Rom - eine Biografie

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Der Meister der Sprache: Cicero

Bis in unsere Zeit gilt er als einer der Väter des Abendlandes – M. Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.), der bedeutendste Redner der römischen Geschichte. Denn er zählte nicht nur zu den führenden Politikern der ausgehenden Republik, sondern vermittelte auch dem lateinischen Westen die Philosophie und das Staatsdenken der Griechen.

Als „Homo novus“ aus Arpinum nach Rom gekommen, erwarb sich Cicero bereits in jungen Jahren einen glänzenden Ruf als Anwalt: Er wagte einem der habgierigen Günstlinge des allmächtigen Dictators Sulla entgegenzutreten; der Sieg im Prozess gegen Sex. Roscius aus Ameria machte ihn schlagartig bekannt (81 v. Chr.).

Dies ermöglichte ihm eine politische Laufbahn; in seinem ersten Amt als Quaestor wurde er dem Statthalter Siziliens, C. Verres, beigegeben (75 v. Chr.). Dessen selbst für die damaligen Verhältnisse schamlose Ausplünderung der Provinzialen brachte Cicero im Auftrag der Geschädigten in Rom vor Gericht; seine Reden zwangen den Angeklagten, vor der unausweichlichen Verurteilung ins Exil zu gehen. Eine planmäßige Karriere – er erreichte alle Staatsämter „suo anno“, d. h. im gesetzlichen Mindestalter, – führte Cicero schließlich zum Konsulat (63 v. Chr.).

In diesem Jahr unternahm L. Sergius Catilina, ein ehrgeiziger Senator, der mehrfach bei der Bewerbung um den Konsulat gescheitert war, mit einigen adligen Mitverschwörern einen dilettantischen Putschversuch. Ein Aufstand seiner Anhänger in der Hauptstadt, unterstützt von einer heimlich aufgestellten Truppe von etwa 10.000 Mann, sollte ihm die Machtergreifung ermöglichen. Das schlecht vorbereitete Unternehmen wurde jedoch von Cicero aufgedeckt; durch eine flammende Rede – „Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauchen?“ – zwang er den entlarvten Hochverräter, Rom zu verlassen. Dessen engste Vertraute erlitten auf Senatsbeschluss den Tod durch Henkershand; Catilina fiel im folgenden Jahr bei Pistoria (j. Pistoia).

Nun stand Cicero auf dem Höhepunkt des Ruhmes; man feierte ihn als Retter des Staates und „Vater des Vaterlandes“. Zeitlebens hat er immer wieder in oft kaum erträglichem Eigenlob die Aufdeckung der Verschwörung gepriesen. Zugleich verleitete ihn dieser Erfolg zur Selbstüberschätzung, denn tatsächlich beherrschte nicht er die römische Politik, sondern Caesar und Pompeius, denen militärische Machtmittel zu Gebote standen.

Schon fünf Jahre nach seinem Konsulat holte ihn die Vergangenheit ein; ein Gefolgsmann Caesars brachte ein Gesetz ein, das – rückwirkend – jeden ächtete, der einen römischen Bürger ohne Volksbeschluss getötet hatte. Sein Antrag richtete sich (aufgrund der Hinrichtung der Catilinarier) gegen Cicero, der angesichts dieser Bedrohung in die Verbannung ging; der Pöbel plünderte und zerstörte sein Haus (58 v. Chr.). Das Exil dauerte freilich nicht lange; bereits im folgenden Jahr wurde er zurückberufen und in Rom mit Jubel empfangen.

Nachdem er vergeblich versucht hatte, zwischen Caesar und Pompeius einen Ausgleich herbeizuführen, schloss er sich bei Ausbruch des Bürgerkrieges halbherzig der Senatspartei an. Der siegreiche Caesar begnadigte ihn in ehrenvollster Form (47 v. Chr.). Dennoch stand Cicero der königsähnlichen Stellung des Dictators ablehnend gegenüber. Er zählte nicht zu den Verschwörern um Brutus und Cassius, aber er war einer der geistigen Väter der Iden des März; folgerichtig rief Brutus nach der Ermordung Caesars den Namen Ciceros aus (44 v. Chr.).

Der Tod des Dictators bedeutete jedoch nicht die Wiederherstellung der Republik. Denn M. Antonius war als Erbe des Ermordeten fest entschlossen, dessen Machtstellung zu behaupten. In 14 „Philippischen Reden“ – in Anlehnung an die Reden des Demosthenes gegen den Vater Alexanders d. Gr. so bezeichnet – griff ihn Cicero als Feind des Gemeinwesens an. Zugleich versuchte er, den jungen Octavianus (Augustus) gegen Antonius auszuspielen. Die Versöhnung der beiden Erben Caesars bedeutete seinen Tod; er wurde geächtet und auf der Flucht von den Häschern ereilt. Haupt und Hand des großen Rhetors wurden auf der Rostra, der Rednerbühne auf dem Forum Romanum, zur Schau gestellt (43 v. Chr.).

Weitaus bedeutender als im politischen Handeln war Cicero als Schriftsteller. Zahlreiche seiner Reden wurden für Jahrhunderte zu Schulbeispielen. Mochten zu Lebzeiten andere auf diesem Gebiet mit ihm rivalisiert haben – der Nachwelt erschienen seine einzigartig ausgefeilten Reden als unvergleichlich. Wichtige Werke hinterließ er auch zur Theorie der Rhetorik („De oratore“, „Brutus“, „Orator“ u. a.). Höchst wertvoll als zeitgeschichtliches Dokument ist seine umfangreiche Korrespondenz; auch seine Gedichte wurden in der Antike sehr geschätzt.

Von einzigartiger Bedeutung für die Geistesgeschichte des Abendlandes war die Mittlerrolle Ciceros bei der Aufnahme griechischen Gedankengutes in Rom. Zwar hat er vor allem Ideen der führenden philosophischen Schulen eklektisch verarbeitet und nur wenige eigene Gedanken entwickelt; aber seine bahnbrechende Arbeit bei der Begründung eines philosophischen Vokabulars der lateinischen Sprache ist unschätzbar. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst ethische Schriften („Gespräche in Tusculum“, „Vom höchsten Gut und vom größten Übel“, „Vom Wesen der Götter“, „Vom Schicksal“) ebenso wie staatsphilosophische Abhandlungen („Vom Staat“, „Von den Gesetzen“, „Vom pflichtgemäßen Handeln“). Die Schriften Ciceros wirkten durch Jahrhunderte fort – Ambrosius und Augustinus, Hieronymus und Boethius sind von ihnen beeinflusst, Friedrich d. Gr. und Kant schätzten sie sehr. Das treffendste Urteil über den größten Redner lateinischer Zunge aber stammt von Augustus – jenem Mann, der ihn einst seinem Todfeind M. Antonius und damit den Mördern ausgeliefert hatte: „Er war ein Meister der Sprache und ein wahrer Freund seines Vaterlandes.“

Ein weltfremder Idealist: Cato d. J.

Unaufhaltsam trieb die römische Republik ihrem Untergang entgegen. Erbitterte Machtkämpfe und blutige Unruhen, Bestechung und Wahlbetrug prägten den politischen Alltag im „Jahrhundert der Bürgerkriege“. Nur ein Mann wagte es, in der Agonie des Staates diesen Missständen mutig entgegenzutreten – M. Porcius Cato Uticensis (95 – 46 v. Chr.), der Urenkel des älteren Cato.

Die Lehren der stoischen Philosophie und der „mos maiorum“, die alten Römertugenden, prägten das Leben dieses Mannes, der seinen Zeitgenossen als Vorbild an Lauterkeit und Sittenstrenge erschien. Aber so sehr man ihn auch bewunderte – beliebt war er nicht, und so verlief seine politische Laufbahn stockend, obgleich er sich in allen Wahlämtern durchaus bewährte; den Konsulat erreichte er nie.

Unerbittlich verteidigte Cato die althergebrachte Staatsordnung der Adelsrepublik; in der Senatssitzung über das Schicksal der in Rom ergriffenen Mitverschwörer Catilinas (s. Cicero, S. 42 ff.) beantragte er in einem großartigen Plädoyer (der ersten stenografisch festgehaltenen Rede der Geschichte) mit Erfolg die Todesstrafe gegen die Staatsfeinde (62 v. Chr.); ebenso entschlossen trat er Pompeius und Caesar entgegen, deren Ehrgeiz und Machtfülle die Republik zu zerstören drohten. Auch das viel zitierte „Right or wrong, my country“ widersprach seinem Denken; daher beantragte er, Caesar nach seinem Sieg über die germanischen Usipeter und Tencterer den Feinden zur Sühne auszuliefern, da er den Erfolg einem Treubruch verdankte (55 v. Chr.).

Angesichts der wachsenden Macht Caesars und der fortwährenden Krawalle in Rom näherte sich Cato Pompeius an, den er für das kleinere Übel hielt; auch im Bürgerkrieg kämpfte er auf seiner Seite. Nach der Niederlage bei Pharsalos (48 v. Chr.) segelte er mit seinen Truppen in die Cyrenaica, um den Krieg von Afrika aus weiterzuführen. Ein 27-tägiger Wüstenmarsch, bei dem Cato den Soldaten stets zu Fuß voranmarschierte, vereinigte sein Heer mit anderen Einheiten der Caesargegner im heutigen Tunesien. Ihre katastrophale Niederlage bei Thapsus beendete jedoch den Krieg in Afrika. Wohl wissend, dass Caesar ihn begnadigen würde, wählte Cato in Utica (daher sein Beiname) den Freitod – denn der Sieger handelte in seinen Augen gerade darin ungerecht, dass er „als Herr und Gebieter denen das Leben schenkt, über die zu gebieten er kein Recht hat“ (46 v. Chr.).

Zweifellos war Catos Handeln von philosophischer Weltferne geprägt, wie bereits Cicero kritisierte; auch fehlte ihm eine politische Vision, um die Krise der Republik zu bewältigen, ebenso die Erkenntnis ihrer strukturellen Ursachen. Aber seine persönliche Lauterkeit, sein Mut und die Bereitschaft, für die eigene Überzeugung in den Tod zu gehen, erfüllten Zeitgenossen und Nachwelt mit Bewunderung: Sallust stellte ihn in einem großartigen Porträt Caesar gegenüber; Cicero und Brutus widmeten ihm Lobschriften, denen Caesar mit dem bissigen „Anticato“ antwortete – wohl ahnend, dass der tote Gegner als „Märtyrer der Senatsopposition“ gefährlicher war als zu Lebzeiten.

Und tatsächlich blieb Cato noch in der römischen Kaiserzeit die Lichtgestalt aller, die der vergangenen Republik nachtrauerten; das berühmteste literarische Denkmal, das ihn den Göttern gleichstellte, setzte ihm Senecas Neffe Lucan in seinem Epos über den Bürgerkrieg, in dem beide Seiten gewichtige Fürsprache genossen hätten – „Victrix causa deis placuit, sed victa Catoni“ (Phars. 1, 128; Die siegreiche Sache gefiel den Göttern, die besiegte aber dem Cato).

Einzigartiges Genie: Caesar

Als Staatsmann und Feldherr, aber auch als Schriftsteller zählt er zu den Großen der Geschichte – C. lulius Caesar (100 – 44 v. Chr.), der wohl bedeutendste aller Römer; die Zeitgenossen zog seine faszinierende Persönlichkeit ebenso in ihren Bann wie die Nachwelt bis zum heutigen Tag. Noch 2000 Jahre später trugen die höchsten Würdenträger der Erde – Kaiser und Zaren – seinen Namen als Titel und huldigten ihm so als der Herrschergestalt schlechthin.

 

Er entstammte einem der vornehmsten Adelsgeschlechter der Stadt; die Julier leiteten ihre Herkunft von Romulus und Aeneas ab – und damit von der Göttin Venus selbst. Tatsächlich spielten sie jedoch lediglich eine unbedeutende Rolle in der römischen Politik; lange schon hatte kein Mitglied der Familie mehr den Konsulat erlangt. In den Wirren der späten Republik neigten sie aufgrund der Verschwägerung mit dem Kimbernsieger Marius den Popularen zu, die ihre Ziele über die Volksversammlung durchzusetzen suchten. Der Sieg Sullas und der Senatspartei im ersten römischen Bürgerkrieg brachte daher den jungen – und noch völlig unbedeutenden – Caesar in tödliche Gefahr; die Weigerung, seine Ehefrau – Tochter eines bekannten Popularen – zu verstoßen, führte zu seiner Ächtung; nur mit Mühe entging er dem Tod, bevor einflussreiche Verwandte eine Begnadigung erwirkten (82 v. Chr.).

Nach Sullas Ableben wirkte er in Rom als Anwalt und ging dabei vor allem gegen Anhänger des verstorbenen Dictators vor; eine glänzende Beredsamkeit machte ihn rasch populär. Sein Ansehen beim Volk wuchs zudem durch die großartigen Spiele, die er als Aedil veranstaltete; 320 Gladiatoren traten dabei in silbernen Rüstungen auf – ein noch nie dagewesenes Schauspiel für die stadtrömische Plebs (65 v. Chr.). Noch beliebter machte ihn die Wiedererrichtung der Trophäen des noch immer im Volk verehrten Marius, die dessen siegreicher Gegner Sulla gestürzt hatte. Im Vertrauen auf seine Popularität wagte er, obgleich sehr jung für dieses Amt, die Bewerbung als Pontifex Maximus – und der Erfolg belohnte seine Kühnheit (63 v. Chr.).

Im selben Jahr wurde Rom durch die Verschwörung des Catilina (s. Cicero, S. 42 ff.) erschüttert. Obwohl selbst der Mitwisserschaft verdächtigt, versuchte Caesar das Leben der inhaftierten Verschwörer zu retten; die Senatsverhandlung gegen die Catilinarier wurde zum ersten großen Duell zwischen ihm und dem sittenstrengen Cato, der in einer leidenschaftlichen Rede die Hinrichtung der Schuldigen durchsetzte.

Erste militärische Lorbeeren erwarb Caesar nach der Amtszeit als Praetor in Spanien (61 v. Chr.); dass er nach der Statthalterschaft – die als vorbildlich gerühmt wurde – seine ungeheuren Schulden begleichen konnte, kennzeichnet die damalige Praxis der Ausplünderung der Provinzen durch die römischen Beamten – eine der verheerendsten Begleiterscheinungen in der tödlichen Krise der Republik.

Bereits früher hatte er die politischen Ambitionen des Cn. Pompeius im Senat unterstützt; freundschaftlich verbunden war er auch dessen Rivalen, M. Licinius Crassus, dem reichsten Mann Roms. Mit großem diplomatischen Geschick vermittelte Caesar ein Bündnis der beiden einstigen Gegner; Pompeius wurde dafür vor allem durch die ablehnende Haltung des Senats gewonnen, der weder die Maßnahmen des Feldherrn im Orient bestätigen noch seinen Veteranen Land zur Ansiedlung gewähren wollte. Im 1. Triumvirat vereinbarten die drei Politiker, ihre Interessen gemeinsam durchzusetzen (60 v. Chr.).

Als Konsul des folgenden Jahres sah sich Caesar mit der erbitterten Gegnerschaft des Senats konfrontiert, der alle seine Maßnahmen mit taktischer Obstruktion zu verhindern suchte. Die Durchsetzung der organisatorischen Maßnahmen des Pompeius im Osten und seines großzügigen Siedlungsprogramms, das außer den Veteranen vor allem kinderreiche Familien begünstigte, war daher nur durch formalen Rechtsbruch möglich. Seither war Caesar, sobald er kein Amt mehr innehatte, von einem Hochverratsprozess bedroht; diese Situation sollte später entscheidend zum Ausbruch des Bürgerkrieges beitragen.

Für die folgenden Jahre wurden ihm die Provinzen Gallia Cisalpina, Gallia Narbonensis und Illyricum (j. Oberitalien, Südfrankreich und Dalmatien) zugewiesen. Die Statthalterschaft nutzte er zum Aufbau einer dem Einfluss des Pompeius vergleichbaren Machtposition und eines nur ihm ergebenen Heeres, das dauerhaft seine Stellung sichern sollte. Geschickt griff Caesar in die Machtkämpfe zwischen den keltischen Stämmen des freien Gallien ein und erweiterte dadurch den römischen Machtbereich. Bereits im ersten Jahr unterwarf er die Helvetier, die von ihren Siedlungsgebieten in der heutigen Schweiz in das westliche Gallien ziehen wollten, und zwang sie zur Rückkehr. Der germanische Heerkönig Ariovist, der die innerkeltischen Streitigkeiten zum Aufbau einer eigenen Herrschaft im heutigen Elsass genutzt hatte, wurde vernichtend geschlagen – ein folgenschwerer Sieg der Römer, der in der lateinischen Prägung Frankreichs bis in unsere Zeit fortwirkt (58 v. Chr.). In den beiden nächsten Jahren wurden in harten Kämpfen die keltisch-germanischen Belger, danach die Bretagne und Aquitanien unterworfen.

Nach der Eroberung Galliens griff Caesar weiter aus; zweimal landete er in Britannien (55/​54 v. Chr.), zweimal überschritt er den Rhein (55/​53 v. Chr.); der Brückenschlag über den gewaltigen Strom in nur zehn Tagen bedeutete auch eine technische Meisterleistung. Aber so spektakulär dieses Ausgreifen in bisher den Römern völlig unbekannte Länder auch war, faktisch blieb es ohne Folgen, da sich Caesar in kluger Zurückhaltung mit der Unterwerfung Galliens begnügte; für Jahrhunderte blieb der Rhein die Grenze des Römischen Reiches. Groß war freilich die propagandistische Wirkung dieser Erfolge in Rom; der alte Ruhm des Pompeius begann neben dem aufsteigenden Stern Caesars zu verblassen.

Aber noch war dessen Werk ungefestigt; beim Aufstand des Ambiorix wurden eineinhalb Legionen vernichtet (54 v. Chr.). Zwei Jahre später erhob sich ganz Gallien unter Führung des Arverners Vercingetorix gegen die Fremdherrschaft; nur drei Stämme blieben dem antirömischen Bund fern. Bei Gergovia erlitt Caesar die erste Niederlage seiner Laufbahn; dann aber schloss er den gegnerischen Oberfeldherrn in der Festung Alesia ein. Ein gewaltiges keltisches Aufgebot rückte heran, um die Belagerten zu entsetzen; erst nach hartem Ringen erfochten die kampferprobten Legionen den Sieg. Vercingetorix kapitulierte und wurde sechs Jahre später beim Triumph Caesars hingerichtet; Gallien war zur römischen Provinz geworden. Die Eroberung des Landes war – nicht nur wegen seines ungeheuren Reichtums – von höchster Bedeutung für die weitere Entwicklung des Römischen Reiches. Bisher vor allem zum Mittelmeer orientiert, griff es nun auch in den Norden des Kontinents aus.

Während des Krieges hatte Caesar die innenpolitische Entwicklung nicht aus den Augen verloren; auf der Konferenz von Luca erneuerten die Triumvirn ihr Bündnis (56 v. Chr.). Allmählich löste es sich jedoch auf: Crassus fiel im Kampf gegen die Parther bei Carrhae (53 v. Chr.), Pompeius näherte sich dem Senat an, der ihn als Gegengewicht zu Caesar und zur Bekämpfung der Anarchie in der Hauptstadt umwarb.

Mit dem bevorstehenden Ende der Statthalterschaft in Gallien (und damit der Immunität als Staatsbeamter) drohte Caesar eine Anklage wegen der Rechtsbrüche in seiner Amtszeit als Konsul. Daher beantragte er die Erlaubnis, sich in Abwesenheit um den Konsulat zu bewerben (denn nach einer Wiederwahl war er erneut vor juristischer Verfolgung gesichert). Das Scheitern der monatelangen Verhandlungen über diese Frage bedeutete den Beginn des Bürgerkrieges gegen die Senatspartei. Mit dem Übergang seines Heeres über den Rubico – den Grenzfluss zwischen der Provinz Gallia Cisalpina und Italien – wurde Caesar zum Hochverräter und Staatsfeind. „Der Würfel sei emporgeworfen“ – so soll er diese entscheidende Stunde charakterisiert haben: Denn jetzt gab es für ihn nur noch Sieg oder schmachvollen Untergang. Vor seiner überlegenen Macht räumte Pompeius Italien und rüstete in Griechenland zum Entscheidungskampf (49 v. Chr.).

Nach der Ausschaltung der gegnerischen Truppen in Spanien folgte ihm Caesar. Bei Dyrrhachium (j. Durazzo), der zweiten Niederlage in der Feldherrnlaufbahn des Juliers, zeigte sich nochmals das taktische Geschick des Pompeius, der an diesem Tag den Krieg hätte entscheiden können. Dann aber besiegelte Caesars glänzender Sieg bei Pharsalos gegen die weit überlegenen Feinde das Schicksal seines Rivalen, der in Ägypten den Tod von Mörderhand erlitt (48 v. Chr.).

Unverzüglich folgte ihm Caesar in das reiche Land am Nil, das von Thronstreitigkeiten zerrissen wurde. Die junge und reizvolle Königin Kleopatra gewann – heimlich in einem Teppich in das römische Hauptquartier gebracht – den siegreichen Feldherrn für sich; es war der Beginn einer der berühmtesten Liebesaffären der Geschichte. Allerdings waren noch schwere Kämpfe zu bestehen, denen auch die berühmte Bibliothek von Alexandria zum Opfer fiel, bis Caesar seiner Geliebten (und damit sich selbst) die Herrschaft über Ägypten gesichert hatte. Dem Sieg folgte eine Schiffsreise der Liebenden auf dem Nil durch das Wunderland der Pharaonen.

Die Gegner waren indessen nicht untätig gewesen; in Nordafrika wurde eine neue Armee aufgestellt, gleichzeitig fiel Pharnakes von Pontos, der Sohn Mithridates’ VI. (s. Sulla, S. 38 f.), in das römische Kleinasien ein. So schnell warf Caesar diesen Feind nieder (47 v. Chr.), dass er über die Schlacht bei Zela die kürzeste Siegesmeldung der Weltgeschichte verfasste – „Veni, vidi, vici“ (Ich kam, sah, siegte). Dann wandte er sich dem afrikanischen Kriegsschauplatz zu; der Sieg bei Thapsus zerstörte die letzten Hoffnungen der Senatspartei; ihr führender Politiker, der jüngere Cato, setzte folgerichtig seinem Leben ein Ende (46 v. Chr.). Auch das letzte Aufbegehren der Söhne des Pompeius scheiterte im folgenden Jahr in Spanien in der Schlacht bei Munda.

So überragend die Erfolge Caesars im Bürgerkrieg waren, so ungewöhnlich war auch die Behandlung, die den Besiegten zuteil wurde: Es gab keine Proskriptionen wie unter Sulla, keine kleinliche Rache; die „Clementia Caesaris“ (Milde Caesars) schenkte den früheren Feinden das Leben und gab ihnen sogar neue Ämter und Würden; auch Cicero sowie Brutus und Cassius – seine späteren Mörder – zählten zu den Begnadigten.

Bereits während des Krieges hatte Caesar mit der Erneuerung des Staates begonnen; aufgrund der wenigen Monate, die ihm dafür noch verblieben, konnte freilich vieles nicht vollendet werden und manche Ziele sind heute nicht mehr erkennbar. Ein großes Kolonisationswerk sollte den Empfängern staatlicher Unterstützung in Rom und den Veteranen seiner Feldzüge eine neue Existenz schaffen; u. a. wurden die einst zerstörten Städte Karthago und Korinth als römische Siedlungen erneuert. Die Verwaltung der Provinzen und Gemeinden wurde reformiert, die Sklavenwirtschaft zugunsten freier Arbeiter eingeschränkt, die Gerichte neugeordnet, eine Rechtskodifikation war geplant. Durch die Jahrhunderte wirkte eine weitere Maßnahme Caesars: Der neu berechnete Julianische Kalender war bis zur Reform Gregors XIII. (1582) in Gebrauch, in Russland sogar bis zur Oktoberrevolution (1917). Zahlreiche Projekte wiesen weit in die Zukunft voraus: Der damals geplante Kanal von Korinth wurde erst 1893 vollendet, die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe im 20. Jh. durchgeführt.

Dem Beispiel seines Rivalen Pompeius folgte Caesar – bereits vor dem Bürgerkrieg – in der baulichen Verschönerung Roms; auf dem Forum Romanum wurde die Basilica Aemilia restauriert, in ihrer Nähe die neue Basilica lulia errichtet. Vorbildhaft für den Ausbau der Hauptstadt in der Kaiserzeit wurde das Caesarforum, das (im Gegensatz zu dem in Jahrhunderten gewachsenen Konglomerat des Forum Romanum) symmetrisch angelegt war: Den Platz umgaben Portiken, hinter denen die Geschäftsbuden verdeckt blieben; der praktische Zweck der Anlage trat hinter der Verherrlichung Caesars zurück, dessen Reiterstandbild das Forum beherrschte. In Erfüllung seines Gelübdes vor der Schlacht bei Pharsalos erhob sich auf dem Platz der Tempel der Venus Genetrix, der göttlichen Stammmutter des Stifters.

Die staatsrechtliche Grundlage für dessen Macht war die Erhebung zum Dictator, zunächst für zehn Jahre, dann auf Lebenszeit (Dictator perpetuo). Unerhörte Ehrungen wurden ihm zuteil: Die Bezeichnung „Imperator“ für siegreiche Feldherren (bis heute die Wurzel des Kaisertitels in zahlreichen Sprachen) wurde ihm als Eigenname verliehen; er durfte stets das Triumphatorengewand und den Lorbeerkranz tragen; ein goldener Thron und die Begleitung von 72 Lictoren wurden ihm bewilligt, sein Standbild im Kapitolstempel aufgestellt, der Geburtsmonat in „Iulius“ umbenannt. Politisch noch bedeutsamer war das Vorrecht des Dictators, künftig die Wahlbeamten vorzuschlagen.

 

Angesichts seiner unbeschränkten Macht und der Ehrungen, die ihn zu nahezu göttergleicher Stellung erhoben, ist die – in der Forschung bis heute heftig diskutierte – Frage unerheblich, ob Caesar auch der Form nach die Monarchie erstrebte; das von M. Antonius bei der Feier der Lupercalien angebotene Diadem wies er jedenfalls zurück.

Doch längst hatte sich um M. Brutus und C. Cassius eine Gruppe von Verschwörern gebildet, die eine Wiederherstellung der Adelsrepublik erstrebten. An den Iden des März (15. 3. 44 v. Chr.) fiel Caesar – unmittelbar vor dem Aufbruch zu einem Krieg gegen die Parther – ihren Dolchen zum Opfer. Das Podium des Caesar-Tempels auf dem Forum Romanum – errichtet an der Stelle, wo sein Leichnam verbrannt worden war – erinnert bis heute an die aufwendige Totenfeier, deren ergreifende Szenen nochmals die große Beliebtheit des Ermordeten zeigten. Sein Tod bedeutete das erneute Aufflammen der Bürgerkriege, die aber jetzt nicht mehr im Geiste der Clementia Caesaris geführt wurden, sondern in unerbittlicher Grausamkeit.

Als Feldherr hatte Caesar das Imperium erweitert wie kein Römer vor ihm, als Staatsmann den Weg zur Monarchie – und damit aus der Krise der Republik – gewiesen. Da er „das vollbrachte, was … an der Zeit war“, charakterisierte ihn Hegel als den „Geschäftsführer des Weltgeistes“.

Aber er war nicht nur die politisch und militärisch prägende Gestalt seiner Zeit, sondern auch einer der bedeutendsten Schriftsteller der lateinischen Literatur. Die „Commentarii“ über den Gallischen Krieg und den Bürgerkrieg rühmte bereits Cicero als „schmucklos, sachlich und anmutig zugleich“; auch die Nachwelt pries die Eleganz seines Stils. Historisch höchst bedeutend sind Caesars Schriften ohnehin – als einzige authentische ausführliche Tatenberichte einer der großen Gestalten der Antike, die uns erhalten blieben.

Einzigartig war die persönliche Ausstrahlung des Juliers – etwa auf das schöne Geschlecht. Aber auch die Soldaten vergötterten ihn; selbst eine bedrohliche Meuterei brach vor seiner dominierenden Erscheinung zusammen. Alles Große vereine sich in der wunderbaren Gestalt Caesars, urteilte einst J. Burckhardt; er sei „in Betreff der Begabung der vielleicht größte Sterbliche. Alle die sonst groß heißen in der Geschichte, sind einseitig neben ihm“.

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