Endlich Schluss mit Typ-2-Diabetes!

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Typ-2-Diabetes und die langfristigen Folgen

Alle Ihre Organe sind auf Nahrung und Sauerstoff angewiesen, die über das Blut transportiert werden, und da sie jede Körperzelle erreichen müssen, ist jedes Organ von einem feinen Kapillarnetzwerk durchzogen. Diese feinen Gefäße können die Nährstoffe sehr gut genau dorthin bringen, wo sie gebraucht werden. Jeder Mensch ist darauf absolut angewiesen. Doch diese Gefäße reagieren sehr empfindlich auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Über einen längeren Zeitraum kann das dazu führen, dass die Kapillaren weniger leistungsfähig, dafür „undicht“ oder aber einfach blockiert werden. Und wenn den Zellen ihre regelmäßige „Lebensmittelbestellung“ nicht geliefert wird, kommt es zu Problemen im ganzen Körper.

Die Augen sind besonders empfindlich. Die innere Augenhaut, die sogenannte Retina (Netzhaut), ist auf ein sehr leistungsfähiges kapillares Netzwerk angewiesen, das die lichtempfindlichen Nervenendigungen versorgt. Werden diese Kapillaren durchlässig, sammelt sich Flüssigkeit in der Netzhaut an und kann das Sehvermögen bedrohen. Werden die Kapillaren in der Retina blockiert, können die lichtempfindlichen Nerven nicht richtig funktionieren. Diabetes ist eine Hauptursache für den Verlust des Augenlichts. Bevor es Vorsorgeuntersuchungen für die Augen gab, war Diabetes tatsächlich die häufigste vermeidbare Ursache für eine Erblindung im Vereinigten Königreich.

Auch andere Nerven im Körper werden in Mitleidenschaft gezogen, da sie Nahrung und Sauerstoff brauchen, um Botschaften weiterzuleiten. Sicherlich ist Ihnen schon einmal das Bein „eingeschlafen“. Wenn sie ungeschickt sitzen und einen Nerv zu lange zusammendrücken, wird der Kapillarfluss dorthin blockiert und er kann nicht mehr arbeiten. In einem solchen Fall spüren Sie dann ein Taubheitsgefühl und ein Kribbeln und die Muskeln gehorchten Ihnen nicht mehr. Wird der Druck weggenommen, ist das Problem zum Glück innerhalb weniger Minuten behoben. Doch diabetesbedingte Probleme mit den Nerven können nicht so leicht rückgängig gemacht werden, denn sie sind die Folge einer jahrelangen kapillaren Schädigung. Taubheitsgefühl, Kribbeln und sogar Schmerzen können monatelang anhalten und sogar chronisch werden. Da die Nerven zu den Füßen die längsten im Körper sind, kommt eine Taubheit dort am häufigsten vor. Und diese Taubheit selbst ist ein großes Problem, denn dadurch kann uns der Körper nicht mehr vor Störungen warnen, weil das Schmerzempfinden verlorengegangen ist. Wenn Ihre neuen Schuhe schmerzen, gehen Sie nicht weiter oder ziehen andere an. Aber wenn Sie die Schmerzen nicht spüren können, tragen Sie sie weiterhin, während sich der Schaden unbemerkt ausbreitet. Das kann zu Hautverletzungen führen und Infektionen Tür und Tor öffnen, da die mangelhafte Blutversorgung durch die geschädigten Kapillaren es den Bakterien ermöglicht, sich unkontrolliert mit potenziell verheerenden Folgen zu verbreiten. Das Motto für Diabetikerfüße lautet also „kontrollieren oder verlieren“. Das mag brutal klingen, aber es bringt nichts, wenn ich die Dinge hier schönrede: Klare Informationen über das sehr reale Risiko sind unverzichtbar. Wer will schon von einem Arzt behandelt werden, der die Wirklichkeit vertuscht. Heute werden im Vereinigten Königreich jede Woche etwa 170 Amputationen aufgrund von Diabetes durchgeführt. Und ja, Sie haben richtig gelesen – jede Woche.

Größere Blutgefäße können ebenso beeinträchtigt werden, genauso wie die Kapillaren selbst. Durch Fetteinlagerungen in den Gefäßwänden werden sie leichter blockiert und, wie Sie vielleicht wissen, verursachen Blockaden in den Blutgefäßen, die das Herz versorgen, Herzinfarkte, und jene, die das Gehirn versorgen, sind für Schlaganfälle verantwortlich. Daher kommen Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Diabetikern häufiger vor. Es sind also nicht nur die Füße gefährdet.

Mit einem hohen Blutzuckerspiegel haben die Nieren nicht nur zu kämpfen, sondern es kann dadurch sogar zu einem totalen Funktionsverlust kommen. Liegen die frühesten Stadien erst einmal hinter einem, ist der Funktionsverlust tatsächlich unwiderruflich und beeinträchtigt die Gesundheit schwer. Etwa die Hälfte aller Menschen, die dreimal in der Woche zur Dialyse müssen, sind Diabetiker. Eine hohe Lebensqualität sieht anders aus.

Die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Komplikationen infolge von Typ-2-Diabetes hängt in hohem Maße von Ihrem Alter ab. Vielleicht widerspricht es der Logik, doch je jünger Sie bei der Diagnosestellung sind, desto größer ist das Risiko ernsthafter Probleme. Das Risiko schwerwiegender Folgekrankheiten ist bei einem jungen Menschen, der an Typ-2-Diabetes erkrankt, viel höher als bei einem Gleichaltrigen, der von Typ-1-Diabetes betroffen ist und Insulinspritzen braucht. Die Aussicht, aufgrund von Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerwiegender Probleme mit den Füßen nicht bis zum Renteneintrittsalter arbeiten zu können, beträgt bei einem 45-jährigen Mann mit einer frischen Diabetesdiagnose mehr als 50 Prozent. Und dieser 45-Jährige hat eine im Durchschnitt um sechs Jahre verkürzte Lebenserwartung, wohingegen bei einem Betroffenen, der die Diagnose mit über 70 Jahren bekommt, das Risiko für erhebliche Gesundheitsprobleme ähnlich ist wie bei gleichaltrigen Nichtdiabetikern.

Jährliche Kontrolluntersuchungen

Einer der großen Erfolge des modernen Diabetes-Managements im Vereinigten Königreich (und auch in anderen Ländern) ist, dass das Hauptübel der Krankheit – der Verlust des Augenlichts – gebannt werden konnte. Als ich 1985 zum Chefarzt ernannt wurde, gab es in meiner Klinik sechs Menschen unter 25 Jahren, die aufgrund von Diabetes erblindet waren. Heute gibt es keine mehr, und zwar hauptsächlich deshalb, weil jährliche Kontrolluntersuchungen mithilfe eines einfachen, wirksamen Tests seit den 1980er-Jahren Teil der routinemäßigen Gesundheitsvorsorge im Vereinigten Königreich sind. Bei rechtzeitiger Erkennung können bei den meisten Menschen solche Schäden durch eine fachärztliche Augenbehandlung verhindert werden.

Was man heute außerdem über Bluthochdruck bei Diabetes weiß, hat dazu geführt, dass eine frühzeitige Behandlung breitflächig empfohlen wird. Es ist inzwischen relativ einfach, den Blutdruck – im Gegensatz zum Blutzuckerspiegel – auf annehmbare Werte zu senken. Und die aktive Blutdruckbehandlung hat sich als äußerst wirksam erwiesen, insbesondere in Bezug auf die Senkung des glukosebedingten Nierenversagens. Eine einfache jährliche Urinuntersuchung warnt früh und zuverlässig vor möglichen Problemen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung ist heutzutage die jährliche Kontrolle der Fußgesundheit! Ihr Arzt (oder ein Podologe, also ein Spezialist für medizinische Fußpflege, wenn einer zur Verfügung steht) sollte überprüfen, ob Ihre Nervenleitfähigkeit so gut ist, dass Sie eine mögliche Gefahr auch spüren können. In ähnlicher Weise muss auch die Blutzufuhr zu den Füßen untersucht werden. Man kann einfache und wirksame Maßnahmen ergreifen, wenn es zu Problemen kommt. Die Füße werden von allen Körperteilen tendenziell am meisten vernachlässigt und werden oft genug von Komikern zur Zielscheibe ihrer Scherze gemacht. Doch unsere Füße sind bemerkenswert und man sollte sie wertschätzen. Werfen Sie einen Blick auf Ihre Füße – was für großartige technische Wunderwerke sie doch sind! Bei jedem Schritt trägt der Vorderfuß klaglos etwa das Eineinhalbfache Ihres Körpergewichts. Sie sind es wert, dass man sie untersucht, und sie sind es wert, dass man sich um sie kümmert.

Und dennoch: Die Einführung jährlicher Kontrolluntersuchungen konnte zwar erfolgreich dazu beitragen, dass es seltener zu schwerwiegenden Problemen kommt – aber wie viel besser wäre es doch, wenn alle Probleme verhindert werden könnten, indem Diabetes vollständig rückgängig gemacht wird!


Ich hoffe, dieses Kapitel konnte mit einigen Mythen und Missverständnissen aufräumen, die sich tendenziell um Typ-2-Diabetes und seine Behandlung ranken. In den folgenden Kapiteln werde ich erklären, wie diese Krankheit entsteht und was Sie dagegen tun können. Doch damit das auch wirklich klappt, müssen wir uns zuerst mit der Funktionsweise des Körpers beschäftigen und uns ansehen, wie er Nahrung in Energie umwandelt …

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

• „Diabetes“ bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel (Glukose im Blut) höher als normal ist.

• Typ-2-Diabetes wird durch die Insulin bildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse (fachsprachlich: Pankreas) verursacht, die nicht ordnungsgemäß funktionieren.

• Er verschlimmert sich dadurch, dass der Körper nicht mehr normal auf Insulin anspricht.

• Die unmittelbar mit der Krankheit einhergehenden Probleme sind tendenziell Durst, erhöhte Urinausscheidung und Müdigkeit; die langfristigen Komplikationen können äußerst schwerwiegend sein.

• Die konventionelle Diabetesbehandlung, einschließlich der jährlichen Kontrolluntersuchung, senkt zwar das Risiko von Komplikationen, aber nur in geringem Maße.

KAPITEL 2
Energie fürs Leben: Der duale Kraftstoff


Seid gegrüßt, Ihr Zweibeiner auf Kohlenstoffbasis!

Diese Worte von Arthur C. Clarke treffen den Nagel auf den Kopf: Außerirdische Wesen würden sich wahrscheinlich bei dem Gedanken amüsieren, dass sich Körper auf zwei Beinen bewegen, und würden fasziniert feststellen, dass wir unsere Energie aus dem Element Kohlenstoff beziehen. Auf der Erde beruhen alle bekannten Lebensformen auf Kohlenstoff. Die gesamte Energie unserer Nahrung stammt aus Kohlenstoff. Jede Glukoseeinheit ist eine Kette aus sechs Kohlenstoffatomen; jede Fetteinheit wird aus Ketten von 40 bis 60 miteinander verknüpften Kohlenstoffatomen gebildet. Darin zeigt sich die schöne Einfachheit der Grundlagen des Lebens. Und darum geht es in diesem Kapitel.

 

Genauer gesagt geht es um die Energie, auf die wir angewiesen sind – sie wird in den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen gespeichert. So wie ein Feuer Energie in Form von Hitze aus dem Kohlenstoff im Holz freisetzt, gewinnt unser Körper die Energie aus den Kohlenstoffbindungen in der Nahrung. Feuer braucht Sauerstoff, um den überschüssigen Kohlenstoff als Rauch in Form des Gases Kohlendioxid abzutransportieren. Ganz genauso braucht Ihr Körper Sauerstoff, um sich des überschüssigen Kohlenstoffs – ebenfalls in Form von Kohlendioxid – zu entledigen. Sie atmen es einfach über die Lunge aus und bemerken dabei gar nicht, dass dieses Kohlendioxid als Kartoffel in Ihren Körper gelangt ist. Oder als Linse. Oder als Olive. Sie benötigen den Kohlenstoff nicht mehr, denn Ihr kluger Körper hat die Energie, die sich in diesen chemischen Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen der Nahrung befand, bereits herausgeholt. Und da diese chemische Energie zum Teil als Wärme freigesetzt wird, fühlt sich der Körper bei Berührung warm an.


Abbildung 2.1: Ein Feuer setzt Energie als Wärme aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen im Holz frei. Der überschüssige Kohlenstoff löst sich in Rauch auf. Der menschliche Körper setzt Energie zur Nutzung als Wärme und für die Bewegung aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen in der Nahrung frei. Der überschüssige Kohlenstoff wird als Kohlendioxid abgeatmet.

Auch Pflanzen müssen Energie erzeugen und speichern, genau wie Tiere. Das geschieht auf einer elementaren Stufe, da Pflanzen durch die Bildung von Kohlenstoffketten mithilfe der Sonnenenergie chemische Bindungen eingehen. Dazu nehmen sie Kohlendioxid aus der Luft auf und binden Kohlenstoffatome, um energiereiche Zucker oder Fette zu bilden. Pflanzen speichern diese in geeigneter Weise und wir wiederum essen sie dann irgendwann – vielleicht als Kartoffeln, Reis oder Maniok. Oder ein Bauer verfüttert sie an sein Vieh, sodass sich die Energie in der Milch oder im Fleisch konzentriert.

Unter dem Strich liefert uns die Nahrung, ob wir sie nun in tierischer oder pflanzlicher Form zu uns nehmen, Energie auf der Basis von Kohlenstoff. Diese ermöglicht es uns zu leben, zu arbeiten und zu spielen. Unser Körper muss lediglich dafür sorgen, dass die richtigen Mengen an Nahrungsenergie gespeichert und die richtigen Mengen an benötigter Energie freigesetzt werden – in jeder Sekunde und in jeder Minute.

Den Laden am Laufen halten

Wir erwarten nicht, dass Maschinen ohne Treibstoff funktionieren. Ohne ihn würden Sie mit Ihrem Auto nicht weit kommen. Beim Körper ist das nicht anders, ein Durchschnittsmensch kann etwa 2400 Kalorien an Energie täglich verbrauchen. Selbst wenn Sie das hier gerade lesen und dabei völlig entspannt im Bett liegen, braucht Ihr Körper Energie, um einfach nur am Leben zu bleiben. Ihr Herz arbeitet unentwegt und pumpt Blut durch den Körper. Jede Körperzelle ist dauerbeschäftigt, sie schafft Substanzen hinaus, die sie nicht braucht, und holt andere herein. Die Leber ist ganz besonders fleißig – sie stellt genau die Energie her, die der Körper in jedem Augenblick benötigt. Sie kann Glukose aus Substanzen bilden, die an anderer Stelle im Körper freigesetzt werden, zum Beispiel aus Milchsäure (einer Kette aus drei Kohlenstoffatomen) oder aus den Bestandteilen irgendeines Proteins, das nicht mehr benötigt wird. Ist zu viel Glukose vorhanden, kann die Leber sie in Fett umwandeln. Die Leber ruht nie.

Um am Leben zu bleiben, brauchen wir eine Menge Energie, und wir haben Möglichkeiten entwickelt, um Reserven anzulegen, wann immer das möglich ist. Was wäre, wenn Sie eingeschneit würden und Ihre Schränke wären leer? Oder Sie würden als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel stranden? Das wäre für Ihren klugen Körper kein Problem, zumindest nicht für ein paar Wochen. Das Einzige, was Sie unbedingt täglich brauchen, ist Wasser.

Große (und schwerere) Lesewesen brauchen überdies mehr Energie als kleine (und leichtere), um am Leben zu bleiben. Wie viel Energie Sie brauchen, wenn Sie sich hinlegen und nicht rühren, hängt davon ab, wie groß Sie sind. Wenn zwei Hunde friedlich vor dem Kamin dösen, braucht der Bernhardiner viel mehr Energie als der Chihuahua. Wer für das Futter eines Hundes aufkommen muss, hat das wahrscheinlich schon geahnt.

Beim Menschen kann die Energiemenge, die der in Ruhe befindliche Körper in einer Minute braucht, direkt bestimmt werden. Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse einer großen Anzahl von Menschen und veranschaulicht, wie der Energiebedarf mit der Gewichtszunahme allmählich steigt. Er zeigt auch, wie er bei Gewichtsabnahme sinkt.

Stellen Sie sich einen Menschen mit einem Gewicht von 70 kg vor, der ganz ruhig liegt. Der weibliche Körper braucht etwas weniger als eine Kalorie pro Minute und pro Kilogramm Körpergewicht. Für den ganzen 70 kg schweren Körper werden also etwa 60 Kalorien pro Stunde benötigt, um die grundlegenden Lebensprozesse mit Energie zu versorgen. Liegt man für 24 Stunden vollständig still, dann sind das ungefähr 1450 Kalorien. Eine Frau mit einem Körpergewicht von 100 kg benötigt dagegen 1,2 Kalorien pro Minute oder 1770 Kalorien in 24 Stunden.


Abbildung 2.2: Bei schwereren Menschen ist der Energiebedarf höher, damit das Gewicht konstant gehalten wird.

Der statistische Durchschnittsmann braucht aufgrund seines anderen Körperbaus etwas mehr Energie, doch die Auswirkungen auf die Körpergröße sind genau gleich. Ein 70 kg schwerer Mann verbrennt im Ruhezustand etwa 1500 Kalorien in 24 Stunden, ein Mann mit einem Gewicht von 100 kg braucht fast 25 Prozent mehr (etwa 1900 Kalorien). Das sind natürlich nur Durchschnittswerte, der eine oder andere braucht vielleicht mehr oder weniger Energie.

Sport kontra Bewegung

Eine weit verbreitete Überzeugung ist, dass der Körper mehr Energie braucht, wenn er sich bewegt. Und zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Doch die tatsächliche Energiemenge, die während der Bewegung verbraucht wird, ist viel geringer als die meisten Menschen sich das vorstellen. Die folgende Abbildung zeigt, wie viel zusätzliche Energie während verschiedener halbstündiger Aktivitäten verbrannt wird. Zum Vergleich wird auch die Energiemenge dargestellt, die benötigt wird, um den Körper einfach nur am Leben zu halten.

Fred und Bill sind Nachbarn und wiegen beide 100 kg. Fred möchte ein paar Kilo abnehmen, also staubt er seinen Squash-Schläger ab und nach einer Eingewöhnungsphase macht er es sich zur Gewohnheit, jeden Samstagvormittag eine halbe Stunde zu spielen. Bill hat Freude daran, sich in seinem Garten zu beschäftigen. Er ist ständig mit Pflanzenschnitt, Unkrautjäten und Aufräumen beschäftigt, kommt dabei aber nie außer Atem. An einem Samstagvormittag lehnt sich Fred mit einem ziemlich roten Gesicht über den Zaun und sagt zu Bill, er solle doch auch ein bisschen Sport treiben. Doch dann stellt er fest, dass sein eigenes Gewicht nicht sinkt, also bringt er sich während seiner halben Stunde auf dem Squash-Court noch mehr zum Schwitzen. Wer verbrennt jeden Samstagvormittag mehr Energie?


Abbildung 2.3: Wie viele Kalorien werden in einer halben Stunde verbrannt? Die Zahlen beziehen sich auf eine Frau mit einem Gewicht von 80 kg bei mäßig flottem Gehen, Radfahren und Laufen/Joggen.

Die Antwort ist, es kommt darauf an, über welchen Zeitraum der Körper vergleichsweise mehr Energie verbrennt als im Ruhezustand. In der halben Stunde auf dem Squash-Court erhöht Fred seinen Energieverbrauch von 1,3 Kalorien pro Minute auf durchschnittlich 8 Kalorien pro Minute. Er verbrennt 240 Kalorien in einer halben Stunde. Doch dann setzt er sich hin, um sich zu erholen, liest den ganzen Vormittag Zeitung und fühlt sich gut. In den nächsten dreieinhalb Stunden, die er im Sessel verbringt, verbrennt er 315 Kalorien. Jeden Samstagvormittag werden also insgesamt 555 Kalorien verbrannt.

Unterdessen arbeitet Bill in seinem Garten, räumt dies und das hin und her und schneidet da und dort etwas zurecht. Er ist vier Stunden lang aktiv – dreieinhalb Stunden länger als Fred – und verbraucht mehr Energie, ohne dabei ins Schwitzen zu geraten. Er ist auf den Beinen, schleppt seine 100 kg herum und verbraucht dabei durchschnittlich 2,5 Kalorien pro Minute – insgesamt also 600 Kalorien, das sind 45 Kalorien mehr als Fred. Und bei Fred hat die Sache noch einen Haken. Beim Verlassen des Squash-Clubs kommt er an einem Süßigkeitenautomaten vorbei und belohnt sich, beseelt von seinen redlichen sportlichen Bemühungen, oft mit einem kleinen Schokoriegel (nur 100 g). So nimmt er in gerade einmal zwei Minuten wieder 400 Kalorien zu sich.

Es ist also eher die Dauer einer körperlichen Aktivität als die Intensität, die sich darauf auswirkt, wie viel Energie verbraucht wird. Als Extrembeispiele seien Ranulph Fiennes und Mike Stroud genannt, die die Antarktis überquerten, dafür bis zu 14 Stunden täglich schwer beladene Schlitten über Berge und Gletscherspalten zogen und dabei Schätzungen zufolge täglich 11 500 Kalorien verbrannten! Trotz ihrer in gewisser Weise masochistischen Ader wären Fiennes und Stroud nicht in der Lage gewesen, auch nur annähernd ähnliche Mengen in kürzeren intensiven Trainingseinheiten zu verbrennen.


Abbildung 2.4: Anzahl der an einem Samstagvormittag verbrannten Kalorien und der Grund, warum Fred nicht abnahm.

Wenn es Ihr Ziel ist, nicht zuzunehmen, ist eine mehrstündige Aktivität mittlerer Intensität wirksamer als ein kurzes intensives Training im Sportstudio. Sie müssen nicht schweißtreibend trainieren – wenn es allerdings Ihr Ziel ist, Ihre Herzfunktion und Fitness maximal zu verbessern, dann sind zusätzliche intensive Trainingseinheiten wichtig. Ratschläge von Fitnessexperten oder Ärzten verweisen tendenziell nicht auf den wichtigen Unterschied, der zwischen den ganz verschiedenen Zielsetzungen von kardiovaskulärer Fitness und Gewichtsregulierung besteht. Durch seine Squash-Runden ist Freds Herz wahrscheinlich besser in Form als Bills – aber das war ja nicht sein Ziel. Er begann wieder zu spielen, weil er ein paar Kilos verlieren wollte.

Nicht weiter zuzunehmen, ist wohl eines der größten Probleme unserer heutigen Gesellschaft – und eines, bei dem eine Veränderung der Verkehrspolitik beispielsweise hilfreich sein könnte, indem sie die Menschen dabei unterstützt, wieder aktiver zu werden und mehr zu laufen oder mit dem Rad zu fahren. Flankiert werden könnte das von entsprechenden gesetzlichen Maßnahmen in der Ernährungspolitik. Doch eine Gewichtszunahme zu vermeiden, ist nicht dasselbe wie Gewicht abzunehmen. Übermäßiges Fett loszuwerden, das sich über einen langen Zeitraum angesammelt hat, erfordert einen anderen Ansatz, wie wir noch sehen werden.

Einstweilen möge der Hinweis genügen, dass heute das Gleichgewicht zwischen der bei einem Training verbrannten Energie – welche Art von Aktivität das bei Ihnen auch sein mag – und der Energie, die über die Ernährung zugeführt wird, ganz und gar nicht stimmt. Und für Menschen, die abnehmen wollen, muss die Einschränkung bei der Nahrungsaufnahme sowie bei kalorienhaltigen Getränken an allererster Stelle stehen.