Czytaj książkę: «Taxi nach Paris»

Czcionka:

Ruth Gogoll
TAXI NACH PARIS

Der lesbische Bestseller

© 2006

14. Auflage 2021

édition el!es

www.elles.de info@elles.de

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-047-9

Coverillustration:

iStock.com/isaxar

»Ich mag es, wenn die Frauen sich wehren!« Ihr funkelnder Blick spiegelte die Vorfreude auf den Kampf wider, die Eroberung, den Sieg. Ich wollte mich ihr nicht hingeben. Dennoch sehnte sich alles in mir danach, sie zu berühren, von ihr berührt zu werden. »Komm, sag noch einmal, dass du nicht willst! Dass du mich hasst!« Sie lachte zynisch herausfordernd.

»Ich hasse dich!«, schrie ich heraus. Es war die Wahrheit, aber es tat dem brennenden Begehren in meinem Innern keinen Abbruch. Und ich hasste mich selbst dafür, dass ich ihrem Wunsch gehorcht hatte. Das wollte ich doch am allerwenigsten: ihr Vergnügen bereiten.

Ich sah, wie ihre Erregung stieg. Ihre Augen flammten. Sie kamen näher. Ihre Lippen öffneten sich. Ich sah ihre Zähne blitzen und warf den Kopf von einer Seite auf die andere, um ihr zu entkommen. Sie presste mich gegen die Wand. Meine Handgelenke hielt sie mit stählernem Griff.

»Nein! Ich will nicht! Nicht so!«

Sie ließ mich nicht los, warf den Kopf zurück und lachte. »Ja, wehr dich! So mag ich es am liebsten!« Ihre Stimme war heiser vor Erregung.

Ich erstarrte. Sie nutzte die Gelegenheit aus und presste blitzartig ihren Mund auf meinen. Ihre Zunge stieß hart und fordernd gegen meine zusammengekniffenen Lippen. Mit ihrem ganzen Körper presste sie mich an die Wand. Ich musste Atem holen. Sie drang in mich ein. Ihr Mund nahm mich in Besitz. Die Leidenschaft, die Erregung ließen mich fast ohnmächtig werden. Gleichzeitig stieg Ekel in mir hoch.

Ich biss zu. Ihr Kopf fuhr zurück, sie hielt meine Handgelenke aber immer noch wie im Schraubstock fest. Ich hatte den Eindruck, das tat sie nicht zum ersten Mal. Sie war daran gewöhnt . . .

Sie sah mich wild an. Ein Blutstropfen hing an ihrer Lippe. Sie fuhr mit der Zunge darüber und wischte ihn weg. Meine Augen ließ sie nicht los. »Du Wildkatze! Da ist mir ja was entgangen! Ich dachte, du wärst langweilig und spießig. Eine, die sich nur hinlegt und die Beine breitmacht.«

Ein Hoffnungsschimmer blitzte in mir auf. »Ja, ja – genauso bin ich: langweilig und spießig.« Vielleicht würde sie das abhalten.

»Nein, nein!« Rau vor Erregung lachte sie wieder auf. »Jetzt ist es zu spät. Ich habe dich durchschaut. Du willst es. Du willst die Angst, du willst den Schmerz. Das erregt dich, gib es doch zu!«

Ihre Finger schlossen sich immer fester um meine Handgelenke. Es tat weh. Ich schrie auf.

»Ja! Schrei – schrei, so laut du kannst!« Ihre Stimme war nur noch ein heiseres, erregtes Flüstern.

Ich erschrak. Der Schmerz hatte mich nicht ernüchtert, wie ich erwartet hatte. Er fuhr mir direkt zwischen die Beine – genau, wie sie gesagt hatte. War es wirklich das, was ich wollte?

Sie hatte meine Unentschlossenheit bemerkt. Ihr Mund sank wieder auf meinen, und diesmal verweigerte ich ihn ihr nicht. Mit brutaler Gewalt stieß sie hinein. Fast bis in meine Kehle. Ich dachte, ich müsste mich übergeben, aber kurz bevor es so weit war, zog sie ihre Zunge zurück. Sie hatte wirklich Erfahrung! Mit wie vielen Frauen sie das wohl schon gemacht hatte? Vielleicht gab es mehr, die das mochten, als ich auch nur ahnen konnte. Und ich? Gehörte ich dazu? Mochte ich es?

Sie stieß wieder zu. Ich spürte, wie mich das Bedürfnis überkam zurückzustoßen, mitzumachen, mich nicht nur passiv benutzen zu lassen. Aber das war es ja, was sie wollte! Dagegen musste ich mich wehren! So verlangte es jedenfalls mein Kopf. Mein Körper verriet mich. Ich konnte das immer stärker auflodernde Begehren in mir nicht zurückhalten. Meine Knie wurden weich. Sie merkte es und lockerte ihren eisernen Griff ein wenig.

Meine Zunge suchte ihre. Sie zog sich kurz zurück und blickte mich erstaunt an. Dann versank sie wieder in meinem Mund, stieß und forderte, erstickte mich fast. Plötzlich ließ sie meine Hände los und legte ihre um meine Taille. Ich versteifte mich in Erwartung eines neuen Schmerzes. Sie riss mein Hemd aus der Hose und fuhr mit schnellen Bewegungen meinen Rücken entlang. Es kribbelte überall.

Unvermittelt grub sie ihre Fingernägel in meine Schultern. Ich stöhnte vor wollüstigem Schmerz auf. Langsam zog sie sie über meinen ganzen Rücken bis zur Taille hinunter. Es war, als ob mir die Haut abgezogen würde, aber gerade so, dass ich es noch ertragen konnte. Ich stöhnte lauter. Ich wusste nicht, ob vor Schmerz oder vor wachsender Erregung.

»Ja, komm, sag mir, dass du es willst«, murmelte sie an meinem Mund. Ihre Hüften hielten mich immer noch an die Wand gepresst und gefangen. Ich versuchte dagegenzustoßen, zu kreisen, mich zu reiben. Nein, das war nicht ich! Das war mein Unterleib, der sich selbstständig gemacht hatte. Verräter! schrie es in mir. Das Verlangen wurde immer stärker.

»Du willst es doch – sag es!«, drängte sie heiß in meinem Mund.

»Nein!« Ich warf den Kopf zur Seite und versuchte, sie von mir wegzudrücken. Sie presste sich weiter an mich, lehnte den Oberkörper ein wenig zurück und zog mir das Hemd aus. In mir brodelte es. Das darf ich nicht zulassen! Sie warf das Hemd neben mich auf den Boden und beugte sich wieder über mich. Ich dachte, sie wollte mich erneut küssen – küssen? War das Küssen? Dieses Stoßen, dieses Würgen? – und warf den Kopf zur Seite. Sie folgte mir nicht. Ihr Kopf senkte sich auf meine Schulter. Ein greller Schmerz durchfuhr mich. Ich schrie wieder auf, obwohl ich meine Lippen fest zusammengepresst und mir vorgenommen hatte, es nicht zu tun.

»Ja – schrei, schrei!«, drängte sie heiser. Erneut senkte sich ihr Kopf.

»Nein . . . bitte«, flehte ich sie an. Sie biss zu. Der Schmerz durchfuhr mich noch schärfer als beim ersten Mal. Jetzt gaben meine Knie endgültig nach. Sie hielt mich fest und drückte mich wie zuvor gegen die Wand. Ihre Hand fuhr über meine Brust. Sie streichelte mit der Innenfläche die berstend harte Brustwarze. Ich stöhnte. Diesmal vor Lust.

»Die ist aber empfindlich«, sagte sie merkwürdig grinsend.

Panik kroch in mir hoch. »Bitte, tu das nicht«, flüsterte ich vor Angst zitternd. Abwehrend hob ich die Hände und versuchte, sie von mir wegzudrängen. Sie lachte wieder erregt und kämpfte spielerisch mit mir. Ihr eiserner Griff verdammte meine Hände zur Untätigkeit. Langsam senkte sich ihr Mund zu meiner Brust hinab. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ich versteifte mich, ich zitterte immer mehr, mein ganzer Körper war ein einziger gespannter Bogen, der sich gegen den Schmerz wappnete. Ich presste den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Sie waren so empfindlich – das konnte ich nicht aushalten!

Sie saugte meine Brust in sich hinein, spielte mit ihrer Zunge an der Brustwarze, fuhr immer wieder darüber. All meine Angst konnte die Erregung, die sie damit auslöste, nicht unterdrücken. Meine Hüften begannen wieder, gegen ihre zu stoßen, doch kalter Schweiß überzog meine Haut.

Sie sah zu mir hoch und grinste. »Du hast Angst«, bemerkte sie zufrieden.

»Ja.« Es hatte ohnehin keinen Sinn, es zu leugnen. »Du wirst mir wehtun.« Ich versuchte, meine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen.

Völlig überraschend ließ sie mich los. Während ihre Augen meinen Blick festhielten, trat sie einen kleinen Schritt zurück, griff an meinen Hosenbund und öffnete den Knopf. Dann zog sie mit einer raschen Bewegung den Reißverschluss herunter. Wie paralysiert lehnte ich an der Wand.

Sie sah, dass ich mich nicht wehren würde. Ein enttäuschter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Komm, verdirb uns nicht den Spaß.«

»Spaß?« Ich fuhr hoch. »Für dich vielleicht!« Verdammt, das war genau das Falsche gewesen! Ihre Augen blitzten wieder vor unterdrückter Erregung.

»Ja, so ist es schon besser.« Sie kam näher und legte ihre Hände links und rechts neben meinen Kopf, ohne mich zu berühren. »Du kleine Wildkatze«, flüsterte sie ganz nah an meinem Ohr. Sie knabberte an meinem Ohrläppchen. Ich erwartete jeden Moment, dass sie zubeißen würde, und versteifte mich wieder. Ihre Lippen fuhren an meinem Hals hinab und schickten Wellen schaudernder Erregung gemischt mit angstvoller Erwartung durch meinen Körper.

Sie lachte leise und zufrieden auf. Ich spürte den Lufthauch ihres Atems über meine Haut streichen. »Ja, so ist es gut. Du hast Angst. Aber du willst es trotzdem.«

Wut stieg in mir hoch und machte mich unvorsichtig. »Ja, ich will es.« Ich stieß sie mit plötzlich wiedergewonnener Kraft von mir. Geschmeidig wich sie einen Schritt zurück. Zornig funkelte ich sie an. »Aber ich will es nicht so, wie du es mir aufzwingst. Ich will keinen Schmerz, ich will Lust, ich will Zärtlichkeit. Leidenschaft, Erregung, all das ja. Aber keine brutale Gewalt. Das ist –« Ich suchte nach einem Wort für das, was ich empfand.

Sie zog die Augenbrauen hoch und sagte grinsend, »Pervers?«

»Ja – ja! Pervers!« Ich schrie sie an, voller Wut über sie und mich und dieses Wort, das ich niemals benutzt hätte.

Schon immer hatte ich es gehasst, wenn selbstgefällige Spießer sich gegenseitig ihrer ›Normalität‹ versicherten, indem sie andere durch dieses Wort diskreditierten. Unterschiedslos wurde diffamiert, wer anders war, egal ob es sich um Homosexualität handelte oder Kommunismus oder sonst irgendetwas.

Doch meine wütende Spannung dauerte nur kurz an. Dann machte sie einem Gefühl der Sinnlosigkeit Platz. Ich verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lehnte mich an die Wand. »Und jetzt kannst du meinetwegen deine Peitsche holen – oder was du sonst dafür benutzt – und mich schlagen.«

Ihre Augen glitten über mein Gesicht. »Du bist wunderschön, wenn du wütend bist«, sagte sie leise. Ich wollte gegen diese Plattitüde protestieren – das kam ja nun wirklich in jedem amerikanischen Schnulzenfilm vor! –, aber ihr Mund hatte sich im nächsten Moment auf meinen gesenkt und ihn verschlossen. I

ch wartete auf das stoßende, fordernde Eindringen, doch sie fuhr mit ihrer Zunge nur sanft an meinen geschlossenen Lippen entlang. Das Kribbeln wurde unerträglich. Als ich meine Lippen öffnete, begann sie ein liebevolles Spiel mit meiner Zunge. Reizte die Zungenspitze mit ihrer, bis ich fast vor Lust geschrien hätte. Ihr Mund war immer noch das einzige, was mich berührte. Zwischen unseren Körpern stand knisternde Luft.

Ich hob die Hände. Nein, ich wollte sie nicht berühren! Meine Arme begannen zu zittern. Sie küsste mich immer noch. Aufseufzend ließ ich meine Hände auf ihre Schultern sinken und zog sie an mich heran. Ihre Hemdknöpfe waren kalt auf meiner nackten Haut.

Sie seufzte genießerisch in meinem Mund und legte die Arme um mich. Alles war so sanft, so zärtlich. Was hatte sie plötzlich so verwandelt? Sie schob mich weich gegen die Wand, ein Bein zwischen meinen. Selbst durch den Stoff hindurch machte mich der Reiz halb verrückt.

Ich stöhnte auf und begann, mich stärker an ihr zu reiben. Dann hielt ich inne. Das war wieder der Punkt, an dem sie mir Schmerzen zufügen würde – ich hatte mich wieder darauf eingelassen! Ich stand still.

Sie bemerkte es. Sie hörte auf mich zu küssen und trat einen Schritt zurück, um mich zu betrachten.

»Du bist verwirrt.« Sie stellte es ohne jede Betonung fest. Ich antwortete nicht. Was würde sie jetzt tun?

Sie streckte die Hand aus und streichelte mein Gesicht. Ich rührte mich nicht. Sie ließ ihre Hand sinken. Sie glitt über meine Schulter auf meinen Arm und an meiner Seite entlang bis auf meine Taille hinab. Dort blieb sie liegen. Sie verschlang mich mit ihren Blicken. Dann versenkte sie ihre Augen wieder mit hypnotischer Kraft in meine.

»Ich werde dir nicht wehtun«, betonte sie nachdrücklich. Ihre Hand schob sich zwischen Stoff und Haut. Ein Zittern lief durch meinen Körper. »Ich will dich. Ich will dich so, wie du bist. Und ich werde dich so nehmen, wie du es willst.«

Mit unerträglicher Langsamkeit arbeitete sie sich vor. Mein ganzer Körper schrie vor Verlangen.

»Ich will, dass du stöhnst, und ich will, dass du schreist. Aber nicht vor Schmerz.« Ihre Finger berührten den Ansatz meiner Haare und bewegten sich immer noch quälend langsam tiefer. Sie ließ meine Augen nicht los. Ich versteifte meine Schultern und stützte mich an der Wand ab.

Sie legte den anderen Arm um mich und hielt mich fest. Jetzt lag ihre Hand bewegungslos zwischen meinen Beinen. Ich stöhnte und stieß wild dagegen. Wie in einem Vulkan stieg die Hitze in mir hoch. Ich spürte die Nässe, die sich auf ihrer Handfläche sammelte. Erregt warf ich den Kopf hin und her.

Sie zog ihre Hand zurück. Ich stieß die angestaute Luft aus meinen Lungen aus und stöhnte. »Nicht. Du hast versprochen, mich nicht zu quälen. Bitte . . .«

Sie lachte genüsslich. »Ich habe versprochen, dir nicht wehzutun. Und das werde ich auch nicht. Das hier ist etwas anderes.« Sie strich über den Stoff zwischen meinen Beinen. Ich stöhnte wieder verlangend auf und hob mich ihr entgegen. Sie legte beide Hände auf meine Hüften. Langsam schob sie den Hosenbund tiefer. Sie ließ sich Zeit. Immer wieder fuhren ihre Hände von hinten nach vorn und zurück. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.

Als sie mich endlich ganz ausgezogen hatte, beugte sie sich vor und fuhr mit ihren Lippen auf meinen Brüsten entlang. Meine Haut stand in Flammen, wo sie sie berührt hatte. Sie näherte sich der Brustwarze. Ich wurde steif. Sie reagierte sofort.

»Ich habe es versprochen«, murmelte sie. Dann sah sie hoch. »Ich werde nichts tun, was du nicht willst.«

Ich konnte mich immer noch nicht entspannen. Die Angst saß zu tief. Sie fuhr weiter mit ihren Lippen über meine Brust. Dann nahm sie ganz zart die Brustwarze und fuhr mit ihrer Zunge darüber. Meine Empfindungen schwemmten alle Bedenken hinweg. »Ja«, stöhnte ich.

Abwechselnd strich sie mit Zunge und Händen über die steif hervorstehenden Brustwarzen. Ich war mittlerweile verrückt vor Verlangen, ich hätte sie nicht mehr von irgendetwas abhalten können, egal, was es gewesen wäre.

Ihr Gesicht war plötzlich dicht vor meinem. Sie fuhr an meinen Lippen entlang. Nur leicht – ohne zu verweilen. Ich versuchte sie festzuhalten. Sie lächelte und entzog sich mir. Ihre Hand glitt über meine Brust, an meinem Bauch entlang und zwischen meine Schenkel. S

ie strich mit zwei Fingern sanft über die Innenseiten, wanderte immer wieder von einer Seite zur anderen, streifte die Mitte. Ich wand mich nur noch in ihrem Arm. Sie strich jetzt immer deutlicher zwischen meinen Beinen hindurch und begann, mit kreisenden Bewegungen den empfindlichsten Punkt zu reizen. Ich fühlte mich ständig wie kurz vor einer Explosion. Ihr Druck wurde stärker. Ich spürte ihre Finger. Sie öffnete den Eingang.

»Nein!« Ich riss mich von ihrem Mund los.

Sofort hörte sie auf. Sie zog mich an sich. »Was ist?«

»Ich . . . ich mag das nicht.« Ich schluckte. »Du hast versprochen . . .«

Sie lachte gutmütig. »Das vergesse ich schon nicht. Du brauchst mich nicht ständig daran zu erinnern.«

»Tut mir leid. Ich bin ein bisschen empfindlich . . . in der Beziehung.«

»Empfindlich bist du allerdings, das habe ich gemerkt.« Sie wollte mich aufziehen, so schien es, doch dann wurde ihr Tonfall besorgt. »Tut es dir weh?«

Jetzt musste ich antworten. »Eigentlich . . . nein, eigentlich nicht. Ich . . . ich weiß es nicht so genau.«

»Du weißt es nicht?«

Ich blickte auf den Boden hinter ihr. »Nein«, stieß ich trotzig hervor.

Sie trat zurück und hielt mich auf Armeslänge von sich weg. So wie mein Gesicht glühte, musste ich knallrot sein. Sie legte ihren Finger unter mein Kinn und hob es hoch. »Aber ich bin nicht die erste Frau, mit der du schläfst.«

»Nein . . .« Sie sah mich aufmerksam an. Offensichtlich erwartete sie, dass mich das eher zum Reden bringen würde als jegliche direkte Befragung. »Ich meine, ich habe schon mit vielen Frauen . . ., aber nie so.« Mit trotzigem Nachdruck fügte ich hinzu: »Ich kann das eben nicht!« Ruckartig drehte ich mich zur Wand.

»Und das ist der einzige Grund?«

Die Wand schützte mich zumindest vor ihrem direkten Blick. Dennoch hatte ich das Gefühl, ihre Augen bohrten sich in meinen Rücken. »Was denn sonst noch? Reicht das nicht?«

»Du hast nie mit einem Mann –?«

Ich ließ sie nicht ausreden. »Nein, habe ich nicht!« Genauso ruckartig wie eben drehte ich mich wieder zu ihr um. »Muss ich mich jetzt dafür schämen?«

Sie blickte mich immer noch wachsam an. »Nein, natürlich nicht! Wo denkst du hin? Aber ich meinte, auch nicht gegen deinen –« Sie brach ab.

»Gegen meinen . . .? Oh –« Ich verstand. »Nein, ich bin nicht vergewaltigt worden.« Sie atmete erleichtert aus. Ich war jetzt richtig wütend. Wie konnte ausgerechnet sie so besorgt tun? »Und bis heute Abend hat das auch noch nie jemand versucht«, fauchte ich ärgerlich.

Sie wandte sich ab und atmete tief durch. Dann sah sie mich wieder an. In ihrem undurchdringlichen Gesicht zuckte kein Muskel. »Dann ist es ja gut«, sagte sie.

Ich war wie vom Donner gerührt. Sie fand, nun wäre alles gut?

Sie seufzte. »Das vorhin war . . .«, sie stockte überlegend, ». . . ein Missverständnis.« Als ob damit alles erledigt wäre, wandte sie sich mir wieder lächelnd zu. Eine fast vollzogene Vergewaltigung ein Missverständnis? Für so dumm konnte sie mich nicht halten. Tat sie auch nicht. Sie hatte das Mienenspiel auf meinem Gesicht aufmerksam verfolgt. Noch einmal seufzte sie. Es klang resigniert. »Ja, ich weiß, was du denkst.« Erklärend fuhr sie fort: »Aber die meisten Frauen wollen es so. Deshalb gehen sie mit mir mit.« Traurig sah sie mich an. »Du hast es offenbar nicht gewusst. Und ich habe gedacht . . .« Sie lachte bitter auf. »Wie gesagt: ein Missverständnis.«

Mittlerweile war ich mehr als verwirrt. »Was – nicht gewusst?« Irgendwo in diesem Chaos musste doch ein Haken sein, an dem ich mich wieder aus dem Sumpf ziehen konnte!

Sie drehte sich voll zu mir um und stützte breitbeinig eine Hand in die Hüfte. »Ich bin eine Nutte, Schätzchen.«

Ich war geschockt. Das war sicher ein Effekt, den sie hatte erreichen wollen. Aber den anderen, dass ich mich abgestoßen fühlen sollte, erreichte sie nicht.

Sie stand ein paar Schritte von mir entfernt und sah zum Fenster hinaus auf die Lichtreklame, die sich blinkend an- und abschaltete. Sie sprach in die irisierende Dunkelheit hinein. »Du kannst jetzt ruhig gehen. Ich werde dich nicht festhalten.« Ihr Rücken war gerade wie ein Brett.

Ich machte einen Schritt auf meine Kleider zu. Doch dann blieb ich stehen. Ich wollte nicht gehen, das war mir deutlich klar. Aber was wollte ich hier noch? Sie war eine Nutte, sie hatte erwartet, dass ich sie für eine ›Dienstleistung‹ bezahlen würde, von der ich nichts geahnt hatte.

Sie hatte sich meinen Wünschen angepasst, als sie merkte, dass ich etwas anderes wollte – wie jede gute Dienstleistung sich nach den Wünschen des Kunden richtet oder in diesem Fall der Kundin. Der Kundin? Ich sah mich selbst plötzlich in einem äußerst befremdlichen Licht.

Sie drehte sich um. Kalt abschätzend blickte sie mich an. »Soll ich rausgehen?« Ihre Stimme klang wie Eis.

Deutlich wurde ich mir plötzlich meiner Nacktheit bewusst. Ich griff etwas verlegen nach meinem Hemd und streifte es über. »Nein, das wäre doch lächerlich.«

Sie zuckte die Schultern. »Die meisten Frauen wollen hinterher allein sein. Mir ist es egal.« Diese Eisstimme hatte etwas Herzerweichendes. Ein Widerspruch in sich, aber ich empfand es so.

Ich knöpfte mein Hemd zu und beobachtete sie. Sie hatte die Arme verschränkt, stand breitbeinig da, eine uneinnehmbare Festung. Ich ging auf sie zu. Sie folgte jeder meiner Bewegungen mit den Augen, aber sie rührte sich nicht. Ich blieb vor ihr stehen und blickte zu ihr hoch. Mein Gott, sie war mindestens einsfünfundachtzig! »Ich möchte nicht allein sein, und ich möchte nicht gehen.« Ich sah sie unverwandt an.

Spöttisch verzog sie die Mundwinkel und schaute auf mich hinab. »Ah – die Dame ist auf den Geschmack gekommen!« Sie lachte. Es klang todtraurig. Sie beugte sich ein wenig vor. »Bis eben wusstest du es nicht, und du warst irritiert. Jetzt weißt du es, und schon –« Sie schnippte mit den Fingerspitzen. »Es reizt dich, nicht wahr? Bis jetzt war es nur ein etwas exotisches Abenteuer. Etwas abseits des Gewohnten, habe ich recht? Aber nun – was für eine Gelegenheit! Wie ist es wohl, mit einer Frau zu schlafen, die es für Geld macht? Das willst du doch jetzt wissen, oder? Warum solltest du es auch nicht ausprobieren – wo wir schon einmal hier sind?« Sie drehte sich von mir weg und knöpfte ihre Manschetten auf. Über die Schulter fügte sie hinzu: »Ich hoffe, du hast dein Scheckbuch dabei. Ich bin ziemlich teuer.«

Mit einem Ruck zog sie ihr Hemd aus und warf es auf einen Stuhl. Ich sah ihren angespannten Rücken und hörte das Ratschen des Reißverschlusses. Mit einem kurzen Schütteln warf sie die Stiefel von den Füßen, und die Hose flog dem Hemd hinterher. Jetzt war sie nackt. Mit einer knappen Bewegung drehte sie sich um und hob kurz die Arme. »Bitte, ich stehe zu deiner Verfügung.«

Endlich hatte ich wieder Gelegenheit, sie in Ruhe zu betrachten und erneut festzustellen, was mir schon bei ihrem ersten Anblick aufgefallen war: Sie war unbeschreiblich schön. Ich ging auf sie zu und berührte sie. Ihre Haut verbreitete die Kälte einer Marmorstatue. »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde es nicht tun. Ich werde dich nicht wie eine Nutte behandeln, nur damit du mich leichter loswerden kannst.« Ich ging rückwärts.

»Aber Schätzchen.« Sie hob die Augenbrauen, als ob sie ihrer Verwunderung darüber Ausdruck geben wollte, dass ich offenbar die Regeln nicht kannte. »Du bezahlst mich doch. Und ich bin eine Nutte. – Komm . . .« Sie hatte ein professionelles Lächeln aufgesetzt und kam auf mich zu. Sie griff mit einer Hand hinter mein Ohr und streichelte mit dem Daumen die empfindliche Stelle hinter dem Ohrläppchen. Ich schloss die Augen. »Na siehst du«, gurrte sie.

Ich wollte es vergessen. Ich wollte mich dem Gefühl ihrer streichelnden Hand hingeben. Aber ich konnte nicht. Ich schlug die Augen auf. Sie lächelte immer noch professionell. »Was möchtest du gern? Du kannst es mir ruhig sagen, auch wenn es ungewöhnlich ist. Ich erfülle alle deine Wünsche. Du brauchst keine Hemmungen zu haben.«

Sie spulte es ab wie einen Vorspann im Kino. Auf einmal lächelte sie wissend. Sie stellte die streichelnde Bewegung hinter meinem Ohr ein, fuhr mit ihren Händen abwärts und ließ sie auf meinem Po liegen. Dann kniete sie sich hin.

Erst jetzt begriff ich, was sie vorhatte. Ich war zu sehr mit ihrer Show und meinen Empfindungen beschäftigt gewesen. Ich stieß ihren Kopf weg. »Hör auf damit!«

Sie wischte ihr Lächeln weg, stand mit gleichgültigem Gesichtsausdruck auf und sah mich kalt an. »Meinetwegen. Es ist ja dein Geld. Wenn du willst, kannst du mich dafür auch beschimpfen.«

Noch nie war ich mit einer Frau in einer derart intimen Situation gewesen, die so schnell umschalten konnte. Sie verunsicherte mich. Ich wollte wissen, was sie wirklich empfand. Es machte mich wütend, dass sie mir die Kontrolle in dieser Weise entzog. Und meinen Ärger hatte ich noch nie verbergen können. Ich funkelte sie wohl ziemlich an.

Prompt schaltete sie wieder ihr Lächeln ein und versuchte, mich zu beschwichtigen. »Es gibt doch bestimmt Dinge, die du dich noch nie getraut hast, von einer Frau zu verlangen.« Sie legte erneut ihre Hand hinter mein Ohr. Es wäre eine wundervoll zärtliche Geste gewesen, wenn sie sie nicht so mechanisch ausgeführt hätte.

Dennoch genoss ich den Augenblick der Ruhe. Sie beugte sich herunter und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich wollte es für einen Moment glauben, wollte mir einbilden, sie sähe in mir die Frau, die Geliebte – und nicht nur die Kundin, die Geldgeberin.

Während sie mich sehr sorgfältig küsste – ja, das war der richtige Ausdruck: sorgfältig! Sie vergaß nichts, was notwendig war! – fuhr ihre rechte Hand an meinem Körper hinab. Ihre linke glitt unter mein Hemd und spielte mit meiner Brustwarze, bis sie steif wurde. Es war ein so automatischer Ablauf, dass mir fast schlecht davon wurde. Schon tausendmal musste sie das genauso gemacht haben!

Ich wollte sie wegdrängen, aber meine Hände landeten genau auf ihren Brüsten. Sie waren wunderbar weich. Die samtige Haut wölbte sich meinen Fingern entgegen. Ich begann, sie zu streicheln. Augenblicklich begann sie zu stöhnen und drängte sich mir entgegen. Einen Moment war ich überrascht, dann fiel mir ein, was sie da machte. Bedauernd, die samtige Weichheit ihrer Brüste aufgeben zu müssen, schob ich sie von mir weg. Sie sah mich mit klaren Augen an. Keine Spur von Erregung.

»Hat es dir nicht gefallen?«, fragte sie berufsmäßig interessiert. Ich versuchte, ihren Blick festzuhalten, aber sie wich mir aus. Sie blickte über meine Schulter hinweg. »Tut mir leid. Ich brauche etwas Zeit, um mich auf dich einzustellen. Die meisten meiner Kundinnen sind in ihren Ansprüchen nicht so . . . exzentrisch.«

Ich musste gegen meinen Willen lächeln. Ihre Hilflosigkeit nahm mich mehr für sie ein als die Selbstsicherheit, die sie bislang zur Schau getragen hatte. Ich sah sie mit liebevoller Zuneigung an. »Du bist wunderschön.«

Etwas flackerte in ihren Augen auf, dann verschloss sich ihr Gesicht wieder. Sie fragte kühl: »Und warum willst du mich dann nicht? Du bezahlst doch dafür. Die anderen – Sag mir, was ich tun soll. Oder wenn ich nichts tun soll . . .« Sie breitete in einer Geste der Ratlosigkeit die Hände aus.

Ein Gedanke schlich sich in meinen Kopf. Ich wollte mich auf ihr Spiel keinesfalls einlassen. Aber wenn sie mir gehorchte . . . Sie sah mich immer noch kühl abwartend an.

»Leg dich hin«, befahl ich mit so viel Autorität, wie ich aufbringen konnte.

Ein kurzes Erstaunen blitzte in ihren Zügen auf und verschwand sofort wieder. Sie drehte sich um und machte einen Schritt. Dann blieb sie stehen. »Wo?«, fragte sie tonlos in die Luft hinein. Ich sah ihren steifen Rücken noch gerader werden.

»Aufs Bett«, entschied ich.

Sie setzte sich in Bewegung. Anmutig schritt sie zum Bett. Als sie sich hingelegt hatte, streckte sie mir die Arme entgegen. »Komm«, sagte sie. Offenbar hatte sie sich entschlossen, auf den professionellen Gesichtsausdruck zu verzichten. Sie blickte ernst und bewusst gleichgültig.

Ich trat neben das Bett. »Nicht so«, widersprach ich. »Dreh dich um.« Sie zögerte. Ich wartete ab. Dann drehte sie sich langsam mit einem merkwürdigen Seitenblick auf mich auf den Bauch. Ich betrachtete die sanft geschwungene Linie ihres Rückens. Sie war wirklich eine wunderschöne Frau. Was konnte sie bewogen haben . . .? Ach, das war eine dumme Überlegung. Sie würde schon ihre Gründe haben. Mir kribbelten die Finger vor Verlangen, sie zu berühren, aber ich fuhr nur in der Luft die Linie ihres Körpers nach. Ich beugte mich über sie und küsste sie zwischen die Schulterblätter. Sie zuckte zusammen. »Wag nicht zu stöhnen«, warnte ich. »Die Show hatten wir schon.«

»Die anderen mögen es nun mal«, entgegnete sie achselzuckend mit ihrer kühlen, gleichgültigen Stimme.

»Ich aber nicht. Also lass es sein.«

Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ich hätte schwören können, dass sie lächelte. »Wie ich schon sagte, du bist eben etwas . . . exzentrisch.«

Ich küsste sie noch einmal zwischen die Schulterblätter und merkte, wie sie sich verkrampfte. Sie versuchte, das Zucken zu unterdrücken. Ich lächelte. Das war doch schon mal kein schlechter Anfang. Ich begann, ihren ganzen Körper mit Küssen zu bedecken. Langsam und zärtlich wanderte ich von ihrem Nacken zu ihren Schultern, dann zu ihren Armen und wieder zurück zu den Schulterblättern.

Mein Mund glitt an ihren Rippenbögen entlang und verweilte einige Zeit in der Kuhle oberhalb des Pos. Obwohl mich diese Beschäftigung voll in Anspruch nahm, versuchte ich sie gleichzeitig zu beobachten. Anfangs lagen ihre Hände neben ihrem Kopf. Sie schien ruhig und entspannt zu sein.

Nach den ersten Küssen bekam sie eine Gänsehaut. Ihre Hände begannen, sich in das Kopfkissen zu verkrampfen. Immer stärker und weißer traten ihre Fingerknöchel hervor. Als ich am unteren Teil ihres Rückens angekommen war, perlten überall feine Schweißtröpfchen aus ihrer Haut und schimmerten glitzernd wie feiner Regen. Sie atmete heftig, aber unterdrückt in das Kissen hinein.

Noch einmal fuhr ich mit meinen Fingern ganz leicht den Weg von ihrem Nacken zu ihrem Po nach. Sie zuckte jetzt an vielen Stellen zusammen. Ihr Atem wurde heftiger. Sie bekam im Kissen nicht mehr genug Luft, hob den Kopf und drehte ihn zur Seite. Keuchend zog sie die Luft ein.

Obwohl ich ihre Reaktionen für echt hielt, ritt mich auf einmal der Teufel. Vielleicht griff die Eigendynamik dieses Spiels, das ich so noch nie gespielt hatte, in mein Denkzentrum ein und setzte meine üblicherweise sehr wachen Kontrollmechanismen außer Kraft. Jedenfalls dachte ich mir nichts dabei. Gegen besseres Wissen rügte ich sie, »Spiel mir nichts vor – ich habe dich gewarnt!« Es sollte nur ein Scherz sein. Ich war der festen Überzeugung, sie müsse das bemerkt haben, aber sie erstarrte sofort. Sie keuchte noch immer. Nach ein paar Atemzügen fing sie an zu zittern. Ihre Hände schoben sich langsam über ihren Kopf.

»Bitte nicht«, flüsterte sie tonlos. Ihre Stimme war rau vor Angst.

Was war los? Ich strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie zuckte hoch wie unter einem Peitschenhieb und presste ihre Hände noch fester um ihren Kopf. »Nicht«, flüsterte sie heiser, fast unhörbar. »Nicht schlagen, bitte.« Sie wimmerte leise vor sich hin.

Für einen Moment war ich wie betäubt. Diese große, starke Frau, vor der ich solche Angst gehabt hatte! Dann hatte ich den Schock überwunden. Ich packte sie an den Schultern. Sie schrie angstvoll auf. Ich schüttelte sie heftig. »Nie – hörst du? Niemals! Niemals würde ich dich schlagen! Sieh mich doch an, bitte –«

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