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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.

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Anstalten zur Zurückweisung der Invasion in England

Unterdessen wurden die Vorbereitungen zu seiner Expedition betrieben. Er stand schon auf dem Punkte, nach dem Einschiffungsorte abzureisen, als die englische Regierung noch nicht die geringste Ahnung von der drohenden Gefahr hatte. Man wußte zwar längst, daß viele Tausend Irländer in der Normandie versammelt waren; aber man glaubte sie seien nur zu dem Zwecke versammelt, um gemustert und eingeübt zu werden, ehe sie nach Flandern, Piemont und Catalonien geschickt würden.252 Jetzt aber gestatteten die von verschiedenen Seiten eintreffenden Nachrichten keinen Zweifel mehr, daß eine Invasion fast augenblicklich versucht werden würde. Es wurden kräftige Vertheidigungsmaßregeln getroffen. Die Ausrüstung und Bemannung der Schiffe wurde energisch betrieben. Die regulären Truppen wurden zwischen London und dem Meere zusammengezogen. Auf der Anhöhe, welche Portsmouth beherrscht, wurde ein großes Lager gebildet und die Milizen im ganzen Lande aufgeboten. Zwei Westminsterregimenter und sechs Cityregimenter, welche zusammen ein Armeecorps von dreizehntausend Streitern bildeten, wurden in Hydepark aufgestellt und passirten vor der Königin die Revue. Die Milizen von Kent, Sussex und Surrey marschirten nach der Küste. Bei allen Wartfeuern wurden Wächter postirt. Einige Eidverweigerer wurden gefänglich eingezogen, andere entwaffnet, noch andere angehalten Bürgschaft zu stellen. Bei dem Earl von Huntingdon, einem angesehenen Jakobiten, wurde Haussuchung gehalten. Er hatte noch Zeit gehabt, seine Papiere zu verbrennen und seine Waffen zu verbergen; aber seine Ställe hatten ein sehr verdächtiges Aussehen. Sie enthielten Pferde genug, um eine ganze Cavallerieschwadron beritten zu machen, und obgleich dieser Umstand juristisch nicht genügte, um eine Anklage auf Hochverrath zu begründen, so wurde er doch unter den obwaltenden Verhältnissen für ausreichend gehalten, um den Staatsrath zu berechtigen, den Earl in den Tower zu schicken.253

Jakob begiebt sich zu seiner Armee bei La Hogue

Inzwischen war Jakob zu seiner Armee abgegangen, welche um das Becken von La Hogue herum an der Nordküste der unter dem Namen des Cotentin bekannten Halbinsel lagerte. Vor seiner Abreise von Saint-Germains hielt er noch ein Kapitel des Hosenbandordens, um seinen Sohn in den Orden aufnehmen zu lassen. Zwei Edelleute wurden ebenfalls mit dieser Auszeichnung beehrt: Powis, der jetzt von seinen Mitverbannten Herzog genannt wurde, und Melfort, der aus Rom zurückgekehrt und wieder Jakob’s Premierminister war.254 Selbst in diesem Augenblicke, wo es von der höchsten Wichtigkeit war, die Mitglieder der anglikanischen Kirche zu gewinnen, wurden nur Mitglieder der römischen Kirche eines Zeichens der königlichen Gunst für würdig erachtet. Powis war allerdings ein ausgezeichnetes Mitglied des englischen Adels und die Aversion seiner Landsleute gegen ihn war so gering wie sie gegen einen angesehenen Papisten nur sein konnte. Melfort aber war nicht einmal Engländer, er hatte nie ein Staatsamt in England bekleidet, hatte nie im englischen Parlament gesessen und hatte daher keinen Anspruch auf eine wesentlich englische Würde. Ueberdies wurde er von allen streitenden Parteien aller drei Königreiche gehaßt. Königliche Handschreiben, von ihm contrasignirt, waren an die Convention zu Westminster und an die Convention zu Edinburg gesandt worden, und in Westminster sowohl wie in Edinburg hatten beim Anblick seines verhaßten Namens und seiner verhaßten Handschrift selbst die eifrigsten Freunde des erblichen Rechts beschämt die Köpfe hängen lassen. Es muß selbst bei Jakob auffallend erscheinen, daß er es unter solchen Umständen für gut fand, der Welt zu verkünden, daß die Männer, die sein Volk am meisten verabscheute, diejenigen waren, die er am liebsten auszeichnete.

Jakob’s Erklärung

Noch nachtheiliger für seine Interessen war die Erklärung, in der er seinen Unterthanen seine Absichten kund that. Sie war unter allen von Jakob abgefaßten Staatsschriften diejenige, deren Unverstand am meisten in die Augen fiel. Nachdem sie alle guten Engländer jeder Farbe mit Ekel und Zorn erfüllt hatte, behaupteten die Papisten zu Saint-Germains, sie sei von einem starren Protestanten, Eduard Herbert, entworfen, der vor der Revolution Oberrichter der Common Pleas gewesen war und der jetzt den hohlen Titel eines Kanzlers führte.255 Es ist jedoch gewiß, daß Herbert nie über etwas Wichtiges zu Rathe gezogen wurde und daß die Erklärung ganz und gar Melfort’s Werk war.256 Die Eigenschaften des Kopfes und Herzens, welche Melfort zum Liebling seines Gebieters gemacht hatten, leuchteten auch in der That aus jedem Satze hervor. Nicht ein Wort war darin zu finden, welches angedeutet hätte, daß der König während einer dreijährigen Verbannung weiser geworden, daß er einen einzigen Fehler bereuete, daß er sich auch nur den kleinsten Theil der Schuld an der Revolution beimaß, die ihn vom Throne gestürzt, oder daß er sich vorgenommen hatte ein Verfahren einzuschlagen, das in irgend einer Beziehung von dem abwich, welches ihm schon verderblich geworden war. Alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen erklärte er für völlig grundlos. Schlechte Menschen hatten Verleumdungen verbreitet und schwache Menschen hätten diese Verleumdungen geglaubt. Er allein sei ohne Tadel gewesen. Er gab keine Hoffnung, daß er sich irgend eine Beschränkung der weitgehenden Dispensationsgewalt, die er früher beansprucht, gefallen lassen würde, daß er nicht wieder, den klarsten Gesetzen zum Trotz, den Geheimen Rath, die Richterbank, die öffentlichen Aemter, die Armee und die Flotte mit Papisten füllen, daß er nicht einen neuen Trupp Regulatoren ernennen würde, um alle Wahlkörper im Königreiche umzugestalten. Er geruhte zwar zu sagen, daß er die legalen Rechte der englischen Kirche aufrecht erhalten werde, aber dies hatte er früher auch schon gesagt, und Jedermann wußte, was diese Worte in seinem Munde bedeuteten. Anstatt seinem Volke Vergebung zuzusichern, drohte er ihm mit einer Proscription, furchtbarer als irgend eine, die unsre Insel je erlebt. Er veröffentlichte eine Liste von Personen, die keine Gnade zu erwarten hatten. Darunter waren Ormond, Caermarthen, Nottingham, Tillotson und Burnet. Nach dem Verzeichniß Derer, welche mit Namen zum Tode verurtheilt waren, kam eine Reihe von Kategorien. Obenan stand die ganze Masse der Landleute, welche Se. Majestät unsanft behandelt hatten, als er auf seiner Flucht in Sheerneß angehalten wurde. Diese armen unwissenden Leute, einige Hundert an der Zahl, wurden einer zweiten blutigen Assise aufgespart. Dann kamen alle Diejenigen, die an der Bestrafung eines jakobitischen Verschwörers irgend Theil genommen: Richter, Anwälte, Zeugen, Mitglieder der großen und der kleinen Juries, Sheriffs und Untersheriffs, Constabler und Kerkermeister, kurz alle Diener der Justiz, von Holt bis herab auf Ketch. Hierauf wurde allen Spionen und Angebern Rache geschworen, welche den Usurpatoren die Pläne des Hofes von Saint-Germains hinterbracht hatten. Alle Friedensrichter, die sich nicht in dem Augenblicke, wo sie von seiner Landung hörten, für ihren rechtmäßigen Souverain erklärten, alle Kerkermeister, welche die politischen Gefangenen nicht augenblicklich in Freiheit setzten, sollten der äußersten Strenge des Gesetzes anheimfallen. Keine Ausnahme war zu Gunsten eines Friedensrichters oder eines Kerkermeisters gemacht, der sich hundert Schritt von einem der Regimenter Wilhelm’s und hundert Meilen von dem nächsten Platze befand, wo es einen einzigen bewaffneten Jakobiten gab.

Man hätte erwarten sollen, daß Jakob, nachdem er in dieser Weise zahlreichen Klassen seiner Unterthanen Rache angedroht, wenigstens den übrigen eine allgemeine Amnestie versprechen würde. Allein er sagte kein Wort von einer allgemeinen Amnestie. Er versprach zwar, daß dem oder jenem Verbrecher, der nicht einer der Proscriptionskategorien angehörte und der sich durch irgend einen ausgezeichneten Dienst der Nachsicht würdig mache, specielle Begnadigung zu Theil werden solle. Aber mit dieser alleinigen Ausnahme wurde den Hunderttausenden von Verbrechern einfach angekündigt, daß das Parlament über ihr Schicksal entscheiden werde.

 

Eindruck der Erklärung Jakob’s

Die Agenten Jakob’s verbreiteten seine Erklärung schleunigst über alte Theile des Landes und erwiesen damit Wilhelm einen großen Dienst. Das allgemeine Urtheil darüber lautete, daß der verbannte Despot die Engländer doch wenigstens offen gewarnt habe und daß sie, wenn sie ihn nach einer solchen Warnung noch zurückriefen, sich nicht würden beklagen dürfen, wenn auch jede Grafschaftshauptstadt durch eine Assise besudelt werden sollte, ähnlich der, welche Jeffreys in Taunton gehalten hatte. Daß einige hundert Menschen – die Jakobiten gaben die Zahl nur auf fünfhundert an – ohne Gnade aufgehängt werden würden, sei gewiß, und Keiner, der bei der Revolution betheiligt gewesen, Keiner der für die neue Regierung zur See oder zu Lande gefochten, kein Soldat, der an der Unterwerfung Irland’s Theil genommen, kein Landmann aus Devonshire oder Bergmann aus Cornwall, der zu den Waffen gegriffen, um Weib und Kinder gegen Tourville zu vertheidigen, würde vor dem Galgen sicher sein. Wie verworfen, wie hämisch müsse der Character eines Mannes sein, der, im Begriff, die wichtigste Unternehmung durchzuführen, und nach dem edelsten aller Preise strebend, sich nicht enthalten könne zu proklamiren, daß er nach dem Blute einer Menge armer Fischer lechze, weil sie ihn vor länger als drei Jahren hin und her gestoßen und „Fratzengesicht” genannt hatten. Wenn er in dem Augenblicke, wo er die stärksten Gründe habe, sein Volk durch einen Anschein von Milde zu versöhnen zu suchen, es nicht über sich gewinnen könne, eine andre Sprache gegen dasselbe zu führen als die eines unversöhnlichen Feindes, was könne man von ihm erwarten, wenn er wieder sein Gebieter sein würde? Er habe einen so boshaften Character, daß er in einer Lage, in der andere Tyrannen zu liebreichen Worten und schönen Versprechungen griffen, nur Vorwürfe und Drohungen hervorbringen könne. Die einzigen Worte in seiner Erklärung, welche einen Anstrich von Freundlichkeit hätten, seien die, mit denen er verspreche, die fremden Truppen fortzuschicken sobald seine Autorität wiederhergestellt sein würde, und Viele meinten, daß man bei genauer Untersuchung selbst in diesen Worten einen unheimlichen Sinn entdecken müsse. Man dürfe von ihm nicht erwarten, daß er papistische Truppen fortschicken werde, die seine Unterthanen seien. Seine Absichten lägen auf der Hand. Die Franzosen gingen vielleicht, aber die Irländer würden bleiben. Das englische Volk solle durch diese dreimal unterjochten Barbaren niedergehalten werden. Ein Rapparee, der bei Newton Butler und am Boyne davongelaufen sei, werde ohne Zweifel Muth genug haben, die Schaffotte, auf denen seine Ueberwinder sterben sollten, zu bewachen und unser Land zu verwüsten, wie er sein eignes verwüstet habe.

Anstatt zu versuchen, Jakob’s Manifest zu unterdrücken, ließen die Königin und ihre Minister es wohlweislich selbst durch den Druck vervielfältigen und verbreiteten es, mit der Druckerlaubniß des Staatssekretärs und mit eingeschalteten Bemerkungen aus der Feder eines gewandten und scharfsinnigen Commentators versehen. Es wurde in vielen heftigen Pamphlets widerlegt, es wurde in Knittelverse gebracht und selbst die verwegensten und beißendsten Pasquillanten unter den Eidverweigerern wagten es nicht, es zu vertheidigen.257

Einige Eidverweigerer waren in der That so beunruhigt, als sie den durch das Manifest hervorgerufenen Eindruck bemerkten, daß sie es geflissentlich als untergeschoben behandelten und eine Schrift voll huldreicher Betheuerungen und Versprechungen als die ächte Erklärung ihres Gebieters veröffentlichten. Sie ließen ihn seinem ganzen Volke, mit Ausnahme von vier großen Verbrechern, vollständige Amnestie zusichern. Sie ließen ihn Hoffnungen auf bedeutende Steuerermäßigungen eröffnen. Sie ließen ihn sein Wort geben, daß er die ganze kirchliche Verwaltung eidverweigernden Bischöfen übertragen werde. Aber dieses Machwerk täuschte Niemanden und war nur deshalb von Wichtigkeit, weil es bewies, daß selbst die Jakobiten sich des Fürsten schämten, auf dessen Wiedereinsetzung sie hinarbeiteten.258

Niemand las die Erklärung mit größerem Erstaunen und Unwillen als Russell. Bei aller seiner Schlechtigkeit stand er unter dem Einflusse zweier Gefühle, die, wenn sie auch nicht tugendhaft genannt werden können, doch einige Verwandtschaft mit der Tugend haben und im Vergleich zu bloßer egoistischer Habsucht achtungswerth sind. Er besaß einen starken Berufsgeist und einen starken Parteigeist. Er konnte falsch gegen sein Vaterland sein, nicht aber gegen seine Flagge, und selbst nachdem er Jakobit geworden, hatte er nicht aufgehört ein Whig zu sein. Er war eigentlich nur deshalb ein Jakobit, weil er der intoleranteste und hämischeste Whig war. Er glaubte sich und seine Partei undankbarerweise von Seiten Wilhelm’s vernachlässigt und war einige Zeit durch seinen Groll zu sehr verblendet, um einzusehen, daß es von den ehemaligen Rundköpfen reiner Wahnsinn sein würde, Wilhelm dadurch zu bestrafen, daß sie Jakob zurückriefen. Die nahe Aussicht auf eine Invasion und die Erklärung, in der den Engländern klar und deutlich gesagt war, was sie zu erwarten hatten, wenn diese Invasion gelingen sollte, brachte, wie es scheint, eine plötzliche und vollständige Umwandlung in Russell’s Gesinnungen hervor, und diese Umwandlung gestand er in bestimmten Ausdrücken ein. „Ich wünsche dem König Jakob zu dienen,” sagte er zu Lloyd. „Die Sache würde sich auch thun lassen, wenn er nicht selbst schuld wäre. Aber er schlägt den verkehrten Weg mit uns ein. Vergißt er alles Geschehene, bewilligt er einen Generalpardon, dann will ich sehen was ich für ihn thun kann.” Lloyd spielte auf die Russell selbst zugedachten Ehren und Belohnungen an. Aber der Admiral fiel ihm mit einer Gesinnung, die eines besseren Mannes würdig gewesen wäre, ins Wort. „Ich will davon nichts hören. Meine Dienste sind dem Staate gewidmet. Und glauben Sie nicht, daß ich die Franzosen in unseren eigenen Meeren über uns triumphiren lassen werde. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß, wenn ich mit ihnen zusammentreffe, ich sie angreife, und wenn Se. Majestät selbst an Bord wäre.”

Diese Unterredung wurde Jakob gewissenhaft mitgetheilt; sie scheint ihn aber nicht beunruhigt zu haben. Er war in der That des festen Glaubens, daß Russell, selbst wenn er wollte, die Offiziere und Matrosen der englischen Flotte nicht würde bewegen können, gegen ihren alten König, der auch ihr alter Admiral war, zu kämpfen.

Es gelang Jakob in Gemeinschaft mit seinem Günstling Melfort, die Hoffnungen, die er hegte, Ludwig und dessen Ministern einzuflößen.259 Ohne diese Hoffnungen würde in der That wahrscheinlich jeder Gedanke, noch im Laufe dieses Jahres in England einzufallen, aufgegeben worden sein. Denn der im Winter entworfene großartige Plan war im Laufe des Frühjahrs durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen, wie sie keine menschliche Weisheit voraussehen kann, vereitelt worden. Der zum Zusammentreffen aller französischen Seestreitkräfte bei Ushant festgesetzte Zeitpunkt war längst vorüber und noch war nicht ein einziges Segel auf dem Versammlungsplatze zu sehen. Das atlantische Geschwader wurde noch durch schlechtes Wetter im Hafen von Brest zurückgehalten. Das Geschwader des mittelländischen Meeres kämpfte vergebens gegen einen starken Westwind, um die Herkulessäulen zu passiren. Zwei prächtige Schiffe waren bereits an den Felsen von Ceuta zerschellt.260 Mittlerweile waren die Admiralitäten der verbündeten Mächte sehr thätig gewesen, und noch vor Ende April war die englische Flotte zum Auslaufen bereit. Drei stolze Linienschiffe, so eben von unseren Werften vom Stapel gelassen, erschienen zum ersten Male auf dem Wasser.261 Wilhelm hatte die Seerüstungen der Vereinigten Provinzen eilig betrieben, und seine Bemühungen waren von Erfolg gewesen. Am 29. April erschien ein stattliches Geschwader aus dem Texel in den Dünen. Bald darauf kamen auch das nordholländische Geschwader, das Maasgeschwader und das Seelandgeschwader an.262

Die englische und die holländische Flotte vereinigen sich

In der zweiten Maiwoche war die gesammte Flotte der verbündeten Mächte, bestehend aus mehr als neunzig Linienschiffen mit einer Bemannung von dreißig- bis vierzigtausend der besten Seeleute der beiden großen maritimen Nationen, bei Saint-Helen versammelt. Russell führte das Obercommando. Ihm zur Seite standen Sir Ralph Delaval, Sir John Ashley, Sir Cloudesley Shovel, Contreadmiral Carter und Contreadmiral Rooke. Unter den holländischen Offizieren war Van Almonde der im Range am höchsten stehende.

Stimmung der englischen Flotte

Eine gewaltigere Flotte war noch nie im britischen Kanal erschienen. Man hatte wenig Ursache zu befürchten, daß eine solche Streitmacht in einem ehrlichen Kampfe geschlagen werden könnte. Gleichwohl herrschte in London große Besorgniß. Es war bekannt, daß es eine jakobitische Partei in der Flotte gab. Beunruhigende Gerüchte waren von Frankreich aus in Umlauf gekommen. Man erzählte sich, der Feind habe auf die Mitwirkung einiger von denjenigen Offizieren gerechnet, von deren Treue in dieser kritischen Lage das Wohl des Staats abhängen konnte. Auf Russell hatte man, so weit es sich jetzt ermitteln läßt, noch keinen Verdacht. Aber andere, wahrscheinlich minder Strafbare, waren indiscreter gewesen. In alten Kaffeehäusern wurden Admirale und Kapitäne mit Namen als Verräther bezeichnet, die sofort cassirt, wenn nicht erschossen werden sollten. Es wurde sogar mit Bestimmtheit behauptet, daß einige der Schuldigen in Arrest gebracht, andere aus dem Dienste entfernt worden seien. Die Königin und ihre Rathgeber waren in großer Verlegenheit. Es war schwer zu sagen, ob es gefährlicher sein würde, den verdächtigen Personen zu trauen oder sie zu entlassen. Marie beschloß unter vielen bangen Ahnungen, und die Folge bewies, daß ihr Entschluß sehr weise war, die schlimmen Gerüchte als Verleumdungen zu betrachten, an die Ehre der angeschuldigten Generäle feierlich zu appelliren und dann das Wohl und Wehe des Königreichs ihrem National- und Berufsgeiste anzuvertrauen.

 

Am 15. Mai wurde eine zahlreiche Versammlung von Offizieren bei Saint-Helen an Bord der „Britannia,” eines schönen Dreideckers, auf welchem Russell’s Flagge wehte, berufen. Der Admiral sagte ihnen, daß er eine Depesche erhalten habe, die er ihnen vorzulesen beauftragt sei. Sie war von Nottingham. Die Königin, schrieb der Staatssekretär, habe in Erfahrung gebracht, daß Geschichten circulirten, welche den Ruf der Flotte sehr nahe berührten. Es sei sogar behauptet worden, daß sie sich genöthigt gesehen habe, viele Offiziere zu entlassen. Allein Ihre Majestät sei entschlossen nichts zu glauben, was gegen die Treue dieser wackeren Diener des Staats spreche. Die so schändlich verleumdeten Gentlemen könnten versichert sein, daß sie volles Vertrauen in sie setze. Dieser Brief war vortrefflich berechnet, auf Diejenigen, an die er gerichtet war, einen tiefen Eindruck zu machen. Wahrscheinlich hatten sich nur sehr wenige unter ihnen etwas Schlimmeres zu schulden kommen lassen, als daß sie beim Weine in aufgeregtem Zustande unbesonnene Worte gesprochen. Sie waren bis jetzt nur Mißvergnügte. Hätten sie geglaubt verdächtig zu sein, so wären sie vielleicht aus Nothwehr Verräther geworden. Sie wurden enthusiastisch loyal, sobald sie überzeugt waren, daß die Königin volles Vertrauen in ihre Loyalität setzte. Bereitwilligst unterzeichneten sie eine Adresse, in der sie sie baten zu glauben, daß sie mit der äußersten Entschlossenheit und Freudigkeit ihr Leben zur Vertheidigung ihrer Rechte, der englischen Freiheit und der protestantischen Religion gegen alle fremden und papistischen Feinde aufs Spiel setzen würden. „Gott,” setzten sie hinzu, „erhalte Ihre Person, leite Ihre Rathgeber und gebe Ihren Waffen Glück, und möge Ihr ganzes Volk Amen sagen.”263

Die Aufrichtigkeit dieser Betheuerungen wurde bald auf die Probe gestellt. Wenige Stunden nach der Zusammenkunft an Bord der Britannia sah man von den Klippen von Portland die Masten von Tourville’s Geschwader. Ein Bote sprengte mit der Nachricht von Weymouth nach London und weckte Whitehall um drei Uhr Morgens aus dem Schlafe. Ein andrer schlug den Küstenweg ein und brachte die Nachricht Russell. Alles war bereit, und am Morgen des 17. Mai stach die verbündete Flotte in See.264

252Siehe die Monthly Mercurius vom Frühjahr 1692.
253Narcissus Luttrell’s Diary, April, May 1692; London Gazette vom 9. und 12. Mai.
254Sheridan MS.; Life of James, II. 492.
255Life of James, II. 488.
256Jakob sagte Sheridan, daß die Erklärung von Melfort verfaßt sei. Sheridan MS.
257A Letter to a Friend concerning a French Invasion to restore the late King James to his Throne, and what may be expected from him should he be successfull in it, 1692; A second Letter to a Friend concerning a French Invasion, in which Declaration lately dispersed unter the title of His Majesty’s most gracious Declaration to all his loving Subjects, commanding their Assistance against the P. of O. and his Adherents, is entirely and exactly published according to the dispersed Copies, with some short Observations upon it, 1692; The Pretences of the French Invasion examined, 1692; Reflections on the late King James’s Declaration, 1692. Die beiden erst genannten „Briefe” waren soviel ich glaube von Lloyd, Bischof von Saint-Asaph. Sheridan sagt: „Die Erklärung des Königs gefiel Niemandem und wurde in England in burleske Verse travestirt.” Ich glaube nicht, daß sich in irgend einer jakobitischen Schrift eine Vertheidigung dieser unglücklichen Erklärung findet. Ein heftiger jakobitischer Schriftsteller sagt in einer 1693 gedruckten Replik an Dr. Welwood: „Was die im vorigen Jahre erschienene Erklärung betrifft… so versichere ich Ihnen, daß sie vielen, ja fast allen Freunden des Königs eben so sehr mißfiel als sie von seinen Feinden verachtet wurde.”
258Narcissus Luttrell’s Diary, April 1692.
259Sheridan MS.; Mémoires de Dangeau.
260London Gazette vom 12. und 16. Mai 1692; Gazette de Paris vom 21. (31.) Mai 1692.
261London Gazette vom 28. April 1692.
262Desgleichen vom 2. 5. 12. 16. Mai.
263London Gazette vom 16. Mai 1692; Burchett.
264Narcissus Luttrell’s Diary; London Gazette vom 19. Mai 1692.