366 mal Hoffnung

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26. FEBRUAR

Jesus im Zentrum

Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus, dass er der Herr ist.

2. KORINTHER 4, 5

Wieder einmal saß eine Gruppe von Theologiestudenten bei uns im Donnerstagsgottesdienst in der Pfarrkirche in Marburg. Ihr Seminar besuchte, was löblich ist, alle möglichen Gottesdienste. Und auch die unmöglichen – also auch unseren. Sie blieben inkognito, sie nahmen also nicht die Möglichkeit wahr, sich am Anfang bei der Begrüßung vorzustellen. Hinterher schrieben sie einen Bericht. Über die Predigt wurde vermerkt: „Das Merkmal des Christus-Treffs scheint offensichtlich eine ausgeprägte Christologie zu sein. Es ging in der Predigt um Jesus Christus.“ Soweit das Fazit ihrer theologischen Analyse.

Ich fand das wunderbar. Wenn das Alleinstellungsmerkmal dieses Gottesdienstes darin bestand, dass es um Jesus ging, dann ist ja alles in Ordnung! Was mich allerdings wunderte, war, dass es besonders vermerkt wurde. Eigentlich sollte es in der gesamten christlichen Kirche so sein, oder? Vielerorts ist das auch der Fall, Gott sei Dank! In vielen Gottesdiensten geht es um Jesus. Und darum, was er für uns bedeutet. Allerdings muss ich bekennen, dass ich auch schon Predigten durchlitten habe, in denen der Name Jesus nicht ein einziges Mal Erwähnung fand. In solchen Gottesdiensten bin ich dann immer sehr dankbar für die Kirchenlieder und die Liturgie, die genau da, wo der Prediger schweigt oder ausweicht, das Zentrum benennen, um das es geht: Jesus Christus.

Ja, es geht in der Kirche um Jesus Christus! Dass das besonders betont werden muss, scheint nicht neu zu sein. Schon Paulus musste das unterstreichen. Damals wie heute droht der Geist der Zeit nicht nur die Gesellschaft prägen zu wollen, sondern auch die christliche Gemeinde zu bestimmen. Demgegenüber ist es wichtig, dass wir hier klar sind. Jesus selbst muss das Zentrum sein. Nur so bleiben wir lebendig, als Kirche und als Einzelne. Und nur so haben wir überhaupt das Recht, uns Christen zu nennen.

27. FEBRUAR

Jesus und …?

Als sie ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.

MATTHÄUS 17, 8

Es ist seltsam: Die Bewegung, die mit Jesus ihren Ursprung nahm, die christliche Kirche, hatte oft nichts Besseres zu tun, als genau diesen Jesus aus dem Zentrum an den Rand zu rücken. Viele andere Dinge wurden im Lauf der Kirchengeschichte wichtig und immer wichtiger. Das war häufig etwas ganz anderes als das, wozu der Meister seine Jünger berufen hatte. So ging es mehr um die Kirche selbst anstatt um Jesus. Es ging um die Vernunft, um Tradition, um Dogmen und Liturgien, um die Heiligen, um Feiertage und Fastenregeln und oft um den eigenen Machterhalt. Und das alles anstelle von Jesus.

Bereits in der Frühgeschichte des Christentums versuchte man, Jesus in ein System einzuordnen und so aus dem Zentrum zu rücken. Die Christen, an die sich der Hebräerbrief richtet, wollten in Jesus eine Art „hohen Engel“ sehen, zwar besonders, aber nicht einzigartig. Dagegen unterstreicht der Verfasser die Einzigartigkeit von Jesus: „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebräer 12, 2)

Die Frage steht bis heute im Raum: Wer ist Jesus? Welchen Platz räumen wir ihm ein? In den Glaubensbekenntnissen wird es festgehalten: Jesus ist der, auf den es ankommt. Er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Johannes 14, 6) Er allein ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Jede Generation muss neu für sich die Frage beantworten, wer Jesus für sie ist. Folgen wir dem Zeugnis des Neuen Testaments, das Jesus als ewigen Gottessohn, als Menschensohn, also als Weltenrichter, als Messias und Erlöser, als Herrn der Herrn und König der Könige beschreibt? Oder sehen wir in Jesus nur einen Menschen, der zwar besonders gut, weise und liebevoll war, aber eben auch nur ein Mensch?

Wie wir diese Frage beantworten, hat Auswirkungen auf unser Leben. Neue Prioritäten, neue Ziele rücken ins Zentrum unseres Denkens, Handelns und Redens, wenn dort, im Zentrum, Jesus allein zu sehen ist.

28. FEBRUAR

Buße – die Umkehr des Herzens

Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet.

JESAJA 59, 1 - 2

„Warum hilfst du uns nicht? Warum greifst du nicht ein, wenn es uns schlechtgeht?“ So lautete die Anklage der Zeitgenossen des Propheten Jesaja. Gottes Antwort ist deutlich: Warum kehrt ihr nicht um? Warum geht ihr auf euren eigenen Wegen und tut das, was unrecht ist? Schaut euer Leben ehrlich an, kehrt um und bekennt eure Sünden!

Was ist Buße? Das alte Wort bedeutet nichts anderes als Umkehr. Buße meint die Umkehr unseres Herzens, die Abwendung vom Falschen und die Hinwendung zu dem, was richtig und gut ist und Gottes Willen entspricht. Nur durch Umkehr und Eingeständnis unserer Schuld kann unser Leben gesunden. Manchmal wollen wir diesen Schritt überspringen. Wir wissen um die allumfassende Gnade Gottes. Das ist gut. Doch vor die Schuldvergebung gehört das Schuldbekenntnis. Manchmal sind wir zu schnell bei der Gnade. Wir nehmen uns nicht die Zeit, unserer Sünde ins Auge zu schauen, sie klar zu benennen und uns damit bewusst von ihr abzuwenden.

Wenn wir hier kneifen, werden wir anfällig dafür, denselben Fehler wieder zu begehen. Auf dem Bekenntnis unserer Schuld dagegen liegt ein großer Segen. Hier wird Gottes Gnade konkret erfahrbar. Die Zusage der Vergebung der Sünden führt uns in neue Freiheit und Freude hinein.

Buße ist keine Selbstzerfleischung. Nein, sie ist unsere Antwort auf Gottes Einladung zu einem Neuanfang. Diese geistliche Übung, diese Umkehr des Herzens, kann so natürlich werden wie das Atmen, so selbstverständlich wie der Herzschlag. Durch das Bekenntnis unserer Schuld finden wir wieder den Weg zurück zum Vaterhaus. Da gehören wir hin. Dort finden wir, wie der verlorene Sohn, unsere Identität als geliebte Kinder Gottes.

29. FEBRUAR

Fasten

Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.

MATTHÄUS 6, 16

Fasten gewinnt in unserer Wohlstandgesellschaft wieder an Bedeutung. Gerade, wo es alles in Hülle und Fülle gibt, ist es eine sinnvolle Übung. Doch Fasten kann auch ein Ausdruck dafür sein, dass wir uns ganz auf Gott ausrichten wollen.

Fasten ist zunächst einmal der Verzicht auf Nahrungsaufnahme für eine bestimmte Zeit. Dabei gibt es verschiedene Fastenarten. Eine besteht darin, dass man gar keine Nahrung aufnimmt, mit Ausnahme von Wasser. Dies ist das Fasten, das Jesus in der Wüste praktizierte (Matthäus 4, 1 - 11). Fasten kann aber auch heißen, dass man nur bestimmte Speisen vermeidet, zum Beispiel Fleisch, Süßigkeiten oder andere Genussmittel.

Dieser Verzicht auf Nahrung rührt an unserer Existenz und zeigt uns, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt (Matthäus 4, 4), sondern abhängig ist vom schöpferischen und erhaltenden Wort und Willen Gottes. Fasten ist eine Verstärkung unseres Gebets. Warum das so ist, bleibt ein Geheimnis. Gott braucht unser Fasten ebenso wenig wie unser Gebet, um zu handeln. Aber auf eine Weise, die für uns nicht erklärlich ist, bewirken Fasten und Beten etwas, das sonst vielleicht nicht geschehen würde.

Klar ist: Wir können Gott nicht zwingen. Nicht durch unser Gebet und auch nicht durch unser Fasten. Gerade beim Fasten machen wir deutlich: Wir sind schwach. Aber Gott ist stark. Wir sind zerbrechlich, bedürftig, abhängig. Doch Gott ist und bleibt der Herr. Er bleibt souverän. Das anzuerkennen, ist ein wesentlicher Teil dieser geistlichen Übung.

Wenn wir fasten, werden wir selbst verändert. Es führt uns an die Grenze dessen, was wir selbst bewirken können, und drückt aus, dass wir abhängig sind von Gott, der alles bewegt und bewirkt. Und so ist unser Fasten, verbunden mit Gebet, letztlich der Ausdruck dafür, dass wir uns selbst nichts, aber Gott alles zutrauen.

1. MÄRZ

Sei gesegnet!

Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der HERR segne dich und behüte dich!

4. MOSE 6, 23 - 24

Sei gesegnet, wenn morgens der Tag anbricht.

Sei gesegnet im hellen Mittagslicht.

Sei gesegnet am Abend und in der Nacht.

Sei gesegnet durch ihn, der über dir wacht.

Sei gesegnet durch die Güte deines Herrn.

Sei gesegnet von ihm, denn er segnet gern.

Sei gesegnet auch in Zeiten der Not.

Sei gesegnet von ihm, dem guten Gott.

Sei gesegnet, wenn etwas in dir zerbricht.

Sei gesegnet und wisse: Er lässt dich nicht!

Sei gesegnet, auch wenn alles vergeht.

Sei gesegnet in ihm, der zu dir steht.

Sei gesegnet und lerne, ein Segen zu sein.

Sei gesegnet von ihm, er schenkt voll dir ein.

Sei gesegnet und lebe in seinem Licht.

Sei gesegnet von Jesus und fürchte dich nicht.

2. MÄRZ

Schweigen

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

PSALM 62, 2

Wie das Fasten ist das Schweigen eine geistliche Übung des Verzichts. Wer schweigt, nimmt bewusst Stille auf sich. Er verzichtet darauf, sich zu allem und jedem zu äußern. Er nimmt sich und seine Meinung zurück und überlässt den anderen, und letztlich auch Gott, die Gestaltung dessen, was geschieht. Schweigen ist somit ein Ausdruck des Vertrauens, dass Gott alles gut lenken wird, auch wenn wir selbst keinen Einfluss nehmen.

 

Eng verbunden mit der Übung des Schweigens ist der Verzicht auf Informationsaufnahme. Bei Aufenthalten in Afrika war ich wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Wenn ich dann wieder Nachrichten bekam, merkte ich zweierlei: Erstens, dass ich sie oft gar nicht einordnen konnte, weil mir der Zusammenhang fehlte. Und zweitens, dass vieles, worüber tagelang diskutiert wurde, aus der Perspektive eines anderen Kontinents mit ganz anderen Problemen unbedeutend und nebensächlich erscheint. Ich merkte: Ich muss nicht alles wissen – und kann es auch gar nicht. Noch weniger kann ich alles, was geschieht, beeinflussen.

Zeiten des bewussten Schweigens helfen uns, die Hauptsachen von den Nebensächlichkeiten zu trennen. Sie helfen uns, unsere Gedanken zu ordnen und das, was wirklich zählt, im Nachsinnen und im Gebet vor Gott zu bedenken.

Schweigen eröffnet uns den Freiraum, auf Gott zu hören. Schweigen und Hören gehören eng zusammen. Schweigen ist verbunden mit Vertrauen: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ (Psalm 62, 2) An anderer Stelle sagt David, einfach und wunderschön: „Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.“ (Psalm 131, 2)

Bei Gott zur Ruhe kommen und zu schweigen, kann uns unendlich guttun. Darum betet Otto Riethmüller: „Zeig uns dein königliches Walten. Bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh! Du wirst allein ganz Recht behalten. Herr, mach uns still und rede du!“

3. MÄRZ

Hören

Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.

JESAJA 50, 4 - 5

Wir waren an einer Lebensentscheidung. Elke und ich saßen im Wohnzimmer bei einem alten Pfarrerehepaar und breiteten unsere Frage aus. Nach einiger Zeit sagte Pfarrer Veller: „Nun haben wir genug geredet. Jetzt wollen wir auf Gott hören!“ Was jetzt folgte, war Standard. Jeder nahm seinen Stift und sein Heft heraus und schrieb in der Stille auf, was er meinte, was Gott zu dieser Frage sagte. Nach einiger Zeit las jeder reihum vor, was er niedergeschrieben hatte. Erstaunlicherweise gab es fast immer – und so auch dieses Mal – fast vollkommene Übereinstimmung. Wir hatten gemeinsam auf Gott gehört, und er hatte geredet. Jetzt war die Sache klar. Die Entscheidung, die wir damals trafen, haben wir nie bereut.

Wenn wir wollen, dass Gottes Wirklichkeit in unseren Alltag hereinkommt, müssen wir lernen, auf seine Stimme zu hören. Dazu muss Gott uns die Ohren öffnen. Von Natur aus sind wir schwerhörig, wenn es um Gottes Reden geht.

Hören auf Gott muss eingeübt werden. Bei jedem Gottesdienst können wir dafür beten, dass wir durch die Verkündigung, die Lieder und alles andere hindurch Gottes Stimme hören. Auch im Alltag können wir einüben, auf die feine, oft leise Stimme Gottes zu hören. Wesentlich ist, dass wir regelmäßig in der Bibel lesen und Gott bitten, durch sie zu uns zu reden. Denn sie ist der Maßstab, an dem sich alles, was wir zu hören meinen, ausrichten muss.

Wenn wir lernen, auf Gottes Stimme zu hören, können wir auf den Wegen gehen, die er für uns vorbereitet hat. Wie der junge Samuel im Tempel können wir beten: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“ (1. Samuel 3, 9) Dann erfahren wir: „Unser Gott kommt und schweigt nicht.“ (Psalm 50, 3)

4. MÄRZ

Sich der Gegenwart Gottes bewusst werden

Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; steht er mir zur Rechten, so werde ich festbleiben.

PSALM 16, 8

Buße tun, Fasten, Schweigen vor Gott, auf Gott hören – wenn wir das tun, rechnen wir damit, dass Gott wirklich da ist. Wenn wir uns so Gott zuwenden, vertrauen wir darauf, dass Gott unser Handeln ernst nimmt. Wir vertrauen darauf, dass er in unser Hören und Schweigen hinein sein helfendes und heilendes Wort spricht und unser Beten und Fasten miteinbezieht in seinen Plan und sein Handeln in dieser Welt.

„Ich habe den Herrn allezeit vor Augen.“ Dies ist die geistliche Übung der Vergegenwärtigung. Wir erinnern uns daran, dass Gott jederzeit und immer gegenwärtig ist. Mitten im Alltag machen wir uns bewusst, dass Gott wirklich da ist und dass er bei uns ist. Dabei geht es nicht um eine mystische Erfahrung. Sondern: Wir üben ein, darauf zu vertrauen, dass die Zusagen, die Gott in seinem Wort gibt, wirklich stimmen: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir!“ (Jesaja 41, 10) Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes ändert unsere Lebenshaltung. Wir versuchen nicht, Gott durch eine geistliche Methode in unser Leben hereinzuholen, sondern vielmehr: Wir machen uns klar, dass er schon längst da ist. An jedem Ort, zu jeder Zeit. Und auch bei uns ganz persönlich.

Wie kann dieses Bewusstsein eingeübt werden? Das regelmäßige Gebet im Lauf des Tages ist eine Hilfe. Das Dankgebet bei den Mahlzeiten genauso wie kurze Gebete beim Losfahren mit dem Auto sind Erinnerungen an uns selbst: Gott ist da. Vor ihm wollen wir leben. Diese kleinen Augenblicke können uns helfen, Gott „allezeit vor Augen“ zu haben. So können wir unsere Herzen mitten im Alltag für Gottes Gegenwart öffnen.

Auch Paulus ermutigt zu solch einer Ausrichtung unseres Herzens auf Gottes Wirklichkeit: „Ganz gleich, was ihr gerade redet oder tut – lasst das alles im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen und zeigt Gott eure Dankbarkeit durch ihn!“ (Kolosser 3, 17)

5. MÄRZ

Tun, was notwendig ist

Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

JOHANNES 13, 15

Zu einem geistlich geprägten Leben gehören nicht nur Beten und Hören, nicht nur Stille und Besinnung, sondern auch das konkrete Handeln: Der Einsatz für andere, das beherzte Anpacken und das Tun dessen, was gerade notwendig ist.

Auch hier ist Jesus unser Vorbild. Er, der selbst vierzig Tage fastete, der sich immer wieder zum Gebet in die Einsamkeit zurückzog, er, der in ständigem Gesprächskontakt mit dem Vater lebte, half den Menschen ganz praktisch. Wenn die Massen auf ihn einströmten, nahm er sich Zeit für jeden Einzelnen (Matthäus 8, 16 - 17). Auch wenn sie sein Programm unterbrachen, war er bereit, sich ihnen zuzuwenden. Statt wie geplant in der Einsamkeit zu beten, tröstete und heilte er viele Kranke (Markus 6, 30 - 34).

Ganz deutlich zeigte Jesus am Abend vor seinem Sterben, dass praktisches Dienen zu den grundlegenden Aufgaben seiner Jünger gehört, ja, dass der niedrigste Dienst der höchste Ausdruck eines Lebens in der Gottesliebe ist. Denn die ist ohne die praktische, in die Tat umgesetzte Liebe zum Nächsten nichts als fromme Illusion.

Wir teilen unsere Wirklichkeit häufig in einen vermeintlich geistlichen und einen scheinbar weltlichen Bereich auf. Den ersten bewerten wir als wertvoller und heiliger als den zweiten. Der Pastor gilt bei uns mehr als der Hausmeister, die Seelsorgerin mehr als die, die das Geschirr spült. Es ist Zeit, dass wir diese falschen Bewertungen über Bord werfen. Denn bei Jesus gilt diese gespaltene Weltsicht nicht.

Wenn wir auch die praktischen Tätigkeiten und unseren gesamten Alltag als Gottesdienst begreifen, wird unser Glaube ganzheitlicher und geistlich gesund. Alles, was wir tun „mit Worten oder mit Werken“ (Kolosser 3, 17), kann so zum Ausdruck unserer Anbetung werden. Auf diese Weise lernen wir, auch im praktischen Einsatz für andere und in der handfesten Mitarbeit, Gott zu lieben mit all unserer Kraft.

6. MÄRZ

Gerne geben

Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

2. KORINTHER 9, 7

Der Umgang mit Geld und allen anderen Gütern, die wir besitzen, spiegelt unsere Einstellung zum Leben, und damit letztlich auch unsere Gottesbeziehung, wider. Jesus sagte deutlich, dass wir nicht Gott und dem Mammon, also dem Geld, gleichzeitig dienen können (Matthäus 6, 24; Lukas 16, 13).

Wer frei sein will, um Gott zu dienen, muss sich von den Ansprüchen der Mächte und Gewalten frei machen. Der aramäische Begriff Mammon bedeutet einfach „Habe“ oder „Vermögen“. Jesus betont, dass sich hinter dem materiellen Besitz eine Macht verbirgt. Geld ist eine Macht, die uns ganz beherrschen kann.

Ein Blick in die Gesellschaft zeigt, dass diese Einschätzung zutrifft. Das Jagen nach Geld und Reichtum treibt die Menschen um. Oft wird der Wert eines Menschen danach bemessen, wie viel er besitzt. Wer viel hat, wird bewundert und beneidet. Wer nichts oder wenig hat, versucht, so viel zu bekommen wie möglich. Jesus warnt ganz deutlich: Ihr könnt nur einen Herrn in eurem Herzen anbeten, nur einem in eurem Leben dienen. Gott oder Geld? – Das sind hier die Alternativen.

Geben ist deshalb eine geistliche Übung. Wenn wir abgeben von dem, was wir haben und zu brauchen meinen, drücken wir unser Vertrauen aus, dass Gott uns auch in Zukunft versorgen wird. Abgeben von unserem Besitz bedeutet Abgeben von unserer vermeintlichen Sicherheit. Deshalb tut es so weh. Deshalb ist es auch so heilsam. Geben ist ein Ausdruck des Vertrauens auf Gott.

Denn letztlich ist alles, was wir haben, von Gott anvertraut. Es ist ein Geschenk, an dem wir uns erfreuen und mit dem wir wiederum andere beschenken können. Wenn wir abgeben von dem, was wir sind und haben, folgen wir dem nach, der sich selbst gegeben hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ Unser Geben soll von Herzen geschehen, voller Dankbarkeit und in dem Vertrauen, dass Gott auch in Zukunft für uns sorgen wird.

7. MÄRZ

Die Fröhlichkeit des Herzens

Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit!

PHILIPPER 4, 4

Wer in die Bibel schaut, merkt: Freude ist ein Grundmerkmal des Lebens als Christ. Wenn wir uns jedoch in der christlichen Gemeinde umschauen, können schon Zweifel aufkommen, ob wir das mit der Freude so richtig verstanden haben. Vielleicht fordert Paulus gerade deshalb zur Freude auf.

Ein Freund erzählte mir von der Großmutter seiner Frau. Sie war eine Bauersfrau im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Ihr Leben lang hatte sie hart gearbeitet, ihre große Familie und den Hof organisiert. Myrtle war ihr Name. Trotz aller Mühe und Arbeit hatte sie ein fröhliches Herz. An ihrem Kühlschrank fand man nach ihrem Tod einen Zettel, den sie offensichtlich jeden Morgen gelesen hatte: „Guten Morgen, Myrtle, hier ist Gott. Wie geht es dir heute? Ich brauche dich auch heute nicht, um die Welt zu regieren. Das schaffe ich alleine. Deshalb wünsche ich dir einen schönen Tag!“

Echte, gelassene und tiefe Herzensfröhlichkeit wird möglich, wenn wir erkennen, wer Gott wirklich ist: Der allmächtige Schöpfer und Herr dieser Welt und zugleich unser liebender Vater. Und wenn wir erkennen, wer wir durch ihn sind: Seine geliebten Kinder. Wenn wir Gott Gott sein lassen, werden wir befreit zur Freude.

Die Fähigkeit zur Freude und Fröhlichkeit ist die Frucht einer Übung des Herzens. Sich zu freuen kann richtiggehend erlernt werden. Freude hängt zusammen mit Dankbarkeit und Bescheidenheit. Und sie wurzelt in der Gewissheit, dass Gott die Geschicke unseres Lebens in seiner Hand hält.

Deshalb sind unverkrampfte Freude und gelassene Fröhlichkeit die angemessene Lebenshaltung für uns Christen. Auch angesichts von Leiden, Krankheit, Bedrohung und Tod. Wenn wir zu dieser Fröhlichkeit durchdringen, verändern sich auch unsere Gemeinden. Wir werden eine natürliche missionarische Ausstrahlung gewinnen. Weil Freude und Fröhlichkeit einfach ansteckend sind.