Za darmo

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.

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Nach und nach kam jedoch die ganze Wahrheit zum Vorschein. Aus einem ungefähr zwei Monat nach Verübung des Verbrechens in Edinburg geschriebenen Briefe geht hervor, daß die entsetzliche Geschichte unter den Jakobiten dieser Stadt bereits cursirte. Im Sommer wurde Argyle’s Regiment nach dem Süden der Insel versetzt, und Einige von der Mannschaft machten bei der Flasche auffällige Bekenntnisse von dem, was sie im vergangenen Winter zu thun gezwungen worden waren. Die Eidverweigerer bemächtigten sich bald des Fadens und verfolgten ihn entschlossen; ihre geheimen Pressen traten in Thätigkeit, und endlich, fast ein Jahr nachdem das Verbrechen begangen worden, wurde es der Welt offenbart.234 Aber die Welt war noch lange ungläubig. Die gewohnheitsmäßige Lügenhaftigkeit der jakobitischen Pasquillanten hatte ihnen eine wohlverdiente Strafe zugezogen. Jetzt, wo sie zum ersten Mal die Wahrheit sagten, glaubte man wieder sie erzählten nur einen Roman. Sie beklagten sich bitter darüber, daß die Geschichte, obgleich vollkommen authentisch, vom Publikum als eine Parteilüge betrachtet werde.235 Noch im Jahre 1695 bemerkte Hickes in einer Schrift, in der er sein Lieblingsthema von der Thebanischen Legion gegen das aus dem Stillschweigen der Geschichtsschreiber abgeleitete unwiderlegbare Argument zu vertheidigen suchte, daß man wohl daran zweifeln dürfe, ob irgend ein Geschichtsschreiber das Gemetzel von Glencoe erwähnen werde. Es gebe in England, sagt er, viele Tausend gebildete Leute, welche nie von diesem Gemetzel gehört hätten oder die es für eine bloße Fabel hielten.236

Gleichwohl begann die Strafe einiger der Schuldigen sehr bald. Hill, den man eigentlich kaum schuldig nennen kann, war sehr ängstlich. Auch Breadalbane, so verhärtet er war, fühlte den Stachel des Gewissens oder die Furcht vor der Strafe. Wenige Tage nachdem die Macdonalds zu ihrer alten Wohnstätte zurückgekehrt waren, besuchte sein Intendant die Trümmer des Hauses Glencoe und bemühte sich die Söhne des ermordeten Häuptlings zur Unterzeichnung einer Schrift zu überreden, worin sie erklärten, daß sie den Earl für unschuldig an dem vergossenen Blute hielten. Es wurde ihnen versichert, daß, wenn sie diese Erklärung abgäben, Se. Lordschaft seinen ganzen großen Einfluß aufbieten würde, um ihnen volle Amnestie und Zurückerstattung alles dessen was sie verwirkt hätten, zu verschaffen.237 Glenlyon bemühte sich nach Möglichkeit eine gleichgültige Miene zu heucheln. Er zeigte sich in dem elegantesten Kaffeehause von Edinburg und sprach laut und selbstgefällig von dem wichtigen Dienste, zu welchem er im Gebirge verwendet worden sei. Einige von seinen Soldaten jedoch, die ihn genauer beobachteten, raunten einander zu, daß alle seine Bravaden bloß Schein seien. Er sei nicht mehr der Mann, der er vor jener Nacht gewesen. Sein ganzes Aussehen sei verändert. An jedem Orte, zu jeder Stunde, er möge wachen oder schlafen, stehe Glencoe vor seinen Augen.238

Doch welche Besorgnisse Breadalbane beunruhigen, welche Fantome Glenlyon ängstigen mochten, der Master von Stair empfand weder Furcht noch Reue. Er war wohl ärgerlich, aber nur über Hamilton’s Mißgriffe und über das Entrinnen so Vieler von dem verdammten Gezücht. „Thue Recht und scheue Niemand”, so lautet die Sprache in seinen Briefen. „Kann es eine heiligere Pflicht geben als das Land von Räubern zu befreien? Das Einzige, was ich bedaure, ist, daß welche davongekommen sind.”239

Wilhelm begiebt sich auf den Continent

Am 6. März war Wilhelm, aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Kenntniß der Einzelnheiten des Verbrechens, das einen dunklen Schatten auf seinen Ruhm geworfen hat, nach dem Continent abgereist, die Königin als Viceregentin in England zurücklassend.240

Louvois’ Tod

Er würde seine Abreise wahrscheinlich aufgeschoben haben, wenn er gewußt hätte, daß die französische Regierung seit einiger Zeit großartige Anstalten zu einer Landung auf unsrer Insel traf.241 Es war ein Ereigniß eingetreten, das die Politik des Hofes von Versailles geändert hatte. Louvois war nicht mehr. Er hatte ein Vierteljahrhundert lang an der Spitze der Militärverwaltung seines Vaterlandes gestanden, hatte bei der Leitung zweier Kriege, welche das französische Gebiet vergrößert und die Welt mit dem Ruhme der französischen Waffen erfüllt hatten, eine Hauptrolle gespielt und hatte den Anfang eines dritten Krieges erlebt, der die äußerste Anstrengung seines großen Genies in Anspruch nahm. Zwischen ihm und den berühmten Feldherren, die seine Pläne in Ausführung brachten, herrschte wenig Uebereinstimmung. Sein gebieterisches Wesen und sein Selbstvertrauen trieben ihn an, sich zuviel in die Führung der Truppen im Felde zu mischen, selbst wenn diese Truppen von einem Condé, einem Turenne oder einem Luxemburg befehligt wurden. Aber er war der größte Generaladjutant, der größte Generalquartiermeister, der größte Kriegscommissar, den Europa gesehen hatte. Man kann sogar von ihm sagen, daß er in der Kunst, die Armeen zu discipliniren, zu vertheilen, zu equipiren und zu verproviantiren, eine vollständige Revolution herbeigeführt hat. Aber trotz seiner Talente und seiner Dienste war er Ludwig und der Frau, welche Ludwig beherrschte, verhaßt geworden. Das letzte Mal, wo der König und der Minister über Geschäftssachen mit einander verhandelten, kam die Mißstimmung auf beiden Seiten mit Heftigkeit zum Ausbruch. Der Diener warf im Aerger sein Portefeuille auf die Erde, und der Gebieter, welcher vergaß, was ihm selten geschah, daß ein König jederzeit Cavalier sein muß, erhob seinen Stock. Zum Glück war seine Gemahlin anwesend. Sie ergriff mit gewohnter Besonnenheit seinen Arm, führte dann Louvois aus dem Zimmer und bat ihn dringend, den folgenden Tag wiederzukommen, als ob nichts vorgefallen wäre. Er kam wirklich am folgenden Tage wieder, aber mit dem Tode im Gesicht. Der König wurde, obgleich von Groll erfüllt, zu Mitleid gerührt und rieth Louvois nach Hause zu gehen und sich zu pflegen. Noch denselben Abend starb der große Minister.242

 

Louvois hatte sich beständig allen Plänen zur Invasion in England widersetzt. Sein Tod wurde daher in Saint-Germains als ein glückliches Ereigniß betrachtet.243 Indessen mußte man sich doch betrübt stellen und einen Edelmann mit einigen Worten des Beileids nach Versailles schicken. Der Abgesandte fand den glänzenden Kreis der Höflinge auf der Terrasse über der Orangerie um ihren Gebieter versammelt. „Mein Herr,” sagte Ludwig in einem so sorglosen und heiteren Tone, daß alle Anwesenden darüber erstaunten, „bringen Sie dem Könige und der Königin von England meinen Gruß und meinen Dank und sagen Sie ihnen, das weder meine noch ihre Angelegenheiten sich in Folge dieses Ereignisses verschlechtern werden.” Diese Worte sollten ohne Zweifel andeuten, daß Louvois seinen Einfluß nicht zu Gunsten des Hauses Stuart angewendet habe.244 Eine Anerkennung jedoch, aber eine Anerkennung, die Frankreich theuer zu stehen kam, glaubte Ludwig dem Gedächtnisse seines talentvollsten Dieners zollen zu müssen. Der Marquis von Barbesieux, Louvois’ Sohn, wurde in seinem fünfundzwanzigsten Jahre an die Spitze des Kriegsdepartements gestellt. Es fehlte dem jungen Manne keineswegs an Befähigung und er war schon seit einigen Jahren zu hochwichtigen Geschäften verwendet worden. Aber er besaß heftige Leidenschaften und kein gereiftes Urtheil, und seine unerwartete Erhebung verrückte ihm den Kopf. Sein Benehmen erregte allgemeinen Unwillen. Alte Offiziere beschwerten sich, daß er sie lange antichambriren lasse, während er sich mit seinen Windspielen und seinen Schmeichlern unterhalte. Wer bei ihm vorgelassen wurde, entfernte sich empört über seine Rücksichtslosigkeit und Anmaßung. Wie es in seinem Alter ganz natürlich war, legte er nur deshalb Werth auf die Macht, weil sie ihm die Mittel bot, sich Vergnügen zu verschaffen. Millionen Laubthaler wurden auf die prachtvolle Villa verwendet, in der er die Sorgen seines Amtes in fröhlicher Gesellschaft, bei leckeren Speisen und schäumendem Champagner zu vergessen liebte. Er schützte oft einen Fieberanfall vor, um sich wegen seines Nichterscheinens im königlichen Cabinet zur bestimmten Stunde zu entschuldigen, während er thatsächlich mit seinen Vergnügungsgefährten und Maitressen die Zeit in Nichtsthun hingebracht hatte. „Der französische König,” sagte Wilhelm, „hat einen sonderbaren Geschmack; er wählt eine alte Frau zur Maitresse und einen jungen Mann zum Minister.”245

Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß Louvois durch Verfolgung des Weges, durch den er sich bei dem Hofe von Saint-Germains verhaßt gemacht, große Verdienste um sein Vaterland erworben hatte. Er ließ sich von dem jakobitischen Enthusiasmus nicht anstecken, denn er wußte sehr wohl, daß Verbannte die schlechtesten Rathgeber sind. Er war vortrefflich unterrichtet, er besaß einen außerordentlichen Scharfblick und erwog alle Möglichkeiten, und erkannte, daß eine Landung alle Aussicht hatte zu mißlingen, und zwar in sehr unheilvoller und schimpflicher Weise zu mißlingen. Jakob mochte freilich wohl danach verlangen, den Versuch zu machen, obgleich die Chancen wie Zehn zu Eins gegen ihn waren, denn er konnte gewinnen, aber nichts verlieren. Seine Thorheit und Hartnäckigkeit hatte ihm nichts gelassen, was er hätte aufs Spiel setzen können. Speise und Trank, Wohnung und Kleidung verdankte er der Mildthätigkeit. Nichts war natürlicher, als daß er bei der allergeringsten Aussicht, die drei Königreiche, die er von sich geworfen, wieder zu erlangen, geneigt war etwas ihm nicht Gehörendes, die Ehre der französischen Waffen und die Größe und das Wohl der französischen Monarchie, aufs Spiel zu setzen. Einem französischen Staatsmanne aber mußte ein solches Hazardspiel in einem ganz andren Lichte erscheinen. Doch Louvois war nicht mehr. Sein Gebieter gab dem Andringen Jakob’s nach und beschloß eine Expedition nach England zu schicken.246

Die französische Regierung beschließt eine Expedition gegen England zu unternehmen

Der Plan war in mancher Beziehung gut angelegt. Es war festgesetzt, daß an der Küste der Normandie ein Lager gebildet und daß in diesem Lager sämmtliche in französischen Diensten stehende irische Regimenter unter ihrem Landsmann Sarsfield versammelt werden sollten. Mit ihnen sollten ungefähr zehntausend Mann französischer Truppen vereinigt werden. Die ganze Armee sollte der Marschall Bellefonds commandiren.

Eine stolze Flotte von etwa achtzig Linienschiffen sollte diese Truppenmacht an die Küsten England’s begleiten. Auf den Werften der Bretagne und der Provence wurden ungeheure Zurüstungen gemacht. Vierundvierzig Linienschiffe, von denen einige die schönsten waren, welche jemals gebaut worden, waren im Hafen von Brest unter Tourville versammelt. Der Graf von Estrées sollte mit fünfundzwanzig weiteren von Toulon auslaufen. Ushant war als Vereinigungsort bestimmt. Selbst der Tag war festgesetzt. Damit es weder an Seeleuten noch an Schiffen für die beabsichtigte Expedition fehle, war aller Seehandel und alle Kaperei durch einen königlichen Erlaß auf einige Zeit untersagt.247 Dreihundert Transportschiffe wurden in der Nähe des zur Einschiffung der Truppen bestimmten Punktes versammelt. Man hoffte, daß zu Anfang des Frühjahrs, ehe die englischen Schiffe noch halb aufgetakelt und halb bemannt und ehe ein einziges holländisches Kriegsschiff im Kanal war, Alles bereit sein werde.248

Jakob glaubt, daß die englische Flotte freundschaftlich gegen ihn gesinnt sei

Jakob hatte sich sogar eingeredet, daß, selbst wenn er der englischen Flotte begegnen sollte, sie sich ihm nicht widersetzen würde. Er bildete sich ein, daß er der Liebling der Seeleute jeden Grades sei. Seine Emissäre waren sehr thätig unter den Flottenoffizieren gewesen und hatten einige gefunden, die sich seiner freundlich erinnerten, andere, die mit den jetzt am Ruder befindlichen Männern nicht zufrieden waren. All’ das ungereimte Geschwätz einer Klasse, die sich eben nicht durch Schweigsamkeit oder Discretion auszeichnete, wurde ihm mit Uebertreibungen hinterbracht, bis er zu dem Glauben verleitet war, daß er auf den Schiffen, welche unsere Küsten bewachten, mehr Freunde als Feinde habe. Er hätte jedoch wissen können, daß ein rauher Seemann, der sich von der Admiralität übel behandelt glaubte, wenn er durch gewandte Gesellschafter bearbeitet wurde, nach der dritten Flasche die guten alten Zeiten zuruckwünschen, die neue Regierung und sich selbst verfluchen konnte, weil er ein solcher Narr sei, für diese Regierung zu kämpfen, daß er aber deshalb noch keineswegs bereit war, am Tage der Schlacht zu den Franzosen überzugehen. Von den unzufriedenen Offizieren, die nach Jakob’s Meinung es nicht erwarten konnten zu desertiren, hatte die große Mehrzahl wahrscheinlich keinen andren Beweis von Zuneigung zu ihm gegeben, als ein in der Trunkenheit herausgestoßenes müßiges Wort, das sie vergessen hatten, sobald sie wieder nüchtern waren. Einer von Denjenigen, deren Beistand sie erwarteten, der Contreadmiral Carter, hatte in der That Alles was die jakobitischen Agenten sagten, gehört und vollkommen begriffen, hatte ihnen schöne Worte erwiedert und dann die ganze Geschichte der Königin und ihren Ministern hinterbracht.249

Verhalten Russell’s

Am meisten baute Jakob auf Russell. Dieser falsche, arrogante und launenhafte Staatsmann sollte die Kanalflotte befehligen. Er hatte nicht aufgehört den jakobitischen Emissären zu versichern, daß er gern eine Restauration herbeiführen wolle. Die Emissäre rechneten zuversichtlich wenn nicht auf seine unumwundene Mitwirkung, so doch auf seine Connivenz, und es unterlag keinem Zweifel, daß mit seiner Connivenz eine französische Flotte leicht eine Armee an unsere Küsten bringen konnte. Jakob schmeichelte sich mit der Hoffnung, daß er sogleich nach seiner Landung Herr der Insel sein werde. In Wahrheit aber würden nach vollbrachter Ueberfahrt die Schwierigkeiten seines Unternehmens erst begonnen haben. Vor zwei Jahren erst hatte er eine Lection bekommen, aus der er hätte Nutzen ziehen sollen. Er hatte damals sich und Andere in den irrigen Glauben eingewiegt, daß die Engländer ihn zurückwünschten, daß sie sich nach ihm sehnten und daß sie es nicht erwarten könnten, sich zu Tausenden bewaffnet zu erheben, um ihn willkommen zu heißen. Wilhelm war damals wie jetzt nicht anwesend. Damals wie jetzt war die Verwaltung in den Händen einer Frau. Damals wie jetzt waren wenig reguläre Truppen in England. Torrington hatte damals ebensoviel zum Schaden der Regierung gethan, der er diente, als Russell jetzt thun konnte. Die französische Flotte hatte damals, nachdem sie mehrere Wochen lang siegreich und dominirend im Kanal umhergefahren war, einige Truppen auf der Südküste gelandet, und die unmittelbare Folge davon war gewesen, daß ganze Grafschaften, ohne Unterschied von Tory und Whig, Hochkirchlichem oder Dissenter, sich wie ein Mann erhoben hatten, um die Fremden hinauszuwerfen, und daß die Jakobitenpartei, welche noch vor wenigen Tagen anscheinend die Hälfte der Nation bildete, sich mit schweigender Bestürzung niedergeduckt und so klein gemacht hatte, daß sie eine Zeit lang unsichtbar gewesen war. Welchen Grund hatte man nun zu glauben, daß die Massen, welche im Jahre 1690 beim ersten Aufflammen der Lärmfeuer Gewehre, Piken und Sensen ergriffen hatten, um den heimathlichen Boden gegen die Franzosen zu vertheidigen, die Franzosen jetzt als Verbündete begrüßen würden? Und in der Armee, welche Jakob diesmal begleiten solle, bildeten die Franzosen noch den minder verhaßten Theil. Die große Hälfte dieser Armee sollte aus irischen Papisten bestehen und das gemischte Gefühl von Haß und Verachtung, mit dem die irischen Papisten von den englischen Protestanten seit langer Zeit betrachtet wurden, war durch neuere Vorgänge zu einer vorher nicht gekannten Heftigkeit gesteigert worden. Die erblichen Sklaven, sagte man, seien auf einen Augenblick frei gewesen, und dieser Augenblick habe genügt zu beweisen, daß sie ihre Freiheit weder zu gebrauchen noch zu vertheidigen wüßten. Während der kurzen Dauer ihres Uebergewichts hätten sie nichts gethan, als morden und sengen und plündern und zerstören und verurtheilen und confisciren. In drei Jahren hätten sie in ihrem Vaterlande eine Verwüstung angerichtet, welche dreißig Jahre englischer Intelligenz und Betriebsamkeit nicht wiedergutmachen würden. Sie würden ihre Unabhängigkeit gegen die ganze Welt behauptet haben, wenn sie es im Fechten so weit gebracht hätten wie im Stehlen. Aber sie hätten sich schimpflich von den Mauern Londonderry’s zurückgezogen und seien wie das Wild vor den Jägern von Enniskillen geflohen. Der Fürst, den sie jetzt mit Waffengewalt auf den englischen Thron setzen zu können wähnten, habe selbst am Morgen nach der Niederlage am Boyne ihnen ihre Feigheit vorgeworfen und ihnen gesagt, daß er sich nie wieder auf ihren Wehrstand verlassen werde. Ueber diesen Punkt waren die Engländer eines Sinnes. Die Tories, die Eidverweigerer und selbst die Katholiken schmähten das unglückliche Volk eben so laut als die Whigs. Es ist daher nicht schwer zu errathen, welchen Eindruck das Erscheinen von Feinden auf unsrem Boden gemacht haben würde, die wir auf ihrem eigenen Boden besiegt und mit Füßen getreten hatten.

 

Doch Jakob glaubte trotz der neuen und harten Lehre der Erfahrung Alles was seine Correspondenten in England ihm sagten, und sie sagten ihm, daß die ganze Nation ihn ungeduldig erwarte, daß der Westen wie der Norden bereit seien, sich zu erheben, daß er auf dem Wege vom Landungsplatze nach Whitehall eben so wenig Widerstand finden werde, als wenn er in früheren Zeiten von einer Reise zurückkehrte. Ferguson zeichnete sich durch die Zuversichtlichkeit aus, mit der er einen vollständigen und unblutigen Sieg prophezeite. Er und sein Buchdrucker, schrieb er albernerweise, würden die beiden ersten Männer im Reiche sein, die für Se. Majestät zu Pferde stiegen. Viele andere Agenten reisten während des Winters und der ersten Wochen des Frühjahrs geschäftig im Lande umher. In den Grafschaften südlich vom Trent scheinen sie mit geringem Erfolge gearbeitet zu haben. Im Norden aber, besonders in Lancashire, wo die Katholiken zahlreicher und mächtiger waren als in irgend einem andren Theile des Landes und wo sich selbst unter der protestantischen Gentry mehr als die gewöhnliche Anzahl bigotter Katholiken befanden, wurden einige Anstalten zu einer Insurrection getroffen. Waffen wurden im Geheimen gekauft, Offiziere wurden ernannt und Freisassen, kleine Farmer, Reitknechte und Jäger wurden überredet, sich einreihen zu lassen. Die, welche ihre Namen einzeichnen ließen, wurden in acht Cavallerie- und Dragonerregimenter eingetheilt und erhielten Befehl sich bereit zu halten, um auf das erste Signal aufzusitzen.250

Jakob wird eine Tochter geboren

Einer von den Umständen, welche Jakob damals mit eitlen Hoffnungen erfüllten, war der, daß seine Gemahlin schwanger und ihrer Entbindung nahe war. Er hoffte, daß selbst die Böswilligkeit sich schämen werde, ferner noch die Geschichte von der Wärmflasche zu erzählen und daß Viele, welche diese Geschichte getäuscht habe, ungesäumt zu ihrer Unterthanenpflicht zurückkehren würden. Er traf diesmal alle die Vorsichtsmaßregeln, die er vier Jahre früher thörichter- und verkehrterweise zu treffen unterlassen hatte. Er wußte Briefe nach England zu befördern, welche viele angesehene Protestantinnen einluden, der bevorstehenden Entbindung beizuwohnen, und er versprach im Namen seines geliebten Bruders, des Allerchristlichsten Königs, daß es ihnen frei stehen solle, in voller Sicherheit zu kommen und zu gehen. Wäre eine von diesen Zeuginnen am Morgen des 10. Juni 1688 in den St. Jamespalast beschieden worden, so würde das Haus Stuart vielleicht heute noch auf unsrer Insel regieren. Aber es ist leichter eine Krone zu behalten als eine wiederzuerlangen. Es konnte wahr sein, daß eine verleumderische Fabel viel dazu beigetragen hatte, die Revolution herbeizuführen. Aber daraus folgte noch keineswegs, daß die vollständigste Widerlegung dieser Fabel eine Restauration herbeiführen würde. Nicht eine einzige Dame fuhr auf Jakob’s Einladung über den Kanal. Seine Gemahlin wurde glücklich von einer Tochter entbunden; allein dieses Ereigniß machte keinen bemerkbaren Eindruck auf den Zustand der öffentlichen Meinung in England.251

234Ich glaube die Umstände, welche dem Gemetzel von Glencoe einen so absonderlichen Character von Abscheulichkeit gaben, wurden zuerst von Karl Leslie im Anhange zu seiner Answer to King durch den Druck veröffentlicht. Leslie’s Antwort ist von 1692 datirt. Aber man darf nicht vergessen, daß die Jahrzahl 1692 damals bis zu dem Datum gebraucht wurde, den wir den 25. März 1693 nennen würden. Leslie’s Buch enthält einige Bemerkungen über eine Predigt von Tillotson, welche erst im November 1692 gedruckt wurde. Bald darauf erschien der Gallienus Redivivus.
235Gallienus Redivivus.
236Hickes an Burnet und Tillotson, 1695.
237Bericht von 1695.
238Gallienus Redivivus.
239Bericht von 1695.
240London Gazette vom 7. März 1691/92.
241Burnet (II. 93) sagt, der König sei damals von den Absichten der französischen Regierung nicht unterrichtet gewesen. Ralph widerspricht Burnet mit großer Bitterkeit. Daß aber Burnet Recht hatte, wird durch Wilhelm’s Correspondenz mit Heinsius unwiderleglich bewiesen. Noch am 24. April (4. Mai) schrieb Wilhelm Folgendes: „Je ne puis vous dissimuler que je commence à apprehender une descente en Angleterre, quoique je n’aye pu le croire d’abord: mais les avis sont si multipliés de tous côtés, et accompagnés de tant de particularités, qu’il n’est plus guère possible d’en douter.” Ich citire die französische Uebersetzung unter den Mackintosh-Manuscripten.
242Burnet, II. 95 und Onslow’s Note; Mémoires de Saint-Simon; Mémoires de Dangeau.
243Life of James II. 411, 412.
244Mémoires de Dangeau; Mémoires de Saint-Simon. Saint-Simon befand sich mit auf der Terrasse und beobachtete trotz seiner Jugend diese sonderbare Scene mit einem Blicke, dem nichts entging.
245Mémoires de Saint-Simon; Burnet II. 95. Guardian Nr. 48. Siehe den vortrefflichen Brief Ludwig’s an den Erzbischof von Rheims, den Voltaire in seinem Siècle de Louis XIV. anführt.
246Unter den von Macpherson abgedruckten Nairne Papers befinden sich zwei Denkschriften von Jakob, in denen er Ludwig dringend zu einer Invasion in England auffordert. Beide waren im Januar 1692 geschrieben.
247London Gazette vom 15. Febr. 1691/92.
248Mémoires de Berwick; Burnet, II. 92; Life of James II. 478, 491.
249History of the late Conspiracy, 1693.
250Life of James, II. 479, 524. Denkschriften, welche Holmes von Ferguson geliefert wurden, in den Nairne Papers.
251Life of James, II. 474.