Geschichten von Jar

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Das nutzten einige zu ihrem eigenen Vorteil aus.

Und - es kam, wie es kommen musste. Die Energie hatte ihn zerfressen. Er war bald nicht mehr in der Lage zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Er fühlte sich wie ein Gott. Er fand auch viele Anhänger. Vor allem in den westlichen Regionen um Frolder. Dort gab es schon immer viel Neid auf das Königreich Jar. Zwar unbegründet, aber wer sucht schon gerne die Fehler bei sich selbst, wenn ein Schuldiger schnell gefunden ist.

Malos unterstützte dieses Gefühl und verstärkte es. Er manipulierte ihren Alltag, wo er nur konnte. Dieses Mal tat er es nur, um die Menschen zu unterjochen und von sich abhängig zu machen. Er war natürlich klug genug dieses nicht zu schnell zu tun, denn das wäre den Wanderern und auch uns Alten aufgefallen. Als wir es dann endlich merkten, war es schon viel zu spät.

Malos Bestreben war es ein riesiges Heer aufzustellen, um diejenigen zu bestrafen, die ihm nicht gebührend gedankt, sondern vertrieben haben. Er wusste, in einem Krieg unter den Menschen würden sich die Wanderer nicht einschalten und die Alten lebten für ihn sowieso nur noch außerhalb jeglicher Zivilisation. Er musste nur vermeiden zu viel Energie einzusetzen. Er wusste nicht, wie stark Laurentius und Kel wirklich waren.

Wir Alten stellten für ihn kein Problem dar. Das wussten er und wir leider auch. Den Rest der Geschichte solltest Du schon kennen, junge Dame.

Katja hatte wie gebannt an Krungs Lippen gehangen, als er erzählte. Es schien ihr, als würde sie direkt aus der Geschichte erwachen, als er endete. Sie brauchte etwas Zeit, um wieder in die Normalität zurückzukehren.

Krung nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und trank etwas Saft aus seinem Becher. Dann sah er wieder zu Katja und wollte fortfahren. Doch Kel hielt Krung zurück. Er meinte, dass es für heute genug sei. Katja sollte erst einmal alles verdauen. Krung war damit einverstanden und Katja wusste, dass sie gar nicht erst zu versuchen brauchte um nachzuhaken. Sie spürte ebenfalls, dass sie diese vielen Informationen erst einmal verarbeiten musste und, dass Kel Recht hatte.

Drei Tage vergingen wie im Fluge.

Krung zeigte ihr den Wald und erklärte ihr die Pflanzen und Tiere. Er ermunterte sie obendrein kleine Experimente mit der Energie anzustellen. Sie erzeugte Feuer wie neulich, als sie lagerten. Krung zeigte sich überrascht davon, wie weit sie schon war. Er fragte sie, ob sie auch schon größere Dinge versucht hätte. Sie verneinte.

„Ich habe Angst davor.

Daraufhin nahm Krung das Samenkorn eines Baumes.

„Glaubst Du, dass Du in der Lage bist ihn wachsen zu lassen?

Katja brauchte keine halbe Stunde und der Baum stand in voller Pracht vor ihnen. Kel und Whin kamen staunend zu ihnen und Katja strahlte beide an.

„Katja“, meinte Kel, „etwas wachsen zu lassen gehört zu den schwierigsten Dingen und vor allem braucht es eine lange Zeitspanne. Um einen Baum so wachsen zu lassen benötige ich Tage, da ich dazwischen immer Pausen brauche. Wie fühlst Du Dich?

Katja schaute ihn ganz erstaunt.

„Sehr gut. Ich bin nicht erschöpft oder müde.

Kel nahm sie in den Arm und drückte sie, dann ging er vor ihr auf die Knie und schaute ihr in die Augen.

„Katja, selbst ich bin nicht in der Lage einen Baum in so einer kurzen Zeit wachsen zu lassen. Auch dein Vater nicht. Zwar ist bei mir die Spanne - bis ich erschöpft bin - wesentlich länger als bei Krung, aber selbst ich wäre nach so einer Aktion nicht mehr in der Lage noch andere Dinge zu tun. Ich gebe unumwunden zu, dass mir deine Kraft Angst macht, denn du bist wesentlich mächtiger als ich dachte.

Katja blickte Kel mit großen Augen an. Dann musterte sie den Baum.

„Ganz so mächtig scheine ich doch nicht zu sein, denn ich habe versucht ihn wieder eingehen zu lassen, aber irgendwie will ich es nicht. Ich konnte ihn nicht welken lassen. Es ist so, als ob ich da eine Sperre habe.

Die Männer schauten sich an und nickten sich zu. Kel nahm Katja auf den Arm und drückte sie fest an sich.

„Kleines, das ist normal so. Das, meine Liebe, hast du deiner Mutter zu verdanken, denn sie gab dir mit auf den Weg, was Recht und Unrecht ist. Diese gute Eigenschaft ist bei dir sehr ausgeprägt. Du hast einen enormen Respekt vor dem Leben. Etwas, das ich sehr schmerzlich lernen musste. Ich bin ein künstlich gezeugtes Wesen. Mein Knoten ist im Labor entstanden. Es wurde versucht ihn optimiert zu erzeugen. Von daher habe ich größere Kräfte als Krung. Dafür hat er mehr Erfahrung in der Anwendung der Energie. Bei ihm ist es gewachsen und somit ein Teil seines Körpers und seines Wesens.

Du aber hast die beiden Eigenschaften von uns mitbekommen. Dein Knoten ist optimiert. Seit deiner Geburt ist er ein Teil von dir. Etwas, womit du aufgewachsen bist und daher kein Fremdkörper. Du hast somit eine große Verantwortung mitbekommen und ich muss zugeben, dass mein Bruder bei der Wahl deiner Mutter ein perfektes Händchen bewiesen hat.

Während des Redens gingen sie wieder zum Haus zurück. Katja merkte nun doch, wie sich eine Erschöpfung in ihr ausbreitete. Sie sagte es Kel, der ihr einen Kuss auf die Stirn gab und meinte, dass es auch Zeit zum Schlafen wäre, da sie morgen früh aufbrechen müssten.

Katja wurde durch laute Geräusche wach. Sie schlug die Augen auf und sah draußen die drei Männer, wie sie den Tisch deckten. Nun roch sie Tee und etwas, das sie an den Geruch von Brot erinnerte. Sie spürte einen riesigen Hunger und sofort stand sie auf und ging hinter das Haus, um sich zu waschen. Als sie fertig war und wieder ins Haus kam, winkte sie Kel schon an den Tisch vor der Tür.

Sie legte ihr Waschzeug wieder zu ihren Sachen und ging zum Essen. Nach einer Stunde waren sie zum Aufbruch bereit und ihre Reittiere waren aufgezäumt. Sie sah, dass alle drei ihre Waffen nun offen trugen und auch Kel reichte ihr das Schwert und den Bogen an, als sie auf Heral saß.

Katja blickte Kel mit großen fragenden Augen an.

„Wir kommen nun in Gebiete, wo Malos Truppen sitzen. Es könnte zu Kämpfen kommen. Wir wollen sie zwar vermeiden, aber wenn es nicht anders geht, dann müssen wir uns schnell verteidigen können. Noch brauchen die feindlichen Truppen nicht zu wissen, was auf sie zukommt.

Katja nickte und legte sich die Waffen an. Sie schnallte ihr Schwert um die Hüfte und den Bogen legte sie über ihre Schulter.

Dann ritten sie los, um noch an diesem Tag Gildnis zu erreichen.

1 9. Ricardas Geschichte

Die Tage vergingen für Johanna und Ricarda wie im Fluge. Jeden Tag gab es viel zu tun. Zwei Mal am Tag traf sich der Rat und hielt Audienzen am Hofe ab. Ricarda und Loussana waren immer an Johannas Seite. Willehad bewunderte die Prinzessin immer mehr. Sie wirkte so überlegen, so souverän, als hätte sie vom Tage ihrer Geburt nichts anderes getan. Sie traf Entscheidungen bei Rechtsstreitigkeiten, überwachte die Truppenausbildung, inspizierte das Personal.

Selbst alle Diener am Hofe kannte sie nach drei Tagen mit ihren Namen und jedem kam es so vor, als wäre sie schon immer am Hof gewesen.

Auch in der Stadt war Johanna viel unterwegs. Sie besuchte Handwerker und Händler. Sie schlichtete Streitigkeiten unter Händlern und Hausbesitzern. Sie war so beschäftigt, dass der bevorstehende Krieg fast schon aus ihrem Kopf verdrängt wurde. Man konnte sehen, dass das Volk sie liebte und sie auch ihr Volk. Diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.

Johanna mischte sich gerne unter das Volk, auch wenn Einar jedes Mal einen Nervenzusammenbruch zu bekommen schien. Aber Johanna fühlte sich absolut sicher und die Begleiter hatten auch kaum Mühe sie zu beschützen. Alles lief so, wie es sich Willehad wünschte. Auch Einar war überrascht, dass alles so glatt verlief.

Johanna wurde immer selbstbewusster, denn alles was sie machte schien richtig zu sein. Sie hatte kaum zeit sich Gedanken um alles zu machen, denn Willehad und Einar schotteten sie von vielen ab. Daher wurde vieles erst gar nicht an sie herangetragen und sie konnte sich ganz auf die angenehmen Seiten ihrer Regentschaft konzentrieren.

Nach vier Tagen trafen die Fürsten aus Pernal, Wiesbach und Gildnis am Hofe ein. Als erstes fuhr eine Kutsche mit dem Wappen von Gildnis in den Schlosshof und eine ältere Frau und ein gut aussehender junger Mann stiegen aus ihr heraus.

Die Frau scheuchte die Diener damit sie das Gepäck entladen sollten und der Mann sah sich im Hofe um. Da bemerkte er Johanna als sie auf ihnen zu kam. Sofort verbeugte er sich vor der Prinzessin. Die Frau jedoch musterte Johanna abwägend von oben bis unten, bevor sie eine Verbeugung andeutete. Hinter Johanna trat Willehad in den Schlosshof und er sah erzürnt auf die Frau. Er wollte sie schon zu Recht weisen, doch Johanna hob nur lächelnd ihre Hand und begrüßte den Fürsten und seine Mutter.

„Ich hoffe sie hatten eine angenehme Reise und die Unannehmlichkeiten hielten sich in erträglichen Grenzen?

Der Fürst hatte die Hand von Johanna ergriffen und führte sie an seinem Mund um ihr einen galanten Handkuss zu geben. Johanna schaute ihn lächelnd an und nun sah sie auf die Mutter des Fürsten.

 

„Ich habe ihnen Räumlichkeiten im Gästetrakt herrichten lassen. Ich hoffe sie werden zu ihrer Zufriedenheit sein.

Die Fürstenmutter wollte schon etwas sagen, doch ihr Sohn fuhr ihr ins Wort.

„Wir fühlen uns geehrt eure Majestät. Wie sollen sie nicht zu unserer Zufriedenheit sein? Alleine eure Anwesenheit macht diesen Besuch zu einer Freude, die nicht zu beschreiben ist.

Johanna schoss die Röte ins Gesicht, denn diese Begrüßung hatte sie nicht erwartet. Doch bevor sie etwas erwidern konnte hatte ihr der Fürst seine Hand hingehalten, so dass er sie in das Schloss zurückführen konnte. Dieser Fürst gefiel ihr sehr gut. Er war äußerst galant und er sah verdammt gut aus.

Während sie sich auf dem Weg zum Gästetrakt machten unterhielt sie sich ausgiebig mit dem Fürsten. Als sie die Gemächer des Fürsten erreicht hatten, wollte sich Johanna verabschieden und der Fürst gab ihr wieder einen Handkuss und hoffte sie heute noch sehen zu dürfen. Johanna sah ihn an.

„Sowie die Fürsten aus Wiesbach und Pernal eingetroffen und einquartiert sind, werde ich eine Sitzung einberufen. Ich hoffe doch euch an meiner Seite zu haben.

Fürst Robert lächelte sie an.

„Majestät diese Ehre werde ich mit vollem Herzen wahrnehmen.

Er verabschiedete sich höflich von Johanna um sich für die Sitzung frisch zu machen. Seine Mutter war unterdessen schon in den Räumen verschwunden. Als sich die Tür hinter dem Fürsten schloss, begab sich Johanna wieder in den großen Saal. Dort wartete bereits ihre Mutter auf sie und schaute sie lächelnd an.

„Was hast du Mama? Warum lächelst du so?

Ricarda musste lachen.

„Kleines, da scheint dich ja jemand sehr beeindruckt zu haben. Ein netter junger Mann wie ich zugeben muss.

Johanna fühlte wie ihr wieder die Röte ins Gesicht schoss, doch bevor sie etwas antworten konnte, ergriff Ricarda wieder das Wort.

„Ich dachte eigentlich immer dass du in jemand anderem verliebt bist, aber ich gebe zu, der Fürst ist jemand, an dem ich mich sehr gut gewöhnen könnte.

„Mama, ich habe ihn doch nur zu seinen Gemächern begleitet.

Verlegen sah sie auf ihre Füße. Sie wollte eigentlich noch mehr sagen, doch da drang Lärm aus dem Schlosshof in den Saal. Die Fürsten aus Wiesbach und Pernal waren mit Gefolge eingetroffen und so musste sich Johanna um andere Dinge kümmern und konnte nichts mehr erwidern.

Später kamen alle zu einer Besprechung, in den Raum hinter dem Thronsaal, zusammen. Fürst Robert nahm den Platz an Johannas Seite ein, aber seine Mutter blieb der Besprechung fern. Sie konnte gewisse Spannungen zwischen den Fürsten aus Pernal und Wiesbach mit dem Fürsten aus Gildnis ausmachen, aber alle hatten sich soweit unter Kontrolle, so dass sie auch den Fürsten die Beschlüsse, die sie mit dem Rat festgelegt hatte, darlegen konnte.

Alle waren mit der Ernennung von Willehad als Lordkanzler einverstanden, denn ihnen war klar, dass es ohne ihn kein Reich mehr gegeben hätte. Auch die Bestätigung des Rates wurde von ihnen positiv aufgenommen. Doch bei der Besetzung des Heerführers, hatte Fürst Robert bedenken, da man auch an das Volk denken sollte, da die Wanderer im Reich nicht besonders angesehen sind. Aber er bekam heftigen Widerspruch von Fürst Friedhelm aus Pernal. Dieser war der Meinung, dass niemand im Reich besser dazu geeignet wäre als Einar, Whin oder Kel-Nor. Kein anderer hätte die Erfahrung und Ruhe, ein Heer aufzubauen und in eine Schlacht zu führen.

Daher war auch Fürst Robert damit einverstanden und er meinte, dass er ja nur an das Volk gedacht hätte, doch auch Konrad zu Wiesbach meinte, es wäre vermessen die Taten der Wanderer zu ignorieren.

Den nächsten Zwist gab es als die Fürsten erfuhren, dass die Wanderer nun Bürger des Reiches sind. Fürst Friedhelm konnte dem nur zustimmen, denn die Wanderer und besonders Kel-Nor waren immer gern gesehene Gäste an seinem Hofe. Auch Fürst Konrad war mit dem Entschluss einverstanden, denn ohne die Wanderer wäre dieses Reich schon längst zerfallen.

Man konnte sehen, dass Fürst Robert dies nur zähneknirschend akzeptierte. Johanna schien es nicht zu bemerken. Nach zwei Stunden beendete Johanna die Sitzung und Fürst Konrad und Friedhelm begaben sich in ihre Gemächer. Doch Fürst Robert verblieb im Saal und Johanna sah ihn fragend an.

„Majestät, ich würde mit eurer Erlaubnis noch gerne etwas in den Schlossgarten gehen. Hättet ihr die Güte mich zu begleiten?

Johanna dachte kurz nach, aber sie hatte heute keine weiteren Termine mehr, also beschloss sie das Angebot anzunehmen.

Die Fürsten blieben zwei Tage am Hofe um dann wieder in ihre Provinzen zu reisen. In diesen zwei Tagen, verbrachte Johanna die meiste Zeit an der Seite von Robert. Fast jede freie Minute war sie in seiner Nähe und ein Gefühl der Traurigkeit schien sie zu beschleichen, als er aufbrach.

Als er in die Kutsche steigen wollte, nahm er sie sanft in den Arm und bevor sie sich versah, hatte er sie geküsst. Zwar erwiderte sie den Kuss nicht direkt, aber sie lächelte als er die Kutsche bestieg. Ricarda stand neben ihrer Tochter und sah sie lächelnd an. Sie bemerkte auch die Blicke der anderen Fürsten. Ihnen schien diese Entwicklung nicht zu gefallen, doch sie sagten nichts. Auch sie verabschiedeten sich höflich aber distanziert von der Prinzessin. Was Ricarda aber am meisten missfiel, war das Willehad sich mehr und mehr von Johanna zurückzog. Man konnte erkennen, dass ihm Robert nicht genehm war und er machte auch keinen Hehl daraus. Besonders die Mutter des Fürsten schien ihm die Wut ins Gesicht zu treiben. Als die Fürsten das Schloss verlassen hatten, drehte sich Johanna zu Willehad und wollte das er und Einar in den Saal kamen, nachdem sie mit ihrer Mutter und Loussana etwas gegessen hatten.

Johanna bemerkte, dass sich ihre Mutter und Einar näher gekommen waren. Ricarda war ständig in seiner Nähe, wenn es die Zeit zuließ und auch er versuchte so viel Zeit wie möglich in ihrer Nähe zu verbringen.

Einar war ein feiner Kerl, der über ein großes Maß an Humor und auch Feinsinn verfügte. Er tat ihrer Mutter zweifelsohne gut. Ricarda blühte regelrecht auf. Das Volk liebte die Mutter der Prinzessin mit ihrer natürlichen Art. Alles schien nur eitel Sonnenschein und der bevorstehende Konflikt mit Malos war weit in den Hintergrund gerückt. Einar seinerseits versuchte auch alles, um dieses Thema von Johanna fernzuhalten. Doch er wusste, dass dieser Konflikt unausweichlich war. Die Meldungen aus dem Umland waren nicht sehr positiv. Aus Frolderin gab es schon lange keine Nachrichten mehr und die Grenzländer rund um den Killener Grün galten als sehr unsicher, was Reisende betraf.

Als er mit Willehad im Saal saß, schauten sich beide nur fragend an. Sie wussten nicht was Johanna von ihnen wollte und so waren sie gespannt was kam. Als erstes betrat Ricarda den Raum und nach ihr kamen Johanna und Loussana. Als alle saßen, schaute sie Johanna der Reihe nach an und fing an zu grinsen. Alle im Raum starrten sie ungläubig an.

„Ich weiß was euch in den letzten Tagen bewegt hat und gerade dich Willehad.

Sie grinste immer noch als sie in Willehads Augen schaute und dieser wusste nicht was er sagen sollte.

„Ich möchte noch etwas warten, denn ich erwarte noch zwei Teilnehmer zu dieser Konferenz.

Nun schaute auch Ricarda auf ihre Tochter und selbst sie konnte nicht erahnen was Johanna von ihnen wollte. In diesem Moment betrat ein Diener den Raum und kündigte die Fürsten Friedhelm von Pernal und Konrad zu Wiesbach an. Willehad schaute auf Einar, der wiederum zu Ricarda blickte. Doch auch diese konnte nur mit dem Kopf schütteln. Johanna nickte den beiden Fürsten zu und bat sie Platz zu nehmen. Dann wandte sie sich an alle Anwesenden.

„Danke dass ihr alle gekommen seid. Ich kann mir denken, dass ich einige von euch in den letzten Tagen etwas vor dem Kopf gestoßen habe. Aber ich bitte euch nicht mich zu unterschätzen. Meint ihr etwa ich hätte nicht bemerkt was die Absichten von Robert sind? Aber im Gegensatz zu euch habe ich mehr aus ihm herausbekommen als ihr in all den Jahren. Wieso ist euch nie aufgefallen, wie machthungrig er ist und daher eine Gefahr für das Reich. Er ist der Ansicht mich in der Hand zu haben und so konnte ich ihn in die Richtung lenken wo ich ihn hin haben wollte.

Es war Mucksmäuschenstill im Saal, bis plötzlich Friedhelm von Pernal laut anfing zu lachen. Auch Einar stimmte in das Lachen ein, aber Ricarda starrte nur ungläubig ihre Tochter an.

Friedhelm war der erste, der seine Sprache wiederfand.

„Eure Majestät, ich gebe zu ich bin tief beeindruckt. Ich liege schon seit langen in Zwist mit dem Fürstentum Gildnis, da es ständig Grenzstreitigkeiten mit ihm gibt. Ich war der festen Meinung, dass euch Robert mit seinem Charme eingewickelt hat. Wie er es schon bei so vielen Frauen getan hatte. Aber ich sehe, er hat seine Meisterin gefunden.

Hätte es einen Verbund Gildnis mit der Krone gegeben, hätte ich die Provinz Pernal aus dem Reich geholt. Vor allem Gisela hat eine unbändige Gier nach der Krone. Sie steht da ihrem Bruder Gero in nichts nach. Aber ich sehe, wie falsch es ist jemanden nach dem Äußeren zu beurteilen. Auch wenn ihr wie ein junges Mädchen ausseht, Majestät ihr habt es faustdick hinter den Ohren.

Friedhelm grinste von einem Ohr zum anderen und Johanna wusste, dass er ihr ein hohes Lob ausgesprochen hatte. Auch Konrad zu Wiesbach schloss sich der Meinung von Friedhelm an. Willehad war aufgestanden und wollte sich vor der Prinzessin verbeugen, doch Johanna bat ihm sich wieder zu setzen.

„Willehad es war mir sehr wichtig, dass ihr eure Abscheu offen gezeigt habt. Das hat es mir leichter gemacht, Robert davon zu überzeugen, dass ich in seiner Hand bin. Aber auch ihr Friedhelm ihr habt mit euren Blicken sehr geholfen. Aber nun möchte ich euch auch berichten, was ich herausgefunden habe.

Bei all seiner Machtgier, ist Robert der Krone gegenüber loyal. Und durch mein Verhalten, habe ich ihn dadurch bestärkt, da er nun davon ausgeht, eventuell der nächste König an meiner Seite zu sein. Falls es nicht für ihn so läuft, besteht die Gefahr, dass er versuchen wird sie sich die Krone mit Gewalt zu holen.

Aber er hat aber große Angst vor den Wanderern und vor allem vor Kel-Nor. Er hat es nie offen erwähnt, aber jedes Gespräch trug den Versuch mich von Kel-Nor zu entfernen. Ich weiß nicht wie meine anderen Fürsten und Barone zu Kel-Nor stehen, aber ich möchte vor euch festhalten, das Kel-Nor nicht nur mein absolutes Vertrauen genießt.

Dasselbe gilt auch für die Wanderer. Ich kenne die Einstellung von euch Beiden zu Kel-Nor und den Wanderern, daher habe ich auch beschlossen euch in dieses Gespräch mit einzubeziehen. Vor allem aber vertraut euch der Lordkanzler und seine Meinung ist mir sehr wichtig. Und was die Wahl meines Gefährten angeht, so habe ich sie schon lange abgeschlossen und es ist bestimmt nicht Robert aus Gildnis.

Sie nickte Willehad zu, der sich dankend verbeugte. Auch Friedhelm und Konrad waren nun aufgestanden und schauten sich nickend an. Es war aber diesmal Fürst Konrad der das Wort ergriff.

„Majestät, wir fühlen uns durch ihr Vertrauen sehr geehrt und ich spreche nun auch für Fürst Friedhelm. Sie können mit unserer absoluten Unterstützung rechnen. In der Schlacht gegen Malos als auch gegen interne Feinde. Und genauso wie Friedhelm, vertraue ich Robert nicht einmal so weit wie eine Feder fällt. Auch ich bin tief beeindruckt von dem was sie getan haben.

Und auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie eine Achtzehnjährige unser Reich führen sollte, so habt ihr uns gehörig den Kopf gewaschen. Ich spreche aber auch für den Baron von Kreuzdorf, denn auch er ist ein Freund der Wanderer und dort sieht man diese mit ganz anderen Augen als hier in Jarson. Im Westen eures Reiches ist man gerade Kel-Nor sehr freundlich gesonnen, da man dort seine Taten als Wanderer besser kennt als hier oder im Osten.

 

In Gildnis hatten es die Wanderer weit je her schwer, da sie immer den Verdacht gehegt haben, dass Gisela in die Verschwörung ihres Bruders eingeweiht war. Nur konnte man ihr nie etwas nachweisen, was uns aber nicht daran gehindert hatte gegen Gildnis zu ziehen und nur dank Kel-Nor, wurde damals ein interner Krieg verhindert. Ich für meine Person bin auch heute noch der Meinung, dass Gisela die treibende Kraft hinter Gero war.

Nach diesen Worten sah er auf Fürst Friedhelm und dieser nickte zustimmend mit dem Kopf. Auch Willehad nickte mit dem Kopf als Johanna zu ihm sah. Sie sah nachdenklich aus und Ricarda wollte schon etwas sagen, doch auf einmal stand Johanna auf und sah sie alle an.

„Ich möchte dass dieses Gespräch diesen Raum nicht verlässt. Fürst Friedhelm und Fürst Konrad, sie beide genießen mein Vertrauen und ich denke es war auch nicht das letzte Mal, dass wir etwas aus Gildnis vernommen haben, daher bitte ich Sie Fürst Friedhelm, ihre Truppen Richtung Grauwald zu ziehen. Ich hoffe ich täusche mich, aber ich denke wir alle hier im Raume wissen wie brenzlig die Lage wirklich ist.

Fürst Friedhelm erhob sich und versprach sowie er wieder in Pernal war, seine Truppen vor dem Grauwald zu positionieren, da er sowieso davon ausging, das die Schlacht unmittelbar bevor stehen würde. Nach dem Gespräch verabschiedeten sich beide Fürsten herzlich von ihrer Königin und verließen dann das Schloss in ihre Heimat. Einar hatte auch von Fürst Konrad erfahren, dass es Truppenbewegungen an der Tellerplatte gab.

Und genau diesen Weg schlugen Kel und Whin mit Krung und der Kleinen ein. Zwar waren die vier gut gerüstet und die Truppen sollten ihnen keine Probleme bereiten, aber Katja war für eine Schlacht noch zu jung und der Feind brauchte von ihr auch noch nichts zu wissen. Das würde die Sache nur beschleunigen.

Mittlerweile war Johanna wieder in der großen Halle wo sich Einar noch mit Willehad, Ricarda und Loussana unterhielt. Als sie Johanna kommen sahen, konnte man in allen Augen den Stolz auf Johanna erkennen. Ricarda ging auf ihre Tochter zu und nahm sie in den Arm.

„Da hast du uns alle ganz schön vorgeführt meine Liebe. Warum hast du uns denn nichts gesagt?

Johanna lächelte sanft.

„Mama, es musste wirklich echt aussehen damit es auch wirklich überzeugend war.

Ricarda blickte Johanna lange an.

„Und ich habe wirklich geglaubt, du hättest dich in Robert verguckt.

Johanna sah mit großen Augen auf ihre Mutter.

„Sag mal traust du mir wirklich zu, dass ich mich von so einem Blender einwickeln lasse? Also da solltest du mich wirklich besser kennen. Außerdem habe ich mich schon längst in dieser Richtung entschieden. Das weißt auch ganz genau wem mein Herz gehört. Aber jetzt sollten wir wieder zum normalen Tagesablauf zurückkehren.

Johanna kam auf die Idee, dass auch sie den Umgang mit dem Schwert erlernen sollte. Sie, ihre Mutter und auch Loussana. Jegliches gute Zureden von Einar oder Willehad half nichts. Johanna konnte unerbittlich sein wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Beide hatten Angst, das sich die Prinzessin übernehmen könnte. Bisher hatte sie alles richtig gemacht, ihr fehlten einfach die negativen Erfahrungen des Amtes. Willehad wusste besser als jeder andere, das auch Rückschläge und Niederlagen dazu gehörten. Diese Prinzessin war anders als ihr Vater, aber auch sie würde irgendwann zurückstecken müssen. Bisher lief alles viel zu glatt und er als auch Einar hatten Angst vor dem Tag wo Johanna etwas falsch machen würde.

Daher hatte Einar den Hauptmann der Garde abgestellt, um den Dreien Unterricht mit dem Schwert und Bogen zu erteilen. Wie er dann selbst zugeben musste, machten sie ihre Sache sogar sehr gut. Nur mochte er sich nicht ausmalen, dass Johanna die Truppen anführt.

Zu Einars Erleichterung hatte sie es aber selbst schon abgelehnt. So vernünftig war sie dann doch. Einar fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als sie es mitteilte. Auch Willehad schien darüber sehr erfreut zu sein. In Sachen Gefühls- und Gemütsregungen war er ein Meister sie nicht zum Ausdruck zu bringen, so dass man sich schon fragte, ob er überhaupt über so etwas verfügt. Doch dieses Mal wurde Einar eines Besseren belehrt.

Wie dem auch sei, Einar und Willehad wussten, dass sie für diese Prinzessin ihr Leben geben würden. Und, wie Einar die Lage und die Stimmung unter den Truppen einschätzte, herrschte auch dort eine absolute Einigkeit, was die Verehrung der Prinzessin und ihrer Mutter betraf. Wobei er lächelnd an Ricarda dachte.

Diese Frau hatte wirklich sein Blut zum Wallen gebracht, und ihm schien es so, wenn sie mal ungestört sind, dass es ihr ähnlich ging. Das einzige, was ihn daran hinderte, direkt mit ihr zu sprechen ist die Tatsache, dass er nicht wusste, wie Kel zu ihr stand. Kel hatte mit ihnen gelebt und war ein Teil ihrer Familie geworden. Zwar auf der Erde, aber Einar war auch Kels Freund. Für Kel würde er durchs Feuer gehen. Ihm war schon bewusst, dass sich Kel hier niemals an jemanden binden würde, aber trotzdem machte es ihm Kopfzerbrechen. Was ihm noch mehr Sorgen machte war die Tatsache, dass er seine Pflicht nicht vergessen durfte. Er hegte schon starke Gefühle für Ricarda und war in Gedanken immer bei ihr.

Manchmal möchte er sich dann einfach auf sein Pferd setzen und davon reiten. Ohne Pflichten und ohne Bindung. Er wusste aber auch, dass für die Wanderer diese Zeit endgültig vorbei war. Sie wurden immer mehr zu einem Teil von Jar. Und zwar - zum offiziellen Teil des Reiches. Er wusste, viele von ihnen würden sesshaft werden und er selbst hegte ja auch diese Gedanken.

Wenn er doch nur mit Kel reden könnte. Aber der war ja weit entfernt und versuchte Verbündete zu suchen.

Lange hatte Einar nie Zeit sich solche Gedanken zu machen, da es am Hofe sehr viel zu tun gab und deshalb verging die Zeit wie im Fluge.

Johanna entwickelte sich immer mehr zu einer Prinzessin und das Volk wartete schon sehnlichst darauf eine Königin zu bekommen. Aber es akzeptierte ihre Entscheidung, das Reich erst dann zu übernehmen, wenn der Krieg vorüber war.

Und so vergingen die Tage und der Krieg rückte immer mehr in den Hintergrund. Alles schien friedlich, aber allen war doch bewusst, dass es sich sehr schnell ändern würde.

Eines Tages kam Willehad aufgeregt zu Einar und wollte seinen Rat, weil Johanna mit ihrer Mutter die Grabkammern des Königs und der Königin aufsuchen wollte. Einar verstand die Aufregung nicht so ganz und fand, dass es ein gutes Recht der Prinzessin sei, ihre Vorfahren zu besuchen, obgleich er auch spürte, dass Willehad sich vor irgendetwas drückte.

Also zog sich Einar mit ihm in einen separaten Saal zurück, damit Willehad ihm sagen konnte, was es war. Als er den Grund kannte, war Einar sehr ärgerlich. Das ließ er Willehad unumwunden und sehr deutlich spüren.

„Wie konntest Du es all die Jahre vor uns zurückhalten? Wir hatten ein Bündnis. Es hieß: Ein jeder vertraut dem anderen. Vor allem, hast Du dabei auch nur einen Moment an die Prinzessin und ihre Mutter gedacht?

Einar lief wie ein wildes Tier im Saal auf und ab. Den Blick hatte er dabei ständig auf Willehad gerichtet, der wie ein begossener Pudel dastand und nicht wusste, was er sagen sollte.

„Nun, Einar, es war der ausdrückliche Wunsch des Königs und der Königin. Laurentius hatte diesen Vorschlag den beiden unterbreitet und auch geraten es geheim zu halten. Nur so war es möglich die Nachfolge des Königshauses zu sichern. Selbst Kel-Nor sollte davon nicht erfahren. Ich, meinerseits, erfuhr es erst kurz vorher - am Sterbebett der Königin. Niemand hatte mit so einer Entwicklung der Dinge gerechnet.

„Mit was für einer Entwicklung, Willehad? Etwa, dass Ihr die Prinzessin mit 21 Jahren ihrer Mutter entreißt, um sie dann einfach so als Thronfolgerin einzusetzen? Man, so dumm konntet Ihr doch selbst nicht unter den damaligen Bedingungen gewesen sein? Wart Ihr wirklich der Ansicht, dass sie sich ohne Widerstand gefolgt hätte und mitgekommen wäre? Was wolltet Ihr mit der Mutter machen? Sie etwa beseitigen?