Alle Tiere kommen in den Himmel

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Tierverehrung im alten Ägypten

Ganz im Gegensatz zu dem, was die meisten Menschen annehmen, war die Religion im alten Ägypten nicht sehr einheitlich und bestand auch nicht nur aus der Verehrung des Pharaos wie einen Gott. Tatsächlich gab es ein ganzes Sammelsurium ungeordneter Glaubensrichtungen und -praktiken, die nach Region oder auch sozialer Zugehörigkeit variieren konnten. Je nach Ort und Zeitpunkt konnten die Tiere die Eigenschaften der Götter aufzeigen, wie bei Horus, der seinen Falkenkopf trug, weil man ihm falkenähnliche Eigenschaften zusprach. Oder die Göttin Bastet, die als Katze dargestellt wurde und damit Fruchtbarkeit und die Aufzucht von Kindern symbolisierte. Thoth ist in der ägyptischen Mythologie der Gott des Mondes, der Magie, der Wissenschaft, der Weisheit und des Kalenders. Er hat den Kopf eines Ibis. Anubis, der altägyptische Gott der Totenriten wie Einbalsamieren und Mumifizieren, hat den Kopf eines Schakals. Die Göttin Maat trug eine Straußenfeder als Emblem. Diese Feder wurde beim Totengericht gegen das Herz des Verstorbenen aufgewogen (so wurde das Gewicht der Sünden festgestellt, Anm. d. Übers). Hathor, die allumfassende Göttin der Mutterschaft, Fruchtbarkeit und Liebe wurde entweder mit einem Kuhkopf oder mit Kuhhörnern und einer Sonnenscheibe auf dem Kopf dargestellt.

Die hier genannten Gottheiten waren wohl die wichtigsten Götter neben Isis, Osiris, Ptah und dem großen Sonnengott Re (auch Ra genannt), aber es gab noch viele andere Göttinnen und Götter, die entweder eine kleinere Rolle spielten oder nur in bestimmten Regionen Ägyptens überliefert waren.

Da gab es zum Beispiel eine ganze Menge Hausgötter, die über das Haus und die Familie wachten. Sie waren hauptsächlich für die Unterschicht zuständig, während der Pharao und die reiche Oberschicht die großen Gottheiten feierten. Ihnen war sogar mindestens ein nationaler Feiertag im Jahr gewidmet! So ziemlich alle Götter, unabhängig vom Status ihrer Anhänger, hatten animalische Attribute.

Als sich die ägyptische Bevölkerung weiterentwickelte, gingen einige dieser Göttinnen und Götter in etwas über, was wir als Tierkult bezeichnen würden. Das vorher mit der Gottheit assoziierte Tier wurde zum eigentlichen Objekt der Verehrung. Einer dieser von den Ägyptern verehrten Gottheit war der Apis, der heilige Stier von Memphis, der als Verkörperung des Gottes Ptah verehrt wurde. Ptah wiederum war nicht nur der Gott der Handwerker und Kunsthandwerker, sondern soll auch die Welt erschaffen haben. Es gab immer nur einen heiligen Stier zur jeweiligen Zeit, der als Apis verehrt wurde und er hatte vermutlich verschiedene Merkmale, an denen man ihn als heiliges Gefäß des Gottes Ptah erkennen konnte. Dieser lebendige Stier wurde wie einen Gott behandelt, er hatte einen eigenen Stamm Priester und bewohnte den Tempel von Ptah in Memphis. Der ranghöchste Priester des Tempels soll in der Lage gewesen sein, die verschiedenen Bewegungen und Taten des Stieres zu deuten und konnte so die Zukunft voraussehen und die Fragen der verschiedenen Anbeter beantworten. Die weniger bedeutsamen Priester waren damit beauftragt, den Stier zu hegen und zu pflegen und ihm die Geschenke der Anhänger zu überbringen. Wenn ein Apis-Bulle starb, wurde sofort ein anderer Stier gesucht, der die nötigen heiligen Kennzeichen trug und der tote Stier wurde mumifiziert und bei einer großen Feierlichkeit in einem eigenen Grab bestattet.

Obwohl der Kult um den Stier Apis eine große Anhängerschar hatte, ist er nicht mit dem großen Zuspruch vergleichbar, den die Göttin Bastet hatte. Bastet wurde, wie schon zuvor erwähnt, von einer Katze repräsentiert. Sie war die Göttin der Fruchtbarkeit und der Aufzucht von Kindern. Entweder trug sie einen Katzenkopf oder sie wurde ganz als Katze dargestellt. Der Kult um die Göttin Bastet erlangte seinen Höhepunkt vor etwa 2000 oder 3000 Jahren und begründete die hohe Stellung der Katze in der ägyptischen Gesellschaft.

Die Ägypter waren gut darin, Tiere zu domestizieren, insbesondere die Wildkatze. Es gab im alten Ägypten zwei einheimische Katzenarten: die wilde Dschungelkatze und die Afrikanische Wildkatze. Sie waren größer als die heutigen Katzen durchschnittlich sind und viel gefährlicher. Sie konnten problemlos giftige Schlangen, ja sogar Kobras töten und - was weitaus wichtiger war - sie vertilgten auch Mäuse, Ratten und anderes Getier, das es auf die Ernte in der königlichen Kornkammer abgesehen hatte. Die Afrikanische Wildkatze hatte ein angenehmeres Temperament und die meisten Katzen, die allmählich domestiziert wurden, stammen von dieser Art ab. Über die Jahrhunderte entwickelten sie sich zu der Katze, die wir heute als Ägyptische Mau kennen.

Ihre Eigenschaft, Schädlinge zu vertilgen, machte die Katze wertvoll. Daher wurde sie schnell domestiziert und in fast jedem Tempel und mit Sicherheit in jeder Kornkammer wurden mehrere Katzen gehalten, die das Ungeziefer dezimierten. In den Tempeln der Göttin Bastet kümmerten sich die Priester mindestens um ein paar Dutzend, wenn nicht sogar um Hunderte von Katzen. Weil sie sich schnell vermehren, wurden Katzen zum festen Bestandteil in fast jedem Dorf, jeder Stadt und jedem Land Ägyptens. Viele wurden Hauskatzen, viele lebten in Tempeln und viele wandelten einfach auf der Straße.

Je beliebter die Katze wurde, desto heiliger wurde sie auch für die alten Ägypter. Sie sorgte nicht nur dafür, dass die Schädlinge nicht überhand nahmen, sondern versorgte den Haushalt auch mit hübschen Haustieren. Mit der Beliebtheit der Katze wuchs auch die Beliebtheit der Göttin Bastet und bald bewirkten die Katzen einen weiteren Nebeneffekt und wurden zur wachsenden Einnahmequelle. Die Mumifizierung von Katzen wurde immer beliebter, weil viele mumifizierte Katzen der Göttin Bastet zusammen mit Geld und Lebensmitteln geopfert wurden. Wissenschaftler berichten, dass das Mumifizieren von Tieren zu einem guten Geschäft wurde und die verschiedensten Tiere wurden aus hauptsächlich drei Gründen derart haltbar gemacht: Um Göttern geopfert zu werden, als Nahrungsmittel für einen ebenfalls mumifizierten Menschen, das er auf seiner Reise ins Jenseits verzehren konnte oder weil es geliebte Haustiere waren und ihr Eigentümer hoffte, sie so mit in das Leben nach dem Tod mitnehmen zu können.

Die Mumifizierung der Toten war im Alten Ägypten bereits ein gutes Geschäft, aber mit der zunehmenden Beliebtheit der Einbalsamierung von Tieren wurde es noch größer. Priester und andere begannen damit, nur deshalb Tiere - vorzugsweise Katzen - aufzuziehen, um sie zu töten, auszustopfen und sie Menschen zu verkaufen, die sie wiederum den verschiedensten Göttern andienten. Dazu kam, dass die Handwerker mehr Statuen von diesen Göttern herstellen mussten, insbesondere Statuen, die die Göttin Bastet darstellten. Dies begründete eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen, die alle auf die Gottesanbetung zurückzuführen sind und die für den Pharao ständig steigende Einnahmequellen waren.

Je heiliger die Tiere wurden, desto mehr Gesetze wurden zu ihrem Schutz in Kraft gesetzt. Der griechische Historiker Herodotus behauptet sogar, dass jemand, der absichtlich ein heiliges Tier tötete, hingerichtet wurde. Diodorus, ein weiterer griechischer Historiker, sagte, dass selbst jemand, der aus Versehen eine Katze überfuhr, vom ägyptischen Mob gelyncht wurde, selbst wenn der Pharao versuchte, zu intervenieren.

Die Mumifizierung von Tieren zeigt die hohe Achtung, die ihnen im frühen Ägypten entgegengebracht wurde und obwohl einbalsamierte Tiere in den verschiedensten menschlichen Särgen gefunden wurden, gab es die meisten mumifizierten Tiere in den großen Grabstätten der Gegenden um BuBastetis, Sakkara, Theben und Beni Hasan. In diesen riesigen örtlichen Gruften waren die mumifizierten Tiere meist Katzen. Allein das Grabmal außerhalb von Beni Hasan enthielt mehr als 19 Tonnen einbalsamierter Tiergebeine.

Der Kult um die Göttin Bastet lief aus, als er per kaiserlichem Dekret im Jahr 390 vor Christus verboten wurde. Unter der Regierung des alten Roms nahm der Glaube an die früheren Gottheiten drastisch ab und wurde völlig ausgemerzt. Heutzutage werden in Ägypten noch immer Katzen toleriert oder auch als Haustier gehalten, aber sie haben keinerlei religiöse Bedeutung mehr.

Tierverehrung im alten Griechenland und in Rom

Die älteste Religion im alten Rom war der Ahnenkult, aber je mehr Macht Rom bekam, desto vielseitiger wurde es. Das ist nirgendwo so deutlich zu sehen wie in der römischen Literatur, in der die Römer die griechischen Götter zu ihren eigenen machten. Die Römer gaben dem Großteil der griechischen Götter einfach neue Namen. Aus Zeus wurde Jupiter, aus Hera Juno, Poseidon wurde zu Neptun und so weiter. Von einigen Ausnahmen abgesehen, übernahmen die Römer alles aus der griechischen Mythologie.

Die alten griechischen Götter sind möglicherweise die faszinierendsten Gottheiten der früheren Zivilisationen, denn ihre Sagenwelt beeinflusst uns noch heute. Es ist dabei nicht so, dass ihre Götter mächtiger wären, aber sie sind in ihrer Art facettenreicher und haben viele menschliche Attribute. Zudem haben sie menschliche Schwächen und Gefühle wie Wut, Liebe, Rachsucht und viele andere. Vermutlich konnten deshalb die Geschichten über diese Götter die Jahrtausende überstehen und blieben der Menschheit über alle Generationen hinweg im Gedächtnis. Alle Menschen schätzen eine gute Geschichte oder eine Heldendichtung und die Griechen hatten Göttergeschichten in Hülle und Fülle - von den vielen Geschichten über Zeus, wie er die verschiedensten Frauen in den unterschiedlichsten Tier- oder Menschenkörpern verführte bis hin zu den fantastischen Heldentaten und Abenteuern des starken Helden Herkules. Wenn wir dies bedenken, spielten dann Tiere irgendeine ernst zu nehmende Rolle in der altgriechischen Religion?

 

Ganz wie in der ägyptischen Religion wurden bestimmte griechische Gottheiten mit bestimmten Tieren oder ihren Eigenschaften assoziiert. Denken Sie an Zeus als Adler (Kraft), an Athene und die Eule (Weisheit), an Hermes mit den Flügeln (Geschwindigkeit). Aber abgesehen vom griechischen Gott Dionysios (von dem viele glauben, er hätte die Form einer Ziege angenommen) oder Poseidon (der halb Mann, halb Fisch war) beziehen sich die Griechen in ihrer Religion hauptsächlich bei mythologischen Kreaturen auf Tiere. Entweder war so eine Kreatur ein gefürchteter Feind eines Helden wie beispielsweise Medusa, die Zyklopen oder der kretische Stier, oder ein hilfreiches Tier wie Pegasus für Perseus. So spielten Tiere eine erhebliche Rolle in der griechischen Mythologie.

Einer der wenigen griechischen Kulte, von denen man weiß, dass sie existiert haben, ist der vom Schlangengott Glycon. Dieser Kult wurde vermutlich vom griechischen Propheten Alexander von Abonutichus gegründet und hat möglicherweise seinen Ursprung in Mazedonien, wo es bereits seit Jahrhunderten kleinere Schlangenkulte gab. Die Griechen glaubten damals, dass Schlangen magische Kräfte in Bezug auf die Zeugungsfähigkeit hätten. Die griechische Mythologie ist reich an Geschichten, die von Schlangen handeln und das Paradebeispiel dafür gilt die Geschichte von Zeus, wie er als Schlange getarnt Olympia schwängert. Unter Umständen galt der Glycon-Kult auch einer existierenden Schlange, die wiederum möglicherweise als Reinkarnation des Gottes Äskulap angesehen wurde, dem griechischen Gott für Medizin und Heilung. Alexander hatte nachgewiesenermaßen vorausgesagt, dass Äskulap in einer anderen Verkörperung wiederkehren würde und zum vereinbarten Zeitpunkt zog er ein Schlangenei aus der Tasche und schnitt es auf.

Die Legende berichtet, dass die Schlange innerhalb von einer Woche zur Größe eines Mannes heranwuchs und menschenähnliche Gesichtszüge sowie langes blondes Haar hatte. Historiker glauben, dass wann immer Gott Glycon in einem Tempel auftauchte, es sich um eine Puppe handelte oder um eine dressierte Schlange, auf die ein Puppenkopf angebracht wurde, der wie ein menschliches Gesicht aussah. Obwohl Glycon hauptsächlich bei Unfruchtbarkeit angebetet wurde (Frauen brachten ihre Gaben in der Hoffnung, sie bekämen dann ein Kind), war er auch der Schutzpatron gegen die Pest.

Einer der interessanteren Charaktere der griechischen Mythologie war der Zentaur, insbesondere der Zentaur namens Chiron. Zentauren waren halb Mensch, halb Pferd und standen in dem Ruf standen, sich ständig zu betrinken und dann aggressiv zu werden. Alles in allem galten sie als unzivilisiert. Nur Chiron - obwohl ebenfalls ein Zentaur - war ganz anders als seine Artgenossen. Zudem hieß es, er wäre unsterblich, weil er aus der Vereinigung des Titan Cronus mit der Nymphe Phillyra stammte. Cronus hatte die Gestalt eines Pferdes angenommen, um sie zu verführen. Chiron war intelligent, freundlich, weise und ein großer Lehrer der heilenden Künste und der Lyra. Er zog Achilles und Jason auf, die berühmte griechische Helden wurden. Chiron wurde auch der Mentor von Äskulap, den er die heilenden Künste lehrte und von Thesus, einem anderen Helden, der den Minotaurus tötete und die Gefangenen in dessen Labyrinth befreite. Chiron wurde aus Versehen von Herkules mit einem vergifteten Pfeil getroffen. Weil er so große Schmerzen litt, gab Chiron den Bitten von Herkules nach und gab seine Unsterblichkeit auf. Er gab sie weiter an Prometheus, nachdem Herkules ihn aus der Gefangenschaft von Zeus befreit hatte.

Wir sehen also, dass die Religion der Griechen nicht nur eine Fülle von Göttern aufwies, sondern auch von Monstern, mythologischen Biestern und Tieren. Als das Römische Reich seine Blüte erreichte, waren die griechischen Götter bereits integriert. Die Römer hatten sich die Göttin Isis genauso einverleibt wie den Gott Mithras aus anderen alten Religionen. Mit Kaiser Konstantin, der das Christentum zur alleinigen römischen Religion machte, wurden alle diese Götter jedoch abgeschafft.

Druck, ganz egal, wie versteckt er ausgeübt wird, erzeugt Gegendruck.

Lakota

Tierverehrung im
alten Nord-, Mittel- und Südamerika

Um die Vergangenheit der Menschheit aufzudecken, hat sich am meisten die Archäologie verdient gemacht. Wie bei allen anderen Wissenschaften auch, ändern sich ihre Überzeugungen immer wieder, denn ständig werden neue Informationen oder Ausgrabungsstätten gefunden, die das in Frage stellen, was zuvor noch als richtig galt. Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die Wissenschaft auf ihre eigene Art immer von Natur aus gnostisch ist, denn sie sucht andauernd und ständig die Wahrheit in neuen Theorien, Gedanken und Ideen. Sie ist manchmal ihr ureigener schlimmster Feind, weil sie durch neue Theorien oder Glaubensrichtungen immer wieder herausgefordert wird. Aber ganz anders als die Religion ändert die Wissenschaft ihre Glaubensbekenntnisse, sobald sich die Wahrheit findet. Sie bleibt nicht in langjährigen Traditionen stecken wie die Religion. Natürlich stimmt auch, dass sich selbst in der Wissenschaft nur langsam etwas ändert, aber immerhin ändert sich etwas, was die etablierten Religionen nicht von sich behaupten können.

Kürzlich haben archäologische Ausgrabungen in Peru die wohl älteste „Kultur“, die es je in Amerika gab, freigelegt. Sie wird Caral Supe Zivilisation genannt. Die Meldung über diesen Fund kam im Jahr 2001 und mit der Radiokarbonmethode wurde das Alter der dort gefundenen archäologischen Stücke auf ungefähr 2.600 vor Christus geschätzt. Das mag sich in der nächsten Zukunft noch ändern, denn die Archäologen haben bislang die ältesten Orte dort noch nicht untersucht. Zudem gibt es einen anderen Fundort abseits dieses Areals, von dem man sagt, dass er angelegte Kanäle enthält, die noch früher datieren als Caral Supe. Ich bin mir sicher, dass es in den nächsten Jahren weitere Informationen zu diesen Ausgrabungsstätten geben wird.

Ich erwähne das, weil Wissenschaftler viele Jahre lang annahmen, dass die Wiege der Zivilisation entweder in Afrika oder in der Region von Mesopotamien stand. Doch die kürzlich gemachten Funde in Südamerika lassen den Schluss zu, dass die amerikanische Kultur zeitlich nahe an den frühen Kulturen Mesopotamiens liegt. Die früheste bekannte Besiedlung in Amerika ist Valdivia an der Küste von Ecuador, die auf 3.500 vor Christus datiert wird.

Das Problem war immer das der Definition. Welche Attribute und Eigenschaften mussten vorliegen, damit bestimmte Menschen als zur „Zivilisation“ gehörig galten? Was unterscheidet unzivilisierte „Wilde“ von den Menschen, von denen es heißt, sie wären zivilisiert? Wissenschaftler sehen den Unterschied in der Art der sozialen Strukturen, Regierungen und öffentlichen Bauten, aber diese Definition wird wohl immer diskutiert werden. Ich persönlich meine, abgesehen von Atlantis und Lemuria waren die ersten „Zivilisationen“ möglicherweise in Indien und wahrscheinlich in China. Kürzlich gemachte archäologische Funde in Indien wurden auf 9.500 vor Christus datiert und viele denken, dass sie möglicherweise auch sehr viel älter sein könnten.

Nun, was hat das mit den frühen Gottheiten in Nord-, Mittel- und Südamerika zu tun? Indien und China sind vielleicht die am höchsten entwickelten Kulturen der heutigen Welt, die an den Animismus glauben. Diese Weltanschauung steckt in allen heutigen Religionen in den verschiedensten Formen, aber im Grunde genommen handelt es sich dabei um den Glauben an die Seele. Der Animismus meint jedoch, dass die Seele nicht nur in menschlichen Körpern steckt, sondern auch in anderen Geschöpfen wie in Tieren, Pflanzen und sogar in leblosen Gegenständen wie beispielsweise in einem Berg. Obwohl die Hauptreligionen Christentum, Judentum und Islam nur an eine Seele im menschlichen Wesen glauben, praktizieren sie doch eine Form des Animismus. Die meisten Menschen gestehen ohnehin nicht nur den Menschen eine Seele zu, sondern auch anderen Wesen und leblosen Gegenständen, ganz wie es der Animismus definiert. In den frühen Kulturen und Zivilisationen Nord-, Mittel- und Südamerikas wurde gänzlich an den Animismus geglaubt.

Die älteste in Amerika bekannte Gottheit wird einfach „Stabgott“ genannt und obwohl sie je nach Kultur andere Namen hatte, stellten alle wichtigen Zivilisationen diese Gottheit bildlich mit einem menschlichen Körper, Reißzähnen und Klauen statt Händen und Füßen dar. In jeder Klaue hielt sie einen Stab (obwohl es auch bildliche Darstellungen von Händen gab, die als Schlange endeten).

Der Stabgott gehörte zu Südamerika, Mexiko und der Yukatan Halbinsel und war eine Gottheit für alle wichtigen Zivilisationen dieser Gegend, also auch für die Olmeken, Tolteken, Mayas, Azteken, Inkas und sogar bei der erst vor kurzem gefundenen Zivilisation von Caral. Diese Gottheit hatte sowohl menschliche als auch animalische Eigenschaften, was in vielen Kulturen nicht unüblich ist.

Das am meisten von oben genannten Religionen bewunderte Tier war der Jaguar. Das ist nicht außergewöhnlich, denn die meisten animalischen Gottheiten, die verehrt wurden, waren die, mit denen die Menschen tagtäglich zu tun hatten. Der Jaguar lebte in Mexiko, Yukatan und Südamerika und wurde wegen seiner Kraft, List und Tapferkeit bei der Jagd verehrt. Einen Jaguar zu töten bedeutete in einigen Kulturen die Todesstrafe, während in anderen Kulturen das Fell des Tieres nur von Königen oder hochgeachteten Menschen getragen werden durfte. Schlangen und Vögel wurden ebenfalls geschätzt und verehrt. Die Azteken beteten drei Götter an. Einer von ihnen war der gefiederte Schlangengott Quetzalcoatl.

In Nordamerika wurde der Animismus ziemlich allgemein von den verschiedenen amerikanischen Ureinwohnerstämmen praktiziert, beginnend bei den Inuit (Eskimos) in Alaska über die Navajo und Hopi des Südwestens über die Irokesen im Nordosten zu den Cherokees und Seminolen im Südosten. Es würde Bücher füllen, die Unterschiede der Religionen dieser verschiedenen Stämme aufzuzählen, aber alle praktizierten Animismus in der einen oder anderen Form. Im Gegensatz zu dem, was allgemein bekannt ist, hatten fast alle Volksstämme einen monotheistischen Gott oder eine göttliche Zweiheit. Die Irokesen hatten vermutlich den monotheistischsten Gott überhaupt und glaubten an den Großen Geist. Historiker meinen, sie wären auch diejenigen gewesen, bei denen es am einfachsten war, sie in die christliche Glaubensgemeinschaft des frühen Amerika zu integrieren. Das lag möglicherweise an der Tendenz zum Allmächtigkeitsglauben, der ja auch im Christentum gefordert wird.

Die meisten Religionen der Eingeborenenstämme Amerikas sind direkt mit ihrem Respekt vor der Natur verbunden und versuchen, sie im Gleichgewicht zu halten. Die Ureinwohner Amerikas lebten entweder von der Jagd oder von der Landwirtschaft. Diese zwei Arten des Fortbestandes spiegeln sich in den individuellen Glaubensrichtung ihrer Religionen wieder. Die Präriestämme verehrten und glaubten an den Büffel. Sie waren Nomaden, weil sie den Büffeln folgten, die für sie Nahrung und Bekleidung bedeuteten. Andere jagende Stämme wie die Inuit und die Apachen hatten es wegen der Extreme ihrer Lebensumstände schwerer damit, ihr Essen zu erjagen. Es war kalt und eisig in Alaska und Kanada, die Wüsten in Arizona und im Norden Mexikos dürr und ausgetrocknet. Einige Stämme, wie die der Irokesen, hatten von allem das Beste. Sie hatten Ländereien mit Wild und Fisch im Überfluss, die sich auch als Anbauflächen eigneten. Das gab den einzelnen Stammesmitgliedern mehr Möglichkeiten.

Das Gleichgewicht der Natur zu erhalten, war ein Hauptanliegen der amerikanischen Ureinwohner, denn schließlich wurden sie von der Natur ernährt. Nicht nur die Jäger huldigten der Seele eines erlegten Tieres mit einem Ritual, damit dessen Seele andere Seelen ermutigt, sich bei Bedarf töten zu lassen. Auch die Bauern tanzten, schlugen heilige Trommeln und sangen ihre Choräle und baten damit um Regen oder eine ergiebige Ernte. Die Ureinwohner Amerikas haben die Natur nicht nur respektiert, sondern ihrer gehuldigt, weil sie von ihr mit Nahrung versorgt wurden und so ihr Überleben sicherte.

Nahezu alle Eingeborenenstämme Amerikas bezogen den Animismus in ihre religiösen Riten mit ein. Tiere hatten Seelen und einen Geist, genau wie Regen, Stürme, Donner, Blitze, Sonne, Mond und Sterne. Bestimmte Plätze wurden als heilig betrachtet wie bestimmte Berge, Täler, Flüsse oder Seen. Die Schöpfungsgeschichten und andere Mythologien der verschiedenen Stämme wurden von den Alten, den Medizinmännern oder den Schamanen von Generation zu Generation mündlich überliefert. Die Ureinwohner sahen die Welt als unveränderlich an, weshalb sie respektiert und im Gleichgewicht gehalten werden musste, oder sie dachten sich die Welt als eine Einheit mit überirdischen Geistwelten, weshalb sie die Harmonie zwischen beiden aufrecht erhalten wollten. Vielleicht ist dieser Glaube an eine Einheit, die im Gleichgewicht und in Harmonie gehalten werden soll, der Grund, der mich glauben lässt, dass die Kultur der amerikanischen Ureinwohner noch heute eine der spirituellsten Kulturen ist.

 

Tiere und die Kräfte der Natur wurden anerkannt, respektiert und manchmal sogar angebetet, weil sie in unserem täglichen Leben so wichtig sind. Die spirituelle Welt wurde respektiert und als existent anerkannt. Sie sollte den Menschen entweder helfen oder sie an etwas hindern, je nachdem, was der Einzelne oder der Stamm vorhatte. Viele Stämme legten großen Wert darauf, dass ihre Mitglieder spirituelle Erfahrungen machten, weil ihnen das half, ihren Platz im Leben zu finden. Viele Stämme hatten Rituale, um diese spirituellen Erlebnisse zu forcieren - nicht unbedingt, um dem Individuum zu helfen, sondern um dem Stamm im Allgemeinen zu helfen und ihn zu führen.

Vieles von dem, was wir über die amerikanischen Ureinwohner wissen, wurde vom weißen Mann dargelegt. Wie ich schon immer gesagt habe: Die Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben. Wir verloren viel von der ursprünglichen Kultur der amerikanischen Ureinwohner, weil es an schriftlichen Überlieferungen fehlte. Ihre Kultur wurde über Jahrhunderte mündlich weitergegeben, lange bevor der weiße Mann ihre Küsten überfiel. Im Verlauf von dreihundert bis vierhundert Jahren war die Kultur und die Bevölkerung der amerikanischen Ureinwohner fast komplett vom Erdboden gelöscht. Im Namen des Fortschritts und der Weiterentwicklung wurden sie aus ihren Ländern verjagt und müssen bis heute in ausgewiesenen Reservaten leben. Ihre menschlichen Rechte werden von unserer Regierung noch immer missachtet, indem sie beispielsweise heilige Plätze entweiht. Es ist traurig, wie die sogenannte „Zivilisation“ so viele Kulturen buchstäblich ausgelöscht hat, nur weil sie für „heidnisch“ und „wild“ gehalten wurden. Dabei waren die meisten sehr viel spiritueller als unsere eigene. Die Weisheiten und Sprichwörter der amerikanischen Ureinwohner zeigen ihre große Spiritualität, weshalb ich einige von ihnen in dieses Buch gestreut habe. Ihre Kultur spiegelt möglicherweise mehr als andere ihre Liebe und ihren Respekt vor Tieren.

Wir sind alle ein einziges Kind,

das im Himmel tanzt

Shawanos

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