Wie viel Modernes Management braucht das Handwerk?

Tekst
Z serii: Impulsgeber
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Die Mentalität eines Unternehmens bestimmt den Erfolg und nicht die allgemeine Lage

Was tun? Wie vorgehen?

Darauf werde ich im Weiteren noch Antworten geben, allerdings bedarf es dazu erst mal einer grundsätzlichen Neuausrichtung, dafür benötigen Sie ein grundsätzlich neues Management. Und dies bedeutet zum Ersten, das eigene Denken und Handeln infrage zu stellen. Und zum Zweiten, bereit zu sein, mit Selbstdisziplin die Managementqualität Schritt für Schritt zu optimieren, um wirklich up to date und fit für die Zukunft zu werden.

Wie ist es um die Zukunftsfitness Ihres Unternehmens bestellt?

Weshalb es ohne UnternehmensStrategie immer bei einem planlosen „einmal hü und einmal hott“ bleibt, wozu eine UnternehmensVision, eine UnternehmensMission und auch eine Positionierung unerlässlich sind, nämlich für den nachhaltigen Erfolg, das werden Sie im Verlauf dieses Impulsgebers erfahren.

Eine erste eigene Benotung Ihrer Unternehmensfitness können Sie jetzt gleich kostenlos durchführen, anhand der UPTODATE-Analyse, den acht Buchstaben von UPTODATE.

Wenn Sie jedoch eine detaillierte tiefer gehende Analyse Ihres Unternehmens möchten, entscheiden Sie sich für den umfangreichen Fitnesstest, der mit einer individuellen Beratung mit konkreten Handlungsempfehlungen erweitert werden kann.

Besuchen Sie dazu die Webseite: > www.zukunftsfitness.de

Aufgabe:

Notieren Sie auf einem Blatt Papier alle Bereiche, in denen Sie bereits Aufgaben delegieren, wo Sie also bereits Unternehmer sind statt nur selbstständig.

Welche der 7 Chefaufgaben beherrschen Sie bereits? Welche möchten Sie unbedingt als Nächstes umsetzen?

Und bis wann wollen Sie alle 7 Chefaufgaben in Ihrem Unternehmen realisiert haben?

Beantworten Sie die oben aufgeführte Frage: Was wünschen Sie sich, das Ihre Mitarbeiter tun?

Und dann nehmen Sie sich bitte in einer ruhigen Stunde die Zeit und die Muße, vielleicht bei einem Glas Wein und gerne auch gemeinsam mit Ihrer/Ihrem Lebenspartner*in, den Management-Fitness-Check durchzuführen, um zu erkennen, wo Sie stehen. Denn nur so können Sie planen, wo Sie hinwollen!

2|UnternehmerSein statt SelbstständigSein

Zeit ist Leben und Leben ist Zeit.

Deutsches Sprichwort

Unternehmer-Lust statt Selbstständigen-Frust – das sollte der Anspruch an ein Modernes Management im Handwerk sein. Denn die Entscheidung für eine Selbstständigkeit im Handwerk ist in Deutschland vorzugsweise eine freie Wahl. Die Freiheit, sein eigener Herr zu sein, für das eigene Portemonnaie zu arbeiten und für gute Arbeit einen guten Lohn zu erhalten, das sind oft die in die Selbstständigkeit treibenden Wünsche.

Allerdings sieht die Realität dann doch oft anders aus. Statt Freiheit stauen sich immer mehr Zwänge auf, gepaart mit dem Verzicht auf den dreiwöchigen Jahresurlaub, 60 oder mehr Arbeitsstunden in der Woche, ein für viel Arbeit und hohes Risiko nicht angemessenes Einkommen und letztlich das Gefühl, dem Marktgeschehen widerstandslos ausgesetzt zu sein. Und am Ende bleibt kaum noch Zeit für Familie, Freunde, Freizeit, Gesundheit und Hobbys. Der größte Verlust bei einer Selbstständigkeit im Handwerk ist zu oft die Lebensqualität!

Zeit ist der wahre Luxus

UnternehmerSein im Handwerk ist genau das Gegenteil vom SelbstständigSein. Oder anders gesagt: UnternehmerSein

Die UPTODATE-Offensive© – ganzheitlich, praxisbewährt und nachhaltig

UPTODATE ist ein auf zwei Jahre angelegtes Qualifizierungsprogramm zur Erreichung und Sicherung des Qualitätsmanagement-Systems Profi im Handwerk. UPTODATE setzt da an, wo die fachspezifische Ausbildung zum Meister oder Ingenieur aufhört. Die UPTODATE-Offensive© schult ALLE – Mitarbeiter wie Unternehmer – in ALLEN Bereichen.

In einem Mix aus Präsenz- und Online-Seminaren, Trainingseinheiten zum Selbststudium und Unterstützung für den Transferprozess lernen die Teilnehmer, wie sie Schritt für Schritt ihr laufendes Unternehmen noch effizienter gestalten können. Ziel ist die ganzheitliche Optimierung eines gesunden Unternehmens im Hinblick auf seine Zukunftsfitness, seine Attraktivität als Arbeitgeber und den dauerhaft gesicherten Erfolg im Wettbewerb.

Entwickelt wurde die UPTODATE-Offensive© im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Titel „Tr@nsit – Verstetigung und Transfer moderner Unternehmenskulturen im Handwerk durch die Gestaltung einer arbeitsplatznahen, auftragsorientierten und IT-gestützten Weiterbildung“ unter der Leitung von

Professor Dr. Manfred Hoppe im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit wissenschaftlicher Begleitung der Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung (FPB) der Universität Bremen.

bedeutet, Kapitän des Unternehmens zu sein und nicht in Personalunion die Aufgaben von Projektleiter, Verkäufer, Planer, Kalkulator usw. gleichzeitig erfüllen zu müssen, also für alles zuständig zu sein. UnternehmerSein bedeutet, die Aufgaben eines Kapitäns wahrzunehmen und nicht die eines Maschinisten und eines Bootsmanns gleichzeitig.

Welche Kapitänsaufgaben das sind, habe ich bereits im 1. Impuls beschrieben, es sind die 7 UPTODATE-Chefaufgaben (siehe S. 12), die allerdings als Grundlage bedingen, dafür auch ausreichend Zeit zu haben.

Exkurs Unternehmensnachfolge: Wenn UnternehmerSein so attraktiv ist, dann stellt sich die Frage, warum aktuell viele Handwerksunternehmen vor dem Aus stehen, weil sie keinen Nachfolger finden bzw. weil niemand bereit ist, einen angemessenen Preis für ein Unternehmen zu zahlen. Kann es sein, dass die mangelnde Bereitschaft junger Leute, in die Fußstapfen der Eltern oder des Chefs zu treten, mit dem Unterschied von SelbstständigSein und UnternehmerSein zu tun hat? Kann es sein, dass das Chefsein, so wie es die ältere Generation praktiziert hat, heute nicht als attraktiv bewertet wird?

Fakt ist, dass die heute in den Arbeitsmarkt eintretende jüngere Generation andere Ansprüche an das Leben hat als die vor dem Ruhestand stehende Generation. Junge Menschen leben nach dem Prinzip „arbeiten, um zu leben“ statt „leben, um zu arbeiten“.

Verantwortungsvolles und unabhängiges Unternehmertum erfordert weit mehr, als ein Handwerk meisterlich zu beherrschen. Vielmehr erfordert es zusätzlich das meisterliche Beherrschen eines Modernen Managements sowie ein qualifiziertes UnternehmerSein.

„Tausche Geld gegen Zeit“, so lautet immer häufiger das Angebot von selbstständig erfolgreichen, aber völlig überlasteten und letztlich unzufriedenen Chefs. Doch Zeit ist genauso wie die Zufriedenheit nicht käuflich, ein besserer Wirkungsgrad hingegen durchaus.

Auf den Wirkungsgrad kommt es an

„Ehe ich das jemandem erklärt habe, habe ich es dreimal selbst getan.“ Wenn Sie eine solche Aussage tätigen, dann sollten Sie einmal innehalten und prüfen, ob Sie damit einen guten Wirkungsgrad als Unternehmer erreichen. Wie oft müssen Sie diese Arbeit tun? Wenn nur einmal und dann nie wieder, dann ist es vielleicht okay, wenn Sie es selbst tun. Nicht jedoch, wenn es sich um eine Aufgabe handelt, die immer wieder zu tun ist und nicht zu den expliziten Chefaufgaben gehört.

Die Qualität bzw. der Wirkungsgrad des Managements bestimmt die Zufriedenheit von Gesellschaftern, Mitarbeitern und Kunden und überdies auch die wirtschaftlichen Ergebnisse viel mehr als die oft beklagten handwerklichen Ausführungsfehler der Techniker auf der Baustelle. Die Qualität bestimmt das Wachstumspotenzial und insbesondere die Zukunftsfitness (machen Sie den Fitnesstest für Ihr Unternehmen auf www.zukunftsfitness.de).

Um einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erreichen, sind die Aufgaben, für die „eigentlich“ andere Mitarbeiter eingestellt wurden und auch bezahlt werden, von Chefs zu unterlassen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, werden jetzt sicherlich einige Leser zweifelnd denken. Vielleicht gerade jene Unternehmer mit nur wenigen Mitarbeitern.

Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche, denn ich berichte in diesem Impulsgeber aus der Praxis, nur aus der Praxis. Als Unternehmer im Handwerk habe ich mit 23 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und mit meiner Frau mehrere Handwerksunternehmen in sieben verschiedenen Gesellschaftsformen, vom Einzelunternehmen bis zur Aktiengesellschaft, gegründet, also von einer One-Man-Show zu einer Holding geführt, in der heute mehr als 100 Menschen arbeiten. Mit 57 Jahren habe ich konsequent den Ausstieg als Vorstand der Team Steffen AG vollzogen. So wurde 2016 ein fähiger Nachfolger gefunden. Ein junger Mann, der bei uns 2001 in die Ausbildung gestartet ist und der das Unternehmen heute – und hoffentlich auch in Krisenzeiten – erfolgreich führt und auf Wachstumskurs hält.

Die erste Konsequenz, um mehr Zeit für Chefaufgaben zu haben, lautet: Raus aus der Gewohnheit, andere Wege gehen, Wirkungsgrad erhöhen – kurz: die Komfortzone verlassen! Auch mit dem Risiko, dass junge Leute Fehler machen, die wir vor 25 Jahren auch gemacht haben. Es heißt, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit zu übertragen und – ganz wichtig – Vertrauen zu schenken!

 

Allerdings bedarf es dazu einer guten Basis, und diese stellt ein etabliertes Qualitätsmanagement dar. Ohne ein solches entstehen zu schnell Chaos und Wildwuchs. Denn die große Herausforderung ist und bleibt, ein klares Ziel zu haben und eine Strategie zu verfolgen, die zielführend ist. Das Qualitätsmanagement bildet den festen Rahmen, innerhalb dessen sich alle bewegen, dessen Grenzen aber niemand verlässt.

Teufelskreis „keine Zeit“

Und genau hier drehen sich viele Unternehmen im Kreis. Weil Selbstständige sich meist nicht die Zeit nehmen, die Prozesse einmal grundlegend zu organisieren und Verantwortung zu delegieren, haben sie keine Zeit, eine UnternehmensStrategie zu entwickeln. Weil sie aber über keine Strategie verfügen, keine Vision visualisiert haben und – schon gar nicht mit den Mitarbeitern gemeinsam – die Ansprüche an die UnternehmensKultur und Kundenorientierung nicht verschriftlicht haben, fehlt es an den nötigen Grundlagen für das Delegieren von Verantwortung. Sie verharren im Aufgabenverteilen und Überwachen oder sogar im Immer-wieder-selbst-tun-Müssen.

(Management-)Qualität ist der Erfolgsfaktor Nr. 1

Kaum jemand im Handwerk bestreitet, dass Qualität der Erfolgsfaktor Nr. 1 ist. Doch die meisten beziehen dies auf die technischen und handwerklichen Ausführungen, nur wenige schließen auch die Kundenorientierung mit ein und noch weniger die Führungs- und Managementqualität. Zu erkennen – oder besser zu hören – sind Managementdefizite in vielen Handwerksbetrieben an Arbeitsanweisungen wie „fang schon mal an“, „fahr schon mal los“. Diese Sätze offenbaren genau das Gegenteil eines Qualitätsmanagements, eben weil hier improvisiertes Handeln und nicht geplantes Vorgehen offenbar wird. Dabei lohnt es sich durchaus, vor Beginn einmal gründlich vor-zu-denken, statt im Rückblick nach-zu-denken. Und zwar im Tagesgeschäft genauso wie in der strategischen Unternehmensführung.

Lebensplanung und Geschäftsplanung haben bestechende Pa-rallelen. Nicht nur, weil es den meisten Chefs an beidem fehlt, sondern vor allem, weil das Vorhandensein einer Lebens- und Geschäftsplanung vielleicht der bedeutendste Faktor für wirkliches UnternehmerSein ist – zumal sich dies auch sehr leicht überprüfen lässt. Entweder man hat schriftliche Pläne und arbeitet mit diesen, kann diese also auch präsentieren, oder man hat keine.

Achtung: Wer glaubt, dass die Pläne im Kopf auch von Wert sind, der irrt, was sowohl zahlreiche Studien belegen wie auch im Weiteren meine Berichte aus der Praxis. Zu oft planen Chefs eine Weihnachtsfeier besser als eine Auftragsabwicklung, eine Urlaubsreise exakter als den Monatsumsatz. Ohne das Thema weiter zu vertiefen, sei darauf hingewiesen, dass die Geschäftsplanung eine Lebensplanung bedingt, denn die Geschäftsplanung soll der Lebensplanung dienen und nicht umgekehrt.

Strategie entwickeln, Geschäftsplan erstellen, Qualitätsmanagement implementieren – wo beginnen?

Immer wieder werde ich gefragt, womit ich denn begonnen habe bzw. womit ich denn empfehlen würde zu beginnen. Eine universell passende Antwort gibt es meines Erachtens nicht, wenn der Geschäftsbetrieb bereits über Jahre läuft. Es gilt vor allem erst einmal, den Teufelskreis von „keine Zeit haben“ zu verlassen. Und das geht meines Erachtens gut, weil es sich bei vielen Elementen eines Modernen Managements um Aufgaben handelt, die irgendwann sowieso getan werden müssen. Spätestens wenn die Nachfolge ansteht, beschäftigen sich viele mit dem Thema Inhaberabhängigkeit. Eine hohe Inhaberabhängigkeit macht eine Nachfolge nicht nur schwierig, sondern sogar oft unmöglich. Ein gut verankertes Qualitätsmanagement wirkt der Inhaberabhängigkeit erfolgreich entgegen und ist zudem eine wesentliche Grundlage für eine gesicherte Unternehmensfortführung, wenn der Chef einmal ausfällt. Zu oft hängen im Handwerk die Zukunft des Betriebes, die Sicherheit der Arbeitsplätze, die Kundenzufriedenheit und letztlich die Kreditwürdigkeit am „seidenen Faden der Gesundheit des Chefs“.

Im Übrigen, das Sich-selbst-überflüssig-Machen sollte so früh wie möglich angegangen werden, denn es dient allen im Unternehmen. Den Mitarbeitern, den Kunden und dem Chef selbst, spätestens aber dem möglichen Nachfolger und damit auch dem Wert des Unternehmens.

Doch auch wenn es „nur“ darum geht, sich dem Fachkräftemangel entgegenzustellen, Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten und dadurch Abwanderung zu vermeiden sowie attraktiv für neue Fachkräfte und Auszubildende zu sein, ist ein Qualitätsmanagement eine wertvolle Basis. Chefs, die sich konsequent einem Modernen Management zuwenden, erfahren schnell dessen vielfachen Nutzen und erkennen, wie verflochten viele Handlungsfelder sind und welch effektive Ergebnisse damit erreicht werden können. Und wenn es letztlich „nur“ das Mehr an selbstbestimmter Zeit ist.

Das wollte ich SOWIESO schon immer einmal tun …

… die Prozesse einmal gründlich organisieren – dann beginnen Sie damit bitte jetzt. Das gilt ebenso für das Verfassen eines Lebensplans, das Aufbringen von Energie für die Entwicklung von Zukunftsplänen usw. Vor allem ist das eine Sache der Begeisterung. Was würde Sie jetzt persönlich am meisten begeistern? Fangen Sie mit dem an, was Ihnen persönlich Spaß macht, dann geht es leichter, aber fangen Sie jetzt an. In diesem Impulsgeber werden wir uns nach und nach mit mehreren Handlungsfeldern eines Modernen Managements beschäftigen. Dabei gehe ich zuerst auf die Ziele eines Unternehmens ein und die Art und Weise, wie diese erreicht werden sollen. Alles, was ich beschreibe, dreht sich um die tägliche Praxis, um das Hier und Jetzt, denn nur wenn es heute gelingt, Mitarbeiter für außergewöhnliche Leistungen zu mobilisieren, dann ist das Unternehmen zukunftsfähig und kann gesund wachsen. Welche Rolle dabei eine begeisternde Vision und Orientierung gebende Mission hat, darf kein Geheimnis sein.

Wert der UnternehmensVision in der Praxis

Um den Wert einer Vision einmal praktisch deutlich zu machen, möchte ich Ihnen folgendes Erlebnis aus der Praxis schildern. Als wir im Jahr 1996 unseren Mitarbeitern unsere Vision 2010 präsentierten, war das damals eine große Nummer, denn diese ging über die mystisch anmutende Jahrtausendwende hinaus. Und nicht zuletzt lag der „Zukunftshorizont“ mit 14 Jahren über der damaligen Lebenszeit des Unternehmens. Dazu kommentierte ein Mitarbeiter sinngemäß: „Wenn wir das erreichen wollen, dann dürfen wir aber solche wie – er nannte den Namen eines Auszubildenden – nicht mehr einstellen.“ Und ich selbst erkannte durch diese Einlassung: Wenn wir das erreichen wollen, dann dürfen wir hier an unserem aktuellen Standort nicht weiter rumkleckern, dann müssen wir jetzt den Mut haben, etwas Neues, das große Ganze anzupacken.


Was war es, das unseren Mitarbeiter zu der Erkenntnis brachte: „Wenn wir das erreichen wollen, dann brauchen wir gute, sehr gute Mitarbeiter …“? Was war es, das ihn persönlich angesprochen und seine sofortige Zielfokussierung ausgelöst hat?

Es war die Vision, mit der er sich (auch) identifizieren konnte, die (auch) ihn stolz machte, an der er (auch) gerne mitarbeiten wollte. Für ihn war sie attraktiv, auf ihn wirkte sie motivierend. Im Rückblick kann ich sagen, dass wir die Vision 2010 viel früher erreicht haben als gedacht. Genau das bestätigen auch alle Kollegen, denen wir zu einer Vision für ihr Unternehmen verhelfen konnten.

Alle müssen mithelfen

Wie schwer man sich tun kann, eine eigene Vision zu entwickeln, das wissen nur die, die wie ich ungezählte Male vor einem leeren weißen Blatt gesessen haben und nicht wussten, wie man so etwas angeht. Ich musste viele Anläufe nehmen und letztlich habe ich, anstatt mit einer wörtlichen Beschreibung für meine Vision zu beginnen, mit einer Zeichnung begonnen. Denn in meinem Kopf hatte ich sehr klare Bilder, aber noch keine brauchbare Beschreibung. Diese entstand erst später. Wichtig bleibt die Anmerkung – egal wie klar meine Gedankenbilder, meine Tagträume waren, egal wie begeistert ich von meiner Idee war: Für eine gemeinsame Verwirklichung mit allen Mitarbeitern reichte dies nicht aus. Zumal mein unternehmerischer Erfolg immer auf das aktive Mitwirken vieler engagierter Mitarbeiter zurückzuführen war. Das hat sich bis heute nicht geändert. Dies wird auch bei meinen Nachfolgern so bleiben, dessen bin ich sicher, und deshalb bedarf es zur Realisierung der Vision 2035 erneut der Begeisterung aller Mitarbeiter. Genau hier greift eine verschriftlichte Vision. Sie muss die Begeisterung aller Mitarbeiter befördern, sie muss den Mitarbeitern persönlichen Nutzen bieten und bei diesen außerordentliche Energien freisetzen.

Selbst unser Stadtdirektor, dem mein Bruder ein Exemplar unserer Vision 2010 geschickt hatte, weil zur Verwirklichung eine neue Betriebsstätte und damit ein Grundstück erforderlich wurde, war so begeistert, dass er uns besuchte und uns fortan aktiv unterstützte.

Im Rückblick kann ich mit absoluter Sicherheit feststellen: Ohne die Verschriftlichung wäre der Neubau, die Aktiengesellschaft, das Wachstum auf über 100 Mitarbeiter, der Kauf der Ferienwohnungen für die Mitarbeiter, die Leo-Gewinn-Beteiligung® und vieles mehr nicht möglich geworden.

Die damalige UnternehmensVision war eine wesentliche Grundlage für vieles, was Jahre später Wirklichkeit wurde. Lassen Sie es mich praktisch machen und hier einige Auszüge aus der damaligen Vision anführen, dort hieß es unter anderem:

„Die (…) ist ein wirtschaftlich unabhängiges Unternehmen. Die Geschäftstätigkeiten werden zu über 80 % mit Eigenkapital realisiert. Die ethische und moralische Geisteshaltung des Unternehmens ist christ-lichen Ursprungs. Wir achten die demokratische Rechtsform und Gesetze unseres Staates. (…) Mitarbeiter finden Freude, Zufriedenheit und Erfüllung in ihrer Tätigkeit. Sie schaffen es täglich, unsere Kunden zu begeistern. Diese Zufriedenheit sichert auch den Ehepartnern und Kindern unserer Mitarbeiter ein Leben von hoher Qualität. (…) Das soziale Engagement des Unternehmens richtet sich an benachteiligte Minderheiten, diese werden von uns situativ unterstützt. Der Gewinn des Unternehmens soll zum Nutzen aller sein, unsere Mitarbeiter werden daran beteiligt. Hieraus anfallende Steuern zahlen wir korrekt und leisten damit einen Beitrag zur Erhaltung des Sozialfriedens und unserer aller Existenz.“

Diese fast 25 Jahre alte Formulierung macht deutlich, weshalb beispielsweise unrechtmäßige Auftragsabrechnungen, solche, die ohne Belege ausgeführt werden, undenkbar geworden sind. Genauso wie Lohnauszahlungen bar auf die Hand für Überstunden oder Samstagsarbeit.

Dies ist die unabdingbare Grundlage für das Übertragen von Ergebnisverantwortung für Umsatz und Gewinn, also auch für das monatliche Zahlen-Daten-Frühstück®. Hier greift eins ins andere bzw. ist das eine nicht ohne das andere möglich.

Zu oft haben mir Kollegen gesagt, wie gerne sie doch auch eine Leo-Gewinn-Beteiligung® einführen würden, doch die Zahlen wollen oder können sie nicht offenlegen. Na gut, aber dann ist das Übertragen von Ergebnisverantwortung nicht möglich (und ernst gemeint) und dann bleibt es eben bei der Misere, selbst für alles verantwortlich zu sein, und damit bleibt auch die Inhaberabhängigkeit ein unkalkulierbares Risiko. Übrigens, wie das einem möglichen Nachfolger erklärt werden soll, ist mir ein Rätsel.

Gerne verweise ich hier zur Vertiefung der Themen auf die UPTODATE-Bücher – im Kontext dieses Berichtes auf das Buch Nr. 2: Der moderne Unternehmer im Handwerk.

In diesem wird das Thema UnternehmerSein umfänglicher behandelt; die vollständige Vision 2010 ist auf der Webseite www.steffen.de zu finden.

Der moderne Unternehmer im Handwerk

von Rolf Steffen, 228 Seiten

ISBN 978-3-88382-091-0

erhältlich auf: shop.zukunft-handwerk.de

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?