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»Morgen wird alles noch besser sein«, sagte Joseph und berichtete freudig von seinem Erfolg.

Josefine nahm seinen Bericht recht nüchtern zur Kenntnis. »Siehst du, man muss nur sagen, was man will. Du musst dich nicht immer mit dem zufrieden geben, was man dir anbietet. Sei nicht zu bescheiden. Wir sind es uns wert.«

Joseph nickte schuldbewusst. Es wurde ihm langsam klar, dass er noch eine Menge dazulernen musste, wenn er Josefine als seine Partnerin behalten wollte. Zu Hause in Frankfurt bewegte er sich mit ihr ja auf einem Niveau, das zwar nicht exklusivster Luxus, aber doch vergleichsweise anspruchsvoll war. Aber hier im Süden auf der Insel war Josefine seine bisherige Anspruchslosigkeit unangenehm aufgefallen. Das war nun wirklich nicht ihr Niveau. Sie war ja bereit, ihm zuliebe Abstriche zu machen und Kompromisse einzugehen, aber ihre Toleranz hatte Grenzen.

Als sie wieder in ihrer Hütte waren und zu Bett gingen, wollte Joseph seine Geliebte in die Arme nehmen und mit Zärtlichkeiten verwöhnen. Aber heute war sie dazu nicht aufgelegt. Sie gab ihm nur einen flüchtigen Kuss und drehte sich auf die andere Seite.

4.

Villa Solitudo

Freitag, 16. Juli

Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, setzte im Pinienwald ein unglaublicher Spektakel ein. Sobald die Sonnenstrahlen einen Baum trafen, weckten sie die dort in Scharen hockenden Zikaden. Erst waren es nur wenige, die ihr schrilles Konzert begannen, aber von Minute zu Minute wuchs das Orchester an.

Das Zirpen drang kaum abgemildert durch die dünnen Holzwände der Hütte und weckte Josefine. Sie erkannte das Geräusch, aber die Unmittelbarkeit, mit der es über sie hereinbrach, überraschte sie. Joseph schlief noch. Sie stand auf, ging ins Bad und zwang sich, trotz des dürftigen Komforts und des unangenehmen Schimmelgeruchs Morgentoilette zu machen.

Zurück im Zimmer schlüpfte sie in ihren einteiligen Badeanzug und zog darüber ein leichtes ärmelloses Kleid an. Dann weckte sie Joseph.

»Aufstehen, Herr Doktor Hofstätter«, sagte sie und zog ihn an den Füßen halb aus dem Bett.

»Au. Was ist los? Sind wir im Urlaub oder auf der Flucht?«, kam es unwirsch zurück.

»Auf der Flucht, mein Schatz. Wir verlassen die Bretterbude und flüchten in die Villa.«

»Welche Villa?«, fragte er. Erst langsam kam die Erinnerung an den gestrigen Abend.

Nachdem Joseph sich die Zähne geputzt hatte, kramte er aus seinem Koffer seine Badehose hervor. Dabei wurde ein schmaler Aktenordner sichtbar.

»Was hast du denn da mitgenommen? Willst du hier arbeiten?«, fragte Josefine verdutzt.

»Das ist mein Roman«, antwortete er verschämt. »Ich will ihn noch einmal überarbeiten. Vielleicht kann ich ihn doch noch veröffentlichen.«

»Du hast einen Roman geschrieben?« Sie trat näher. »Das hast du mir nicht erzählt.«

»Ja, als Student, vor vier Jahren«, bekannte er ein wenig verlegen.

»Ist ja spannend, darf ich ihn lesen?«

»Erst, wenn er druckreif ist. Jetzt verrät er noch zu viel über mich.«

»Aber gerade das interessiert mich ja.« Josefine blickte ihn auffordernd an.

»Das ist nur alter Kram aus Wien. Das Meiste muss ich streichen und neu schreiben.«

Er wusste, dass die Story seines ersten Werkes ganz gut war. Daraus ließ sich etwas machen. Aber die Beschreibung der Charaktere und die Gedanken seiner Protagonisten trieften von seiner damaligen depressiven Stimmung. Eingesperrt und in seiner Entfaltung behindert hatte er sich gefühlt. Mit 20 konnte er die fürsorgliche Bevormundung durch seine Eltern nicht mehr ertragen. »Flucht« war sein Leitgedanke gewesen, und er gab dem Roman den Titel »Gefährtin der Flucht«. Aber so melodramatisch sollte die überarbeitete Version nicht geraten.

»Zu Hause sprechen wir darüber. Ich werde dir auch einzelne Passagen vorlesen. Versprochen.« Er schloss den Kofferdeckel.

Josefine gab sich zufrieden, Joseph zog eine Short über die Badehose, schlüpfte in ein T-Shirt und sie gingen zum Restaurant, um zu frühstücken.

Danach kehrten sie noch einmal in die Hütte zurück. Josefine streifte ihr Kleid ab, darunter wurde der einteilige Badeanzug sichtbar.

»Wann verwöhnst du mich denn endlich mit deinem kleinen süßen Bikini?«, fragte er.

»Den hast du noch nicht verdient«, antwortete sie schnippisch.

»Du quälst mich.«

»Du weißt nicht, was Quälen ist. Warte es ab, mein Liebster, du wirst es bald erfahren«, meinte sie geheimnisvoll.

Joseph verstummte resignierend. Sie war einfach die Stärkere in ihrer Beziehung. Sie war die Frau. Sie war sein Juwel, das er sorgsam hütete und nicht verlieren wollte. »Josefines Stimmung wird sich schon bessern, wenn wir erst in der Villa Solitudo wohnen«, dachte er.

Sie holten ihre Luftmatratzen aus dem Koffer und Joseph blies sie auf. Dann warfen sie sich noch die Badetücher über die Schulter, klemmten sich die Luftmatratzen unter die Achsel, Josefine ergriff ihre Badetasche und sie gingen zum Strand.

An einer flachen Stelle knapp oberhalb des Ufers richteten sie sich ein. Die Bucht war schon recht gut bevölkert. Vorwiegend junge Gäste lagerten auf dem Strand oder vergnügten sich im Wasser.

Josefine holte Sonnencreme aus ihrer Badetasche.

»Darf ich die Prinzessin eincremen?«, fragte Joseph und wollte ihr die Tube abnehmen.

»Nur die Schultern«, gab sie mit gespielter Mädchenhaftigkeit zurück.

»Den Rest hebe ich mir auf für unseren Mittagsschlaf.«

»Du wirst dich wundern«, dachte sie und cremte sich still lächelnd ein.

Als er ihr schließlich die Schultern eincremen durfte, bemühte er sich, besonders zärtlich zu sein. Sie quittierte es mit leisem Schnurren. Als er aber versuchte, seine Hand etwas weiter nach vorne über die Schultern zu mogeln, wies sie ihn gleich zurecht.

»Verbotene Zone!«

Sie buddelte ihre optische Sonnenbrille aus der Badetasche, setzte sie auf und ließ ihren Blick über die Bucht schweifen. Eine Gruppe von drei jungen Damen fiel ihr auf, alle in knappen Bikinis.

»Nun, mein Liebster«, sagte sie mit süßer Stimme, »siehst du die drei Grazien da drüben?«

Joseph hatte sie natürlich längst erspäht und einer genauen Musterung unterzogen. Durchaus brauchbare Zielpersonen, dachte er. Er machte ein unschuldiges Gesicht.

»Wo denn?« Er schaute in die entgegengesetzte Richtung.

»Du bist schlecht im Lügen, lass es«, schmunzelte sie. »Wenn ich jetzt nicht hier wäre, ich wette, du hättest dich schon an die Grazien herangepirscht.«

»Du überschätzt mich.«

Sie murmelte nur »Jaja!«, legte sich rücklings auf die Luftmatratze und sonnte sich.

Als es auf Mittag zuging und die Hitze unerträglich wurde, verließen sie den Strand und gingen zur Villa Solitudo, die ab jetzt ihr neues Quartier war. Im Pinienwald war es kühler als am Strand. Es roch sehr stark nach Harz. Die Zikaden zirpten und geigten immer noch um die Wette.

Joseph war erstaunt, als sie vor der Villa standen. Als er sie vor drei Jahren zuletzt betrachtet hatte, machte sie einen recht heruntergekommenen Eindruck. Jetzt aber war die Fassade frisch gestrichen, altrosa mit weißen Rahmen um die Fenster, die erneuert worden waren. Das Gebäude lag etwas erhöht, drei breite Stufen, eingerahmt von einem weißen Säulengeländer, führten zum Eingang, der ebenfalls von zwei Säulen flankiert wurde. Die Villa war vor mehr als hundert Jahren im mediterranen Stil erbaut worden, einstöckig mit flachem Dach.

»Ist das nicht wunderschön?«, fragte er Josefine.

»Ganz nett.«

Sie betraten das Gebäude. Als Joseph das Tor schloss, glaubte er, zwischen den Pinien die Gestalt von Djanna erkannt zu haben. Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn bei ihrem Anblick. Die Villa Solitudo sollte ja ihr Zuhause sein. Hier wollte sie mit ihrem Mann die Sommer verbringen. Er war Lehrer in Split. So richtig verlobt aber waren sie noch nicht, wie Branko ihm erzählt hatte. Die Gestalt verschwand zwischen den Bäumen. Joseph wandte sich um und folgte Josefine in die Villa. Das unangenehme Gefühl war wieder verschwunden.

Im Inneren der Villa roch es noch schwach nach frischer Farbe. Es war angenehm kühl. Für die Gäste hatte Branko ein Schlafzimmer, das Wohnzimmer, das Bad und die separate Toilette herrichten lassen. Die übrigen Räume waren verschlossen.

Josefine inspizierte zuerst das Bad. Es war ein heller, großer Raum. An den Wänden cremefarbene, moderne Fliesen, ebenso auf dem Boden. Eine gläserne Duschkabine und eine geräumige Badewanne fanden ihre Zustimmung. Zwei flauschige weiße Bademäntel in unterschiedlichen Größen baumelten an der Wand, neben dem doppelten Waschtisch sah sie frische Handtücher. In einem Regal neben der Dusche lagen Badetücher. Auch Shampoo, Duschgel, Seife, Bodylotion und Föhn waren vorhanden. Ihre Kulturbeutel lagen auf dem Marmor-Sims oberhalb der Waschtische. Darüber war ein breiter, beleuchtbarer Spiegel angebracht.

»Genehmigt?«, fragte Joseph.

Sie nickte und befühlte den Stoff des kleineren Bademantels. Sie ließ den Gürtel durch ihre Hand gleiten. Joseph achtete nicht darauf.

Das Schlafzimmer wurde beherrscht von einem breiten Himmelbett. Seine lachsrosa Vorhänge waren an einem vergoldeten, stabilen schmiedeeisernem Gestell befestigt, das mit Laubranken verziert war. Das Kopfende des Bettes wurde von zwei schmalen Kommoden flankiert, auf denen zierliche Lampen standen.

 

In den beiden Kleiderschränken im Schlafzimmer hatten dienstbare Geister bereits den Inhalt ihrer Koffer verstaut. Josephs Romanmanuskript lag auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer.

»Nun, meine Prinzessin, habe ich jetzt nicht die versprochene Belohnung verdient?«, fragte Joseph scherzhaft und näherte sich seiner Freundin, um ihr den Badeanzug vom Leib zu streifen. Sie aber stieß ihn zurück.

»Zuerst wirst du noch bestraft, mein Süßer.«

»Wofür?«

»Für deine männliche Überheblichkeit, deinen Chauvinismus«, sagte sie. »Denk drüber nach.«

Sie zog eine Plastiktüte, in der sich ein weiches Etwas verbarg, aus ihrem Kleiderschrank und schickte sich an, das Schlafzimmer zu verlassen.

»Leg dich schon mal bequem aufs Bett.«

Damit entschwand sie im Badezimmer. Joseph entledigte sich seiner Badehose, kroch unter das weiße Betttuch und streckte sich auf dem Doppelbett aus. Die Matratze war neu, ihre Härte gerade richtig. Er schloss die Augen und fühlte schon erregende Vorfreude aufkommen auf das, was Josefine ihm da versprochen hatte. Bestraft sollte er werden? Na ja, wird nicht so schlimm sein. Sie redet halt so daher, dachte er. Er wird es aushalten. Als Chauvinist fühlte er sich nicht. Hatte er ihre weibliche Empfindsamkeit verletzt? Er konnte sich nicht erinnern. Oder meinte sie seine selbstbewusste und durchaus eigennützige Art, sie in die Liebe einzuführen? Er wusste es nicht und beschloss, ruhig das Kommende abzuwarten.

Josefine schloss die Tür des Badezimmers hinter sich. Sie streifte sich den einteiligen Badeanzug vom Leib und holte ein kleines Fläschchen aus ihrem Kulturbeutel. Sie begann, ihren Körper mit einem dezent duftenden Öl einzureiben.

»So, mein lieber Joseph«, sprach sie leise zu sich selbst, »jetzt werde ich dir mal eine Josefine vorführen, die du nicht erwartet hast. Du siehst in mir immer noch dein kleines Schwesterlein. Du behandelst mich wie ein kleines Mädchen. Du machst es dir zu bequem, mein Lieber. Du sollst auch mal die andere Seite deiner Josefine kennenlernen.«

Sie stützte ihren rechten Fuß auf den Rand der Badewanne und betrachtete mit Wohlgefallen ihre makellos geformten Schenkel. Mit wonnigem Gefühl verteilte sie das Öl auf ihrer glatten Haut, die sich über die elastischen, vom Sport trainierten Muskeln spannte. Auch ihre festen Pobacken rieb sie sorgfältig ein.

»Vor einigen Monaten, als du um mich geworben hast, als ich noch die unerreichbare, arrogante Millionenerbin für dich war, da hast du dir noch Mühe gegeben, mein lieber Joseph«, setzte sie ihr Selbstgespräch fort. »Da hattest du noch Respekt. Da war dir meine Freundschaft noch wertvoll und wichtig. Da hast du noch versucht, alle Facetten meiner Persönlichkeit zu ergründen. Aber jetzt hast du mich in eine Schublade getan – da passe ich nicht hinein.«

Nun bestrich Josefine ihren Leib mit dem zart duftenden Öl. Sorgfältig salbte sie Brüste und Bauch. Das Delta der Venus aber ließ sie aus. Und wieder wandte sie sich in Gedanken an ihren Freund:

»Du warst sehr raffiniert, muss ich zugeben. Genial, wie du mich mit deiner Idee einer nur kameradschaftlichen Freundschaft geködert hast. Und ich durfte dich beraten, als du dich für mich neu eingekleidet hast. Fein ausgedacht! So begann ich, dich als meine Schöpfung anzusehen.«

Aus dem Schlafzimmer drang leise Josephs Stimme. Da die Tür des Badezimmers aber geschlossen war, konnte sie ihn nicht verstehen. Sie öffnete die Tür einen Spalt breit und rief:

»Nur Geduld, ich komme gleich!«

»Ich verschmachte vor Sehnsucht!«, kam es zurück.

Josefine schmunzelte zufrieden und fuhr fort, ihren Körper einzuölen. Jetzt waren Schultern und Arme an der Reihe. Sie setzte ihr stilles Gespräch mit Joseph fort:

»Eines Tages fing ich an, dich nicht nur als Kamerad, als Brüderlein zu betrachten, sondern als Mann. Mit deinen dunklen, verschatteten Augen und deiner einschmeichelnden Stimme hast du mich ja ohnehin von Anfang an eingefangen. Und dass eine Frau gewissen Eindrücken nicht lange widerstehen kann, das war dir wohl bewusst. So hast du mich ins Bett gekriegt. Ich kann nicht klagen. Aber ich erwarte, dass du mich auch als deine Geliebte noch so aufmerksam behandelst, wie die Freundin am Anfang.«

Josefine war fertig mit dem Einölen ihrer samtigen Haut. Sie verschloss das Fläschchen und steckte es in die Tasche des kleineren Bademantels. Dann öffnete sie die mitgebrachte Plastiktüte und entnahm ihr einen roten Bikini. Sie betrachtete die winzigen Stoffteile.

»Diesen Anblick, mein lieber Joseph, wirst du dir jetzt verdienen. Das wird nicht leicht werden für dich. Dass du hier auf der Insel schon so manches feuchte Höschen als Trophäe eingesackt hast, kann ich mir denken. Aber, du Lustmolch, den heutigen Tag wirst du so schnell nicht vergessen.«

Sie legte sich den BH um, der aus zwei kleinen, anschmiegsamen Dreiecken bestand, die an einer Kordel befestigt waren. Sie knüpfte die Enden der Kordel zu einer Schleife und rückte die Teile an ihren Brüsten zurecht. Ihr Spiegelbild stellte sie zufrieden. Der Stoff war so dünn, dass sich ihre schon aufgestellten Brustwarzen darunter abzeichneten. Sie lächelte in erwartungsvoller Vorfreude.

»Auch wenn meine Brüste nicht Körbchengröße D aufweisen, mein Lieber, wirst du Stielaugen kriegen. »Viel Frau« wie damals bei dieser vollbusigen Rothaarigen im Museum, das kannst du vergessen. Du wirst schon lernen, dass Qualität vor Quantität geht.«

Der lüsterne Blick, den Joseph damals jener drallen Museumsbesucherin zuwarf, und das einladende Lächeln, mit dem diese ihm geantwortet hatte, dieser Anblick hatte sich fest in Josefines Gedächtnis eingebrannt.

»Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe«, setzte sie ihr Selbstgespräch fort. »Aber du denkst, jetzt hab ich die Kleine im Bett und basta. Die Kleine ist kein kleines Mädchen mehr. Ich bin 23. Was denkst du denn, wie ich mir meine Zukunft vorstelle? Als Betthupferl des Herrn Doktor Hofstätter? Als sein Verhältnis, seine Affäre? Du hast anscheinend nicht begriffen, dass ich eine erwachsene Frau bin. Du glaubst, Frauen sind nur passiv, sind das schwächere Geschlecht? Ich werde dir beweisen, dass ihr Männer die Schwächeren seid, wenn wir Frauen mal so richtig in Fahrt kommen.«

Prüfend hielt Josefine nun den zweiten Teil ihres Bikinis, der knapp wie ein Tanga geschnitten war, an ihren Schoss. Festgehalten wurde er an den Hüften durch die Schleifen der Kordel. Sie knotete die Enden der Kordel locker zusammen, stieg in das Höschen und knüpfte die Schleifen nun fest. Sie prüfte, ob ihre zu einem winzigen Dreieck rasierten Schamhaare aus dem Stoff hervor ragten. Der Tanga passte haargenau, verdeckte alles, was gerade noch verdeckt werden musste und ließ alles Verdeckte in lockender Raffinesse erahnen.

»Schmorst du schon unter dem Laken, mein Liebster?«, dachte sie schadenfroh. »Du wirst gleich sehen, dass man als Mann im Leben nicht alles sofort bekommt, was Mann sich wünscht. Heute will icheinmal ausprobieren, was mir im Bett so gefällt. Es muss ja nicht immer nach deiner Nase gehen, mein Schatz. Und ich bin gespannt, wie du das findest.«

Sie warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, dann zog sie den kleineren Bademantel an. Den Gürtel ließ sie noch offen. Aus den Laschen des anderen Bademantels aber löste sie den Gürtel, rollte ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche ihres Mantels.

»Gleich kann es losgehen, lieber Joseph«, sagte sie leise zu sich und trat noch einmal vor den Spiegel. Sie entnahm ihrem Kulturbeutel eine Haarbürste und brachte ihre hellbraune Mähne in Form. Sie scheitelte die Haare in der Mitte des Kopfes und drapierte die Enden so auf ihren vom Mantel bedeckten Schultern, dass sie einer Madonna glich.

»Ein wenig Unschuld macht die Sache reizvoller«, dachte sie.

Dann tupfte sie noch einen Tropfen moschushaltigen Parfums in ihren Nacken und auf die wie ein umgekehrtes Weinblatt nach innen gewölbte Fläche ihres Bauches, knapp unter ihren Bauchnabel. Danach knotete sie den Gürtel ihres Bademantels zu.

»Der Herr wünscht ja das Ziel seiner Lüste nicht mit künstlichen Düften verunreinigt«, dachte sie. »Den Wunsch will ich dir gerne erfüllen, du Schwerenöter. Aber bevor du dieses Ziel erreichst, wirst du leiden, leiden und staunen über die Abgründe, die in einem sittsamen Mädchen schlummern.«

Dann verließ sie das Bad und begab sich ins Schlafzimmer.

Joseph erwartete sie schon ungeduldig mit sehnsuchtsvollem Glanz in seinen dunklen, verschatteten Augen. Sein Körper straffte sich unter dem Laken.

»Warte, mein Schatz, gleich bin ich bei dir«, sagte sie mit verheißungsvollem Augenaufschlag.

Sie prüfte mit einem raschen Blick, ob die Vorhänge auch zugezogen waren. Dann trat sie ans Bett, zog Joseph mit einem Ruck das Laken vom Köper und warf es auf den Boden. Er lag nackt vor ihr auf dem Rücken. Noch war seine innere Erregung äußerlich nicht zu sehen. Sie stellte sich an die rechte Seite des Kopfendes und zog den Gürtel, den sie vorhin aus dem großen Bademantel genommen hatte, aus der Tasche.

»Gib mir deinen Arm!«, befahl sie in einem Ton, der nichts Gutes verhieß.

Joseph schaute sie erschrocken an, er konnte sich keinen Reim auf ihre Anweisung machen. Aber er gehorchte. Er war zwar seit langem keine Jungfrau mehr, hatte mehrere Liebesabenteuer bestanden, aber seine diesbezüglichen Erfahren beschränkten sich doch nur auf Konventionelles. Josefine packte seine Hand und wickelte den Stoffgürtel um sein Handgelenk. Er ließ es geschehen. Sie formte eine Schlinge, zog sie fest und machte einen Knoten. Dann befestigte sie das andere Ende des Gürtels am eisernen Bettgestell.

»Und jetzt den anderen Arm!«, befahl sie und ging auf die andere Seite des Bettes. Sie löste nun den Gürtel aus ihrem Bademantel, der leicht aufklaffte. Wieder schlang sie den Gürtel um Josephs nochfreies Handgelenk und band ihn am Bettgestell fest. Mit seinen Händen konnte er sie jetzt nicht mehr berühren. Er wehrte sich nicht. Josefine ließ sich von seiner stoischen Ruhe nicht aus dem Konzept bringen. Sie würde ihn schon noch aus seiner Reserve locken.

»So mein Liebster«, sagte sie und bemühte sich, streng zu wirken. »Jetzt folgt die Strafe für dein freches Benehmen in der letzten Zeit. Wehren kannst du dich nicht. Du bist mir ausgeliefert. Stört dich das? Stört es den Herrn Doktor, wenn ihm seine kleine Freundin eine Lektion erteilt?«

Er nickte mit geschlossenen Augen. Aber er blieb stumm.

»Sag es doch, dass du leidest, wenn eine Frau dich beherrscht«, setzte sie nach. »Sag es mir. Ich will es hören, aus deinem Mund!«

Er hielt die Augen geschlossen. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Kein Wort.

»Ich bring dich schon zum Sprechen, mein Lieber. Du wirst betteln, flehen, schmachten.«

Sein Schweigen stachelte sie an. Sie trat ans Fußende des Bettes und schlug ganz langsam ihren Bademantel auf. Joseph hob den Kopf, soweit seine Fesseln dies zuließen. Er blieb immer noch stumm. Doch sein Blick strahlte unverschämte Neugier aus.

»Schau nur, mein Süßer«, sagte sie und öffnete die Flügel des Mantels ganz weit. »Schau nur, hier ist dein süßer kleiner Bikini. Schauen darfst du. Anfassen kannst du mich nicht.«

In seinen Augen las sie freches Begehren. Mit seinen Blicken streifte er ihr schon den Bikini vom Leib, tastete über ihre Brüste, umschmeichele ihren Schoß. Wie gut ihr das tat!

Sie kletterte aufs Fußende des Bettes, nahm Josephs Unterschenkel zwischen ihre Knie und legte sich flach auf ihn, den Mantel immer noch weit geöffnet. Ihr Schoß, kaum verhüllt vom weichen Stoffdreieck des Tangas, lag nun auf seiner Männlichkeit, die sofort reagierte. Joseph gab ein wohliges Knurren von sich, eine erste Reaktion. Sie stützte sich auf ihre Arme und hob ihren Körper wieder leicht an, löste sich von seinem Leib.

»Du möchtest wohl mehr, mein Schatz. Kriegst du aber nicht. Hast du nicht verdient. Noch nicht.« Sie blickte tief in seine Augen. Er blieb stumm und wartete ab.

Das Gefühl, ganz auf ihm zu liegen, seine Wärme zu spüren und zu wissen, dass er sie nicht mit seinen Händen umschlingen und seinem Willen unterwerfen konnte, empfand Josefine so verlockend, dass sie sich abermals auf seinem Körper ausbreitete. Wieder presste sie ihren Schoß auf seine Körpermitte und begann, ihn mit rotierenden Bewegungen ihres Beckens zu erregen. Seine Muskeln strafften sich, er begann, lustvoll zu stöhnen. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich ganz auf die Sinneswahrnehmungen ihrer Haut. Ihre Hand strich zärtlich über sein Gesicht, erkundete die Wölbung seiner Stirn, den Schwung seiner Augenbrauen, die zuckende Empfindsamkeit seiner geschlossenen Lider und den Bartflaum auf seinen Wangen. Mit ihrem Zeigefinger folgte sie den Konturen seiner Lippen, die unter ihren sinnlichen Berührungen nachgaben und sich öffneten. Mit der Fingerkuppe ertastete sie vorsichtig den Rand seiner Schneidezähne. Joseph ließ die Spitze seiner Zuge über den Eindringling gleiten und sandte ihr auf diesem Weg fordernde Signale, die ihre Sinne in Aufruhr brachten. Sie wollte mehr, gab ihm ihren Daumen, den er begierig in die Höhlung seines Mundes einsaugte und mit knabbernden und leckenden Liebkosungen gefangen hielt.

 

Josefine genoss es, ihrem Geliebten endlich eine ganz neue Seite von sich offenbaren zu können. Sie hatte jetzt ihre ganze anerzogene Schamhaftigkeit abgestreift und gab sich voll dem Begehren ihrer Weiblichkeit hin. Ihr Vertrauen zu Joseph war so tief und unerschütterlich, dass sie keine Hemmungen mehr verspürte, sich ihm so zu zeigen, wie ihre Sinnlichkeit es verlangte. Er war es ja selbst gewesen, der ihr die Angst vor körperlicher Liebe nahm, der sie lehrte, Tabus und Vorbehalte beiseite zu fegen, um zum Kern ihrer Natur vorzudringen.

Und Joseph spielte mit. Er blieb stumm und ließ sie gewähren. Aber er feuerte sie durch kaum merkliche Signale noch an, weiter zu gehen, Grenzen zu überschreiten. Ihre Erregung nahm zu. Das Sehnen in ihrem Schoß war kaum noch auszuhalten. Sie stemmte sich wieder ein Stück hoch, löste sich von seinem Körper.

Die Spitze seines besten Stücks kitzelte sie am Bauch. Mühsam unterdrückte sie den Wunsch, ihn ganz in sich aufzunehmen. Sie richtete sich auf, kniete wieder über seinen Unterschenkeln. Es fiel ihr schwer, ernst zu bleiben und streng zu blicken. Eigentlich hatte sie Joseph ja bestrafen und ihn dominieren wollen. Jetzt aber begann ihr Körper, ihr einen Streich zu spielen. Würde sie diesen Liebeskampf gewinnen? Sie musste handeln.

»Böser Junge!«, gurrte sie mit tiefer Stimme und gab ihm einen leichten Klaps auf die Unterseite seiner stolz aufgerichteten Männlichkeit. Er stöhnte leise. Sie gab ihm noch einen Klaps, und noch einen, immer ein wenig fester. Es irritierte sie, dass er mit keinem Wort um Gnade flehte. Er schien ihre Bestrafung sogar zu genießen.

»Na warte nur, Freundchen«, dachte sie. Sie griff in die Tasche ihres Bademantels, holte das Fläschchen mit dem Mandelölheraus, dann ließ sie den Mantel von ihren Schultern gleiten und auf den Boden fallen. Sie öffnete das Fläschchen, ließ etwas Flüssigkeit in ihre hohle Hand rinnen und begann, Josephs Körper damit einzureiben.

»Gefällt dir das?«, fragte sie. Er gab ein wohliges Geräusch von sich. Sie kniff ihn in die Brust. »Soll dir aber nicht gefallen.« Jetzt ließ er einen Schmerzenslaut vernehmen. Das gefiel ihr schon besser.

Sie legte sich wieder flach auf seinen Körper. Die Wärme seiner Haut, die Festigkeit seiner Schenkeln, das leichte Kitzeln seiner Brusthaare, die nicht zu missachtende Härte seiner Männlichkeit, das alles hätte sie beinahe verführt, sich ihm entspannt hinzugeben. Aber das war nicht ihr Plan! Er sollte betteln nach ihr, leiden, lechzen nach ihren Zärtlichkeiten.

Sie begann, sachte auf seinem Körper auf und ab zu gleiten. Sie trug immer noch ihren Bikini. Ihr straffer, gut eingeölter Leib rieb geschmeidig über seine, vom Mandelöl geglättete, leicht behaarte Haut. Sie verstärkte den Druck ihres Schosses auf seine Körpermitte, dann wieder wurde sie zarter. Jetzt merkte sie, dass er versuchte, ihrem Rhythmus zu folgen. Sofort änderte sie ihre Bewegung.

»Nein, mein Schatz. Ich weiß, was du vorhast. Du möchtest gerne zum Ziel kommen. Zu deinem Ziel. Nach deiner Lust und Laune. Vielleicht kommst du ja zum Ziel. Wart es ab. Aber heute bestimme ich, das kleine, schwache, unschuldige Mädchen, deine Schülerin in Liebesdingen, wann und wie es geschieht«, sagte sie und richtete sich wieder auf.

Nun ließ sie ihre flachen Hände langsam über seinen Bauch kreisen, umspielte seinen Nabel, ließ ihre Finger auf seinen angespannten Muskeln tanzen wie eine Klavierspielerin. Er begann, heftiger zu atmen. Nun rutschten ihre Hände ein Stück seinen Leib hinab, ihre Finger kringelten sein Schamhaar. Sein bestes Stück aber, das vor praller Lustauf und ab wippte, berührte sie nicht. Sie führte ihre Hände knapp daran vorbei und begann, die Innenseiten seiner Oberschenkel zu streicheln. Sein Atem ging schwerer. Er zerrte an seinen Fesseln. Den Kopf hatte er jetzt tief in sein Kissen gedrückt. Seine Kinnmuskeln waren angespannt, die Lippen fest aufeinander gepresst. Die Augen hielt er geschlossen. »Jetzt habe ich dich«, dachte sie. »Endlich bist du ganz in meiner Gewalt.«

Und sie gurrte: »Tut das gut, mein Süßer?« Er stieß ein tiefes, wohliges Stöhnen aus.

Sie wollte ihn an die Grenzen seiner nervlichen Belastbarkeit bringen, aber sie merkte immer stärker, dass ihre eigene Beherrschung zusehends schwand. »Mein Gott«, dachte sie, »ich bin schon erregter als er. Ich kann es kaum noch aushalten.«

Sie rutschte an seinem Körper hoch, hielt jetzt seine Brust zwischen ihren Knien, drehte ihr Becken zur linken Seite und hielt ihm das Ende der Schleife ihres Tangas vor den Mund.

»Du darfst mich entkleiden«, flüsterte sie mit heiserer Stimme.

Er schnappte mit seinen Lippen nach dem Ende der Kordel, bekam sie zwischen die Zähne und beugte den Kopf zurück. Sie lehnte sich noch ein wenig zur anderen Seite. Die Schleife ging auf, der Tanga rutschte ein Stück auf ihren linken Oberschenkel herab. Sie hielt ihn fest und drehte sich auf die rechte Seite. Auch diese Schleife öffnete Joseph mit den Zähnen.

Sie achtete darauf, dass er sie nun aufmerksam ansah. Dann zog sie den Tanga langsam durch das Delta ihrer Schenkel und ließ ihn einige Male über ihre Schamlippen gleiten. Sein Blick haftete wie gebannt auf dem Schauspiel. In seinen Augen flammte heißes Begehren auf. Sie nahm den Tanga und führte ihn an seiner Nase vorbei. Er sog den Duft ihrer Weiblichkeit ein. Sie entzog ihm den Stoff.

»Riechen darfst du, mehr nicht.«

Sie ließ den feuchten Tanga neben dem Bett auf den Boden fallen. Er hatte immer noch kein Wort gesagt. Seine Begierde aber, das war nicht zu übersehen, nahm weiter zu, war kaum noch zu steigern. Aber warum bettelte er nicht? Warum flehte er sie nicht an, sie endlich nehmen zu dürfen?

Jetzt hielt Josefine es aber selbst nicht mehr aus. Das Verlangen nach diesem Mann, das in ihrem Schoß brannte, zwang sie, den Zweikampf verloren zu geben. Und sie gab ihn gerne verloren. Sie hatte ihn leiden sehen wollen und litt selbst viel stärker. Sie löste die Knoten seiner Fesseln und führte seine Hände an die Schleife, mit der sie ihren BH befestigt hatte. Er öffnete die Kordel, schleuderte das Oberteil zur Seite.

»Du bist ein Schuft!«, sagte Josefine jetzt und warf sich lachend auf seine Brust. »Ein Schuft, ein Schuft, ein Schuft!« Sie wühlte mit ihren Händen in seinen Haaren. »Ein Spielverderber bist du!«

Er versuchte, ein harmloses, unschuldiges Gesicht zu machen.

»Ein Spielverderber?«, fragte er mit gespielter Naivität. »Ich habe deine Strafe genossen, mein Engel. Nein, ich wollte sagen, ich habe fürchterlich gelitten.«

Dann zog er Josefine auf seinen Schoß und sie begann endlich den erlösenden Ritt. Er hob sich ihr entgegen, bot alles auf, um ihre Lust zu befriedigen. Und als sie sich mit einem tiefen Stöhnen auf seine Brust fallen ließ, küsste er sie zärtlich.

»Du bist einmalig, mein Engel. Du bist süß. Ich liebe dich. So kenne ich dich gar nicht. Du bist die aufregendste Frau der Welt. Verführerisch, erregend und ab heute meine Lehrerin, die mir beibringt, wie abgrundtief schön Liebe sein kann. Ich werde dich immer lieben. Ich will, dass es nie zu Ende geht«, flüsterte er ihr ins Ohr.

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