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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.

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Wilhelm’s Rückkehr nach England

Am 6. October um ein Uhr Morgens landete der König in Margate, und spät am Abend traf er in Kensington ein. Am folgenden Morgen drängte sich ein glänzender Schwarm von Ministern und Edelleuten zum Handkusse; aber er vermißte ein Gesicht, das darunter hätte sein sollen, und er fragte wo der Herzog von Shrewsbury sei und wann er zurückerwartet werde. Am andren Morgen kam ein Brief von dem Herzoge, worin er versicherte, daß er eben auf der Jagd einen schlimmen Fall gethan habe. Er habe sich die Seite gequetscht, seine Lunge habe gelitten, er habe Blut gespuckt und dürfe es nicht wagen, eine Reise zu unternehmen.175 Daß er gefallen war und sich verletzt hatte, war richtig; aber selbst Diejenigen, die ihm am meisten zugethan waren, vermutheten, und nicht ohne triftigen Grund, daß er den zu so gelegener Zeit eingetretenen Unfall schlimmer darstellte, als er wirklich war, und daß er die Reise ohne Schwierigkeit hätte machen können, wenn er sich nicht gescheut hätte, vor der Oeffentlichkeit zu erscheinen. Seine Freunde, mit denen er correspondirte, sagten ihm, daß er, wenn sein Zustand wirklich so schlimm sei, als er glaube, er wohl thun werde, die Aerzte und Chirurgen der Hauptstadt zu consultiren. Namentlich Somers bat ihn auf das Dringendste, nach London zu kommen. Jede Stunde Zeitverlust sei von Nachtheil. Se. Gnaden müsse seine Empfindlichkeit überwinden. Er brauche der Verleumdung nur muthig entgegenzutreten, und sie werde in nichts zerfallen.176 Der König drückte in einigen freundlichen Zeilen sein Bedauern über den Unfall aus. „Sie fehlen uns hier sehr,” schrieb er: „ich kann es kaum erwarten, Sie zu umarmen und Ihnen zu versichern, daß meine Achtung gegen Sie sich nicht vermindert hat.”177 Shrewsbury antwortete, daß er entschlossen sei, die Siegel abzugeben.178 Somers beschwor ihn, keinen so folgenschweren Fehler zu begehen. Wenn Se. Gnaden diesen Augenblick aus dem Amte träte, was könnte die Welt dann Andres denken, als daß sein eignes Gewissen ihn verurtheilt habe? Er würde sich factisch für schuldig bekennen und würde einen Flecken auf seine Ehre wie auf die Ehre aller Derjenigen werfen, denen man Gleiches zur Last lege. Es würde dann nicht mehr möglich sein, Fenwick’s Geschichte als einen Roman zu behandeln. „Verzeihen Sie es mir,” schrieb Somers, „daß ich so freimüthig spreche; aber ich gestehe, daß ich in diesem Punkte mich schwer mäßigen kann.”179 Wenige Stunden später schrieb Wilhelm noch einmal in dem nämlichen Sinne. „Ich achte Sie so hoch, daß ich, wenn ich könnte, Ihnen positiv verbieten würde, etwas zu thun, was einen so schweren Verdacht auf Sie bringen muß. Ich würde zu jeder Zeit Ihren Rücktritt als ein Unglück für mich betrachten; aber ich versichere Ihnen, daß ich diesen Augenblick Ihr Bleiben in meinem Dienste mehr um Ihret- als um meinetwillen wünsche.”180 Sunderland, Portland, Russell und Wharton vereinigten ihre Bitten mit denen ihres Gebieters, und Shrewsbury willigte endlich ein, dem Namen nach Staatssekretär zu bleiben. Aber nichts konnte ihn bewegen, dem Parlamente, das im Begriff war, sich zu versammeln, unter die Augen zu treten. Man schickte ihm von London eine Sänfte, aber vergebens. Er reiste zwar ab, erklärte aber, daß es ihm nicht möglich sei, die Reise fortzusetzen, und er flüchtete sich wieder auf seinen einsamen Wohnsitz im Gebirge.181

Zusammentritt des Parlaments; Lage des Landes

Während diese Dinge geschahen, begaben sich die Mitglieder der beiden Häuser aus allen Theilen des Landes nach Westminster. Nicht allein England, sondern ganz Europa sah der Eröffnung der Session mit der größten Spannung entgegen. Der öffentliche Credit hatte durch das Nichtzustandekommen der Landbank einen gewaltigen Stoß bekommen. Die Wiederherstellung der Valuta war noch nicht zur Hälfte vollendet. Der Mangel an Geld war noch immer äußerst empfindlich. Ein großer Theil des gemünzten Geldes wurde in geheime Schränke vergraben so wie es aus der Münze kam. Diejenigen Politiker, welche für die Erhöhung des Nominalwerthes der Münzen waren, hatten nur zu bereitwilliges Gehör bei einer unter schwerer Bedrängniß seufzenden Bevölkerung gefunden, und einmal schien die allgemeine Stimme der Nation auf ihrer Seite zu sein.182 Natürlich häufte Jeder, der eine Herabsetzung des Münzfußes für wahrscheinlich hielt, soviel Geld auf als er irgend konnte, und so vermehrte das Geschrei nach kleinen Schillingen noch die Bedrängniß, aus der es entsprungen war.183 Sowohl die Bundesgenossen als die Feinde England’s glaubten, daß seine Hülfsquellen erschöpft, daß sein Muth gebrochen sei, daß die Gemeinen, selbst in ruhigen und blühenden Zeiten so oft klagsüchtig und knauserig, sich jetzt entschieden weigern würden, eine neue Last zu tragen, und mit unwiderstehlichem Nachdruck darauf dringen würden, Frieden zu haben um jeden Preis.

Rede König Wilhelm’s bei Eröffnung der Session

Doch alle diese Prophezeiungen wurden durch die Festigkeit und Geschicklichkeit der Whigführer und durch die Beharrlichkeit der Whigmajorität zu Schanden gemacht. Am 20. October traten die Häuser zusammen, Wilhelm hielt eine Rede an sie, die sich unter den vielen ausgezeichneten Reden, in denen seine eigenen Gedanken und Absichten in der würdevollen und verständigen Sprache Somers’ ausgedrückt sind, besonders auszeichnete. Man habe, sagte der König, alle Ursache, sich Glück zu wünschen. Allerdings seien die in der vorhergehenden Session zur Bestreitung der Kriegskosten votirten Gelder nicht aufgebracht worden und die Umprägung habe große Noth erzeugt. Dennoch aber habe der Feind auswärts keinen Vortheil erlangt, der Staat sei durch keine innere Erschütterung zerrissen worden, die Loyalität, welche die Armee und die Nation unter schweren Prüfungen bewiesen, habe alle Hoffnungen Derer vereitelt, welche England übelwollten. Es seien Friedensanträge gemacht worden, deren Erfolg noch ungewiß sei; soviel aber sei gewiß, daß es keinen sicheren und ehrenvollen Frieden für eine Nation geben könne, die nicht vorbereitet sei, den Krieg energisch fortzusetzen. „Ich bin überzeugt wir stimmen Alle in der Ansicht überein, daß wir nur mit dem Schwerte in der Hand mit Frankreich unterhandeln können.”

Beschlüsse des Hauses der Gemeinen

Die Gemeinen kehrten in ihren Saal zurück und Foley verlas die Rede von seinem Stuhle herab. Darauf folgte eine Debatte, welche durch die ganze Christenheit wiederhallte. Das war der stolzeste Tag in Montague’s Leben und einer der stolzesten Tage in der Geschichte des englischen Parlaments. Im Jahre 1798 stellte Burke die Verhandlungen jenes Tages, den Staatsmännern, denen im Kampfe mit der riesigen Macht der französischen Republik der Muth gesunken war, als Beispiel auf. Im Jahre 1822 stellte Huskisson die Verhandlungen jenes Tages einer Legislatur, die sich unter dem Drucke einer harten Bedrängniß versucht fühlte, den Werthregulator zu ändern und gegen die Staatsgläubiger wortbrüchig zu werden, als Beispiel auf. Ehe das Haus auseinanderging, schlug der junge Kanzler der Schatzkammer, dessen überwiegender Einfluß seit dem lächerlichen Scheitern des toryistischen Finanzplanes unbestritten war, drei denkwürdige Beschlüsse vor und setzte sie durch. Der erste, der mit einem einzigen halblauten Nein angenommen wurde, erklärte, daß die Gemeinen den König gegen alle fremden und einheimischen Feinde unterstützen und ihn in den Stand setzen würden, den Krieg energisch fortzuführen. Der zweite, der zwar nicht ohne Opposition, doch ohne Abstimmung durchging, erklärte, daß der Münzfuß weder in Feingehalt, noch in Gewicht, noch in Benennung geändert werden sollte. Der dritte, gegen den nicht ein einziger Opponent der Regierung seine Stimme zu erheben wagte, machte es dem Hause zur Pflicht, alle Ausfälle in sämmtlichen seit der Thronbesteigung des Königs errichteten parlamentarischen Fonds zu decken. Die Aufgabe, eine Antwort auf die Thronrede zu entwerfen, wurde einem ausschließlich aus Whigs bestehenden Comité übertragen. Montague war Präsident, und die beredte und lebendige Adresse, die er aufsetzte, kann noch jetzt in den Protokollen mit Interesse und Stolz gelesen werden.184

 

Binnen vierzehn Tagen wurden dritthalb Millionen für den Militäraufwand des Jahres, und beinahe ebensoviel für den Marineaufwand bewilligt. Die Mittel zur Unterhaltung von vierzigtausend Seeleuten wurden ohne Streit bewilligt. Ueber die Stärke des Landheeres fand eine Abstimmung statt. Der König verlangte siebenundachtzigtausend Soldaten und die Tories hielten diese Zahl für zu hoch. Die Forderung des Königs wurde mit zweihundertdreiundzwanzig gegen siebenundsechzig Stimmen bewilligt.

Die Mißvergnügten schmeichelten sich einige Zeit mit der Hoffnung, daß die energischen Beschlüsse der Gemeinen nichts weiter als Beschlüsse bleiben, daß es sich als unmöglich herausstellen würde, den öffentlichen Credit wiederherzustellen, Vorschüsse von Kapitalisten zu erlangen, oder der nothleidenden Bevölkerung Steuern auszupressen, und daß daher die vierzigtausend Seeleute und die siebenundachtzigtausend Soldaten nur auf dem Papiere existiren würden. Howe, der am ersten Tage der Session schüchterner gewesen, als man es bei ihm gewohnt war, versuchte acht Tage später, dem Ministerium entgegenzutreten. „Der König,” sagte er, „muß schlecht unterrichtet sein, sonst würde Se. Majestät nimmermehr das Parlament über den ruhigen Zustand des Landes beglückwünscht haben. Ich komme aus Gloucestershire, und ich kenne diesen Theil des Königreichs genau. Die Leute leben dort alle von Almosen oder sind durch Almosengeben ruinirt. Der Soldat verschafft sich seine Bedürfnisse mit dem Säbel in der Hand. Es haben bereits ernste Tumulte stattgefunden und noch ernstere sind zu befürchten.” Die Mißbilligung des Hauses sprach sich nachdrücklich aus. Mehrere Mitglieder erklärten, daß in ihren Grafschaften Alles ruhig sei. Wenn Gloucestershire sich in einem unruhigeren Zustand befinde als das übrige England, könne dies nicht daher rühren, daß es mit einem böswilligeren und gewissenloseren Agitator beglückt sei als irgend ein andrer Theil England’s einen aufzuweisen habe? Einige Gentlemen aus Gloucestershire bestritten Howe auch die von ihm behaupteten Thatsachen. Es herrschte dort, sagten sie, keine solche Noth, keine solche Unzufriedenheit, keine solche Unruhe wie er sie geschildert habe. In dieser wie in jeder andren Grafschaft sei die große Masse der Bevölkerung fest entschlossen, den König so lange in der kräftigen Fortführung des Kriegs zu unterstützen, bis er einen ehrenvollen Frieden schließen könnte.185

Rückkehr des Wohlstandes

Thatsächlich war die Fluth bereits im Zurückgehen begriffen. Von dem Augenblicke an wo die Gemeinen ihren festen Entschluß kundgaben, den Nominalwerth der Münzen nicht zu erhöhen, begann das geprägte Geld aus tausend Geldkassen und geheimen Fächern wieder zum Vorschein zu kommen. Es herrschte zwar noch Geldmangel, aber er wurde von Tag zu Tag weniger fühlbar. Die Nation war, obwohl noch immer leidend, von Freude und Dankbarkeit erfüllt. Ihre Stimmung glich der eines Menschen, welcher, nachdem er lange von einer Krankheit gepeinigt worden ist, die ihm das Leben verbitterte, sich endlich entschlossen hat, sich dem Messer des Wundarztes zu unterwerfen, eine schmerzhafte Operation glücklich bestanden hat und zwar noch die Schmerzen des Stahles fühlt, aber viele Jahre der Gesundheit und des heiteren Lebensgenusses vor sich sieht und Gott dankt, daß das Schlimmste überstanden ist.

Schon vier Tage nach dem Zusammentritt des Parlaments nahm der Handelsverkehr einen bemerkbaren Aufschwung. Der Discont auf Banknoten war um ein Dritttheil niedriger. Der Preis der Kerbhölzer, welche nach einem aus einem rohen Zeitalter auf uns gekommenen Gebrauch als Quittungen für an die Schatzkammer geleistete Zahlungen gegeben wurden, war gestiegen, der Wechselcours, der seit mehreren Monaten für England sehr ungünstig stand, begann in die Höhe zu gehen.186

Einfluß der Maßnahmen des Hauses der Gemeinen auf die auswärtigen Regierungen

Bald machte sich die Wirkung der edlen Festigkeit des Hauses der Gemeinen an jedem europäischen Hofe fühlbar. Das Haus war sogar in einer so freudigen Stimmung, daß es dem Könige schwer wurde, die Whigs von der Beantragung und Durchsetzung einer Resolution abzuhalten, nach welcher ihm eine Adresse überreicht werden sollte, die ihn ersuchte, sich in keine Unterhandlung mit Frankreich einzulassen, bis es ihn als König von England anerkannt habe.187 Eine solche Adresse war unnöthig. Die Beschlüsse des Parlaments hatten Ludwig bereits die Ueberzeugung aufgedrungen, daß keine Aussicht zu einer Contrerevolution war. Ebensowenig Aussicht war dazu vorhanden, daß es ihm gelingen werde, den Vergleich zu Stande zu bringen, auf den er im Laufe der Unterhandlungen hingedeutet hatte. Es war nicht zu hoffen, daß Wilhelm oder die englische Nation jemals darein willigen würde, die englische Thronfolge zu einem Handelsobjecte mit Frankreich zu machen. Und selbst wenn Wilhelm und die englische Nation geneigt gewesen wären, den Frieden mit einem solchen Opfer des Ansehens zu erkaufen, würde es auf einer andren Seite unüberwindliche Schwierigkeiten gegeben haben. Jakob konnte von dem Auskunftsmittel, welches Ludwig vorgeschlagen, gar nicht sprechen hören. „Ich kann es ertragen,” sagte der Verbannte zu seinem Wohlthäter, „ich kann es mit christlicher Geduld ertragen, von dem Prinzen von Oranien beraubt zu sein; nie aber werde ich darein willigen, von meinem eigenen Sohne beraubt zu werden.” Ludwig erwähnte den Gegenstand auch nie wieder, Callieres erhielt Befehl, das Zugeständniß zu machen, von welchem der Friede der civilisirten Welt abhing. Er und Dykvelt kamen zusammen in den Haag zu dem Baron Lilienroth, dem Repräsentanten des Königs von Schweden, dessen Vermittelung die kriegführenden Mächte angenommen hatten. Dykvelt theilte Lilienroth mit, daß der Allerchristlichste König sich verpflichtet habe, den Prinzen von Oranien als König von Großbritannien anzuerkennen, sobald der Friedenstractat unterzeichnet sein würde, und er setzte mit einer sehr deutlichen Anspielung auf den von Frankreich vorgeschlagenen Vergleich hinzu, daß die Anerkennung ohne Beschränkung, Bedingung, oder Vorbehalt stattfinden werde. Callieres erklärte sodann, daß er das was Dykvelt gesagt habe, im Namen seines Gebieters betätige.188 Ein Brief von Prior, der die erfreuliche Nachricht enthielt, wurde Jakob Vernon, dem Unterstaatssekretär, im Hause der Gemeinen übergeben. Die Nachricht lief durch die Bänke – so drückt Vernon sich aus – wie Feuer über ein Stoppelfeld. Jedes Herz war von einer Last befreit und Alles war Freude und Triumph.189 Die whiggistischen Mitglieder konnten sich allerdings mit gutem Grunde Glück wünschen, denn der Weisheit und Entschlossenheit, die sie in einem Augenblicke der größten Gefahr und Noth bewiesen hatten, verdankte ihr Vaterland die nahe Aussicht auf einen ehrenvollen Frieden.

Besserung der Finanzen

Inzwischen war der öffentliche Credit, der im Herbste auf den Nullpunkt gesunken war, in raschem Steigen begriffen. Gewöhnliche Finanzmänner waren starr vor Entsetzen, als sie erfuhren, daß zur Deckung der Ausfälle früherer Jahre mehr als fünf Millionen erfordert würden. Montague aber war kein gewöhnlicher Finanzmann. Ein von ihm vorgeschlagener kühner und einfacher Plan, im Volksmunde die Generalverpfändung (General Mortgage) genannt, stellte das Vertrauen wieder her. Es wurden neue Steuern ausgeschrieben, alte erhöht oder verlängert und so ein consolidirter Fond gebildet, der hinreichte, um jeder gerechten Anforderung an den Staat zu begegnen. Zu gleicher Zeit wurde die Bank von England durch eine neue Subscription erweitert, und die Bestimmungen wegen Einzahlung der Subscriptionsbeträge wurden solchergestalt entworfen, daß sowohl der Werth der Noten der Corporation als auch der der Staatsschuldscheine stieg.

Inzwischen floß das neue Silbergeld rascher als je aus den Münzstätten. Die Noth, welche am 4. Mai 1696 begann, während der nächsten fünf Monate fast unerträglich war und von dem Tage, an welchem die Gemeinen erklärten, daß es ihr unabänderlicher Entschluß sei, den alten Münzfuß beizubehalten, leichter wurde, hörte im März 1697 auf, schmerzlich gefühlt zu werden. Einige Monate sollten jedoch noch vergehen, bevor sich der Credit von dem furchtbarsten Stoße, den er je erhalten hatte, vollkommen wieder erholte. Aber schon war der tiefe und feste Grund gelegt, auf dem sich das riesigste Gebäude von Handelsblüthe erheben sollte, das die Welt je gesehen. Die große Masse der Whigs schrieb die Wiedergenesung des Staats dem Genie und der Festigkeit ihres Führers Montague zu. Selbst seine Feinde mußten, wenn auch mit Unmuth und mit höhnischem Lächeln, gestehen, daß jeder seiner Pläne gelungen sei: die erste Banksubscription, die zweite Banksubscription, die Umprägung, die allgemeine Verpfändung und die Schatzkammerscheine. Einige Tories aber murmelten, daß er nicht mehr Lob verdiene als ein Verschwender, der sein ganzes Vermögen aufs Spiel setzt und der fortwährend Glück hat. England habe zwar glücklich eine furchtbare Krisis überstanden und sei um so kräftiger, weil es dieselbe bestanden; aber es sei in großer Gefahr gewesen unterzugehen, und der Minister, der es dieser Gefahr ausgesetzt habe, verdiene nicht gelobt, sondern gehängt zu werden. Andere gaben zu, daß die Pläne, welche allgemein Montague zugeschrieben wurden, vortrefflich seien, leugneten aber, daß diese Pläne Montague angehörten. Die Stimme der Verleumdung wurde jedoch auf einige Zeit durch den lauten Beifall des Parlaments und der City übertäubt. Die Autorität, welche der Kanzler der Schatzkammer im Hause der Gemeinen besaß, war ohne Beispiel und ohne Rivalität. Auch im Cabinet nahm sein Einfluß mit jedem Tage zu. Im Schatzamte war ihm Keiner mehr überlegen. In Folge des Fenwick’schen Bekenntnisses war der letzte Tory, der ein hohes und einflußreiches Amt im Staate bekleidete, entfernt worden, und es gab endlich ein reines Whigministerium.

 

Folgen des Fenwick’schen Bekenntnisses

Man hatte es nicht verhindern können, daß Gerüchte über dieses Bekenntniß in Umlauf kamen. Der Gefangene hatte sogar Mittel gefunden sich mit seinen Freunden in Communication zu setzen und hatte ihnen wahrscheinlich zu wissen gethan, daß er nichts gegen sie, sehr viel aber gegen die Creaturen des Usurpators gesagt habe. Wilhelm wünschte die Sache den gewöhnlichen Gerichten zu überlassen und wollte durchaus nicht, daß sie anderwärts untersucht würde. Seine Räthe aber, welche die Denkweise zahlreicher und getheilter Versammlungen besser kannten als er, waren der Meinung, daß eine parlamentarische Discussion wenn auch vielleicht nicht wünschenswerth, doch unvermeidlich sei. Es stand in der Macht eines einzelnen Mitglieds jedes der beiden Häuser, eine solche Discussion zu erzwingen, und es gab in beiden Häusern Mitglieder, welche entweder aus Pflichtgefühl oder aus bloßem Hang zum Unheilstiften, entschlossen waren zu erfahren, ob der Angeklagte, wie erzählt wurde, gegen einige der vornehmsten Männer des Königreichs schwere Beschuldigungen erhoben habe. Wenn einmal eine Untersuchung stattfinden mußte, so war es gewiß wünschenswerth, daß die beschuldigten Staatsmänner zuerst darauf antrugen. Es war jedoch eine große Schwierigkeit dabei. Die Whigs, welche die Majorität des Unterhauses bildeten, waren bereit, wie ein Mann für die völlige Freisprechung Russell’s und Shrewsbury’s zu stimmen, und sie verlangten auch nicht danach, Marlborough, der nicht mehr im Staatsdienste war und daher wenig Neid erweckte, ein Brandmal aufzudrücken. Aber eine große Anzahl ehrenwerther Gentlemen, wie Wharton sie nannte, war durch nichts zu bewegen, einem Beschlusse beizutreten, der Godolphin freigesprochen hätte. Ihnen war Godolphin ein Dorn im Auge. Alle übrigen Tories, welche in den ersten Jahren der Regierung Wilhelm’s eine Hauptrolle bei der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten gespielt hatten, waren nach einander entlassen worden. Nottingham, Trevor, Leeds waren nicht mehr am Ruder. Pembroke war kaum ein Tory zu nennen und war niemals wirklich am Ruder gewesen, Godolphin aber bekleidete seinen Posten in Whitehall noch, und den Männern der Revolution schien es unerträglich, daß ein Mann, der im Staatsrathe Karl’s und Jakob’s gesessen und für eine Regentschaft gestimmt hatte, erster Finanzminister war. Die so Denkenden hatten mit boshafter Schadenfreude erfahren, daß der erste Lord des Schatzes in dem Bekenntnisse genannt war, von dem Jedermann sprach, und sie hatten sich vorgenommen, eine so günstige Gelegenheit, ihn aus dem Amte zu vertreiben, nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. Auf der andren Seite mußte Jeder, der Fenwick’s Schrift gelesen und nicht im Rausche der Parteileidenschaft allen Sinn für Vernunft und Gerechtigkeit verloren hatte, nothwendig einsehen, daß es unmöglich war, zwischen zwei Theilen dieser Schrift einen Unterschied zu machen und alles auf Russell und Shrewsbury Bezügliche als falsch, alles auf Godolphin Bezügliche als wahr zu betrachten. Dies gab selbst Wharton zu, der von allen Staatsmännern am wenigsten von Gewissensscrupeln oder von Schamgefühlsregungen beunruhigt wurde.190

175London Gazette vom 8. Oct. 1696; Vernon an Shrewsbury, 8. Oct.; Shrewsbury an Portland, 11. Oct.
176Vernon an Shrewsbury, 13. Oct. 1996; Somers an Shrewsbury, 15. Oct.
177Wilhelm an Shrewsbury, 9. Oct. 1696.
178Shrewsbury an Wilhelm, 11. Oct. 1696.
179Somers an Shrewsbury, 19. Oct. 1696.
180Wilhelm an Shrewsbury, 20. Oct. 1696.
181Vernon an Shrewsbury, 13. und 15. Oct.; Portland an Shrewsbury 20. Oct.
182L’Hermitage, 10. (20.) Juli 1696.
183Lansdowne MS. 801.
184Ich entnehme meine Darstellung dieser Vorgänge aus den Protokollen der Gemeinen, aus den Depeschen Van Cleverskirke’s und L’Hermitage’s, an die Generalstaaten und aus Vernon’s Brief an Shrewsbury vom 27. October 1696. „Ich wüßte nicht,” sagt Vernon, „daß das Haus der Gemeinen je mit größerer Einmüthigkeit gehandelt hätte als dies gegenwärtig der Fall ist.”
185Vernon an Shrewsbury, 29. Oct, 1696; L’Hermitage, 30. Oct. (9. Nov.). L’Hermitage nennt Howe Jacques Haut. Ohne Zweifel hatte er ihn immer Jack nennen hören.
186Postman vom 24. Oct. 1696; L’Hermitage, 23. Oct. (2. Nov.). L’Hermitage sagt: „On commence déjà a ressentir des effets avantageux des promptes et favorables résolutions que la Chambre des Communes prit Mardy. Le discompte des billets de banque, qui estoit le jour auparavant à 18, est revenu à douze, et les actions ont aussy augmenté, aussy bien que les taillis.”
187Wilhelm an Heinsius, 13. (23.) Nov. 1696.
188Actes et Mémoires des Négociations de la Paix de Ryswick, 1707; Villiers an Shrewsbury, 1. (11.) 4. (14.) Dec. 1696; Brief an Heinsius, angeführt von Sirtema de Grovestins. Von diesem Briefe besitze ich keine Abschrift.
189Vernon an Shrewsbury, 8. Dec. 1696.
190Wharton an Shrewsbury vom 27. Oct. 1696.