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Zwischen Himmel und Erde

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XXI

 
O daß ich schon der Welt entflohen wäre,
Und nichts mich bände mehr an ihr Bereich!
Gottsuchenden Anachoreten gleich
Geschieden aus dem menschlichen Verkehre,
 
 
Entronnen aller Schmach und aller Ehre,
Möcht' ich, unstörbar mit mir selbst allein,
Behaust in Bergeshöhen einsam sein,
In unzugänglich wilder Felsenleere.
 
 
Dann lauscht' ich ruhevoll dem leisen Stöhnen
Des Windes, der um Föhrenwipfel kreist,
Und hörte fern die Wasserfalle dröhnen,
 
 
Die in die Nebelschlucht hinunter schäumen,
Und bliebe regungslos, mit reinem Geist
Von einer Welt, die jenseits ist, zu träumen.
 

XXII

 
Vor mir mit ausgestorben stillen Räumen
Tut sich die altersgraue Kirche auf,
Entfremdet längst mir in der Zeiten Lauf –
Was mahnt mich jetzt, noch einmal hier zu säumen?
 
 
Hier webt wie unter tausendjähr'gen Bäumen
Geheimnisvolles Dunkel, grabeskühl,
Einladend Gram und Lust, das Wehgefühl
Des Lebens, sich in Andacht zu verträumen.
 
 
Und wie ich weile, hör ich Stimmen flüstern:
Ihr sprecht, Geschlechter der Vergangenheit,
Um die des Todes Schatten lange düstern,
 
 
Und ihr, die, in der Zukunft Schoß verschlossen,
Des Lebens harrt. Es spricht die Ewigkeit
Und nimmt die Seele hin, die ihr entflossen.
 

XXIII

 
Gespenstisch seh ich aus dem Dunkel ragen
Des Leidens grauenvollste Vision:
In seiner Todesnot den Gottessohn,
Der schuldlos hat die Schuld der Welt getragen.
 
 
Auf seinen Lippen namenlose Klagen,
In seinem Aug die Qual der Kreatur,
An seinem Leib der Marter blut'ge Spur,
So hängt er sterbend an das Kreuz geschlagen.
 
 
Und hier, welch unabsehbares Gewimmel
Auf Knien vor ihm! Sie beten, stammeln, schrein,
Sie suchen ihn hoch über sich im Himmel.
 
 
Ist er denn auferstanden, wie sie sagen?
Die Welt, sie schreit in unerlöster Pein,
Und der Erlöser bleibt ans Kreuz geschlagen.
 

XXIV

 
Vertrieben aus des Glückes Königreichen,
Gebrochen und zerstört, wie er den liebt,
Dem der Gekreuzigte den Glauben gibt,
Beb' ich, daß seine Macht mich wird erreichen.
 
 
Und drohend kündet mir des Kreuzes Zeichen:
Ein göttlich Wesen stirbt an diesem Pfahl;
Die Welt der Zeugung ist die Welt der Qual,
Was sie erschafft, es muß dem Tode weichen.
 
 
Nicht dieses Bild, das meinen Weg vernichtet!
Ein andres tritt aus Fernen schon hervor:
Noch ist das alte Zeichen aufgerichtet,
 
 
Doch wundersam in morgenrotem Glänze
Schwillt um das dunkle Holz ein Rosenflor
Und schließt es blühend ein mit einem Kranze.
 

XXV

 
Am Horizont, wo braune Dünste kleben,
Des Erdreichs Atem sich zu Wolken ballt,
Lichtlos erglüht als düstre Ungestalt,
Will sich des Mondes blut'ges Haupt erheben.
 
 
Von schattenschwerer Finsternis umgeben,
Ringt er sich los aus dem Bereich der Nacht;
Er steigt empor, bis er in reiner Pracht
Auf seiner Höhe wird entschleiert schweben.
 
 
O Erdgenosse Mond, als stumme Frage
Wie oft hab ich den Blick auf deine Bahn
Gerichtet in dem Wirrsal junger Tage!
 
 
Werd ich den Nachtgewalten unterliegen,
Die mich bedrohn mit unheilvollem Wahn?
Werd ich im Lichte meiner Höhe siegen?
 

XXVI

 
Soll ich das Künftige entschleiert lesen,
In das Vergangne wend' ich meinen Blick;
Was mir auch widerfuhr, als mein Geschick
Enthüllet sich darin mein eignes Wesen.
 
 
Von meinen Leiden werd' ich nie genesen!
Die alte Torheit glaubt' ich abgestreift,
Nach langem Irren mich herangereift –
Nun finde ich mich, wie ich stets gewesen.
 
 
Durch Rat und Lehre wird kein Mensch geadelt;
Ein schlechter Freund, wer gute Lehren gibt!
Ich will, gepriesen nicht und nicht getadelt,
 
 
Erfüllen, was ich bin, und statt zu klagen,
Dem Leben mich vertraun. Du, der mich liebt,
Willst du mich trösten, hilf mir, es ertragen.
 

XXVII

 
Zwiespältig Herz, du liebeirres, wähne
Nicht länger eigensinnig, daß dein Los
Mit ihm beschlossen sei! Die Welt ist groß;
Sie birgt noch tausend Hoffnungen und Pläne.
 
 
Ach, alle Hoffnungen für diese Träne,
Für diesen Liebesgram geb' ich sie hin,
Will wissen nur, daß ich nicht glücklich bin,
Ist er mir fern, daß ich nach ihm mich sehne.
 
 
Denn wie ein Kranker, der nach Leben lechzet
Und nicht nach der verheißnen Seligkeit,
Wenn er auch lebend unter Schmerzen ächzet,
 
 
So dürst' ich nach der Liebe Vollempfindung,
Und Liebe will ich ohne Maß, bereit
Zu ihrer schwersten Leiden Überwindung.
 

XXVIII

 
Wenn durch mein dunkles Innere die wilde,
Ingrimmig tobende Verzweiflung braust,
Zertrümmernd blindlings mit geballter Faust
Des Glaubens leichtumhegte Traumgebilde,
 
 
Da fällt dein Blick mit seiner tiefen Milde,
Dein sanftes Wort so licht in meine Qual
Als nach dem Sturm der Sonne erster Strahl
Auf die gewitterdüsteren Gefilde.
 
 
Und wie des neuen Glückes Regenbogen
Sich leuchtend über meinen Tränen spannt,
Kommt auch die alte Götterschar gezogen,
 
 
Und aus den Trümmern neuerstanden schimmert
Entgegen ihr das Schloß am Himmelsrand,
Das meine Liebe in die Wolken zimmert.
 

WANDLUNG UND ENDE

I

 
Beirrt vom kalten Geiste der Erfahrung,
Der mit des Zweifels Pein die Seele plagt,
Hab ich mir deine Nähe lang versagt,
Und nahm vor dir mein Auge in Verwahrung.
 
 
Aus deinem Anblick schöpft die Liebe Nahrung;
Ich sehe dich, der Glaube kehrt zurück,
Der alten Träume wonnevolles Glück:
Dein Angesicht ist ihre Offenbarung!
 
 
Die adelige Linie deiner Glieder,
Die rein vom Scheitel zu den Sohlen fließt,
Der sanfte Mund, das Auge, das die Lider
 
 
In nachdenklichem Sinnen leicht beschatten –
Sie preisen dich, wie du im Innern bist,
Wie meine Träume dich verkündigt hatten.
 

II

 
Wie einen Vorwurf fühl' ich deine Klage,
Daß freudenlos und karg das Leben sei,
Das du vollbringst, ein traurig Einerlei
Von dumpfer Ruhe und erneuter Plage.
 
 
Und wieder stell ich mir die bange Frage,
Was ich mit meiner Liebe geben kann ;
Und Leid und Lust, die ich dir angetan,
Leg ich noch einmal prüfend auf die Wage.
 
 
Doch wägend bin ich Ärmste schon betrogen;
Das Leid ist schwer, das Glück ist federleicht:
Wie wird da nach Gerechtigkeit gewogen?
 
 
Nicht wäge denn, was kostbar ist und selten,
Den Augenblick des Glücks, der Perlen gleicht –
Die herrlichsten, mein Freund, sind die gezählten.
 

III

 
Vermöcht ich doch, dir alles zu erzählen,
Was tief im Grund mein Innerstes enthält!
Daß du mich kenntest wahr und unverstellt,
Nicht Schuld und Fehle würd' ich dir verhehlen.
 
 
Nur weiß ich nicht zu dir den Weg zu wählen;
Stehst du vor mir, so klingt die Sprache fremd,
Das Wort versagt, es ist der Schritt gehemmt;
Die Brücke scheint mir zwischen uns zu fehlen.
 
 
Und dennoch kann ich mich dir nicht verschließen!
Es schwillt die Flut im Herzen mächtig an,
Sich als ein Strom von Versen zu ergießen.
 
 
O glaube ihnen! Treu mir selbst geblieben,
Hab' ich erfindend nichts hinzugetan;
Mit meinem Blut ist jedes Wort geschrieben.
 

IV

 
Die unser Teil in Schicksalstagen waren,
Erlebnisse, die unser Los gebracht,
Was wir gelitten haben und gedacht,
Das ist ein Schatz, den wir zusammensparen.
 
 
Beschenke mich mit allem Wunderbaren,
Du kannst mir geben nichts, was mir gefallt,
Gibst du mir nicht geschenkt das Bild der Welt,
Wie du nach deiner Art es hast erfahren.
 
 
Und scheinen dir die letzten Liebesgaben
An mich verschwendet unbelohnt, so sprich –
Was immer du begehrst, du sollst es haben.
 
 
Muß ich wie er, der Labans Tochter freite,
Geduldig dienen sieben Jahr um dich:
Bedenk, wie lange ich mich schon bereite!
 

V

 
Erschwere nicht mit tausend Hindernissen
Die Frage, die auf meinen Lippen glüht!
Um Antwort dien' ich dir so heiß bemüht,
Als wär's ein einzig Heil mir, sie zu wissen.
 
 
Und läßt du länger noch sie mich vermissen,
Du lehrst mich, wie ich sie erkaufen muß;
Mit Liebesfinten, Schmeichelwort und Kuß,
In meinen Armen sei sie dir entrissen!
 
 
Verlornes Spiel! Dein Mund bleibt unentsiegelt,
Dein Herz für immer ein verschlossnes Buch.
Es rächen, unbesonnen aufgewiegelt,
 
 
Verräterische Mächte mein Beginnen
Im Aufruhr wider mich – und kein Versuch
Hilft mir fortan, das Spiel zurückgewinnen.
 

VI

 
So müssen Stolz und Liebe sich bekriegen?
Ist Stolz der Hüter, der das Schloß bewacht
Der Seele vor der Liebe Obermacht?
War es nicht rühmlich dann, zu unterliegen?
 
 
Und schwächer stets nach schwer errungnen Siegen
Seh' ich unschlüssig bang dem Kampfe zu.
Nicht länger herrscht mein Ich, nun herrschest du;
Ein neuer König hat den Thron bestiegen.
 
 
Ich rufe alle Feinde zu den Waffen,
Stolz, Eigenwillen, Zweifel, klugen Rat,
Um mich zum Sieg noch einmal aufzuraffen;
 
 
Da trifft mich tief dein Blick, scheint mich zu fragen,
Warum mein Herz sich dir verschlossen hat –
Und meine Heerschar ist aufs Haupt geschlagen.
 

VII

 
Wenn deine Hände sich um meine legen,
Nimmst du zu eigen mich in solche Haft,
Daß meines ganzen Lebens Halt und Kraft
Entschläft in diesem zärtlichen Umhegen.
 
 
Von innen aber zückt ein neu Bewegen;
Erglommen heiß in der Berührung Rausch,
Fühl ich zu ungemessnem Liebestausch
Des Blutes Welle fluten dir entgegen.
 
 
O Hände voll der Gaben, mir so teuer,
Der Lust geheimstes Wunder tut ihr kund!
Es fließt von euch zu mir ein magisch Feuer,
 
 
Verschmelzend ungekannte Elemente,
Die lebend werden erst durch ihren Bund
Und tot sind, wenn sich eins vom andern trennte.