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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.

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Wäre die Compagnie noch eine whiggistische Gesellschaft gewesen, als die Nachricht von diesen Unruhen in England ankam, so würde die Regierung das Verfahren der Empörer wahrscheinlich gebilligt und der Freibrief, von welchem das Monopol abhing, das Schicksal gehabt haben, das um dieselbe Zeit so viele Freibriefe traf. Aber während die Privatkaufleute in einer Entfernung von mehreren tausend Meilen im Namen des Königs die Compagnie bekriegten, hatte sich die Compagnie mit dem Könige ausgesöhnt. Als das Oxforder Parlament aufgelöst worden war, als viele Zeichen andeuteten, daß eine starke Reaction zu Gunsten der Prärogative bevorstehe, als alle Corporationen, die sich das Mißfallen des Königs zugezogen, für ihre Gerechtsame zu zittern begannen, fand im Ostindischen Hause eine vollständige Umwälzung statt. Child, der damals Gouverneur oder nach der neueren Ausdrucksweise Vorsitzender war, trennte sich von seinen alten Freunden, entfernte sie aus dem Directorium und schloß einen Friedens- und innigen Allianzvertrag mit dem Hofe.164 Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die nahe Verwandtschaft, in die er so eben mit dem vornehmen toryistischen Hause Beaufort getreten, einigen Antheil an diesem Wechsel seiner politischen Gesinnung hatte. Papillon, Barnardistone und ihre Anhänger verkauften ihre Actien; ihre Stellen im Ausschusse wurden mit ergebenen Freunden Child’s besetzt, und er war von nun an der Autokrat der Compagnie. Er verfügte unumschränkt über die Gelder der Compagnie und die wichtigsten Papiere wurden nicht im Archive des Comptoirs in Leadenhall Street, sondern in seinem Pulte in Wanstead aufbewahrt. Die unbegrenzte Gewalt, die er im Ostindischen Hause ausübte, setzte ihn in den Stand, ein Günstling in Whitehall zu werden, und die Gunst, die er in Whitehall genoß, befestigte seine Macht im Ostindischen Hause. Ein Geschenk von zehntausend Guineen geruhte Karl huldreichst von ihm anzunehmen. Weitere zehntausend Pfund wurden von Jakob angenommen, der sich bereitwillig herbeiließ, Actieninhaber zu werden. Alle die bei Hofe nützen oder schaden konnten, Minister, Maitressen und Priester, wurden durch Geschenke von Shawls und Seidenstoffen, Vogelnestern und Rosenöl, Beuteln voll Diamanten und Säcken voll Guineen bei guter Stimmung erhalten.165 Ueber die Ausgaben des Dictators verlangten seine Collegen keine Rechenschaft und er scheint das Vertrauen, das sie in ihn setzten, wirklich verdient zu haben. Seine mit wohlangebrachter Freigebigkeit gespendeten Geschenke trugen bald reiche Früchte. Gerade als der Hof allmächtig im Staate wurde, wurde er allmächtig am Hofe. Jeffreys fällte ein Erkenntniß zu Gunsten des Monopols und der stärksten Acte, welche zum Schutze des Monopols erlassen worden waren. Jakob ließ sein Siegel unter einen neuen Freibrief drücken, der alle der Compagnie von seinen Vorgängern ertheilten Privilegien bestätigte und erweiterte. Alle Kapitaine von Ostindienfahrern erhielten Patente von der Krone und bekamen Erlaubniß, die königliche Flagge aufzuziehen.166 Johann Child, Sir Josias’ Bruder und Gouverneur von Bombay, wurde unter dem Namen Sir John Child of Surat zum Baronet ernannt, zum Oberbefehlshaber aller englischen Streitkräfte im Orient erklärt und ermächtigt, den Titel Excellenz zu führen. Die Compagnie auf der andren Seite zeichnete sich unter vielen servilen Corporationen durch willfährige Ergebenheit gegen den Thron aus und ging allen Kaufleuten des Königreichs mit dem Beispiele der bereitwilligen und selbst freudigen Bezahlung der Zölle voran, welche Jakob zu Anfang seiner Regierung ohne Erlaubniß des Parlaments auflegte.167

Es schien, daß der ostindische Privathandel jetzt gänzlich unterdrückt und daß das durch die ganze Stärke der königlichen Prärogative beschützte Monopol gewinnbringender als je sein würde. Unglücklicherweise aber entspann sich gerade in diesem Augenblicke ein Streit zwischen den Agenten der Compagnie in Indien und der Regierung des Großmoguls. Die Frage, auf welcher Seite die Schuld sei, wurde damals heftig diskutirt und ist jetzt unmöglich noch zu entscheiden. Die Privatkaufleute schoben alle Schuld auf die Compagnie. Der Gouverneur von Bombay, versicherten sie, sei zwar stets habgierig und gewaltthätig gewesen, aber sein Baronetstitel und sein militärischer Rang hätten ihm vollends den Kopf verrückt. Selbst die in der Factorei angestellten Eingebornen hätten die Veränderung bemerkt und in ihrem gebrochenen Englisch gemurmelt, daß ein seltsamer Fluch an dem Worte Excellenz kleben müsse, denn seitdem das Oberhaupt der Fremden Excellenz genannt werde, sei jederzeit Alles zurückgegangen. Inzwischen, sagte man, habe der Bruder in England alle ungerechten und unklugen Schritte des Bruders in Indien gutgeheißen, bis endlich die der englischen Nation und der christlichen Religion zur Schande gereichende Insolenz und Raubsucht den gerechten Unwillen der einheimischen Behörden erregt hätten. Die Compagnie erhob heftige Gegenanklagen. Im Ostindischen Hause wurde erzählt, daß der Streit einzig und allein das Werk der Privatkaufleute sei, die jetzt nicht nur Schleichhändler, sondern Verräther genannt wurden. Es wurde behauptet, sie hätten durch Schmeichelei, durch Geschenke und durch falsche Anklagen die Vicekönige des Moguls bewogen, die Gesellschaft, welche in Asien die englische Krone repräsentire, zu unterdrücken und zu verfolgen. Und diese Beschuldigung scheint in der That nicht ganz ungegründet gewesen zu sein. Es ist gewiß, daß einer der unversöhnlichsten Feinde der beiden Child sich an den Hof Aurengzeb’s begab, sich am Palastthore aufstellte, den großen König anredete, als er eben zu Pferde steigen wollte, und indem er eine Petition hoch emporhielt, im Namen des gemeinschaftlichen Gottes der Christen und Muselmänner Gerechtigkeit verlangte.168 Ob Aurengzeb den Beschuldigungen, welche ungläubige Franken gegen einander erhoben, besondere Beachtung schenkte, steht zu bezweifeln. Soviel aber ist gewiß, daß ein vollständiger Bruch zwischen seinen Vicekönigen und den Dienern der Compagnie eintrat. Auf der See wurden die Schiffe seiner Unterthanen von den Engländern aufgebracht. Am Lande wurden die englischen Niederlassungen genommen und geplündert. Der Handel stockte, und die hohen Dividenden, welche trotzdem in London noch immer ausgezahlt wurden, flossen nicht mehr aus dem jährlichen Gewinn.

Gerade in dieser Krisis, während jeder in die Themse einlaufende Ostindienfahrer unwillkommene Nachrichten aus dem Orient mitbrachte, wurde die ganze Politik Sir Josias’ durch die Revolution völlig über den Haufen geworfen. Er hatte sich geschmeichelt, daß er die Gesellschaft, deren Oberhaupt er war, gegen die Machinationen der Schleichhändler gesichert habe, indem er sie innig mit der stärksten Regierung verband, die es, soweit er zurückdenken konnte, je gegeben hatte. Und diese Regierung war gestürzt und Alles was sich an das zertrümmerte Gebäude lehnte, begann zu wanken. Die Bestechungen waren unnütz weggeworfen; die Verbindungen, welche die Stärke und der Stolz der Gesellschaft gewesen, waren jetzt ihre Schwäche und ihre Schande; der König, welcher Mitglied derselben gewesen, war ein Verbannter; der Richter, der alle ihre exorbitantesten Ansprüche für rechtmäßig erklärt hatte, saß im Gefängniß. Alle alten Feinde der Compagnie, verstärkt durch die großen whiggistischen Kaufleute, welche Child aus dem Directorium entfernt hatte, verlangten Gerechtigkeit und Rache von dem whiggistischen Hause der Gemeinen, das so eben Wilhelm und Marien auf den Thron gesetzt. Keine Stimme war lauter im Anklagen als die Stimme Papillon’s, der einige Jahre vorher eifriger als irgend Jemand in London für das Monopol gewesen war.169 Die Gemeinen tadelten in harten Ausdrücken Diejenigen, welche auf St. Helena kriegsrechtliche Todesurtheile gefällt hatten, und erklärten sogar, daß einige dieser Uebelthäter von der Indemnitätsacte ausgeschlossen werden sollten.170 Die wichtige Frage, wie der Handel mit dem Orient in Zukunft betrieben werden sollte, wurde einem Ausschusse überwiesen. Der Bericht sollte am 27. Januar 1690 erstattet werden; aber gerade an diesem Tage hörte das Parlament auf zu existiren.

 

Die ersten beiden Sessionen des nächstfolgenden Parlaments waren so kurz und geschäftsreich, daß in beiden Häusern wenig über Indien gesprochen wurde. Außerhalb des Parlaments aber wurden alle Mittel der Polemik sowohl wie der Intrigue angewendet. Es erschienen über den ostindischen Handel fast eben so viele Flugschriften wie über die Eide. Der Despot von Leadenhall Street wurde mit Schmähschriften in Prosa und in Versen verfolgt und schlechte Wortspiele auf seinen Namen gemacht. Er wurde mit Cromwell, mit dem Könige von Frankreich, mit Goliath von Gath, mit dem Teufel verglichen, und es wurde mit Heftigkeit für nöthig erklärt, daß Sir Josias in jeder Acte, welche zur Regulirung unsres Handelsverkehrs mit den östlichen Meeren erlassen werden möchte, von aller Betheiligung ausdrücklich ausgeschlossen bleibe.171

Es herrschte jedoch große Meinungsverschiedenheit unter Denen, welche in dem Hasse gegen Child und gegen die Gesellschaft, deren Oberhaupt er war, übereinstimmten. Die Fabrikanten von Spitalfields, von Norwich, von Yorkshire und den westlichen Grafschaften betrachteten den Handel mit den östlichen Meeren eher als nachtheilig denn als nutzbringend für das Königreich. Die Einfuhr von indischen Spezereiwaaren wurden zwar als unschädlich, die Einfuhr von Salpeter sogar als nothwendig zugegeben, die Einfuhr von Seidenstoffen und Bengals aber, wie man die Shawls damals nannte, als ein Fluch für das Land erklärt. Die Folge des zunehmenden Geschmacks für solchen Flitterstaat sei, daß unser Gold und Silber außer Landes ginge und daß viele vortreffliche englische Stoffe in unseren Waarenmagazinen von den Motten gefressen würden. Das seien glückliche Tage für die Bewohner unserer Viehzuchtdistricte und unserer Fabrikstädte gewesen, wo jedes Kleid, jedes Behänge, jeder Bettüberzug aus Materialien verfertigt worden sei, die unsere eigenen Heerden, unsere eigenen Webstühle lieferten. Wo seien jetzt die guten alten Tapeten, welche zu den Zeiten Elisabeth’s die Wände herrschaftlicher Wohnhäuser schmückten? Sei es nicht eine Schande, einen Gentleman, dessen Vorfahren nur Stoffe getragen, welche englische Arbeiter aus englischer Wolle verfertigt, in einem Callicohemd und seidenen Strümpfen einherstolziren zu sehen? Aehnliche Beschwerden hatten einige Jahre früher dem Parlamente die Acte abgezwungen, welche vorschrieb, daß die Todten in wollene Gewänder eingehüllt werden sollten, und einige sanguinische Tuchmacher hofften, daß die Legislatur durch Ausschließung aller indischen Gewebe von unseren Häfen den Lebenden das Nämliche zur Pflicht machen werde.172

Diese Ansicht beschränkte sich jedoch auf eine Minorität. Das Publikum war in der That geneigt, die Vortheile, welche England aus dem ostindischen Handel erwachsen konnten, eher zu hoch als zu gering anzuschlagen. Die Frage, auf welche Weise diesem Handel am besten eine größere Ausdehnung zu geben sei, erregte allgemeines Interesse und wurde sehr verschieden beantwortet.

Eine kleine Partei, welche hauptsächlich aus Kaufleuten von Bristol und anderen Provinzialseehäfen bestand, behauptete, das beste Mittel zur Ausdehnung des Handels sei, daß man ihn freigebe. Sie führten die wohlbekannten Argumente an, welche beweisen, daß jedes Monopol dem Handel nachtheilig ist, und nachdem sie die allgemeine Regel festgestellt, fragten sie, warum der Handel zwischen England und Indien als eine Ausnahme von dieser Regel betrachtet werden solle. Es müsse, sagten sie, jedem Kaufmanne gestattet sein, aus jedem Hafen eine Waarenladung nach Surate oder nach Canton zu senden, wie er jetzt eine solche nach Hamburg oder Lissabon sendete.173 In unseren Tagen werden diese Ansichten nicht nur als richtig, sondern als allgemein anerkannt und in die Augen springend betrachtet werden; im 17. Jahrhundert aber wurden sie für paradox gehalten. Damals hielt man es allgemein für eine unumstößliche und fast selbstverständliche Wahrheit, daß unser Handel mit den Ländern jenseit des Caps der guten Hoffnung nur durch eine Actiengesellschaft vortheilhaft betrieben werden könne. Unser europäischer Handel, sagte man, habe keine Aehnlichkeit mit unsrem indischen Handel. Mit den europäischen Staaten stehe unsre Regierung in diplomatischen Beziehungen, und es könne, wenn nöthig, leicht eine Flotte von hier nach der Mündung der Elbe oder des Tajo geschickt werden. Am Hofe von Agra oder Peking aber hatten die Könige von England keinen Gesandten, und es befinde sich nur selten ein englisches Kriegsschiff innerhalb zehntausend Meilen von der Bai von Bengalen oder dem Golf von Siam. Da unsere Kaufleute in diesen entfernten Meeren von ihrem Souverain nicht beschützt werden könnten, so müßten sie sich selbst beschützen und zu dem Ende einige Souverainetätsrechte ausüben. Sie müßten Forts, Garnisonen und bewaffnete Schiffe haben, sie müßten Gesandtschaften abschicken und empfangen, mit dem einen asiatischen Fürsten einen Allianzvertrag schließen, mit dem andren Krieg führen dürfen. Daß aber jeder einzelne Kaufmann diese Befugniß unabhängig von den anderen haben könne, sei offenbar unmöglich. Die nach Ostindien Handel treibenden Kaufleute müßten daher zu einer Corporation verbunden werden, die wie ein Mann handeln könne. Zur Unterstützung dieser Argumente wurde das Beispiel der Holländer angeführt und allgemein für entscheidend gehalten. Denn der unermeßliche Reichthum Holland’s wurde damals allenthalben mit Bewunderung betrachtet, die um so aufrichtiger war, als sich Neid und Haß in reichem Maße damit verbanden. In Allem was sich auf den Handel bezog, galten seine Staatsmänner für Orakel und seine Institutionen für Muster.

Die große Mehrzahl Derer, welche die Compagnie angriffen, griff sie daher nicht deshalb an, weil sie mit einem Actienkapital arbeite und ausschließende Privilegien besitze, sondern weil sie von einem einzelnen Manne geleitet werde und weil dessen Leitung dem Publikum nachtheilig und nur für ihn selbst und seine Creaturen gewinnbringend gewesen sei. Das naheliegende Mittel zur Beseitigung der Uebelstände, die seine Mißverwaltung erzeugt habe, sei, das Monopol einer neuen Corporation zu ertheilen, welche so constituirt werden müsse, daß sie nicht in Gefahr kommen könne, der Herrschaft eines Despoten oder einer kleinen Oligarchie anheimzufallen. Viele Personen, welche gern Mitglieder einer solchen Corporation werden wollten, traten zu einer Gesellschaft zusammen, unterzeichneten einen Societätsvertrag und übertrugen die Wahrung ihrer Interessen einem Ausschusse, in welchem sich einige der vornehmsten Kaufleute der City befanden. Obwohl diese Gesellschaft in den Augen des Gesetzes keine Persönlichkeit war, so wurde sie doch sehr bald im Publikum als die Neue Compagnie bezeichnet, und die Feindseligkeiten zwischen der Neuen Compagnie und der Alten Compagnie verursachten wenigstens in dem geschäftigen Bienenstocke, dessen Mittelpunkt die Börse war, fast eben so große Aufregung und Spannung wie die Feindseligkeiten zwischen den Verbündeten und dem Könige von Frankreich. Das Hauptquartier der jungen Compagnie war in Dowgate, die Rauchwaarenhändler liehen derselben ihre stattliche Halle, und die Verhandlungen wurden in einem Zimmer gehalten, das wegen des Wohlgeruchs berühmt war, den das prächtige Wandgetäfel von Cedernholz ausströmte.174

Während der Streit am heftigsten war, kamen wichtige Nachrichten aus Ostindien und wurden in der London Gazette als im höchsten Grade befriedigend angekündigt. Es sei zwischen dem Großmogul und den Engländern Friede geschlossen worden, und dieser mächtige Potentat habe nicht nur seine Truppen aus den Factoreien zurückgezogen, sondern auch der Compagnie Privilegien ertheilt, die sie nie zuvor besessen. Bald jedoch erschien eine ganz andre Version der Geschichte. Child’s Feinde hatten ihn schon vor dieser Zeit der systematischen Verbreitung falscher Nachrichten beschuldigt. Jetzt, sagten sie, habe er sich im Lügen selbst übertroffen. Sie hatten sich eine authentische Abschrift des Fermans verschafft, der dem Kriege ein Ende gemacht, und sie druckten eine Uebersetzung desselben ab. Es ergab sich daraus, daß Aurengzeb den Engländern in Anbetracht ihrer Reue und eines großen Tributs in geringschätzender Weise Verzeihung für ihre früheren Vergehen gewährt, sie ermahnt, sich in Zukunft besser zu benehmen, und ihnen im Tone eines Gebieters befohlen hatte, den Hauptsünder, Sir John Child, von Macht und Vertrauensstellung zu entfernen. Sir John starb zu so gelegener Zeit, daß dieser Befehl nicht befolgt werden konnte. Aber es war nur zu augenscheinlich, daß der Friedensschluß, den die Directoren des Ostindischen Hauses als vortheilhaft und ehrenvoll dargestellt hatten, in Wirklichkeit unter Bedingungen stattgefunden, welche den englischen Namen zur Schande gereichten.175

Die zwischen der Compagnie in Leadenhall Street und der Compagnie in Dowgate über diesen Gegenstand fortwüthende Polemik erhielt während des Sommers 1691 die City in beständiger Aufregung. Im Herbste war das Parlament nicht sobald zusammengetreten, als auch beide streitende Parteien dem Hause der Gemeinen Petitionen einreichten.176 Die Petitionen wurden sogleich in ernste Erwägung gezogen und Beschlüsse von hoher Wichtigkeit gefaßt. Die erste Resolution lautete, daß der Handel mit Ostindien dem Königreiche Nutzen bringe, die zweite, daß der Handel mit Ostindien am besten durch eine mit ausschließenden Privilegien versehene Actiengesellschaft betrieben werden könne.177 Es war demnach klar, daß weder die Fabrikanten, welche den Handel verbieten, noch die Kaufleute in den Hafenstädten, die ihn frei geben wollten, die geringste Aussicht hatten, ihren Zweck zu erreichen. Die Frage drehte sich nur noch um die Alte und die Neue Compagnie. Siebzehn Jahre verflossen, ehe diese Frage aufhörte, die politischen wie commerciellen Kreise zu beunruhigen. Sie wurde der Ehre und Macht eines großen Ministers verderblich und vernichtete den Frieden und das Glück vieler Privatfamilien. Die Schriften, welche die beiden rivalisirenden Gesellschaften gegen einander vom Stapel ließen, sind nicht zu zählen. Wenn man der dramatischen Literatur jener Zeit glauben darf, war die Fehde zwischen dem Indischen Hause und der Kürschnerhalle in London zuweilen ein eben so ernstes Hinderniß für den glücklichen Verlauf von Liebesverhältnissen, wie es in Verona die Fehde zwischen den Capuleti und den Montechi gewesen war.178 Welche von den beiden streitenden Parteien die stärkere war, ist nicht leicht zu sagen. Die neue Compagnie wurde von den Whigs, die alte von den Tories unterstützt. Die neue Compagnie war populär, denn sie machte große Versprechungen und man konnte sie noch nicht beschuldigen, ihre Versprechungen nicht gehalten zu haben; sie erzielte noch keine Dividenden und wurde daher nicht beneidet; sie besaß noch nicht die Macht zu tyrannisiren, und hatte sich daher noch keiner Tyrannei schuldig gemacht. Die alte Compagnie dagegen hatte, obgleich das Publikum sie im allgemeinen nicht mit günstigem Auge betrachtete, den großen Vortheil, daß sie im Besitz war und nur in der Defensive zu verharren brauchte. Die schwere Aufgabe, einen Plan zur Regulirung des Ostindischen Handels zu entwerfen und zu beweisen, daß dieser Plan besser sei als der bisher befolgte, lastete auf der neuen Compagnie. Die alte Compagnie brauchte nur Einwendungen gegen jede vorgeschlagene Veränderung zu machen, und solche Einwendungen waren eben nicht schwer zu finden. Die Mitglieder der neuen Compagnie waren schlecht versehen mit den Mitteln, sich bei Hofe und im Parlamente Unterstützung zu erkaufen, sie hatten keine corporative Existenz, keine gemeinsame Kasse. Wenn einer von ihnen eine Bestechungssumme gab, so gab er sie aus seiner Tasche mit geringer Aussicht, sie ersetzt zu bekommen. Die alte Compagnie aber war, wenn auch von Gefahren umgeben, noch immer im Besitz ihrer ausschließenden Privilegien und verdiente noch immer enorme Summen. Ihre Actien waren zwar seit den goldenen Tagen Karl’s II. bedeutend gefallen; aber hundert Pfund wurden noch immer mit hundertzweiundzwanzig verkauft.179 Nachdem den Actionären eine hohe Dividende ausgezahlt war, blieb noch immer ein Ueberschuß, der damals vollkommen hingereicht haben würde, das halbe Cabinet zu bestechen, und dieser Ueberschuß stand zur unumschränkten Verfügung eines geschickten, entschlossenen und nicht skrupulösen Mannes, der den Kampf mit wunderbarer Gewandtheit und Beharrlichkeit fortführte.

 

Die Majorität der Gemeinen wünschte einen Vergleich zu Stande zu bringen, die alte Compagnie beizubehalten, sie aber zu reorganisiren, ihr neue Bedingungen zu stellen und ihr die Mitglieder der neuen Compagnie einzuverleiben. Zu dem Ende wurde nach langen und heftigen Debatten und mehrfachen Abstimmungen beschlossen, daß das Kapital auf anderthalb Millionen erhöht werden solle. Um zu verhindern, daß ein Einzelner oder eine kleine Junta die ganze Gesellschaft dominire, wurde beschlossen, daß fünftausend Pfund Actien der höchste Betrag sein solle, den ein einzelner Actionär besitzen dürfe, und daß Die, welche noch mehr besaßen, aufgefordert werden sollten, den Mehrbetrag zu jedem Preise nicht unter Pari zu verkaufen. Als Entgelt für das ausschließliche Privilegium, nach den östlichen Meeren Handel zu treiben, sollte die Compagnie der Krone jährlich fünfhundert Tons Salpeter zu einem niedrigen Preise liefern und jährlich für zweihunderttausend Pfund englische Manufacturwaaren ausführen.180

Eine auf diese Resolutionen basirte Bill wurde eingebracht, zweimal gelesen und einem Ausschusse überwiesen, aber fallen gelassen in Folge der bestimmten Weigerung Child’s und seiner Genossen, die angebotenen Bedingungen anzunehmen. Er hatte gegen jeden Theil des Planes etwas einzuwenden, und seine Einwendungen sind höchst interessant und ergötzlich. Der große Monopolist stellte sich auf den Standpunkt der Freihandelsprinzipien und setzte in einer äußerst scharfsinnig und gewandt geschriebenen Abhandlung die Absurdität der von den Gemeinen ersonnenen Auswege auseinander. Den Betrag der Actien zu beschränken, die in einer Hand vereinigt sein dürften, sei höchst unvernünftig, sagte er. Ein Actionär, dessen ganzes Vermögen bei dem Erfolge des ostindischen Handels auf dem Spiele stehe, werde sicherlich weit eher alle seine Fähigkeiten zur Beförderung dieses Handels aufbieten als einer, der nur soviel riskirt habe, als er ohne großen Nachtheil verlieren könne. Dem Verlangen, daß der Krone Salpeter für einen bestimmten Preis geliefert werden solle, stellte Child die unsrer Generation bekannten Argumente entgegen, welche bewiesen, daß man die Preise sich selbst regeln lassen müsse. Auf das Verlangen, daß die Compagnie sich verpflichten solle, jährlich für zweihunderttausend Pfund englische Manufacturwaaren auszuführen, erwiederte er sehr richtig, daß die Compagnie sehr gern für zwei Millionen ausführen würde, wenn der Markt soviel bedürfe, daß es aber, wenn der Markt überführt sei, reiner Wahnsinn sein würde, gute Zeuge um die halbe Welt zu senden, um von den weißen Ameisen gefressen zu werden. Es habe sich, erklärte er sehr treffend, nie als zweckmäßig erwiesen, dem Handel Fesseln anzulegen, die ihn, anstatt sein Aufblühen und seine Entwicklung zu befördern, entweder vernichten oder in falsche Bahnen drängen müßten.

Durch Child’s hartnäckigen Widerstand gereizt, überreichten die Gemeinen dem Könige eine Adresse, welche ihn ersuchte, die alte Compagnie aufzulösen und einer neuen Compagnie eine Concession unter denjenigen Bedingungen zu ertheilen, welche der Weisheit Sr. Majestät passend erscheinen dürften.181 Aus dem Wortlaute dieser Adresse ist klar ersichtlich, daß die Gemeinen den König nach der Verfassung für berechtigt hielten, ein ausschließliches Privilegium zum Handel nach Ostindien zu ertheilen.

Der König erwiederte, der Gegenstand sei höchst wichtig, er werde ihn reiflich erwägen und demnächst dem Hause eine bestimmtere Antwort geben.182 Im Parlament wurde während dieser Session nicht mehr von dem Gegenstande gesprochen; außerhalb des Parlaments aber war der Krieg heftiger als je, und die Kämpfenden nahmen es keineswegs genau mit den Mitteln, deren sie sich bedienten. Die Hauptwaffen der neuen Compagnie waren Schmähschriften, die Hauptwaffen der alten Compagnie waren Bestechungen.

In der nämlichen Woche, in welcher die Bill zur Regulirung des ostindischen Handels fallen gelassen wurde, erfuhr eine andre Bill, die große Aufregung verursacht und eine fast beispiellose Entfaltung parlamentarischer Gewandtheit hervorgerufen hatte, das nämliche Schicksal.

164Some Remarks on the Present State of the East Indian Company’s Affairs, 1690; Hamilton’s New Account of the East Indies.
165White’s Account of the East India Trade, 1691; Pierce Buttler’s Tale, 1691.
166White’s Account of the Trade to the East Indies, 1691; Hamilton’s New Account of the East Indies; Sir Johann Wyborne an Pepys aus Bombay vom 7. Jan. 1687/88.
167London Gazette vom 16. (26.) Febr. 1684/85.
168Hamilton’s New Account of the East Indies.
169Natürlich wurde Papillon der Vorwurf der Inconsequenz gemacht. Unter den damals erschienenen Pamphlets führt eines den Titel: „A Treatise concerning the East India Trade, wrote at the Instance of Thomas Papillon, Esquire, and in his House, and printed in the year 1680, and now reprinted for the better Satisfaction of himself and others.”
170Commons’ Journals, June 8. 1689.
171Zu den Flugschriften, in denen Child am heftigsten angegriffen wird, gehören unter anderen: Some Remarks on the Present State of the East India Company’s Affairs, 1690; Pierce Buttler’s Tale, 1691; und White’s Account of the Trade to the East Indies, 1691.
172Discourse concerning the East India Trade, showing it to be unprofitable to the Kingdom, by Mr. Cary; Pierce Buttler’s Tale representing the State of the Wool Case, or the East India Case truly stated, 1691. Mehrere Petitionen in dem nämlichen Sinne findet man in den Protokollen des Hauses der Gemeinen.
173Reasons against establishing an East India Company with a Joint Stock, exclusive to all others, 1691.
174Der Gesellschaftsvertrag wurde gedruckt und erlebte mehrere Auflagen. Bezüglich der Halle der Rauchwaarenhändler siehe Seymour’s History of London, 1734.
175London Gazette vom 11. Mai 1691; White’s Account of the East India Trade.
176Commons’ Journals, Oct. 28. 1691.
177Commons’ Journals, Oct. 29, 1691.
178Rowe führt in seinem „Biter,” welcher durchfiel und dies auch verdiente, einen alten Gentleman ein, der seine Tochter folgendermaßen anredet: „Du bist als ein tugendhaftes und verständiges Mädchen erzogen; würdest Du die Partei eines Elenden nehmen, der seine Actien der alten Ostindischen Compagnie verkaufte?”
179Hop an die Generalstaaten, 30. Oct. (9. Nov.) 1691.
180Hop erwähnt die lange Dauer und Heftigkeit der Debatten unterm 13. (23.) Nov. 1691; Siehe auch Commons’ Journals, Dec. 17., 18.
181Commons’ Journals, Feb. 4. 6. 1691.
182Commons’ Journals, Feb. 11. 1691.