Za darmo

Verhängnis

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»Damit hast Du mich getötet; dass Du mich so wenig kennst, dass ich Dir nach dieser langen und innigen Gemeinschaft so fremd geblieben bin. Wenn ich nicht in Dir leben soll, wie ich bin, nach der Wahrheit meines Wesens, dann will ich gar nicht leben, dann lebe ich schon nicht mehr. Unfähig mich dem Herzen dessen zu offenbaren, der mir das Teuerste auf der Welt ist, in seinen Augen der armselige Schatten eines Wortes, hinter dem keine Empfindung mehr leuchtet, ein Schemen, mit dem ihn nur eine äussere Verpflichtung verbindet: nein, lieber gar nicht sein! Wie? Konntest Du wirklich einen Augenblick lang glauben, ich würde Dich durch ein Versprechen an mich binden, dessen Erfüllung nicht zugleich die Erfüllung der Liebe ist? Wusstest Du wirklich nicht, dass ich nie ein anderes Band zwischen Dir und mir anerkennen würde als die Liebe? Du liebst mich nicht mehr; also bist Du frei von mir und frei von allen Versprechen, die Du gabst, als Du mich liebtest. Ich aber liebe Dich: deshalb muss ich sterben. Ich gebe Dich frei: aber ich will selbst auch frei werden. Und frei von der Liebe macht nur der Tod . . . .«

Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn wieder in die Tasche. Jetzt wusste er, woran er litt. Kein Gefühl von Schuld, die gebüsst werden sollte, lag mehr auf ihm. Die Vorstellung, dass er sich durch Bekenntnis und Busse davon befreien könnte, hatte nichts Verlockendes mehr. Vor ihm stand das Bild der Toten, unzugänglich, abweisend, entrückt. Und sie, die ihn als Lebende durch die Vorwürfe und Ansprüche ihrer übermässigen Liebe immer weiter von sich weggedrängt hatte, weil sie beständig um Erwiderung warb, zog ihn aus der unerreichbaren Ferne, in die sie vor ihm geflohen war, wieder mit der magischen Gewalt der ersten Liebe an sich. Als er sie mit trotzigem Widerstreben zurückwies, als es ihm eine Art Genugtuung bereitete sie für ihre immerwährenden Annäherungen zu peinigen und zu strafen, hatte er geglaubt, alle diese Antriebe der Abwehr seien in ihm erwacht, weil er sie nicht mehr liebe. Nun schien es ihm, als sähe er in sich hinein wie in einen bodenlosen Abgrund. Aus der Nacht verworrener, einander widerstreitender Empfindungen leuchtete grell seine Liebe und ihr Verhängnis hervor. Dieses zerfressende Verlangen nach etwas Unerreichbarem, dieses niederschmetternde Gefühl der Ohnmacht sein Verlangen zu befriedigen, dieses verzehrende Herumirren eines hoffnungslosen Verlangens unter vergeblichen Anstrengungen, an denen die erschöpfte Seele verblutet: das alles hatte sie erlebt, als er sich ihr hartnäckig fern hielt; und jetzt musste er es erleben, unerlösbar, ohne Sühne und Gnade, ein Verdammter der Liebe. Und er drückte sich tiefer in den Winkel und weinte.