Die Entdeckung des Nordpols

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DIE ABFAHRT



Von ihrem Lagerplatz am Erholungspier, am Ende der 24. Straße von New York Ost, dampfte die »Roosevelt« bei der letzten Expedition nach Norden ab, ungefähr um ein Uhr nachmittags am 6. Juli 1908. Als das Schiff in den Fluss hinausfuhr, schallte ein Hoch über Blackwells Island von den tausenden, die sich an den Landungsstegen versammelt hatten, um uns abfahren zu sehen. Während die Jacht dahinrauschte, tuteten die Schlepper und Fährboote ihre guten Wünsche. Wir fuhren mit fast einhundert Gästen vom Peary Arctic Club an Bord der »Roosevelt«; außerdem waren zugegen: mehrere Mitglieder des Klubs mit seinem neuen Präsidenten, General Thomas H. Hubbard, der Vizepräsident Zenas Crane und der Sekretär und Schatzmeister Herbert L. Bridgman.



Als wir den Strom abwärts dampften, wurde der Lärm lauter und lauter. Die Pfeifen der Motorenhäuser und der Fabriken vereinigten ihre Grüße mit dem Tuten der Flussdampfer. An der Blackwell-Insel waren die Insassen draußen, um uns ihre Abschiedsgrüße zuzuwinken, und ihre Lebewohls wurden nicht am geringsten eingeschätzt, weil sie von Männern ausgingen, welche die Gesellschaft zum Besten der Gesellschaft hinter Schloss und Riegel gebracht hatte. Irgendwie wünschten sie uns Gutes. Ich hoffe, sie erfreuen sich jetzt alle der Freiheit und, was besser ist, sie verdienen dies. Bei Fort Totten passierten wir Präsident Roosevelts Jacht »Morgenstern« und ihr kleines Geschütz donnerte einen Abschiedssalut, während die Offiziere und Mannschaften winkten und Hurra schrien.



Die »Roosevelt« hielt bei New Bedford wegen der Walfischboote und machte auch einen kurzen Halt bei Eagle-Island, meinem Sommerheim an der Küste von Maine, um ein eisenbeschlagenes Reserveruder an Bord zu nehmen, das wir mitnahmen als Vorsichtsmaßregel gegen Unglücksfälle bei dem bevorstehenden Hauptkampf gegen das Eis. Bei der früheren Expedition, als wir kein Ersatzruder hatten, hätten wir gut zwei gebrauchen können. Aber diesmal, wo wir eins an Bord hatten, brachten es die Ereignisse mit sich, dass wir keine Gelegenheit hatten, es zu benutzen.



Ich richtete meine Abreise von Eagle-Island so ein, dass meine Frau und ich mit der Bahn fuhren und in Sydney bei Kap Breton am selben Tage wie das Schiff ankamen.



Ich liebe die malerische kleine Stadt Sydney sehr. Achtmal habe ich bei meinen arktischen Forschungen von da meinen Kurs nordwärts genommen. Meine Erinnerungen an die Stadt beginnen im Jahre 1886, als ich mit Kapitän Jackman in dem Walfischboot »Eagle« dorthin kam, ein oder zwei Tage an den Kohlen-Kais lag und Kohlen für meine erste Nordreise einnahm, die Sommerfahrt nach Grönland, während der ich das »arktische Fieber« bekam, das ich nie wieder losgeworden bin. Seit dieser Zeit ist der Ort aus einer kleinen Niederlassung, bestehend aus einem winzigen Gasthaus und wenigen Häusern, zu einer blühenden Stadt von siebzehntausend Einwohnern mit viel Industrie und einem der größten Stahlwerke der westlichen Halbkugel herangewachsen. Der Grund, weshalb ich Sydney als Ausgangspunkt wählte, war, weil sich dort Kohlengruben befinden. Die Stadt ist also der den arktischen Regionen nächste Ort, an dem ein Schiff Kohlen nehmen kann.



Meine Gefühle beim Verlassen Sydneys waren diesmal ganz andere als bei der Abreise zu den früheren Forschungsreisen. Dies ist freilich schwer zu beschreiben. Ich fühlte nach dem Lichten der Anker kein Unbehagen, denn ich wusste, dass ich alles getan hatte, was getan werden konnte, um den Erfolg zu sichern, dass vor allem alle wesentlichen Einzelheiten von Vorräten an Bord waren. Bei früheren Reisen hatte ich manchmal Besorgnis empfunden, aber während der ganzen letzten Expedition ließ ich mich durch nichts beunruhigen. Vielleicht hatte ich dies Gefühl der Sicherheit deshalb, weil ich jede mögliche Zufälligkeit berechnet zu haben glaubte, vielleicht auch, weil die niederschmetternden Schläge, die ich in der Vergangenheit erfahren, meinen Sinn für Gefahr abgestumpft hatten.



Nachdem die »Roosevelt« in Sydney Kohlen an Bord genommen hatte, gingen wir quer über die Bai nach Nord-Sydney, um dort das allerletzte Gepäck aufzunehmen. Als wir dann abfahren wollten, mussten wir bemerken, dass wir auf Grund festsaßen und etwa eine Stunde auf die Flut zu warten hatten, um loszukommen. Bei unseren Anstrengungen, das Schiff von der Stelle zu bringen, wurde eins von den Walfischbooten zwischen den Davits und der Mauer des Hafendammes zermalmt. Aber nach acht arktischen Feldzügen hält man einen kleinen Unfall wie diesen nicht mehr für ein schlechtes Vorzeichen.



Wir fuhren von Nord-Sydney am 17. Juli, ungefähr um halb vier Uhr nachmittags, in glänzend goldenem Sonnenschein ab. Als wir an der Signalstation vorbeifuhren, signalisierten sie uns »Lebewohl und glückliche Reise«. Wir antworteten »Danke sehr« und dippten unsere Flagge.



Ein kleiner Schlepper, den wir gemietet hatten, um unsere Gäste nach Sydney zurückzubringen, folgte der »Roosevelt« bis zum Low-Point-Licht außerhalb des Hafens. Dann kam er längsseits, und meine Frau, die Kinder, Oberst Borup mit zwei oder drei anderen Freunden wurden übergeschifft. Als mein fünfjähriger Sohn Robert mich zum Abschied küsste, sagte er: »Komm bald wieder, Papa«. Ungern sah ich den Schlepper in blauer Entfernung kleiner und kleiner werden. Noch ein Lebewohl: Brave, edle kleine Frau! Du hast mit mir am meisten unter all meinen arktischen Arbeiten gelitten. Aber diese Abreise war im Ganzen doch weniger traurig als die früheren. Ich glaube, wir fühlten beide, dass es die letzte war.



Als die Sterne aufleuchteten, waren auch die letzten Posten der Vorräte, die in Sydney an Bord genommen waren, verstaut und die Decks waren, wenigstens für ein arktisches Schiff, das auf der Ausreise nach dem Norden ist, ungewöhnlich frei bis auf das ganze Achterdeck, das hoch mit Kohlensäcken bepackt war.



Im Innern der Kabinen war freilich eitel Unordnung und Konfusion. Mein Zimmer war so voll von Sachen: Instrumenten, Büchern, Mobiliar, Geschenken von Freunden, dass kein Raum für mich war.



Nach meiner Rückkehr hat man mich gefragt, ob ich an diesem ersten Tag auf See in meiner Kabine auf dem Pianola gespielt hätte. Ich habe es nicht getan, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil ich nicht herankonnte. Die schaudererregenden Experimente dieser paar ersten Stunden bestanden hauptsächlich darin, einen zwei Meter langen und einen halben Meter breiten Raum in der Richtung auf meine Schlafkoje auszugraben, damit ich mich schlafen legen konnte, wenn die Zeit kam.



Ich habe eine besondere Vorliebe für meine kleine Kabine auf der »Roosevelt«. Ihre Geräumigkeit und das daran stoßende Badezimmer waren der einzige Luxus, den ich mir erlaubte. Die Kabine ist glatt, mit gelbem Fichtenholz getäfelt, weiß gestrichen. Ihre behagliche Einrichtung war das Ergebnis langer Erfahrungen in arktischen Gegenden. Sie enthält eine große eingebaute Schlafkoje, ein gewöhnliches Schreibpult, einige Bücherständer, einen Korbstuhl, einen Kontorstuhl, eine Kommode, letztere von meiner Frau meiner Bequemlichkeit gewidmet. Über dem Pianola hängt eine Fotografie von Mr Jesup und an der Seitenwand eine von Präsident Roosevelt mit Autogramm. Daneben die Flaggen: die seidene, von meiner Frau gearbeitete, die ich seit Jahren geführt habe, die Flagge der Delta-Kappa-Epsilon Alumni Association, die Flagge des Flottenvereins und die Friedensflagge der Töchter der amerikanischen Revolution. Weiter hängt dort eine Fotografie unseres Heims auf Eagle-Island und ein »wohlriechendes« Kissen, das meine Tochter Marie aus den Tannennadeln dieser Insel gemacht hat.



Das Pianola, ein Geschenk meines Freundes H. H. Benedict, war ein recht angenehmer Gefährte auf der letzten Reise und auf dieser bewährte es sich wieder als eine der größten Quellen unseres Vergnügens. Es müssen in meiner Sammlung wenigstens zweihundert Musikstücke sein, aber die Töne aus »Faust« rollten öfter über den Arktischen Ozean als alle anderen. Märsche und Lieder waren auch beliebt, ebenso wie »Die blaue Donau«. Und manchmal, wenn die Stimmung meiner Gefährten sehr gesunken war, spielte ich Gassenhauer.



Ich hatte in meiner Kabine auch eine ziemlich vollständige arktische Bibliothek, ganz vollständig wenigstens in Hinsicht auf alle letzten Reisen. Diese Bücher, mit einem großen Vorrat von Romanen und Zeitschriften, konnten dazu beitragen, die Langeweile der langen arktischen Nacht zu erleichtern, und sie zeigten sich auch sehr nützlich für diesen Zweck. In der Nacht spät aufsitzen will etwas besagen, wenn diese Nacht einige Monate lang ist.



Am zweiten Tag der Ausreise begann der Zimmermann die Reparatur des zerdrückten Walboots, unter Benutzung von Holz, das wir zu diesem Zwecke mitführten. Die See ging hoch und das Mitteldeck wurde fast täglich überspült. Meine Gefährten hatten sich allmählich in ihren Kabinen eingerichtet, und wenn einer Heimweh hatte, behielt er das Geheimnis für sich.



Unsere Wohnräume befanden sich im hinteren Deckhaus, das sich in voller Breite der »Roosevelt« von etwas achtern des Hauptmastes zum Besanmast erstreckt. Im Zentrum liegt der Maschinenraum mit dem Deckfenster und dem Feuerkanal von den Kesseln und an beiden Seiten die Kabinen und die Messen. Meine eigene Kabine ist die hinterste auf Steuerbord, weiter nach vorn liegen Hensons Zimmer, die Steuerbordmesse und in der vorderen Steuerbordecke die Kabine unseres Arztes Goodsell. Auf der Backbordseite liegt nach hinten Kapitän Bartletts Zimmer, das er mit Marvin teilt, und weiter nach vorn der Reihe nach die Kabinen des ersten Ingenieurs und seines Assistenten, die von dem Steward Percy und die von MacMillan und Borup. Dann waren der Maat und der Bootsmann in dem vorderen Backbordwinkel des Deckhauses und die Backbordmesse der jüngeren Offiziere. Zur Steuerbordmesse gehörten Bartlett, Dr. Goodsell, Marvin, MacMillan, Borup und ich.

 



Ich werde auf den Anfang unserer Reise von Sydney nach Kap York auf Grönland nicht in großer Breite eingehen, weil dies bei der jetzigen Jahreszeit eigentlich nur eine amüsante Sommerfahrt ist, wie sie jede seetüchtige Jacht ohne Gefahr oder Abenteuer unternehmen könnte; und ich habe wirklich interessantere und nicht alltägliche Dinge, über die ich schreiben kann.



Beim Passieren der Meerenge von Belle-Isle, »dem Kirchhof der Schiffe«, blieb ich die ganze Nacht auf, wie es jeder tut, der für sein Schiff sorgt. Dort droht immer die Gefahr, im Nebel Eisbergen zu begegnen oder durch die starken und launischen Strömungen auf die Küste geworfen zu werden. Ich musste dabei diese leichte Sommerdurchfahrt mit unserer Rückkehr im November 1906 vergleichen, als die »Roosevelt« die halbe Zeit mit einem Ende festsaß und die übrige Zeit, mit der Reling unter Wasser, rollte, zwei Ruder verlor, von der See gepeitscht, in der Eisbergzeit längs der Labradorküste dahinkroch, ohne dass wir wussten, wo wir in dem dichten Nebel waren. Den Point-Amour-Leuchtturm sahen wir erst in Steinwurfweite von der Küste und ließen uns nur durch die Sirenensignale von Point Amour und Bald Head und die Pfiffe der großen Dampfer leiten, die am Eingang der Enge lagen, zu vorsichtig, um die Durchfahrt zu wagen.






ZUM KAP YORK



Am Sonntag, den 29. Juli, schickten wir bei dem Point-Amour-Leuchtturm ein Boot an Land mit Heimtelegrammen – den letzten. Ich hätte gern gewusst, wie meine erste Depesche im nächsten Jahre lauten würde! Beim St.-Charles-Kap gingen wir gegenüber der Walfischstation vor Anker.



Zwei Wale waren dort am Tage vorher gefangen worden, und ich kaufte sofort einen als Futter für die Hunde. Dieses Fleisch wurde auf dem Hinterdeck der »Roosevelt« verstaut. Es gibt mehrere solche Walfisch-Faktoreien an der Labradorküste. Sie schicken einen schnell laufenden Stahldampfer mit einer Harpunierkanone am Bug hinaus. Wenn der Wal gesichtet ist, jagen sie drauflos, und sind sie nah genug, so schießen sie eine Harpune mit einer Explosionsbombe in das Riesentier. Die Explosion tötet es. Dann wird es längsseit festgemacht, an die Station geschleppt, auf einer Balkenbahn heraufgezogen, dann aufgeschnitten und jeder Teil des Riesenkadavers für irgendeinen Handelszweck nutzbar gemacht.



Wir hielten noch einmal bei Hawks-Hafen, wo die »Erik«, unser Hilfsdampfer, uns mit etwa fünfundzwanzig Tonnen Walfischfleisch an Bord erwartete.



Dann legten wir bei Turnavik-Island an, einer Fischstation, die Kapitän Bartletts Vater gehört, und nahmen eine Ladung von Labrador-Fellschuhen, die wir im Norden brauchen würden. Kurz ehe wir die Insel erreichten, hatten wir ein furchtbares Gewitter. Es war das nördlichste Gewitter, das ich erlebt habe.



Ich erinnere mich freilich, dass wir auf unserer Hinreise im Jahre 1905 in sehr schwere Gewitter kamen; die elektrischen Entladungen waren ebenso bedeutend, als man sie nur in Golfstürmen bei Reisen in südlichen Gewässern antrifft. Aber diese Gewitterstürme von 1905 fanden wir in der Gegend der Cabot-Meerenge, also weit südlich von denjenigen von 1908.



Unsere Reise nach Kap York war friedlich und ermangelte selbst der kleinen Aufregung dieser selben Reise drei Jahre vorher. Damals wurden nicht weit von Kap St. George alle Mann durch einen Alarm aufgeschreckt. Ein Deckbalken war durch den Feuerkanal der Kessel in Brand geraten. Auch wurden wir im ersten Teil unserer Reise nicht so viel von Nebel geplagt als im Jahre 1905. Tatsächlich war eigentlich jedes Vorzeichen glückbedeutend von der Abfahrt an, und zwar dermaßen Glück verheißend, dass die abergläubischen Matrosen wohl dachten, wir hätten zu viel Glück, als dass es dauern könnte. Ein Mitglied unserer Expedition klopfte immer auf Holz, zur Vorsicht, wie er es nannte. Es würde übereilt sein zu sagen, dass diese Vorsicht viel mit unserem Erfolge zu tun hatte, aber auf alle Fälle beruhigte sie ihn selbst.



Als wir stetig nordwärts dampften, wurden die Nächte kürzer und kürzer und immer heller, und als wir den Polarkreis überschritten – es war bald nach Mitternacht des 26. Juli –, waren wir im Gebiete der Mitternachtssonne. Ich habe den Polarkreis einige zwanzig Mal gekreuzt, hin und zurück, sodass sich der schöne, volle Eindruck dieses Erlebnisses bei mir etwas abgestumpft hat. Aber die arktisch »Grünen« meiner Gesellschaft, Dr. Goodsell, MacMillan und Borup, waren eigen ergriffen. Sie fühlten ähnlich, wie man beim ersten Überschreiten des Äquators fühlt. Es ist ein Ereignis.



Die »Roosevelt« war jetzt, nordwärts dampfend, auf dem Wege zu einer der interessantesten Örtlichkeiten. Es ist eine kleine Oase zwischen Wildnissen von Eis und Schnee und liegt an der Westküste von Nord-Grönland halbwegs zwischen dem Kane-Becken im Norden und Melville-Bai im Süden. Hier findet sich im schneidenden Gegensatz zum umgebenden Lande tierisches und vegetabiles Leben in Fülle, und im Laufe der letzten einhundert Jahre haben wohl ein halbes Dutzend arktische Expeditionen hier überwintert. Und hier ist auch die Heimat eines kleinen Eskimostammes.



Dieser kleine Zufluchtsort ist von New York etwa fünftausend Kilometer – etwa dreitausendfünfhundert Kilometer Luftlinie – entfernt. Vom Polarkreis liegt er rund neunhundertfünfzig Kilometer nordwärts, d. h. etwa halbwegs von dieser großen Breitenmarke bis zum Pole selbst. Hier dauert die große Polarnacht im Winter einhundertzehn Tage, und während dieser Zeit fällt kein Lichtstrahl ins Auge, wenn nicht Mond und Sterne scheinen. Im Sommer dagegen steht die Sonne eine gleiche Anzahl von Tagen immer am Himmel. Im Bezirk dieses kleinen Landes ist ein Lieblingsaufenthalt der Rentiere, die hier genügende Weide finden. Aber wir interessieren uns im Augenblick für dies einzigartige Fleckchen nur im Vorübergehen, und weil wir von hier die kleinen Bewohner der kalten Zone mitnahmen, die uns in unserem Kampfe weiter nordwärts helfen sollten.



Ehe wir diese einsame kleine Oase erreichten, die nur wenige einhundert Kilometer jenseits des Polarkreises liegt, kamen wir zu einem überaus merkwürdigen Punkte in unserer Ausreise, der uns die ganze Schrecklichkeit der vor uns liegenden Aufgabe klar machte. Kein zivilisierter Mann kann in diesem wilden Nordland sterben, ohne dass sein Grab eine tiefe Bedeutung hat für die, welche nach ihm kommen; und wie wir weiter fuhren, erzählten diese stummen Mahner an Heldengebeine ihre stille aber ergreifende Geschichte.



An der Südküste der Melville-Bai passierten wir die Enteninseln. Hier ist der kleine Kirchhof der schottischen Walfänger. Sie waren die Pioniere bei der Bezwingung der Passage von Melville-Bai und starben dort in der Hoffnung, dass das Eis aufgehen möchte. Diese Gräber weisen in den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Von hier an ist die arktische Straße durch Gräber von unerschrockenen Männern bezeichnet, die in dem schrecklichen Kampfe mit Hunger und Kälte fielen. Diese Grabhügel machen jedem nachdenklichen Menschen die Bedeutung der arktischen Forschung klar. Die Männer, die dort liegen, waren nicht weniger mutig, nicht weniger klug als die Mitglieder meiner eigenen Expedition; sie waren nur unglücklicher.



Wir wollen einen Augenblick auf diese Hauptstraße hinblicken und ihre Erinnerungszeichen betrachten. An der Nordstern-Bai z. B. sind ein oder zwei Gräber von der Besatzung des englischen Schiffes »North Star«, das dort 1850 überwinterte. An den Cary-Inseln ist das namenlose Grab eines Mannes der vom Unglück verfolgten Kalstenius-Expedition. Etwas weiter nach Norden, bei Etah, sieht man das Grab von Sonntag, dem Astronomen von Hayes’ Expedition, und noch ein wenig mehr nördlich das von Ohlsen von Kanes Leuten. An der entgegengesetzten Seite sind die nicht gekennzeichneten Stellen, wo sechzehn von Greelys unglücklicher Mannschaft starben. Noch nördlicher, und zwar ostwärts oder nach der Grönlandseite, liegt das Grab von Hall, dem amerikanischen Führer der »Polaris«-Expedition. Westlich oder an der Seite von Grant-Land befinden sich die Gräber von zwei oder drei Matrosen der englischen Polar-Expedition von 1876. Und gerade an der Küste des Zentral-Eismeeres, bei Kap Sheridan, grüßt uns das Grab des Dänen Petersen, des Dolmetschers der englischen Polar-Expedition von 1876. Diese Gräber liegen da als stumme Zeugen früherer Bemühungen um den Preis; sie geben eine traurige Kunde von der großen Zahl tapferer Männer, die im Kampf um den Nordpol ihr Leben dahingegeben haben.



Wir erreichten Kap York am 1. August. Kap York ist ein steil aufsteigendes Vorgebirge und der südlichste Punkt des arktischen Küstengebiets, das von meinen Eskimos bewohnt wird, den nördlichsten menschlichen Wesen der Welt. Es ist das Vorgebirge, dessen weiß funkelnden Gletscher ich so manches Mal in der Ferne der Horizontlinie der Melville-Bai habe aufsteigen sehen, wenn meine Schiffe nordwärts dampften. Am Fuße des Vorgebirges liegt das südlichste aller Eskimodörfer wie ein Nest und hier fand stets Jahr um Jahr zwischen mir und diesem Stamm die erste Begegnung statt.



Bei Kap York standen wir auf der Schwelle unseres gegenwärtigen Arbeitsfeldes. Als ich dort ankam, hatte ich an Bord meines Schiffes all die Ausrüstungsgegenstände und alle Hilfsmittel, welche die zivilisierte Welt liefern konnte. Hier aber musste

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