Vermögensverwaltung 2.0: Das 1x1 der Robo-Advisors

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Man könnte jetzt meinen: Je größer die Anzahl der hinterlegten Portfolios ist, desto genauer können die Anbieter das Portfolio auf den Anleger bzw. Kunden abstimmen. Das muss aber nicht zwingend besser als eine einfache Lösung mit wenigen Portfolios sein. Es ist wie bei den Schuhherstellern: Es gibt große Marken, die nur ganzzahlige Schuhgrößen (wie 40, 41, …) anbieten, andere bieten auch halbe Größen (wie 40,5, 41, 41,5 …) an und wiederum andere sogar drittel Größen (wie 40 1/3; 40 2/3; 41 …). Welcher Schuh Ihnen am besten passt, hängt vom Schnitt des Schuhs ab und nicht von der Anzahl der Schuhgrößen.

Vielleicht rümpft der eine oder andere von Ihnen jetzt die Nase, weil die Robo-Advisors Musterportfolios einsetzen. Hier ist jetzt eine neue Art des Denkens gefragt. Wie wir später noch sehen werden, kaufen die Robo-Advisor diese Musterportfolios nach und packen die enthaltenen Wertpapiere in ein Depot, das dem Anleger gehört. Somit verwaltet der Robo-Advisor strenggenommen nur das Musterportfolio und überträgt die Änderungen auf die Depots der Kunden, welche das gleiche Musterportfolio gewählt haben. So können die Robo-Advisors ihre Dienste deutlich günstiger anbieten als herkömmliche Vermögensverwalter.

Um die Kosten noch weiter zu drücken, werden die Musterportfolios mit ETFs (s. S. here ff.) bestückt. Dabei bilden die ETFs Aktienlisten nach, sogenannte Indizes wie den DAX, S&P 500 oder den Weltaktienindex MSCI World. Somit ermöglichen ETFs dem Robo-Advisor, mit einem Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte zu investieren, also eine breit diversifizierte Anlage. Mit einem ETF erzielt der Robo-Advisor genau so viel Rendite wie die breite Masse der Aktieninvestoren, d. h. wie der Index, den der ETF abbildet. ETFs können – wie eine Aktie – jederzeit an der Börse gehandelt werden. Da das Prinzip der ETF sehr einfach ist, braucht es keine teure Fondsverwaltung. Deshalb fallen nur geringe Gebühren für die Verwaltung von ca. 0,3 % p.a. (per annum, pro Jahr) an, wobei die günstigsten ETFs schon ab 0,03 % p.a. zu haben sind. Diese Fondskosten (Verwaltungsgebühr) werden nach der Ermittlung vom Fondsanbieter direkt aus dem Fondsvermögen des ETFs entnommen.

Es ist wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen, dass ein Robo-Advisor kein autonom handelnder Roboter ist. Er ist lediglich ein webbasiertes Beratungsinstrument. Hinter jedem Robo-Advisor stehen Menschen aus Fleisch und Blut, welche z. B. die Musterportfolios entwerfen. Ebenfalls ist der Algorithmus, nach dem ein Robo-Advisor handelt, von Menschenhand programmiert.

Leonardo da Vinci sagte einmal: „Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.“ Also lassen Sie uns die Zeit nutzen und den nächsten Schritt tun. Jetzt ist nämlich der Zeitpunkt gekommen, an dem der Robo-Advisor dem Kunden den Anlagevorschlag bzw. die -strategie mitteilt – natürlich in einer entsprechend aufbereiteten Form. Dazu dienen eine Allokations-Grafik, Simulationen einer erwarteten zukünftigen Wertentwicklung usw. Der Anlagevorschlag enthält aber noch mehr, nämlich eine strategische Asset-Allokation, d. h. eine geeignete Auswahl an Anlageklassen (z. B. Aktien oder Anleihen) und deren Gewichtung zueinander, mit denen der Anleger seine Ziele erreichen kann. Dies bleibt aber nicht auf einer theoretischen Stufe stehen, also z. B. „Investiere 50 % deines Anlagekapitals in Renten, 30 % in Immobilien und 20 % in Aktien“. Nein! Der Robo-Advisor geht noch ein Stückchen weiter7. Er empfiehlt auch gleich die passenden Produkte, also ETF XY, mit denen sein Vorschlag umgesetzt werden kann.

Die meisten Robo-Advisor-Anbieter setzen bei ihrer Produktauswahl bewusst nur auf ETFs, um die einzelnen Anlageklassen möglichst risikodiversifiziert abzubilden und die Fondskosten niedrig zu halten, sodass sie trotz ihrer zusätzlichen Vergütungsgebühr noch relativ günstig sind. Natürlich haben die Robo-Advisors deutlich höhere Kosten als ein reines ETF-Portfolio, aber meistens sind sie deutlich günstiger als die klassische Vermögensverwaltung durch eine Bank bzw. aktiv gemanagte Fonds.

Der Anleger sollte den Anlagevorschlag und dessen Umsetzung mit einem Portfolio bestehend aus ETFs oder Fonds genaustens studieren. Das ist ein weiterer Grund, warum Anleger ein gewisses Grundwissen mitbringen sollten, wenn sie Robo-Advisors nutzen. Denn sie sollten den Anlagevorschlag wirklich verstehen können. Viele Robo-Advisors bieten dem Anleger im Rahmen der grafischen Simulation des Anlagevorschlages die Möglichkeit, verschiedene Punkte individuell zu kalibrieren. So kann sich der Anleger beispielsweise für mehr oder weniger Risiko entscheiden, d.h. weitere Anlageklassen (z. B. Aktien, Renten, Rohstoffe usw.) hinzunehmen oder abwählen. Oder er kann die Gewichtung der Anlageklassen zueinander ändern und Anlageinstrumente – also bestimmte ETFs – nach eigenem Geschmack austauschen, um die für ihn optimale Aufstellung zu finden. Der Robo-Advisor unterstützt den Anleger in dieser Findungsphase. So können die Anleger mit nutzerfreundlichen Vergleichstools verschiedene Szenarien durchspielen und mögliche Auswirkungen der Veränderung der Depotzusammensetzung in Echtzeit simulieren. Wie Architekten mittels Software einen Hausbau simulieren und das Aussehen des Hauses in jedem Stadium darstellen können, können sich die Anleger über die Online-Applikation realistisch über die künftigen Folgen ihres Tuns ins Bild setzen. Ebenfalls leuchten Warnhinweise auf, wenn die neue Zusammenstellung nicht mehr dem eingangs ermittelten Anlegerprofil entspricht, und erst nach expliziter Genehmigung des Anlegers ordnet der Robo-Advisor dem Anleger das für den angepassten Anlagevorschlag notwendige neue Risikoprofil zu.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass sich der Kunde visuell mit den Unterschieden zwischen verschiedenen Anlagevorschlägen auseinandersetzen muss und so seine individuellen Präferenzen finden kann. Der Anleger darf aber niemals das Risiko aus den Augen verlieren. Dies geschieht leicht, weil er am Computerbildschirm nur eine Simulation vor Augen hat. Diese kann einen starken Kursrutsch nicht vorhersehen und so unter Umständen den Anleger dazu verleiten, mehr Risiko einzugehen als er gemäß seines Anlagezieles oder -horizontes aushalten kann.

Natürlich ist es für den Kunden bei automatisierten Robo-Advisors schwierig, Verständnisprobleme zum Anlagevorschlag zu äußern und Nachfragen zu stellen. Um dieses Problem etwas zu entschärfen, bieten viele Robo-Advisors eine „persönliche Beratung“ über Video-Chat oder Telefon an. Hat der Anleger sein Portfolio nach seinen Wünschen und im Rahmen seines Risikoprofils ermittelt, muss er nur noch den Kauf-Button drücken und der Robo-Advisor übernimmt fortan die Verwaltung seines Vermögens. Der Anleger erteilt dem Robo-Advisor damit das Mandat, die vom ihm ausgewählte Anlagestrategie für ihn umzusetzen. Der Anleger muss allerdings noch eine „Hürde“ überwinden, bevor er sich zurücklehnen und den Robo-Advisor für sich arbeiten lassen kann. Diese „Hürde“, welche der Robo-Advisor dem Kunden nicht abnehmen kann, ist die Eröffnung eines Depots und Verrechnungskonto (oder Depotverrechnungskonto genannt)8 bei der jeweiligen Partnerbank. Wie bei jeder Kontoeröffnung ist hierzu eine Identifizierung via Postident-Verfahren oder Videochat nötig. Robo-Advisors stellen in der Regel alle Unterlagen, die dafür erforderlich sind, im Zuge der Anmeldung online. Außerdem muss der Anleger ein Referenzkonto9 festlegen. Das ist meist das Girokonto.


Abb. 2: Geldfluss zwischen Robo-Advisor und Anleger

Zur weiteren Sicherheit wird das Depot bei der Partnerbank des Robo-Advisor-Anbieters geführt. Das Geld liegt also nicht bei „irgendeinem“, vielleicht noch unbekannten Robo-Advisor-Anbieter, sondern bei einer deutschen, lizenzierten Bank. Der Robo-Advisor-Anbieter hat zudem auch zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf das Geld des Kunden, d. h. der Robo-Advisor kann der Bank nur Anweisungen geben, um Umschichtungen des Depots durchzuführen. Denn nur die Bank ist berechtigt, Käufe und Verkäufe im Depot des Anlegers vorzunehmen – natürlich auf Weisung des Robo-Advisors. Alle daraus resultierenden Verkaufserlöse werden auf das Verrechnungskonto eingezahlt. Prinzipiell gehen alle Verkaufserlöse des Portfolios und Einzahlungen des Anlegers zunächst auf das Verrechnungskonto10. Auf diesem Konto „wartet“ das Geld so lange, bis der Robo-Advisor es investiert oder der Kunde eine Auszahlung auf sein Referenzkonto veranlasst. Auszahlungen vom Verrechnungskonto gehen ausschließlich auf das Referenzkonto des Anlegers.

Im Normalfall liegt immer etwas Geld auf dem Verrechnungskonto, welches vom Robo-Advisor gerade nicht investiert wurde. Denn nur in den seltensten Fällen ist ein Anleger voll investiert. Ein gewisser Prozentsatz an Liquidität hält der Robo-Advisor meistens vor, um z. B. Chancen am Finanzmarkt kurzfristig ergreifen zu können, oder als Sicherheitspuffer bei einem schwachen Börsenumfeld. Darum ist es wichtig, dass das auf dem Verrechnungskonto liegende Geld geschützt ist. Bei Banken in Deutschland oder der EU beträgt die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 € pro Kunde. Somit ist die Sicherheit des Verrechnungskontos gewährleistet.

Ist dieser Schritt erledigt, d. h. sind Verrechnungs-, Referenzkonto und Depot eröffnet, wird der Kunde aufgefordert, den vereinbarten Betrag auf das Verrechnungskonto zu überweisen. Anschließend wird der Anlagebetrag in das entsprechende Portfolio investiert.

 

Immanuel Kant stellte trefflich fest: „Es gibt nur eine Ausflucht vor der Arbeit: andere für sich arbeiten zu lassen.“ Genau das passiert jetzt: Der Robo-Advisor arbeitet für den Kunden. Er überprüft regelmäßig das Depot – gibt es deutliche Wertänderungen bei den einzelnen Positionen, muss er handeln. Denn wenn einzelne Anlagen im Depot über Gebühr an Wert gewinnen oder verlieren, ändert sich der ursprüngliche Chance-Risiko-Mix im Portfolio des Anlegers. Dies balanciert der Robo-Advisor aus, indem er Gewinner-Anlagen verkauft und dafür Verlierer zukauft. Dieses Vorgehen nennt sich Rebalancing (s. S. here ff.). Ob und wie oft das Portfolio umgeschichtet wird, unterscheidet sich von Robo-Advisor zu Robo-Advisor und ist natürlich auch von der gewählten Strategie oder Risikobereitschaft des Anlegers abhängig. Beispielsweise setzt der Robo-Advisor von Scalable Capital auf ein dynamisches Risikomanagement auf Grundlage bestimmter Risikokennziffern. Hieraus ergeben sich recht häufige Änderungen im Depot und schwankende Aktienquoten. Dagegen verfolgt der Robo-Advisor von Truevest (vom Vermögensverwalter Patriarch) einen anderen Ansatz. Hier liegt das Risiko-/Strategiemanagement in der Hand von menschlichen Vermögensberatern. Der Robo-Advisor ermittelt lediglich den idealen Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf auf Grundlage charttechnischer Signale. Da Mensch und Roboter hier Hand in Hand arbeiten, spricht man von einen Hybrid-Modell. Wiederum andere Robo-Advisor führen das Rebalancing schlicht zu bestimmten Stichtagen durch, d. h. entweder monatlich, quartalsweise oder jährlich. Sie orientieren sich dabei an der Vorgehensweise der großen Indexanbieter, die ihre Indizes auch nur zu bestimmten Stichtagen anpassen.

In allen Phasen des Anlageprozesses ermöglichen die Robo-Advisors den Kunden ihre Depots über Smartphone-Apps und Internetseiten im Auge zu behalten. Die Anleger können ihre Portfolios jederzeit anpassen und ihre Präferenzen oder das Sparvolumen flexibel ändern. Natürlich können sie auch jederzeit ihre Depots verkaufen.

Holz hacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht“, stellte Albert Einstein fest. So ähnlich ist der Erfolg der Robo-Advisors zu erklären. Schon nach knapp zehn bis zwanzig Minuten hält man einen Anlagevorschlag in der Hand. Zudem ist es den Robo-Advisors tatsächlich gelungen, den Prozess der Vermögensverwaltung vom Anlagegespräch, Geeignetheitsprüfung, Anlagestrategie sowie deren Umsetzung digital abzubilden. Sie entspricht im Großen und Ganzen der Vermögensverwaltung, die „menschliche“ Vermögensverwalter anbieten. Genauso wie zwischen „menschlichem“ Vermögensverwalter und Kunden muss natürlich auch die Chemie zwischen Robo-Advisor und Kunden stimmen. Sollten Sie sich mit dem Robo-Advisor wohlfühlen, weil Ihnen die Webseite oder die Bedienung gut gefällt, steht einer vertrauensvollen Zusammenarbeit nichts im Weg. Von einer Kleinigkeit abgesehen – der Mindestanlage.

2.3 Sesam öffne dich! – Mindestanlage und Sparplan mit Robo-Advisors

Charles Dickens stellte pointiert fest: „Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.“ So ähnlich ist es bei der Mindestanlagesumme (oder Mindestanlage) mit Robo-Advisors. Man kann schon mit wenig Geld starten! Die Mindestanlagesumme ist derjenige Betrag, den ein Anleger mindestens anlegen muss, um sich der Dienste eines Robo-Advisors bedienen zu können. Wie die folgende Tabelle zeigt, variiert die Mindestanlage bei den einzelnen Robo-Advisors sehr stark. Während einige weder Mindestanlagebeträge noch Mindestsparbeiträge verlangen, ist der Einstieg bei anderen Anbietern erst ab 100.000 € möglich.

Tabelle 1: Mindestanlagesumme und Sparplan mit Robo-Advisors


Anbieter Mindestanlage Sparplan
growney 500 € ab 25 €
VisualVest 0 € mit Sparplan 500 € ohne Sparplan ab 25 €
fintego 0 € mit Sparplan 2500 € ohne Sparplan ab 50 €
Scalable Capital Einmalanlage ab 10.000 € ab 50 €
quirion Einmalanlage ab 1.000 € ab 100 €
Liqid 100.000 € keiner
WeltInvest Einmalanlage 50 € ab 50 €

(Stand 11.01.2021)

Aus der Tabelle erkennt man, dass die hohen Mindestanlagesummen für den einen oder anderen Anleger, der in Robo-Advisors investieren möchte, abschreckend wirken können, da man bei Liqid 100.000 € und bei Scalable Capital immer noch 10.000 € anlegen muss. Im Mittelfeld liegen die Robo-Advisors von Ginmon und VisualVest mit 1000 € bzw. 500 € Mindestanlagesumme. Dies sind schon anlegerfreundlichere Größen für diejenigen, die in die Welt der Robo-Advisors reinschnuppern möchten. Wem das noch zu viel ist, sollte einen Blick auf den Robo-Advisor von WeltInvest werfen, da er nur eine Mindestanlagesumme von 50 € hat. So kann man bei anfänglicher Skepsis gegenüber Robo-Advisors zunächst mit wenig Geld ohne viel Risiko testen und so vielleicht seine Scheu ablegen. Bei einigen Anbietern – wie z. B. quirion – darf die Mindestanlage bei Auszahlungen nicht unterschritten werden. Das Anlagevermögen darf bei quirion den Wert von 10.000 € nicht unterschreiten11. Für Auszahlungen gilt bei quirion ein Mindestbetrag von 2.000 €. Hat das Depot des Anlegers z. B. einen Wert von 11.000 € und er benötigt für eine unvorhergesehene Autoreparatur 2.000 €, müsste er das gesamte Depot kündigen und die Anlage komplett auflösen, da durch eine Auszahlung des benötigten Betrags das Depot unter die Mindestanlage fallen würde (Stand: Mai 2019).12 Allerdings ist die Höhe der Mindestanlage nicht in Stein gemeißelt. Sie kann in Rahmen von Aktionen gesenkt werden. So hat quirion im Oktober 2019 die Mindestanlagesumme im Rahmen einer Aktion von 10.000 € auf 1.000 € gesenkt.

Außerdem wird durch neue, auf den Markt kommende Robo-Advisor, wie Evergreen im Jahr 2020, Druck auf die übrigen Robo-Advisors ausgeübt. So bietet Evergreen eine Investition bereits ab einem Euro einmalig oder im Sparplan an. Ebenso wird durch die neuen Robo-Advisor auch Druck auf die Höhe der Gebühren ausgeübt. So betragen bei Evergreen die Depot-, Service- und Transaktionskosten 0,0 % im Jahr. Die Fondskosten (Kosten für die verwendeten Fonds) belaufen sich auf 0,59 % pro Jahr.

Wer den Robo-Advisors mit ihren teils hohen Mindestanlagesummen ein Schnippchen schlagen möchte und mit wenig Geld einsteigen möchte, der kann auf Sparpläne zurückgreifen. Denn Robo-Advisors bieten ihre Dienste oft schon für geringe Monatsraten an. Bei einigen Robo-Advisors kann man schon mit einer monatlichen Sparrate von einem Euro anfangen. Andere beginnen bei 50 € im Monat. Meistens sind die Beträge über die Mindestsparrate frei wählbar. Auf diese Weise eignet sich die Geldanlage in Robo-Advisors sowohl, um bestimmte Sparziele zu erreichen, als auch zum langfristigen Vermögensaufbau, beispielsweise zur Altersvorsorge.

Warren Buffett stellte fest. „Es ist nicht notwendig, außergewöhnliche Dinge zu tun, um außergewöhnliche Resultate zu erzielen.“ So ist es auch mit Sparplänen. Beispielsweise schaffte es quirion gegen Ende Februar 2019, viermal so viele Sparpläne zu verkaufen wie noch im Juli 2018. Deshalb wurde die Mindestsparrate von 50 € auf nur noch 30 € im Monat gesenkt, um noch mehr Sparer anzulocken. Bei solchen Erfolgsmeldungen lohnt sich ein näherer Blick auf die Robo-Advisor-Sparpläne, weil sie für viele Robo-Advisors immer mehr zu einer tragenden Säule des Geschäftes werden. Wie funktionieren also Sparpläne?

Im Allgemeinen ermöglichen Sparpläne den Anlegern auch mit geringen Anlagesummen z. B. Fonds oder Aktien zu erwerben. Dazu bündelt die Depotbank die Kundengelder, erwirbt eine entsprechende Anzahl an Anteilen und teilt diese auf die Depots der Kunden auf. So können auch Bruchteile von Aktien oder Fonds erworben werden, was bei festen Sparraten in der Regel notwendig ist. Da Sparpläne von mehreren Kunden zusammengefasst werden, gibt es häufig einen oder zwei Ausführungstage im Monat. Auch bei Robo-Advisors gibt es meistens nur einen Ausführungstag. Die Sparsumme wird üblicherweise automatisch per Lastschrift vom Referenzkonto des Kunden abgebucht. Im Gegensatz zum Sparplan bei einer herkömmlichen Bank investiert der Anleger damit allerdings nicht nur in einen einzelnen Fonds, sondern seine Sparrate wird wie im Musterportfolio vorgesehen auf die unterschiedlichen ETFs verteilt. Manche Robo-Advisors führen mit Sparraten zudem bereits notwendige Umschichtungen durch und verringern so die Gebühren, die sonst durch das Rebalancing anfallen können.

Leider bieten nicht alle Robo-Advisors die Möglichkeit, einen Sparplan zu nutzen. Bei manchen, wie z. B. Liqid, ist diese Option überhaupt nicht vorgesehen. Andere wiederum gestatten Sparpläne nur als Ergänzung zur Einzahlung eines Festbetrags in vier- bis fünfstelliger Höhe, wie z. B. Ginmon. Es gibt jedoch auch einige Robo-Advisors, wie growney, die ihren Kunden die vollkommene Kontrolle darüber überlassen, wann sie welchen Betrag anlegen möchten. Häufig fordern solche Robo-Advisors eine Sparrate ab einem Euro monatlich. Außerdem sind bei den meisten Robo-Advisors die Sparpläne jederzeit mit wenigen Klicks zu ändern. Die geänderte Sparrate wird dann zur nächsten Sparplanausführung berücksichtigt. Falls es einmal finanziell knapp wird, kann der Anleger einfach die monatliche Sparrate pausieren. Erfreulich ist, dass ein Sparplan bei einem Robo-Advisor üblicherweise keine zusätzlichen Kosten verursacht (s. S. here ff.).

Man könnte jetzt einwerfen: Lohnen sich geringe Beträge im Rahmen eines Sparplans überhaupt? Natürlich, weil bei der Geldanlage der Zinseszinseffekt gerade bei langfristigen Anlagen zu einem großen Wachstum führen kann. Welche Bedeutung der Zinseszinseffekt hat, zeigt sich daran, dass Albert Einstein ihn einst als das achte Weltwunder bezeichnete. Denn er verhilft selbst bei kleinen investierten Beträgen über einen längeren Zeitraum zu großen Erfolgen. Dies zeigt u.a. die Legende vom Reiskorn. Schon den alten Persern war der Zinseszinseffektes bekannt. So forderte der König seine Untertanen auf, ihm die Langeweile zu vertreiben. Wer es schaffte, sollte eine fürstliche Belohnung erhalten. Ein Höfling kam auf die Idee dem König das Schachspiel beizubringen. Der König war begeistert und wollte den Höfling belohnen. Zur Verblüffung des Königs sagte dieser: „Ich möchte nichts weiter als Reiskörner. Füllt einfach das Schachbrett mit Reis auf. Legt ein Reiskorn auf das erste Feld und dann auf jedes weitere Feld jeweils die doppelte Anzahl an Reiskörnern.“ Der König lächelte über den bescheidenen Wunsch seines Höflings und sagte sogleich die Belohnung zu. Er dachte, dass er nur ein kleines Säckchen voller Reis als Belohnung auszahlen müsste. Doch schnell musste er erkennen, dass er dank der 64-maligen Verdopplung (auf einem Schachbrett gibt es 64 Felder) mehr Reis brauchte, als auf der ganzen Erde wuchs, um die Forderung zu erfüllen.

Kehren wir von diesem abstrakten Beispiel zurück zur Anlagepraxis. Nehmen wir mal an, ein Anleger würde 20 Jahre lang 50 € monatlich in einen Robo-Advisor investieren, er zahlt also über 20 Jahre insgesamt 12.000 € ein. Die Robo-Advisors legen das Geld breit gestreut nach wissenschaftlichen Erkenntnissen an. Deswegen darf man eine durchschnittliche Rendite von 4 bis 7 % pro Jahr erwarten, wie die Vergangenheit zeigt. Bei einer durchschnittlichen Rendite von 5 % könnte der Anleger einen Wertzuwachs von 8.377 € verzeichnen und hätte somit nach 20 Jahren 20.377 €. Diese Annahme gilt natürlich nur, wenn er die Erträge während der Ansparphase immer wieder reinvestiert. Gerade deswegen ist es besonders wichtig, z. B. bei der Altersvorsorge früh zu beginnen. Dann reichen geringe Beträge aus, um die Versorgungslücke im Alter deutlich leichter schließen zu können.

 

Viele Anleger setzen ihren Sparplan aus, wenn sich der Markt schlecht entwickelt. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Viele historische Betrachtungen zeigen, dass die Aktienmärkte sich innerhalb einiger Monate oder Jahre wieder erholen. Anleger, die den Mut haben, in Zeiten zu investieren, in denen die Märkte auf Talfahrt gehen, haben die Möglichkeit, günstige Zukäufe zu tätigen, die dann bei Marktsteigerungen dazu führen, dass sich das Depot deutlich schneller wieder erholt. Man sollte also den Sparplan nicht in schlechten Marktphasen aussetzen.

Für wen sind Sparpläne von Robo-Advisors geeignet? Eigentlich für alle, die daran interessiert sind, Vermögen aufzubauen und die dafür regelmäßig Geld zurücklegen möchten. Sparpläne sind nicht nur für Kleinanleger und Sparer sehr gut geeignet, sondern auch für jemanden, der größere Anlagesummen anlegen möchte. Ein Grund hierfür ist der Cost Average Effect (oder Durchschnittskosteneffekt). Konsequente und regelmäßige Einzahlungen von Sparraten in gleicher Höhe führen dazu, dass sich teure und günstige Käufe ausgleichen und so die Wertpapiere insgesamt günstiger erworben werden können, als wenn das Geld in einem „Rutsch“ investiert würde. Es handelt sich hierbei nicht um ein Allheilmittel, das zusätzliche Rendite erwirtschaftet, aber diese Strategie verringert die Wahrscheinlichkeit, Fondsanteile ausschließlich zu ungünstigen Zeitpunkten zu erwerben. Deshalb kann es für Anleger mit hohem Anlagevolumen und hohem Risiko (hohe Aktienquote) durchaus sinnvoll sein, ihr Geld Schritt für Schritt zu investieren. Wenn ein sehr junger Anleger einen Sparplan mit Robo-Advisors eröffnet, sollte er auf Folgendes achten: Der Robo-Advisor-Anbieter sollte genügend Musterportfolios zur Verfügung stellen, um unterschiedliche Risikostrukturen abzudecken. Denn das Risikoprofil ändert sich in unterschiedlichen Lebensphasen. Es wäre auch gut, wenn die Anleger die Möglichkeit hätten, innerhalb bestimmter Abstände das Portfolio in unterschiedliche Risikoklassen umzuschichten, ohne dafür zusätzliche Gebühren in Kauf nehmen zu müssen. Dies ist auch deshalb interessant, weil Anleger, die ihr Vermögen bald beanspruchen möchten, ihr Geld schrittweise in „sichere Häfen“ umschichten sollten. Bei vielen Robo-Advisors ist dies durch einen Strategiewechsel hin zu einem höheren Anleiheanteil (risikoarm) relativ leicht möglich, da oft die gleichen ETFs in unterschiedlicher Zusammensetzung genutzt werden. Allerdings ist der Strategiewechsel bei manchen Anbietern mit Hindernissen verknüpft und kostenpflichtig. Manchmal muss sogar das Depot aufgelöst und das Vermögen in die neue Strategie wieder angelegt werden. Ermöglicht der Robo-Anbieter unkompliziert einen Strategiewechsel, so ist es möglich, dass der Robo-Advisor den Anleger über sein gesamtes Berufsleben begleitet. Der Anleger kann dann unkompliziert nach und nach von den Portfolios mit hohem Risiko in Portfolios mit niedrigem Risiko wechseln, wenn er ins Rentenalter kommt.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagte Lenin. Auch einem Robo-Advisor sollte man nicht blind vertrauen. Bevor man ihn nutzt, sollte man sich vorab intensiv damit beschäftigen, zu verstehen, wie der Robo das Geld anlegt. Gleiches gilt für das Risikomanagement, also warum und wann der Robo Umschichtungen im Portfolio vornimmt.