Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts

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Als ich schließlich zu Hause ankam, fand ich meine Familie im Garten beim Grillen. Nachdem ich meine Schwester beiseitegenommen hatte, befragte ich sie zu dem Gespräch, das Ben zwischen ihr und unserer Mutter beschrieben hatte. Sie war völlig entgeistert: „Woher weißt du das? Das war ein vertrauliches Gespräch!“ – „Und wo fand es statt?“ – „In der Küche.“

Unter normalen Umständen hätte ich mich über die Umstände und Kosten einer Autoreparatur geärgert, aber obwohl mein fahrbarer Untersatz sich auf der Fahrt zur Werkstatt anhörte wie ein Panzer, durchströmte mich ein unerwartetes Hochgefühl. Das Auto, die Wolken, das Gespräch in der Küche – Ben war es zweifelsohne gelungen, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich brannte auf ein Wiedersehen, und da er und seine Familie ein Appartement in der Nähe des Schwimmbads gemietet hatten, musste ich nicht lange darauf warten. Sobald ich ihn gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Tochter am Pool entdeckte, lief ich zu ihm hin.

„Sie hatten recht“, sagte ich. „Mein Auto hatte wirklich einen Schaden und meine Mutter und meine Schwester haben tatsächlich die Unterhaltung geführt, die Sie beschrieben haben!“ Während ich dies für ein überwältigendes Eingeständnis hielt, verzog Ben keine Miene. Wie ich in der Zukunft feststellen sollte, würde er, gesetzt den Fall, ich hielte den Himmel für blau und er für grün, einfach annehmen, ich sei farbenblind.

Während meiner nächsten Pause bedrängte ich ihn mit Fragen. Woher hatte er gewusst, dass mit meinem Auto etwas nicht stimmte, ohne jedoch zu wissen, dass es der Auspuff war? Was fühlte und dachte er, wenn er seine Vorhersagen machte? – Mit der unvermeidlichen Zigarette in der Hand antwortete Ben: „Wenn ich einen Gegenstand in der Hand halte, überkommt mich der Drang, etwas dazu zu sagen, aber ich weiß im Vorhinein nie, was es sein wird. Bei deiner Geldbörse dachte ich an ein Auto und Probleme. Wenn ich sie länger in der Hand gehalten hätte, wäre mir vielleicht der Auspuff eingefallen, vielleicht aber auch nicht.“


Diese Art des Austauschs bestimmte unsere Beziehung für den Rest des Sommers. Ich verbrachte meine Pausen damit, Ben Gegenstände von Freunden in die Hand zu drücken und ihn dann zu den Antworten, die stets korrekt waren, zu befragen. Meine Neugier war geweckt und mein Interesse schmeichelte ihm. Außerdem half ich ihm dabei, ein Mysterium zu erforschen, dem er selbst ratlos gegenüberstand.

Von Zeit zu Zeit gab Ben mir spontane Readings. Er blickte dabei wie gewohnt ins Leere, aber ohne einen Gegenstand in der Hand zu halten. „Du hast das Gefühl, anders zu sein, und ich glaube, das ist auch so. Du spürst ebenfalls Dinge, die du eigentlich nicht wissen kannst. Und du glaubst, dass niemand dich so ganz verstehen kann.“

Ich wechselte das Thema. „Was halten deine Freunde von deinen Fähigkeiten?“ – „Die meisten halten das Ganze für einen Witz. Einige sagen auch, sie hätten schon immer gewusst, dass ich anders bin.“ Da Ben seine Fähigkeiten erst so spät entdeckt hatte, gerieten wir ins Spekulieren, wie viele andere Leute wohl ebenso „verdreht“ waren, ohne es zu ahnen. Eine Rettungsschwimmerin – ich nenne sie hier Amelia – stammte aus einer katholischen, irischstämmigen Großfamilie, die in meiner Nachbarschaft lebte. Schon als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass ihre ausgesprochen sympathische Mutter heimlich eine Hexe war, die sich enorm bemühte, ein normales Leben zu führen. Die Kinder waren allesamt künstlerisch veranlagt und feinfühlig. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie übersinnliche Fähigkeiten hatten. Vor allem war mir ein Erlebnis in Erinnerung geblieben, bei dem Amelia mit Tarotkarten herumgespielt hatte.

Ben führte mit Amelia eine hypnotische Rückführung durch – etwas, was ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte –, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zwei Jahre alt war. Es war faszinierend zu beobachten, wie ihre Stimme und ihre Gestik sich veränderten. Sie beschrieb unter anderem, dass sie sich verlaufen habe, und da ich mich in unserer gemeinsamen Nachbarschaft natürlich gut auskannte, wusste ich genau, wo sie war, auch wenn sie es nicht wusste.

Danach war Amelia so aufgewühlt, dass sie nichts mehr mit Ben zu tun haben wollte – wie ich später noch feststellen sollte, eine durchaus nicht unübliche Reaktion auf die verblüffende Genauigkeit seiner Angaben. Wann immer wir von da an auf diese Reaktion trafen, nannten wir sie den „Amelia-Effekt“. Damals verstörte mich diese Reaktion sehr und das geht mir auch heute noch manchmal so, auch wenn sie für mich nicht mehr überraschend kommt. Waren die Leute wirklich nicht an diesen Fähigkeiten interessiert oder fürchteten sie das, was Bens Gabe suggerierte? Spürten sie in sich etwas Ähnliches, vor dem sie instinktiv zurückschreckten? Man könnte natürlich auch die umgekehrte Frage stellen: Warum war ich so fasziniert von diesen Fähigkeiten? War Ben die Antwort auf eine innere Sehnsucht, der ich mir nur vage bewusst war?

Es waren jedoch nicht nur Bens übersinnliche Fähigkeiten, die mich im Sommer des Jahres 1971 überraschten. Auch sein Privatleben war eher ungewöhnlich und seine „berufliche“ Tätigkeit ebenso. „Ich bin eine Art Putzhilfe“, erzählte er mir. Übersetzt bedeutete dies, dass er zusammen mit einem Partner Häuser putzte – einer der vielen Jobs, die sich zufällig ergeben hatten, darunter Tätigkeiten als Arbeiter, Handelsvertreter, halbprofessioneller Basketballspieler oder professioneller Sänger. Keine Arbeit hielt er mehr als sechs Monate durch. Er verdiente gerade genug Geld, um die Miete für die Wohnung, die er mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohnte, bezahlen, ein klappriges Auto fahren und seine drei Packungen Zigaretten am Tag finanzieren zu können.

Irgendwann einmal hatte Ben einen Abschluss am Emory and Henry College in Virginia gemacht. Er hatte außerdem im Zweiten Weltkrieg bei der amerikanischen Armee gedient, wo er zum ersten Mal zu ahnen begann, dass er womöglich anders war als andere. Als ein Lastwagen, auf dem er saß, über eine Mine fuhr und explodierte, erlebte er, dass er wie in Zeitlupe in die Luft flog, einen Rückwärtssalto machte und sicher auf beiden Füßen landete – um ihn herum ein einziges Blutbad. Instinktiv wusste er, dass seine Rettung nicht normal gewesen war.

Den ganzen August des Jahres 1971 hindurch nahm meine Bewunderung für Bens Fähigkeiten zu. Als das Schwimmbad Anfang September seine Pforten schloss, hatte ich ein Gefühl von Verlust und Leere – zum einen, weil unsere Beziehung sich wahrscheinlich dem Ende zuneigte, und zum anderen, weil ich immer noch keinen Plan hatte, was ich mit meinem Leben anfangen wollte.

Völlig überraschend bot Ben mir einen Job an – offensichtlich hatte sein Putzpartner gerade die Mitarbeit beendet. Ich sagte zu. Und so nahm mein Lebenslauf die unerwartete Wendung, dass auch ich zur „Putzhilfe“ wurde.

Etwa zur gleichen Zeit beschloss ich, im Januar mit einem Magisterstudium in Soziologie an der St. John’s University in New York zu beginnen. Menschen, speziell Eltern, haben in der Regel mehr Verständnis für das exzentrische Verhalten eines Studenten als für das eines überqualifizierten Gelegenheitsarbeiters. Außerdem wusste ich wirklich nicht, was ich sonst mit meinem Leben anfangen sollte. Nachdem ich kurz mit Psychologie als Studienfach geliebäugelt hatte, fiel die Entscheidung für Soziologie. Das Verhalten von Gruppen erschien mir interessanter und wichtiger als die Frage, wie einzelne Menschen ihr Leben führen.

2. Zwischen Putzjob und Parapsychologie

Wenn wir ehrlich sind, dann stellen wir fest, dass wir häufig bereits Argumente gegen eine neue Idee entwickeln, noch bevor man sie uns vollständig dargestellt hat.

WILFRED TROTTER (britischer Neurochirurg)

Ich war keine besonders gute Putzhilfe – auch nicht nach Bens fünfminütigem „Intensivkurs“. Wir einigten uns schließlich darauf, dass die „schweren“ Arbeiten in Bad und Küche in sein Ressort fielen, während ich das Staubwischen und Staubsaugen übernahm. Immerhin: Der Coup mit dem Putzjob gab mir die Möglichkeit, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, während meine Bewerbung an der Hochschule als Besänftigung für all jene diente, die mehr von mir erwarteten – zumal ich als hochbegabt galt.

Von meinem persönlicher Hintergrund her gesehen war ich weder für das Paranormale noch für die Arbeit als Putzhilfe prädestiniert. Ich wurde 1950 in New York geboren, als zweites von drei Kindern. Meine Schwester Lynn ist drei Jahre älter als ich, mein Bruder Rob sechs Jahre jünger. Mein Vater Earl arbeitete als Buchhalter oder Rechnungsprüfer für Kaufhäuser und Werbeagenturen, während meine Mutter Norma, wie es damals üblich war, sich um Haushalt und Familie kümmerte. Finanziell gesehen ging es uns gut, auch wenn man uns sicherlich nicht als reich bezeichnen konnte.

Meine Erziehung war den damaligen Maßstäben nach ziemlich locker. Douglaston, ein Bezirk im äußersten Osten von New York, war ein freundliches Ober- bis Mittelklasseidyll. Niemand schloss seine Haustür ab und man konnte nahezu bei jedem nach Belieben ein- und ausgehen. Hervorragende Leistungen wurden als selbstverständlich betrachtet. Unsere Halbinsel an der Little Neck Bay auf Long Island hat Weltklassesportler wie den Tennisstar John McEnroe und überdurchschnittlich viele erfolgreiche Berufssportler hervorgebracht – ebenso wie eine große Zahl von Menschen, die sich umbrachten oder an einer Überdosis von Drogen starben.

Zwar übten meine Eltern weder Druck auf uns Kinder aus, noch waren sie materialistisch eingestellt, aber mein offensichtlicher Mangel an erkennbarem Ehrgeiz brachte selbst sie an die Grenzen ihrer Toleranz. Immer häufiger fragte mein Vater mich freundlich, wohin das denn führen solle. Mit gespieltem Erstaunen fragte ich zurück, warum er Bens unglaubliche Fähigkeiten nicht für ebenso aufregend hielt wie ich. Aber auch wenn mein Vater kein großes Interesse für diese Dinge zeigte, stellte er dennoch nie mein Recht in Frage, mich damit zu beschäftigen. Für ihn, der während der großen Weltwirtschaftskrise geboren wurde und als Erster aus seiner Familie ein College besuchte, war wirtschaftliche Sicherheit stets oberstes Ziel gewesen. Ein Teil von ihm wünschte mir die Freiheit, die er nie gehabt hatte – aber als Putzhilfe …?

 

Meine Mutter betrachtete meinen neuen Job eher insofern mit Skepsis, als sie mich noch nie mit einem Staubwedel in der Hand gesehen hatte. Ihre größte Sorge allerdings resultierte aus dem Glauben, dass Ben verrückt sei. Aber auch wenn ich mich manchmal fragte, ob die Sorgen meiner Eltern womöglich berechtigt waren, überwog stets mein inneres Gefühl, dass ich genau das Richtige tat. Ben hatte Charisma und wie alle, die dies besitzen, polarisierte er die Menschen. Es gab solche, die seiner Faszination erlagen, und andere, die das nicht nachvollziehen konnten – und beide Fraktionen bemitleideten einander. Weder meine Familie noch meine Freunde mochten Ben und den Einfluss, den er auf mich ausübte, und ich wiederum konnte ihnen diesen nicht plausibel machen.

Was den Job als Putzhilfe betraf, stellte ich bald fest, dass Ben eine recht „entspannte“ Einstellung zum Thema Zeit hatte. Wenn er „morgens“ sagte, konnte das einen beliebigen Zeitpunkt zwischen neun Uhr früh und drei Uhr nachmittags bedeuten. In der Regel trudelte ich kurz vor 12 bei ihm ein. Wenn ich Glück hatte, war er bereits aufgestanden, und irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zu einem Haus und begannen mit unserer Arbeit. Unsere Gesprächsthemen reichten von bestimmten Aspekten der Readings, die er nun regelmäßig durchführte, bis hin zu Politik und Kosmologie. Er schien mich gerne um sich zu haben – zum einen, weil ich über mehr Allgemeinbildung verfügte als er, und zum anderen, weil mein Interesse an seinen merkwürdigen Fähigkeiten ihn hoffen ließ, dass wir gemeinsam die richtigen Antworten finden würden. Oder zumindest die richtigen Fragen. Auch meine mangelnden Fähigkeiten als Putzhilfe schienen Ben nicht abzuschrecken. Zwar verlor er wegen meiner Mitarbeit die meisten seiner Kunden, aber das passierte genau zu dem Zeitpunkt, da er selbst allmählich die Lust an dieser Arbeit verlor.

Einige der Freizeitaktivitäten, die ich durch Ben kennenlernte, waren mir ebenso fremd wie das Putzen. Da waren zum Beispiel die Pferderennen, ein Sport, für den er sich begeisterte. Nachdem er sich jahrelang damit beschäftigt hatte, glaubte Ben ein mathematisches System entwickelt zu haben, das absolut sicher war: Zwar würde man auch damit vielleicht bei einigen Rennen oder sogar während eines kompletten Renntages verlieren, nicht jedoch eine ganze Woche lang. Wenn man zwei Dollar einsetze, das System konsequent durchhalte und den Einsatz stetig erhöhe, sei man am Ende der Woche um mindestens 20 Dollar reicher.

Ich bin kein Spieler. Spielen macht mir einfach keinen Spaß, auch nicht, wenn ich gewinne. Es war der mathematische Aspekt von Bens System, der mich faszinierte. Nachdem ich die Rennprogramme von acht zurückliegenden Wochen überprüft hatte, stellte ich fest, dass er offensichtlich recht hatte. Das System beinhaltete allerdings gewisse Einschränkungen bezüglich der Rennen, auf die man wetten konnte. Ich übernahm den rechnerischen Part und fand beispielsweise heraus, dass wir auf das dritte Pferd im vierten Rennen wetten sollten. Das Problem war, dass einer von uns meist mit irgendwelchen Gründen daherkam, warum das in diesem Fall keine gute Idee war: Es hatte vielleicht nur „drei Beine“ – das hieß, dass es noch nie gewonnen hatte – oder der Jockey schien nicht recht zu wissen, wo vorne und hinten war … Also setzten wir nicht auf dieses Pferd und natürlich gewann es prompt. Keiner von uns beiden wurde aus Schaden klug. Stets schafften wir es, uns selbst so weit zu sabotieren, dass am Ende der Woche zwar das System gewann, wir aber Geld verloren hatten.


Durch unsere Freundschaft gelang es mir, Ben zu Dingen zu überreden, die er eigentlich ablehnte. Unter anderem ließ er sich von mir in mehrere parapsychologische Labors schleifen, in denen seine übersinnlichen Fähigkeiten getestet wurden. Zu Anfang weigerte er sich, weil er meinte, dass solche Tests völlig bedeutungslos seien. Auf meine Frage, wie er dies wissen könne, bekam ich zur Antwort: „Glaub‘ mir, ich weiß es.“ Als Ben schließlich doch einwilligte, tat er dies nur unter bestimmten Bedingungen: „Erstens möchte ich nicht an Maschinen angeschlossen werden und zweitens müssen sie über jeden Gegenstand, den sie mir geben, eine Menge wissen.“

Unsere erste Station war die altehrwürdige American Society for Psychical Research (ASPR) mit Sitz in Manhattan. Diese Gesellschaft wurde 1885 von Koryphäen wie dem Harvard-Psychologen William James gegründet, um das damals populäre Phänomen des Mediumismus zu untersuchen. In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sie sich im Sinne der wissenschaftlichen Ausrichtung des Pioniers J. B. Rhine weiter. Der Botaniker Rhine interessierte sich für außersinnliche Wahrnehmung (ASW), die er definierte als die Fähigkeit, Informationen auf andere Weise als über die fünf bekannten Sinne zu erlangen. Er prägte auch den Begriff „Parapsychologie“, um die Untersuchung dieses Phänomens zu beschreiben.

In den 1930er-Jahren richtete Rhine das erste parapsychologische Labor Amerikas ein, um außersinnliche Wahrnehmungen anhand genau berechneter statistischer Wahrscheinlichkeiten zu „messen“. In seinem berühmtesten Test forderte er die Versuchsteilnehmer auf, die Kartenabfolge in einem Stapel von Karten zu erraten, die in einem zufälligen Verfahren gemischt wurden und die mit fünf verschiedenen Symbolen markiert waren. Dabei lag die Trefferquote so weit über der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass dies stark auf das Vorhandensein übersinnlicher Fähigkeiten hindeutete.

Bens Termin war auf zehn Uhr an einem Morgen im Oktober festgelegt worden. Da er sonst nie so früh aufstand, war er die ganze Zugfahrt über schlecht gelaunt. Die ASPR hat ihren Sitz in einem wunderschönen vierstöckigen Sandsteinhaus, in der Nähe des Central Park in Manhattan. Dort kamen wir zunächst in ein Labor voller Apparate und Maschinen in allen Formen und Größen. Als er mein Interesse bemerkte, zeigte einer der Techniker auf einen kleinen Apparat: „Das ist ein automatisches Gerät zum Testen von Hellsichtigkeit. Von einem Zufallsgenerator gesteuert leuchtet immer wieder irgendeine von vier Lampen auf und die Versuchsperson versucht vorherzusagen, welche Lampe es sein wird. Das Gerät zeichnet automatisch auf, wie oft die Person richtig und falsch liegt.“

Er zeigte auf ein weiteres Gerät: „Damit führen wir Psychokinesetests durch, also die Einwirkung des Geistes auf Materie. Im Gerät befindet sich ein winziges Stück radioaktiven Materials, das gemäß den Gesetzen der Quantenphysik zerfällt, während die Testperson versucht, diesen Vorgang zu verlangsamen oder zu beschleunigen.“ An diesem Punkt mischte Ben sich ein: „Das kann ich.“ Ich drehte mich zu ihm um und sagte: „Ich dachte, du wolltest nicht an Maschinen angeschlossen werden?“ – „Will ich auch nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich das kann.“

Trotz seiner Abneigung gegen „Maschinen“ willigte Ben ein, an einen Elektroenzephalografen (EEG) angeschlossen zu werden, da dieses Gerät keine Fähigkeiten testen, sondern lediglich seine Gehirnwellen überwachen würde. Dank meiner Lektüre parapsychologischer Literatur wusste ich, dass das normale Wachbewusstsein Beta-Gehirnwellen von 15 oder mehr Zyklen pro Sekunde erzeugt. „Alpha“ ist in diesem Kontext ein entspannter Zustand von sieben bis dreizehn Zyklen, „Theta“ liegt bei vier bis sieben Zyklen und „Delta“ (tiefer, traumloser Schlaf) bei eineinhalb bis vier Zyklen. Damals ging man davon aus, dass übersinnliche Erfahrungen im Alpha-Zustand stattfanden und mystische Erfahrungen im Theta-Zustand.

Ben sollte von Karlis Osis getestet werden, dem damaligen Direktor des ASPR. Als ich den Termin mit Osis vereinbarte, klärte ich ihn über Bens wichtigste Bedingung auf: dass er lediglich anhand eines Gegenstands mit einer gut dokumentierten „Geschichte“ getestet werden wollte. Da Reproduzierbarkeit eines der wichtigsten Probleme bei der ASW-Forschung ist, beeindruckte Osis die Nachdrücklichkeit, mit der ich behauptete, dass Ben unter allen Umständen immer zu 100 Prozent richtig lag. Zweifellos hatte er zuvor schon Hunderte solcher Behauptungen gehört, die sich unter Testbedingungen dann doch als falsch erwiesen.

Die Fragen, die Osis Ben stellte, während dieser von einem technischen Assistenten an das EEG-Gerät angeschlossen wurde, waren eher höflich desinteressiert und machten deutlich, dass auch er auf einem Gebiet, das mehr als jedes andere zur Skepsis einlud, allmählich zum Skeptiker wurde. Dann gab er Ben einen braunen Kasten, der etwa 30 mal 30 Zentimeter maß und keinerlei Hinweis auf den darin enthaltenen Gegenstand gab.

Ben blickte auf die mir mittlerweile vertraute Weise ins Leere und erklärte: „Dies ist ein Geschenk, das bereits durch viele Hände gegangen ist. Ich sehe Berge und ein kleines Dorf in Südamerika. In Peru. Der Gegenstand wurde von einem etwa 30 Jahre alten Mann gekauft. Er schenkte ihn einer jüngeren Frau mit braunen Haaren und braunen Augen. Sie wiederum verschenkte ihn an einen älteren Mann, um ihm für einen Gefallen zu danken. Es ging um ein Empfehlungsschreiben.“ Ben sah Osis an. „Dieser ältere Mann waren Sie, aber der Gegenstand bedeutet Ihnen nicht sonderlich viel. Ich wette, Sie wissen rein gar nichts darüber.“

Osis war ziemlich verdattert. „Wüssten Sie gerne, um was für einen Gegenstand es sich handelt?“, fragte er. Ben seufzte: „Das spielt keine Rolle.“ Für mich allerdings tat es dies schon und ich war erfreut, als Osis die Kiste öffnete und sagte: „Es handelt sich um einen Brieföffner und es stimmt, ich bekam ihn von einer Frau als Dank für eine Empfehlung geschenkt. Ich glaube allerdings nicht, dass Sie mit Südamerika richtig liegen. Trotzdem, ein vielversprechender Anfang!“

Ben warf Osis einen finsteren Blick zu: „Sie wissen also wirklich nichts über die Geschichte des Gegenstands?“ – „Nein, aber wenn das mit Südamerika stimmen würde, dann wüsste ich es.“ Als Osis seine Aufmerksamkeit dem EEG-Techniker zuwendete, nahm ich den Brieföffner verstohlen in die Hand und entdeckte die Aufschrift „Made in Peru“!

Der Techniker schien Probleme mit Bens EEG zu haben. „Keine Ahnung, was da passiert ist“, sagte er zu Osis. „Ein paar Sekunden, nachdem Sie Ben den Kasten gegeben haben, stieg seine Beta-Aktivität eher an, als dass sie abnahm. Dann begann ein Teil seines Hinterhauptslappens mit der Produktion von Theta-Wellen, was eigentlich völlig unmöglich ist.“

Osis stimmte ihm zu: „Bei Theta handelt es sich um eine sehr eingeschränkte Gehirnaktivität. Man kann nicht zugleich einen aktiven Beta- und einen passiven Theta-Zustand haben.“ Der Techniker meinte, dass wohl irgendetwas mit dem Gerät nicht stimme. Osis nickte nur und blickte auf seine Uhr: „Es tut mir leid, aber ich muss zum nächsten Termin. Ich habe mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Herr Mayrick.“

Immer noch perplex testete der Techniker das EEG-Gerät an sich selbst. Es funktionierte tadellos. Wir überredeten Ben dazu, ein weiteres Reading vorzunehmen und sich noch einmal an das Gerät anschließen zu lassen. Wieder erzeugte er Beta- und Theta-Wellen gleichzeitig. Der technische Assistent probierte das Gerät erneut an sich selbst aus, wieder funktionierte es tadellos. Bei Ben hingegen zeigte es stur Beta- und Theta-Wellen. Schließlich kam der Techniker endgültig zu dem Schluss, dass das Gerät nicht in Ordnung sein könne. Erst Jahre später sollte ich herausfinden, dass einige indische Yogis und buddhistische Mönche meditieren, indem sie ihre Gehirnaktivität erhöhen, statt sie zu verlangsamen, und so zuvor unbekannte Gamma-Zustände erreichen, in denen schnelle und langsame Gehirnwellen gleichzeitig hervorgerufen werden.

Da die Weigerung des Technikers, Bens Messergebnisse ernst zu nehmen, mich ärgerte, schlug ich vor, eine andere Art von Gerät auszuprobieren – und zwar dasjenige, mit dem die Fähigkeit der Versuchsperson getestet wurde, den Zerfall einer radioaktiven Substanz zu beschleunigen oder zu verlangsamen. Ben willigte widerstrebend ein. Nachdem er die Funktionstüchtigkeit der Maschine untersucht hatte, fordert der Techniker Ben auf, sich einfach nur darauf zu konzentrieren, das radioaktive Material schneller zerfallen zu lassen. Amüsiert antwortete Ben, dass dies kein Problem sei.

 

Während Ben dasaß, ohne die Apparatur auch nur anzusehen, entfuhr dem Techniker ein Laut des Erstaunens. „Da stimmt etwas nicht! Das Ding hier sagt, dass der Zerfall schneller stattfindet, als ich das für möglich halte.“ „Na gut“, sagte Ben, wie wenn er damit spielte, „dann verlangsame ich den Zerfall jetzt eben.“ Kurz darauf murmelte der Techniker, dass der Zerfall sich nun nahezu auf die Hälfte der normalen Geschwindigkeit verlangsamt habe. Er schaltete das Gerät ab. „Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Auch mit diesem Gerät scheint etwas nicht zu stimmen.“

Auf der Fahrt nach Hause ließ Ben seinem angestauten Ärger freien Lauf. „Na, was habe ich dir gesagt? Diese Typen fürchten sich genauso vor allem, was nicht in ihr Schema passt, wie alle anderen auch!“ Ich fragte ihn, wie er das radioaktive Material beeinflusst habe. Er lebte sichtlich auf: „Das war einfach. Um den Zerfall zu beschleunigen, stellte ich mir eine Wolke vor, die ich dann auflöste. Und für den umgekehrten Prozess einen gefrorenen Stein.“

Ben gab mir noch eine weitere Chance, ihm zu beweisen, dass parapsychologische Tests nützlich sein könnten. Diesmal fuhren wir zum Traumlabor des Maimonides Medical Center in Brooklyn. Wieder erklärte ich vorab, dass Ben nur anhand eines Gegenstands mit bekannter Historie getestet werden wollte. Und wieder sollte er von einem erfahrenen Parapsychologie-Forscher überwacht werden, diesmal Charles Honorton, der für seine ASW-Studien bekannt war.

Nach ein paar einfachen Fragen gab Honorton Ben einen Schal. Sobald Ben ihn berührte, geriet er in helle Aufregung. Er sprang auf und schrie: „Panik, Panik! Überall sind Tiere – Tiger, Elefanten und Giraffen! Ich versteh‘ das nicht!“ Er war kreidebleich und bekam kaum Luft.

„Ein sehr interessantes Reading“, sagte Honorton gelassen. „Der Schal gehört einem Mädchen, von dem wir glauben, dass es entführt wurde. Das letzte Mal wurde sie in der Bronx im Zoo gesehen. Der Polizei fehlen jegliche Anhaltspunkte, daher fragten sie an, ob einer unserer hellsichtigen Probanden vielleicht helfen könnte.“ – Ben warf Honorton den Schal vor die Füße. „Ich werde da nicht mehr mitmachen.“

Den ganzen Nachhauseweg über schimpfte er, und das war völlig in Ordnung; ich war mindestens ebenso aufgebracht wie er selbst. Ben hatte nur eine einzige Bedingung für das Reading gestellt – dass der Tester die Geschichte des Gegenstands kennen müsse – und in beiden Fällen war diese Vereinbarung gebrochen worden. Ich hatte diesen Forschern sozusagen den Heiligen Gral gebracht – einen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, der noch nie mit einer Aussage danebengelegen hatte –, aber sie waren zu sehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt, um das zu bemerken.

Leider musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass diese Art von „Tunnelblick“ in der gesamten wissenschaftlichen Welt eher die Norm war – und je näher etwas vor ihrer Nase lag, umso eher konnte man davon ausgehen, dass die Experten es übersahen.