Za darmo

Zwischen Himmel und Erde

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

VIII

 
Zu mächtig hast du mich an dich gezogen!
Laß denn, was meine Liebe will, mich tun,
In trunken tiefer Stille laß mich ruhn,
Den Arm an deine Schulter hingebogen,
 
 
Und lauschen, wie in leichtbewegten Wogen
Dein Atem leise auf und nieder schwillt;
Das Leben, das aus deinem Busen quillt,
Ich habe es von dir in mich gesogen.
 
 
Du unergründliches Geheimnis, Leben!
Ich fasse, halte dich, ich fühle dich
In meinen Händen glühen und erbeben,
 
 
Du strömst mit süßem Schauer auf mich nieder,
Und reicher, voller als du warst, geb ich
Aus mir erhöht dem Gebenden dich wieder.
 

IX

 
Ein Opfer will ich ihrer Macht geloben:
Es hat in finstern Stunden mich die Nacht
Mit zauberischem Gifte krank gemacht,
Den Sinn mit Spukgestalten mir umwoben.
 
 
In meiner Brust hat sich ein Sturm erhoben,
Der Rauch und Flammen aus dem Blute facht,
Und böse Geister sind darin erwacht,
Die unheilstreuend durch die Adern toben.
 
 
Durch Opfer wird kein Nachtgespenst beschwichtigt!
Dich ruf ich an, o Tag, des Lichtes Gott,
Vor dem der wirre Taumel sich verflüchtigt.
 
 
Du steigst empor, an deinem Himmelsbette
Verkündet tröstlich dich ein Morgenrot,
Zu dem ich betend meine Seele rette.
 

X

 
Der du mich durch das Leben leitest, zünde,
Du Gott, mir wieder deine Leuchte an,
Damit in ihrem Lichte eine Bahn
Sich meinem ungewissen Schritt verkünde.
 
 
Hinschreitend blicke ich in finstre Schlünde,
In wehevolle Tiefen bang hinab,
Und vor mir wie ein offnes Flammengrab
Tut sich ein Abgrund auf der Schuld und Sünde.
 
 
Dämonen recken sich herauf und lauern
Mit gier'gen Armen, mich hinabzuziehn.
Leb' ich denn noch? Von Fiebertodesschauern
 
 
Bis in das Mark verzehrt, wank' ich entkräftet
Durch schwarze Reiche der Verdammnis hin,
Auf jenes Licht mein Auge starr geheftet.
 

XI

 
Vor Tag, als nächtlich noch die Stunden schliefen,
Lag ich erwacht und doch entrückt in Traum;
Da fühlt' ich weichen unter mir den Raum,
Ich fiel, ich fiel in bodenlose Tiefen.
 
 
An Sternen, die in ihren Kreisen liefen,
Stürzt ich vorüber, ein gefallner Stern.
Schon waren Erd' und Menschen weltenfern,
Verschollen Freundesstimmen, die mich riefen.
 
 
Durch ungeschaute Weltallsnächte schwirrend
Reißt mich der Flug mit sich – hinab, empor?
Ich weiß es nicht, im Grenzenlosen irrend.
 
 
Muß ich gleich einem Meteor entschwinden,
Das ohne Spur ins Dunkel sich verlor?
Soll ich den Weg auf neuen Bahnen finden?
 

XII

 
Im lichtbeglänzten Saal, der heiterprächtig
Zu Spiel und Tanzen Mann und Weib vereint,
Wie lieblich zeigt sich Eros dir! Er scheint
Ein sanfter Knabe, keines Arges mächtig.
 
 
Er ruft dich leis, du folgst ihm unbedächtig,
Auf leichtem Fittig gaukelnd lockt er fort.
Eh' du es merkst, verwandelt sich der Ort,
Das Licht erlischt, der Weg wird mitternächtig.
 
 
Aus jener lächelnden Gestalt entbindet
Dämonisch riesengroß sich ein Gespenst,
Das dich zu seinen Füßen niederwindet;
 
 
Es faßt nach dir, begierergrimmten Strebens,
Ein Schauder weht dich an – und du erkennst
Den unbarmherzgen Schöpfer alles Lebens.
 

XIII

 
Im kleinsten Raum, im unermessnen hausend,
Aus Nichts gezeugt, zu Nichts verflüchtigt auch,
In ew'gem Wechsel ewig Eins, ein Hauch,
Und doch dem Sturmwind gleich die Welt durchsausend,
 
 
Ein Strom, vom Quell zum Meere rastlos brausend,
Aus Nacht zum Licht, vom Lichte in die Nacht,
Das ist das Leben. Und aus seiner Macht
Verjünget sich Jahrtausend um Jahrtausend.
 
 
Weh uns! Erkennest du, was in uns waltet,
Aus unsrem Blute wachsend sich entringt?
Gestalt erstrebt es, selbst noch ungestaltet,
 
 
Es hält sich herrisch fest, es will entstehen;
Und was so wild uns zueinander zwingt,
Sind seines Werdens ungestüme Wehen.
 

XIV

 
Nie werde ich Erfüllung dir bereiten!
Der Fremdling, der an meinen Schritten hängt,
Er ist's, der zwischen dich und mich sich drängt,
Gespenstisch gegenwärtig allezeiten.
 
 
Vermocht es doch dein Kuß, mich wegzuleiten!
Von solcher Überredung gern besiegt,
Zu weltvergessnen Träumen eingewiegt,
Versänke ich mit dir in Seligkeiten.
 
 
Durch meine Wonneschauer aber zittert –
Hörst du es nicht? – ein ewiges Warum.
Aus deinen Armen wend' ich mich erschüttert,
 
 
Zerrissen fühl' ich die geliebten Bande:
Der Fremdling starrt mich an, der kalt und stumm
Hinausweist in die grauen Nebellande.
 

XV

 
»Frönst du wie andre Frauen eitlem Hange,
Treibst du mit mir ein frevlerisches Spiel?
Du lockst mich an, wenn ich entfliehen will,
Du weichst zurück, wenn ich nach dir verlange.
 
 
O Weib, o Weiber! Auge, Lippe, Wange,
Der ganze holde Leib – ein Paradies,
Das Gott dem einfältigen Manne ließ,
Darinnen eure Seele wohnt als Schlange.
 
 
Zuweilen möcht' ich gläubig vor dir knien,
Dann wieder möcht' ich mit Gewalt, mit List
Dir endlich vom Gesicht die Maske ziehen.
 
 
In Haß und Liebe ist mein Herz zerrissen!
Ob du ein Engel oder Dämon bist,
Du rätselhaftes Weib, das will ich wissen!«
 

XVI

 
Ach, wer ich bin? Im sterblichen Gewände
Des Körpers, den ich trage, der mich trägt,
Was ist es, das da rätselhaft sich regt,
Mit Lebenseifer an des Grabes Rande –?
 
 
So frag' ich, wie an unbewohntem Strande
Schiffbrüchig ein verlorner Fremdling steht
Und ruft – die Welle kommt, die Welle geht,
Bringt Antwort nicht vom jenseitigen Lande.
 
 
Bin ich ein Tier, in dessen dunkle Seele
Gestaltend fiel des Lichtes erster Strahl,
Damit es aus dem Staub empor sich quäle?
 
 
Bin ich ein Gott, der, aus des Himmels Sphären
Gestürzt in diese Welt voll Schmach und Qual,
Nach seiner Heimat strebt zurückzukehren?
 

XVII

 
Willst du dies Herz in seinem Grund verstehen,
Wie es, durch heiße Leidenschaft bedrängt,
Beweglich zwischen Gut und Böse hängt,
Von Leid und Lust ein Kommen und ein Gehen,
 
 
Von Schwach und Stark ein wechselndes Geschehen,
Bald in das niedrig Irdische verstrickt,
Bald in das selig Himmlische entrückt –
Du brauchst nur in die eigne Brust zu sehen.
 
 
Bin ich mit dir nicht gleicher Art entsprossen,
Nicht so wie Menschen menschlich sind –? Umsonst!
Ich rede, doch es bleibt dein Sinn verschlossen.
 
 
Was treibt dich an, erbittert uns zu trennen?
Weil du den gleichen Körper nicht bewohnst,
Kannst du die gleiche Seele nicht erkennen ?
 

XVIII

 
Warum ach kann ich nicht zu dir gelangen!
Wie nah du bist, es führt kein Weg zu dir,
Wie nah du bist, du bist doch fern von mir,
Ich halte dich und hab dich nicht umfangen.
 
 
Was meine Sinne je von dir errangen,
Das ist ein Teil von dir, das bist nicht du,
Nicht deine Seele neigte sich mir zu,
Wenn meine Arme sehnlich dich umschlangen.
 
 
Dem Leibe fluchend, der feindselig trennend
Sich zwischen uns erhebt, verfolg' ich sie,
Demütig flehend bald und bald entbrennend –
 
 
Und auf der Schwelle seh' ich sie entweichen,
Die ewig Unzugängliche, und nie
Wird sie mir ihre Hand zum Bunde reichen.
 

XIX

 
Und so geschieht mit uns, was unabwendlich,
Wo Mann und Weib erwachen, sich begibt,
Der Täuschung Spiel, die das Geschlecht verübt,
Im Anfang töricht und am Schlüsse schändlich.
 
 
Du hast schon oft geliebt – erkenn es endlich,
Der Mann, das Weib, sie sind einander feind;
Ob Körper auch dem Körper sich vereint,
Sie bleiben doch einander unverständlich.
 
 
Nur ein Mysterium kann sie verbünden,
Das sie erlöst aus des Geschlechtes Bann:
Es muß ein heil'ges Feuer sich entzünden,
 
 
Und wenn, den Opferflammen hingegeben,
Geschmolzen ist darin so Weib als Mann,
Dann mag ein neues Wesen sich erheben.
 

XX

 
Ich weiß, du bist dir immer gleich geblieben,
Hast nicht für mich mehr als du kannst getan;
Auf jener Stufe hielt dein Wille an,
Die er von Anbeginn sich vorgeschrieben.
 
 
Doch ich, von Sehnsucht aus mir fortgetrieben,
Nach dir streckt' ich mich aus; mit will'ger Hand
Zerbrach ich, was mich an mich selber band,
Und schritt darüber weg, um dich zu lieben.
 
 
So fordert es der Liebe tiefstes Leben;
Sie muß empfangen können, was sie gab,
Und was sie will empfangen, muß sie geben.
 
 
Kommst du ihr nicht mit deinem Wunsch entgegen,
Du bleibst allein, als lägest du im Grab;
Es wird dein Innerstes sich nie bewegen.
 

XXI

 
Mit Tränen hab ich lange nachgesonnen –
Was war es, sag, das zwischen uns geschah?
Hielt ich dich nicht, warst du mir denn nicht nah?
Hatt ich mir nicht zu eigen dich gewonnen?
 
 
O Traum der Seele, allzu rasch zerronnen!
Ich glaubte ganz in dich verwebt zu sein,
Wie du in mich. Und sieh, ich war allein
In meiner Liebe Wahnsinn eingesponnen.
 
 
Du kamst vorbei; mit deines Wesens Blüte
Halb unbewußt hast du mein Herz berührt,
Da sprang es auf, frohlockte, jauchzte, sprühte,
 
 
Geblendet von den eignen Farbenspielen.
Dich aber hat es nicht zu sich verführt;
Stumm gingst du fort nach vorbestimmten Zielen.