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... unschuldig ist nur Gott

(Jakob Wassermann: „Caspar Hauser oder die Trägheit der Herzen“)

HERR VON PARADIES MIT GATTIN

Vegane Ernährung, glaubt man Gott beziehungsweise seinen Theologen und ihren historischen Berichterstattern, ist seit Menschengedenken eine wenig bekömmliche Ernährungsweise, ging doch schon die erste überhaupt dokumentierte Mahlzeit, veganes Picknick im FKK-Garten Eden, nach nur einem ersten Bissen trotz ausschließlich Rohkost gründlich in die Hose, obwohl die noch gar nicht erfunden war. Nein, nein, Montezumas Rache blieb aus. Auch wird glaubhaft versichert, es habe nicht am Reifegrad der Baumfrucht gelegen, sondern mehr an demjenigen der Konsumenten. Unzweifelhaft war jedenfalls Rache auch mit dabei, wurde doch der Schlüssel zum Paradies wieder einkassiert, endgültig. So gründlich wurde der Schrebergarten Gottes abgesperrt, zugenagelt, verbarrikadiert, der Schlüssel weggeworfen, daß seither nicht einmal Zaungäste einen Blick hinein tun konnten. Schotten dicht bis zum Jüngsten Gericht!

Ein gewisser Hieronymus Bosch hat sich zwar nicht mehr direkt an den Garten Eden erinnert, dennoch irgendwie einen Blick durchs Schlüsselloch erwischt und mit flottem Pinselstrich festgehalten, wie es jenseits des Zaunes zugeht, während der Rest der Menschheit jenseits von Eden weilt. Sieht alles eher nach einer schlecht organisierten FKK-Anlage aus. Klar doch, immer eitel Sonnenschein und keinerlei Schatten. Keine Sonnenschirme, keine mit Handtüchern extra reservierte Liegen, nicht einmal sanitäre Einrichtungen, kein Komfort, keine Unkleidekabinen, auch nicht wenigstens eins (1) von diesen transportablen Toilettenhäuschen, wie heute in jedem noch so schäbigen Flüchtlingscamp. Hygiene wird jenseits in Eden offenbar sehr klein geschrieben. Der Eisverkäufer war noch nicht da oder ist schon wieder weg. Trotz oder wegen Sonnenscheins fällt das Barbecue aus. Soweit das Auge reicht, ist nichts von all dem Zivilisationsgedöns zu sehen. Dafür den Namen Paradies? Was haben Namen mit übler Nachrede zu tun?

Apropos Namen: Die aus dem Garten Eden Vertriebenen, das Paar Adam und Eva braucht nach der mißglückten Dinnereinladung selbstverständlich jetzt eine ladungsfähige Anschrift wegen Umzug in die beste aller Welten, zumindest also einen Familiennamen, sonst geht da, wo jetzt endlich die Post abgeht, die Post womöglich als unzustellbar zurück. Und bis die neuen Klamotten fertig sind, auf die Schneider ist heutzutage auch kein Verlaß mehr, behilft man sich mit Feigenblättern. Ja, aber der Familienname? Na ist doch simpel, einfach nur nach Herkunft, wenn sie doch schon von dort kommen, vom Paradies. Bißchen was hermachen soll er ja schon, der Name. Was sollen sonst die Nachbarn denken? Macht man aus Vom ein Von. Wirkt wirklich edler auf dem Klingelbord, auch auf den Visitenkarten und künftigen Dinnereinladungen: Herr Adam von Paradies mit Gattin Eva geben sich die Ehre … Na, ist das nichts? Und gelogen ist es auch nicht.

Ach, damals hatten Adam und Eva vom Paradies gar keine Nachbarn? Türglocken waren unüblich? Schneider gab es auch nicht? Dinnereinladungen waren nicht en vogue? Papier war noch gar nicht erfunden? Nicht einmal Stempeldruck gab’s? Nur Händedruck! Post gab es nicht, kein bißchen gelbe Bundespost? Ämter waren unbekannt? – Absolut nicht zu glauben! – Anschriften waren unüblich, weil überflüssig? Sie ist aber doch voller Wunder, die Bibel, Tanach, Torah, der Pentateuch. Und Wunder helfen aus Beweisnot. Nur weil von den hier aufgezählten Wundern Moses (noch) nichts gewußt hat, läßt sich so etwas doch nicht einfach bestreiten. Bestimmt gab es damals schon Mobiltelefone. Jedenfalls hat man bei den archäologischen Ausgrabungen keinen Kupferdraht gefunden. Also müssen Herr und Frau von Paradies sich per Handy verabredet haben.

Ja, ist ja gut, der vorletzte Absatz ist absoluter Nonsens. Der danach auch. Läßt sich leicht zugeben. Wer würde aber freiwillig zugeben, was da im Pentateuch verzapft ist, sei nicht nur auch nicht besseres Zeug, sondern noch größerer Mumpitz? All die Ungereimtheiten und Widersprüche werden doch als wahr, als Gottes Wort verkauft. Die Bibel ist das meist gedruckte, meist gekaufte Buch der Welt. DER Bestseller! Gelesen wird natürlich ganz was anderes. Theologen der judaistisch monotheistischen Religionen bemühen sich seit 5777 Jahren, das Zeug aus dem Pentateuch als dernier cri, als letzten Schrei zu verkaufen, als wahr, als glaubhaft, als göttliche Wahrheit, von der Laien sowieso nichts verstehen. Der obige unsinnige Absatz mit seinen nur 147 Wörtern und ein paar Satzzeichen in einer 12 Punkte Schrift ist doch im Vergleich zu den 905 doppelspaltigen Seiten in 8 Punke Schrift vom Ersten Buch Moses bis zum letzten Punkt von Maleachi 2.3.24 nur Fliegendreck. Dazu noch das sogenannte Neue Testament! Wenn mit 147 Wörtern schon so viel Unsinn erzählt werden kann, wieviel mehr Unsinn läßt sich dann auf 1194 doppelspaltigen Seiten in 8 Punkte Schrift der Bibel unterbringen? Damit das nicht auffällt, sind Theologen unabdingbar! Ändert es etwas daran, daß sich im Grunde niemand auf die biblischen Ungereimtheiten einen Reim machen kann, nicht einmal Gott?!

O ja, was die Menschen wollen, glauben sie zu gerne! Aber Gott? Und wollen die Menschen wirklich so intensive Märchenstunden, verpackt als Religion, Glaube, Konfession? Hätten die Erzähler nicht ein bißchen näher an der Wahrheit bleiben können, bleiben müssen? Bildliche Sprache hin, Metaphern her, eine verständlichere Sprache, ein logischeres Erzählkonzept, eine saubere Trennung zwischen Glaube und Politik, zwischen Religion und Staat, zwischen Geschichte und Geschichten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, welche natürlich auch schon längst wieder Geschichte ist, hätten der Bibel nicht geschadet. Heldensagen und Familiengeschichten einfach durcheinanderrühren und dann gut verquirlt an zwölf genealogische Stammbäume anketten, ist keine wirklich freie Erzählweise. Orientalische Fabulierkunst gibt ihren Senf dazu, gibt dem ganzen den Rest, bildet für Theologen aller Konfessionen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Nur die Wahrheit erfährt der geneigte Leser nicht. Von den Theologen sowieso nicht. Also einerseits ist’s nicht das Wahre, nicht das Gelbe vom Ei, hartgekocht auch nicht vom Osterei, das Wort Gottes. Läßt sich nicht andererseits doch etwas Wahres aus alledem erfahren?

Vermutlich weiß die Welt wesentlich mehr über das Liebesleben der Ameise und deren Begattungsakt im Freien, als über dasjenige von Herrn und Frau von Paradies. Hinsichtlich eines irgendwie notwendigen und unumgänglichen Inzestes zwischen der Stammutter Eva und ihren mit Adam gezeugten, nicht immer braven Nachwuchs bleiben auch nur Vermutungen und ein ungutes Gefühl. Wo kämen wir auch sonst hin? Vor allem, wo kämen wir sonst her? Ganz zu schweigen davon, wie Adam sich dabei gefühlt haben mag. Besonders herzlich waren die Familienbande derer von Paradies wohl auch nicht, endete gar Bruderliebe mit dem ersten Brudermord. Allerdings war es bis zu den Gesetzen des Moses und „Du sollst nicht töten“ noch eine Weile hin. Unwissenheit schützt freilich vor Strafe nicht, erfuhr Kain in der besten aller Welten. So war es ja schon seinen Eltern in paradiesischen Zeiten ergangen. Freilich wußten sie, Äpfel stehlen ist verboten. Woher aber hätten sie wissen sollen, daß der Hausmeister so maßlos überreagiert? Den hatten sie bis dahin doch nur als huldvoll, gütig, gnädig gekannt. Nicht gerade der sprichwörtliche Übermensch eines Nietzsche. Mehr eine Art Übervater, Großvater. Gott Jahwe eben und in Wahrheit ein eifernder Choleriker. Soviel Aufhebens um einen einzigen Apfel? Geht’s noch? Als käme Jahwe mit einem Apfel weniger nicht über den Winter.

Um den einen Apfel geht’s doch gar nicht. Es geht ums Prinzip! Und das geht so: Das Eigentum an einer Sache steht dem Eigentümer zu. Also geht die Sache niemand anderen etwas an. Setzt sich nun ein anderer in den Besitz dessen, was ihn nichts angeht und Eigentum eines anderen ist, verstößt er damit gegen die dem Eigentum eigene Gesetzmäßigkeit, andererseits gegen die Verhaltensrichtlinien, den anderen nicht in seinem Besitz zu stören. Nimmt jemand einem Eigentümer dessen Eigentum weg, hat der Nehmende zunächst einmal den Gewinn davon, auch wenn er die Verhaltensrichtlinien und Gesetzmäßigkeiten kennt. Dem Eigentümer entsteht hingegen Schaden. Für beides muß gezahlt werden. Geld war aber noch gar nicht erfunden. Doch soweit sind wir noch nicht, kommt doch hier erst einmal Familie von Paradies ins Spiel, bis dahin noch ohne Von.

Jener Eigentümer des Garten Eden hat ihnen sein Eigentum mit allem drin, drum und dran kostenlos übertragen, bis auf den einen Apfelbaum. Damit werden Adam und Eva Eigentümer des Schrebergartens, … bis auf den einen (1) Apfelbaum. Dessen Eigentümer hatte sie zudem ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, Baum und Früchte bleiben ausschließlich sein, sind tabu. An nichts fehlt es dem jungen Paar, Adam und Eva, sieht man einmal von Einsicht und der notwendigen Bekleidung ab, die in einem FKK-Gelände so notwendig wie ein Kropf ist. Ein Paar, mit allem ausgestattet, was Herz und Gaumen begehren, mit dem guten Rat und den Mahnungen des Apfelbauern hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse wohl versehen, hätte nun auch noch gerne den Apfelbaum. Immerhin steht er ja in ihrem Garten, quasi auf ihrem Grund und Boden. Darüber hinaus geht von den reizvollen Früchten des Baumes der Reiz der Verlockung aus. Diese Farben! Die perfekten Rundungen. Welch lieblicher Duft! Tolles Aroma! Tolle Versuchung, bevor es doch wieder nur Schokolade gibt!

Und hier kommt endlich die Schlange ins Spiel, oder das, was im Islam Djihad heißt: der innere Kampf mit der Stimme der Vernunft oder doch nur der Versuchung, und das Drehen und Winden um Ja oder Nein, dieses sich Hindurchschlängeln zwischen Willen und Wissen und Tun und wider besseres Wissen. Als erstes meldet sich die Erkenntnis, fremdes Eigentum kann man nehmen. Über die Art der Ausführung zu solchem Tun büschelt sich ein Strauß von Gelegenheiten auf, von offen bis heimlich, von mit oder ohne und wenn mit, mit wieviel Gewalt. Dann noch die Frage, gleich den ganzen Baum, nur alle Früchte, oder nur mal erst einen Apfel als Versuch? Entscheidend aber bleibt, wer den Djihad, wer die Schlacht gewinnt, welche der inneren Stimmen den Ausschlag gibt. Im gegenständlichen Falle muß ein Apfel dran glauben, weil Adam und Eva die Folgen einfach nicht glauben wollen. – Ein erster Fall von fehlendem Glauben? – Nach allem Drehen und Winden reift die Erkenntnis, Äpfel kann man stehlen, macht Gelegenheit Diebe. Gegenüber der Begierde, dem Habenwollen fremden Eigentums zieht das Eigentumsprinzip den kürzeren. Gier nach Besitz, die Gier nach allem in beiderlei Sinn des Wortes bestimmt das Tun. Unzufriedenheit mit dem, was ihnen schon alles gehört, ihnen aber nicht alles gehört, raubt ihnen den Frieden ausgerechnet mit demjenigen, dem sie alles verdanken, sogar ihre Existenz und den Schlüssel zum Schrebergarten. Indem das Prinzip des Eigentums gestört, verletzt wird, erhält mit der Gier als Gewinner das Prinzip des Unfriedens Vorrang, wird zum ständigen Begleiter. Es ist das, was bis heute wirksam ist, den Frieden, den Weltfrieden verhindert. Esra Pound hat es auf die kurze Formel gebracht: Usura!

 

Hätten das die Verfasser der Bibel, des Pentateuch, der Genesis nicht gleich sagen können? Dafür dieses Schöpfungsgeschichtengedöns und der Umweg durch den Apfelgarten? Dafür Vertreibung aus dem Paradies und Brudermord, nur eine andere Art von Unfrieden aus Usura? Warum so wenig Erkenntnis nach dem Frevel am Baum der Erkenntnis? Eigentliche Erkenntnis ist wohl, Streben nach fremdem Besitz, nach dem, was anderen gehört, bedeutet inneren Unfrieden, Unfrieden nach innen und außen. Wichtigste Erkenntnis aber ist doch vor allem, jeder hat in sich die Möglichkeit zum Frieden, kann mit sich im inneren Kampf, im Djihad prinzipiell die Mutter aller Schlachten, kann Frieden gewinnen, und Gott Jahwe darf in Gottes Namen seine Äpfel behalten. Alle!

Für diejenigen, welche sich solcher Erkenntnis verschließen, aus welchen Gründen auch immer, hat seit Adam und Eva nichts stattgefunden, ist die falsche Entscheidung allenfalls Begleiter, Fortsetzung des Lapsus Adami, billige Kopie des peccatum originale, aber nur aus jeweils freier persönlicher Entscheidung, aus freiem Willen. Nicht ererbt! Kein Makel des Menschengeschlechtes! Der Djihad, der innere Kampf läßt sich gewinnen. Friede läßt sich gewinnen. Dazu Theologen, die Waffen segnen? Im Verrat am Auftrag haben solche Theologen ihren persönlichen Djihad schon verloren, bevor sie den Kampf mit sich selbst angenommen haben. Wahrheit, welche sich in der Bibel, in derjenigen der Israeliten wie der Christen finden läßt! Im Koran des Islam auch.

Nur so am Rande: Ist er nicht allmächtig, nicht allwissend, dieser bei Moses Jahwe genannte Gott? Hätte er es nicht wissen können, nicht wissen müssen, wie der Hase läuft, wie die Sache ausgeht? Ist bei ihm nicht alles aufgezeichnet vom Anbeginn bis in alle Ewigkeit? Einfach nur das große, schlaue Buch aufschlagen und nachlesen. Nein, nicht auf der Seite, die immer fehlt. Schon richtig hingucken unter ‘Karma’ und ‘Kismet’ oder Schicksal. Was ist nun vorbestimmt? Oder hat er sich einfach nur selbst auf den Arm genommen, dieser Jahwe? Wirklich spaßig wäre das wirklich nicht, bei dieser Geschichte mit so furchtbar tierischem Ernst.

Ausgerechnet solche Wahrheiten wollen religiöse Führer und Verführer natürlich nicht finden, spielen sich als Herren der Gewissen ihrer Gläubigen auf, reklamieren für ihre Religion den Wertekanon, den schon der sogenannte Schöpfer seinen sogenannten Geschöpfen, zwei Einzelwesen, Frau und Mann, mitgegeben hat, wie das Buch der Bücher erzählt, jenes Buch, auf welches sich Israeliten, Christen, Moslems nachdrücklich berufen. Jenes Buch, welches von Mord und Totschlag, von Völkermord nur so wimmelt. Jenes Buch, um dessentwegen sich die Gläubigen des Judentums, der Christenheit und des Islam erbärmliche, erbitterte Schlachten geliefert haben, unter Berufung auf dasselbe immer noch liefern. Alles nur, weil Rabbiner, Kleriker der Christen und des Islam den eigenen Schweinehund nicht bezwingen können, den inneren Krieg, den Djihad regelmäßig verlieren, mit der Schlange im Kopf scheitern, immer wieder den Kopf verlieren. Ach, es ist ein echtes Kreuz, und niemand weiß, ob nur mit diesem Gott Jahwe, mit seinem Bodenpersonal, oder doch nur mit seinen Gläubigen. Kann das gut gehen?

Wer bisher daraus gelernt hat, das männliche (Un)Wesen sei Eheherr und Gebieter, dem die Frau um der Sündentat Evas willen unterworfen sein soll, gehört zu den Verworfenen, welche für den Scheiterhaufen der Geschichte vorbestimmt sind. Kismet!

Libenter homines id quod volunt credunt. - Das, was die Menschen wollen, glauben sie zu gerne. -

(Gaius Julius Caesar)

GOTT IST DIE KRISE

Das Menschenbild auf Grundlage der Überlieferungen der drei judaistisch prophetisch monotheistischen Religionen gaukelt mit Wörtern vor, der Mensch sei geschaffen als Gottes Ebenbild. Solchem Gedanken folgt die kindlich naive Annahme, seiner äußeren Erscheinung nach und nach seinen Eigenschaften gleiche der Mensch GOTT, der sich wiederum nur durch Allmacht und Allwissenheit vom Menschen unterscheide. So nimmt es nicht wunder, daß entgegen wörtlicher Weisung, deren Ursprung und Offenbarung Gott, so es ihn gibt, zugeschrieben wird, Menschen diesen Gott als ein menschliches Wesen, als gütigen, milden, verklärten, bärtigen Großvater darstellen und hierin bereits einen ersten grundlegenden Fehler begehen: Alle bildliche Darstellung der Monotheisten zeigt GOTT als physische männliche Person. Zu allem Überfluß zeigt die bildliche Darstellung diesen Mann-Gott in den unterschiedlichen Kulturkreisen in spezieller Zugehörigkeit zur jeweiligen Volksgruppe, behaftet mit jeweils deren physischen Unterscheidungsmerkmalen nach Gattung.

- Grundsätzlich ließe sich solcher Darstellung Rassismus unterstellen. -

Wie kann GOTT, der Menschen nach SEINEM Bilde schuf, maskulin sein, schuf er doch nach eben gleicher Überlieferung und gleichem Bild auch das weibliche Menschenwesen. Die Frau, Schöpfungsakt aus und nach Gottes Bild!? Wie kann Gott afrikanischer, asiatischer, europäischer, südamerikanischer Gestalt, Wesen einer Ethnie sein, beruht doch die Entstehung der Arten und aller daraus abgeleiteten ‘Rassen’ auf einem einzigen Schöpfungsakt vor rund 5.777 Jahren, glaubt man dem monotheistischen Urtext der Bibel und darin und darauf gründender judaistischer Zeitrechnung. Nach Gotthold Ephraim Lessing: Die Natur weiß nichts von dem verhaßten Unterschiede, den die Menschen unter sich gesetzt haben. Wenn schon die Natur nichts davon weiß, wie soll es Gott dann wissen? Selbst Darwins Auffassung entwicklungsgeschichtlicher Entstehung der Arten führt im Kern auf einen einzigen, allen gemeinsamen Ursprung zurück. Humangenetik scheint aus DNA-Strukturen abstammungsgeschichtlich einen allen Menschen gemeinsamen Ursprung zu bestätigen, der Evolutionstheorie Darwins zuzustimmen. Sollte nicht alle Deutung der überlieferten Schrift in jenem besonderen Schöpfungszitat nicht mehr und nicht weniger transportieren, als daß jener Gott, so es IHN gibt, die Menschen nach jenem Bilde erschaffen habe, welches ER sich von ihm, den Menschen macht, nach seiner Vorstellung und Einbildung zu Mann und Frau schuf, bis in die vielgestaltige Unterscheidung innerhalb kontinentaler Lebensräume sich entwickeln läßt, Menschen IHM und untereinander sich darin und grundsätzlich in nichts gleichen?! Statt dessen diktieren Menschen GOTT das physische und psychische Bild zu, welches sie sich von IHM machen. Fraglich ist, ob zu solchem Denken die Glaubenszumutung der biblischen Schöpfungsgeschichte, wie sie in der Genesis vor uns steht, so dringend erforderlich war. Bis zu jenem Jahre Null der zu glaubenden Welterschaffung lebte nichtjüdische Restwelt ohne solchen Glauben. Nichtjüdische Restwelt kommt auch heute ohne den Mythos und den Glauben daran aus, einmal abgesehen von Christen und Moslems. Doch sind auch letztere zuerst, zuletzt und ausdrücklich unter Berufung auf das alte Testament Teil jüdischer Welt.

Wo GOTT nicht und nie dem Bild entspricht, welches Menschen sich von ihm machen, glauben, es sich von IHM machen zu können, ist Gott die Krise … des im Judenglauben verwurzelten, monotheistisch gläubigen Menschen! Über diese Krise hinaus hat Gott viele Namen.

Unter jeweiligem Gottesnamen ist eine jeweilige Gruppe von Menschen mit Religion beschäftigt, ohne daß sie diese Religion im eigentlichen Sinne willentlich gewählt hätten, ohne aber auch zu wissen, ob ER sie für sie erwählt hat. Nur eine andere Form der Krise unter dem Signet einer jeden Religion und des IHM von ihr zugemessenen Gottesnamen nebst Eigenschaften. Glaube und Unglaube unterscheiden sich, wie schon Al-Hadsch anmerkt, im Hinblick auf den Namen; aber im Hinblick auf die Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied zwischen ihnen. Entsprechend sind Judentum, Islam, Christentum und andere Religionen nur verschiedene Beinamen und unterschiedliche Benennungen; das damit Bezweckte aber ändert sich nicht, ist nicht verschieden.

Absolute Unfähigkeit des Menschen, GOTT zu denken, nicht zuletzt dokumentiert in aller bildlichen Darstellung bis hin zum Gekreuzigten, nimmt zugleich dem Menschen die Beziehungsmöglichkeit zu einem persönlichen und/oder ideellen, zu einem erfahrbaren Gott. An Wahrnehmung mit Sinnen, Erfahrung, Begegnung, Emotion und bedingt metaphysische, nicht verifizierbare Erscheinung gebundene geistige Welt des Menschen vermag die Barriere zu einem abstrakten Gottwesen weder rational noch emotional noch spirituell zu überwinden. Über allerlei phantastische Glaubensvorstellung versucht der Mensch die emphatische Idee eines Gottes zu erhalten, zu unterhalten. In scheinbar dialektischer Auseinandersetzung wird mit den Gesetzen der Logik unternommen, Geglaubtes als Seiendes zu identifizieren, zu verifizieren, ein Paradoxon jeder Glaubenslogik. Auf diesem Wege verselbständigt sich Sinngehalt des Wortes, wird über Logik gestellt, führt zum immer wieder erneuten und erneuerten Zirkelschluß. Erst Phantasie des Menschen gebiert GOTT in einer gedanklichen, in einer körperlichen, anthropomorphen, in darstellbarer Form. Damit ist jede als gültig angenommene bildlich/figürliche Darstellung Gottes Phantasiegeburt, Trugbild, Goetze, rein virtueller Gegenstand einer nicht erfahrbaren, unsichtbaren, nicht verifizierbaren Personalisierung. Aus Darstellungsunmöglichkeit heraus folgt Beziehungsunmöglichkeit. Unmöglichkeit persönlicher Begegnung drängt das erdachte Bild Gottes trotz und gegen Glauben zurück, bleibt dem Gläubigen mithin jede Form Gottes verborgen, bleibt Erkenntnis versagt. Folgt Glaube Gott konsequent im Darstellungsverbot für GOTT, verliert die abstrakte Vorstellung jede Visualisierungsvariante. Indem Gott so mit keinem der menschlichen Sinne wahrnehmbar, auch nicht kraft Phantasie gestaltbar wird, bleibt ER unvorstellbar. Wo es dem Menschen an Vorstellungskraft über Gott gebricht, wird GOTT undenkbar, ist Schweigen Gebot; und doch setzt Glaube explizit solche Denkbarkeit voraus, liefert Denken dem Mystischen aus. Zu dem einen GOTT und/oder jeden anderen Gottheiten fehlt es damit an jeder mit Sinnen wahrnehmbaren, visualisierbaren oder vorstellbaren Personalisierung, auch jeder ideellen Vorstellbarkeit, virtuellen Personalisierung. Selbst Glaube steht in Frage.

Glaubenslehre der alttestamentarisch judaistischen Monotheisten, auch und besonders der Christen, versucht, die Krise auszublenden, das Dilemma zu überwinden in vielfacher Hilfskonstruktion von Gottesbeweisen in Anlehnung und Benutzung dialektischer Argumentationstechniken, welche nach infinitem Regreß im Dogma oder im Zirkelschluß enden. Selbst hier aber besteht für die Theorien zu Existenz, Aufgabe und Funktion Gottes und seiner Stellung zum Menschen innerhalb der Glaubensgemeinschaften und ihrer jeweiligen Glaubenslehre untereinander nicht nur keine grundsätzliche Übereinstimmung, sondern in vielerlei Hinsicht absoluter Dissens. – Ließen sich diese Unstimmigkeiten nicht als überzeugender empirischer Beweis für die Unmöglichkeit anführen, GOTT zu denken?! – GOTT bleibt so jedenfalls die Krise vor allem des glaubenden Menschen, des Gläubigen, der nicht weiß, was er IHM an Gestalt, Eigenschaften, Fähigkeiten und Erscheinung zuordnen könnte, voraussetzen darf, ergo nicht wissen kann, was ihm in Bezug auf GOTT zukommt und von IHM zukommen könnte, ihn sich nur selbst erfinden kann, stets neu erfinden muß, der Gott von heute nicht der von gestern, nicht der von morgen ist. Ausweglosigkeit des Gedankens, manifestiert durch die an seinem Ende erkannte Aporie, erfährt ihre nur scheinbare Auflösung gleich dem gordischen Knoten in Glaubenssätzen, deren konsequente Weiterführung in erneuter Aporie, über Erkenntnisunfähigkeit hinaus in eine Handlungsunfähigkeit endende Ungewißheit überführt. Aus solcher Ungewißheit nähren sich Angstpotentiale, generieren einen Circulus vitiosus immer neuer aporetischer Diskurse, deren scheinbare Überwindung Dogmata gebiert, eigentlich der Diskurs jedoch nur an beliebig gewählter Stelle beendet, willkürlich abgebrochen wird.

 

Umgang des Menschen mit solcherlei Art Ungewißheit trägt nicht zur Überwindung der Krise bei, sondern verschärft sie, gerinnt zu kristallinen Angstgefügen. Suche nach GOTT, dem unbekannten, undenkbaren Wesen, verleitet den besonders diesbezüglich assoziativ denkenden Menschen einerseits zu einer intellektuellen Grenzziehung hier GOTT, da Mensch, sucht im Anlegen immer neuer Parallelen zur definierten Grenze sich seinem GOTT anzunähern, die Grenze in Richtung Gott zu verschieben, was zwangsläufig aus der Annäherungsunmöglichkeit zur Umkehr führt, wird doch nun GOTT dem Menschen und seinem Denken durch den Suchenden angenähert. Ein als universell gedachter Gott wird darin zu einer persönlichen, individuellen, auf das Einzelindividuum gerichteten Gottheit. So vom Menschen erdachter Gott vermag scheinbar den Sucher mit der Begegnungsunmöglichkeit zu versöhnen, insbesondere durch Vertröstung auf Begegnen jenseits biologischer, irdischer, physischer, materieller Existenz, vermag jedoch die Krise real nicht aufzuheben, verliert GOTT zugleich seine allumfassende Allgemeinverbindlichkeit, wird zum persönlichen Götzen. Unversehens wird der Mensch zum Maß aller Dinge irdischen Seins, zur fleischgewordenen Existenz jener Homo Mensura vom Menschen als Krone der Schöpfung. Letztendlich verschärft sich darin die Krise, steigert sie zur Hinwendung an das Götzenbild, nicht allein mit allerlei kultischen Verehrungsritualen, sondern mit animalischer Emphase bis in eine hündische Ergebenheit und Hingabe an den Götzen. In psychischer Übersteigerung gelangt der Glaubende unter Umständen so zu einem als ‘wirklich’ wahrgenommenen, nur scheinbar transzendenten Gotteserlebnis, aus persönlicher Gedankenwelt projiziertes Trugbild. Unüberwindbare Grenzlinie zwischen dem Denkbaren und dem Undenkbaren, letzteres Gott, verkehrt Glaubensabsicht in ihr Gegenteil, indem der Versuch der Grenzüberschreitung zur Annäherung an Gott in Mißachtung der Grenzlinie Gott lästert. Was als devoter Annäherungsversuch beginnt, endet als unredliche, arrogante, dreist plumpe Anbiederung, erklärt Trug für Wirklichkeit.

Theologie setzt zur Gewinnung der Erkenntnis über Gott auf Schrift, in der das von Gott geoffenbarte Wort festgehalten sei. Theosophie setzt zum gleichen Zweck auf spirituelle, Offenbarung genannte Erfahrung. Die von Theologen verwendete Schrift, so Theologen davon ausgehen, sie sei von Gott geoffenbart, dokumentiert spirituelle Erfahrung des Menschen. Von Theosophen dokumentierte spirituelle Erfahrung des Menschen, so sie davon ausgehen, sie sei Offenbarung Gottes, wird verschriftet. Eines steht für das andere. Keine der beiden Herangehensweisen steht für empirische Verifizierung, erst recht nicht für Falsifizierung. Unerheblich ist, ob aus spiritueller Erfahrung gewonnene Erkenntnisse des Menschen geoffenbart, die in Offenbarung gewonnenen Erkenntnisse verschriftet sind, ist Schrift als solche doch allgemeinverständlicher Ausdruck des Denkens in Begriffen und Umsetzung der Begrifflichkeiten in rekapitulierbare visuelle Zeichen. Weder Offenbarung noch nach ihr gefertigte Schrift lassen sich aus dem Metaphysischen herauslösen, über das Wesen und Wesentliche des Mensche erheben. Was Theologie nach rückwärts aus Schrift aufzuhellen versucht, beleuchtet Theosophie nach vorwärts gerichtet, hält es schriftlich fest. Schriftlichem Niederlegen der Gedanken geht stoffbedingtes Denken, vorrational unbewußte Auseinandersetzung voran. Theologie und Theosophie wagen sich somit über kosmologische Dimension hinaus, setzen gedachte Anderwelten voraus, deren virtuelle Existenz denkbar, deren Realität undenkbar ist, deren materiell physische Existenz unbeweisbar bleibt, die Beweisbarkeit an und in Unendlichkeit des Raumes scheitert. Aus sich heraus sind die Stuben virtueller Welten mit Nachahmung angefüllt, gelingt es doch dem Menschen nicht, originäre Realität, Wirklichkeit im Denken und Handeln zu verlassen, bleibt alle virtuelle Vorstellung an Existenz und Denken der Wesenheit Mensch gebunden, bleibt anthropozentrisches Unterfangen. Unausweichliche Reproduktion des Menschlichen in allem Virtuellen führt in erkenntnistheoretische Aporie, welche durch Offenbarung nicht auflösbar wird, indem das Geoffenbarte in Menschendenken gefaßtes Wort und erst dann von Menschen verschriftet ist, die Schranken menschlichen Geistes darin nicht aufgehoben werden. Beschränktheit des menschlichen Geistes macht theologische und/oder theosophische Erkenntnis menschenabhängig, notwendig damit frei vom eigentlichen Göttlichen, generiert eigentlichen Atheismus. Spirituelle Hinwendung gegen und zu Gott wider besseres Wissen beziehungsweise in Hinnahme von Unwissenheit wird so möglich, offenbart zugleich Fehlbarkeit der Vernunft. Reflektion der Hinwendungserfahrung gewährt jedoch nicht Offenbarung Gottes, sondern Spiegelbild des in Hinwendung Widerfahrenen, pure Human-Reflektion. Weder Theologie noch Theosophie gelingt daher der Beweis, von ihnen als geoffenbarte Schrift erachtete Texte seien Werk Gottes. Ketzerisch ließe sich annehmen, die Begriffe Theologie und Theosophie seien austauschbare Etikette, wenn nicht gar Etikettenschwindel, Bemäntelung der Krise. Notwendig entbehren Theologie und Theosophie mithin echter Wissenschaftlichkeit und … GOTT.

Innerhalb einer Gemeinschaft von Suchenden, in einer Gemeinde von Gläubigen wirft das die Frage nach dem ‘richtigen’ Glauben für jeden einzelnen und für die Gemeinschaft auf. In Mystizismus kaschierte Gotteslästerung, die Ausblendung ihrer Wahrnehmung zwingt zur Definition des rechten Glaubens, zu Minimierung und Relativierung angemaßter Grenzverletzung. Jeder Gläubige wähnt sich rechtgläubig, beansprucht Besitz des rechten, des richtigen Glaubens, die Gemeinschaft auch. Jeder wähnt den anderen im Irrglauben, der so auch dessen jeweilige Gemeinde trifft. Was bleibt, ist die Gewißheit, keiner hat den richtigen, niemand hat den rechten Glauben. GOTT bleibt die Krise des Menschen.

Überhöhung erfährt die Krise in Institutionalisierung des Glaubens und der Forderung nach seinem Bekenntnis einschließlich des Bekenntnisses zur Institution und in seiner militanten Missionsabsicht. In Aufhebung des freien Willens verlangt Glaubensinstitut mit dem Anspruch unbedingten Gehorsams unbedingte Anerkenntnis der Unsterblichkeit der Seele, Dasein/Existenz Gottes und weiterer Dogmata. Mit dem Anerkenntniszwang und daran gebundener Bekenntnisverpflichtung verliert Wille Freiheit, wird Religion Kernelement antinomer Unfreiheit, verlangt Gehorsam, Unterwerfung, verleugnet Vernunft.