Unterrichtssituationen meistern 2 (E-Book)

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Unterrichtssituationen meistern 2 (E-Book)
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa


Publiziert mit der Unterstützung der Pädagogischen Hochschule Bern

Rolf Gschwend

Unterrichtssituationen meistern 2

12 Fallstudien aus Brückenangeboten

ISBN Print: 978-3-0355-1808-5

ISBN E-Book: 978-3-0355-1809-2

1. Auflage 2020

Alle Rechte vorbehalten

© 2020 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.ch


Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch: http://mehr.hep-verlag.com/unterrichtssituationen-2

Inhalt

1 Vorwort

2 Wie es zu diesem Buch kam

3 Brückentag 2018: Fallstudien aus den Brückenangeboten

4 Problem: Motivation

4.1 «Eigentlich möchte ich gar nichts machen»

4.2 Null-Bock-Stimmung

4.3 Morgen komme ich bestimmt und bin voll dabei

4.4 Mir geht es schlecht und ich werde ungerecht behandelt

4.5 Ich kann gar nichts

5 Problem: Depression/Autismus

5.1 Wenn das Lachen fehlt

5.2 Lassen Sie mich in Ruhe!

5.3 Ich kann nichts sagen

6 Problem: Migration

6.1 Ich will arbeiten, aber darf nicht

6.2 Ich will nach Hause zurück

6.3 Angst, Sorgen, schlaflose Nächte … und dann auch noch Schule!

6.4 Hier hört man mir einfach nicht zu

Anhang

1 Vorwort

Die Weiterbildungstagung an der Pädagogischen Hochschule Bern im März 2017 ist mir noch in lebhafter Erinnerung. Es war das Ziel, Lehrerinnen und Lehrer, die in Berufsattest-Klassen unterrichteten, in die Methodik der Fallanalyse einzuführen. Sie sollten erfahren, wie sie mit der sorgfältigen Analyse von schwierigen Situationen im Schulalltag zu konkreten Lösungen kommen konnten. Es war mir bewusst, dass eine Arbeitsmethode wie die Fallanalyse, die einen theoretischen Anstrich hat, auf Vorbehalte stossen konnte. In den Workshops vermochte dann aber die praktische Fallarbeit in Gruppen die Vorurteile rasch aus dem Weg zu räumen. Wie überrascht waren die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, wie sich bei genauem Hinschauen auf einen Fall neue Aspekte eröffneten! Und mit einer umsichtigen Situationsanalyse liessen sich konkrete Lösungsmöglichkeiten erschliessen. Das Eis war gebrochen, die Lehrerinnen und Lehrer merkten, dass die Fallstudienarbeit genau das beinhaltete, was ihre professionelle Arbeit einschloss: genau hinschauen, nachdenken, theoretische Erklärungen hinzuziehen und Lösungen herausschälen.

Aus einem nachfolgenden Weiterbildungstag, dem «Brückentag», ist die Idee des Autors entstanden, ein Fallstudienbuch zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse von Lehrerinnen und Lehrern für Brückenangebote zugeschnitten ist. Brückenangebote für Jugendliche umfassen das berufsvorbereitende Schuljahr, die Vorlehre und das Motivationssemester. Im Unterschied zum ersten Fallstudienbuch, das ich mit Patric Brugger unter dem Titel «Unterrichtssituationen meistern – 20 Fallstudien aus der Sekundarstufe II» 2016 verfasst hatte, sind es im vorliegenden Buch nicht Unterrichtssituationen, sondern einzelne Jugendliche, die den Anlass für eine Fallstudie bilden. Die Lebensumstände dieser Jugendlichen, ihre Herkunft, bisherige Schulerfahrungen, ihre wahrgenommenen Chancen für eine zukünftige Lebensgestaltung und viele andere Faktoren sind Aspekte, die in die Fallanalyse einzubeziehen sind. Das vorliegende Fallstudienbuch hat damit einen neuen Schwerpunkt und vermag gerade deshalb unser erstes Buch gut zu ergänzen. Auch Lehrerinnen und Lehrer anderer Schultypen der Sekundarstufe II werden Anregungen erhalten, wie sie mit Jugendlichen, die sich in schwierigen Situationen befinden, auf konstruktive, gut überlegte Weise umgehen können.

Wenn eine Situation aussichtslos scheint und sich kein Lösungsweg abzeichnet, lohnt es sich, das Problem einmal genau zu dokumentieren. Das haben die Autorinnen und Autoren der Fallbeispiele in diesem Buch getan. Zusätzlich haben sie ihrem Fall einen prägnanten Titel gegeben. Mit dem Aufschreiben wird das Problem bereits ein Stück leichter. Und wenn man den Text anderen Menschen vorlegen und mit ihnen über ihre Sicht von aussen sprechen kann, können sich Knoten lösen, die sich vielleicht durch das ständige Grübeln allein verfestigt haben.

Der Schlüssel einer guten Fallanalyse liegt aus meiner Erfahrung im ersten Schritt, der mit der Frage «Was fällt auf?» eingeleitet wird. In zahlreichen Kursen an der Universität Zürich mit angehenden Lehrerinnen und Lehrern hat mich immer wieder von neuem erstaunt, wie ergiebig das genaue, nicht wertende Hinschauen auf eine Fallbeschreibung ist. Genau das ist auch an der erwähnten Tagung in Bern geschehen. Was fällt auf in der Art wie der Autor, die Autorin die schwierige Situation beschreibt? Welche Begriffe und Bilder verwenden sie? Wie beschreiben sie sich selbst in ihrer Rolle, mitfühlend, abwartend, der Situation ausgeliefert? Gibt es Vorurteile und Vorannahmen im Text, die sich erst beim zweiten Lesen erschliessen? Schritt für Schritt breitet sich bei einer genauen Textbetrachtung eine Palette von Fragen und Vermutungen aus, die auf den ersten Blick nicht sichtbar waren.

Mit der genauen Analyse der Problemsituation ergeben sich in einem zweiten Schritt fast von selbst Aussagen zur Frage «Was ist das Problem?». Oft ist es so, dass man das Problem bei einer ersten oberflächlichen Betrachtung ganz anders sieht als nach einer vertieften Auseinandersetzung mit der Fallbeschreibung. Die genaue Problembeschreibung und offene Fragen bilden dann den Ausgangspunkt für den dritten Schritt, bei dem es darum geht, Erklärungen und Antworten für die gestellten Fragen zu finden. Eigene Erfahrungen und Alltagstheorien sind in dieser Analysephase ebenso hilfreich wie wissenschaftlich abgestützte Theorien und Modelle. Wichtig ist die Verknüpfung der beiden Ansätze. Alltagstheorien allein bergen die Gefahr, dass man nicht belegten Vorurteilen aufsitzt; wissenschaftliche Theorien auf der anderen Seite müssen in praktische Situationen übersetzt werden, damit sie handlungswirksam werden können. Für diese Übersetzungsarbeit ist wiederum praktisches Erfahrungswissen notwendig. Beide, wissenschaftliche Theorien und Alltagstheorien sollten miteinander verwoben sein. Wenn diese grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Fallsituation gelingt, ergeben sich mögliche Lösungsansätze wie von selbst.

Ich wünsche diesem zweiten Fallstudienbuch, dass es viele Lehrerinnen und Lehrer in die Hand nehmen und sich anregen lassen, die Unterrichtspraxis und die Zusammenarbeit mit Jugendlichen auf eine gute Basis zu stellen. Wer einmal die Kraft einer gründlichen Fallanalyse erfahren hat, allein oder wenn immer möglich im Austauschen mit Kolleginnen und Kollegen, wird dieses Instrument immer wieder gerne einsetzen. Das Buch bietet eine hervorragende Unterstützung dafür.

Regula Kyburz-Graber

Emeritierte Professorin Universität Zürich

2 Wie es zu diesem Buch kam
2.1 Der Fachbereich Sekundarstufe II: Kurse und Tagungen

Der Fachbereich Sekundarstufe II im Institut für Weiterbildung und Medienbildung der Pädagogischen Hochschule Bern hat den Auftrag, für Lehrerinnen und Lehrer der verschiedenen Schultypen der Sekundarstufe II Weiterbildungsangebote bereitzustellen. Zur Sekundarstufe II gehören im Kanton Bern die Berufsfachschulen, die Mittelschulen und die Brückenangebote. Für die Lehrpersonen dieser Zielstufen gestaltet der Fachbereich Sekundarstufe II (FB Sek. II) seit langer Zeit Weiterbildungskurse und Tagungen. Aus dieser Tätigkeit ergab sich im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre ein «immerwährender Tagungskalender».


NameTerminZielpublikum
EBA-Tagung1. Samstag im MärzjährlichLehrpersonen an Berufsfachschulen, die Lernende unterrichten, die das Eidgenössische Berufsattest (EBA) anstreben.
ImpulstagungMitte MärzjährlichLehrpersonen an Mittelschulen, vorwiegend Gymnasien
FMS-TagLetzter Freitag im MärzzweijährlichLehrpersonen an Fachmittelschulen
Forum Berufsbildung1. Samstag im NovemberjährlichLehrpersonen an Berufsfachschulen
BrückentagLetzter Samstag im NovemberjährlichLehrpersonen an Brückenangeboten

Für jede Tagung existiert eine Begleitgruppe, die von einem Dozenten oder einer Dozentin des FB Sek. II geleitet wird. Darin sind Schulleitungsmitglieder und Lehrpersonen der jeweiligen Zielstufe vertreten, und oft arbeitet auch eine Vertreterin oder ein Vertreter der Bildungsverwaltung mit. Hier wird das Tagungsthema erarbeitet und die Mitglieder unterstützen die Dozierenden des FB Sek. II bei der Vorbereitung und Durchführung.

 

EBA-Tagung 2017

Im Frühjahr 2016 begann die Planung der 9. EBA-Tagung, die schliesslich am Samstag, 4. März 2017, stattfand. In der Begleitgruppe diskutierten wir mögliche Tagungsthemen wie die Förderung der Arbeitsmarktfähigkeit der Lernenden, den Umgang mit Interkulturalität, die Einführung und Umsetzung der fachkundigen individuellen Begleitung und den Umgang mit Autismus und Legasthenie. Hängen geblieben sind wir an einem Phänomen, das ein Mitglied der Begleitgruppe wie folgt umschrieb:

«Wir haben den Eindruck, immer öfter EBA-Lernende zu unterrichten, die sich schwertun im Umgang mit ihren Emotionen, oder besser, sie sind diesen hilflos ausgeliefert: mangelnde Impulskontrolle, Wutanfälle, komplettes Abblocken wegen Sorgen in Familie, Betrieb und Freundeskreis.

Ich spreche nicht von den jungen Menschen, die eine so grosse Bürde zu tragen haben, dass wir nur staunen, wie sie das bewältigen. Eher sind es kleinkindliche Trotzreaktionen, Arbeitsverweigerung, einen «Kopf machen», beleidigt sein und dies ausgiebig inszenieren. Die Ausbildnerinnen und Ausbilder in den Lehrbetrieben sagen oft, sie kennten das Problem. An einem Tag seien, die Lernenden gut gelaunt und arbeitswillig, am anderen gehe gar nichts, weil ihnen eine Laus über die Leber gekrochen sei.»

Mit der Frage, wie aus diesem Phänomen ein Weiterbildungstag gestaltet werden könnte, sind wir auseinandergegangen. Die nächste Sitzung der Begleitgruppe fand Ende August statt. Kurz vorher erschien das Buch[1] «Unterrichtssituationen meistern. 20 Fallstudien aus der Sekundarstufe II» von Patrick Brugger und Regula Kyburz-Graber. Dieses Buch war ein Wegweiser. Es entstand die Idee, an der Tagung Fallstudien aus dem Ausbildungsalltag resp. Schulalltag der EBA-Lernenden zu bearbeiten. Diese Idee hat die Begleitgruppe unterstützt und alle Mitglieder haben mitgeholfen, acht Autorinnen und Autoren zu finden, die bereit waren, einen Fall aus ihrem Ausbildungsalltag zu beschreiben. Später mussten wir acht Moderatorinnen resp. Moderatoren und gleich viele Fachpersonen finden.

Im November 2016 erschien die Ausschreibung[2] mit acht kurzen Beschreibungen der Fälle und dem Hinweis, dass an der EBA-Tagung zwei Fälle nach der Vorgehensweise[3] von Patrick Brugger und Regula Kyburz-Graber bearbeitet werden können. Folgende Fälle standen zur Auswahl:

Kann sie nicht? Will sie nicht?

Eine an sich leistungsstarke Lernende bringt Unruhe in die Klasse und (über-)fordert das Lehrerteam durch ihr impulsives Verhalten.

Es interessiert mich einen feuchten Dreck, was die anderen machen (…).

Ein überforderter Lernender mit Verweigerungstendenz und aggressivem Verhalten – Klasse und Lehrpersonen sind ratlos.

Alle sind gegen mich

Eine Lernende nennt die Lehrperson «dumme Siech»; Klassenkolleginnen und -kollegen bringt sie zur Weissglut. Gespräche, Appelle an die Vernunft und Disziplinarmassnahmen nützen nichts, die Situation eskaliert regelmässig.

Das Phantom

Der schwer fassbare Lernende ist ein wahrlich begabter Verweigerer und darum entwicklungsresistent. Bei Gesprächen und in Krisensitzungen zeigt er sich einsichtig, verspricht Besserung, bewegt sich – wenn überhaupt – nur kurzfristig in die versprochene Richtung.

Schoggidrink – verschmutzte Jacke – vergiftetes Klima

Streitigkeiten zwischen Schweizern und Ausländern

Sich mit Händen und Füssen verständigen

Eine 29-jährige Lernende aus Eritrea ist willig und arbeitsam, aber kaum in der Lage, schriftliche Aufträge auszuführen. Ihr bisheriges Leben verlief dramatisch.

Ich lass mir von Ihnen gar nichts sagen!

Ein Lernender reisst die Klassenführung an sich und dominiert den Unterricht.

Ein Lernender droht: «Ich gehe bis zum Äussersten»

Auf Facebook und auf dem Intranet eines grossen Lehrbetriebes wird ein Lernender von seinen Mitlernenden übel beschimpft und verleumdet. Er reagiert mit Selbstmorddrohungen. Wie kann nach einem solchen Vorfall ein lernförderliches Klima in der Klasse geschaffen werden?

Ende Jahr haben die acht Autorinnen und Autoren ihre Fallbeschreibungen abgegeben, sodass im Januar 2017 die Langfassung der Ausschreibung vorlag. Dieses dreizehnseitige Dokument schien derart interessant, dass die Idee entstand, die Fallbearbeitungen während der Tagung zu dokumentieren. Leider war es knapp sechs Wochen vor dem Weiterbildungsanlass nicht möglich, Leute zum Dokumentieren zu finden.

Für die Tagung haben sich ca. 80 Personen angemeldet. Am 4. März 2017 hielt Regula Kyburz-Graber das Einführungsreferat, in dem sie die Vorgehensweise der Fallstudienarbeit erläuterte. Danach wurden in den Workshops fast alle Fälle zweimal bearbeitet, und später ergab die Evaluation, dass eine grosse Mehrheit der Teilnehmenden die Ansicht vertrat, es sei sehr lehrreich, sich analytisch derart intensiv mit einer Situation aus dem Ausbildungsalltag auseinanderzusetzen. Für die Tagungsverantwortlichen war klar: Wir haben ein «neues Tagungsformat» geschaffen.

Brückentag 2018: Planung

Erfolg motiviert. Deshalb schlugen die Tagungsverantwortlichen im Februar 2018 der Begleitgruppe zum 11. Brückentag vor, am nächsten kantonalen Weiterbildungstag Fallstudien aus den Brückenangeboten zu bearbeiten. Später hat auch die Schulleiterkonferenz diesem Vorschlag zugestimmt. Am Brückentag nehmen gegen 200 Lehrpersonen teil. Sie unterrichten grossmehrheitlich im deutschsprachigen Kantonsteil, eine kleine Minderheit stammt jedoch aus dem Berner Jura und spricht Französisch. Infolgedessen mussten zwölf deutschsprachige und zwei französischsprachige Fallbeschreibungen aus den verschiedenen Brückenangeboten gefunden werden. Dank der Unterstützung der Begleitgruppe haben wir vierzehn Lehrpersonen ausfindig gemacht, die bereit waren, einen Fall aus ihrem Unterrichtsalltag zu beschreiben. Mit den Autorinnen und Autoren der Fallbeschreibungen haben wir vereinbart, dass sie anonym bleiben werden.

Aufgrund der beschriebenen Problemsituationen engagierten wir Fachpersonen, die während jeder Fallbearbeitung in einem kurzen Vortrag Erklärungsansätze und Hintergründe vermitteln sollten. Zudem brauchten wir Moderatorinnen und Moderatoren und Leute, die gewillt waren, die Fallbearbeitungen zu dokumentieren. Diesmal haben wir rechtzeitig ans Dokumentieren gedacht, sodass auch dieser Teil des Vorhabens gesichert werden konnte. Insgesamt haben rund fünfzig Personen[4]am 11. Brückentag mitgewirkt. Die Tagung hat am Samstag, 24. November 2018 mit ca. 170 Teilnehmenden in der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) stattgefunden.

Publikation: Mitwirkende

An der Publikation haben erstens die anonym bleibenden Autorinnen und Autoren der Fallbeschreibungen, zweitens die Dokumentierenden und drittens die Fachpersonen mitgearbeitet. Der Autor des Buches hat den Brückentag zusammen mit einem Kollegen vorbereitet und geleitet und sowohl vor als auch nach der Tagung sämtliche Texte überarbeitet und redigiert. Die Dokumentierenden «protokollierten» die deutschsprachigen[5] Fallbearbeitungen und verfassten auf dieser Grundlage einen Text, der den roten Faden der Diskussion abbildet. Nach der Redaktion dieser Texte haben die Fachpersonen «ihre» kurzen Vorträge gegengelesen, ergänzt und autorisiert. Deshalb erscheinen ihre Namen vor den entsprechenden Kapiteln.

Allen Mitwirkenden danken wir für die erfreuliche Zusammenarbeit sehr herzlich!

Ein grosser Dank gebührt der PHBern resp. dem Leiter des Instituts für Weiterbildung und Medienbildung (IWM), Prof. Dr. Gottfried Hodel, und der Bereichsleiterin Weiterbildungslehrgänge, Dr. Verena Kovatsch-Guldimann. Sie haben es dem Autor ermöglicht, diese Publikation zu realisieren.

Schliesslich danken wir dem hep Verlag, insbesondere dem Verleger Peter Egger, dem Verlagsleiter Manuel Schär und dem Lektor Dr. Christian de Simoni. Sie haben das Zustandekommen des Buches massgeblich unterstützt.

2.2 Brückenangebote im Kanton Bern

Der Brückentag ist ein Weiterbildungsanlass für Lehrpersonen und Mitarbeitende an allen Brückenangeboten. Brückenangebote[6] überbrücken die Zeit zwischen obligatorischer Schule und dem Beginn einer beruflichen Grundbildung (Lehre) oder Mittelschule. Man unterscheidet zwischen öffentlichen und privaten Brückenangeboten. Die Fallbeschreibungen stammen aus öffentlichen Brückenangeboten[7]. Dazu gehören:

Berufsvorbereitendes Schuljahr (BVS) Praxis und Allgemeinbildung (BPA)

Das BPA ist ein schulisches Brückenangebot für Jugendliche und junge Erwachsene, welche einen Bildungs- und Förderbedarf aufweisen und motiviert sind, ein weiteres Schuljahr zu besuchen.

Berufsvorbereitendes Schuljahr Praxis und Integration (BPI)

Das BPI richtet sich an junge Menschen mit Migrationshintergrund, welche noch nicht lange in der Schweiz sind. Ziel ist der Erwerb der Landessprache und die Vorbereitung auf den Einstieg in die berufliche Grundbildung.

BVS Plus

Das BVS Plus richtet sich an Jugendliche, welche Probleme bei der beruflichen Integration haben. Das Angebot setzt sich aus Bildung, Schnuppereinsätzen und intensiver Begleitung zusammen.

Vorlehre (Standard)

Die Vorlehre Standard ist ein duales Brückenangebot für Jugendliche und junge Erwachsene, welchen der Einstieg in den passenden Lehrberuf noch nicht gelungen ist. Die Vorlehrstelle muss selbst gesucht werden.

Vorlehre 25Plus

Die Vorlehre 25Plus richtet sich an Erwachsene ab 25 Jahren, die sich auf eine berufliche Grundbildung vorbereiten möchten. Sie werden dabei intensiv begleitet und unterstützt.

Vorlehre Integration, eingeführt im Schuljahr 2018/19

Die Vorlehre Integration hat zum Ziel, anerkannten Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen die notwendigen grundlegenden Kompetenzen im Hinblick auf eine berufliche Grundbildung in einem Berufsfeld zu vermitteln.

Motivationssemester SEMO Standard

Das Motivationssemester SEMO Standard richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die eine Lehrstelle suchen und dabei auf Unterstützung angewiesen sind.

Motivationssemester SEMO Plus

Das Motivationssemester SEMO Plus ist ein Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene, welche sich in erster Linie eine Grundarbeitsfähigkeit erarbeiten möchten.

In den Schuljahren 2017/18 und 2018/19 haben 55 resp. 58 Prozent der Lernenden an öffentlichen Brückenangeboten eine Anschlusslösung in der beruflichen Grundbildung resp. in einer weiterführenden Schule der Sekundarstufe II gefunden. Und 36 resp. 31 Prozent haben im Anschluss an das Brückenangebot eine weitere Zwischenlösung begonnen.

Öffentliche Brückenangebote im Kanton Bern während der Schuljahre 2017/18 und 2018/19

Die nachfolgende Tabelle[8] zeigt,

 

– die Anzahl der Lehrpersonen und weiterer Mitarbeitenden,

– die Anzahl der Lernenden der verschiedenen Angebote,

– die Anzahl der Lernenden, die eine Anschlusslösung in der beruflichen Grundbildung resp. in einer weiterführenden Schule der Sekundarstufe II gefunden haben,

– die Anzahl der Lernenden, die eine weitere Zwischenlösung im Anschluss an das Brückenangebot gefunden haben, beispielsweise eine Vorlehrstelle.


* Alle Lernenden, die das Brückenangebot abgeschlossen haben

** BPI 1, BPI 2, BPI 2 für Erwachsene

*** Alle Mitarbeitenden, nicht nur Lehrpersonen