Your King

Tekst
Z serii: Your #2
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

4

Laura

Traurig und ein wenig niedergeschlagen sehe ich mich in dem spärlich eingerichteten und kleinen Schlafzimmer um, in das mich eine ältere Frau direkt nach meiner Ankunft gebracht hat. Wobei ich der Meinung bin, dass spärlich noch nett ausgedrückt ist. Hier gibt es eigentlich nur die wichtigsten Möbelstücke.

Es befindet sich nur ein Bett hier drin, ein kleiner Kleiderschrank und ein Schreibtisch. Man sieht den Möbeln an, dass sie schon seit einigen Jahren hier stehen und wahrscheinlich schon die eine oder andere Vorbesitzerin hatten. Sie sind abgenutzt, ausgeblichen und die Matratze ist durchgelegen.

All dies sorgt dafür, dass ich mir ein Seufzen nicht verkneifen kann und mir die Tränen in die Augen steigen. In letzter Sekunde kann ich es jedoch verhindern, dass sie mir über das Gesicht rollen. Dennoch lasse ich meinen Kopf und die Schultern hängen und rufe mir wieder in Erinnerung, wieso ich mich dafür entschieden habe, diesen Schritt zu machen.

Solange ich mir das immer vor Augen halte, bin ich in der Lage, all dies von mir fernzuhalten.

Langsam stehe ich auf und gehe zu dem Fenster, welches sich neben dem Bett befindet. Ich schlinge die Arme um den Körper und starre in die Dunkelheit, die nur von den Lichtern der Stadt erhellt wird. Wie spät es ist, kann ich nicht sagen. Und ehrlich gesagt will ich auch keinen Blick auf mein Handy werfe. Die Befürchtung, dass meine Eltern versucht haben, mich zu erreichen, ist viel zu groß. Vor allem auch deswegen, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren würde.

Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich erschrocken zusammenzucke, als sich jemand leise hinter mir räuspert. Noch in der gleichen Sekunde drehe ich mich herum und entdecke den Mann, der dafür gesorgt hat, dass ich nicht mit diesem Widerling gehen musste.

Ich werde wahrscheinlich nie den Ausdruck in den Augen der anderen beiden Frauen vergessen, als sie bemerkt haben, dass ich in ein anderes Auto steige. Sie waren neidisch und hatten auch Angst. Doch ich war genug mit meinen eigenen Problem beschäftigt, sodass ich mich darum nicht kümmern konnte.

Aufmerksam betrachte ich ihn. Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass er attraktiv ist. Aber da bin ich wahrscheinlich nicht die einzige Frau. Mit seinen dunklen Haaren, der sonnengebräunten Haut und seinem durchtrainierten Körper, müsste man schon blind sein, um nicht auf ihn aufmerksam zu werden. Er trägt ein enges Shirt und eine tief sitzende Jeans, unter der man den Bund seiner Boxershorts erkennen kann.

Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Doch das macht er nicht. Stattdessen sieht er mich nachdenklich an, als er sich in Bewegung setzt und sich mir langsam nähert.

Angespannt halte ich die Luft an. Ich habe keine Ahnung, was er von mir will. Und das sorgt dafür, dass sich Panik in mir breit macht. Panik, die ich nicht unter Kontrolle habe.

Einige Schritte von mir entfernt bleibt er jedoch stehen und sieht sich ebenfalls um. Sein Blick gleitet über meinen Körper, ehe er mir wieder in die Augen sieht.

„Ich bin nicht sehr oft hier, also in diesem Haus. Normalerweise befinde ich mich in dem Hauptgebäude“, erklärt er mir und zeigt mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. „Daher hatte ich keine Ahnung, in welchem Zustand sich die Möbel befinden. Demnächst werde ich sie austauschen lassen. Aber ich hoffe, dass du dich in der Zeit hier wenigstens etwas wohlfühlst.“

Kurz sieht er sich das Zimmer an und verzieht ein wenig das Gesicht, als wäre er nicht sehr glücklich darüber. Doch ich kenne ihn nicht gut genug um zu wissen, ob es wirklich so ist, oder es ihm eigentlich egal ist.

Schließlich muss er hier ja nicht wohnen.

Doch ich will nicht oberflächlich wirken. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich es bei dem anderen Mann schlimmer gehabt hätte. Außerdem habe ich ein Dach über dem Kopf und mehr interessiert mich nicht.

Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht sieht er mich an. Auf diese Weise schafft er es, dass ich meine Sorgen wenigstens für einen kurzen Moment vergesse. Er zieht mich aus meinem inneren Gleichgewicht.

Dabei weiß ich überhaupt nicht, wieso er anscheinend diese Macht über mich hat. Doch gerade kann ich mir auch nicht den Kopf darüber zerbrechen.

Ich kann ihn nicht einschätzen, dabei sollte ich das auf jeden Fall. Schließlich ist er mein Chef und die Art und Weise, wie er mich hergeholt hat, beweist mir, dass er eine gewisse Macht in den Händen hält.

Ich spüre die Gefahr, die von ihm ausgeht. Doch ich habe keine Angst vor ihm. Ich weiß nicht, woher ich diese Gewissheit nehme, doch ich spüre, dass er mir nichts tun wird.

Einige Sekunden sehe ich ihn einfach nur an, ehe ich nicke.

„Das ist schon in Ordnung. Ich habe kein Viersternehotel erwartet.“

Ich versuche einen Scherz zu machen. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen und weiß, dass mir das nicht gelungen ist. Daher sehe ich schnell wieder auf den Boden. Aus diesem Grund erkenne ich auch erst, dass er mir seine Hand hinhält, als er mich aus meine Gedanken reißt.

„Komm mit“, fordert er mich schließlich auf, nachdem es eine Weile ruhig zwischen uns war. „Ich werde dir alles zeigen.“

Das ist es, wovor ich in den letzten Minuten am meisten Angst hatte. Doch ich weiß, dass ich dem nicht ewig aus dem Weg gehen kann. Daher lege ich meine Hand in seine. Bei dieser Berührung spüre ich, wie ein Stromschlag durch mich fährt. Er sorgt dafür, dass mein Herz für einen kurzen Moment aufhört zu schlagen. Als ich einen Blick in sein Gesicht werfe, kann ich nichts erkennen, was darauf schließen lässt, dass er es ebenfalls gemerkt hat.

Mit einem neutralen Gesichtsausdruck setzt er sich in Bewegung und führt mich in den Flur. Im Vorbeigehen zeigt er mir das Badezimmer, welches ich mir mit sieben anderen Frauen teilen muss. In Gedanken mache ich mir eine Notiz, dass ich also früh aufstehe und es eigentlich nur zum duschen und pinkeln benutzen werde.

Außerdem zeigt er mir die Küche und den Aufenthaltsraum. Als ich jedoch sehe, wie die anderen Frauen mich aus der Entfernung ansehen, bin ich mir sicher, dass ich die meiste Zeit, außerhalb der Arbeit, in meinem Zimmer verbringen werde.

Seufzend folge ich ihm in das Haupthaus. Und das ist es, was meine volle Aufmerksamkeit fordert.

Auf den ersten Blick erkenne ich, dass ich mich in einem Nachtclub und Bordell befinde. Die Stangen, die sich überall befinden, lassen aber auch keinen anderen Schluss zu.

Ich trenne mich von Taylor und gehe ein paar Schritte in die Mitte des Raumes, bevor ich mich einmal im Kreis drehe. Die Einrichtung ist in einem weinrot gehalten und besteht überwiegend aus Samt. Vereinzelt gibt es ein paar Vorhänge, die an den Wänden hängen.

Ich war noch nie in so einem Laden. Und ehrlich gesagt habe ich auch nicht gedacht, dass ich es jemals sein werde, beziehungsweise, dass ich in einem arbeiten werde. Doch er braucht es mir nicht zu sagen. Ich weiß auch so, welchen Job ich hier machen soll.

Ich soll den Männern jeden Wunsch von den Augen ablesen.

Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass ich scharf die Luft einziehe. Ich kenne nicht einmal meine eigenen Wünsche, da werde ich das sicherlich nicht bei einem Menschen schaffen, den ich vorher noch nie gesehen habe.

Als ich zu Taylor sehe, erkenne ich, dass er mich keine Sekunde aus den Augen lässt. Aufmunternd lächle ich ihn an, doch ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so rüberkommt, wie ich es will. Ich will ihm zeigen, dass es mich nicht stört und ich das kann. Doch die Wahrheit ist, dass ich mir da gerade nicht so sicher bin.

Aufmerksam beobachtet mich. Gerade bin ich mir sicher, dass er durch mich hindurch sehen kann. Ich bin mir sogar sicher, dass er meine Gedanken lesen kann. Das beunruhigt mich ein wenig, doch gerade kann ich mich nicht darum kümmern.

Ich bin damit beschäftigt zu verarbeiten, was hier gerade los ist.

„Es ist nicht ungefähr das, was dich bei Leland erwartet hätte“, beginnt er schließlich.

„Ich kenne ihn nicht und weiß auch nichts über ihn. Doch ich bin mir sicher, dass es besser ist“, überlege ich und verziehe ein wenig das Gesicht.

Ich bin zwar traurig darüber, dass es so weit kommen musste, doch in diesem Moment nehme ich mir vor, dass ich all das nicht beachten werde. Ich werde es wie jeden anderen ungeliebten Job behandeln, den ich in den letzten Jahren gemacht habe.

Während er mir auch den Rest des Hauses zeigt, spüre ich immer wieder seinen Blick auf mir. Ich kann ihn nicht deuten, bin jedoch auch mit anderen Dingen beschäftigt, sodass ich mir gerade nicht den Kopf darüber zerbrechen kann.

Als ich mich wieder alleine in meinem Zimmer befinde, ist mein Kopf wie leer gefegt. Mir ist bewusst, dass es ein wenig dauern wird, bis ich all das verarbeitet habe. Ich kann nur hoffen, dass es nicht zu lange dauert.

5

Taylor

Frustriert gehe ich durch das Haus, in dem ich mit meinen Brüdern, meiner Schwägerin und meinen Eltern wohne. Dabei weiß ich überhaupt nicht, wieso ich es überhaupt bin. Das heißt, eigentlich weiß ich es sehr wohl. Und genau das ist auch das Problem.

Es liegt nur an dieser Frau, die sich seit gestern in meinem Besitz – ich hasse diesen Ausdruck – befindet. Noch habe ich meinem Vater nichts davon erzählt. Doch ich weiß, dass ich es ihm nicht ewig verheimlichen kann. Früher oder später wird er es erfahren. Spätestens dann, wenn Leland ihm über den Weg läuft. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass er die Klappe halten wird. In seinen Augen hat er mich übers Ohr gehauen und das wird er meinem Vater sicherlich auf die Nase binden.

 

Daher habe ich beschlossen, dass ich diese Unterhaltung so schnell wie möglich mit ihm führen werde. Auch, wenn sie wahrscheinlich nicht einfach werden wird.

Denn obwohl er meinem Bruder den größten Teil der Geschäfte übergeben hat, hält er im Hintergrund noch immer die Zügel fest in seiner Hand.

Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass er es bereits erfahren hat. Auch, wenn es nicht unbedingt von Leland sein muss. Schließlich wäre er nicht mein Vater, wenn er nicht ganz genau wüsste, was um ihn herum geschieht. Meistens behält er es jedoch für sich, da er uns vertraut. Und da er bis jetzt noch kein Wort darüber verloren hat, nehme ich es als Zeichen, dass es ihm egal ist.

Sicher kann ich mir aber erst sein, wenn ich es von ihm gehört habe.

„Hast du ein paar Minuten für mich Zeit?“, frage ich ihn, nachdem ich leise an seine offenstehende Tür geklopft habe.

„Wenn du mit dem Geklopfe aufhörst“, grummelt er vor sich hin.

Er betont zwar immer, dass wir das nicht machen soll, schließlich sind wir seine Söhne, aber wir machen uns einen Spaß daraus. Und das weiß er auch.

„Was kann ich für dich tun?“, fragt er mich, nachdem ich das Wohnzimmer betreten habe.

Es dauert noch einen kurzen Moment, doch schließlich sieht er von der Zeitung auf, die er in der Hand hält und wirft mir einen neugierigen Blick zu. Ich kenne diesen noch aus meiner Kindheit. Daher weiß ich, dass er so versucht herauszufinden, was mir auf dem Herzen liegt.

Seufzend lasse ich mich ihm gegenüber auf das Sofa sinken und fahre mir über den Nacken.

„Du siehst so aus, als würdest du über etwas Wichtiges mit mir sprechen wollen“, stellt er fest, nachdem er mich eine Weile betrachtet hat.

„So kann man es auch ausdrücken“, gebe ich leise von mir. „Aber bin ich wirklich so durchschaubar?“

„Du vergisst, dass ich dein Vater bin. Ich kenne dich seit deiner Geburt. Daher weiß ich auch, wie du dich in manchen Situationen verhältst.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an. Mir ist bewusst, dass ich ihm nicht entkommen kann. Und das will ich auch überhaupt nicht. Ich könnte gerade nämlich wirklich seinen Rat gebrauchen.

„Du machst es ganz schön spannend“, stellt er schließlich fest.

„Ich habe Leland sein Mädchen abgekauft“, erkläre ich und zucke mit den Schultern.

Ich tue so, als wäre das keine große Sache. Die Wahrheit sieht aber so aus, dass ich es nicht genau einschätzen kann. Leland gehörte schon immer zu den Personen, die niemand richtig einschätzen kann.

Einen Moment sieht mein Vater mich eindringlich an. Doch dann beginnt er laut zu lachen und klatscht in die Hände.

„Ehrlich?“, fragt er mich, als er sich nach einigen Sekunden wieder ein wenig beruhigt hat.

Ich antworte nicht, sondern nicke nur.

„Ich muss zugeben, dass ich sein dämliches Gesicht gerne gesehen hätte. Das ist ihm sicherlich auch noch nie passiert. Hat es sich wenigstens dieses eine Mal für ihn gelohnt?“

„Ja, das kann man so sagen.“

„Wenn das so ist, kann er sich ja glücklich schätzen. Aber wundern tut es mich nicht. Dieser Mann ist käuflich. Er hat nur Geldscheine im Kopf. Und je größer die Zahl ist, die darauf steht, umso besser ist das. Wahrscheinlich würde er sogar seine eigene Mutter verkaufen, wenn der Gewinn groß genug ist.“

So unauffällig wie möglich atme ich erleichtert durch. Allerdings versuche ich es so gut es geht für mich zu behalten und nicht näher auf seinen Kommentar einzugehen. Obwohl ich ihm gerne zustimmen würde. Dieser Mann hat kein Gewissen. Doch in diesem Fall hat es mir die Sache einfacher gemacht.

„Wie hat sie es denn verkraftet, dass sie nicht zu diesem Tier muss?“

Ja, das ist eine gute Frage, auf die ich leider keine Antwort habe.

Während ich ihr alles gezeigt habe, habe ich sie aufmerksam beobachtet. Dabei habe ich gemerkt, dass es ihr nicht gut geht. Sie wollte eigentlich nicht da sein. Das wollen die wenigsten Frauen, doch die meisten behalten es für sich. Sie stürzen sich in die Arbeit und versuchen auszublenden, wo sie sind und was um sie herum geschieht. Und vor allem verschwinden sie so schnell, wie es nur irgendwie geht.

Doch bei ihr war dies nicht der Fall. Laura hat mir gezeigt, dass sie Angst vor den Dingen hat, die da noch kommen werden. Vor allem hat sie mir aber auch zu verstehen gegeben, dass sie diese Dinge nicht richtig einschätzen kann. Und das ist etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.

Sie gehört nicht in diese Welt, in der ich lebe. Und das wiederum hat dafür gesorgt, dass ich ein schlechtes Gewissen bekommen habe.

Und das habe ich auch jetzt noch. Ich werde es einfach nicht los, egal wie sehr ich es versuche.

Solange ich ihre Beweggründe allerdings nicht kenne, kann ich nicht mehr machen. Man kann auch sagen, dass mir die Hände gebunden sind, was das angeht. Und das ist etwas, was mir nur sehr selten passiert.

„Jede dieser Frauen hat ihre eigene Geschichte“, beginnt mein Vater schließlich, nachdem er einen prüfenden Blick auf die Türen geworfen hat, die ins Wohnzimmer führen. Auf diese Weise will er wohl sichergehen, dass meine Mutter nicht plötzlich auftaucht. „Und selbst wenn man seit Jahren verheiratet ist, entdeckt man immer noch eine neue Seite an seiner Frau. Ich kann dir nur den Rat geben, dich nicht zu sehr damit zu beschäftigen. Es zieht dich in einen Strudel hinein, aus dem du wahrscheinlich nicht mehr herauskommen wirst. Du bist ihr Chef und das solltest du nicht vergessen.“

„Und wenn ich ihre Geschichte kennen will?“

Mir ist nicht wohl dabei, in welche Richtung unsere Unterhaltung führt. Doch nun haben wir diesen Weg bereits eingeschlagen, da kann ich ihn auch zu Ende gehen.

Daher sehe ich ihn an und warte darauf, dass er mir eine Antwort gibt.

Einige Sekunden schweigt mein Vater und sieht mich einfach nur an. Dieses Mal kann ich nicht feststellen, was in seinem Kopf vor sich geht.

„Für deine Mutter war es am Anfang nicht leicht. Doch wir haben keinen leichten Job. Es hat ein wenig gedauert, bis sie sich damit zurechtgefunden hat. Und ich glaube, dass auch Cody dir das sagen wird. Rachel lebt sich gerade erst ein, auch wenn Cody alles versucht, um es ihr einfacher zu machen. Frauen reagieren emotionaler als Männer. Solltest du aber ihre Geschichte kennenlernen wollen, versuche, Abstand zu bewahren.“

Mehr sagt er nicht, sondern zieht nur die Augenbrauen ein Stück nach oben, ehe er sich wieder hinter seiner Zeitung versteckt.

Ich weiß genau, was er mir damit sagen will. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass ich keine Ahnung habe, ob ich seinem Rat auch wirklich folgen kann.

Von Anfang an habe ich zu sehr in dieser Geschichte gesteckt, als dass ich den nötigen Abstand hätte einhalten können.

Einige Sekunden warte ich noch, ob er doch noch etwas von sich geben will. Allerdings macht er das nicht, sodass ich aufstehe und mich auf den Weg in den Club mache.

Während der Fahrt denke ich darüber nach, was die richtige Vorgehensweise ist. Ich will wissen, was sie beschäftigt und wieso sie sich freiwillig für diesen Weg entschieden hat. Denn das sie niemand dazu gezwungen hat, steht für mich fest. In diesem Fall würde sie sich anders verhalten.

Ich brauche nicht lange nach Laura zu suchen. Zusammen mit zwei anderen Frauen befindet sie sich in der Umkleide und schminkt sich gerade.

„Laura!“, rufe ich sie.

Es dauert einen Moment, doch schließlich dreht sie sich zu mir herum. Ich erkenne die Verwunderung in ihren Augen, gehe jedoch nicht darauf an.

„Können wir kurz sprechen?“, frage ich sie stattdessen.

„Sicher“, murmelt sie, als sie die Blicke der anderen Frauen auf sich spürt.

„Keine Sorge, ist nichts schlimmes“, erkläre ich schnell.

Mir ist bewusst, dass die anderen beiden sich das Maul zerreißen werden, sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist. Und genau das ist es, was ich verhindern will. Allerdings ist mir auch klar, dass es nichts bringen wird.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, erkundigt sie sich, nachdem ich sie zur Seite genommen habe.

Überrascht sehe ich sie an. Ich bin eher davon ausgegangen, dass sie sofort in die Verteidigung geht. Stattdessen sieht sie mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht an.

„Du brauchst vor mir keine Angst haben“, erkläre ich, da es mir so vorkommt, als müsste ich das gerade richtigstellen. „Ich werde dir nichts tun. Weder jetzt noch sonst irgendwann. Ich wollte dich nur etwas fragen.“

„Oh“, sagt sie nur.

„Ich habe dich gestern beobachtet. Daher habe ich mich gefragt, wieso du hier bist.“

Schweigen breitet sich über uns aus. Für den Bruchteil einer Sekunde sieht es so aus, als würde sie mir antwortet wollen. Doch sofort kann ich sehen, wie sie sich wieder verschließt.

„Das ist egal. Wichtig ist nur, dass es meine Arbeit nicht einschränken wird.“

Mit diesen Worten dreht sie sich wieder um und verschwindet, bevor ich noch ein Wort von mir zu geben.

Nachdenklich sehe ich ihr nach. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihr Verhalten finden soll. Doch ich nehme mir vor, dass ich herausfinden werde, was mit ihr los ist.

6

Laura

„Du wirst die Gäste bedienen“, weist mich eine Frau in einem strengen Ton an, die ebenfalls in dem Haus wohnt.

Nach meiner Ankunft habe ich sie einmal kurz gesehen, allerdings kenne ich ihren Namen nicht. Das ändert aber nichts daran, dass sie mir von Anfang an nicht sympathisch war. Mit ihren roten Haaren sieht sie aus, als wäre sie irgendein Feuermelder und ihre Brüste sind so groß, dass sie einem direkt in die Augen springen.

Mein Gefühl sagt mir, dass sie schon ein wenig länger in dieser Branche arbeitet und anscheinend auch nicht vorhat, so schnell wieder aufzuhören.

Mit einem hochnäsigen Blick, der mir ihre Überlegenheit zeigen soll, sieht sie mich an, während sie anscheinend darauf wartet, dass ich auf ihre Ansage irgendwie reagiere. Ich bin mir nicht sicher, ob sie auf Streit aus ist, oder nicht. Doch ich ziehe es vor, nicht näher darauf einzugehen.

Ich will keinen Ärger und auch sonst nicht wirklich auffallen. Mein Bauch rät mir, dass es besser ist, wenn ich mich im Hintergrund aufhalte. Auch wenn ich zugeben muss, dass es da schon ein paar Dinge gibt, die ich gerne aussprechen würde.

Daher nicke ich nur und beginne den ersten von vielen Arbeitstagen, die noch folgen werden.

Die nächsten drei Stunden gehen nur schleppend vorbei. Indirekt versuche ich so gut es geht, einen gewissen Abstand zu den Männern zu halten, während ich ihnen ihre Getränke und Snacks bringe. Doch mir ist bewusst, dass ich noch unter Beobachtung stehe und ich deswegen nicht zu weit treiben sollte.

Es ist mein Job, meinen Arsch dabei herauszustrecken und ihnen meine Brüste ins Gesicht zu halten. Das ist mir bewusst. Doch das heißt nicht, dass ich das gerne mache.

In der Vergangenheit war ich nicht das, was man als schüchtern bezeichnen kann. Ich hatte schon immer ein großes Mundwerk und habe auch Männern meine Meinung ins Gesicht gesagt. Allerdings habe ich mich auch nie so offensichtlich einem Mann an den Hals geworfen, wie ich es nun machen muss, um Trinkgeld zu bekommen. Und ich weiß, dass ich nur so, schnell wieder von hier verschwinden kann.

Auch jetzt rufe ich mir immer wieder in Erinnerung, wieso ich hier bin. Auf diese Weise versuche ich den Ekel zur Seite zu schieben, der immer wieder die Kontrolle über meinen Körper übernehmen will. Dies gelingt mir aber nur teilweise.

Immer wieder geben die Männer mir einen Klaps auf den Arsch oder streicheln darüber, wenn ich neben ihnen stehen bleibe. All das sorgt dafür, dass ich am liebsten schreiend verschwinden würde. Es ist zu viel für mich. Doch das darf ich nicht zeigen.

Ich habe meine Heimat verlassen, da ich hier mehr verdienen kann. Außerdem würde mein Vater als Polizist sofort erfahren, was ich mache, wenn ich diesem Beruf, falls man ihn so nennen kann, in Deutschland nachgegangen wäre.

Seufzend stelle ich zwei Bierflaschen auf das Tablett und drehe mich herum. In der Sekunde erblicke ich jedoch Taylor. Er steht in der Tür zum hinteren Bereich und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht wirkt angespannt, während er mich beobachtet.

 

Automatisch frage ich mich, seit wann er dort schon ist. Doch wahrscheinlich ist es besser, wenn ich nicht so genau darüber nachdenke. Schließlich ist er mein Boss. Gleichzeitig ist es mir aber auch peinlich, dass er meine Unsicherheit vielleicht mitbekommen hat.

Daher versuche ich das nun auszublenden und konzentriere mich wieder auf meine Arbeit.

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?