Hate is all I feel

Tekst
Z serii: Rydeville Elite #1
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Trent drückt meine Hand inzwischen so heftig, dass es ein Wunder ist, dass ich überhaupt noch Gefühle in meinen Fingern habe. »Wenn du nicht in einem Leichensack enden willst, schlage ich vor, dass du aufhörst, meine Verlobte anzustarren«, knurrt Trent, und eine aggressive Stimmung lädt die Luft auf. So verhält er sich jedem Typen gegenüber, der es riskiert, auch nur einen Blick auf mich zu werfen. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich an der Schule und außerhalb der Elite keine männlichen Freunde habe. Selbst die Jungs aus dem innersten Zirkel haben Angst, mit mir zu sprechen.

Lauder neigt den Kopf zur Seite und stößt ein leises Pfeifen aus. Seine stechend blauen Augen scheinen förmlich zu lachen, während er mich abcheckt. Er zwinkert mir zu und grinst breit, wobei er zwei Grübchen und strahlend weiße Zähne zur Schau stellt. Mit seinen verwuschelten Haaren, den beeindruckenden Augen und seiner flirtenden Art ist er genauso attraktiv wie sein Kumpel.

Kein Wunder, dass die Höschen der Mädchen am Straßenrand feucht geworden sind. Der einzige Grund, warum ich nicht lossabbere, sind die drei Jungs, die mich flankieren. Ich machte im Junior Year den Fehler, einen Jungen zu benutzen, um Trent eine Lehre zu erteilen. Ich habe Fenton nicht mal geküsst, sondern nur ein wenig mit ihm geflirtet, und er war dumm genug, zurückzuflirten. Später an diesem Abend hat ihn Trent so heftig zusammengeschlagen, dass er mit mehreren gebrochenen Rippen, einem zertrümmerten Kiefer und einer heftigen Gehirnerschütterung im Krankenhaus landete. Er ist nie wieder zur Schule zurückgekehrt und ich habe aufgehört, meinem ungeliebten Verlobten eine Lektion erteilen zu wollen. Heute vermeide ich leichtsinniges Flirten mit anderen Jungs, um sie zu schützen.

Aber Lauder weiß davon nichts.

»Fuck. Me.« Er tritt auf mich zu und legt in einer äußerst schnellen Bewegung seine Hand an meine Wange. »Du bist wunderschön.«

»Und du benimmst dich daneben.« Ich entferne seine Hand von meinem Gesicht und ignoriere ganz bewusst den kleinen Funken, den seine Berührung in mir ausgelöst hat. »Fasst du Frauen immer ohne ihre Erlaubnis an?«

»Ich wurde noch nie abgewiesen«, sagt er und zieht wieder an seinem Joint.

»Jetzt schon«, entgegnet Trent, ehe ich die Chance dazu habe.

»Spricht er immer für dich?«, will Hunt wissen und zieht eine Braue nach oben.

»Ich bin sehr wohl in der Lage, für mich selbst zu sprechen. Aber du hast meinen Verlobten gehört. Ihr seid hier nicht willkommen.« Ich werfe ihm einen bohrenden Blick zu. »Verschwindet.«

»Verdammt. Ich liebe es, wenn eine Frau autoritär ist. Das macht mich an«, erwidert Lauder und greift sich in den Schritt.

»Wenn wir euch mit Gewalt entfernen müssen, dann werden wir das tun«, stellt Drew klar, tritt vor und reißt Lauder den Joint aus der Hand. Er wirft ihn hinter sich, damit ihn einer seiner Lakaien entsorgt. »Und hör auf, meine Schwester mit den Augen auszuziehen.«

»Andrew Hearst-Manning«, sagt Hunt und reckt das Kinn, während er meinen Bruder unverfroren anschaut. »Sohn von Michael Hearst, CEO und Hauptaktionär von Manning Motors, dem weltweit größten Autohersteller, und Olivia Manning, Tochter des legendären Davis Manning, mittlerweile beide tot. Zwillingsbruder von Abigail Hearst-Manning«, fährt er fort und sieht wieder in meine Richtung, »die zu Abigail Hearst-Manning Montgomery wird, sobald sie Trent Montgomery II. nach ihrem Abschluss nächsten Sommer geheiratet hat. Wie mache ich mich bisher?«

»Schlechter als durchschnittlich«, mischt sich Charlie ein und beendet das Telefonat, das er gerade geführt hat. »Wenn du denkst, uns mit den Ergebnissen einer einfachen Google-Suche beeindrucken zu können, liegst du weit daneben.«

Charlie hat recht – all die Informationen kann man online nachlesen. Außerdem wissen alle Ortsansässigen, dass unser Zweitname Hearst ist. Da der Name Manning so bedeutungsschwer ist, steht auf unserer Geburtsurkunde ein Doppelname. Genau genommen bin ich Abigail Hearst-Manning, aber jeder nennt mich nur Abigail Manning. Auch Drew wird nur mit Manning angesprochen, was unserem Vater sehr recht zu sein scheint. Ich habe mich oft gefragt, warum er nicht auch offiziell seinen Namen geändert hat.

»Gesprochen wie ein wahrer Barron«, erwidert Lauder. »Du siehst wie ein typischer reicher Schnösel aus, der etwas zu beweisen hat.« Er schnippt mit den Fingern und sieht über unsere Schultern hinweg. »Du.« Er deutet auf jemanden. »Fang.« Er lässt seine Autoschlüssel über unsere Köpfe hinwegfliegen. »Park mein Baby. Wenn ihr irgendetwas passiert, mache ich dich dafür verantwortlich.« Lauder richtet zwei Finger auf einen armen Idioten, ehe er meine Hand ergreift und an seinen Mund hebt. Er zwinkert mir zu, ehe er einen Kuss auf meinen Handrücken drückt und ganz bewusst den Rauch ignoriert, der förmlich aus Trents Ohren austritt. »Auf Wiedersehen, Schönheit.« Hunt schnaubt und schüttelt den Kopf. »Bis später, ihr Arschlöcher«, sagt Lauder und stößt absichtlich gegen Trents Schulter, bevor er sich einen Weg durch die Mitglieder der Elite bahnt, zwei Schritte auf einmal nehmend.

»Das war äußerst unterhaltsam«, witzelt Hunt, ohne zu lachen, und richtet seine Krawatte, ehe er seinem Kumpel ins Innere der Schule folgt.

»Was zur Hölle geht hier vor sich?«, fragt Trent aufgebracht und sendet ungemütliche Vibes in Charlies Richtung.

Eine Frage, auf die ich ebenfalls gern eine Antwort hätte.

3. KAPITEL

»Lasst uns reingehen und dabei reden«, sagt Charlie. »Wir können nicht am ersten Tag zu spät zum Unterricht kommen.«

Ich verdrehe die Augen, als keiner hinsieht. Sich perfekt zu verhalten, muss anstrengend sein, doch Charlie zeigt das nie. Er ist der Mitfühlendste und Rücksichtsvollste der männlichen Elitemitglieder, und zugleich nimmt er seine Rolle auch sehr ernst. Jedes Wort, das seinen Mund verlässt, jede Aktion und jede Reaktion von ihm sind wohlüberlegt. Charlie hat noch nie etwas getan, was Scham und Schande über die Elite oder den Namen seiner Familie gebracht hätte. Ich habe ihn selten die Beherrschung verlieren sehen, und er pflegt auch keine Affären hier an der Schule, sondern zieht ältere Collegemädchen vor. Er ist der Einzige, der nicht zu einer arrangierten Ehe gezwungen wird, weil er etwas hat, was dem Rest von uns verwehrt blieb: Eltern, die ihn und einander vergöttern. Seine Eltern glauben an die Liebe und lassen ihrem Sohn die Freiheit, zu wählen, wen er heiraten möchte und wann. Das ist ein fortwährendes Streitthema zwischen meinem herzallerliebsten Vater, Christian Montgomery, und Charles Barron, denn es kommt einer Missachtung der Tradition gleich. Charlies Vater mag es jedoch, die Grenzen auszudehnen und alte Regeln infrage zu stellen. Dabei scheint es ihm egal zu sein, ob das zu Konflikten in den elitären Rängen führt. Er muss meinem Vater oder jenem von Trent keine Rechenschaft ablegen, allerdings würde ich an seiner Stelle niemals freiwillig mit den beiden Rottweilern in den Ring steigen. Die Loyalität der Männer untereinander ist begrenzt, und wenn Charlies Dad so weitermacht, könnte er sich bald im Aus wiederfinden.

Charlie ist in vielerlei Hinsicht wie sein Dad. Obwohl ich mich immer darauf verlassen kann, dass er hinter mir steht und weder Diskussionen noch Streitereien mit Drew und Trent scheut, lässt er sich dennoch nie in die Karten blicken. Er wirkt hinter seiner charismatischen, umgänglichen Fassade eher im Stillen manipulativ.

Bei Trent und Drew bekommt man immer das, was man sieht. Charlie hingegen ist wie einer dieser Höckerschwäne, über die wir letztes Jahr in Biologie gelernt haben: wunderschön und gelassen, bis man in ihr Territorium eindringt, dann attackieren sie. Dieser Punkt muss bei Charlie erst noch erreicht werden, aber ich bin sicher, dass man ihn nicht unterschätzen darf. Ich spüre, dass er letzten Endes der Grausamste von allen ist.

Drew scheucht die Menge in das Schulgebäude, und wir erklimmen hinter ihm die Stufen.

»Dein Vater meinte, dass er sich darum kümmern würde, warum zum Teufel sind sie dann hier?«, knurrt Trent, wie immer kurz vor dem Ausrasten.

»Wer sind sie?«, frage ich und ignoriere den wütenden Blick, mit dem mich Trent bedenkt.

»Sawyer Hunt und Jackson Lauder«, erklärt Charlie und schiebt die Hände in seine Hosentasche, als wir den Gang betreten.

Die Namen sagen mir etwas. Ich durchkämme mein Gedächtnis nach Details und reiße die Augen auf, als ich die einzelnen Puzzleteile zusammensetze. »Sawyers Vater gehört Techxet und Jacksons Vater ist der verrückte Idiot, dem das weltweit erfolgreichste Formel-1-Team gehört, nicht wahr?«

»Ja, Lauder schickt aber auch noch eine Reihe anderer Teams ins Rennen. Nicht nur in der Formel 1. Zusammen mit Camden Marshall, der diese fröhliche Diebesrunde vollzählig macht, betrachten sie sich als die neureiche Elite.« Drew schnaubt und schürzt die Lippen.

Es ist kein Geheimnis, dass die Beziehung zwischen der alteneingesessenen Geldelite von Rydeville und der neureichen Elite, deren Mitglieder erst kürzlich in die Gegend gezogen sind, äußerst angespannt ist. Diese ganze Heuchelei ist beispiellos, aber ich habe es schon vor Jahren aufgegeben, die Handlungen unserer Gesellschaft mit Logik zu erklären.

Dass mein Bruder diese Leute als Diebe bezeichnet, ist ebenfalls kein Zufall. Die Alteingesessenen glauben, dass ihnen die neue Elite ihre Krone und ihren Status rauben möchte. Daher schrecken sie auch vor nichts zurück, wenn es darum geht, die Neuen zu vertreiben. Ihnen ihren Reichtum zu nehmen und ihren Ruf zu zerstören. Ihnen alles zu zerstören. Und diese Haltung beschränkt sich nicht nur auf die Neuen in Rydeville. Ein paar der Wochenendkonferenzen, an denen die Jungs im letzten Jahr teilgenommen haben, waren organisiert worden, um die Beziehungen zu anderen alten Geldeliten in unterschiedlichen Staaten zu stärken.

 

Die Welt, in der ich lebe, ist krank, und diese Erkenntnis ist auch die treibende Kraft hinter meinen Fluchtplänen. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der von Frauen erwartet wird, hübsch auszusehen und Babys zu produzieren, während sie über die Untreue ihrer Ehemänner hinwegsehen müssen. In der Fortschritt, harte Arbeit und Entschlossenheit verpönt sind, es sei denn, man ist Teil der alten Geldelite. In der vorrangig nach Macht und Kontrolle gestrebt wird und es unbedeutend ist, wen man auf seinem Weg an die Spitze mit Füßen tritt. In der schändliche Deals, kriminelle Machenschaften und das Handeln ohne moralischen Kompass unterstützt und mit Beifall bedacht werden.

»Wo ist der Flachwichser Marshall überhaupt?«, fragt Trent, mit beständig angespanntem Kiefer.

»Keine Ahnung«, antwortet Charlie, »aber er ist definitiv eingeschrieben.«

»Und warum das?«, verlangt Trent zu wissen und bleibt vor unseren Spinden abrupt stehen. »Ich dachte, Marshall bleibt wie sein Einsiedler-Vater lieber im Hintergrund.«

Jane und ich verstauen ein paar überzählige Bücher in unseren Spinden, während die Jungs miteinander reden.

Charlie zuckt mit den Schultern. »Vielleicht kommt er aus seinem Schneckenhaus raus oder er übt sich mit Absicht in Zurückhaltung.«

»Sie können nicht hierbleiben«, ergänzt Drew. »Unser Vater wird scheißwütend sein, wenn er erfährt, dass dein alter Herr das nicht wie versprochen verhindert hat.«

»Er musste es als Druckmittel verwenden, um uns für das einmonatige Trainingscamp freizustellen«, erwidert Charlie kühl. Keine Ahnung, warum die Jungs am Anfang des Schuljahrs daran teilnehmen müssen. Jedes andere Jahr zuvor waren sie in den Ferien dort.

»Bullshit«, schnauzt Trent. »Wir kontrollieren diese Schule. Die Gründungsväter haben sie gebaut und unsere gewaltigen Spenden sorgen dafür, dass die Kassen übervoll sind.«

»Das war nicht der einzige Grund«, fährt Charlie unerschüttert fort. »Lauder hat Direktor Sayers mit einem Platz für dessen Sohn in der Formel 3 bestochen.«

»Dieser Volldepp denkt noch immer, er könne professionell Rennen fahren?«, fragt Drew und zieht eine Braue nach oben.

»Anscheinend«, sagt Charlie. »Aber die Krönung ist Hunt. Sawyer ist einer der begehrtesten Quarterbacks und …«

»Nach Bradley Norths Unfall fehlt uns ein Quarterback.« Trent reibt sich über seine Schläfen. »So eine Scheiße.«

»Wir werden uns um sie kümmern, wenn wir von unserem Trip zurück sind«, sagt Charlie. »Es gibt keinen Grund, deswegen rumzujammern.«

»Wir können Abby mit diesem Problem nicht allein lassen«, meint Trent, als ich meinen Spind schließe und mich wieder zu ihm geselle. Automatisch verwebt er seine Finger mit meinen.

»Ich kümmere mich darum. Außerdem habe ich den inneren Zirkel als Backup«, sage ich.

»Mir gefällt das nicht.« Drew legt seinen Arm um Jane, während wir in Richtung unserer Klassenräume gehen.

»Mir ebenso wenig«, stimmt Trent zu. »Wenn dieser Wichser Lauder noch einmal einen Finger an meine Frau legt, werde ich ihn umbringen.«

Ich bin überzeugt, dass das alles ist, was ich für ihn bin.

Ein Besitz.

Ein Statussymbol.

Ein hübscher Vogel, den man in einem Käfig gefangen hält.

Ein Spielzeug, mit dem man Spaß haben kann, wenn einem danach ist.

»Ich werde alle unwillkommenen Annäherungsversuche abwehren. Außerdem weichen mir Oscar und Louis ohnehin nicht von der Seite.« Es sei denn, ich erpresse sie, wegzuschauen, aber davon darf der Rest der Elite nichts erfahren.

»Deine Bodyguards haben auf dem Schulgelände keinen Zutritt, Babe«, sagt Trent und bleibt vor der Tür stehen. »Aber genau da bist du dem größten Risiko ausgesetzt.«

»Danke für dein Vertrauensbekenntnis«, fauche ich.

»Babe.« Er umfasst meine Wagen mit beiden Händen, und Sorge blitzt in einem seltenen Moment echter Fürsorge in seinem Gesicht auf.

Es gibt nicht oft Augenblicke, in denen ich eine andere Seite von Trent zu sehen bekomme. Ein Aufblitzen des kleinen Jungen, der er einst war. Momente, in denen ich glauben kann, dass er vielleicht doch zu echten Gefühlen in der Lage ist. Aber sie sind so flüchtig, dass ich leicht vergessen kann, dass sie überhaupt existieren. Wenn ich ihn wie jetzt ansehe und die offensichtliche Angst in seinem attraktiven Gesicht bemerke, wäre es einfach, mich in ihn zu verlieben. Allerdings werde ich niemals auf das Monster vergessen, das in seinem Inneren lebt. Das kann ich mir nicht leisten. Hier steht zu viel auf dem Spiel.

»Ich weiß, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, aber diese Jungs sind nicht ohne eine Agenda hier aufgetaucht. Sie planen etwas, und es gefällt mir nicht, dich hier ungeschützt zurückzulassen.«

Ohne Vorwarnung küsst er mich. Für gewöhnlich schubse ich ihn weg, wenn er irgendwelche Versuche in diese Richtung startet, aber im Rahmen meines neuen Spiels gehe ich die Dinge anders an. Ich erwidere seinen Kuss und spüre, dass er angesichts meines fehlenden Widerstands angenehm überrascht ist. Weil Trent nun mal Trent ist, nutzt er das aus. Er schiebt mir seine Zunge heftig in den Mund und macht sich über mich her, während er meinen Hintern packt, mich an sich zieht und eine Latte bekommt, je länger wir uns küssen. Er kümmert sich einen Scheiß darum, wer uns zusieht, und wenn er nicht so ein Arsch wäre, würde ich das vermutlich an ihm mögen.

Ein Räuspern treibt uns ein paar Minuten später auseinander. Drew haut Trent auf den Hinterkopf. »Das war verdammt ekelhaft. Diesen Anblick werde ich garantiert nie wieder los.«

Trent schmunzelt und grabscht durch mein Shirt hindurch nach meiner Brust, um ihn noch mehr zu ärgern. Dieses Mal zögere ich nicht eine Sekunde, ehe ich seine Hand wegschlage. »Du bist so ein Schwein.«

»Aber ich bin dein Schwein«, entgegnet er und beißt mir ins Ohrläppchen.

»Hab ich ein Glück.« Anstatt wie sonst auf sarkastische Weise zu reagieren, strahle ich ihn an, als könnte mich kein Wässerchen trüben.

»Du wirst überzeugender«, murmelt mir Charlie grinsend ins Ohr, und ich schubse auch ihn fort, ehe ich meine beste Freundin aus den Armen meines Bruders entführe und mich bei ihr unterhake.

»Verschwindet, ihr Loser. Wir sind dann mal weg.« Ich warte nicht auf die Antwort der Jungs, sondern öffne die Tür und ziehe Jane in den Klassenraum.

Zwei Dinge sind den gesamten Morgen über Klatschthema Nummer eins: Rochelles öffentliche Demütigung und die Ankunft der neuen Typen. Spannung liegt in der Luft, und ich habe die Cafeteria noch nie so voll erlebt. Chad und Wentworth beaufsichtigen den Eingangsbereich und kommen damit der Anordnung der Elite nach. Sie verweigern dem armen Trottel, der Jacksons Ferrari parken musste, und den Mädchen, die heute Morgen mit den Neuen geflirtet haben, den Einlass. Letztere stehen aufgebracht vor der Tür, diskutieren, heulen herum und stampfen mit den Füßen auf dem Boden auf, während der Einfaltspinsel brav von dannen zieht. Er ist wohl der Einzige, der sofort kapiert, dass er den Kodex gebrochen hat, auch wenn es nicht nur seine Schuld war.

Die Jungs machen einen Schritt zur Seite, um Jane und mich eintreten zu lassen, und nicken uns respektvoll zu. Wir gehen zu unserem angestammten Tisch, da steht Trent bereits auf und zieht einen Stuhl für mich hervor.

»Hey, Darling.« Er lächelt, ehe er mir in einer unerwartet süßen Geste einen Kuss auf die Lippen drückt. »Du kannst dich hinsetzen. Ich habe dir dein Mittagessen bereits besorgt.«

Ich blinzle heftig, während ich wie angewurzelt an Ort und Stelle verweile. So läuft das nicht zwischen uns. Vielleicht hat er aber auch plötzlich ein Gewissen entwickelt und fühlt sich schlecht wegen der Sache mit Rochelle. Wie dem auch sei, ich mag einen netten Trent natürlich lieber als einen ekeligen und groben.

Jane setzt sich wie immer neben Drew, und ebenfalls wie immer tauschen sie einen langen Kuss. Charlie sitzt wie üblich ohne weibliche Begleitung an meiner anderen Seite. Der Rest unseres Tisches wird von Leuten aus dem Abschlussjahr in Beschlag genommen, die zum inneren Zirkel gehören. Trent rutscht näher an mich heran und legt seinen Arm auf die Lehne meines Stuhls.

Ich werfe ihm einen misstrauischen Blick zu. »Warum bist du heute so nett?«

»Mir war nicht klar, dass es ein Verbrechen ist, nett zu meiner Verlobten zu sein.«

»Und was ist mit Rochelle?«

Seine Mundwinkel wandern nach oben. »Ich wusste, dass du eifersüchtig bist.«

Ich verdrehe die Augen, spieße ein Stück Hühnchen mit meiner Gabel auf und stecke es mir in den Mund, damit ich nicht etwas sagen kann, das ich besser für mich behalten sollte.

»Ich bin fertig mit ihr. Du hast mein Wort.« Er beugt sich näher zu mir. »Dir ist doch klar, dass du die Einzige bist, die ich liebe. Die Einzige, die ich respektiere.«

Ungläubig hebe ich eine Braue. »Du liebst mich?«

Er runzelt die Stirn. »Warum hinterfragst du das überhaupt?«

»Weil du mich mehr zu hassen scheinst, als dass du mich liebst.«

»Dasselbe könnte ich von dir behaupten.«

Das könnte er und in meinem Fall wäre es auch die Wahrheit.

Er schiebt seine Hand in mein Haar, umfasst meinen Nacken und zieht mich näher zu sich heran, um mit seinen Lippen über meine zu streichen. Er überrascht mich mit diesem sanften Kuss; ich hätte nicht gedacht, dass er zu so etwas fähig ist. »Ich möchte nicht mehr mit dir streiten«, flüstert er an meinem Mund. »Außerdem sollst du wissen, dass ich ab jetzt zu einhundert Prozent nur dir gehöre. Es wird keine anderen Mädchen mehr geben. Versprochen.«

Mein Plan darf nicht nach hinten losgehen. Das ist das Letzte, was ich gebrauchen kann, daher formuliere ich meine nächsten Worte besonders vorsichtig. »Ich bin froh, das zu hören, Trent, und ich gebe dir mein Wort, ebenfalls damit aufzuhören, dich abzuwehren – jedoch unter einer Bedingung.«

»Und die wäre?«

»Das du meinen Wunsch respektierst, bis zu unserer Hochzeitsnacht Jungfrau zu bleiben.«

Ich muss Zeit schinden.

So einfach ist das.

Sein Adamsapfel hüpft in seiner Kehle auf und ab. »Ich möchte das respektieren. Wirklich. Ich weiß, dass du dich an die Abmachung halten willst, aber ich habe Bedürfnisse, Babe.«

Ich schlucke meinen Ekel hinunter, lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und flüstere direkt an seinem Ohr: »Ich kann mich um deine Bedürfnisse kümmern, wenn du versprichst, dass das Thema Penetration vom Tisch ist.«

Er nimmt mein Gesicht in seine großen Hände und forscht in meinen Augen, ob ich die Wahrheit sage. Ich bin ein Meister darin, Männer anzulügen, von daher ist das hier keine große Sache für mich. »Einverstanden«, murmelt er und küsst mich heftig. Ich lasse meine Hand höher wandern und streiche über die Spitze seines Schwanzes. Er zieht scharf die Luft ein und küsst mich noch härter.

»Trent.« Drews schneidiger Ton stoppt uns und wir weichen auseinander. »Hier ist weder der Ort noch die Zeit für so etwas«, stellt er klar, als plötzlich ein Tumult an der Tür losbricht. Wir drehen uns alle gleichzeitig um, und keiner von uns ist sonderlich überrascht, als wir Jackson und Sawyer mit Chad und Wentworth diskutieren sehen. Drew steht auf. »Ich kümmere mich um diese Idioten.«

»Nein.« Ich erhebe mich ebenfalls. »Lass mich das machen.« Alle drei Jungs starren mich an. »Ich werde das einzige Elitemitglied an der Schule sein, sobald ihr weg seid. Ich werde das Sagen haben, also ist es das Beste, jetzt gleich damit anzufangen. Es sei denn, ihr vertraut mir nicht?«

Drew nimmt wieder Platz. »Nur zu, kleine Schwester.«

Ich winke ab, denn im Grunde ist er nur fünfzehn Minuten eher geboren als ich, aber was soll’s.

Charlie nickt lächelnd und ich glätte mit der Hand die Vorderseite meines grauen Rocks.

»Du schaffst das, Darling.« Trent schlägt mir auf den Hintern, als ich mich auf den Weg mache. Automatisch will ich zu ihm herumfahren, atme stattdessen aber tief durch. Meine Absätze klackern laut auf dem Holzfußboden, während ich raschen Schrittes zur Tür gehe. »Gibt es hier ein Problem?«, frage ich und sehe zwischen Chad und Wentworth hin und her.

»Die beiden weigern sich, zu verschwinden«, erklärt Chad.

»Du kannst sie reinlassen.« Ich schenke Jackson und Sawyer mein entwaffnendstes Lächeln. Ich habe entschieden, dass es am klügsten ist, Großzügigkeit zu signalisieren, um diese beiden Möchtegerns in Schach zu halten. Ihnen alles zu verweigern, würde nur in einem Kampf enden. Trotz meines Draufgängertums bin ich nicht sicher, dass das ein Kampf ist, den ich allein gewinnen kann.

 

»Aber Trent hat gesagt …«

»Stellst du meine Autorität infrage?«, falle ich Wentworth mit einem schroffen Blick ins Wort.

»Nein, aber …«

Ich schubse ihn gegen die Wand und drücke ihm meinen Arm gegen die Kehle. »Es gibt kein Aber. Die einzige Antwort ist Ja, Abigail. Verstanden?«

Kleine Schweißtropfen formen sich über seinen Brauen. »Ja, Abigail.«

Ich lasse ihn los, richte seine Krawatte und tätschle ihm die Wange. »Braver Junge.«

Ein lautes Lachen ertönt hinter mir und ich drehe mich zu Jackson und Sawyer um. »Dieser Vorfall tut mir leid.« Ich bitte sie mit einem Wink herein. »Das wird nicht wieder vorkommen.«

Sawyer starrt mich an, als versuche er, aus mir schlau zu werden, doch ich schenke ihm nur ein weiteres strahlendes Lächeln. Jackson tritt neben mich und drückt seinen Mund an mein Ohr. »Du bist so verdammt heiß«, wispert er. »Wir sollten irgendwann mal zusammen ausgehen.«

»Ich habe einen Verlobten.«

»Dein Verlobter ist ein idiotischer Drecksack. Du bist viel zu gut für ihn.«

Ich widerspreche ihm nicht.

»Ein freundlicher Hinweis, Jungs.« Ich winke Sawyer mit dem Zeigefinger zu mir heran. Er kommt näher und sieht mir dabei unverwandt in die Augen. »Die Dinge werden schnell den Bach runtergehen, wenn ihr die Regeln nicht befolgt. Ihr scheint aus zuverlässiger Quelle informiert zu sein, von daher bin ich mir sicher, dass euch klar ist, wie es hier läuft. Vertraut mir. Es ist für alle angenehmer, wenn ihr den Kodex wahrt.« Ich betrachte Jackson. »Das bedeutet, dass ihr keinen der Elite respektlos behandelt und mich nicht angrabt.«

»Ich spiele nicht nach diesen Regeln, Baby«, antwortet Jackson und wickelt sich eine meiner Haarsträhnen um den Finger. »Ich wurde geboren, um sie zu brechen.« Er wackelt mit den Brauen.

Es ist nicht schwierig, zu erkennen, warum so viele der Mädchen seinem Charme verfallen. Laut der Gerüchteküche sind die Jungs von ihrer Privatschule in New York geflogen, weil sie in eine drogenberauschte Orgie mit ein paar der jüngeren Lehrerinnen ihrer Schule involviert waren.

»Und für dich würde ich alle Regeln brechen«, ergänzt er, wobei sein warmer Atem über mein Gesicht streicht.

»Ich habe keinerlei Interesse.« Ich trete einen Schritt zurück, um dem Nebel in meinem Hirn eine Chance zu geben, sich zu lichten. Vermutlich habe ich noch zehn Sekunden, ehe die Jungs an meiner Seite auftauchen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich kann vor diesen Neulingen nicht mein Gesicht verlieren. »Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.« Ich mache auf dem Absatz kehrt und stolziere hoch erhobenen Hauptes zurück zu unserem Tisch.

»Was zur Hölle, Babe?«, faucht Trent vorhersehbarerweise, als ich mich wieder auf meinen Platz setze.

»Fang jetzt gar nicht erst an, Trent. Entweder habe ich die Kontrolle oder nicht.« Wir starren einander an und Stille tritt am Tisch ein.

»Du hast die Kontrolle«, bekräftigt Drew schließlich. »Aber ich hoffe, dass du weißt, was du tust.«

»Ich denke, das ist eine clevere Vorgehensweise«, wirft Charlie ein. »Von wegen behalte deine Feinde nah bei dir und so.«

»Aber nicht zu nah«, motzt Trent.

»Aw, Baby, eifersüchtig?« Ich liebe es, ihm seine eigenen Worte unter die Nase zu reiben.

»Auf diesen Idioten?« Er wirft Jackson über die Schulter hinweg einen finsteren Blick zu. »Wohl kaum.«