Za darmo

Verhängnis

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Er sah sich selbst unter ihnen, den Kopf auf die Brust gesunken, lautlos hingleiten, als wäre er an einem Ort der Abgeschiedenen, in den das Leben, das furchtbare, lärmende, herzzerreissende Leben nicht einbrechen kann. Er sah sich herumirren, ruhesuchend und schon halb eingelullt von der grossen Stille, bis er sich knieend fand, mit der Stirne eine steinerne Stufe berührend, ganz in sich zusammengekrümmt, als könnte so kein Eindruck aus der Aussenwelt mehr an ihn heran. Etwas Beschwichtigendes lag in dieser Vorstellung. Während er auf der Strasse ging oder über einem Buch sass, das seine Aufmerksamkeit nicht zu fesseln vermochte, kniete er heimlich an dem Ort seines Verlangens; und während der schlimmsten Anfälle, wenn die Verzweiflung ihn bis zur Vernichtung zerriss, bereitete es ihm eine Erleichterung in Gedanken seine Stirn an den harten, kalten Stein gepresst und seine Glieder zerbrochen durch die Müdigkeit der zerknirschten Gebärde zu fühlen, in der sein Körper aufgelöst war.

Er gab sich nicht Rechenschaft, welcher Ort es war, den sein Schmerz sich geschaffen hatte, noch ob irgendwo in der wirklichen Welt ein solcher Ort existierte. Aber als er eines Tages an der Stefanskirche vorüberkam, verschmolz das Bild, das er in seiner Einbildungskraft trug, mit einem bestimmten Eindruck, und er wusste, dass hier die Stätte war, von der er träumte. Unschlüssig stand er lange vor dem Eingang, verlockt und verscheucht zugleich. Er betrachtete die Menschen, die unablässig durch die Vorhalle kamen und gingen; er sah ihre ausdruckslosen Mienen, ihre eilfertigen Bewegungen, in denen sich die Gleichgültigkeit des Alltäglichen spiegelte. Da beschlich ihn die Furcht, es konnte die Wirklichkeit des Ortes die Stimmung seiner Träume zerstören. Wenn er hier wieder allein mit seinem Schmerz gewesen wäre, den Blicken gleichmütiger, gewohnheitsmässiger Kirchenbesucher ausgesetzt, so hätte er vielleicht die letzte Möglichkeit der Beschwichtigung verloren, die von dem inneren Bild einer Gemeinschaft des Leidens an einem Ort der Andacht ausging. Ja, war dieser Ort nicht bloss in ihm möglich, nicht bloss die räumliche Gestalt, die seine Einbildung dem ziellos schweifenden Gefühl ohnmächtigen Schmerzes verlieh? Zu Boden gestreckt durch das Unabänderliche, gelähmt und unfähig nur das Geringste wieder gut zu machen, konnte er sich nur noch als einen vor der unzugänglichen Gewalt des Schicksals in untätiger Hilflosigkeit Knieenden denken.

Dennoch kreisten seine Gedanken von jetzt an nicht mehr um den mystischen Ort der Einbildung sondern um die Vorhalle mit dem Gehen und Kommen derjenigen, die eine höhere Zuflucht besassen. Er fühlte die Macht seiner eingebildeten Zuflucht nicht mehr wie früher. Und so geschah es eines Tags, dass er mit zögernden Schritten, scheu wie jemand, der im Begriff ist einer törichten Schwäche nachzugeben, durch die Vorhalle eintrat.