Hate is all I feel

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Z serii: Rydeville Elite #1
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1. KAPITEL

»Fass mich nicht an!« Ich schubse gegen Trents breite Schultern und dränge ihn ein paar Schritte zurück. Sofort baut er sich wieder vor mir auf und schiebt mir sein Gesicht entgegen. »Diese verfluchte frigide Darbietung wird langsam alt, Liebling«, spottet er und betont das letzte Wort besonders deutlich, damit mir sein Hohn auch ja nicht entgeht.

Äußerlich gesehen ist Trent ein toller Mann. Er hat goldblondes Haar, bemerkenswerte blaugraue Augen, einen markanten, männlichen Kiefer, hohe Wangenknochen und einen beeindruckenden Körper, der an all den richtigen Stellen muskulös ist. Der Charakter hinter seinem Äußeren ist jedoch abstoßend und unwiederbringlich verloren.

Glaubt mir, ich hab’s versucht. Als mir klar wurde, dass ich diesen Idioten nicht mehr loswerde, habe ich alles Menschenmögliche in Bewegung gesetzt, um die besten Seiten in ihm zum Vorschein zu bringen. Aber ich kann nichts hervorholen, was nicht existiert.

Trent ist kein netter Kerl.

Trent ist kein anständiger Kerl.

Trent verkörpert alles, was mit der Gesellschaft, in der wir leben, nicht stimmt. Alles, vor dem ich schreiend davonrennen will. Allerdings habe ich schon lange keine Kontrolle mehr über mein Leben. Ich befinde mich auf diesem dahinrasenden Zug, egal, wie sehr ich abspringen möchte.

Seine Hände bohren sich in meine Hüften und er stößt mit seiner nicht zu übersehenden Erektion gegen meinen Bauch. Ich muss mir große Mühe geben, meinen Ekel zu unterdrücken. Zwar reizt es mich, Trent zu provozieren, aber er hat getrunken und ich erinnere mich noch gut daran, was bei unserer letzten Auseinandersetzung passierte, als er betrunken war. Ein Schauder kriecht meine Wirbelsäule hoch, als ich daran denke, wie er seinen Schwanz in meinen Mund rammte. Er hockte auf meiner Brust, presste mich mit seinem Gewicht auf das Bett und fickte ohne Gnade meinen Mund.

Wie kann ein Kerl so engelsgleich aussehen und gleichzeitig so bösartig sein?

Trent reibt sich an mir, betatscht meine Brust und sabbert meinen ganzen Hals voll. Auf den ersten Blick wirkt sein Mund wie zum Küssen gemacht. Bis er ihn öffnet und diese Illusion zerstört.

Trent ist der typische reiche Bengel. Verwöhnt, arrogant und schmierig. Er hatte es in seinem Leben immer einfach, hat alles auf einem Silbertablett serviert bekommen und denkt, im Gegensatz zu anderen würde seine eigene Scheiße nicht stinken. Es gibt kaum jemanden, der sich nicht überschlägt, um ihm alles recht zu machen. Insbesondere die Gruppe von Frauen, die regelmäßig um einen temporären Platz in seinem Bett kämpft, was sein Ego irgendwo im Orbit schweben lässt. Das ist mit ein Grund, warum er mein fehlendes Interesse an sich und meine Verachtung ihm gegenüber nicht verstehen kann. Insbesondere, da wir verlobt sind und nächstes Jahr vor den Traualtar treten sollen.

»Stopp!« Ich drücke gegen seine Brust und zwinge ihn auf diese Weise, seinen abscheulichen Mund von mir zu lösen. »Mein Vater ist zu Hause. Alles, was es braucht, ist ein Schrei«, drohe ich ihm.

Er verengt die Augen und verzieht die Lippen zu einem bösartigen Grinsen. »Hast du schon vergessen, dass dein lieber Daddy unseren Hochzeitsdeal ausgehandelt hat? Oder warum er alles tun wird, dass diese auch stattfindet?« Er macht einen Schritt nach vorn und erobert seinen Platz zurück.

Ich bohre ihm einen Finger in die Brust. »Hast du vergessen, dass dein Vater derjenige war, der darauf bestand, dass ich bis zu unserer Hochzeitsnacht Jungfrau bleibe?« Ich betrachte sein boshaftes Grinsen und erwidere es selbstgefällig. »Oder hat er diese uralte Regel inzwischen geändert, nur weil du deine Grapsch-Finger nicht im Zaum halten kannst?« Ich recke das Kinn in die Luft. »Ruf eine deiner Fickfreundinnen an. Ich bin sicher, dass sie glücklich darüber sein wird, deinen Schwanz zu lutschen.«

Trent schmunzelt, als er sein Handy hervorholt und es sich ans Ohr hält.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und warte darauf, dass die Scharade ihren Lauf nimmt. Mich amüsiert, dass er wirklich denkt, es würde mir etwas ausmachen.

Eilmeldung: Es könnte mir nicht gleichgültiger sein.

»Ich brauche deinen Arsch«, bellt er ins Handy und versucht nicht einmal so zu tun, als handle es sich um mehr als einen Booty Call. »Nein, Rochelle. Ich meine das im wahrsten Sinne des Wortes: Ich brauche deinen Arsch und werde dir heute Abend alle deine Löcher stopfen, Baby. Mach dich bereit.«

Arschloch. Er weiß, was ich von dieser Bitch halte.

Ich beiße die Zähne zusammen und kämpfe darum, meine Wut zu beherrschen. Mir ist bewusst, dass Trent ständig in der Gegend herumvögelt. Das interessiert mich allerdings kein bisschen. Ich erschauere, als ich mir vorstelle, was ohne seine Fickfreundinnen passieren würde. Trotz der Heiratsvereinbarung über meine Jungfräulichkeit, die Christian Montgomery und mein Vater ausgehandelt haben, als ich zehn war – ja, zehn –, belästigt mich Trent seit zwei Jahren damit, dass er Sex will.

Hin und wieder bin ich so edelmütig und blase ihm einen. Doch für gewöhnlich nimmt er sich einfach, was er will. Er ist ein egoistischer Bastard, meine Bedürfnisse sind ihm scheißegal. Was bedeutet, dass er normalerweise meinen Mund vögelt und mich zum Schlucken zwingt, während er in meine Nippel zwickt, bis sie manchmal sogar zu bluten anfangen. Wenn er getrunken hat, ist es noch viel schlimmer, deshalb habe ich auch eine ungefähre Ahnung, was Rochelle erwartet, wenn er zu ihr kommt. Ich kann mich allerdings nicht dazu durchringen, Mitleid mit ihr zu empfinden. Rochelle ist das, was für mich einer Erzfeindin an der Rydeville High am nächsten kommt. Trent weiß, wie sehr wir einander hassen, deshalb ruft er sie auch absichtlich in meinem Beisein an.

Wenn man zu den Nachfahren der Gründerfamilien gehört, ist es zwangsläufig Pflicht, den äußeren Schein zu wahren. Das wurde Trent, Drew, Charlie und mir bereits seit unserer Kindheit eingebläut. Mein Vater ist das perfekte Beispiel für einen Mann, der nach außen hin den perfekten Bürger mimt, während er sich hinter verschlossenen Türen wie eine männliche Hure verhält.

Jeder weiß, dass mich Trent betrügt, doch solang er diskret ist, ist das nicht verboten.

Drew ist ebenfalls verlobt, allerdings behandelt er seine Verlobte mit Respekt, während sich Charlie nicht dazu herablässt, mit Highschool-Mädchen ins Bett zu gehen. Würden sie jedoch herumhuren, wann immer ihnen der Sinn danach stünde, würde man ihnen dafür auch noch auf den Rücken klopfen.

Jane und ich können kaum allein auf die Toilette gehen, ohne dass uns jemand im Nacken sitzt. Jane Ford ist meine beste Freundin – meine einzige Freundin – und sie ist zudem Drews Auserwählte. Meinem Zwillingsbruder und mir stehen jeweils arrangierte Ehen bevor, sobald wir ein paar Wochen nach unserem achtzehnten Geburtstag unseren Abschluss in der Tasche haben. Das verdanken wir den Business-Deals, die unser Vater mit den anderen elitären Patriarchen gemacht hat.

Dass Trent mir diese Vereinbarung unter die Nase reibt, ist nicht gerade gentlemanlike, aber unter anderen Umständen wäre es mir egal. Rochelle geht mir jedoch auf die Nerven. Sie stichelt herum, obwohl das gegen den Kodex verstößt, wirft mir gehässige Blicke zu, wenn die Jungs nicht hinsehen, und spielt mir alberne Streiche, indem sie irgendwelchen Scheiß in meinen Spind stopft. Vermutlich denkt sie, sie wäre von Bedeutung, weil Trent ab und zu mit ihr in die Kiste steigt. Und ja, hin und wieder erweist sie sich tatsächlich als nützlich.

Wie jetzt zum Beispiel.

Wenn Trent denkt, ich würde meine Meinung ändern, weil er vorhat, mit meiner Feindin zu vögeln, wird er sich wundern. »Tob dich aus, du Hengst«, ermuntere ich ihn und lächle ihn freundlich an. »Aber sieh zu, dass du dir etwas drüberziehst, bevor du es ihr besorgst. Nicht, dass du dir eine Geschlechtskrankheit einfängst.«

Lachend wirft Trent den Kopf zurück. »Eifersüchtig?«

Nein. Definitiv nicht.

Er packt meinen Arm und zieht mich an seinen harten Körper. »Ich werde die Schlampe fallen lassen. Spreiz einfach deine hübschen Beine und lass dich von mir nehmen.« Er beißt mir in die Unterlippe und zieht daran, bis ich blute.

»Ich werde niemals freiwillig mit dir Sex haben.« Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, aber es ist sinnlos. Er ist viel zu stark. Trent könnte mich ganz einfach überwältigen, was bereits öfter passiert ist, als ich zählen kann. »Du widerst mich an.« Ich starre finster zu ihm auf. Seine Nasenflügel beginnen zu beben und er umschließt meinen Oberarm noch fester. »Du wirst mich dazu zwingen müssen, wenn du Sex haben willst. Ich werde es dir niemals einfach machen.« Seine Finger bohren sich in mein Fleisch. Er tut mir weh, allerdings weigere ich mich, aufzuschreien und Anzeichen von Schwäche zu zeigen.

»Du sagst das, als würde mich das abturnen.« Er stößt seine Erektion gegen meinen Bauch und wandert mit einer Hand zu meinem Po, um mich zu packen. »Als würde mich das aufhalten.« Mit den Fingern zeichnet er durch meine Kleidung die Spalte zwischen meinen Pobacken nach, und ich zucke zusammen. »Hate-Sex ist der beste Sex«, sagt er und drückt seinen Mund heftig auf meinen.

Ich presse die Lippen zusammen, verwehre ihm den Einlass. Weigere mich, seinen Kuss zu erwidern, der immer brutaler wird, als würde er mich mit seinem Mund bestrafen. Er beißt mir in die Lippe, bis ich Blut schmecke, aber ich gebe nicht nach. Ich kenne sein Spielchen bereits.

Als er sich zurückzieht, sind seine Augen fast schwarz vor Wut. Er greift mir in den Schritt, drückt kräftig zu, und Schmerz schießt durch meine Mitte. »Das hier gehört mir und ich werde es mir holen. Ich werde dich auseinandernehmen und in Stücke reißen, bis deine Gegenwehr sinnlos ist.« Er schubst mich mit solcher Kraft von sich, dass ich die Balance verliere und zu Boden falle.

 

Vermutlich wird er diese Drohung tatsächlich in die Tat umsetzen, wenn er herausfindet, dass ich nicht mehr unberührt bin. Aber damit setze ich mich auseinander, wenn es so weit ist.

»Was zum Teufel soll das, Mann?« Drew stürmt ins Schlafzimmer und stößt Trent beiseite, das Gesicht vor Wut verzerrt. »Wie oft zur Hölle muss ich es dir noch sagen?«, brüllt er und hilft mir hoch. Dann drückt mich mein Zwillingsbruder beschützend an seine Seite und betrachtet finster das Blut, das meine Lippen bedeckt. »Hör mit diesem Scheiß auf oder wir sind fertig miteinander, Trent. Ich meine es dieses Mal verdammt ernst.«

Trent bedenkt Drew mit einem amüsierten Grinsen. »Du sagst das, als hättest du in dieser Sache eine Wahl. Wir stecken bereits unser ganzes Leben da drin. Ihr habt mich an der Backe, ob es dir und deinem Miststück von Schwester gefällt oder nicht.«

»So kannst du nicht mit Abby reden, und ich werde auch nicht zulassen, dass du sie so behandelst.«

Trent baut sich vor Drew auf. »Sie gehört mir. Ich kann mit ihr machen, was ich will. Halt dich gefälligst raus. Ich sage dir auch nicht, was du mit Jane tun sollst.«

»Weil ich Jane mit Respekt behandle«, kontert Drew und fährt sich mit einer Hand durch sein dunkelbraunes Haar.

Trent schnaubt. »Du stehst so dermaßen unterm Pantoffel. Es ist mir schleierhaft, warum du dich ein Leben lang an die gleiche Pussy binden willst.« Er klopft Drew auf den Rücken und schüttelt den Kopf. »Du solltest so viele Chicks knallen, wie du kannst, bevor du sesshaft wirst.«

»Das ist widerlich.« Ich stelle mich zwischen die beiden. »Du bist widerlich, Trent. Die beiden lieben einander, deshalb ist das so zwischen ihnen.« Mir ist klar, dass Liebe ein fremdes Konzept für ihn ist. Dennoch missfällt mir, dass er sich meinem Bruder gegenüber derart überlegen verhält. Als hätte er eine Auszeichnung dafür verdient, ein Player zu sein. »Geh, Trent.« Ich schiebe ihn Richtung Tür. »Geh zu deiner Schlampe und fick sie in den Arsch. Es kümmert mich nicht.«

»Du gehst zu Rochelle?«, fragt Drew und zieht eine Braue in die Höhe.

»Deine Schwester macht ihre Beine wieder einmal nicht breit und ich bin geil.« Er zwinkert mir zu. »Glück für Rochelle.«

»Wir hatten eine Abmachung«, protestiert Drew, und davon höre ich zum ersten Mal. »Und du brichst sie gerade.«

»Du hast entschieden, dass ich die Finger von Rochelle lassen soll. Ich habe meine Meinung dazu nicht geäußert.« Er schlendert zur Tür, und ein wenig von der Anspannung in meinen Schultern löst sich. »Überzeug deine Schwester davon, mich ranzulassen, dann überlege ich es mir vielleicht«, sagt er über seine Schulter hinweg, ehe er den Raum verlässt. Das Geräusch seiner Schuhe hallt auf dem Flur wider, als er davongeht.

Langsam dreht sich Drew zu mir um und betrachtet mich. »Hat er dich noch wo verletzt?« Er zieht ein Taschentuch aus der Gesäßtasche seiner Anzugshose und tupft damit über meine Lippe.

Die Jungs waren mit ihren Vätern bei einer Veranstaltung im Herrenclub in Downtown. Deswegen ist Drew angezogen, als würde er auf eine Beerdigung gehen. Das ist auch der Grund, warum Trent betrunken ist. Ich hasse es, wie Frauen innerhalb der elitären sozialen Kreise behandelt werden, aber es gibt auch Momente, in denen ich froh bin, dass wir von solchen Sachen ausgeschlossen sind.

Ich schnaube. »Das musst du noch fragen?« Ich schiebe die kurzen Ärmel meines Kleids nach oben und streiche mit einem Finger über die blauen Flecken, die sich bereits auf meinem Oberarm abzeichnen.

Trent hinterlässt nie eine Spur dort, wo es sichtbar wäre. Es geht immer darum, den Anschein zu wahren – ein weiteres Merkmal, das er mit meinem Vater gemeinsam hat. Das Psychopathen-Gen, das teilen sie sich offenbar. Zum Glück scheint Drew dem entgangen zu sein, auch wenn er genauso arrogant und machtversessen ist wie unser herzallerliebster Vater. Er hat also definitiv etwas von seiner DNA geerbt. Ich glaube gern daran, dass in mir mehr von Mom steckt.

Drew reibt einen Punkt zwischen seinen Brauen. Er wirkt angespannt. »Er ist wegen dieses anstehenden Trips aufgebracht.«

Die Jungs fahren nächste Woche nach Parkhurst. Dort befindet sich so ein beschissenes elitäres Trainingscamp, an dem sie ein paarmal im Jahr teilnehmen. Auch wenn die Jungs auf das College gehen werden, sobald sie im kommenden Mai die Highschool beendet haben, werden sie zudem eine offizielle Position in ihrem jeweiligen Familienunternehmen übernehmen und mehr öffentliche Verpflichtungen wahrnehmen müssen. Dieser einmonatige Campaufenthalt ist Teil ihrer Vorbereitung darauf.

»Versuch nicht, sein Verhalten zu entschuldigen.« Ich drehe mich um und halte mein Haar hoch.

Drew öffnet den Reißverschluss meines Kleids und richtet den Blick seiner warmen, braunen Augen gen Boden, während ich mich ausziehe und in mein Seidennachthemd schlüpfe. »Das mache ich nicht. Du verstehst den Druck nicht, der auf unseren Schultern lastet.«

Ruckartig drehe ich mich wieder um und funkle ihn wütend an. »Sprich mit mir nicht über Druck! Immerhin kannst du Karriere machen und dir ein Leben aufbauen! Welche Wahlmöglichkeiten habe ich?« Ich wedle mit den Händen in der Luft herum.

»Du kannst dich aufs College freuen und Christian Montgomery hat sich damit einverstanden erklärt, dass du bis zu deinem Abschluss warten kannst, bevor du einen Erbfolger auf die Welt bringst.«

»Soll ich dafür auch noch dankbar sein?«, schreie ich, auch wenn mir klar ist, dass ich meine Wut an der falschen Person auslasse.

»Dir wird es an nichts fehlen, Abby.« Er umfasst sanft mein Gesicht. »Du und Trent, ihr werdet wunderschöne Babys zusammen machen.«

Ich schubse ihn von mir, angeekelt von der Wende, die unser Gespräch genommen hat. »Verschwinde, Drew. Ich kann das heute Nacht nicht hören.«

Er verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Hör auf, so eine jammernde Zicke zu sein«, fährt er mich an. »Du weißt, wie wichtig die Allianz mit den Montgomerys ist. Wir haben beide unsere Rollen zu spielen.«

Ich ziehe die seidigen Bezüge meines Himmelbetts zurück und krieche darunter. Dieser Tag muss endlich ein Ende haben. »Ich weiß, Drew. Das höre ich bereits mein ganzes Leben lang. Es ist nicht nötig, dass du es ständig wiederholst.«

»Mit Sicherheit ist das nötig.« Er setzt sich auf die Bettkante und seine Verärgerung scheint verraucht. »Du hast zu viel von Mom in dir. Ich sehe doch, wie gern du rebellieren würdest.« Er deckt mich zu, so wie er das nach Moms Tod immer gemacht hat, wenn ich Albträume hatte. Damals kroch er immer zu mir unter die Bettdecke. »Aber das kannst du nicht, Abby. Hör auf, gegen Trent anzukämpfen. Gib ihm, was er will, und er wird sich verändern. Er möchte nur, dass du ihn liebst.«

»Er möchte mich nur ins Bett kriegen«, erwidere ich.

»Ist das so eine schlimme Sache?«

»Sein Schwanz ist durch und durch verdorben und seine Berührungen verursachen mir Gänsehaut, die Antwort ist also ein klares Ja.« Drew seufzt. »Vielleicht wären die Dinge zwischen uns anders, wenn er nicht immer so aggressiv mit mir umgehen würde. Wenn er mich so respektieren würde, wie du Jane, aber das tut er nicht, also ist es eben, wie es ist.«

Zwar ist die Ford-Familie keine der Gründerfamilien, aber ihre Mitglieder werden in den höheren Rängen der elitären Gesellschaft respektiert, besser bekannt als der innere Zirkel. Unser Vater ist versessen auf eine formale Allianz. Eine Hochzeit zwischen diesen beiden Familien wird diese sicherstellen.

Janes Vater hat ebenfalls auf eine Jungfräulichkeitsklausel beharrt, aber Drew und Jane stehen unglaublich aufeinander und konnten nicht warten. Anders als ich liebt Jane ihren Vater und möchte ihn nicht enttäuschen, daher weiß er nichts davon, dass sie mit meinem Bruder schläft. Jedes Mal, wenn Jane bei uns übernachtet, nehmen ihre Eltern an, sie wäre bei mir, aber normalerweise schläft sie in Drews Bett. Mein Vater unterstützt diese Sache. Er liebt es, Mr Ford eins auszuwischen. Darüber hinaus ist er ein Perversling. Das private Sexzimmer in unserem Keller beweist das.

Wenn ich meinen Bruder und Jane zusammen sehe, verliebt und einander anhimmelnd, als existiere außer ihnen niemand sonst auf der Welt, fühle ich einen seltsamen Stich der Eifersucht. Wären Trent und ich ineinander verliebt, würde ich ihn gern in mein Bett lassen. Aber das ist nicht der Fall. Ich verabscheue ihn abgrundtief und werde niemals freiwillig mit ihm schlafen.

»Mach nur nichts Dummes, Sis.« Drew drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Wir haben bereits Mom verloren und ich könnte es nicht ertragen, dich ebenfalls zu verlieren.«

»Das werde ich nicht«, lüge ich, setze mich auf und umarme ihn. »Aber ich werde auch nicht Trents Fußabstreifer sein.«

»Lass ihn rein, Abby«, bittet mich Drew eindringlich. »Das wird dir das Leben so viel leichter machen.«

Mein Bruder zieht hinter sich die Zimmertür ins Schloss, und ich frage mich, ob in seinen Worten ein Funken Weisheit stecken könnte und ich ein paar Änderungen an meinem Plan vornehmen sollte.

2. KAPITEL

»Ich kann nicht glauben, dass du Freitag für einen ganzen Monat wegfährst.« Jane verzieht die Lippen zu einem Schmollmund und klammert sich an Drew, während wir an unserem ersten Tag zurück in der Rydeville High vom Parkplatz zum Eingang gehen.

Es ist unser Abschlussjahr.

Unser letztes Jahr hier, bevor wir die Highschool beenden und anschließend auf den privaten Collegecampus auf der anderen Seite der Stadt ziehen werden. »Ich werde dich vermissen.«

Drew legt seinen Arm noch enger um ihre Schultern. »Ich werde dich ebenfalls vermissen, Babe.« Er drückt ihr einen Kuss auf den Kopf und sie schmiegt sich an ihn.

»Wirst du mich vermissen?«, fragt Trent in rauem Tonfall und hält meine Taille im Gehen fest umklammert.

Die frühe Morgensonne bringt den massiven Diamantring an meinem Finger zum Funkeln, als würde mir das Universum ein gewaltiges Fuck you zusenden. »So sehr, wie ich Schnee an einem traumhaften Sommertag vermisse«, kontere ich und ernte von ihm einen finsteren Blick.

Drew sieht mich über seine Schulter hinweg warnend an, und ich erinnere mich an das Versprechen, das ich mir selbst gestern Nacht gegeben habe. Ich dränge die aufsteigende Übelkeit in mir zurück, lege Trent meinen Arm um die Mitte und schenke ihm ein liebliches Lächeln. »Das war gemein von mir. Entschuldige. Natürlich werde ich dich vermissen.«

Trent verengt misstrauisch die Augen, während Charlie, auch bekannt als Charles Barron der III., schmunzelt. »Deine Schauspielkünste könnten ein wenig Politur gebrauchen«, neckt er mich und glättet mit einer Hand seine zurückgegelten tiefschwarzen Haare.

»Ich werde gleich daran feilen«, witzle ich, als Trent seine Finger in meine Taille gräbt.

Als wir den Haupteingang erreichen, teilt sich die Menge, und macht Platz, um der Elite den Vortritt in das Gebäude zu überlassen. Ein ehrfürchtiges Raunen schwillt an, als wir die Stufen zu den Eingangstüren hinaufsteigen. Die Jungs nicken ein paar Leuten aus dem inneren Zirkel zu, als wir an ihnen vorbeigehen. Kaum haben wir die oberste Stufe erreicht, erscheint Rochelle auf fast schon magische Weise wie ein unerwünschter Geist. Sie leckt sich über die Lippen und öffnet einen weiteren Knopf ihres weißen Uniformoberteils, um noch mehr Dekolleté zu zeigen. Dabei grinst sie Trent an. »Hey, Baby.«

Drew entzieht sich Janes Umarmung, drängt Rochelle zur Seite und blickt meinen Verlobten böse an. Trent hält mich weiter eng an sich gedrückt, als er sich vor dem Mädchen aufbaut, das er gestern Nacht gefickt hat. »Wie hast du mich gerade genannt?«, fragt er leise, während ein Muskel an seinem Kiefer zu zucken beginnt. Ihr Lächeln zerbröckelt. »Und was lässt dich denken, dass du mit mir reden kannst?« Sie schluckt sichtbar und sieht mit einem flehenden Ausdruck zu Drew und Charlie hinüber. »Sieh die beiden nicht an. Sie werden dir nicht helfen.« Trent umfasst ihr Kinn, ohne seinen anderen Arm von meiner Taille zu lösen. »Also, hast du irgendetwas zu sagen?«

»Es tut mir leid, B… Trent. Ich dachte nur, nach gestern Nacht …«

Trent lässt mich los, packt ihren Hals und drängt sie in das Gebäude. Drew, Jane und Charlie folgen uns hinein, die Menge im Schlepptau. »Lass mich eins klarstellen«, knurrt Trent und schubst sie gegen die Wand in ihrem Rücken. »Du bedeutest mir absolut nichts. Du bist für mich nichts weiter als ein Fickloch, wenn mir langweilig ist oder ich betrunken bin. Und im Übrigen bist du nicht mal ein guter Fick.«

 

Ihre Augen werden riesengroß und ihre Haut bläulich-grau, als Trent seinen Griff um ihren Hals noch verstärkt. »Wenn du mir oder meiner Verlobten jemals wieder in der Öffentlichkeit so respektlos begegnest, werde ich deinen Schlampenarsch im Wald begraben und die Tiere das Fleisch von deinen verrottenden Knochen fressen lassen.« Noch einmal verstärkt er den Druck auf ihren Hals, ehe er sie loslässt. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und sie hebt ihre Hand, um den Schmerz an ihrer Kehle zu lindern. »Du bist nichts. Du bist der Dreck unter meinen Schuhen. Weniger als unbedeutend. Hast du verstanden?«, fragt er herausfordernd und starrt sie mit einem durchdringenden Blick an.

Rochelles Unterlippe zittert, als sie nickt, und Angst spiegelt sich in ihren Augen.

Das ist der Grund, warum es Regeln und soziale Stellungen in unserer Gesellschaft gibt. Warum Mädchen aus den niederen Rängen – jenen des neuen Geldes – selten die Aufmerksamkeit der Elite erhalten. Seit dreihundert Jahren kontrollieren unsere Familien Rydeville, und jede Generation beherrscht während ihrer Teenagerjahre uneingeschränkt die Rydeville High. Das ist mehr als eine Tradition. Hier ist es das Gesetz. Eltern, die ihre Kinder an dieser Schule anmelden, wissen um diese Hierarchie Bescheid. Sie kennen die Geschichten unserer Familien und wissen, dass es die Gründerväter Manning, Montgomery, Anderson und Barron waren, die Rydeville an der nördlichen Küste von Massachusetts im achtzehnten Jahrhundert gegründet haben. Sie erinnern sich daran, wie die Stadt zu florieren begann, als sich die Geschäfte von den Gründervätern exponentiell entwickelten und zu den milliardenschweren Unternehmen heranwuchsen, die unsere Väter heutzutage führen. Die gleichen Unternehmen, die Charlie, Drew und Trent bald erben werden.

Rochelle dachte, sie hätte die soziale Barriere durchbrochen, was eine ganze Reihe begieriger Mädchen dazu gebracht hätte, für die drei heißesten Jungs der Schule auf die Knie zu gehen.

Heute zerbricht diese Fantasie.

Trent weist Rochelle nicht ohne Grund vor aller Augen in die Schranken. Er macht es, um den anderen aufzuzeigen, wo ihr rechtmäßiger Platz in unserer Ordnung ist. Dabei müsste sie es besser wissen, als jemanden von der Elite anzusprechen, ohne vom ihm herbeizitiert worden zu sein. Dummes Mädchen. Sie sollte mir nicht leidtun, doch das tut sie. Ich geriet schon mehrmals in den Fokus von Trents dunklen Blicken und seinen verletzenden Worten, deshalb nenne ich ihn nicht umsonst einen Psychopathen.

Trent ist gestört. Zweifellos ist er der am meisten verdorbene und verkorkste Teil der Elite.

Ich mag dieses Mädchen hassen, samt ihren armseligen Versuchen, mich zu mobben und zu erniedrigen, aber sie hat mir gestern einen Gefallen getan. Trent hat sie gevögelt und im Gegenzug mich in Ruhe gelassen, dafür bin ich ihr etwas schuldig. Doch in der Öffentlichkeit kann ich kein Mitleid mit ihr zeigen, also verziehe ich den Mund und lasse einen abfälligen Blick über ihren Körper schweifen. »Zieh dir gefälligst etwas über«, fauche ich. »Man sieht deine blauen Flecken.« Offenbar ist Trent bei seinen Fickfreundinnen weniger zurückhaltend, wenn es um blaue Flecken an sichtbaren Stellen geht.

Als das Quietschen von Reifen ertönt, lösen wir unsere Aufmerksamkeit von Rochelle. Trent, Drew und Charlie tauschen einen wissenden Blick.

»Was ist?«, hake ich nach, mich fragend, welche Informationen sie mir dieses Mal vorenthalten haben. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Rochelle mit Tränen in den Augen davonhastet.

»Ich dachte, dein Vater hätte dem einen Riegel vorgeschoben«, sagt Drew und starrt Charlie an.

»Was – einen Riegel vorgeschoben?« Meine Frage trifft erneut auf taube Ohren, und in meinen Venen beginnt das Blut zu kochen. Ich mache einen Schritt auf meinen Bruder zu. »Andrew«, sage ich und stemme die Hände in die Hüften. »Was weiß ich nicht?«

»Wir dachten, wir hätten das Problem aus dem Weg geschafft«, erwidert er kryptisch.

»Vertrau niemals einem verfluchten Barron, wenn es darum geht, einen Job zu erledigen.« Trent bedenkt Charlie mit einem höhnischen Grinsen, aber der ist zu beschäftigt damit, auf die Tasten seines Handys einzuhämmern, um es zu bemerken.

Das Raunen, das draußen durch die Menge geht, erinnert daran, dass es eine Situation zu regeln gibt. Drew wirft den Leuten am Eingang einen Blick zu, die sofort beiseitetreten und den Weg für uns frei machen. Trent schnappt sich meine Hand und zieht mich durch die Doppeltür zurück ins Freie.

Ein knallroter Ferrari, der am Straßenrand parkt, hat die Aufmerksamkeit der Menge auf sich gezogen. Oder vielmehr die beiden heißen Typen, die dazugehören. Ein Typ mit verwuschelten dunkelblonden Haaren sitzt auf der Motorhaube. Er hat die Knie angezogen und raucht ganz unverhohlen einen Joint, während er einigen Mädchen provozierende Blicke zuwirft, die ihn mit offenen Mündern anstarren. Seine rotschwarze Krawatte hängt ihm locker um den Hals, sein weißes Hemd ist zerknittert, als hätte er darin geschlafen, und er trägt nicht den obligatorischen schwarzen Blazer mit der roten Zierleiste und dem Emblem der Rydeville High.

Der andere Unbekannte lehnt lässig mit dem Rücken an der Seite des Autos. Seine langen Beine stecken in der standardmäßigen Uniformhose, er hat die Knöchel überkreuzt und vermittelt den Eindruck, als würde er sich um nichts scheren. Doch sein wacher Blick scannt die Menge ganz bewusst ab, was darauf hindeutet, dass er der Anführer dieses kleinen Duos ist. Mit seiner großen Gestalt, dem dunkelbraunen Haar, das stylisch zurückgekämmt ist, und Gesichtszügen, für die ein Model über Leichen gehen würde, ist er der Inbegriff von gutaussehend. Sein Gesicht wirkt kantig. Er hat hohe Wangenknochen, volle Lippen und dichte Brauen. Ein leichtes Schmunzeln umspielt seine Mundwinkel, während er seinen Freund beim Flirten mit der Schar Mädchen beobachtet, die ihn inzwischen umringt.

Scheiße. Dafür werden wir später noch die Rechnung präsentiert bekommen.

Drew und Charlie halten für eine Sekunde inne und warten auf Trent und mich, ehe wir uns gemeinsam dem Auto nähern. Das hier ist nicht unser erstes Rodeo und wir wissen, was zu tun ist.

Trent streckt seine Brust raus und starrt den dunkelhaarigen Typen an. »Du gehörst hier nicht her, Hunt. Nimm Lauder und Marshall, wo zum Teufel er auch immer steckt, und verschwindet zurück nach New York, wie es sich für gute, kleine Gefolgsleute gehört.«

Das Schmunzeln auf Hunts Gesicht nimmt zu, als er sich vom Auto abstößt und zu seiner vollen Größe aufrichtet. Lauders flirtender Gesichtsausdruck verändert sich, als er von der Motorhaube springt und direkt vor Trent landet. Hunt stellt sich neben ihn und mir fällt auf, dass die beiden stumm miteinander kommunizieren. Lauder zieht an seinem Joint und inhaliert den Rauch tief in seine Lunge, während er Trent dabei unverwandt ansieht. Trent packt meine Hand fester. Es liegt eine greifbare Spannung in der Luft. Die Menge ist still geworden. Man könnte eine Stecknadel fallen hören.

Lauder atmet aus und bläst Trent den Rauch direkt ins Gesicht. Ich muss ihn gar nicht erst ansehen, um zu wissen, dass ihn das stinkwütend macht, denn sein mir nur allzu bekannter moschusartiger Geruch kitzelt in meiner Nase. Hunt grinst mittlerweile über das ganze Gesicht, und ich starre ihn finster an, was ihn dazu bringt, seinen Blick auf mich zu richten. Heilige Scheiße, dieser Kerl ist megaheiß. Nicht so sexy wie der Fremde, dem ich meine Jungfräulichkeit geschenkt habe, aber ganz nah dran. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf meinen Körper, was einer sinnlichen Liebkosung gleichkommt.