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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.

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Die Mehrzahl der irischen Truppen erklärt sich für den Freiwilligendienst in Frankreich

Zuerst marschirte das sogenannte Regiment Royal vierzehnhundert Mann stark. Alle bis auf Sieben überschritten den verhängnißvollen Punkt. Ginkell’s Gesicht verrieth einen heftigen Unmuth. Er tröstete sich indeß wieder, als er das nächste Regiment, das aus Eingebornen von Ulster bestand, wie ein Mann Kehrt machen sah. Es war trotz der Gemeinschaft des Bluts, der Sprache und der Religion zwischen den Celten von Ulster und denen der anderen drei Provinzen eine Antipathie entstanden; auch ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Beispiel und der Einfluß Baldearg O’Donnel’s einigen Eindruck auf die Bevölkerung des Landes gemacht haben mag, das seine Vorfahren regiert hatten.132 In den meisten Regimentern waren die Meinungen getheilt; aber die große Mehrheit erklärte sich für Frankreich. Heinrich Luttrell gehörte zu Denen, welche umkehrten. Er wurde für seinen Abfall und vielleicht für noch andere Dienste mit Verleihung der großen Güter seines älteren Bruders Simon, der fest zur Sache Jakob’s hielt, mit einem Jahrgelde von fünfhundert Pfund von Seiten der Krone, und mit dem Abscheu der katholischen Bevölkerung belohnt. Nachdem er ein Vierteljahrhundert in Reichthum, Luxus und Schande gelebt, wurde Heinrich Luttrell ermordet, als er sich in seiner Sänfte durch Dublin tragen ließ, und das irische Haus der Gemeinen erklärte, man habe Grund zu vermuthen, daß er als ein Opfer der Rache der Papisten gefallen sei.133 Achtzig Jahre nach seinem Tode wurde sein Grab unweit Luttrellstown durch die Nachkommen Derer, die er verrathen, gewaltsam geöffnet und sein Schädel vermittelst einer Spitzhacke in Stücken zerschlagen.134 Der tödtliche Haß, deren Gegenstand er war, ging auch auf seinen Sohn und auf seinen Enkel über und leider hatte weder der Character seines Sohnes noch der seines Enkels Seiten, welche das Gefühl, das der Name Luttrell erweckte, zu mildern geeignet gewesen wären.135

Als der lange Zug vorbeidefilirt war, ergab es sich, daß ungefähr tausend Mann bereit waren, in Wilhelm’s Dienste zu treten. Etwa zweitausend nahmen Pässe von Ginkell an und begaben sich ruhig in ihre Heimath. Ungefähr elftausend kehrten mit Sarsfield in die Stadt zurück. Einige Stunden nachdem die Besatzung die Revue passirt hatte, wurden auch die einige Meilen von der Stadt lagernden Reiter aufgefordert, ihre Wahl zu treffen, und die meisten von ihnen entschieden sich für Frankreich.136

Viele von den Irländern, die sich für Frankreich erklärt hatten, desertiren

Sarsfield betrachtete die Truppen, welche bei ihm blieben, als unwiderruflich verpflichtet, außer Landes zu gehen, und damit sie sich nicht versucht fühlen möchten, ihre Zusage zurückzunehmen, hielt er sie innerhalb der Wälle und ließ die Thore schließen und streng bewachen. Obwohl Ginkell in seinem Aerger einige Drohungen murmelte, scheint er doch eingesehen zu haben, daß eine Einmischung seinerseits nicht gerechtfertigt war. Aber die Vorsichtsmaßregeln des irischen Generals erreichten ihren Zweck bei weitem nicht vollkommen. Es war durchaus nicht zu verwundern, daß ein abergläubischer und reizbarer Kerne, mit einer Predigt und einem Glas Branntwein im Kopfe, bereit war Alles zu versprechen was seine Priester verlangten; eben so wenig war es zu verwundern, daß, als er seinen Rausch ausgeschlafen hatte und keine Anathemen ihm mehr in den Ohren klangen, er peinliche Besorgnisse empfand. Er hatte sich verpflichtet, vielleicht auf Lebenszeit ins Exil zu gehen, weit weg von den traurigen Wasserflächen, die seinem ungebildeten Geiste ein geheimnißvolles Grauen einflößten. Alles was er verlassen sollte, zog an seinen Gedanken vorüber, der wohlbekannte Torfhaufen und das Kartoffelfeld und die Lehmhütte, die bei aller ihrer Aermlichkeit doch immer seine Heimath war. Nie sollte er die wohlbekannten Gesichter wieder um das Torffeuer sitzen sehen, nie die traulichen Klänge der alten celtischen Lieder hören. Der weite Ocean sollte zwischen ihm und dem Herde seiner greisen Eltern und seines blühenden Liebchens wogen. Einige, die den quälenden Gedanken einer solchen Trennung nicht zu ertragen vermochten und die Unmöglichkeit vor Augen sahen, bei den Schildwachen, welche die Thore hüteten, vorbeizukommen, sprangen in den Fluß und erreichten das entgegengesetzte Ufer. Doch war die Zahl dieser kühnen Schwimmer nicht groß, und die Armee würde wahrscheinlich vollzählig über den Kanal gebracht worden sein, wenn sie bis zum Einschiffungstage in Limerick geblieben wäre. Aber viele von den Schiffen auf denen die Ueberfahrt bewerkstelligt werden sollte, lagen in Cork und Sarsfield mußte mit einigen seiner besten Regimenter dahin abgehen. Dies war ein Marsch von nicht weniger als vier Tagen durch eine öde Gegend. Es war unmöglich, gewandte junge Männer, die mit allen Schlichen eines unsteten und räuberischen Lebens vertraut waren, zu verhindern, daß sie sich unter dem Schutze der Dunkelheit nach den Sümpfen und Wäldern fortstahlen. Viele Soldaten waren sogar dreist genug, am hellen Tage davonzulaufen, noch ehe die Kathedrale von Limerick ihren Blicken entschwunden war. Das Regiment Royal, das am Tage der Revue ein so auffallendes Beispiel von treuer Anhänglichkeit an die Sache Jakobs’ gegeben hatte, schmolz von vierzehnhundert auf fünfhundert Mann zusammen. Noch vor der Abfahrt des letzten Schiffes kam die Nachricht, daß die mit den ersten Schiffen Abgegangenen in Brest unfreundlich empfangen worden seien. Sie waren kärglich mit Lebensmitteln versehen worden, hatten weder Sold noch Kleidung erlangen können und mußten ohne andres Obdach als Hecken und Zäune auf freiem Felde schlafen, obgleich der Winter vor der Thür war. Man hatte Viele von ihnen äußern hören, es würde weit besser gewesen sein, in Alt-Irland zu sterben als in dem ungastlichen Lande zu leben, in das sie verbannt wären. Die Wirkung dieser Berichte war, daß Hunderte, welche lange in der Absicht auszuwandern beharrt hatten, sich im letzten Augenblicke weigerten an Bord zu gehen, ihre Waffen wegwarfen und in ihre heimathlichen Dörfer zurückkehrten.137

Die letzte Division der irischen Armee segelt von Cork nach Frankreich ab

Sarsfield bemerkte, daß eine Hauptursache der Desertion, die seine Armee lichtete, die sehr natürliche Ungeneigtheit der Leute war, ihre Familien in Dürftigkeit zurückzulassen. Cork und die Umgegend war mit den Angehörigen der Fortgehenden angefüllt. Eine große Menge Frauen, von denen viele ihre Kinder führten, trugen oder säugten, bedeckte alle Zugänge zu dem Einschiffungsplatze. Der irische General, der den Eindruck fürchtete, den die Bitten und Klagen dieser armen Geschöpfe unfehlbar hervorbringen mußten, erließ eine Proklamation, in der er seinen Soldaten versicherte, daß es ihnen erlaubt sein solle, ihre Frauen und Familien nach Frankreich mitzunehmen. Es wäre eine Beleidigung für das Andenken eines so tapferen und biederen Mannes, wollte man annehmen, daß er dieses Versprechen mit der Absicht gegeben habe, es nicht zu halten. Viel wahrscheinlicher ist es, daß er die Anzahl Derer, welche die Ueberfahrt verlangen konnten, zu niedrig anschlug, und daß er sich außer Stande sah, sein Wort zu halten, als es bereits zu spät war, andere Einrichtungen zu treffen. Nachdem die Soldaten eingeschifft waren, fand man zwar noch Raum für die Familien Vieler; aber es blieben doch eine große Menge am Lande zurück, welche kläglich baten, an Bord genommen zu werden. Als das letzte Boot abstieß, stürzten sich Viele in die Brandung. Einige Weiber erfaßten die Taue, wurden in tiefes Wasser mit fortgezogen, ließen nicht los, bis ihre Hände zerschnitten waren, und kamen in den Wellen um. Die Schiffe begannen sich in Bewegung zu setzen. Ein wildes, entsetzliches Geschrei erscholl am Ufer und erregte ungewohntes Mitleid in Herzen, welche durch Haß gegen den irischen Volksstamm und gegen den römischen Glauben gestählt waren. Selbst der strenge Cromwellianer, jetzt endlich nach einem dreijährigen verzweifelten Kampfe der unbestrittene Herr der blutgetränkten und verwüsteten Insel, konnte nicht ungerührt den Schmerzensschrei vernehmen, in welchem sich die ganze Wuth und der ganze Kummer einer besiegten Nation aussprach.138

 

Die Segel verschwanden. Der abgezehrte und muthlose Schwarm Derer, die ein härterer Schlag als der Tod zu Wittwen und Waisen gemacht, zerstreute sich, um sich durch ein verwüstetes Land nach Hause zu betteln oder niederzusinken und an der Straße vor Gram und Hunger zu sterben. Die Verbannten gingen, um in fremden Feldlagern die Disciplin zu lernen, ohne welche der natürliche Muth von geringem Werthe ist, und um auf fernen Schlachtfeldern die Ehre wieder zu erkämpfen, welche daheim durch eine lange Reihe von Niederlagen verloren worden war.

Zustand Irland’s nach dem Kriege

In Irland war Friede. Die Herrschaft der Colonisten war unumschränkt und die eingeborne Bevölkerung zeigte die grauenvolle Ruhe der Erschöpfung und der Verzweiflung. Gewaltthätigkeiten, Räubereien, Brandstiftungen und Mordthaten kamen wohl noch immer vor, aber mehr als ein Jahrhundert verging ohne einen allgemeinen Aufstand. Während dieses Jahrhunderts wurden in Großbritannien durch die Anhänger des Hauses Stuart zwei Revolutionen angestiftet. Aber weder als der ältere Prätendent in Scone gekrönt wurde, noch als der jüngere in Holyrood sein Hoflager hielt, wurde das Banner dieses Hauses in Connaught oder Munster aufgepflanzt. Sogar im Jahre 1745, als die Hochländer gegen London marschirten, waren die Katholiken Irland’s so ruhig, daß der Vicekönig ohne die mindeste Gefahr mehrere Regimenter zur Verstärkung der Armee des Herzogs von Cumberland über den St. Georgskanal senden konnte. Diese Unterwürfigkeit war jedoch nicht eine Folge der Zufriedenheit, sondern lediglich der Bestürzung und Entmuthigung. Der Stahl war tief ins Herz gedrungen. Die Erinnerung an vergangene Niederlagen, die Gewohnheit, alltäglich Insulten und Bedrückungen zu ertragen, hatten den Muth der unglücklichen Nation gebrochen. Es gab zwar noch irische Katholiken von großer Befähigung, Energie und Ehrgeiz; aber sie waren überall, nur nicht in Irland zu finden: in Versailles und in St. Ildefonso, in den Armeen Friedrich’s und in den Armeen Maria Theresia’s. Einer der Verbannten wurde Marschall von Frankreich. Ein Andrer wurde Premierminister von Spanien. Wäre er in seinem Vaterlande geblieben, so würden sich alle die unwissenden und unbedeutenden Squires, welche auf das Gedächtniß der glorreichen und denkwürdigen Zeit tranken, ihn als tief unter sich stehend betrachtet haben. In seinem Palaste zu Madrid hatte er das Vergnügen, den Gesandten Georg’s II. sich eifrig um seine Gunst bewerben zu sehen und dem Gesandten Georg’s III. in stolzen Ausdrücken Trotz bieten zu können.139 Ueber ganz Europa fand man tapfere irische Generäle, gewandte irische Diplomaten, irische Grafen, irische Barone, irische Ritter des St. Ludwigs- und des St. Leopoldsordens, des weißen Adlers und des goldenen Vließes zerstreut, die, wenn sie im Hause der Knechtschaft geblieben wären, kaum Fähndriche in Infanterieregimentern oder Bürger kleiner Corporationen hätten werden können. Nachdem diese Männer, die natürlichen Oberhäupter ihres Stammes, entfernt worden, waren die noch Zurückgebliebenen gänzlich hülflos und passiv. Eine Erhebung des irischen Elements gegen das englische war eben so wenig zu befürchten, wie eine Erhebung der Frauen und Kinder gegen die Männer.140

Es gab zwar damals heftige Streitigkeiten zwischen dem Mutterlande und der Colonie; aber für diese Streitigkeiten interessirte sich die eingeborne Bevölkerung eben so wenig wie die rothen Indianer für den Streit zwischen Altengland und Neuengland über das Stempelgesetz. Die herrschende Minderheit, selbst wenn in Aufruhr gegen die Regierung, kannte keine Gnade für etwas das wie Aufruhr seitens der unterworfenen Mehrheit aussah. Keiner von den römischen Patrioten, welche Julius Cäsar ermordeten, weil er nach dem Königstitel strebte, würde das geringste Bedenken getragen haben, eine ganze Gladiatorenschule zu kreuzigen, die es versucht hätte, sich der abscheulichsten und schimpflichsten Knechtschaft zu entziehen. Keiner der virginischen Patrioten, welche ihre Lostrennung vom britischen Reiche damit rechtfertigten, daß sie es für eine selbstverständliche Wahrheit erklärten, daß der Schöpfer allen Menschen ein unveräußerliches Recht auf die Freiheit gegeben habe, würde das mindeste Bedenken getragen haben, einen Negersklaven niederzuschießen, der auf dieses unveräußerliche Recht Anspruch gemacht hätte. Ebenso waren die protestantischen Herren von Irland, während sie sich prahlerisch zu den politischen Doctrinen Locke’s und Sidney’s bekannten, der Meinung, daß ein Volk, das celtisch sprach und die Messe hörte, in diesen Lehren nicht mit inbegriffen sei. Molyneux zog die Suprematie der englischen Legislatur in Zweifel. Swift griff mit den schärfsten Waffen des Spottes und Hohnes jeden Theil des Regierungssystems an. Lucas beunruhigte die Verwaltung Lord Harrington’s. Boyle stürzte die Verwaltung des Herzogs von Dorset. Aber weder Molyneux noch Swift, weder Lucas noch Boyle dachten jemals daran, an die eingeborne Bevölkerung zu appelliren. Sie würden eben so leicht daran gedacht haben, an die Schweine zu appelliren.141 Zu einer späteren Zeit stachelte Heinrich Flood die dominirende Klasse auf, eine Parlamentsreform zu verlangen und zur Erlangung dieser Reform selbst revolutionäre Mittel anzuwenden. Aber weder er noch Diejenigen, die ihn als ihren Führer betrachteten und auf sein Geheiß bis dicht an den Rand des Hochverraths gingen, wollten der unterworfenen Klasse auch nur den kleinsten Antheil an der politischen Macht einräumen. Der tugendhafte und gebildete Charlemont, ein Whig unter den Whigs, verbrachte ein langes Leben im Kampfe für das was er die Freiheit seines Vaterlandes nannte. Aber er stimmte gegen das Gesetz, welches katholischen Grundbesitzern das Wahlrecht verlieh, und er starb mit der feststehenden Meinung, daß das Parlamentshaus von katholischen Mitgliedern rein gehalten werden müsse. In der That, während des auf die Revolution folgenden Jahrhunderts stand die Geneigtheit eines englischen Protestanten, das irische Element mit Füßen zu treten, gewöhnlich im Verhältniß zu dem Eifer, den er für die politische Freiheit an sich zur Schau trug. Wenn er ein einziges Wort des Mitleids mit der durch die Minderheit unterdrückten Mehrheit äußerte, konnte er dreist ein bigotter Tory und Hochkirchlicher genannt werden.142

 

Während dieser ganzen Zeit gohr ein durch die Furcht niedergehaltener Haß in der Brust der Kinder des Bodens. Sie waren noch das nämliche Volk, das 1641 auf den Ruf O’Neill’s und 1689 auf den Ruf Tyrconnel’s zu den Waffen geeilt war. Für sie war jedes vom Staate angeordnete Fest ein Tag der Trauer, jede vom Staate errichtete öffentliche Trophäe ein Denkmal der Schande. Wir haben die Gefühle einer Nation, welche dazu verurtheilt ist, beständig auf allen ihren öffentlichen Plätzen die Denkmäler ihrer Unterjochung zu sehen, nie gekannt und können uns mit einen schwachen Begriff davon machen. Auf solche Monumente traf das Auge der irischen Katholiken allenthalben. Vor dem Senatshause ihres Landes sahen sie das Standbild ihres Besiegers. Wenn sie eintraten, sahen sie die Wände mit den Niederlagen ihrer Väter bedeckt. Endlich, nach hundert Jahren der Knechtschaft, die ohne einen energischen oder einmüthigen Befreiungskampf ertragen worden waren, weckte die französische Revolution eine wilde Hoffnung im Busen der Bedrückten. Männer, welche alle Prätensionen und alle Leidenschaften des Parlaments geerbt, das Jakob in den King’s Inns gehalten hatte, konnten nicht ohne innere Bewegung von dem Sturze einer reichen Staatskirche, von der Flucht eines glänzenden Adels, von der Confiscation eines ungeheuren Ländergebiets hören. Alte Antipathien, welche nie geschlummert hatten, wurden durch die Combination von Anreizungen, die in jeder andren Gesellschaft einander entgegengewirkt haben würden, zu neuer und furchtbarer Energie entflammt. Der Geist des Papismus und der Geist des Jakobitismus, überall anderwärts unversöhnliche Gegner, waren für diesmal zu einer unnatürlichen und entsetzlichen Einigkeit verbunden. Ihr vereinter Einfluß rief die dritte und letzte Erhebung der eingebornen Bevölkerung gegen die Colonie hervor. Die Urenkel der Soldaten Galmoy’s und Sarsfield’s standen den Urenkeln der Soldaten Wolseley’s und Mitchelburn’s gegenüber. Wieder schaute der Celte ungeduldig nach den Segeln aus, die ihm von Brest Hülfe bringen sollten, und wieder hatte der Sachse die Gesammtmacht England’s zur Stütze. Der Sieg blieb abermals der gebildeten und wohlorganisirten Minderzahl. Glücklicherweise aber fand das besiegte Volk diesmal auf einer Seite Schutz, von wo es früher nichts als unversöhnliche Härte zu erwarten gehabt hätte. Die Philosophie des 18. Jahrhunderts hatte zu dieser Zeit den englischen Whiggismus von dem tiefwurzelnden Fehler der Intoleranz gereinigt, den derselbe während einer langen und innigen Verbindung mit dem Puritanismus des 17. Jahrhunderts angenommen. Aufgeklärte Männer hatten angefangen einzusehen, daß die Argumente, durch welche Milton und Locke, Tillotson und Burnet die Rechte der Ueberzeugung vertheidigt hatten, mit nicht geringerem Gewicht zu Gunsten der Katholiken, wie zu Gunsten der Independenten oder der Baptisten geltend gemacht werden konnten. Die große Partei, deren Entstehung durch die Exclusionisten hindurch bis zu den Rundköpfen zurückgeht, verlangte noch dreißig Jahre lang trotz königlichen Unwillens und Volksgeschreis für diejenigen irischen Papisten, welche die Rundköpfe und die Exclusionisten nur als Jagdwild oder als Lastvieh betrachtet hatten, einen Antheil am Genusse aller Wohlthaten unsrer freien Verfassung. Doch es bleibt einem andren Geschichtsschreiber vorbehalten, die Wechselfälle dieses großen Kampfes und den endlichen Sieg der Vernunft und Humanität zu erzählen. Leider wird dieser Geschichtsschreiber auch zu berichten haben, daß dem durch solche Anstrengungen und solche Opfer errungenen Siege alsbald Enttäuschung folgte, daß es sich als viel schwerer erwies, böse Leidenschaften auszurotten als schlechte Gesetze abzuschaffen, und daß noch lange nachdem jede Spur von nationalem und religiösem Hasse aus dem Gesetzbuche verwischt war, nationaler und religiöser Haß in der Brust von Millionen fortwucherte. Möge er auch berichten können, daß Weisheit, Gerechtigkeit und Zeit allmälig in Irland das bewirkten, was sie in Schottland bewirkt hatten, und daß alle Stämme, welche die britischen Inseln bewohnen, endlich unauflösbar zu einem Volke verschmolzen!

Achtzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie

Eröffnung des Parlaments

Am 19. October 1691 kam Wilhelm aus den Niederlanden wieder in Kensington an.143 Drei Tage darauf eröffnete er das Parlament. Der Stand der Dinge war im Ganzen erfreulich. Zu Lande hatte es Gewinne und Verluste gegeben, der Vortheil aber war auf Seiten England’s. Dem Falle von Mons konnte die Einnahme von Athlone, der Sieg von Aghrim, die Uebergabe von Limerick und die Pacifirung Irland’s wohl gegenübergestellt werden. Zur See war kein großer Sieg erfochten, wohl aber eine große Streitmacht und Thätigkeit entfaltet worden, und wenn auch Viele unzufrieden waren, weil nicht mehr geschehen sei, so konnte doch Niemand in Abrede stellen, daß eine Veränderung zum Besseren eingetreten war. Dem durch Torrington’s Schwächen und Fehler herbeigeführten Verfall war wieder abgeholfen und die Flotte gut ausgerüstet worden, es hatte reichliche und gesunde Rationen gegeben, und in Folge dessen war der Gesundheitszustand der Mannschaften für die damalige Zeit ganz vortrefflich gewesen. Russell, der die Seemacht der Verbündeten befehligte, hatte den Franzosen vergebens eine Schlacht angeboten. Die weiße Flagge, welche das Jahr vorher ungehindert von Land’s End bis zur Meerenge von Dover im Kanale umhergesegelt war, verließ jetzt, sobald unsere Mastspitzen in einer Entfernung von zwanzig Meilen bemerkt wurden, die offene See und zog sich tief in den Hafen von Brest zurück. Das Erscheinen eines englischen Geschwaders in der Mündung des Shannon hatte das Schicksal der letzten Festung entschieden, die sich noch für König Jakob behauptet, und eine auf vier Millionen Pfund Sterling geschätzte Kauffahrteiflotte aus der Levante war durch Gefahren, welche den Assecuradeurs in Lombard Street manche schlaflose Nacht bereitet, glücklich in die Themse convoyirt worden.144 Die Lords und Gemeinen hörten mit Zeichen der Zufriedenheit eine Rede an, in der der König sie wegen des Ausgangs des Kriegs in Irland beglückwünschte und die zuversichtliche Erwartung aussprach, daß sie ihn auch fernerhin bei dem Kriege mit Frankreich unterstützen würden. Er sagte ihnen, daß die Ausrüstung einer großen Flotte nöthig sein werde, und daß seiner Ansicht nach der Kampf zu Lande nicht mit weniger als fünfundsechzigtausend Mann erfolgreich fortgeführt werden könne.145

132Daß zwischen den Celten von Ulster und denen der südlichen Provinzen geringe Sympathie herrschte, geht aus der interessanten Denkschrift hervor, welche der Agent Baldearg O’Donnel’s Avaux übergab.
133Briefbuch des Schatzamts, 19. Juni 1696; Protokolle des irischen Hauses der Gemeinen, 7. Nov. 1717.
134Dies erzähle ich auf Mr. O’Callaghan’s Autorität. History of the Irish Brigades. Anmerkung 47.
135„Es giebt,” schrieb Junius achtzig Jahre nach der Kapitulation von Limerick, „eine gewisse Familie in diesem Lande, der die Natur eine erbliche Characterschlechtigkeit verliehen zu haben scheint. Soweit man ihre Geschichte kennt, hat der Sohn regelmäßig die Laster des Vaters in verstärktem Grade besessen und hat Sorge getragen, sie rein und unvermindert in die Brust seines Nachfolgers zu verpflanzen.” An einer andren Stelle sagt er von dem Mitgliede für Middlesex: „Er hat selbst dem Namen Luttrell Schande gemacht.” In Anspielung auf die Verbindung des Herzogs von Cumberland mit Mrs. Horton, die eine geborne Luttrell war, ruft er aus: „Das Parlament habe Acht darauf! Ein Luttrell darf nie die Krone England’s erben.” Es ist gewiß, daß nur sehr wenige Engländer Junius’ Abscheu vor den Luttrell getheilt, ja ihn nur begriffen haben können. Warum brauchte er also Ausdrücke, welche der großen Mehrzahl seiner Leser unverständlich gewesen sein müssen? Meine Antwort darauf ist, daß Philipp Franz in der Nähe von Luttrellstown geboren wurde und die ersten zehn Jahre seines Lebens dort zubrachte.
136Story’s Fortsetzung; London Gazette vom 22. Oct. 1691; D’Usson und Tessé an Ludwig, 4. (14.) Oct., und an Barbesieux, 7. (17.) Oct.; Light to the Blind.
137Story’s Fortsetzung; London Gazette, 4. Jan. 1691/92.
138Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium und Mr. O’Callaghan’s Note; London Gazette vom 4. Jan. 1691/92.
139Einige interessante Facta in Bezug auf Wall, der Minister Ferdinand’s IV. und Karl’s III. war, findet man in den in Coxe’s Memoirs of Spain veröffentlichten Briefen Sir Benjamin Keene’s und Lord Bristol’s.
140Dies ist Swift’s Sprache, eine Sprache, die nicht ein Mal, sondern zu wiederholten Malen und in langen Zwischenräumen geführt worden ist. In dem 1708 geschriebenen Letter on the Sacramental Test sagt er: „Wenn wir (die Geistlichkeit) die Papisten dieses Königreichs ernstlich fürchteten, so würde man uns wohl kaum für so kurzsichtig halten, daß wir nicht ebenso besorgt wären wie Andere, da wir doch aller Wahrscheinlichkeit nach am meisten und unmittelbarsten von ihnen zu leiden haben würden; aber im Gegentheil, wir halten sie für ganz eben so unbedeutend wie Weiber und Kinder… Das gemeine Volk, ohne Führer, ohne Disciplin und ohne natürlichen Muth, ist wenig besser als Holzhauer und Wasserträger, und gänzlich unfähig, Unheil anzurichten, wenn es auch noch so große Lust dazu hätte.” In dem 1724 geschriebenen Drapier’s Sixth Letter sagt er: „Was die Bevölkerung dieses Königreichs betrifft, so besteht sie entweder aus irischen Papisten, welche im Punkte der Macht eben so bedeutungslos sind als Frauen und Kinder, oder aus englischen Protestanten.” Ferner sagt er in dem 1731 geschriebenen Presbiterian’s Plea of Merit: „Der Güter der Papisten sind nur wenige, sie schmelzen zu kleinen Parcellen zusammen und vermindern sich täglich; ihre niederen Volksklassen sind in Armuth, Unwissenheit und Feigheit versunken und von eben so geringer Bedeutung wie Frauen und Kinder. Ihr Adel und ihre Gentry sind mindestens zur Hälfte ruinirt, verbannt oder bekehrt. Sie empfinden Alle schmerzlich die Nachwehen von dem was sie im letzten irischen Kriege gelitten haben. Einige von ihnen haben sich bereits ins Ausland begeben, Andere sollen die Absicht haben, ihnen zu folgen, und ich glaube wer von den Uebrigen noch etwas Grundeigenthum besitzt, ist fest entschlossen, es nie wieder um der Befestigung ihres Aberglaubens willen aufs Spiel zu setzen.” Ich muß bemerken, daß Swift meines Wissens niemals in irgend einer seiner Schriften das Wort Irländer anwendete, um eine in Irland geborene Person angelsächsischen Stammes zu bezeichnen. Sich selbst betrachtete er eben so wenig als einen Irländer, wie ein in Calcutta geborener Engländer sich als einen Hindu betrachtet.
141Im Jahre 1749 war Lucas das Idol der Demokratie seiner Kaste. Es ist interessant zu hören, wie Die, welche seiner Kaste nicht angehörten, von ihm dachten. Eines der Pariahäupter, Karl O’Connor, schrieb folgendermaßen: „Weder ich noch irgend Einer von unsrer unglücklichen Bevölkerung hat ein Interesse an der Sache dieses Lucas. Ein wahrer Patriot würde nicht eine solche Bosheit gegen so unglückliche Sklaven wie wir gezeigt haben.” Er setzt nur zu wahr hinzu, diese Prahler, die Whigs, hätten alle Freiheit für sich allein haben wollen.
142In diesem Punkte war Johnson der liberalste Politiker seiner Zeit. „Die Irländer,” sagt er mit großer Wärme, „befinden sich in einem höchst unnatürlichen Zustande, denn wir sehen bei ihnen die Minorität über die Majorität herrschen.” Ich vermuthe Alderman Beckford und Alderman Sawbridge würden weit entfernt gewesen sein, mit ihm zu sympathisiren. Karl O’Connor, dessen ungünstige Meinung von dem Whig Lucas ich angeführt habe, zollt in der Vorrede zu seinen Dissertations on Irish History der Liberalität des Tory’s Johnson hohe Anerkennung.
143London Gazette vom 22. Oct. 1691.
144Burnet II. 78, 79; Burchett’s Memoirs of Transactions at Sea; Journal of the English and Dutch Fleet in a Letter from an Officer on board the Lennox, at Torbay, licensed August 21. 1691. Der Verfasser sagt: „Wir verdanken unsre Gesundheit, nächst Gott, der außerordentlichen Fürsorge, welche unsrer Verproviantirung, in Bezug auf Speise wie auf Trank, zu Theil wird.”
145Lords’ und Commons’ Journals, Oct. 22. 1691.