den die vorige Regierung verfolgt und der Conspiration mit dem unglücklichen Earl von Argyle angeklagt hatte, war zwar ein warmer Freund der Revolution. Zweihundert Mackay’s kamen, wahrscheinlich unter dem Einflusse von verwandtschaftlichen Gefühlen, aus dem äußersten Norden unsrer Insel, wo es in der Mitte des Sommers keine Nacht giebt, um unter einem Anführer ihres Namens zu kämpfen; im Allgemeinen aber erwarteten die Clans, die sich nicht an dem Aufstande betheiligten, den Ausgang mit kalter Gleichgültigkeit und schmeichelten sich mit der Hoffnung, daß es ihnen leicht werden würde, sich mit den Siegern auszusöhnen und daß sie an der Plünderung der Besiegten würden Theil nehmen dürfen.

 

Eine Erfahrung von wenig mehr als einem Monat überzeugte Mackay, daß es nur ein Mittel gab, durch welches die Hochlande unterworfen werden konnten. Es war nutzlos, die Gebirgsbewohner Berg auf Berg ab zu verfolgen. Eine Reihe von Festungen mußte an den wichtigsten Punkten errichtet und mit starken Besatzungen versehen werden. Der Ort, mit dem der General vorschlug den Anfang zu machen, war Inverlochy, wo die gewaltigen Ueberreste eines alten Schlosse standen und noch stehen. Dieser Posten lag nahe an einem Meeresarme und im Herzen des von den mißvergnügten Clans bewohnten Landes. Ein dort stationirtes und nöthigenfalls durch Kriegsschiffe unterstütztes starkes Truppencorps hätte zu gleicher Zeit die Macdonalds, die Camerons und die Macleans wirksam in Schach halten können.83

Während Mackay in seinen Briefen an den Staatsrath zu Edinburg die Nothwendigkeit vorstellte, auf diesen Plan einzugehen, hatte Dundee mit Schwierigkeiten zu kämpfen, welche all’ seine Energie und Geschicklichkeit nicht völlig zu bewältigen vermochte.

Militärischer Character der Hochländer

So lange die Hochländer noch eine Nation waren, die ihre eigenthümliche Verfassung hatte, waren sie in einem Sinne brauchbarer und in einem andren Sinne unbrauchbarer für militärische Zwecke als irgend eine andre Nation in Europa. Der Celte als Individuum eignete sich moralisch und physisch trefflich für den Krieg, und ganz besonders für den Krieg in einem so wilden und rauhen Lande wie das seine. Er war unerschrocken, kräftig, leichtfüßig und ertrug ohne Murren Kälte, Hunger und Anstrengungen. Ueber steile Felsen und verrätherische Sümpfe bewegte er sich eben so leicht wie die französischen Haustruppen auf der Straße von Versailles nach Marly. Er war an den Gebrauch der Waffen und an den Anblick des Blutes gewöhnt; er war ein geübter Fechter und Schütze, und bevor er jemals in Reih’ und Glied gestanden, war er schon mehr als ein halber Soldat.

Wie der einzelne Celte leicht in einen Soldaten zu verwandeln war, ebenso war ein ganzer Stamm von Celten leicht in ein Bataillon Soldaten zu verwandeln. Es bedurfte dazu nichts weiter, als daß die militärische Organisation mit der patriarchalischen Organisation in Einklang gebracht wurde. Der Häuptling mußte Oberst, sein Oheim oder sein Bruder mußte Major, die Pächter, welche gleichsam die Peerschaft des kleinen Staates bildeten, mußten die Hauptleute sein und die Compagnie jedes Hauptmanns mußte aus denjenigen Bauern bestehen, die auf seinem Grund und Boden wohnten und deren Namen, Gesichter, Verwandten und Charactere er genau kannte; die Unteroffiziere mußten aus den auf die Adlerfeder stolzen Duinhe Wassels gewählt sein, der Waffenträger war eine vortreffliche Ordonnanz, der Erbpfeifer und seine Söhne bildeten die Musikbande, und der Clan wurde so mit einem Male ein Regiment. In einem solchen Regiment herrschte vom ersten Augenblicke an die strenge Ordnung und der pünktliche Gehorsam, worin die Stärke regulärer Armeen besteht. Jeder Mann, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, war an seinem geeigneten Platze und kannte diesen Platz vollkommen. Es war nicht nöthig, den neueingerichteten Truppen erst durch Drohungen oder Strafen die Pflicht einzuschärfen, den Mann als ihr Oberhaupt zu betrachten, den sie von jeher, so lange sie denken konnten, als ihr Oberhaupt betrachtet hatten. Jeder Gemeine hatte von Kindheit an seinen Korporal sehr, seinen Hauptmann noch mehr geachtet und seinen Obersten fast angebetet. An Meuterei war daher nicht zu denken, ebenso wenig an Desertion, denn gerade diejenigen Gefühle, welche andere Soldaten am mächtigsten antreiben zu desertiren, hielten den Hochländer bei seiner Fahne. Wohin sollte er gehen, wenn er sie verließ? Alle seine Verwandten, alle seine Freunde waren um dieselbe versammelt. Trennte er sich also von ihr, so trennte er sich zugleich für immer von seiner Familie und brachte den ganzen Jammer des Heimwehs über sich, das in regulären Armeen so viele Rekruten antreibt, auf die Gefahr von körperlicher Züchtigung und Tod hin zu entlaufen. Wenn man diese Umstände erwägt, wird man sich nicht darüber wundern, daß die hochländischen Clans zuweilen große Kriegsthaten vollbracht haben.

Was aber diese Institutionen, welche einen Stamm von Hochländern, die alle dieselben Namen führten und alle demselben Oberhaupte unterthan waren, im Kampfe so furchtbar machten, machte die Nation ungeeignet für den Krieg im Großen. Nichts war leichter als Clans in tüchtige Regimenter zu verwandeln; aber nichts war schwieriger als diese Regimenter dergestalt zu vereinigen, daß sie eine tüchtige Armee bildeten. Von den Schäfern und Hirten, welche in den Reihen fochten, bis hinauf zu den Häuptlingen war Alles Harmonie und Ordnung. Jeder Mann blickte empor zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Alle blickten empor zu dem gemeinsamen Oberhaupte. Aber mit dem Häuptling schloß diese Subordinationskette. Er verstand nur zu gebieten und hatte nicht gelernt zu gehorchen. Selbst königlichen Erlassen, selbst Parlamentsedicten pflegte er nur dann Gehorsam zu bezeigen, wenn sie in vollkommenem Einklang mit seinen Neigungen standen. Man durfte nicht erwarten, daß er einer delegirten Autorität eine Achtung zollen werde, die er der höchsten Autorität zu verweigern gewohnt war. Er hielt sich für berechtigt, über die Zweckmäßigkeit jedes ihm zukommenden Befehls zu entscheiden. Von seinen Bruderhäuptlingen waren einige seine Feinde, andere seine Nebenbuhler. Es war kaum möglich, ihn abzuhalten, sie zu beleidigen, oder ihn zu überzeugen, daß sie ihn nicht beleidigten. Alle seine Untergebenen sympathisirten mit allen seinen Animositäten, betrachteten seine Ehre wie ihre eigene und waren bereit auf seinen Ruf sich um ihn gegen den Oberbefehlshaber zu schaaren. Es war daher sehr wenig Aussicht, daß durch irgend welche Mittel fünf Clans bewogen werden konnten, während eines langen Feldzugs herzlich mit einander zu cooperiren. Die meiste Hoffnung dazu war noch in dem Falle, wenn sie von einem Sachsen angeführt wurden. Es ist bemerkenswerth, daß keine der großen Thaten, welche die Hochländer während unserer Bürgerkriege vollbrachten, unter dem Commando eines Hochländers vollbracht wurde. Einige Schriftsteller haben es als einen Beweis für das außerordentliche Genie Montrose’s und Dundee’s erwähnt, daß diese Feldherren, obgleich nicht gälischen Stammes oder gälischer Sprache, im Stande gewesen waren, Bündnisse gälischer Stämme zu bilden und zu leiten. Aber gerade weil Montrose und Dundee keine Hochländer waren, vermochten sie Armeen anzuführen, welche aus hochländischen Clans zusammengesetzt waren. Wäre Montrose Häuptling der Camerons gewesen, so würden die Macdonalds sich niemals seiner Autorität gefügt haben. Wäre Dundee Häuptling des Clanronald gewesen, so würde der Glengarry ihm nie gehorcht haben. Stolze und empfindliche Männer, welche kaum den König als ihren Vorgesetzten anerkannten, würden niemals die Superiorität eines Nachbarn, eines von ihres Gleichen, eines Nebenbuhlers, ertragen haben. Viel leichter konnten sie die Obergewalt eines ausgezeichneten Fremden ertragen. Doch selbst einem solchen Fremden gestanden sie nur eine sehr beschränkte und sehr prekäre Autorität zu. Einen Häuptling vor ein Kriegsgericht zu stellen, ihn zu erschießen, ihn zu cassiren, ihn zu degradiren, ihm öffentlich einen Verweis zu geben, war unmöglich. Macdonald von Keppoch oder Maclean von Duart würde jeden Offizier todtgeschlagen haben, der ihm sein Schwert abverlangt und ihm gesagt hätte, daß er sich als Arrestanten zu betrachten habe, und Hunderte von Claymores würden augenblicklich aufgebrochen sein, um den Mörder zu beschützen. Es blieb dem Befehlshaber, unter dem diese Potentaten zu dienen sich herabließen, nichts Andres übrig als mit ihnen zu berathschlagen, sie zu bitten, ihnen zu schmeicheln, sie zu bestechen, und selbst durch diese Mittel vermochte menschliche Geschicklichkeit nur auf kurze Zeit die Eintracht zu erhalten. Denn jeder Häuptling glaubte Anspruch auf besondere Berücksichtigung zu haben, und man durfte daher keinem besondere Artigkeit erweisen, ohne die anderen zu verletzen. Der General war nichts weiter als der Präsident eines Congresses kleiner Könige. Er wurde beständig aufgefordert, Streitigkeiten wegen Stammbäumen, wegen Vorrang, oder wegen Theilung von Beute anzuhören und zu schlichten. Mochte sein Ausspruch lauten wie er wollte, Jemand mußte dadurch verletzt werden. Jeden Augenblick konnte er erfahren, daß sein rechter Flügel in Folge eines zweihundert Jahre alten Streites auf sein Centrum gefeuert habe, oder daß ein ganzes Bataillon nach seinem heimathlichen Thale zurückgekehrt sei, weil ein andres Bataillon auf den Ehrenposten gestellt worden war. Ein hochländischer Barde würde in der Geschichte des Jahres 1689 leicht Sujets gefunden haben, ganz ähnlich denen, welche der trojanische Krieg den großen Dichtern des Alterthums lieferte. Heute ist Achilles mißmuthig, hütet sein Zelt und kündigt die Absicht an, mit allen seinen Leuten abzuziehen. Morgen stürmt Ajax im Lager umher und droht dem Ulysses den Hals abzuschneiden.

Daher kam es, daß, obgleich die Hochländer in den Bürgerkriegen des 17. Jahrhunderts einige große Thaten vollbrachten, diese Thaten keine nach wenigen Wochen noch erkennbare Spuren hinterließen. Siege von seltenem und fast ungeheuerlichem Glanze zogen alle Folgen einer Niederlage nach sich. Kriegsveteranen und Soldaten waren ganz erstaunt über diese plötzlichen Glückswechsel. Es war unglaublich, daß undisciplinirte Leute solche Waffenthaten vollbracht haben sollten. Eben so unglaublich war es, daß solchen Waffenthaten, nachdem sie vollbracht waren, der Triumph der Besiegten und die Unterwerfung der Sieger auf dem Fuße gefolgt sein sollte. Nachdem Montrose rasch hintereinander Sieg auf Sieg erfochten, sah er sich mitten auf der Bahn des Glücks plötzlich von seinen Untergebenen verlassen. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen hatten seine Armee zusammengebracht. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen lösten sie auf. Die Gordons verließen ihn, weil sie sich gegen die Macdonalds zurückgesetzt glaubten. Die Macdonalds verließen ihn, weil sie die Campbells plündern wollten. Die Streitmacht, die man früher für stark genug gehalten hatte, um das Schicksal eines Königreichs zu entscheiden, schmolz binnen wenigen Tagen zusammen, und auf die Siege von Tippermuir und Kilsyth folgte die Niederlage von Philiphaugh. Dundee lebte nicht lange genug, um einen ähnlichen Glücksumschlag zu erfahren, aber man hat allen Grund zu glauben, daß, wenn er nur vierzehn Tage länger gelebt hätte, seine Geschichte ein Seitenstück zu der Geschichte Montrose’s gewesen sein würde.

Bald nachdem die Clans sich in Lochaber gesammelt hatten, machte Dundee einen Versuch sie zu überreden, daß sie sich der Disciplin einer regulären Armee unterwarfen. Er berief einen Kriegsrath zusammen, um diese Frage zu erörtern. Seine Ansicht wurde von allen denjenigen Offizieren unterstützt, welche aus dem Niederlande zu ihm gestoßen waren. Unter ihnen zeichneten sich Jakob Seton, Earl von Dunfermline, und Jakob Galloway, Lord Dunkeld, aus. Die celtischen Häuptlinge vertraten die entgegengesetzte Meinung. Lochiel, der talentvollste unter ihnen, war ihr Wortführer und verfocht die Sache mit großem Scharfsinn und natürlicher Beredtsamkeit. „Unser System,“ – so lautete der Hauptinhalt seines Raisonnements – „mag nicht das beste sein; aber wir sind von Kindheit auf dazu erzogen worden, wir verstehen es vollkommen und es steht mit unseren eigenthümlichen Institutionen, Gefühlen und Sitten im Einklange. Wenn wir auf unsre Art Krieg führen, so haben wir die Erfahrung und die Kaltblütigkeit von Veteranen. Führen wir auf andre Art Krieg, so werden wir rohe und unbeholfene Rekruten sein. Soldaten aus uns zu machen, wie die eines Cromwell und Turenne waren, dazu würden Jahre gehören, und wir haben nicht Wochen übrig. Wir haben hinreichend Zeit, unsre Disciplin zu verlernen, aber nicht Zeit genug, die eurige zu erlernen.“ Dundee erklärte sich unter großen Schmeicheleien für Lochiel überzeugt, und er war es vielleicht auch, denn die Gründe des verständigen alten Häuptlings waren durchaus nicht ohne Gewicht.84

 
80Erzählung in den Nairne Papers, Aussagen Colt’s, Osburne’s, Malcolm’s und Stewart’s von Ballachan im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690; Memoirs of Sir Ewan Cameron. Einige wenige Züge habe ich einer englischen Uebersetzung einiger Stellen aus einem verloren gegangenen epischen Gedicht in lateinischer Sprache, die Grameis genannt, entnommen. Der Verfasser desselben war ein eifriger Jakobit, Namens Philipps. Die im Jahre 1714 erschienenen Memoiren Dundee’s habe ich nur selten und nie ohne Mißtrauen benutzt. Der Herausgeber derselben war gewiß nicht, wie er vorgiebt, einer von Dundee’s Offizieren, sondern ein einfältiger und unwissender Scribent aus Grub Street. Seine Angaben in Betreff des Schauplatzes wie des Datums der Schlacht von Killiecrankie sind ganz falsch. Er sagt, sie sei an den Ufern des Tummell und am 13. Juni geschlagen worden. Aber sie wurde an den Ufern des Garry und am 27. Juli geschlagen. Nachdem ich ein solches Beispiel von Ungenauigkeit angeführt, würde es unnütz sein, kleinere Fehler nachzuweisen.
81Aus einem Briefe von Archibald, Earl von Argyle, an Lauderdale, datirt vom 25. Juni 1664, ist ersichtlich, daß hunderttausend schottische Mark, das heißt wenig mehr als fünftausend Pfund Sterling, damals alle Ansprüche Mac Callum More’s an seine Nachbarn so ziemlich befriedigt haben würden.
82Mackay’s Memoirs; Tarbet an Melville vom 1. Juni 1689 in den Leven and Melville Papers; Dundee an Melfort vom 27. Juni in den Nairne Papers.
83Siehe Mackay’s Memoiren und seinen Brief an Hamilton vom 14. Juni 1689.
84Memoirs of Sir Ewan Cameron.