Kobudo 1

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E) Stufen auf dem Weg zur Meisterschaft

Um die Kunst des Kobudô zu erlernen, ist ein systematisches Vorgehen erforderlich. Am Anfang steht das unermüdliche Training der Grundtechniken (Hôjô undô – dies entspricht dem Kihon des Karate). Des weiteren müssen die grundlegenden Kata, die sich durch Kürze und einfache Techniken auszeichnen und wenig spektakulär wirken, geübt werden. Einige von ihnen sind erst in jüngerer Vergangenheit entstanden. Es folgt das Studium der höheren Kata, die weit komplexer sind. Dies sind echte und ursprüngliche Kata, die von den alten Meistern geschaffen wurden.

Es gibt viele derartige Kata. Ihre Namen sind entweder aus den Namen ihrer Erschaffer abgeleitet, oder sie bezeichnen die geographische Herkunft oder die dominierenden Techniken. Früher gab es noch sehr viel mehr Kobudô-Kata, aber etliche sind oftmals einfach deswegen verschwunden, weil sie sehr schwierig zu erlernen waren.

Kata wurden in der Vergangenheit ausschließlich durch persönliches Lehren weitervermittelt, aus diesem Grunde gibt es keine Dokumente, die zweifelsfrei die Authentizität einer Kata belegen können. Dennoch sind, wie alle zeitgenössischen Meister bestätigen, diese Kata im wesentlichen die gleichen geblieben, es sind lediglich mitunter einige Techniken ein wenig modifiziert worden oder ihre Anordnung innerhalb der Kata hat sich etwas verändert. Um diese „Erosion“ des Erbes zu begründen, erklären die heutigen Meister, daß manche Abänderungen von Details ihnen notwendig erschienen, weil die Meister von einst nicht so systematisch und sorgfältig vorgegangen seien, wie es auf den ersten Blick aussehe, was in der bäuerlichen Herkunft vieler von ihnen begründet liege. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Einschätzung stimmt. Auf jeden Fall wurden die fraglichen Veränderungen vor inzwischen mindestens 40 Jahren durch Meister, deren Kompetenz außer Frage steht, vorgenommen. Die Änderungen betrafen viele der alten Kata und wurden unter gleichen Gesichtspunkten ausgeführt. Ich erwähne dies lediglich aus dem Grund, weil mancher ernsthafte Budôka von dem Augenblick an, ab dem er Zugang zu den alten Kata bekommt und damit ins Herz seiner Kunst eindringt, ein gewisses Unwohlsein empfinden könnte, wenn er sich unverhofft mit technischen Unterschieden auf einem Gebiet konfrontiert sieht, wo er dies nicht erwartet hätte.

In Japan praktiziert man zunächst ausschließlich und jahrelang die Hôjô undô und die Kata, eine Methode des Lernens, die jedem Bewohner der westlichen Welt ermüdend erscheinen wird, die aber zu soliden Grundlagen führt. Tatsächlich ist sie unverzichtbar für jeden, der mehr als nur eine oberflächlichen Annäherung an das Kobudô erreichen möchte. Erst viel später beginnt man, Angriff und Verteidigung mit Partner zu üben, und dies natürlich stets auf konventionelle Weise, d. h. mit wohldefinierten Waffenarten und Angriffsmethoden und unter vollkommener Kontrolle der ausgeteilten Schläge.

Die erste Stufe beim Erlernen des Kobudô ist das Studium des Bô. Hierdurch wird insbesondere das Gefühl für den optimalen Einsatz des Körpers herausgebildet, man erlangt ein starkes Bewußtsein seiner Möglichkeiten und entwickelt auf diese Weise rasch die Eigenschaften, die erforderlich sind, um die anderen Kobudô-Künste anzugehen. Nach dem Bô erlernt der Praktizierende den Umgang mit dem Sai, und jetzt erst kann er beginnen, mit Nunchaku, Tonfa und Kama zu arbeiten. Was die oben erwähnten Nebenwaffentechniken des Kobudô angeht, so sind sie ausschließlich echten Experten ab dem 4. oder dem 5. Dan vorbehalten, sie spielen für die Masse der Praktizierenden keine Rolle.

Nach dem Vorbild des Karate wurde auch im Kobudô ein Gradierungssystem eingeführt. Die Kyû-Grade (aufsteigend vom 5. bis zum 1. Kyû) sind die Schülergrade, die man während ca. drei Jahren durchläuft. Die Dan-Grade (1. bis 10. Dan) sind die Meistergrade.

Einen ersten Zugang zum Kobudô wird man über einen Karateverband oder -verein erlangen können, zumindest wird man dort an geeignete Adressen verwiesen werden können. Welchem Meister man schließlich seine Ausbildung anvertraut, muß der Suchende am Ende selbst entscheiden.

F) Prinzipien

1.) Der Geist

Die Kunst des Kobudô ist faszinierend, aber schwierig zu erlernen. Ihr Studium ist zudem in gewisser Hinsicht undankbar, denn für gewöhnlich hat ihre Beherrschung keinerlei praktischen Nutzen. Dies gilt vor allem, wenn man, wie es im Sinne des Budô-Konzepts ist, darauf verzichtet, für Sportwettkämpfe zu trainieren.

Die Budôkünste üben heute eine besondere Anziehung auf jene aus, denen es eher darum geht, Meisterschaft über sich selbst zu erlangen, als einen hypothetischen Gegner besiegen zu können. Dies rechtfertigt ihre Präsenz in einer modernen Welt, die dem Menschen nicht mehr abverlangt, sein Überleben im ständigen Kampf zu sichern. Doch erst während der letzten beiden Jahrhunderte haben sich die alten Kampfkünste, in deren Zentrum die kriegerischen Techniken standen (Bujitsu), zu Kampfkünsten entwickelt, in denen der tatsächliche Kampf nicht mehr den eigentlichen Zweck darstellte, sondern der Weg des Kriegers, die Erziehung des Individuums, im Zentrum stand (Budô). Dies spiegelt den Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse wider, die seit jener Zeit zunehmend zivilisierter wurden.

Man hat behauptet, daß die okinawanischen Waffen, vor allem aber das Nunchaku, früher hauptsächlich durch Straßenräuber im Einsatz gegen die edlen, blanken Waffen der Samurai verwendet wurden. Das mag in dem Sinne stimmen, daß sich natürlich jedermann solch rustikale Waffen anfertigen konnte, und die aristokratische Elite wird gegenüber diesen Waffen genügend Verachtung empfunden haben, um sie dem einfachen Volk zu überlassen. Doch mit der Zeit hat die Entwicklung, wie sie in Japan stattgefunden hat, auch dieses Gebiet ergriffen. Aus dem Kobujutsu wurde vor allem in der Zeit zwischen 1850 und 1900 das Kobudô, in Anlehnung an die großen japanischen Budô-Künste Kendô, Jûdô und Aikidô. Die Geisteshaltung, die ihrer Praxis seither zugrunde liegt, ist die gleiche wie überall im Budô: Es geht um das beständige Streben nach der Einheit von Willen und Tat, die es ermöglicht, einen hypothetischen Gegner zu besiegen (unmittelbarer Aspekt) über die Meisterung des Selbst (wesentlicher Aspekt).

Hierfür ist eine vollkommene Kontrolle über den Körper und seine Reflexe erforderlich sowie eine große Geistesruhe, die selbst im heißesten Kampf aufrechterhalten werden muß. Die Gewalt, die der Körper während des Kämpfens zum Ausdruck bringt, darf auf keinen Fall den Geist „mitreißen“, andernfalls ist die Gefahr groß, daß die Wahrnehmungsfähigkeit stark vermindert wird und damit die geistige Effektivität. Dies steht im Einklang mit der grundlegenden Lehre des Budô, nach welcher der Geist den Körper stets beherrschen soll und zugleich die Schulung des Körpers den Geist bilden soll. Man darf im Kampf weder Gehässigkeit dem Gegner gegenüber empfinden, noch darf man aus egozentrischen Gründen danach trachten, ihn zu besiegen. Das heißt, die niedrigsten Instinkte des Menschen sollen überwunden werden. Die Kunst besteht darin, unter allen Umständen in der Lage zu sein, den Sieg zu erringen und zugleich dem Ergebnis des Kampfes vollkommen gleichgültig gegenüberzustehen. Es ist gewissermaßen so, daß der Sieg als allerletztes Mittel empfunden werden soll, das man einsetzt, weil es gar keine andere Möglichkeit gibt.

Dieses Ideal ist allen Budôkünsten gemeinsam, auch wenn es viele Praktizierende gibt, die es mehr oder weniger aus dem Blick verloren haben. Die echten Meister des Kobudô haben jedoch ihre Lehren stets daran ausgerichtet, und das ist der eigentliche Grund, weshalb diese alten Künste aus Okinawa es wert sind, in unseren Dôjô gelehrt zu werden.

Wie im folgenden Abschnitt dargelegt wird, ist auch der Gruß im Budô nichts anderes als eine Ausdrucksform dieses Ideals.

2.) Die Höflichkeit

Man sagt, daß die Künste des Budô mit einem Akt der Höflichkeit beginnen und enden, was das erste und höchste faßbare Zeichen der Kontrolle über sich selbst darstellt.


Zeichnungen: Ritsu rei, der Gruß im Stand. Die Fersen berühren einander, die Fußspitzen sind leicht nach außen gerichtet (Musubi dachi). Man hält sich gerade, jedoch ohne Steifheit. Die linke Hand hängt auf natürliche Weise neben bzw. leicht unterhalb der Hüfte, die rechte Hand hält die jeweilige Kobudô-Waffe auf der rechten Seite. Man grüßt, indem man den Oberkörper leicht nach vorn beugt, ohne den Rücken zu krümmen. Das heißt, der vollkommen gerade Oberkörper ist oberhalb des Gürtels nach vorn geneigt. Der Blick ist auf einen Punkt, der sich ungefähr zwei Meter vom Grüßenden entfernt am Boden befindet, gerichtet. Danach richtet man sich wieder auf, bevor man schließlich die gewünschte Kampfhaltung einnimmt.

Die Zeichnungen oben zeigen den Gruß mit Sai, wie er beispielsweise am Beginn einer Kata praktiziert wird. Die Zeichnung in der Mitte stellt dar, wie die beiden Sai während des Grußes gehalten werden, während die Zeichnung unten zeigt, wie die Waffen dabei angeordnet sind. Sie liegen übereinander und sind leicht zueinander verschoben. Der Daumen liegt am oberen (und außen liegenden) Seitenschaft des unteren Sai an und schließt sich um den Hauptschaft des inneren Sai. Der Zeigefinger ist gestreckt und liegt am Griff des äußeren Sai, und die anderen Finger biegen sich um den unteren Seitenschaft des äußeren Sai. Diese Anordnung ist in sich stabil, wenn man die Spitze des oberen Sai über Kreuz auf die Spitze des unteren Sai plaziert.

 

Im Kobudô beginnt und endet jedes Training mit einem Gruß (Rei), unabhängig davon, ob es sich um Einzel- oder Partnertraining handelt. Dies bringt den Respekt vor der praktizierten Kunst sowie vor dem Lehrer und dem Übungspartner zum Ausdruck. Der Gruß erinnert auch daran, die Tradition und die mit ihr verbundenen erzieherischen Werte zu respektieren. Wenn der grüßende Budôka sich dessen nicht vollkommen bewußt ist, ist seine Geste sinnlos, und das wirkliche Wesen der Kunst, die er zu praktizieren glaubt, entzieht sich ihm.

Der übliche Gruß (Ritsu rei) wird im Stand ausgeführt (siehe obige Zeichnungen für den Gruß mit Sai). Der zeremonielle Gruß (Za rei) wird wie im Karate am Anfang und am Ende von Trainingseinheiten kniend ausgeführt. Er richtet sich an das Kamiza, den Ehrenplatz im Dôjô, wo sich normalerweise ein Bildnis eines alten Meisters befindet, und an den Sensei (Lehrer).

3.) Die physischen und physiologischen Prinzipien

Die physischen Grundlagen der im Kobudô eingesetzten Techniken sind den Praktizierenden des Karate oder des Waijia, des äußeren Stils des Kungfu, bestens bekannt.

Totale und augenblickliche Mobilisierung der Energie:

Die Gesamtheit des Körpers muß an der Aktion teilhaben, sich als eine Einheit bewegen, nicht nur das Körperteil (Arm, Handgelenk), welches die eigentliche Bewegung ausführt. Man muß zwischen der äußeren Kraft (Chikara – die in Erscheinung tretende Kraft der Muskeln) und der inneren Kraft (Qi – die Lebenskraft), die unvergleichlich wichtiger ist, unterscheiden. Es ist vor allem diese „Lebenskraft“, die man zu mobilisieren versucht.

Übertragung und Konzentration der Energie:

Größtmögliche Effektivität wird durch dreierlei angestrebt: durch optimale Muskelkoordination – das Zusammenwirken mehrerer Bewegungen, wodurch die Kräfte addiert werden, durch zeitliche Konzentration der Energie – das Timing, die Schnelligkeit der Ausführung, und durch räumliche Konzentration der Energie – Kime, die kurze, aber intensive Entladung der Bewegungsenergie im Moment des Auftreffens. Dies wird durch vollkommene Kontraktion des Körpers in einem bestimmten Augenblick erreicht, was von einem Kiai, einem kurzen Schrei in Verbindung mit einer bestimmten Technik, begleitet werden kann. Psychisch gesehen ist Kime Ausdruck eines Geistes der Entschlossenheit.

Nutzung der Kraft aus der Bauchregion:

Es ist wichtig, sich des Energiezentrums (Tanden) des Menschen, bewußt zu sein, Quelle einer ungeahnten Kraft, die sich in der Bauchregion (Hara) konzentriert. Dieses „Zentrum“ ist in Wirklichkeit ein immaterieller Punkt, der sich im physischen Schwerpunkt des Menschen befindet. Das bedeutet, er ist einige Zentimeter unterhalb des Bauchnabels zu finden. Jede Kobudô-Technik muß so ausgeführt werden, daß man das Gefühl hat, der Schlag gehe vom Bauch aus und die Gliedmaßen seien nichts als durch die verwendeten Waffen verlängerte Werkzeuge. Der allgemeine Anfängerfehler besteht darin, zuviel Kraft aus den Armen und Schultern zu holen, ohne daran zu denken, die Bauchregion und die Körperpositionen (siehe S. 35 ff.) zu nutzen.

Ausnutzung der Rückzugskraft (Hikite):

Bei jedem Stoß muß sich der gesamte Körper einen sehr kurzen Augenblick lang anspannen, damit die gesamte Energie beim Auftreffen übertragen werden kann. Eine maximale Wirkung wird erzielt, wenn synchron zum Schlag der andere Arm mit der gleichen Kraft eine Bewegung in Gegenrichtung des Schlages ausführt. Beim Nunchaku bedeutet dies eine seitliche Ausgleichsbewegung des freien Arms, z. B. beim paarweise eingesetzten Sai eine Bewegung der zweiten bewaffneten Hand entgegengesetzt zur Richtung des Angriffs.

Die Atemphasen:

Die höchste Effektivität wird erzielt, wenn die Muskeltätigkeit synchron zur Atmung erfolgt. So atmet man während des Kime stoßweise und nur teilweise aus, wobei ein vollständiges Anspannen der Bauchmuskulatur erfolgt. In den Phasen der Vorbereitung, während derer eine Muskelanspannung die Bewegung verlangsamen würde, atmet man hingegen ein. Die Kunst beim Kobudô besteht darin, sich während der Vorbereitungsphase schnell und sehr geschmeidig zu bewegen und schließlich, um die Bewegung der Waffe zu unterstützen, in einer totalen Muskelanspannung förmlich zu „explodieren“ (Ausführungsphase – Kime). Der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ist etwas absolut Fundamentales, das erst begriffen werden kann, wenn man die Anfangsgründe einer Budôkunst hinter sich gelassen hat. Man benötigt hierbei die unmittelbare Anleitung durch einen Lehrer. Es ist wichtig zu begreifen, daß die Wirksamkeit des Stoßes durch das Sai oder durch ein Ende des Nunchaku weit mehr aus der Geschwindigkeit, die man diesen Waffen verleiht, stammt als aus der Kraft, mit der man den Arm bewegt, dessen Hand die Waffe hält.

Die natürlichen Waffen:

Wie im Karate gibt es im Kobudô Blöcke und Schläge, und auch die Techniken sind oft sehr ähnlich. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß der Stoß im Kobudô durch die Waffe erfolgt. Dennoch muß man stets so agieren, als pariere man mit dem eigenen Arm (der in diesem Fall durch die Waffe, die ihn verlängert, abgefedert und geschützt wird) und als schlüge man mit der eigenen Faust (die bewaffnet und durch die Waffe quasi verlängert ist). Das Körpergefühl, das diese Techniken begleitet, ist jedenfalls exakt das gleiche wie beim Üben des Karate.

Beintechniken:

Gelegentlich wird der Kobudôka eine Aktion durch eine Beintechnik (Feger) oder durch eine Fußtechnik (Stoß mit dem Fuß) ergänzen. Laut Meister Matayoshi ist dies eine recht neue Entwicklung im Kobudô, denn im ursprünglichen, alten Kobudô wurden ausschließlich die Arme eingesetzt. Das Studium der traditionellen Kata unterstützt diese Sichtweise: in keiner der alten Kobudô-Kata gibt es einen Fußtritt, obgleich sie ansonsten allesamt in den klassischen Positionen des Karate ausgeführt werden. Derartiges läßt sich erst in modernen Kata, die durch jüngere Experten zusammengestellt wurden, finden. Stöße mit der bloßen Faust hingegen existieren bereits in den klassischen Kata des Kobudô, beispielsweise in der Kata Chatanyara no sai, in welcher die ersten Techniken mit einem einzelnen Sai und mit bloßer Hand ausgeführt werden; das zweite Sai, das bis dahin im Gürtel steckte, kommt erst in der Folge zum Einsatz.

Einnehmen der Bereitschaftsstellung (Yoi):

Nach dem Gruß wird eine Stellung eingenommen, die noch keine echte Kampfhaltung darstellt, jedoch das unmittelbare Bevorstehen der Handlung und die physische und geistige Konzentration zum Ausdruck bringt. Es handelt sich um die Stellung Yoi („bereit“), die vor der Handlung oder an ihrem Ende, vor dem abschließenden Gruß (Yame oder Yasume) eingenommen wird. Siehe Zeichnungen auf der gegenüberliegenden Seite.


Zeichnungen a-d: Yoi mit Sai. Nach dem Gruß richtet man sich auf (a) und hebt die Sai (b). Erst wird der linke und dann der rechte Fuß zur Seite gesetzt, wodurch die Haltung Heikô dachi eingenommen wird. Das Körpergewicht ist gleichmäßig auf beide Füße verteilt (c). Gleichzeitig drehen sich die Handgelenke nach außen und nach unten, so daß die Knäufe der Sai so nach unten gerichtet werden, daß eine gedachte Linie von den Unterarmen über die Knäufe bis zu den Zehen führt (d).

4.) Die Positionen (Tachi)

Das Kobujutsu aus alter Zeit kannte keine Standardstellungen. Die Meister, die später die Kunst des Kobudô herausgearbeitet und vertieft haben, waren allesamt auch Meister des Karate. Da die Grundstellungen des Karate aus ihrer Sicht besonders effektiv waren, haben sie sie auch im Kobudô eingeführt. In diesen Positionen wird das Körpergewicht auf eine bestimmte Weise verteilt, und der Schwerpunkt des Körpers wird nach unten verlagert. Auf diese Weise erlangt der Kobudôka eine große Stabilität, wodurch die Techniken kraftvoller ausgeführt werden können. Allerdings sind die Kobudô-Stellungen weniger ausgeprägt als die des Karate, was vor allem für die okinawanischen Stile gilt. Für Okinawa gilt ohnehin, daß in der Praxis des alten Shôrin-ryû-Karatestils die Stellungen höher waren als im modernen japanischen Karate und auch weniger breit. Hingegen waren die Bewegungsabfolgen schneller. Die Zeichnungen auf den Seiten 37 und 38 stellen die wichtigsten dieser Kobudô-Positionen dar.

a) Heisoku dachi: Füße zusammen und parallel.

b) Musubi dachi: Fersen zusammen, Fußspitzen zeigen nach außen.

c) Heikô dachi: Füße voneinander entfernt und parallel.

d) Hachiji dachi: Füße voneinander entfernt, Fußspitzen zeigen nach außen.

e) Zenkutsu dachi: Ein Fuß vorn, vorderes Knie gebeugt, hinteres Bein gestreckt. Häufig für Angriffe verwendet.

f) Shumoku dachi: Ein Nekoashi dachi, bei dem der vordere Fuß weiter nach vorn gesetzt ist. Wie beim Nekoashi dachi ist diese nach hinten gelagerte Position gut für die Verteidigung geeignet. Der vordere Fuß wird auf eine Linie, die von der Ferse zum im rechten Winkel gesetzten hinteren Fuß verläuft, gesetzt. Die Knie sind stark gebeugt. Man beachte, daß diese Stellung dem aus dem Karate bekannten Kôkutsu dachi entspricht. Allerdings ist dem Autor keine originale Kata aus Okinawa bekannt, in der diese Stellung vorkommt, nur in japanischen Formen wird sie verwendet. Die ursprünglichen okinawanischen Kobudô-Kata setzen an deren Stelle den Nekoashi dachi oder andere der unten beschriebenen Positionen ein.

g) Nekoashi dachi: Diese und die folgende Stellung sind die am häufigsten eingesetzten. Sie eignen sich besonders gut für schnelle und flüssige Ortsveränderungen. Das Gewicht des Körpers lagert auf dem hinteren, eingebeugten Bein, während das vordere Bein lediglich auf dem Zehen ballen ruht und die Ferse angehoben ist.

h) Kôkutsu dachi: Diese Stellung darf nicht mit der gleichnamigen Position des Karate verwechselt werden. Tatsächlich handelt es sich hier um einen Zenkutsu dachi, bei dem der Oberkörper nach hinten gedreht ist. Der einzige Unterschied besteht im seitlichen Abstand der Füße. Während sich im Zenkutsu dachi die Füße auf parallelen Linien befinden, die hüftbreit voneinander entfernt sind, stehen hier die Fersen auf einer Linie. Der Kôkutsu dachi aus Okinawa, den man übrigens auch in den alten Karate-Kata findet, stellt eine ausgezeichnete Stellung für die Verteidigung dar (Block oder Ausweichen).






i) Sagiashi dachi: Stellung auf einem Bein. Das andere Bein ist angewinkelt, der Fuß befindet sich auf Höhe des Knies des Standbeins, welches leicht gebeugt ist. Dies stellt eine ausgezeichnete Position für die Verteidigung und für das Ausweichen dar, die es darüber hinaus ermöglicht, schnell einen Sprung für den Gegenangriff auszuführen.

j) Kôsa dachi (Kake dachi): Ein Fuß wird über Kreuz hinter den anderen gesetzt, die Ferse ist angehoben, und nur die Zehenballen berühren den Boden, während der andere Fuß den Boden mit der gesamten Sohle berührt. Die Knie, die sich sehr nah beieinander befinden, sind gebeugt. Diese Stellung ermöglicht vor allem sehr schnelle Ausweichbewegungen, bei denen man sich auf der Stelle dreht.

k) Shiko dachi: Weite Stellung, ideal dafür geeignet, seitwärts zu schlagen. Diese Position ermöglicht es, sich seitlich zum Gegner zu bewegen. Das Körpergewicht ist gleichmäßig auf beide Beine verteilt, und die Fußspitzen sind nach außen gerichtet. Die Knie sind stark gebeugt.

 

l) Kiba dachi: Die Stellung ist im wesentlichen gleich dem Shiko dachi, jedoch stehen die Füße parallel zueinander.

Fudô dachi (ohne Abbildung): Dies ist eine sehr ausgewogene natürliche Stellung, eine Synthese aus Zenkutsu dachi auf dem vorderen Bein und Shumoku dachi auf dem hinteren Bein. Es handelt sich um eine „unbewegliche“ (fudô) Stellung, die einen raschen Übergang zu Angriff oder Verteidigung ermöglicht.

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