Die Pastorin und der Punk

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Die Pastorin und der Punk
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Stefan Hoffmann

Die Pastorin und der Punk

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Der Anfang

Der Literaturpunk im Jahre 2004

Meine Heimat

Das Opfer

Kommunikation

Blind Dates

Der erste Brief

Meisen

Unternehmen Fortuna

Fernsehabend

Das erste Mal

Kino

Graf Dracula der Modernen

Im Römer

Am Bahnhof

Gottesdienst

Zusammenbruch

In der Eisdiele

Matthäus

Sonntag

Graf Dracula der Modernen

Nach Ostern

Mal wieder eine Mail

Elvira

Freitagmittag

Sonntagmorgen

Im Wald

Im Bett

Kommunikation 2

Täuschung

Aldi

Finale

Ironie

Epilog

Versionsangabe

Impressum neobooks

Prolog

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott,

und das Wort war Gott.

Im Anfang war es bei Gott.

Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.

(Johannes 1,1–4 aus der Einheitsübersetzung)

Der Anfang

Im Anfang sprach Gott und es entstand Himmel und die Erde und alles, was da so zugehört. Zu guter Letzt auch wir, der Mensch. Und der Mensch war vortrefflich. Zuerst schuf Gott den Mann. Der Schöpfer nahm alsbald den Kerl und setzte ihn ins Paradies – oder auch Garten Eden genannt. Das war ein schöner Ort, wo tagsüber immer die Sonne schien und der Himmel lichtblau war. Durch das kristallklare Wasser der Flüsse konnte man bis auf den Grund blicken und dort die prächtige Unterwasserflora bewundern. Ein milder Wind trieb den Blütenstaub durch die Lüfte und die Vögel zwitscherten fröhlich auf herrlich blühenden Bäumen. Damit den Mannskerl nicht so einsam war, entschied Gott, ihm eine Hilfe zu geben. So schuf Gott also flott ein Weib und befahl beiden Geschöpfen, seine Anweisungen zu achten. Das Weib jedoch hielt sich für oberschlau und ließ sich beeindrucken durch die Worte und Versprechen der Schlange.

Und so geschah es, dass die Frau von verbotenen Früchten genascht hat, und stürzte somit sich und den Mann in ein tiefes Verderben. Das ist heute fast noch genauso. Anstatt dem Manne liebevoll zu gehorchen, werden Frauen häufig frech, gemein, halten sich mal wieder für klug und nehmen das Zepter selbst in die Hand, wozu an auslaufsichere Batterien für den Herrscherstab in jedem guten Supermarkt erwerben kann. Um dies zu wissen, reicht es voll und ganz, eine x-beliebige Folge von Sex and the City gesehen zu haben ...

Also, dass eine Frau sich durch schöne Worte und verlockende Versprechen beeindrucken lässt, gab mir zu denken und ich bin zur Überzeugung gekommen, so etwas müsste man doch Erfolg versprechend einsetzen können, um das Weib wieder dahin zu führen, zu was sie bestraft worden war, nämlich dem Manne freudig untergeben zu sein.

Der Literaturpunk im Jahre 2004

Ich, wenn es mir gestattet ist, mich vorzustellen, bin Stefan Steffi Hoffmann, leidenschaftlicher Biertrinker und seit kurzem auch Hobby-Schriftsteller. Ich mag keine Klinkenputzer, höre gerne Punkmusik und designe Schnürsenkel. Nächstes Jahr habe ich mir übrigens fest vorgenommen, an einem norditalienischen Institut meine Kenntnisse übers Kreieren von Modeschnürsenkeln zu vertiefen. Ich bin 44 Jahre alt und seit 44 Jahren praktisch Single – mit Hang zur Schizophrenie.

Eine Anwärterin auf die Position einer Freundin hatte vor zig Jahren, als die Eiskugel beim Italiener noch zehn Pfennige gekostet hat, Elvira Frankenstein, die mit der schicken Zahnspange. Aber es klappte, wie auch immer, einfach nicht mit einer Beziehung. Wir fanden nicht zusammen. Elvira hatte später ein schweres Schicksal. Von der Maikönigin zur Weinkönigin zur Schnapsdrossel.

Da kam die Entziehungskur ins Spiel. Dort lernte Elvira (Abi-Note 2,5) den türkischen Heiratsschwindler Alimenten-Ali kennen. Dann Heirat, später Scheidung. Was aus Elvira heute geworden ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich fährt sie Taxi – oder ist Hausfrau und Mutter. Na ja, dann war da noch eine ganz Besondere, die konnte nicht sprechen. Nun ja, ich war jung und brauchte eine Frau. Aber auch sie war nicht die erhoffte Erfüllung. Als ich nichts mehr von ihr wissen wollte, tat ich sie – umweltbewusst, wie ich bin – beherzt in den Gelben Sack, um ihr zur Wiedergeburt einer Plastiktüte eines Discountmarktes zu verhelfen. Heute bereue ich es – war sie mir doch treu und jeder Stoßlage gewachsen. Ihr Name war übrigens Beate Ouzo, die Gummipuppe mit der integrierten Alkoholfahne; Modell Kalisperma.

Nun zu einem richtigen weiblichen Wesen – nämlich meiner kleinen Schwester. Also, meine Schwester wechselte damals schon häufiger den Freund, als ich krankfeierte. Und ich feierte verdammt viel ...

Beeindruckt von dieser Tatsache, dass es meiner kleinen Schwester auch immer wieder gelang, die Jungs um den Finger zu wickeln, stellte ich mir in meiner schon immer vorhandenen blühenden Fantasie vor, dass sich bei mir dieses Talent auch mal zeigen wird. Aber ich möchte dann keine Jungs verführen, nein – nein, sondern amerikanische Filmschauspielerinnen. Früher war das immer die hübsche Jane Fonda, die galaktische Barbarella-Maus. Heute wäre mir Cameron Diaz am liebsten, die ich mal vernaschen würde.

Ich habe schon so ziemlich alles mitgemacht, was Frauen betrifft. Von kürzeren Bekanntschaften hin zu einer längeren platonischen Beziehung, einigen One-Night-Stands bis hin zu etlichen Selbstexperimenten an meinem Körper, wobei ich mir in der Fantasie den Körper diverser amerikanischer Filmschauspielerinnen vorstellte. Zuletzt war es immer Cameron Diaz.

Eine längere, feste Beziehung zu einer Frau – nein, die hab ich noch nie gehabt. Ob ich dazu überhaupt in der Lage wäre, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest komme ich als Single nicht so schnell in Verlegenheit, eifersüchtig auf jemanden zu werden, denn ich kann verdammt eifersüchtig werden. Heute würde mir eine Frau wie die der Jugendliebe Elvira völlig reichen. Die Kunst der schönen Worte war mir nicht von Anfang an gegeben. Zunächst einmal bekam ich von Gott nur ein Sixpack in die Wiege gelegt, was sich später im talentierten Biertrinken zu Buche schlug. Kurz zu meinem Bruder. Mein älterer Bruder hatte als Kind ein ganz besonderes Talent. Er quälte mich immer mit Muskelreiten, sodass er meinte, diese außergewöhnliche Begabung später in einen Beruf umzuwandeln. Heute ist er Polizist. Er hat sich aber nun mittlerweile darauf spezialisiert, im Raum Düsseldorf Rauschgiftorgien von südamerikanischen Diplomatenfrauen hochgehen zu lassen.

 

Meine Heimat

Ich erzähl euch nun ein wenig darüber, wo ich wohne. Es handelt sich hierbei um das Rheinland. Streng genommen gibt es nur zwei bedeutende Städte im Rheinland: Köln und Düsseldorf. In Köln sieht das Bier der Farbe her aus wie Pferdepisse, es nennt sich Kölsch. In Düsseldorf hingegen sieht es eher aus wie fäkalienverseuchtes Abwasser. Dort nennt es sich Alt. Mein bester Freund Meisen schwört auf Alt. Elvira stand mehr auf Kölsch. Ich mag beides. Der Preis der Biere ist gleich. Eins steht jedoch fest: Ob Köln oder Düsseldorf – der Ostdeutsche sieht da eh keinen großen Unterschied. Besoffen wird er (ohne Frage) in beiden Städten – ob mit Kölsch oder Alt.

Wohnen tue ich genau in Dormagen, ebenfalls einer Stadt am Rhein, wo sich triumphale Siege der Handballmannschaft und Störfälle eines großen Chemieunternehmens in etwa die Waage halten. Beides gleichzeitig kommt zum Glück aber selten vor ...

Dormagen wird zudem vom Altbieräquator durchkreuzt, der gleichzeitig den feindlich gesinnten Kölnern und Düsseldorfern als eine Art Sicherheitszone dient. Dennoch kommt es hie und da zu verbalen Auseinandersetzungen. Meistens auf Schützenfesten. Allerdings beschränken sich diese Wortgefechte größtenteils nur darauf, welches Wasser denn eher für eine schwache Blase sorgt: Kölsch oder Alt.

Im Jahre 2033 wird es in Folge einer gigantischen Erdplattenverschiebung zur Verschmelzung von Köln und Düsseldorf kommen. Alles, was bislang dazwischen lag, wird im Erdboden versinken – bis auf die Dormagener Christuskirche. Diese neu entstandene Metropole wird dann Düln genannt und das dort gebraute Bier wird eine Mischung von Kölsch und Alt sein. So findet zusammen, was zusammengehört. Das Bier wird dann entweder Költ oder Alsch heißen. Da man sich jedoch wieder nicht einig wird, kommt es erneut zu einer Schlacht bei Worringen ...

Das Opfer

17.03.2004 Mittwoch

17.22 Uhr

Wer ist diese Frau auf dem Bild in der örtlichen Lokalzeitung? Der unschuldige Gesichtsausdruck gefällt mir. Ihr hellblondes Haar steht etwas im Kontrast zu der weiten schwarzen Robe, die sie umhüllt. Zu diesem unerotischen Umhang, wo man wirklich schwer raten muss, welche Figur sich darunter verbirgt, kommt zu meinem Leidwesen ferner dazu, dass ein fast überdimensionaler Blumenstrauß mir den Blick auf ihren oberen Brustbereich verwehrt. Dieses wiederum lässt, was die Frage nach ihrer Körbchengröße betrifft, einiges an Spekulationen zu. Im Artikel stellt man sie als Frau Sybille Specht vor, die neue evangelische Pastorin in einem auswärtigen Bezirk. Stellt sich mir nur die Frage, ob bei so viel Unschuld der Heiligenschein wegretuschiert wurde. Hätte sie statt dem Blumenstrauß eine Harfe in der Hand, käme das meiner Vorstellung von einem Englein ziemlich nahe. Störend finde ich nur das Brillengestell, von dem ich nicht gerade begeistert bin. Aber Mängel dieser Art lassen sich bei einem Besuch bei Monsieur Fielmann schnell beseitigen. Trotzdem, alles im allem eine knipswürdige Erscheinung.

Mir kommt so der Gedanke, mal am Sonntag den Gottesdienst aufzusuchen und der Braut Christi fachspezifische Fragen zu stellen. Über den Alkohol. Ist ein Vollrausch erlaubt? Weshalb ist sechs-sechs-sechs die Zahl des Teufels?

Oder zum Beispiel, wann gesunder Sex aufhört und sündige Unzucht anfängt. Was ist dran an dem Spruch: Frischer Liebeswille durch die Anti-Baby-Pille. Wie sieht die Kirche das? Heutzutage boomt ja die Porno-Industrie gewaltig, während die Kirche fast Konkurs anmelden muss. Sympathisanten des christlichen Glaubens unterstützen jedoch teilweise beide Institutionen. Man überlegt es sich zweimal, ob man Geld für ein Hilfsprojekt spenden soll, scheut aber anderseits nicht die sofortige finanzielle Investition, um die geile Gina Wild mal in Aktion zu sehen.

Vielleicht kommt dem Papst die goldige Idee, den einfallslosen Politikern mal vorzuschlagen, beim Verkauf von Sexartikeln oder beim Besuch eines Bordells eine steuerliche Abgabe an die Kirche zu erzwingen. So hätte wilde Sexgier noch einen positiven Nebeneffekt. Auch ausgefallene Sexpraktiken sollten auf diese Weise besteuert werden. Zum Beispiel müsste die Domina bluten und pro Peitschenhieb einen Euro an die Kirche überweisen. Ich sage euch, wäre ich eine sexuell abartig veranlagte Kreatur, die zudem auf Jungfrauen steht, ich würde Hausmeister in einem katholischen Frauenkloster werden. Ich hätte einen Haufen potenzieller Opfer und würde mich zudem vor dieser Steuer drücken.

Kommunikation

Kommunikation ist das Zauberwort in der heutigen Zeit. Gut ist sie, wenn sie offen und ehrlich geführt wird. Ist dies nicht der Fall, führt das zur Täuschung und Irreführung. Kommunikation kann man heute mittels verschiedener neuzeitlicher Erfindungen wunderbar betreiben. Zum Beispiel mit Handy oder Internet. Meine Mutter pflegt immer zu sagen: Kindchen, warst du schon wieder im Internetz? Tja, Mütter haben eben alle so ihre Schwierigkeiten. Sie können nicht wirklich Fremdwörter in ihren Sprachschatz aufnehmen, bekommen krasse Probleme bei der Bedienung von revolutionären Erfindungen der Mikroelektronik und der Computertechnik. Darüber hinaus werden in ihren Augen ihre eigenen Kinder nie erwachsen.

Den Chatroom im Internet halte ich persönlich für die schlechteste Art der Kommunikation. Es kommt mir dort so vor wie nach dem Turmbau zu Babel, als Gott den Menschen die Sprache verwirrte. Meiner Meinung nach ist der Chatroom ein Ort, wo sich zerstreute Menschen Gleichgesinnte aus aller Welt treffen können.

Eine tolle Sache ist jedoch die E-Mail. Ich bin total begeistert von dieser Möglichkeit der Kommunikation. Teilweise weiß man zwar nicht genau, wem man da oder wer einem da eine Mail zuschickt, aber das ist ja auch gerade der Reiz. Extra für partnersuchende Singles gibt es die Dating-Cafés im World Wide Web, dem Internet, so eine Art moderne Partner-Vermittlungsagentur.

Die Erfolgsquote für eine spätere Heirat halte ich auch bei Bekanntschaften im Net für recht gering. Meistens sieht es dann so aus, dass jemand aus Süddeutschland jemand anderen aus Norddeutschland kennenlernt und man sich nach interessantem, vielversprechenden Gedankenaustausch treffen möchte, obwohl man gar nicht weiß, wie der andere genau aussieht. Der Partner fürs Leben scheint gefunden zu sein. Man schickt zwar dem anderen ein Foto mit einem netten Gesicht drauf, aber dass das jedoch vor über 20 Jahren aufgenommen worden ist, gibt man nicht preis. Zudem werden die 33 Kilo Übergewicht verschwiegen, die man sich vor lauter Singlefrust in den letzten Jahren so angefuttert hat.

Man möchte sich unbedingt in der realen Welt treffen, die Neugier ist groß. Also wird im Internet nach Billigflügen gesucht. Falls die aber alle ausgebucht sind, scheut man keine finanziellen Mittel und bucht Lufthansa. Ein anständiges deutsches Unternehmen, wo schon alleine das delikate Bordessen den Flugpreis wert ist. Oft ist es mal wieder der Mann, welcher sich dann in einen Jet setzt. Die hübschen Stewardessen verleiten den Mann zu erotischen Fantasien, hofft er doch innigst, seine neue Entdeckung möge doch so ein attraktives Äußeres aufweisen. Um der Spannung Abbruch zu tun – meistens ist es nicht so. Gerade wenn einer wie ich die vierzig passiert hat und die Unheil bringende Midlife-Crisis naht, ist es doch eher so, dass man beginnt, für ein gefährliches Motorrad zu sparen; man tingelt wieder durch dröhnende Discos. Wenn es bis zur vollständigen Verkalkung nicht mehr lang dauern kann, dann sollte man nicht annehmen, dass sich noch exzellente Ware auf dem Markt befindet. Das ist ungefähr so, als würde man meinen, in einem Kaufhaus im Wühlkasten ein Kleidungsstück von Karl Lagerfeld zu finden. Designerware gefällt nicht nur optisch, besticht auch durch den hohen Preis. Da kommt man nicht so billig dran, erst recht nicht beim Resteverkauf. Aber ich schweife wieder ab ...

Während des Fluges träumt er davon, eine Stewardess auf der Bordtoilette zu vernaschen, wobei jedes durch ein Luftloch verursachte Absacken des Fliegers zu einer Intensivierung der Lustgefühle während des Aktes führt. Wenn durch Klatschen der Passagiere angedeutet wird, dass der Flieger glücklich gelandet ist und dann der vor Spannung und Geilheit strotzende Mann letztendlich seiner Bekanntschaft in der Ankunftshalle gegenübersteht, ja dann ...

Wenn er dann plötzlich böse Anzeichen eines Magendurchbruches diagnostizieren kann, stellt sich ihm unweigerlich die Frage: Ist das jetzt der Lohn für die weite Anreise? Wird das einem wenigstens mit einer Nummer gedankt? Würde Sex alles korrigieren? Kann man überhaupt noch korrigieren? Wenn ja, wie? Oder wäre es schier unmöglich, dieser Farce etwas Positives abzugewinnen? Wie gesagt, ich nutze sehr viel die Mailpost als Kommunikationsmittel. So brauche ich eben nicht sofort mein Äußeres preisgeben, das leider nicht den Schönheitsidealen eines Mannes entspricht, von denen die meisten Frauen nachts träumen. Es sei denn, die Damen stehen auf ein wenig auf Horror ...

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich eines Tages doch noch den Partner fürs Leben finden werde – ob im Internet oder wo auch immer. Mein bester Freund lässt immer den nicht unklugen Spruch los: Im Leben passieren dir manchmal die dollsten Dinger und man lernt neue Leute kennen, da kommst du gar nicht drauf!

Noch mal was zu den Internetkontakten. Ich bin der Meinung, man sollte schon bei der Wahrheit bleiben, wenn eine Mailbekanntschaft wissen will, ob die Haare lang oder kurz sind. Oder die Nase. Halt wie man so aussieht. Einfach ehrlich antworten, denn alles kommt ja doch irgendwann ans Licht – wird enthüllt. Das griechische Wort für Enthüllung heißt übrigens Apokalypse. Fälschlicherweise übersetzt man heute häufig das Wort Apokalypse mit Weltuntergang. Dieser wird ja auch im letzten Buch der Bibel, der Johannesoffenbarung, mit Bildern, Symbolen und allegorischen Szenen beschrieben. Aber hey Leute, ich will euch keine Angst einjagen, denn glücklicherweise erschafft Gott eine neue Erde. Gott hält – im Gegensatz zu den meisten Menschen, insbesondere Politikern – das, was er verspricht. Überdies ist Gott nicht bestechlich – im Gegensatz zu den meisten Menschen, insbesondere ...

Diese neue Erde wird bevölkert von allen, die im Buch des Lebens eingetragen sind. Mehr zum Thema sollte euch eigentlich der örtliche Pfarrer sagen können. Den müsstet ihr darauf mal mutig ansprechen. Wie gesagt, ich habe mal versucht, mit der Pastorin per Mail in Kontakt zu kommen. Was daraus geworden ist? Tja, lest selbst ...

Blind Dates

Um nochmals die Gefahr von Blind Dates zu verdeutlichen, erzähle ich nun folgende heikle Story, die meine Lebensgeschichte vorweisen kann. Durch eine Antwort auf eine Kontaktanzeige in einer Tageszeitung meldete sich ein Käfer. Eine weiblicher Käfer mit Namen Wilma. Wir telefonierten eine Weile und amüsierten uns prächtig. Während des Gespräches verstärkte sich mir der Eindruck aufgrund zweideutiger Bemerkungen, die sie so vom Stapel ließ, dass die liebe Wilma nicht in der Lage ist, den Wunsch auf sexuelle Befriedigung richtig zu artikulieren. Zum Glück gab sie mir ihre Telefonnummer und ich bekam im Computer ihre Adresse heraus. Wie wäre es mit einem Überraschungsbesuch? Dachte ich mir.

Die Geisterstunde rückte zwar näher, aber egal. Also organisierte ich, Kavalier alter Schule, mir einen hübschen Blumenstrauß. Das kommt immer gut an! Dachte ich mir. Aber woher nehmen um diese Uhrzeit? Ich schlich mich also in die elterliche Wohnung, da ich ganz genau wusste, dass sich dort noch ein Strauß befand, weil Muttertag erst vor zwei Tagen gewesen war.

Die Blumen geklaut setzte ich mich in meinen frisierten Fiat Panda, brachte die Tachonadel gewaltig zum Zittern, überholte auf der Autobahn einen Alfa Romeo bei Tempolimit 50 mit Tempo 130 auf der rechten Spur und gelangte schließlich sicher zu Wilmas Wohnung. Und so klopfte ich kurz nach Mitternacht an ihre Wohnungstür. Dieses riskante Manöver könnte der Anfang einer vielversprechenden Aktion sein, die am Schluss mit einem Nümmerchen belohnt werden könnte. Ich spielte in Gedanken Pornopoly. Gehe mit ihr ins Bett. Begib dich direkt dorthin. Leg sofort mit dem Bumsen los. Ziehe keinen Pariser über. Dachte ich mir. Wer nichts riskiert, kann auch nichts gewinnen. Welch fataler Fehler, der mit nichts zu vergleichen wäre, es sei denn, man hätte den im Gletschereis gefundenen Ötzi damals auf die Sonnenbank zum Auftauen platziert. Am Telefon hörte sich ihre Stimme gut an. Hübsches Stimmchen bedeutet aber noch lange nichts. Vorsicht, bei Frauen mit solchen Eigenschaften ist meistens etwas faul. Als sie mir die Tür öffnete, diagnostizierte ich sofort ihre astrologische Zugehörigkeit. Sternzeichen: Nilpferd. Aszendent: Mops.

 

Meine schlimmsten Befürchtungen gingen also in Erfüllung. Hier befanden sich Optik und Akustik nicht im Einklang. Wilma die Wuchtige, war, wie der Name schon andeutet, halt eine etwas in die Jahre gekommene zweieinhalb Zentner schwere promovierte Fleischfachverkäuferin. Vollschlanke Akademikerin in den besten Jahren, stand da übrigens in der Anzeige. Mit so einer Reizüberflutung an unerotischen Accessoires war ich noch nie konfrontiert worden. Dass ich in diese Situation gekommen bin, hat wahrscheinlich etwas mit meinen karmischen Schulden zu tun. Badelatschen, Trainingshose, weiße Tennissocken. So was kannte ich eigentlich nur von mir. Diese Aufmache einer Frau sollte übrigens mal in die Genfer Konvention aufgenommen und verboten werden. Auch nützte es recht wenig, als das dicke Luder begann, sich auf dem Sofa verlockend zu rekeln und zu rollen. Auf mich wirkte dies jedoch nicht besonders einladend. Auch noch ein Rollmops!

Da sprang absolut kein Funken der Begeisterung für ein kleines Abenteuer bei mir über. Wie viel Bier muss jemand wie ich eigentlich trinken, damit da eine sexuelle Inspiration in Gange kommt? Schnell raus hier! Um aus ihren Fängen zu entkommen, verließ ich unter einem Vorwand hektisch ihre Wohnung. Die floristische Kavaliersgeste nahm ich wieder mit und brachte sie am nächsten Tag wieder zurück nach Muttern in die Blumenvase, da wo sie hingehörte. Aber diese Aktion interessiert ja jetzt niemanden mehr. Dachte ich mir.

In dieser Nacht war ich so aufgedreht und ich musste einfach noch etwas unternehmen. Ich begab mich in eine Disco, den Tummelplatz für alle Tussies, die nur darauf warten, von einem Typ wie mir verdorben zu werden. Dachte ich mir. Dort traf ich zu meiner Verwunderung Charakter-Nick, einen alten Kumpel, der sich in Begleitung eines Mädels befand. Er begrüßte mich herzlich und stellte mir seine Bekannte mit Cousine Sabine, eine vereinsamte Naturliebhaberin aus dem Ruhrgebiet, vor. Sie kämpft gerade in ihrem Ghetto für eine idyllische Parkanlage, meinte er, mit Bäumen, wo Nachtigallen nisten können. Naturliebhaberin? Ghetto? Überm Ghetto weht der Wind, ging mir zu der Melodie von Sag mir wo die Blumen sind durch den Sinn.

Ich musterte sie einen Augenblick. Ihr eichhörnchenblondes Haar war schlechter frisiert als ihr Vibrator, vermutete ich. Zwei Probleme also. Der elektrische Stimulator könnte ihr zum Verhängnis werden, wenn knapp vor dem Höhepunkt der Vibrator einen Kurzschluss bekommt. Die Haare wären eine Sache für den Friseur gewesen. Das Problem mit dem Massagestab machte ich zu meiner Chefsache. Wollte sie ins Bett locken, damit sie dort ungestört flöten konnte wie eine Nachtigall. Wo kommst du denn her?, fragte ich als Einstieg für eine anspruchslose Konversation, die auch jede Tussie mit hohem Intelligenzmangel locker beantworten kann. Bochum! Ich darauf: Was ist denn so gebacken in Bochum? Sie teilte mir mit, dass man in Bochum recht gut weggehen und etwas unternehmen kann. Ob ich schon mal das Bochumer Bermuda Dreieck erkundet hätte? Bochumer Bermuda Dreieck? Kenn ich nicht! Hört sich ja gefährlich an. Verschwinden dort plötzlich Menschen in Kneipen, wie Kaninchen im Zauberhut? Oder hat das was damit zu tun, dass dir auf dem Weg zur Toilette die Unschuld abhandengekommen ist? Diese Vermutung schien ihr zu intim. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog ein entstelltes Gesicht. Trägst du eigentlich keinen BH?, fragte ich. Der Spruch reichte. Ich hatte sie vergrault! Anstatt Mädchen zu verderben, hatte ich mir selbst den Abend verdorben. So kann es gehen. Lockerungsübungen auf der Latex-Matratze musste ich jene Nacht alleine machen.