Medizingeschichte

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Weniger für ein breites Publikum, sondern für angehende Ärzte hat die kanadische Medizinhistorikerin Jacalyn Duffin eine Medizingeschichte geschrieben, die sich nicht nur durch einen lockeren Stil, sondern auch durch eine unkonventionelle Gliederung des Stoffes auszeichnet. In 13 Kapiteln werden die unterschiedlichsten Fächer (von der Anatomie bis zur Psychiatrie) in einem kurzen historischen Abriss dargestellt. Doch auch der Wandel medizinischer Konzepte (hier am Beispiel des Bluts abgehandelt) und die Geschichte des Arzt-Patient-Verhältnisses sind Themen, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. Im Anhang findet man eine Bibliographie und Weblinks, die das „Handwerkszeug“ für medizinhistorisches Arbeiten vermitteln. Nützlich ist ebenfalls ein Lernzielkatalog, der sich an den einzelnen Kapiteln dieses Lehrbuchs orientiert.

Aus der Fülle der nicht-deutschsprachigen Einführungen ist noch eine neuere Überblicksdarstellung in italienischer Sprache zu nennen (Storie della Medicina, 2002). Sie ist ideengeschichtlich ausgerichtet. Die Verfasserin, Alessandra Parodi, ist Philosophin und Wissenschaftshistorikerin, die sich vor allem für den Wandel von Krankheitsvorstellungen und medizinischer Konzepte interessierte. Eine Besonderheit, die man [<<85] ansonsten in Lehrbüchern zur Medizingeschichte nicht antrifft, ist ein ausführliches Kapitel über die Alternative Medizin, das fast ein Drittel des Buches umfasst.

2.5.2 Mehrbändige Werke

Die Geschichte der mehrbändigen Gesamtdarstellungen beginnt mit einem „Klassiker“, dem Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneykunde von Kurt Sprengel (1766–1833). In fünf Bänden stellt der in Halle lehrende Mediziner und Botaniker, der auch über Hebräisch- und Arabisch-Kenntnisse verfügte, die acht Hauptepochen der Medizingeschichte (von Hippokrates bis Haller) vor. Sprengel legt großen Wert auf einen exakten Quellennachweis. Das macht seine Medizingeschichte auch heute noch zu einem Nachschlagewerk, selbst wenn seine Urteile, z. B. über Hippokrates oder über Paracelsus, mittlerweile überholt sind. Jeder Band enthält eine chronologische Übersicht und ein ausführliches Sachregister. Fortgesetzt wurde Sprengels Standardwerk durch den Wiener Arzt und Bibliothekar Burkart Eble (1799–1840), der 1837 und 1840 noch einen zweibändigen sechsten Teil hinzufügte. Dieser Nachtrag handelt die Geschichte sowohl der „theoretischen“ als auch der „practischen“ Arzneikunde in den Jahren 1800 bis 1825 ab und geht sogar auf die Wasserheilkunde zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausführlich ein.

Die erste Auflage des Lehrbuchs der Geschichte der Medicin und der Volkskrankheiten (1845) von Heinrich Haeser (1811–1885) kam zunächst noch mit einem, wenngleich sehr umfangreichen Band aus. Der Erfolg dieses Werks führte innerhalb weniger Jahrzehnte zu zwei weiteren Auflagen, die schließlich drei Bände umfassten. Die Medizinhistorikerin Edith Heischkel-Artelt (1906–1987) hat zu Recht Haesers Darstellung als das wichtigste medizingeschichtliche Werk des 19. Jahrhunderts bezeichnet, nicht zuletzt wegen seiner stupenden Quellenkunde, die auch heute noch Beachtung verdient. Das ganze Werk ist lehrbuchmäßig in Paragraphen eingeteilt. Jede Aussage ist mit Anmerkungen und Literaturhinweisen sorgfältig belegt. Die ersten beiden Bände der dritten Auflage enthalten einen Abriss der Medizingeschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis in das 19. Jahrhundert. Der dritte Band bietet eine Geschichte der epidemischen Krankheiten, die ebenfalls nach Jahrhunderten gegliedert ist und im 19. Jahrhundert den thematischen Schwerpunkt auf die Cholera-Pandemien legt.

Weniger bekannt ist heute eine zweibändige französische Medizingeschichte, die 1870 der am Collège de France lehrende Arzt Charles Daremberg (1817–1872) herausbrachte. Vor allem wegen seiner hervorragenden Kenntnisse der antiken Überlieferung sind die Abschnitte, die von der griechisch-römischen Medizin handeln, weiterhin von Bedeutung. An der ausführlichen Darstellung der Medizingeschichte des 18. und [<<86] 19. Jahrhunderts interessiert gegenwärtig vor allem sein Blick auf die französischen Ärzte jener Zeit; denn Daremberg war eine Zeitlang Bibliothekar der Académie de Médecine in Paris und verfügte über gute Literaturkenntnisse.

Ein Gemeinschaftswerk auf der Höhe der Zeit stellt das dreibändige Handbuch der Geschichte der Medizin dar, das von den damals führenden Medizinhistorikern Theodor Puschmann (1844–1899), Max Neuburger (1868–1955) und Julius Pagel herausgegeben wurde. Einzelne Kapitel, wie beispielsweise über die Medizin der Juden (von Julius Preuss, 1861–1913) oder über die altgermanische Heilkunde (von Max Höfler, 1848–1914), sind heute noch lesenswert. Neben einer chronologisch vorgehenden Darstellung, die auf berühmte Ärzte und medizinische Konzepte abhebt, wird auch die Geschichte der unterschiedlichsten Spezialdisziplinen von Experten abgehandelt.

Einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg erschien ein zweibändiges Standardwerk, das den „Zusammenhang zwischen der allgemeinen Kultur und der Medizin“ (Neuburger, 1906–1911, I, S. V) betont und zeitlich von der Medizin der antiken Hochkulturen bis zum Ende des Mittelalters reicht. Ein weiterer Band, der die Neuzeit umfassen sollte, ist leider nicht erschienen. Besonders wertvoll an dieser Überblicksdarstellung sind die ausführlichen Inhaltsangaben zu medizinhistorischen Quellen.

Eine im deutschsprachigen Raum bis heute vielzitierte mehrbändige Medizingeschichte ist die von Paul Diepgen (1878–1966), die zwischen 1914 und 1928 in der Sammlung Göschen erschien und inzwischen in zweiter Auflage (1949–1965) vorliegt. Sie enthält zwar keinen kritischen Apparat, hat aber den Vorteil, dass sie die Entwicklung der Medizin und ihrer Spezialdisziplinen zum Teil bis in die 1920er Jahre hinein beschreibt.

Eine der wenigen mehrbändigen medizinhistorischen Darstellungen, die bis in die Zeitgeschichte reicht, ist die Geschichte der Medizin von Charles Lichtenthaeler (1915–1993). Stilistisch wurde die Vorlesungsform beibehalten. Die Bibliographie führt nur die Monographien und Aufsätze an, die, wie der Verfasser schreibt, für ihn „richtungweisend“ waren. Auf Anmerkungen wurde komplett verzichtet. Hilfreich ist das Sachverzeichnis, das unter anderem auch Stichworte wie „Ärztestreik“ und „Antibiotika“ umfasst.

2.5.3 Problemorientierte Gesamtdarstellungen

Wen chronologische Darstellungen eher langweilen oder wer sich für die Entwicklung von Denkansätzen und Paradigmen in der Medizin interessiert, der findet in einem inzwischen zum ‚Klassiker‘ der Medizingeschichtsschreibung gewordenen [<<87] Buch von Lester S. King (Medical Thinking. A Historical Preface) eine interessante Problemgeschichte. Erörtert wird nicht nur die Historizität allgemeiner Kategorien (z. B. Symptome), sondern auch der Wandel von Krankheits- und Therapiekonzepten.

Eine problemorientierte Gesamtdarstellung der Medizingeschichte, die sowohl Lesebuch als auch Nachschlagewerk ist, hat der Heidelberger Medizinhistoriker Heinrich Schipperges (1918–2003) verfasst. Die Geschichte der Medizin in Schlaglichtern greift Schwerpunkte und Problemfelder der modernen Medizin auf und beleuchtet deren historischen Hintergrund.

Den immer noch besten Überblick über die verzweigte Entwicklung des Krankheitsbegriffs und der unterschiedlichsten therapeutischen Ansätze im Laufe einer über 2000-jährigen Geschichte bietet das Standardwerk Konzepte der Medizin (1978) von Karl Eduard Rothschuh (1908–1984), das auch instruktive Graphiken und Schaubilder enthält. Bislang einzigartig ist auch Rothschuhs 1953 veröffentlichte Geschichte der Physiologie.

Wer eine moderne Ideengeschichte der Medizin sucht, die auf dem neuesten Stand der Forschung ist, greift am ehesten zu einem dreibändigen Gemeinschaftswerk (Storia del pensiero medico occidentale), das unter der Federführung von Mirko Grmek (1924–2000) entstanden ist. Leider ist nur der erste Band ins Deutsche übersetzt worden.

2.5.4 Illustrierte Darstellungen der Medizin

Bereits in der erwähnten Überblicksdarstellung von Meyer-Steineg und Karl Sudhoff aus dem Jahre 1920 spielen Abbildungen eine große Rolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen dann mehrere medizingeschichtliche Werke auf den internationalen Buchmarkt, die vor allem den Leser im Auge haben, der sich eine reichbebilderte Darstellung wünscht. Den Anfang machte 1971 eine mehrbändige Medizingeschichte, die der bekannte spanische Medizinhistoriker Pedro Laín Entralgo (1908–2001) herausgab. Besonders großer Wert wurde – dank besserer Drucktechnik – auf Farbabbildungen gelegt. Jedes Kapitel dieses Werkes, an dem viele Fachleute mitgewirkt haben, enthält ein weiterführendes Literaturverzeichnis.

Einige Jahre später erschien – zunächst in französischer Sprache – ein ebenfalls mehrbändiges Werk mit dem Titel Histoire de la Médecine, de la Pharmacie, de l’Art Dentaire et de l’Art Véterinaire, das gleichfalls eine Fülle von Farbillustrationen enthält, auch deshalb alsbald ins Deutsche übersetzt und von dem Münsteraner Medizinhistoriker Richard Toellner (* 1930) und einem Mitarbeiterstab für die hiesige Leserschaft bearbeitet wurde. Es dient bis heute als „Steinbruch“ für jeden, der Abbildungen zu [<<88] bestimmten Themen sucht. Das ist auch der Grund, warum dieses Werk inzwischen in der Reihe der Digitalen Bibliothek als CD-ROM vorliegt.

Ebenfalls recht weit verbreitet aufgrund der Übersetzungen ins Englische und ins Deutsche ist die Geschichte der Medizin im Spiegel der Kunst von Albert S. Lyons (* 1912) und R. Joseph Petrucelli II. Diese besticht weniger durch den Inhalt, also den Text, als durch die opulente Bebilderung. Die deutsche Ausgabe, auf Hochglanzpapier gedruckt, wurde von dem Medizinhistoriker Erich Püschel (1904–1991) betreut und enthält eine relativ kurze Auswahlbibliographie im Anhang.

 

Wenn auch nicht dem Titel nach, so doch aufgrund des Inhalts ist die von Heinz Schott herausgegebene Chronik der Medizin (1993), an der namhafte deutsche Medizinhistoriker mitgearbeitet haben, den illustrierten Gesamtdarstellungen der Medizingeschichte zuzurechnen. Dieses Standardwerk enthält eine Fülle von Einzelbeiträgen (insgesamt 1180) und elf Übersichtsartikel, die mit 1150 Abbildungen, zumeist farbig, illustriert sind. Im umfangreichen Anhang finden sich eine Aufstellung aller Medizinnobelpreisträger, dazu Kurzbiographien bedeutender Ärzte, Textdokumente zur Medizinethik (z. B. den Nürnberger Kodex von 1947) und ein ausführliches Sachregister.

Weniger opulent (da „nur“ 37 Farbtafeln enthaltend) fällt dagegen die Illustrierung in einem Bildband aus, der von dem englischen Sozialhistoriker Irvine Loudon (* 1924) 1997 herausgegeben wurde. Dafür besticht dieses Buch durch exzellente Textbeiträge, unter anderem den eines ausgewiesenen Kunsthistorikers (Martin Kemp) zur Rolle des Bildes in der Medizin. Sogar der Patientengeschichte ist hier ein eigenes Kapitel gewidmet. Das einzige Manko ist der Anglozentrismus, der nur in einigen wenigen Beiträgen (z. B. von Ulrich Tröhler und Cay-Rüdiger Prüll über die Entstehung des modernen Krankenhauses) durchbrochen wird.

Im Unterschied zu vielen anderen illustrierten Medizin-Geschichtsbücher präsentiert das neueste Beispiel für dieses Genre (Eckart, 2011) keine Geschichte heroischer Ärzte, keine kritiklose Chronologie der großen Entdeckungen, keine Fortschrittsgeschichte. Die Medizingeschichte wird vielmehr gegen den Strich gebürstet. Es ist der Versuch, die Fachgeschichte thematisch neu zu sortieren; Schneisen zu schlagen, um die Wege und Umwege, die Traditionslinien und Brüche besser zu verstehen. In 14 Kapiteln werden dem Leser Entwicklungen und Zusammenhänge aufgezeigt, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit nach der Französischen Revolution liegt. Zahlreiche Bilder und informative Exkursen dienen der Veranschaulichung. [<<89]

2.5.5 Bibliographie

Ackerknecht, Erwin H.: Geschichte der Medizin. 6., durchgesehene und ergänzte Auflage. Stuttgart 1989.

Baas, Johann Hermann: Geschichtliche Entwicklung des ärztlichen Standes und der medicinischen Wissenschaften. Berlin 1896 (ND Wiesbaden 1967).

Bickel, Marcel H.: Die Lehrbücher und Gesamtdarstellungen der Geschichte der Medizin 1696–2000. Ein Beitrag zur medizinischen Historiographie. Basel 2007.

Bynum. William F./Hardy, Anne/Jacyna, Stephen/Lawrence, Christopher/ Tansey, Tilli Tansey (Hg.) : The Western Medical Tradition 1800–2000. Cambridge 2006.

Conrad, Lawrence I. [et al.]: The Western Medical Tradition, 800 BC to AD 1800. Cambridge 1995.

Daremberg, Charles: Histoire des Sciences Médicales comprenant l’anatomie, la physiologie, la médecine, la chirurgie et les doctrines de la pathologie générale. 2 Bde. Paris 1870.

Diepgen, Paul: Geschichte der Medizin. Die historische Entwicklung der Heilkunde und des ärztlichen Lebens. 2. Aufl. Berlin 1949–1965.

Duffin, Jacalyn: History of Medicine. A Scandalously Short Introduction. Toronto 1999.

Eckart, Wolfgang Uwe: Illustrierte Geschichte der Medizin – Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. 2. Aufl., Berlin, Heidelberg 2011.

Eckart, Wolfgang Uwe: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. 7., korrigierte und aktualisierte Aufl. Berlin, Heidelberg, New York 2013.

Entralgo, Pedro Laín (Hg.): Historia Universal de la Medicina. 7 Bände. Barcelona 1972–1975.

Fischer-Homberger, Esther: Geschichte der Medizin. 2., überarbeitete Aufl. Berlin, Heidelberg, New York 1977.

Garrison, Fielding H.: An Introduction to the History of Medicine with Medical Chronology, Suggestions for Study and Bibliographic Data. 4. Aufl. Philadelphia, London 1929.

Grmek, Mirko D.: Storia del pensiero medico occidentale. 3 Bde. Rom 1993–1998.

Grmek, Mirko: Manuels occidentaux d’histoire générale de la médecine publiés de 1700 à 1900. In: Gourevitch, Danielle (Hg.): Histoire de la médecine. Leçons méthodologiques. Paris 1995, S. 15–22.

Guthrie, Douglas: A History of Medicine. London 1945.

Haeser, Heinrich: Lehrbuch der Geschichte der Medicin und der epidemischen Krankheiten. 3 Bde. Jena 1875–1882 (ND Hildesheim 1971).

Harig, Georg/Schneck, Peter: Geschichte der Medizin. Berlin 1990.

Hirsch, August: Geschichte der medizinischen Wissenschaft in Deutschland. München, Leipzig 1893 (ND Hildesheim 1966).

Hirschel, Bernhard: Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule. Wien 1862.

Jetter, Dieter: Geschichte der Medizin. Einführung in die Entwicklung der Heilkunde aller Länder und Zeiten. Stuttgart 1992.

King, Lester S.: Medical Thinking. A Historical Preface. Princeton 1982.

Le Clerc, Daniel: Histoire de la médecine. 2., erw. Aufl. Den Haag 1729 (ND Amsterdam 1967).

Leven, Karl-Heinz: Geschichte der Medizin von der Antike bis zur Gegenwart. München 2008. [<<90]

Lichtenthaeler, Charles: Geschichte der Medizin. 2 Bde. 2. Aufl. Köln 1977.

Loudon, Irvine (Hg.): Western Medicine. An Illustrated History. Oxford 1997.

Lyons, Albert S./Petrucelli II, R. Joseph: Die Geschichte der Medizin im Spiegel der Kunst. Aus dem Englischen von Hans-Thomas Gosciniak und Herbert Graf. Köln 1980.

Mette, Alexander/Winter, Irena (Hg.): Geschichte der Medizin. Einführung in ihre Grundzüge. Berlin (DDR) 1968.

Meyer-Steineg, Theodor/Sudhoff, Karl: Geschichte der Medizin im Überblick mit Abbildungen. 2., durchgesehene Aufl. Jena 1922.

Neuburger, Max: Geschichte der Medizin. 2 Bde. Stuttgart 1906–1911.

Pagel, Julius: Einführung in die Geschichte der Medicin. Fünfundzwanzig akademische Vorlesungen. Berlin 1898.

Parodi, Alessandra: Storie della Medicina. Turin 2002.

Porter, Roy: Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute. Aus dem Englischen übersetzt von Jorunn Wissmann. Heidelberg, Berlin 2000.

Puschmann, Theodor/Neuburger, Max/Pagel, Julius (Hg.): Handbuch der Geschichte der Medizin. 3 Bde. Jena 1902–1905 (ND Hildesheim 1971).

Rothschuh, Karl Eduard: Konzepte der Medizin in Vergangenheit und Gegenwart. Stuttgart 1978.

Rothschuh, Karl Eduard: Geschichte der Physiologie. Berlin, Heidelberg 1953.

Schipperges, Heinrich (Hg. und Bearb.): Geschichte der Medizin in Schlaglichtern. Mannheim, Wien, Zürich 1990.

Schott, Heinz (Hg.): Die Chronik der Medizin. Gütersloh 1993.

Sprengel, Kurt: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneykunde. 5 Bde. Halle 1792–1803 (3., umgearbeitete Aufl. Halle 1821–1828).

Toellner, Richard (Hg.): Illustrierte Geschichte der Medizin (dt. Bearbeitung von Histoire de la Médecine, de la Pharmacie, de l’Art Dentaire et de l’Art Véterinaire, Paris 1978). 6 Bde. Vaduz, Erlangen 1992.

Tutzke, Dietrich: Geschichte der Medizin [mit Beiträgen von G. Harig, D. Tutzke, I. Winter]. Berlin (DDR) 1980.

2.6 Bibliographien

Erste Versuche, medizinische Werke bibliographisch zu erfassen, finden sich bereits im frühen 16. Jahrhundert. Zu nennen wäre hier beispielsweise das Bücherverzeichnis von Symphorien Champier (1472–1539) mit dem Titel De medicine claris scriptoribus in quinque partitus tractatus (Lyon 1506). Die erste systematische Sammlung stammt von Pascal Lecoq (1567–1632). Die von ihm zusammengestellte Bibliotheca Medica (Basel 1590) umfasst 1224 Autoren und Werke in lateinischer, deutscher und französischer Sprache. Für das 18. Jahrhundert ist die Bibliotheca medicinae practicae (4 Bände, Basel 1776–1788) des berühmten Arztes Albrecht von Haller (1707–1777) zu nennen. Dort sind über 52.000 medizinische Werke aus den unterschiedlichsten [<<91] Ländern aufgeführt. Nachträge und Korrekturen zu dieser damals umfangreichsten Bibliographie zur medizinischen Literatur erschienen 1805. Ähnliche Verzeichnisse entstanden Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts (Ploucquet, 1793–1797; Choulant, 1828 u. a.). Einen Überblick über diese frühen Werke gibt eine ältere Einführung in die Medizingeschichte (Artelt, 1949).

2.6.1 Moderne Übersichtsbibliographien

Als erster Einstieg in die bibliographische Recherche zu einem medizinhistorischen Thema eignet sich immer noch die inzwischen in fünfter Auflage erschienene Bibliographie von Garrison und Morton. Die Ursprünge dieses Standardwerks gehen auf den Bücherkatalog von Fielding Hudson Garrison (1870–1935) zurück, den dieser 1910 für die Bibliothek des Surgeon General’s Office, Washington (aus der die National Library of Health hervorgegangen ist), zusammenstellte. Die erste Auflage enthielt über 2000 bibliographische Einträge, später kam noch einmal die gleiche Anzahl hinzu. Als 1938 der englische Bibliothekar Leslie T. Morton (1907–2004) mit der Zusammenstellung einer Bibliographie zur Geschichte der Medizin begann, stützte er sich auf Garrisons Vorarbeiten. Die erste Auflage, die noch während des Zweiten Weltkriegs erscheinen konnte, enthielt 5506 bibliographische Einträge. Von Auflage zu Auflage stieg die Zahl der Einträge (in der fünften Auflage von 1991 sind es bereits 8927). Die Gliederung hat sich seit der dritten Auflage nicht mehr wesentlich verändert, wenngleich einige Dezimalunterteilungen hinzugekommen sind. Die Bibliographie beginnt mit den Gesammelten Werken berühmter Mediziner (von den Anfängen bis in die Gegenwart). Es folgen bibliographische Angaben zu einzelnen Nachbarwissenschaften der Medizin (Biologie und Zoologie) und dann die Literatur zu den medizinischen Fachdisziplinen (von der Anatomie bis zur Toxikologie). Neben den Hinweisen auf die wichtigste Primärliteratur zur Medizingeschichte enthält der Garrison and Morton, wie er kurz genannt wird, noch eine ausführliche bibliographische Zusammenstellung der Medizingeschichtsschreibung zu einzelnen Epochen, Ländern und Themen. Das Standardwerk beschließen die Rubriken „Medizinische Biographie“, „Medizinische Bibliographie“ und „Medizinische Lexikographie“. Auch gibt es ein ausführliches Namens- und Sachregister. Das erleichtert das Nachschlagen. Besonders hilfreich sind nicht zuletzt die kurzen Kommentare zu den aufgelisteten Werken.

Wer sich weniger für die medizinhistorische Primär- als für die Sekundärliteratur interessiert, der greift mit Gewinn zu der kommentierten Auswahlbibliographie, die immerhin bis Anfang der 1980er Jahre reicht (Erlen, 1984). Bereits im Titel kommt zum Ausdruck, dass nicht nur die Themenbereiche der klassischen Medizingeschichtsschreibung [<<92] berücksichtigt wurden, sondern auch sozialgeschichtliche Fragestellungen Eingang gefunden haben. So findet sich dort beispielsweise Literatur zur Geschichte der Pflege und anderer medizinischer Berufe oder auch zur Sozialarbeit. Das einzige Manko dieser Bibliographie ist, dass sie nur englischsprachige Werke aufführt. Als Einstieg ist diese Zusammenstellung aber dennoch geeignet.

Literatur in anderen Sprachen als Englisch berücksichtigt dagegen eine andere Fachbibliographie. Diese umfasst nicht nur die Medizin, sondern auch die Biowissenschaften (Smiet, 1974). Die kommentierte Bibliographie enthält eine sehr gute Einführung in die Standardbibliographien und Nachschlagewerke zur Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Weiterhin sind die wichtigsten Arbeiten zur Geschichte der Medizin (alphabetisch geordnet von Allergologie bis zur Urologie), ihrer Grundlagenfächer (Physiologie, Anthropologie) sowie einzelner Biowissenschaften (Biologie, Zoologie, Botanik) in chronologischen Kapiteln aufgeführt. Den Abschluss bildet eine Zusammenstellung der Arbeiten zu Biographien berühmter Ärzte und Biowissenschaftler.