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Zwischen Himmel und Erde

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XIV

 
Der du verharrst in gramvoll düstrem Schweigen,
O möchten dir, wie schwer ich es ertrage,
Die Tränen künden, die als stumme Klage
Mir unaufhaltsam in das Auge steigen!
 
 
Mein Herz fühl' ich sich blutend zu dir neigen
In unnennbarem Mitleid, doch ich wage
Nach deinem tiefen Kummer keine Frage,
Noch meines Anteils Innigkeit zu zeigen.
 
 
Das ist kein Trost, der sich in Worte kleidet!
Es lehret mich dein Schmerz, der so ergreifend
In wehevoller Scheu den Ausdruck meidet,
 
 
Erhaben über Mitleid und Bedauern
Dem ew'gen Schweigen still entgegenreifend,
Mit dir zu schweigen und mit dir zu trauern.
 

XV

 
Vorüber sind die einzig schönen Stunden,
Nicht länger soll der holde Zauber währen.
Hab' ich nur, um es künftig zu entbehren,
Der reinsten Neigung hohes Glück gefunden?
 
 
Ich war, von allen Fesseln losgewunden,
Emporgestiegen in erhöhte Sphären,
Als sollt' ich in das Joch nicht wiederkehren,
Womit die Seele an den Leib gebunden.
 
 
Nun möchte ich mich weit und weiter wagen,
Dort, wo ich weilte, dauernd mich behaupten,
In neue Reiche wachsend aufwärtsragen.
 
 
Es wird kein Sehnender den Weg verfehlen,
Beträt' er suchend auch den unerlaubten;
Die Geister schützen ihn, die ihn beseelen.
 

XVI

 
Ich nährte noch der Menschheit alte Träume,
Der Weisen und der Seher Phantasien,
Ich glaubte noch mit Sphärenharmonien,
Von Göttern noch belebt des Weltalls Räume.
 
 
Indes ich fern in alten Tagen säume,
Ist Wissenschaft gewaltig fortgediehen;
Der Sphärenklang verstummt, die Götter fliehen,
Zerronnen sind der Metaphysik Schäume.
 
 
Nur rohe Elemente sind geblieben,
Die sinnlos sich in blindem Kampf verzehren.
Aus der entgötterten Natur vertrieben,
 
 
Ihr himmlischen Gestalten, welche Stätte
Blieb' euch, wenn, sich als Tempel zu gewähren,
Die Seele nicht ein ewig Anrecht hätte –?
 

XVII

 
Was schwärmerische Wünsche uns verkünden,
Es war ein Wahn weltflüchtiger Propheten,
Daß nicht vergebens sehnlich wir erflehten,
Einst zu erwachen ohne Leib und Sünden,
 
 
Daß unser Geist, die Liebe zu ergründen,
Geläutert wird ins Reich der Wahrheit treten,
Unsterblich einst auf schöneren Planeten
Verwandte Wesen sich in eins verbünden.
 
 
Es war ein Wahn! Die mir zurück ihn riefen,
Den ich vergessen schon seit Jugendzeiten,
Das waren deiner Augen blaue Tiefen,
 
 
Dein feuchter Blick, der wie aus Himmelsfernen,
Aus ungekannt geheimnisvollen Weiten
Mir eine Botschaft schien von jenen Sternen.
 

XVIII

 
So ist's ein Märchen nur, ein leeres Wähnen,
Daß neues Leben wir dereinst beginnen,
Daß wir erhöhtes Sein erst dort gewinnen,
Wo Tod und Nichtsein uns entgegengähnen?
 
 
Vergeblich dieses Ringen, dieses Sehnen,
Den Schranken unsres Körpers zu entrinnen!
An sein Gesetz geschmiedet mit den Sinnen,
Was wagen wir's, uns kämpfend aufzulehnen?
 
 
Wir werden nie des Kampfes Preis erhalten!
Gebeugt verführerischem Vorurteile,
Von alters trugvoll wirkenden Gewalten,
 
 
Der Hoffnung Sklaven, die an Ketten liegen,
So können wir den Wunsch nach jenem Heile,
Die eingeborne Torheit, nicht besiegen.
 

XIX

 
Ich bin allein; es ruhn die nächt'gen Gassen,
Kein Laut des frohen Lebens mag erschallen.
Schwermütiger Beklommenheit verfallen,
Fühl' ich der Ahnung trüben Geist mich fassen.
 
 
Am Himmel seh' ich meinen Stern erblassen,
Mir überm Haupt sich schwere Wolken ballen;
Die Sorge schleicht um mich; mit Geierkrallen
Will sie auf meine Brust sich niederlassen.
 
 
Der Weg ist dunkel, den ich tastend gehe,
Es ist mir nicht enthüllt, ob er zum Glücke
Geleitet, ob zu tödlich tiefem Wehe.
 
 
Noch sucht der Fuß nach rückwärts sich zu wenden –
In die Vergangenheit führt keine Brücke,
Und wahllos muß ich meinen Weg vollenden.
 

XX

 
Nun will ein Zweifel immer wiederkehren,
Mit bittrem Argwohn mir das Herz umnachten:
Wenn jene Blicke, die mich glücklich machten,
Weil sie mir heilig schienen, Lügen wären –?
 
 
Wenn ihre Huldigung, statt mich zu ehren,
Mißbrauchte Sprache war, der Unbedachten,
Die sich nicht scheute, ihnen nachzutrachten,
Verhehlter Wünsche Heimlichkeit zu lehren –?
 
 
O leuchtet mir, ihr Sternenaugen, wieder,
Daß sich in eurem klaren Himmelslichte
Des Zweifels unheilvolle Macht vernichte!
 
 
Ihn scheucht hinweg ein Winken eurer Lider
Wie düstern Nebel, der in nichts zerfließet,
Wenn sich auf ihn der Sonne Glanz ergießet.
 

XXI

 
Daß andre von ihm wissen und berichten,
Macht mich geneigt, der Welt mein Ohr zu leihen,
Ob Spuren nicht in diesen Reden seien,
Die seines Lebens Rätsel könnten lichten.
 
 
Und so von Weibern und beschränkten Wichten,
Die seinen Namen frevelhaft entweihen,
Laß ich ihn schweigend manches Schlimmen zeihen,
Verstimmt durch ihre hämischen Geschichten.
 
 
Sein Bild, das hell in meinem Innern brannte,
Eh' er beschlossen hatte, mich zu meiden,
Nun trübt es sich, wenn ihn ein Fremder nannte,
 
 
Verdunkelt langsam sich in Bitternissen.
Soll ich mich künftig ohne ihn bescheiden,
Dann wird er meiner Seele ganz entrissen.
 

XXII

 
Verbergen kann ich länger nicht mein Elend,
Es spricht beredt aus allem, was ich treibe.
Ich seufze, blicke auf des Mondes Scheibe,
An ihrem Rund der Trennung Länge zählend;
 
 
Sodann, verständigere Mittel wählend,
Wend' ich mich dem Ersehnten zu und schreibe –
Doch gleich auch fordern, daß es unterbleibe,
Bescheidenheit und Klugheit ernst befehlend.
 
 
So ohne Ruhe hin und her getrieben
Von Hoffnung zu verzweiflungsvollem Wanken,
Verzehr' ich mich in unfruchtbarem Schwanken,
 
 
Und nichts von allem Glück ist mir verblieben.
Wenn er beharrlich strebt, sich zu versagen,
Muß ich die Not der Sehnsucht schweigend tragen.
 

XXIII

 
Zur Warnung klinge mir ein ernstes Carmen:
Du atmest lustbetäubt verbotne Düfte,
Erinnerung umschlingst du, wie die Hüfte
Der Braut ein Liebender, mit glüh'nden Armen.
 
 
Doch wird sie nie an deiner Brust erwarmen;
Wenn ich dir ihren Zauberschleier lüfte,
Erkennst du sie als ein Geschöpf der Grüfte
Und wehrst sie ab mit schauderndem Erbarmen.
 
 
Die schöne Leiche der Erinnerungen
Beschwöre sie nicht, aus dem Grab zu tauchen!
Man weiht den Toten stille Huldigungen,
 
 
Doch strebt man nicht, sie wieder zu beseelen,
Mit Küssen Leben ihnen einzuhauchen,
Um sich noch einmal ihnen zu vermählen.
 

XXIV

 
Ist er's, der durch die finstre Gasse schreitet?
Erkenn' ich ihn im Lichtkreis der Laterne?
Er geht vorbei; ich folgte ihm so gerne,
Daß ihn mein Wunsch auf seinem Weg begleitet.
 
 
Die Stadt hin, die sich unabsehbar weitet,
Verfolg' ich ihn bis in sein Heim, das ferne,
Daß ich die Einsamkeit ermessen lerne,
Die ihren dunklen Fittich um ihn breitet
 
 
Da ruf ich euch, ihr stillgeschäft'gen Geister,
Ihr Ahnungen mit euren leichten Schwingen;
Euch ist es nicht verwehrt, zu ihm zu dringen.
 
 
Erhebet euch und nahet euch ihm dreister,
Gestehet ihm in eurer zarten Weise,
Daß mein Gedanke liebend ihn umkreise.
 

XXV

 
Es frage niemand mich, warum ich täglich
Dieselbe Straße gehe vor dem Walle.
Könnt' ich gestehen, daß sie mir gefalle?
Das schiene glaubhaft nicht, erfunden kläglich.
 
 
Denn sicher ist es andern unerträglich,
Daß sie von einem steten Wagenschwalle,
Vom Lärm der Eisenbahnen widerhalle;
Was tut es? Mir gefällt sie doch unsäglich.
 
 
Zwei Fenster sind es, die so freundlich blinken,
Und jene Säulenreihe, jene Pforte,
Die mir verheißungsvoll entgegenwinken.
 
 
Vor ihnen zögr' ich hoffend und geduldig;
Nur fehlt es mir an einem Zauberworte,
Denn ach, sie bleiben die Erfüllung schuldig.
 

XXVI

 
Gleich einer Pflanze ist dein Seelenleben,
Die sich zur Blüte niemals wird entfalten,
Wenn nicht vertraute Elemente walten,
Wenn Erde nicht und Sonne Nahrung geben.
 
 
So lenkt verschwiegner Glaube mein Bestreben,
In meinem Kreis dich innig festzuhalten,
Aus deiner Einsamkeit, der dunklen, kalten,
Zu Licht und Wärme dich emporzuheben.
 
 
Ich bin ein Teil von deiner eignen Seele;
Sie wird zu ihrer unbewölkten Klarheit
Gelangen nicht, solange ich ihr fehle.
 
 
Ihr Wesen ganz kann ich allein verstehen:
Willst du es sehn in seiner höchsten Wahrheit,
Mußt du's im Spiegel meiner Seele sehen.
 

XXVII

 
Mit dir die Stunden traut hinwegzulachen,
Die stets erfüllten, was sie uns verhießen,
Die Lotosfrucht des Glückes zu genießen,
Die wir im Garten froher Muße brachen –
 
 
Das war ein Traum. Und müssen wir erwachen,
Wir wollen uns mit gutem Mut entschließen.
Das Leben ruft; es darf uns nicht verdrießen,
Wenn sich das tägliche will geltend machen.
 
 
Soll denn ein zartes Glück darin verderben?
Wenn es der Zufall gab, so mag es enden,
Bewähre sich, was wir uns selbst erwerben!
 
 
Getrost, mein Freund! erfasse nur dein Leben,
Dein Glück mit reinem Sinn, mit starken Händen,
Und neugestaltet wird es sich erheben.