Za darmo

Verhängnis

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Nein, so war seine Schuld nicht zu fassen. Er hatte nur Ursache gegeben, dass ein anderer Mensch sich tötete. Unabsichtlich, unwissentlich hatte er es getan, nur weil ihm der Gedanke, dass so etwas geschehen könnte, nicht im entferntesten gekommen war. Nur in der Empörung, die einen Menschen ergreift, an den allzulang Ansprüche gestellt werden, die über seine Kraft gehen, denen er nicht nachkommen kann, Ansprüche wie Peitschenhiebe, die aufstacheln und ermatten zugleich, die in der Seele Grimm erzeugen, weil sie ihr ihre Ohnmacht zu fühlen geben. Wer ist verantwortlich dafür, dass er nicht jene Empfindungen aus sich hervorbringen kann, die von ihm gefordert werden? Darf man mehr von einem Menschen fordern als die Erfüllung seiner Pflicht? Und war er nicht bereit gewesen seine Pflicht zu erfüllen? Freudlos, ja: aber das vermindert den Willen zur Pflichterfüllung nicht. Lieblos, ja: aber Liebe zu fühlen, das ist's, was nicht im Bereich des Willens steht.

»Ich werde mein Wort halten, denn ich anerkenne die Pflicht, die ich Dir gegenüber habe; aber ein Gefühl, das erloschen ist, lässt sich nicht wieder erwecken, durch Bitten und Flehen ebenso wenig, wie durch Fordern und Drohen oder durch verständige Auseinandersetzungen. Ich bin bereit Dich zu heiraten, weil ich es Dir versprochen habe. Aber die Liebe, die Du verlangst, fühle ich nicht mehr, daran lässt sich nichts ändern.« Das hatte er ihr geschrieben, frei und offen, mit jener Aufrichtigkeit, die immer zwischen ihr und ihm herrschte, und die er als einen besonderen Vorzug seines Wesens betrachtete. Inmitten der Verlogenheit, die alle menschlichen Beziehungen verunstaltete, war er immer wahrhaft gewesen und immer bereit Heber Nachteile und Schwierigkeiten zu ertragen, ehe er zu Verstellung und krummen Wegen Zuflucht nahm.

Sie aber ging hin und schoss sich eine Kugel durch die Brust, grausam unerbittlich in dem leidenschaftlichen Ungestüm Ihres Willens, der keinen Widerstand duldete.

Und nun lebte er stärker an sie gebunden als je zuvor, an sie gebunden durch das Bewusstsein seiner Schuld, die keine Schuld war. Nein, keine Schuld. Hier vor dem Richterstuhl, wo die Sünden der menschlichen Natur geprüft und gewogen wurden, fühlte er's deutlich: etwas anderes, etwas Mächtigeres war es, das ihn vernichtete.

Getrieben von einem unwiderstehlichen Drang im Schmerzlichsten zu wühlen, zog er ihren Abschiedsbrief aus der Brusttasche, wo er ihn mit sich herumtrug, ohne dass er den Mut gefunden hätte, ihn seit jenem schauerlichen ersten Mal wieder zu lesen. Ihre klaren, festen Schriftzüge, an denen kein Zittern das Bevorstehende verriet, traten noch in der Dämmerung lesbar hervor. Und er las die Stelle wieder: