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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.

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Fuller’s Complot

Es war ein für Marlborough sehr glücklicher Umstand, daß gerade zu der Zeit als ganz London von seiner Ungnade sprach und die Ursache von des Königs plötzlichem Zorn gegen einen Mann, der stets ein Günstling gewesen zu sein schien, zu errathen suchte, durch Wilhelm Fuller eine Anklage auf Hochverrath erhoben, genau untersucht und als böswillige Erdichtung erwiesen wurde. Die Folge davon war, daß das Publikum, das selten streng unterscheidet, in diesem Augenblicke nicht leicht dahin gebracht werden konnte, an die Existenz einer jakobitischen Verschwörung zu glauben.

Daß Fuller’s Complot weniger berühmt ist als das papistische Complot, ist mehr Schuld der Geschichtsschreiber als Fuller’s, der sein Möglichstes that, um sich einen hervorragenden Platz unter den Schurken zu sichern. Jeder, der in der Geschichte wohl bewandert ist, muß die Bemerkung gemacht haben, daß die Verderbtheit ihre temporären Moden hat, welche aufkommen und wieder verschwinden wie Kleider- und Möbelmoden. Es darf bezweifelt werden, ob in unsrem Lande vor dem Jahre 1678 irgend Jemand eine gänzlich erdichtete umständliche Geschichte von einem hochverrätherischen Complot zu dem Zwecke erfand und eidlich erhärtete, um sich dadurch einen Namen zu machen, daß er Männer, die ihm nichts gethan hatten ins Verderben stürzte. Im Jahre 1678 aber wurde dieses abscheuliche Verbrechen Mode und blieb es während der nächstfolgenden zwanzig Jahre. Prediger bezeichneten es als unsre characteristische Nationalsünde und prophezeiten, daß es ein furchtbares nationales Gericht über uns bringen werde. Gesetzgeber schlugen neue Strafen von äußerster Strenge für diese neue Schändlichkeit vor.192 Doch es wurde nicht für nöthig befunden, diese Strafen anzuwenden. Die Mode wechselte, und während der letzten hundertfunfzig Jahre ist vielleicht kein einziger Fall von dieser eigenthümlichen Art von Schlechtigkeit mehr vorgekommen.

Die Erklärung ist sehr einfach. Oates war der Gründer einer Schule. Sein Erfolg beweist, daß kein Roman so unsinnig sein kann, um nicht bei Menschen, deren Verstand durch Furcht und Haß verwirrt ist, Glauben zu finden. Seine Verleumdungen waren empörend, aber sie waren der Zeit angepaßt, er sprach zu Leuten, die ihre Leidenschaften leichtgläubig machten, und so erhob er sich durch unverschämtes und herzloses Lügen binnen einer Woche aus Armuth und Dunkel zu Luxus, Berühmtheit und Macht. Er hatte einst die geringen Zehnten eines dürftigen Vicariats dadurch vermehrt, daß er seinen Pfarrkindern die Ferkel und das Geflügel stahl.193 Jetzt bewohnte er einen Palast, bewundernde Volkshaufen begleiteten ihn auf der Straße, das Vermögen und das Leben eines Howard und eines Herbert waren in seiner Gewalt. Alsbald tauchte ein Heer von Nachahmern auf. Es schien durch Denunciren einer erdichteten Verschwörung viel mehr zu verdienen und viel weniger zu riskiren zu sein, als durch Straßenraub oder durch Beschneiden des Geldes. In Folge dessen beeilten sich die Bedloe, die Dangerfield, die Dugdale und die Turbervile, ihre Industrie einer Beschäftigung zuzuwenden, die zugleich einträglicher und minder gefährlich war als irgend eine, an die sie gewöhnt waren. Bis zur Auflösung des Oxforder Parlaments waren papistische Complots der Hauptfabrikationszweig. Dann waren sieben Jahre lang whiggistische Complots die einzigen, die etwas abwarfen. Nach der Revolution kamen die jakobitischen Complots auf; aber das Publikum war vorsichtig geworden, und obgleich die neuen falschen Zeugen in keiner Hinsicht minder geschickt waren als ihre Vorgänger, so fanden sie doch weit weniger Aufmunterung. Die Geschichte des ersten großen Schlages, das dem Treiben dieser verworfenen Race von Menschen versetzt wurde, verdient wohl ausführlich erzählt zu werden.

Im Jahre 1689 und zu Anfang des Jahres 1690 hatte Wilhelm Fuller der Regierung Dienste geleistet, wie auch die beste Regierung ihrer zuweilen bedarf, wie sie aber nur von den schlechtesten Menschen geleistet werden. Seine nützliche Verrätherei war von denen, die ihn gebraucht hatten, gebührenderweise mit Geld und mit Verachtung bezahlt worden. Ihre Freigebigkeit setzte ihn in den Stand, einige Monate wie ein eleganter Gentleman zu leben. Er nannte sich Oberst, miethete Bedienten, kleidete sie in prachtvolle Livreen, kaufte schöne Pferde, wohnte in Pall Mall und zeigte seine freche Stirn, über der eine Perrücke für funfzig Guineen thronte, in den Vorzimmern des Palastes und in der Prosceniumsloge des Theaters. Er gab sich sogar das Ansehen eines königlichen Günstlings und, als ob er geglaubt hätte Wilhelm könne ohne ihn nicht leben, folgte er Sr. Majestät zuerst nach Irland und dann zum Fürstencongreß im Haag. Fuller rühmte sich nachmals, er sei im Haag mit einem eines Gesandten würdigen Gefolge aufgetreten, habe zehn Guineen die Woche für eine Wohnung bezahlt und die schlechteste Weste, die er zu tragen sich herabgelassen habe, sei von Silberstoff zu vierzig Schilling die Yard gewesen. Eine solche Verschwendung machte ihn natürlich wieder arm. Bald nach seiner Rückkehr nach England flüchtete er sich vor den Gerichtsdienern nach Axe Yard, einem im Bezirk von Whitehall gelegenen Platze. Seine Finanzen waren trostlos; er schuldete große Summen, an die Regierung hatte er keine Ansprüche mehr; seine vergangenen Dienste waren überreichlich bezahlt worden und zukünftige Dienste erwartete man nicht von ihm; nachdem er als Kronzeuge in der Zeugenloge gestanden hatte, konnte er ferner nicht mehr als Spion bei den Jakobiten verwendet werden, und von jedem Ehrenmanne, welcher Partei er auch angehören mochte, wurde er verabscheut und gemieden.

Gerade zu dieser Zeit, als er sich in der Stimmung befand, in der der Mensch den schlimmsten Versuchungen zugänglich ist, begegnete er dem schlimmsten Versucher, dem Teufel in Menschengestalt. Oates hatte seine Freiheit, seine Begnadigung und eine Pension erhalten, die ihn zu einem reicheren Manne machten als neunzehn Zwanzigstel der Mitglieder des Standes, dessen Schande er war. Aber er war noch nicht zufrieden. Er beklagte sich, daß er jetzt nur dreihundert Pfund jährlich habe, während er in den goldenen Tagen des Complots dreimal so viel bekommen, eine prächtige Wohnung im Palaste gehabt, auf Silbergeschirr gespeist und sich in Seide gekleidet habe. Er verlangte eine Erhöhung seines Gehalts, ja er war sogar unverschämt genug, um ein geistliches Amt nachzusuchen und hielt es für hart, daß, während so viele Mitren verliehen würden, er keine Dechanei, keine Präbende, nicht einmal eine Pfarre erlangen könne. Er versäumte keine Gelegenheit, um seine Ansprüche geltend zu machen. Er trieb sich in den öffentlichen Bureaux und in den Vorzimmern der Parlamentshäuser umher. Jeden Tag konnte man ihn sehen und hören, wie er so schnell als seine ungeraden Beine ihn tragen wollten, zwischen Charing Croß und Westminster Hall hin und her lief, von Hast und Selbstgefühl aufgebläht, wie er von seinen Thaten für die gute Sache schwatzte und im Tone eines Ruderknechtes auf alle die Staatsmänner und Geistlichen schimpfte, von denen er argwöhnte, daß sie ihn bei Hofe anschwärzten und ihn um ein Bisthum brächten. Als er sah, daß bei der Landeskirche keine Hoffnung mehr für ihn war, wendete er sich zu den Baptisten. Sie nahmen ihn anfangs sehr kalt auf; aber er entwarf so rührende Schilderungen von dem wunderbaren Gnadenwerke, das in seiner Seele vorgegangen sei und gelobte so feierlich bei Jehova und den heiligen Engeln, fortan ein brennendes und leuchtendes Licht zu sein, daß es einfachen und gutherzigen Leuten schwer wurde, ihn für einen vollständigen Heuchler zu halten. Er traure, sagte er, wie eine Turteltaube. An einem Sonntage habe er gemeint, er müsse vor Gram sterben, daß er von der Gemeinschaft mit den Heiligen ausgeschlossen bleiben solle. So wurde er endlich in die Gemeinde aufgenommen; noch ehe er aber ein Jahr unter seinen neuen Freunden zugebracht, kamen sie hinter seinen wahren Character und stießen ihn feierlich als einen Heuchler aus. Von diesem Augenblicke an wurde er der Todfeind der Baptistenhäupter und verfolgte sie mit der nämlichen Heimtücke, der nämlichen Lügenhaftigkeit, der nämlichen Frechheit und der nämlichen schwarzen Bosheit, welche viele Jahre früher berühmtere Opfer ins Verderben gestürzt hatten. Die, welche noch unlängst durch die Schilderung seiner heiligen Erfahrungen erbaut worden waren, hörten ihn mit Entsetzen ausrufen, daß er sich rächen werde, daß Rache ein gottselig köstlich Ding sei, daß die Schurken, die ihn excommunicirt hätten, zu Grunde gerichtet, daß sie gezwungen werden sollten, aus ihrem Vaterlande zu flüchten, daß sie bis auf den letzten Schilling ausgezogen werden sollten. Seine Pläne wurden endlich durch ein sehr vernünftiges Decret des Kanzleigerichtshofes vereitelt, ein Decret, das auf dem Rufe eines gewöhnlichen Menschen einen tiefen Schandfleck zurückgelassen haben würde, das aber die Infamie des Titus Oates nicht erheblich vermehrte.194 Durch alle Wechselfälle jedoch war er von einer kleinen Schaar hitzköpfiger und lästerzüngiger Agitatoren umringt, die sich, obwohl von jedem ehrenwerthen Whig verabscheut und verachtet, Whigs nannten und die sich zurückgesetzt glaubten, weil sie für Gemeinheiten und Verleumdungen nicht mit den besten Kronstellen belohnt wurden.

 

Im Jahre 1691 hatte Titus, um dem Mittelpunkte der politischen Intriguen und Parteiumtrieben nahe zu sein, ein Haus innerhalb des Bezirks von Whitehall bezogen. In diesem Hause erlangte Fuller, der dicht nebenan wohnte, Zutritt. Das böse Werk, das die Memoiren Dangerfield’s in ihm begonnen hatten, als er noch ein Knabe war, wurde jetzt durch die Unterhaltung mit Oates vollendet. Der Salamancadoctor war als Zeuge nicht mehr furchtbar; aber er wurde theils durch die hämische Bosheit, die er gegen Alle empfand, die er für seine Feinde hielt, theils durch eine bloße affenartige Ruhelosigkeit und Liebe zum Unheilstiften angetrieben, das was er persönlich nicht mehr thun konnte, durch die Vermittlung Anderer zu thun. In Fuller hatte er das verdorbene Herz, die gewandte Zunge und die schamlose Stirn gefunden, welche die ersten Erfordernisse für das Amt eines falschen Anklägers sind. Es entstand eine Freundschaft, wenn man sich dieses Wortes hier bedienen darf, zwischen dem Paare. Oates öffnete Fuller sein Haus und sogar seine Börse. Der erfahrene Sünder gab dem Neulinge, theils direct, theils durch seine Anhänger, zu verstehen, daß nichts einen Mann zu solcher Bedeutung erhebe, als die Entdeckung eines Complots und daß jetzt eine Zeit sei, in der ein junger Mensch, der vor nichts zurückschrecke und Niemanden fürchte, Wunder thun könne. Die Revolution – so lautete die Sprache, welche Titus und seine Parasiten beständig führten – habe nicht viel Gutes gebracht. Die Feuerköpfe Shaftesbury’s seien nicht nach ihren Verdiensten belohnt worden. Selbst der Doctor, so weit gehe die Undankbarkeit der Menschen, werde an dem neuen Hofe mit Kälte behandelt. Schurkische Tories säßen im Staatsrathe und hätten Zutritt im königlichen Cabinet. Es würde eine edle That sein, wenn man ihre Köpfe unter das Beil brächte. Vor Allem würde es eine Lust sein, Nottingham’s langes, feierliches Gesicht auf Tower Hill zu sehen. Denn der Haß dieser schlechten Menschen gegen Nottingham kannte keine Grenzen und wurde wahrscheinlich weniger durch seine politischen Ansichten, an denen allerdings Manches auszusetzen war, als durch seinen moralischen Character erweckt, in welchem auch die strengste Untersuchung wenig finden wird, was nicht Beifall verdiente. Oates hielt seinen Schüler mit der wichtigen Miene, welche Erfahrung und Erfolg einen Lehrer anzunehmen berechtigen, eine Vorlesung über die Kunst, falsches Zeugniß abzulegen. „Sie hätten,” sprach er unter zahlreichen Schwüren und Flüchen „aus dem was Sie in Saint-Germains hörten und sahen, viel größeren Nutzen ziehen können. Nie gab es eine schönere Grundlage zu einem Complot. Aber Sie sind ein Thor, Sie sind ein Narr, ich könnte Sie prügeln. Ich würde es anders gemacht haben. Ich ging zu Karl und machte ihm die Hölle heiß. Ich nannte Lauderdale ins Gesicht einen Schurken. Der König, die Minister, die Lords und die Gemeinen hatten Furcht vor mir. Aber Sie junger Mann haben keine Courage.” Fuller war höchst erbaut durch diese Reden. Indessen wurde ihm durch einige seiner Genossen angedeutet, daß, wenn er das Geschäft betreiben wolle, Leute durch seine Zeugenaussagen an den Galgen zu bringen, er wohl thun würde, sich nicht so oft in Titus’ Gesellschaft in Kaffeehäusern zu zeigen. „Der Doctor,” sagte einer von der Bande, „ist ein vortrefflicher Mann und hat zu seiner Zeit Großes bewirkt, aber viele Leute haben ein Vorurtheil gegen ihn, und wenn sie wirklich im Begriff sind ein Complot zu entdecken, so wird es um so besser für Sie sein, je seltener man Sie in seiner Gesellschaft sieht.” Fuller stellte in Folge dessen seine Besuche in Oates’ Hause ein, erhielt aber noch immer in der Stille Instructionen von seinem großen Meister.

Man muß Fuller die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er das Geschäft eines falschen Zeugen erst ergriff, als er sich nicht mehr durch Bettelei oder Schwindelei zu erhalten vermochte. Eine Zeit lang lebte er von der Mildthätigkeit der Königin. Dann erhob er Contributionen, indem er sich für ein Mitglied der vornehmen Familie Sidney ausgab. Er schwatzte Tillotson etwas Geld ab und vergalt die Gefälligkeit des guten Erzbischofs damit, daß er sich als den Lieblingsneffen Sr. Gnaden gerirte. Allein im Herbst 1691 waren alle diese Hülfsquellen erschöpft. Nachdem Fuller in mehreren Schuldgefängnissen gesessen hatte, wurde er endlich im Gefängnisse der King’s Bench einquartirt, und jetzt hielt er es für Zeit anzukündigen, daß er ein Complot entdeckt habe.195

Er wendete sich zuerst an Tillotson und Portland; aber Beide bemerkten bald, daß er log. Seine Aussagen wurden jedoch dem Könige mitgetheilt, der, wie sich erwarten ließ, die Denunciation sowohl als den Denuncianten mit kalter Verachtung behandelte. Es blieb nun weiter nichts übrig, als zu versuchen, ob im Parlament eine Flamme angefacht werden könnte.

Bald nachdem die Häuser sich versammelt hatten, petitionirte Fuller bei den Gemeinen um Anhörung dessen was er zu sagen habe, und versprach wunderbare Enthüllungen. Er wurde aus seinem Kerker vor die Schranke des Hauses gebracht und wiederholte hier einen langen Roman. Jakob, sagte er, habe die königliche Autorität sechs Commissaren übertragen, deren erster Halifax sei. Mehr als funfzig Lords und Gentlemen hätten eine Adresse an den französischen König unterzeichnet, worin sie ihn dringend bäten, eine große Anstrengung zur Restauration des Hauses Stuart zu machen. Fuller erklärte, daß er die Adresse gesehen habe, und nannte mehrere der unterzeichneten Namen. Einige Mitglieder äußerten sich sehr stark über die Unwahrscheinlichkeit der Geschichte und über den Character des Angebers. Er sei, meinten sie, einer der größten Schurken auf Gottes Erdboden und erzähle Dinge, die man kaum glauben könne, wenn er ein Engel vom Himmel wäre. Fuller machte sich mit frecher Stimme anheischig, Beweise beizubringen, die auch dem Ungläubigsten genügen würden. Er behauptete er stehe mit einigen von Jakob’s Agenten in Verbindung, welche bereit seien wieder gut zu machen, was sie gegen ihr Vaterland verschuldet. Ihr Zeugniß werde entscheidend sein, denn sie seien im Besitz schriftlicher Beweise, welche die Schuldigen niederschmettern würden. Sie hielten damit nur deshalb zurück, weil sie einige der Verräther auf hohen Posten und in der Nähe des Königs sahen und fürchteten, sich die Feindschaft so mächtiger und so böser Menschen zuzuziehen. Fuller schloß damit, daß er eine Summe Geldes verlangte und den Gemeinen versicherte, er werde es nutzbringend verwenden.196 Wäre sein unverschämtes Verlangen erfüllt worden, so würde er wahrscheinlich seine Schulden bezahlt, seine Freiheit erlangt und sich aus dem Staube gemacht haben; aber das Haus bestand wohlweislich darauf, seine Zeugen erst zu sehen. Da begann er Ausflüchte zu machen. Die Herren seien auf dem Continent und könnten ohne Pässe nicht herüberkommen. Es wurden ihm Pässe gegeben; aber er erklärte dieselben für ungenügend. Da die Gemeinen sich fest vorgenommen hatten, der Sache auf den Grund zu gehen, überreichten sie dem Könige eine Adresse, worin sie ihn ersuchten, Fuller einen Blancogeleitsbrief in weitester Ausdehnung zu senden.197 Der König schickte den Geleitsbrief. Es vergingen sechs Wochen, und man hörte nichts von den Zeugen. Die Freunde der angeklagten Lords und Gentlemen drangen energisch darauf, daß das Haus sich für den Sommer nicht trennen dürfe, ohne über so schwere Beschuldigungen zu einer Entscheidung gekommen zu sein. Fuller wurde citirt. Er schützte Krankheit vor und behauptete, nicht zum ersten Male, die Jakobiten hätten ihn vergiftet. Aber alle seine Pläne wurden durch die lobenswerthe Eil und Energie, mit der die Gemeinen zu Werke gingen, vereitelt. Es wurde ein Ausschuß an sein Bett geschickt, mit der Weisung zu ermitteln, ob er wirklich Zeugen habe und wo diese Zeugen sich aufhielten. Die zu diesem Zwecke abgeordneten Mitglieder begaben sich in das Gefängniß der King’s Bench und fanden ihn an einer Unpäßlichkeit leidend, welche aller Wahrscheinlichkeit nach durch ein Brechmittel verursacht war, das er verschluckt hatte, um sie zu täuschen. In Antwort auf ihre Fragen gab er an, daß zwei von seinen Zeugen, Delaval und Hayes in England seien und im Hause eines katholischen Apothekers in Holborn wohnten. Sobald der Ausschuß seinen Bericht erstattet hatte, schickten die Gemeinen einige Mitglieder nach dem bezeichneten Hause. Dieses so wie alle Nebenhäuser wurden durchsucht, aber Delaval und Hayes wurden nicht gefunden und kein Mensch in der Nachbarschaft hatte je von Leuten dieses Namens etwas gesehen noch gehört. Das Haus faßte daher am letzten Sessionstage, kurz ehe der schwarze Stab an die Thür klopfte, den einstimmigen Beschluß, daß Wilhelm Fuller ein Betrüger und falscher Ankläger sei, daß er die Regierung und das Parlament beleidigt, daß er ehrenwerthe Männer verleumdet habe und daß dem Throne eine Adresse überreicht werden solle, welche darum ersuchte, ihm wegen seiner Schurkerei den Prozeß zu machen.198 Er wurde demgemäß in Untersuchung gezogen, für schuldig befunden und zu Geldstrafe, Gefängnißhaft und Ausstellung am Pranger verurtheilt. Die Ausstellung, einem Menschen in dem nicht alles Schamgefühl erstickt ist, schrecklicher als der Tod, ertrug er mit einem seiner beiden Lieblingsvorbilder, Dangerfield und Oates, würdigen Gleichmuth. Er hatte die Unverschämtheit, noch Jahre lang zu behaupten, daß er als ein Opfer der Machinationen des vorigen Königs gefallen sei, der es sich sechstausend Pfund Sterling habe kosten lassen, um ihn ins Verderben zu stürzen. Delaval und Hayes – so lautete diese Fabel – seien von Jakob persönlich instruirt gewesen. Sie hätten auf seinen Befehl Fuller überredet, sich für ihr Erscheinen mit seinem Worte zu verbürgen und dann hätten sie sich aus dem Staube gemacht und ihn dem Zorne des Hauses der Gemeinen überlassen.199 Die Geschichte wurde so aufgenommen wie sie es verdiente. Fuller sank in ein Dunkel zurück, aus dem er noch einige Male in langen Zwischenräumen zu neuer Schande auftauchte.

Schluß der Session; Bill zur Feststellung der Gehalte der Richter verworfen

Am 24. Februar 1692, ungefähr eine Stunde nachdem die Gemeinen Fuller für einen Betrüger erklärt hatten, wurden sie in den Saal der Lords beschieden. Der König dankte den beiden Häusern für ihre Loyalität und Liberalität, benachrichtigte sie, daß er bald nach dem Continent reisen müsse, und befahl ihnen, sich zu vertagen. Er ertheilte an diesem Tage vielen Bills, öffentlichen wie privaten, seine Genehmigung, als aber der Sekretär der Krone den Titel einer Bill, welche im Unterhause ohne eine einzige Abstimmung und im Oberhause ohne einen einzigen Protest angenommen worden war, vorgelesen hatte, erklärte der Sekretär der Parlamente der alten Form gemäß, der König und die Königin würden sich die Sache überlegen. Diese Worte waren vor Wilhelm’s Thronbesteigung selten ausgesprochen worden, und seit seinem Tode hat man sie nur ein Mal gehört. Von ihm aber wurde die Befugniß, gegen Gesetze, welche die Stände des Reichs angenommen hatten, sein Veto einzulegen, bei mehreren wichtigen Gelegenheiten ausgeübt. Seine Verleumder behaupteten ganz richtig, daß er eine größere Anzahl wichtiger Bills verworfen habe als alle Könige des Hauses Stuart zusammengenommen, und zogen daraus den albernen Schluß, daß er die Ansicht der Stände des Reichs weit weniger respectirt habe als seine Oheime und sein Großvater. Einem verständigen Geschichtsforscher wird es nicht schwer werden zu entdecken, warum Wilhelm zu wiederholten Malen eine Prärogative ausübte, zu welcher seine Vorfahren höchst selten ihre Zuflucht nahmen und die seine Nachfolger ganz außer Gebrauch haben kommen lassen.

 

Seine Vorgänger genehmigten leicht Gesetze, weil sie dieselben auch leicht brachen. Karl I. gab seine Zustimmung zu der Petition des Rechts und unmittelbar darauf verletzte er jede Klausel dieses wichtigen Gesetzes. Karl II. gab seine Zustimmung zu einer Acte, welche bestimmte, das mindestens alle drei Jahre ein Parlament gehalten werden sollte; aber als er starb, war das Land bereits nahe an vier Jahre ohne Parlament. Die Gesetze, welche den Gerichtshof der hohen Commission abschafften, die Gesetze, welche den Sakramentstest einführten, wurden ohne die geringste Schwierigkeit genehmigt; aber sie hielten Jakob II. nicht ab, den Gerichtshof der Hohen Commission wieder zu errichten und den Geheimen Rath, die öffentlichen Aemter, die Gerichtshöfe und die Municipalcorporationen mit Personen zu füllen, welche den Test niemals geleistet hatten. Nichts konnte natürlicher sein als daß ein König es nicht der Mühe werth hielt, seine Genehmigung einem Gesetz vorzuenthalten, dessen er sich entäußern konnte sobald er es für gut fand.

Wilhelm’s Situation war eine ganz andre. Er konnte nicht wie Die, welche vor ihm regiert hatten, im Frühjahr ein Gesetz genehmigen und es im Sommer verletzen. Er hatte, indem er der Rechtsbill seine Zustimmung ertheilte, der Dispensationsgewalt feierlich entsagt, und Klugheit sowohl wie Gewissenhaftigkeit und Ehrgefühl hielten ihn ab, den Vertrag zu brechen, kraft dessen er seine Krone trug. Ein Gesetz konnte ihm persönlich nachtheilig sein, es konnte ihm schädlich für sein Volk scheinen; aber sobald er es genehmigt hatte, war es in seinen Augen etwas Geheiligtes. Er hatte daher einen Grund, den frühere Könige nicht hatten, zu überlegen, ehe er ein solches Gesetz genehmigte. Sie gaben ihr Wort bereitwillig, weil sie kein Bedenken trugen es zu brechen. Er gab sein Wort schwer, weil er nie verfehlte es zu halten.

Obgleich indessen seine Lage weit verschieden war von der der Fürsten des Hauses Stuart, so war sie doch auch nicht genau die der Fürsten des Hauses Braunschweig. Ein Fürst des Hauses Braunschweig wird bezüglich der Ausübung jeder königlichen Prärogative von dem Rathe eines verantwortlichen Ministeriums geleitet, und dieses Ministerium muß aus der Partei genommen sein, die in den beiden Häusern, oder wenigstens im Unterhause die überwiegende ist. Es sind kaum Umstände denkbar, unter denen ein so gestellter Souverain sich weigern kann, eine Bill zu genehmigen, die von beiden Zweigen der Legislatur gebilligt worden ist. Einer solchen Weigerung würde nothwendig eines von den zwei Dingen zum Grunde liegen: daß der Souverain im Widerspruch mit dem Rathe des Ministeriums handelte, oder daß das Ministerium über eine Frage von wesentlicher Bedeutung mit einer Majorität der Gemeinen sowohl als der Lords im Streit lag. Unter jeder dieser beiden Voraussetzungen würde das Land in einer höchst kritischen Lage sein, in einer Lage, die, wenn sie lange dauerte, mit einer Revolution endigen müßte. Aber während des ersten Theils der Regierung Wilhelm’s gab es kein Ministerium. Die Spitzen der ausübenden Verwaltung waren nicht ausschließlich einer der beiden Parteien entnommen. Einige waren eifrige Whigs, andere eifrige Tories. Die aufgeklärtesten Staatsmänner hielten es nicht für verfassungswidrig, daß der König seine höchsten Prärogativen bei den wichtigsten Gelegenheiten ohne eine andre Leitung als die seines eignen Urtheils ausübt. Seine Weigerung, eine Bill zu genehmigen, welche von beiden Häusern angenommen war, verrieth daher nicht, wie eine solche Weigerung jetzt thun würde, daß die ganze Regierungsmaschine in einem Zustande gefährlicher Unordnung war, sondern nur, daß bezüglich der Zweckmäßigkeit eines besonderen Gesetzes zwischen ihm und den beiden anderen Zweigen der Legislatur eine Meinungsverschiedenheit stattfand. Eine solche Meinungsverschiedenheit konnte existiren und existirte, wie wir nachher sehen werden, wirklich zu einer Zeit, als er mit den Ständen des Reichs nicht bloß auf freundlichem, sondern auf sehr herzlichem Fuße stand.

Die Umstände, unter denen er sein Veto zum ersten Male einlegte, sind nie genau dargestellt worden. Es war ein gutgemeinter, aber ungeschickter Versuch gemacht worden, eine Reform zu vervollständigen, welche die Rechtsbill unvollständig gelassen hatte. Dieses hochwichtige Gesetz hatte der Krone die Befugniß entzogen, die Richter willkürlich abzusetzen, hatte diese aber noch nicht ganz unabhängig gemacht. Ihre Besoldungen bestanden theils in Gebühren, theils in festen Gehalten. Ueber die Gebühren hatte der König keine Gewalt, die Gehalte aber konnte er nach Belieben reduciren oder ganz entziehen. Daß Wilhelm diese Befugniß je gemißbraucht habe, wurde nicht behauptet; aber es war unzweifelhaft eine Befugniß, die kein Fürst besitzen durfte, und dies war die Ansicht beider Häuser. Es wurde daher eine Bill eingebracht, welche jedem der zwölf Richter einen Jahrgehalt von tausend Pfund sicherte. Soweit war Alles gut. Unglücklicherweise aber wurde das erbliche Einkommen mit diesen Gehalten belastet. Jetzt würde im Hause der Gemeinen kein solcher Vorschlag aufrecht erhalten werden, ohne daß vorher die königliche Genehmigung durch ein Mitglied des Geheimen Raths angezeigt worden wäre. Aber diese heilsame Regel war damals noch nicht eingeführt, und Wilhelm konnte die Eigenthumsrechte der Krone nur dadurch vertheidigen, daß er sein Veto gegen die Bill einlegte. Damals wurden, soweit es sich jetzt noch ermitteln läßt, keine Stimmen dagegen laut. Selbst die jakobitischen Pasquillanten blieben fast ganz still. Erst als die Bestimmungen der Bill vergessen waren und man sich nur ihres Namens noch erinnerte, wurde Wilhelm beschuldigt, daß er sich von dem Wunsche habe leiten lassen, die Richter in einem Zustande von Abhängigkeit zu erhalten.200

192Die Geschichte eines mißglückten Versuchs, über diesen Gegenstand Gesetze zu geben, kann in den Protokollen der Gemeinen von 1692/93 nachgelesen werden.
193North’s Examen.
194North’s Examen; Ward’s London Spy; Crosby’s English Baptists, Vol. III. chap. 2.
195Die Geschichte dieser Periode von Fuller’s Leben habe ich seiner eigenen Erzählung entnommen.
196Commons’ Journals, Dec. 2. 9. 1691; Grey’s Debates.
197Commons’ Journals, Jan. 4. 1691/92; Grey’s Debates.
198Commons’ Journals, Feb. 22. 23. 24. 1691/92.
199Fuller’s Original Letter of the late King James and others to his nearest Friends in England.
200Burnet (II. 86.) Burnet hatte offenbar vergessen was die Bill enthielt. Ralph wußte davon nichts weiter als was er von Burnet erfahren hatte. Ich habe in den zahlreichen jakobitischen Libellen der damaligen Zeit fast nirgends eine Anspielung auf den Gegenstand gefunden. In einem Pamphlet aber, welches gegen das Ende der Regierung Wilhelm’s unter dem Titel: „The Art of Governing by Parties” erschien, kommt eine bemerkenswerthe Stelle vor. Der Autor sagt: „Es fehlt uns noch eine Acte zur Begründung eines Fonds für die Gehalte der Richter; es war nach der Revolution eine darauf bezügliche Bill in beiden Parlamentshäusern durchgegangen; aber ob Se. Majestät derselben wegen eines Mangels oder aus welchem andren Grunde seine Genehmigung versagte, dessen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, daß mich der Grund damals befriedigte, und ich zweifle nicht, daß er jede derartige gute Bill zu jeder Zeit genehmigen würde.” Diese Worte überzeugten mich, daß die Bill einen ernsten Einwand zuließ, der aus dem Titel nicht hervorging und den kein Geschichtsschreiber angedeutet hat. Ich fand in den Archiven des Hauses der Lords das Originalpergament mit den Worten auf der Rückseite: „Le Roy et la Reyne s’aviseront.” Und es war mir auf den ersten Blick klar, worin der Einwand bestand. In dem Theile von Narcissus Luttrell’s Tagebuche, der sich auf diese Angelegenheit bezieht, ist eine Lücke. „Der König,” schrieb er, „genehmigte zehn öffentliche Bills und vierunddreißig Privatbills und verwarf die von den – ” Ueber die gegenwärtige Praxis des Hauses der Gemeinen in solchen Fällen siehe Hatsell’s werthvolles Werk II. 356. Ich führe die Ausgabe von 1818 an. Hatsell sagt, daß viele Bills, welche die Interessen der Krone berühren, ohne irgend eine Notifikation der königlichen Genehmigung eingebracht werden können und daß es genügt, wenn die Genehmigung bei der zweiten Lesung und selbst noch später angezeigt wird, daß aber bei einer Maßregel, welche das erbliche Einkommen berührt, die Genehmigung im ersten Stadium angezeigt werden muß.