Love between us

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Z serii: Between us #2
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„Hattest du eine Ahnung, dass er es bereits weiß?“

„Was?“, frage ich ihn und verschlucke mich beinahe an meiner eigenen Spucke.

„Du hast schon richtig gehört. Er wusste von Anfang an, was zwischen uns ist. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mit dieser Information so einiges Sinn ergibt. Vor allem, dass er uns auf ein gemeinsames Date geschickt hat.“

Jax sieht nachdenklich aus. Doch auch meine Gedanken schweifen ab. Ich muss wieder an die Unterhaltung denken, die ich mit angehört habe und mit der dieses ganze Chaos erst angefangen hat. Jetzt wäre wahrscheinlich doch der passende Zeitpunkt, um ihn darauf anzusprechen, doch das mache ich nicht. Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt. Doch ich bekomme die Worte nicht heraus.

Wahrscheinlich ist es seine Reaktion, vor der ich Angst habe. Doch ich weiß, dass es nur ein kleiner Teil ist. Es spielt nämlich alles zusammen.

„Denk nicht soviel darüber nach. Ich weiß, dass du es mit angehört hast. Nur das würde dein Verhalten in den letzten Wochen erklären. Und hätte Mason gewusst, dass du dich in der Nähe befindest, hätte er mich wahrscheinlich nicht geprüft. Doch auch diese Unterhaltung gehört mit dazu, dass er es bereits wusste.“

In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ich will etwas erwidern, irgendetwas, doch mir fällt nichts ein. Es ist egal, was mir in den Kopf kommt, nichts davon würde mein Verhalten erklären.

„Ich liebe dich. Und das werde ich auch immer. Ich habe nicht den geringsten Grund dich zu verlassen. Hätte ich das vor, hätte ich dich nicht gefragt, ob du mich heiraten willst. Und nach dem, was vorgefallen ist, werde ich dich nicht mehr aus den Augen lassen. Ich werde wie ein Schatten an dir kleben. Und um auf deine Eltern zu sprechen zu kommen, sie haben sich gefreut, auch wenn sie ein wenig überrascht waren.“

„Überrascht überrascht? Oder geschockt überrascht?“

„Überrascht überrascht. Schließlich passiert es nicht jeden Tag, dass die einzige Tochter einfach mal eben heiratet. Sie gehen aber davon aus, dass wir die Feier noch einmal machen.“

„Wir hatten nicht einmal eine“, erinnere ich ihn.

„Das wollte ich ihnen nicht so sehr auf die Nase binden.“

Bei seinen Worten muss ich lachen. Das sorgt nur dafür, dass wieder Schmerzen durch meinen Körper fahren. Kurz schließe ich die Augen, bis sie wieder abgeklungen sind und sich nicht mehr so schlimm anfühlen.

„Ruh dich aus. Wir werden noch Zeit genug haben, um uns mit Feiern und deinem Bruder zu beschäftigen und auch sonst alles zu besprechen.“

Glücklich kuschle ich mich an ihn. Ich nehme mir vor, dass ich ihn irgendwann über seine Eltern ausfragen werde. Über die beiden hat er nämlich keinen Ton verloren. Ich weiß zwar nicht, wieso ich ausgerechnet jetzt an die beiden denken muss, aber sie sind mir gerade in den Kopf gekommen. Aber auch über dieses Gespräch mit meinem Bruder muss ich mich noch dringend mit ihm unterhalten. Jax sieht aber nicht so aus, als würde er dem ausweichen wollen.

Doch es ist so, wie er es bereits gesagt hat. So lange freue ich mich einfach darüber, dass er hier ist.

3

„Meine Güte, Schwesterherz. Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt. Jax war nicht mehr zu gebrauchen und Mom hat ständig angerufen, wann wir endlich da sind. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es nicht gerade hilfreich ist, zwei Personen beruhigen zu müssen, wenn man mit 250 Sachen eine Landstraße entlang brettert“, verkündet Mason lauthals, als er am nächsten Tag ins Zimmer kommt, nachdem der Arzt verschwunden ist.

Aus einem Reflex heraus will ich mich aufrichten und Abstand zwischen Jax und mich bringen. Er liegt neben mir, sodass eigentlich überhaupt kein Zweifel daran besteht, dass wir ein Paar sind. Doch Jax hält mich fest und hindert mich so daran, mich zu schnell zu bewegen. Und ich bin froh darüber. Erst vor wenigen Minuten habe ich nämlich gemerkt, dass ich genau das noch nicht machen sollte.

Denn auch wenn ich dem Arzt vorhin versichert habe, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht und ich bald wieder fit bin, habe ich noch immer Schmerzen, wenn ich mich zu schnell bewege. Aber wenigstens haben sich meine Kopfschmerzen reduziert, nachdem ich in der letzten Nacht wieder eingeschlafen bin, sodass ich mich nun wieder besser konzentrieren kann. Da ich aber eine Gehirnerschütterung habe, werden sie noch ein wenig Teil meines Lebens sein.

„Ich habe es mir nicht ausgesucht“, gebe ich zurück. „Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr kommt es mir sogar so vor, als hätte der Typ auf mich gewartet. Mir ist aber niemand aufgefallen, der mir gefolgt ist.“

Ich weiß, dass diese Vermutung sehr weit hergeholt ist. Und die meisten würden mich wahrscheinlich schon für bekloppt erklären, weil ich überhaupt daran gedacht habe. Das machen die beiden nicht.

Der Mann hatte eine Maske auf, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Jeder andere hätte abgebremst und wäre da geblieben, um zu helfen. Bei diesem Mann war es das genaue Gegenteil. Jeder andere wäre auch nicht weiter gefahren, sondern selber stehen geblieben.

„Bist du dir sicher?“, erkundigt sich Mason. Nachdenklich sieht er von Jax zu mir und wieder zurück.

„Nein, es ist eine Vermutung.“

Seufzend zucke ich mit den Schultern. Ich weiß, dass die Polizei noch mit mir sprechen will. Doch ehrlich gesagt kann ich ihnen auch nicht mehr sagen, als den Jungs. Und das ist nicht viel. Ich bezweifle, dass es ihnen helfen wird, den Typen zu fassen, oder ihm auf die Spur zu kommen.

„Die Hauptsache ist, dass dir nichts passiert ist“, stellt Mason fest, nachdem er eine Weile geschwiegen hat.

„Das ist relativ.“

Ich verziehe ein wenig das Gesicht und mache so auf meine zahlreichen blauen Flecken und Beulen aufmerksam, die ich nicht nur im Gesicht habe. Sie sind über meinen gesamten Körper verteilt, wobei die im Gesicht die schlimmsten sind.

„Okay, lasst uns über etwas anderes sprechen“, verkündet er und setzt sich auf einen der Stühle, die neben dem Bett stehen. „Mom und Dad sind auf dem Weg. Oder besser gesagt, sie suchen gerade einen Parkplatz. Ich habe einen vor ihnen gefunden und hatte keine Lust auf sie zu warten.“

„Wieso seit ihr mit zwei Autos gefahren?“, fragt nun Jax. „Wäre eines nicht viel einfacher gewesen?“

„Wenn ich schon wieder in der Stadt bin, dann kann ich mich auch noch um einige Dinge kümmern. Schließlich kann ich ja nicht ständig neben euch sitzen und eure Hand halten. Ich werde gleich weiterfahren.“

Nachdenklich sieht er uns an. Jax hat noch immer seinen Arm um mich geschlungen und hält mich fest, als würde er Angst haben, dass ich aus dem Bett falle.

Zugegeben, soviel Platz haben wir zu zweit nicht hier drin, aber es reicht aus.

Ich ahne, was als Nächstes kommen wird. Deswegen beschwöre ich meine Eltern, endlich hereinzukommen, auch wenn die Unterhaltung mit ihnen sicherlich auch nicht einfach werden wird.

„Ich muss mich erst an diesen Anblick gewöhnen, auch wenn ich es sofort wusste“, stellt Mason sofort fest. „Er ist gut, dennoch ungewohnt.“

„Wann wusstest du es?“, erkundige ich mich vorsichtig.

„Wahrscheinlich noch bevor ihr es wusstet. Ich habe Augen im Kopf und habe bei eurem ersten Treffen bereits mitbekommen, dass da etwas im Busch ist.“

Ich schlucke. Etwas anderes kann ich gerade nicht machen. Am liebsten würde ich im Boden versinken, als ich mich an den Moment erinnere, in dem ich Jax das erste Mal begegnet bin. Ich habe damals versucht es für mich zu behalten, anscheinend aber nicht schnell genug.

„Ich bin mir sicher, dass du dich schnell daran gewöhnen wirst. Du wirst uns nämlich nicht mehr anders zu Gesicht bekommen. Das Versteckspiel hat offiziell ein Ende“, erwidert Jax gelassen.

Die Erklärung meines Bruders stört ihn nicht. Ich wünsche mir, dass es mir auch so geht. Doch mich hat es ein wenig aus der Bahn gerissen, dass Mason es genau bemerkt hat.

Kurz schaue ich Jax an. Ich kann das Grinsen in seinem Gesicht erkennen, mit dem er seinen Freund bedenkt. Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden darauf warten, dass ich auch etwas sage. Aus diesem Grund sage ich am besten nichts. Ich wüsste auch gar nicht, was ich von mir geben sollte.

Doch, um genau zu sein, gibt es da eine Frage, die mir auf der Seele brennt.

„Wieso hast du eigentlich überhaupt nichts gesagt?“

„Das ich über euch genau Bescheid weiß?“

Als Antwort nicke ich nur.

„So war es doch viel lustiger. Wie ihr euch Mühe gegeben habt, es vor mir zu verheimlichen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. Darum habe ich euch auf das Date gehen lassen. War eher eine spontane Idee. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass ihr direkt heiraten werdet. Obwohl es mich eigentlich nicht wundern dürfte.“

„War auch eine spontane Idee“, gibt Jax zu und grinst frech.

Ich hingegen verdrehe nur die Augen und seufze leise.

„Das sind die besten“, stimmt mein Bruder ihm zu und hat den gleichen Gesichtsausdruck.

Es kommt mir so vor, als würden die beiden mich gar nicht mehr wahrnehmen. Doch eigentlich ist mir das ganz recht. So geben sie mir nämlich die Möglichkeit zu verarbeiten, dass Mason es von der ersten Sekunde an wusste. Hätte ich es eher gewusst, hätte ich mir überhaupt keine Mühe mehr gegeben, es für mich zu behalten. Auf jeden Fall, nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.

„Wieso hast du dann …“, beginne ich, halte aber sofort wieder den Mund.

Eigentlich will ich mich mit diesem Thema überhaupt nicht auseinandersetzen. Doch nun ist mir der geeignete Zeitpunkt, um wenigstens das in Erfahrung zu bringen.

 

„Wieso ich Jax auf Ramona angesprochen habe?“

Ich sage nichts und bewege mich auch nicht. Dennoch weiß ich, dass mein Bruder es auch so weiß.

„Nennen wir es mal einen kleinen Test. Und ich weiß noch nicht, ob er ihn bestanden hat oder nicht. Schließlich hatte er spätestens da die Chance, mir davon zu berichten, dass ich einen Schwager habe.“

Würde ich nicht schon liegen, würde ich mich jetzt nach hinten fallen lassen. So kann ich nur noch meine Augen schließen und mir all die Worte denken, die ich ihm gerade an den Kopf werfen möchte. Doch das befördert nur wieder die Unterhaltung der beiden Männer in mein Gedächtnis, die sich nicht verdrängen lässt. In den letzten Wochen hat sie sich wie eine endlos Schleife in meinem Gedächtnis abgespielt. Ich bin davon ausgegangen, dass sie verschwindet, sobald er bei mir ist. Gerade wird mir aber klar, dass es leider nicht so ist, wie ich es mir gewünscht habe. Auch dann nicht, als Jax meine Hand drückt und mir so zeigt, dass er bei mir ist.

„Aber darüber wollte ich eigentlich auch nicht mit euch sprechen“, fährt mein Bruder fort.

Man müsste schon doof sein, um nicht zu merken, dass ihm etwas auf dem Herzen liegt. Ich richte mich so weit auf, wie es geht. Ich bin neugierig. Vor allem, weil er sonst nicht so ist.

„Was liegt dir dann auf dem Herzen, Bruderherz?“, frage ich ihn, als er auch nach einer Ewigkeit keine Anstalten gemacht hat, etwas zu sagen.

Doch bevor er etwas sagen kann geht die Tür auf und unsere Eltern erscheinen auf der Bildfläche. Vorhin habe ich mir noch gewünscht, dass sie so schnell wie möglich kommen, damit wir uns nicht über die Beziehung von Jax und mir unterhalten können. Nun verfluche ich sie aber dafür, dass sie schon hier sind und würde ihnen am liebsten sagen, dass sie wieder verschwinden sollen. Ich möchte wissen, was mein Bruder sagen wollte. Es ist jedoch nicht das Beste, ihn in Gegenwart unserer Eltern danach zu fragen, geschweige denn meinen Eltern zu sagen, dass sie das Zimmer wieder verlassen sollen.

Ich nehme mir vor, dass ich ihn noch danach fragen werde, sobald ich die Möglichkeit dazu habe. Vielleicht geht es mir dann auch wieder besser.

„Cady“, ruft meine Mom und kommt zu mir, um mich für eine feste Umarmung an sich zu ziehen.

Schmerzen durchfahren meinen Körper, die ich mir aber nicht anmerken lasse. Sie würde sich sonst noch mehr Sorgen machen und das möchte ich umgehen. Ich kenne meine Mom und weiß, dass sie sich seit dem Unfall mehr als genug davon gemacht hat.

Jax kann ich nichts vormachen. Er weicht mir nicht von der Seite.

„Mir geht es gut“, versichere ich ihr energisch.

„Ich würde jetzt doch ganz gerne erfahren, wie das passieren konnte“, erkundigt sich mein Vater.

„Die Kurzfassung ist, dass ich es nicht weiß.“

Ich zucke mit den Schultern und will keine weiteren Fragen aus seinem Mund hören. Zum einen bin ich mir sicher, dass ich sie eh nicht beantworten kann. Zum anderen reicht es mir zu wissen, dass nachher auch noch die Polizei meine Aussage aufnehmen wird.

Ich sehe meinem Vater an, dass es das eine oder andere gibt, was er unbedingt loswerden will. Doch er hält den Mund, auch wenn ich ihn gut genug kenne um zu wissen, dass es ihm schwerfällt. Woraus er aber kein Geheimnis macht ist, dass er wütend ist. Da kann er sich aber in eine lange Schlange einreihen.

„Nimmt es mir nicht übel. Ich würde schon gerne wissen, wieso weshalb und warum. Schließlich geht es hierbei um mich. Aber gerade habe ich keine Nerven dafür, mich damit auseinanderzusetzen“, erkläre ich. Doch es ist die Wahrheit.

„Na gut, dann lenke ich das Thema mal in eine andere Richtung und würde gerne wissen, wieso ihr nichts von eurer Hochzeit gesagt habe? Oder der Tatsache, dass ihr zusammen seit?“, erkundigt sich mein Vater.

„Das ist eine lange Geschichte“, weiche ich aus und kann gerade noch so ein Seufzen für mich behalten. Wenn es etwas gibt, über das ich mich noch weniger unterhalten will, ist es das. Auch wenn ich weiß, dass ich ihnen nicht ewig ausweichen kann.

Doch es ist noch so ein Thema, über das in den nächsten Tagen und wahrscheinlich auch Wochen, eindeutig öfter gesprochen wird. Da kann ich es auch noch ein wenig vor mir herschieben.

Es kommt mir alles so vor, als würde es mir zu viel werden. Noch nie ging es mir so, doch all das wächst mir über den Kopf und ich kann nichts dagegen unternehmen. Ich kann die Neugierde meiner Familie verstehen. Würde einer von ihnen hier liegen würde es mir auch so gehen.

Doch nach allem was geschehen ist und über das Jax und ich noch sprechen müssen, steht es eindeutig auf der Liste der Dinge, über die ich mich nicht unterhalten will. Um ehrlich zu sein, will ich diesen Besuch nur hinter mich bringen und mich weiter ausruhen.

Meine Mutter unternimmt noch ein paar Versuche mehr aus mir herauszubekommen, aber ich höre ihr gar nicht mehr richtig zu. Und es dauert nicht lange, bis sie genau das anscheinend auch merkt. Meine Liste der Dinge, die ich unbedingt machen muss, erweitere ich um den Punkt, dass ich ihr Rede und Antwort stehen werde.

„Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät“, verkündet Mason. „Schwesterherz, wir reden später. Und bevor ich es wieder vergesse. Lana hat mich angerufen. Sie hat von dem Unfall gehört und würde am liebsten sofort wieder nach Hause kommen, um bei dir zu sein.“

„Das braucht sie nicht“, erwidere ich schnell. „Sie soll die Zeit mit ihrer Familie genießen und ich habe ja schließlich euch hier. Außerdem ist sie ja nur ein paar Tage weg und ich bin mir sicher, dass ich auch bald wieder hier raus kann. Wenn ich entlassen wurde, können wir uns immer noch unterhalten.“

„Das habe ich ihr auch mitgeteilt“, sagt Mason nur und verschwindet dann.

„Müsst ihr nicht auch langsam los?“, wende ich mich an meine Eltern. Die beiden sitzen neben meinem Bett. Vor allem meine Mom macht den Eindruck auf mich, als würde sie hier einziehen wollen, wenn ich nichts unternehme.

Dennoch versuche ich es mir nicht zu sehr anmerken zu lassen, dass ich meine Ruhe haben will. Ich bin müde und habe nur noch den Wunsch ein wenig zu schlafen, bevor die Polizei mir noch auf die Nerven gehen wird.

„Ruh dich aus, Jax ist ja bei dir. Bis Morgen“, verkündet mein Dad.

Ich weiß, dass er eigentlich noch bleiben will. Dennoch bin ich froh darüber, dass auch sie endlich verschwinden.

„Pass gut auf sie auf“, weist er Jax noch an, als würde er das wirklich machen müssen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Jax irgendwen in meine Nähe lassen wird, bei dem er ein seltsames Gefühl hat.

Und genau das ist der Punkt, der mich dazu bringt darüber nachzudenken, ob dieser Unfall geschehen wäre, wenn er bei mir gewesen wäre. Doch ich kann es nicht sagen. Vor allem deswegen nicht, weil ich nicht weiß, wer derjenige war, oder was er von mir wollte. Nur er wird Licht ins Dunkel bringen können.

Ich sehe meiner Mutter an, dass sie noch nicht verschwinden will. Erst, als mein Vater sie darauf hinweist, dass ich mich ausruhen muss, um schnell wieder fit zu sein, lässt sie sich von ihm aus dem Zimmer ziehen. Mir fällt aber auf, dass sie kaum ein Wort gesprochen hat.

„Oh Mann“, entfährt es mir, nachdem sie verschwunden sind. Ich lasse mich vorsichtig in die Kissen sinken und schließe die Augen. Jax streicht mir sanft über den Bauch und sorgt dafür, dass ich mich langsam entspanne.

„Mason meint zwar, dass er sich nicht sicher ist, ob ich den Test bestanden habe, oder nicht. Doch ich weiß es. Ich bin total durchgefallen. Noch mehr würde es gar nicht gehen.“

Überrascht über seine Worte schaue ich ihn an. Ich kann nicht für mich behalten, dass ich nicht erwartet habe, dass er jetzt damit anfängt. Doch ich erkenne den belustigten Unterton in seiner Stimme.

„Und wieso meinst du das?“, erkundige ich mich. Langsam drehe ich mich so, dass ich ihn besser betrachten kann.

„Ich hätte es ihm einfach sagen sollen. Ich hätte einfach sagen sollen, dass ich seine Schwester liebe und sogar mit ihr verheiratet bin. Das habe ich dann ja mal richtig versaut.“

„Das sagst du nur, weil du jetzt weißt, dass er es da bereits wusste.“ Ich lache leise und knuffe ihn in den Bauch.

„Vielleicht ein wenig“, gibt Jax zurück. Er hält den Daumen und den Zeigefinger ein Stück auseinander.

Glücklich kuschle ich mich an ihn. Von Anfang an hat er es geschafft, dass ich mich nur noch auf ihn konzentriere und alles nicht mehr so trostlos aussieht. Und ich bin froh, dass er auch jetzt diese Wirkung auf mich hat.

„Lass uns nicht hier darüber sprechen. Mit den Kopfschmerzen bin ich gerade nicht in der Lage dazu. Aber ich kann dir sagen, dass du bei meinem Bruder vielleicht durchgefallen bist, bei mir aber nicht, auch wenn es vielleicht so aussah. Doch du hast ja versprochen, dass du ihm nicht sagen wirst, wenn ich nicht bin.“

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte sieht so aus, dass ich mich nicht im Krankenhaus darüber unterhalten will. Das habe ich nämlich bereits für mich beschlossen. Dennoch soll er nicht der Meinung sein, durchgefallen zu sein.

„Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich liebe. Das sollst du nie vergessen.“ Jax legt sich wieder neben mich und zieht mich an sich. Seine sanften Berührungen vertreiben die Schmerzen, sodass es mir bald schon besser geht. Wenigstens etwas.

Ich weiß nicht, was alles noch kommen wird, aber ich glaube kaum, dass es noch schlimmer werden kann, als dieser Unfall.

4

„Mrs. Hunter?“, fragt eine männliche Person, die mein Krankenzimmer betritt. Da ich gerade dabei war, ein paar Nachrichten meiner Freundinnen zu beantworten, habe ich nicht mitbekommen, dass jemand in das Zimmer gekommen ist. Nun hebe ich jedoch meinen Kopf und schaue die Person an.

Der Mann ist groß und breit gebaut. Müsste ich raten würde ich sagen, dass er Mitte dreißig ist. Doch ich war schon immer schlecht darin, das Alter von jemandem zu schätzen.

Abwartend sieht er mich an, bis ich merke, dass ich noch nichts gesagt habe.

„Ja, die bin ich“, erwidere ich, nachdem ich mich hingesetzt habe.

Erst jetzt fällt mir auf, die ungewohnt es noch für mich ist, mit dem Nachnamen von Jax angesprochen zu werden. Auch, wenn es seit unserer Hochzeit auch meiner ist.

„Sie sind von der Polizei“, stelle ich fest, noch bevor er etwas gesagt hat. Ich wüsste auch nicht, wer er sonst sein sollte. Wie ein Arzt sieht er nicht gerade aus.

„Ja, ich bin Detective Smith“, stellt er sich mir vor. „Ich wollte Ihre Aussage aufnehmen.“ Mit diesen Worten kommt er ein wenig näher und bleibt neben meinem Bett stehen, sodass er mir die Hand reichen kann.

Kaum berühren wir uns macht sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Ich kann es nicht beschreiben. Ich kann nicht einmal sagen, wo es herkommt. Aber ich weiß, dass es mich vorsichtig werden lässt, was mir überhaupt nicht gefällt.

„Ich glaube, da werden wir schnell durch sein“, erkläre ich ihm.

„Jedes noch so kleine Detail könnte uns helfen, den Unfallverursacher zu fassen.“

„Ich habe keine Ahnung, wer es war. Ich kann nicht einmal den Wagen genau beschreiben. Ich bin wirklich keine sehr große Hilfe“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Jax fragenden Gesichtsausdruck. Doch ich hoffe, dass er nichts dazu sagt, dass er einfach den Mund hält. Und zu meiner Verwunderung macht er genau das.

Der Polizist sieht mich an, als würde er abwägen wollen, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. Eigentlich bin ich keine gute Schauspielerin. Deswegen habe ich auch die Befürchtung, dass er mich durchschaut.

Mir kommt es wahrscheinlich zugute, dass ich und Jax unsere Beziehung geheim gehalten haben, wenigstens vor manchen. Man könnte auch sagen, dass ich mittlerweile geübt darin bin, die Wahrheit für mich zu behalten.

„Autofarbe? Kennzeichen? Marke?“, startet er dennoch einen weiteren Versuch, etwas von mir zu erfahren.

Mir ist bewusst, dass er das machen muss, es ist schließlich sein Job. Und am liebsten würde ich ihm auch die Wahrheit sagen. Es will aus mir heraus, dass ich das Gefühl hatte, als hätte er auf mich gewartet. Doch es kommt mir so vor, als müsse ich es vor ihm verheimlichen, was ich beobachtet habe, auch wenn es sicherlich nicht viel ist.

 

„Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen. Aber ich kann mich nicht mehr an viel erinnern“, antworte ich.

Mir ist klar, dass er es mir nicht abkaufen wird, wenn ich sage, dass ich mich an nichts mehr erinnere. Deswegen berichte ich ihm von den wenigen Punkten, die ich noch weiß und die harmlos sind.

Wieder sieht er mich nachdenklich an. Ich kann nicht genau sagen, ob er froh über meine Aussage ist oder nicht. Dafür sind meine Kopfschmerzen noch zu präsent. Und selbst wenn es nicht so wäre, wäre ich mir nicht sicher, ob ich mich nicht irre.

„Meine Frau wird sich sofort melden, wenn ihr noch etwas einfällt. Doch nun braucht sie Ruhe“, geht Jax dazwischen, wofür ich ihm dankbar bin. Ich selbst wüsste nämlich nicht, wie ich ihn wieder loswerden könnte.

Dieses Mal kann ich mit Gewissheit sagen, dass der Polizist nicht froh darüber ist, dass Jax sich einmischt. Seine Kiefer sind angespannt, während er Jax betrachtet. Mein Mann hingegen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Es ist wirklich wichtig, dass Sie noch einmal darüber nachdenken und mir alles mitteilen, was Ihnen noch einfällt. Auch, wenn es Ihnen vielleicht unwichtig erscheint.“

„Werde ich machen“, versichere ich ihm.

Etwas bleibt er noch stehen, bevor er nickt.

„Unter dieser Nummer bin ich immer erreichbar“, sagt er und reicht mir seine Karte.

„Ich melde mich“, versichere ich ihm noch einmal.

Er sieht uns ein letztes Mal an, bevor er genauso schnell verschwindet, wie er gekommen ist. Kurz bleibe ich noch sitzen und schaue ihm nach. Man könnte auch sagen, dass ich mich darüber vergewissere, dass er nicht wieder zurückkommt.

„Der Polizist war merkwürdig“, stellt Jax leise fest.

„Falls er einer war“, erwidere ich genauso leise.

„Was meinst du damit?“ Ich spüre, dass Jax mit dieser Situation genauso überfordert ist, wie ich es auch bin.

„Keine Ahnung, aber er hat sich nicht wie ein Polizist verhalten.“

„Wieder so ein Gefühl, wie, dass der Typ auf dich gewartet hat?“

„Ja, so kann man das auch nennen“, antworte ich vorsichtig.

Ich sehe Jax an, dass ihm das überhaupt nicht gefällt und mir passt es auch nicht. Wieder einmal frage ich mich, wo ich da hinein geraten bin. Unwissentlich wohl gemerkt. Oder ob ich mich vielleicht irre und ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war, was auch möglich ist. Doch es ist egal, wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbreche, ich weiß es nicht. Schließlich habe ich nichts gemacht, außer mir in den letzten zwei Wochen die Augen wund zu weinen. Wenn ich das Haus verlassen habe, dann nur um morgens die Zeitung zu holen.

„Mir gefällt das alles überhaupt nicht. Am liebsten würde ich dich sofort nach Hause bringen, damit ich weiß, dass du wirklich in Sicherheit bist. Da habe ich wenigstens alles im Griff. Wenn es nach mir geht, würde ich dich sogar mit nach Phoenix nehmen. Doch ich glaube, da würde ich ein wenig Ärger mit deinen Eltern bekommen.“

„Na ja, ich könnte mich selber entlassen“, überlege ich.

Mir ist bewusst, dass das wahrscheinlich keine gute Idee ist. Nach so einem Unfall sollte man ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Alleine schon wegen der möglichen Komplikationen, auch wenn ich mir wünsche, dass ich keinen Rückschlag haben werde.

„Nein“, sagt Jax entschieden. „Du kannst dich kaum bewegen. Ich werde bei dir bleiben und auch Mason benachrichtigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier einen Versuch starten, um noch einmal an dich heranzukommen, falls man es wirklich auf dich abgesehen hat. Das Krankenhaus ist voll und ich gehe mal davon aus, dass die Angestellten sich untereinander kennen. Außerdem bin ich hier und werde sofort eingreifen, wenn mir etwas merkwürdig vorkommt.“

Seine Muskeln sind angespannt. Ich greife nach seiner Hand, um ihn zu beruhigen. Doch das ist nicht der Fall. Um genau zu sein ist es so lange nicht der Fall, bis ich nach einigen Tagen entlassen werde.

Es ist egal, wer das Zimmer betritt, Jax bedenkt ihn mit einem argwöhnischen Blick. Da ich damit beschäftigt bin, endlich wieder fit zu werden bin ich ganz froh darüber, dass Jax auf mich aufpasst. Auch, wenn das den Schwestern und Ärzten nicht immer passt.

„Irgendwie ist es merkwürdig, nach diesem Unfall wieder in einem Auto zu sitzen“, stelle ich fest.

„Das kann ich mir vorstellen. Aber ich verspreche dir, dass ich keinen Unfall bauen werde.“ Jax grinst mich frech an, sodass ich nur die Augen verdrehen kann.

Innerlich versuche ich mir aber nicht anmerken zu lassen, wie nervös es mich macht. Vor allem, weil ich noch immer das Gespräch mit dem Polizisten im Kopf habe. Es hat sich kein anderer gemeldet, sodass ich davon ausgehe, dass ich mich geirrt habe und er wirklich ein Cop ist. Dennoch kommt es mir merkwürdig vor. Doch das behalte ich besser für mich. Ich will nicht, dass Jax sich noch mehr Sorgen macht, als es eh schon der Fall ist.

Und genau die macht er sich. Er sagt es zwar nicht. Doch ich spüre es. Und das reicht mir schon.

Um ihn und auch mich zu beruhigen, greife ich nach seiner Hand, nachdem er den Motor gestartet hat. Aufmunternd lächelt er mich noch einmal an und fährt dann an.

Während der Fahrt versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Als würde Jax spüren, wie es in mir drin aussieht, redet er ununterbrochen. Doch all das kann nicht verhindern, dass ich mich immer wieder umsehe. Ich weiß, dass ich Ausschau nach dem Geländewagen halte. Eigentlich kann ich es nicht einmal als unbewusst bezeichnen.

Als ich ihn auch nach der Hälfte der Fahrt nicht entdeckt habe halte ich mir vor Augen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er sich noch auf den Straßen von Los Angeles befindet. Schließlich wird auch er nach diesem Zusammenstoß, falls man es so bezeichnen kann, nicht gerade mehr in einem Zustand sein, in dem man ihn fahren kann. Und sollte es doch der Fall sein, würde er jedem auffallen, der an ihm vorbeigeht.

Das ändert aber nichts daran, dass ich erleichtert durchatme, als endlich das Haus meiner Eltern vor uns auftaucht. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere sieht so aus, dass es beinahe ein wenig merkwürdig ist, wieder hier zu sein. Ich kann selber nicht einmal sagen, wieso es überhaupt so ist.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das letzte Mal, als ich hier war, davon ausgegangen bin, dass ich das mit Jax in den Sand gesetzt habe.

Und nun fahren wir gemeinsam her.

Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht einschätzen kann, was unsere Nachbarn wissen. Schließlich wird es kein Geheimnis gewesen sein, dass ich nur ein paar Straßen entfernt diesen Unfall hatte. Und ich habe nicht auch noch Lust ihnen Rede und Antwort stehen zu müssen.

„Ich weiß, was du gerade denkst. Aber ich glaube, dass ich dich beruhigen kann. Ich werde dich hineinschmuggeln, sodass niemand etwas mitbekommt. Mason hat mir heute Morgen noch eine Nachricht geschrieben, dass sie zwar wissen wollen, wie es dir geht, aber sie verstehen es, dass du nicht sofort belagert werden möchtest.“

„Danke“, erwidere ich. Und das meine ich genauso, wie ich es gesagt habe. Ich bin froh darüber.

„Bedanke dich nicht zu früh bei mir. Sie wissen, dass wir geheiratet haben. Das heißt, dass die Feier noch größer geworden ist.“ Frech grinst Jax mich an.

„Oh Mann“, murmle ich und fahre mir müde über das Gesicht. „Ich hoffe du bist nicht sauer auf mich, wenn ich dir sage, dass mir das ein wenig zu viel wird.“

„Das ist kein Problem.“

Jax lehnt sich über die Mittelkonsole zu mir und küsst mich sanft. So schafft er es, dass wenigstens die Schmerzen weniger werden, die sich in den letzten Tagen deutlich abgeschwächt haben. Wenn schon nicht meine Gedanken komplett verschwinden.

„Wir müssen dringend über alles sprechen“, murmle ich dicht an seinen Lippen.