Die Entdeckung des Nordpols

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VORBEREITUNGEN

Ich bin sehr oft gefragt worden, wann ich zuerst den Gedanken gefasst hätte zu versuchen, den Pol zu erreichen. Aber diese Frage ist schwer zu beantworten. Es ist nicht möglich, dabei genau einen Tag oder Monat anzugeben und zu sagen: »Dann und dann kam mir der Gedanke zum ersten Mal.« Der Nordpoltraum war ein stufenweiser und fast unfreiwilliger Ausfluss meiner früheren Arbeit, die damit nichts zu tun hatte. Mein Interesse für arktische Arbeit geht zurück bis 1885, wo meine Phantasie als junger Mann beim Lesen der Erzählungen von Nordenskiölds Forschungsreisen in das Innere Grönlands angeregt wurde. Diese Studien nahmen mich völlig gefangen und brachten mich dazu, im folgenden Jahre ganz allein eine Sommerreise nach Grönland zu unternehmen. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein mag ebenso lange eine dämmernde Hoffnung gewesen sein, einst den Pol selbst zu erreichen. Wie dem auch sei, der Magnet des Nordens, das »arktische Fieber«, wie man es genannt hat, war über mich gekommen und ich fühlte, dass mein Schicksal zwischen den eisigen Gefilden der arktischen Welt lag, ich fühlte, dass Wesen und Ziel meines Seins die Lösung der Geheimnisse der eisigen Wildnisse der Arktis war. Aber der Nordpol selbst als Ziel einer Expedition verwirklichte sich erst 1898, als die erste Expedition des Peary Arctic Club nach Norden ging mit der offen ausgesprochenen Absicht, den 90. Breitengrad zu erreichen – wenn es möglich wäre. Seit dieser Zeit habe ich sechs verschiedene Versuche in sechs verschiedenen Jahren gemacht, den ersehnten Punkt zu erreichen. Die Schlittensaison, in der solch ein Unternehmen möglich ist, reicht etwa von Mitte Februar bis Mitte Juni. Vor Mitte Februar ist nicht hinreichendes Tageslicht und nach Mitte Juni ist es wahrscheinlich, dass zu viel offenes Wasser hindert.

Während dieser sechs früheren Versuche, den Preis zu gewinnen, wurden nach und nach die Breiten von 83° 52’, 84° 17’ und 87° 06’ erreicht; Letztere gab den Vereinigten Staaten den Rekord des »weitesten Nordens« wieder, der ihnen für eine Zeit zuerst von Nansen, dann vom Herzog der Abruzzen entrissen worden war.

Bei der Schilderung dieser letzten und erfolgreichen Expedition ist es nötig, auf meine Rückkehr von der früheren Expedition (1905 bis 1906) zurückzugehen. Ehe die »Roosevelt« in den Hafen fuhr und ehe ich New York erreichte, plante ich eine neue Reise nach dem Norden, die ich, wenn ich die nötigen Gelder sicherstellen konnte – und meine Gesundheit wiedererlangte –, sobald als möglich anzutreten gedachte. Es ist ein Grundsatz der Physik, dass ein schwerer Körper sich in der Linie des geringsten Widerstandes fortbewegt. Aber dieses Prinzip scheint auf den Willen eines Mannes nicht anwendbar. Jedes Hindernis, das mir in den Weg trat, ob physisch oder geistig, ob Strecken offenen Wassers in den Eiswüsten des Polarmeers oder der Widerstand menschlicher Umstände, hat nur als Antrieb zu meinem Entschluss gedient, das festgesetzte Ziel meines Lebens zu erreichen, wenn ich lange genug lebte.

Bei meiner Rückkehr 1906 wurde ich sehr durch Herrn Jesup, den Präsidenten des Peary Arctic Club, ermutigt, der in so edelmütiger Weise zu meinen früheren Expeditionen beigesteuert hatte und zu dessen Ehren ich den nördlichsten Landpunkt der Welt, Breite 83° 39’, Kap Morris K. Jesup nannte. Er sagte in bedeutungsvollen Worten, dass er uns auf einer weiteren Nordreise durchhelfen würde. Sein Versprechen deutete an, dass ich all das Geld nicht in kleinen Summen von der mehr oder weniger widerstrebenden Welt erbitten sollte.

Der Winter von 1906/1907 und der Frühling von 1907 wurden dazu benutzt, der Welt die Ergebnisse der vorigen Expedition bekannt zu geben und der Arbeit so weit als möglich zu einer anderen Expedition neue Freunde zu gewinnen. Wir besaßen das Schiff, das im Jahre 1905 vierhundertwanzigtausend Mark gekostet hatte. Aber dreihunderttausend Mark waren nötig für neue Kessel und bauliche Veränderungen in der »Roosevelt«, für Ausrüstung und Betriebskosten. Während der Grundstock der nötigen Fonds von Mitgliedern und persönlichen Freunden des Peary Arctic Club geliefert wurde, kam ein sehr erheblicher Zuschuss aus allen Teilen des Landes in Zahlungen von vierhundert bis zwanzig Mark, ja herab bis zu einem Dollar. Diese kleineren Schenkungen wurden nicht weniger hoch geschätzt als die großen, weil sie die Freundlichkeit und das Interesse der Geber zeigten und mir die allgemeine Anerkennung der Tatsache bewiesen, dass, während die Expedition von Privatpersonen finanziert wurde, sie doch tatsächlich eine nationale Sache war.

Schließlich waren die Gelder – eingezahlte und versprochene – in solcher Menge vorhanden, dass wir die Verträge über neue Kessel für die »Roosevelt« aufsetzen und gewisse Abänderungen in ihrem Bau in Auftrag geben konnten, die sie für die nächste Reise geeigneter machen sollten, so die Vergrößerung der vorausliegenden Quartiere für die Mannschaft, dazu ein Loggersegel am Vormast und Umbauten bei der inneren Einrichtung. Die allgemeine Gestalt des Schiffes hatte sich schon für den Zweck, für den es beabsichtigt war, als gut bewährt, sodass also bei ihm keine Änderung erforderlich war.

Erfahrung hatte mich gelehrt, wie man im Norden bei offenem Wasser mit Verzögerungen zu rechnen hat, aber die ärgerlichen Verzögerungen von Schiffsbauern in der Heimat waren noch nicht in meinen Berechnungsplan aufgenommen. Die Verträge über die Arbeiten an der »Roosevelt« waren im Winter unterzeichnet worden, mit Erfüllung zum 1. Juli 1907. Wiederholte mündliche Versprechungen kamen zu diesem Vertrag, dass die Arbeit ganz bestimmt an diesem Tage fertig sein würde. Aber tatsächlich waren die neuen Kessel erst im September fertig gestellt und eingesetzt, und somit war jede Möglichkeit, im Sommer 1907 nach dem Norden zu gehen, ausgeschlossen.

Dieser Kontraktbruch der Unternehmer und die daraus folgende Verzögerung von einem Jahr waren ein harter Schlag für mich: Das wollte sagen, dass ich wieder um ein Jahr älter geworden war, ehe ich mein Problem in Angriff nehmen konnte. Es rückte den Anfang der Expedition weit hinaus in die Zukunft, mit all den möglichen Zufälligkeiten, die innerhalb eines Jahres vorkommen können, und bedeutete die Bitterkeit einer verschobenen Hoffnung.

An dem Tage, an dem ich mir jammernd darüber klar wurde, dass ich wirklich dieses Jahr nicht nordwärts segeln konnte, fühlte ich Ähnliches wie damals, als ich gezwungen war von 87° 06’ zurückzukehren, nur mit dem kleinen Trost des »am weitesten nördlich« anstatt des großen Preises, den zu erreichen ich mich ein Leben lang abgearbeitet hatte. Glücklicherweise wusste ich nicht, dass das Schicksal gerade dabei war, seine Faust zu einem anderen und noch schwereren Schlag gegen mich zu ballen.

Während ich mich trotz der ungerechtfertigten Verzögerung in Geduld zu fassen versuchte, kam das schwerste Unglück, das ich in all meiner arktischen Arbeit erlitten habe: der Tod meines Freundes Morris K. Jesup. Ohne seine versprochene Hilfe schien die neue Expedition unmöglich. Es muss hier der Wahrheit gemäß hervorgehoben werden, dass ihm, mehr als irgendeinem, die Gründung und Fortführung des Peary Arctic Club und der Erfolg der bisherigen Arbeit zu verdanken war. In ihm verlor ich nicht nur einen Mann, der finanziell ein Grundpfeiler der Arbeit war, ich verlor auch einen vertrauten persönlichen Freund, in den ich volles Vertrauen setzte. Zeitweise glaubte ich, dass dies das Ende von allem wäre, dass Anstrengung und Geld, das in das Unternehmen gesteckt war, vergeblich aufgewendet wäre.

Und doch, als ich mein Gleichgewicht wieder fand und die Lage recht ansah, stellte ich fest, dass das Unternehmen doch viel zu groß sei, um unterzugehen, dass es in dem großen Plan der Dinge nie würde durchfallen dürfen. Dieses Gefühl brachte mich über so manchen toten Punkt von Müdigkeit und die völlige Ratlosigkeit, wo das noch erforderliche Geld für die Expedition herkommen sollte. Das Ende des Winters und der Anfang des Frühlings 1908 brachten mehr als einen blauen Tag für alle, die an dem Erfolge der Expedition beteiligt waren.

Die Reparaturen und Änderungen an der »Roosevelt« hatten die Kasse des Klubs völlig erschöpft. Wir brauchten noch Geld, um Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände kaufen, die Mannschaft besolden und die laufenden Ausgaben bestreiten zu können. Mr Jesup war gestorben, das Land hatte sich noch nicht von dem letzten finanziellen Krach erholt; jeder war arm. Dies war die tiefste Ebbe. Aber nun trat die Flut wieder ein. Mrs Jesup sandte trotz ihres tiefen Kummers einen freigebigen Scheck, der uns in die Lage setzte, unbedingt nötige Posten von Nahrungsmitteln und Ausrüstungsgegenständen zu bestellen, deren Herstellung Zeit erforderte.

General Thomas H. Hubbard nahm die Präsidentschaft des Klubs an und fügte seinem schon recht großmütigen Beitrag noch einen weiteren großen Scheck hinzu. Henry Parish, Anton A. Raven, Herbert L. Bridgman, die mit Mr Jesup seit Beginn der Organisation Schulter an Schulter gestanden hatten, standen auch jetzt fest, um die Organisation des Klubs unversehrt zu erhalten; andere Männer traten hervor, und die Krise wurde überwunden. Aber das Geld kam noch schwer. Dies war der Gegenstand jedes meiner wachen Gedanken, und selbst im Schlaf ließ es mich nicht ruhen, sondern verfolgte mich mit spottenden und ausweichenden Träumen. Es war eine grausame, trübe, verzweifelte Zeit, da die Hoffnungen meines ganzen Lebens Tag für Tag stiegen und fielen.

Da kam ein unerwarteter Riss in diese Wolken: Ich erhielt einen sehr freundlichen Brief von Mr Zenas Crane, Papierfabrikant aus Dalton, Massachusetts, der zu einer früheren Expedition beigesteuert hatte, dem ich aber nie begegnet war.

Mr Crane schrieb, er habe ein lebhaftes Interesse an der Sache und halte es für erforderlich, dass der Plan von jedermann unterstützt werde, der sich um große Werke und das Ansehen des Landes kümmere, und er forderte mich auf, ihn zu besuchen, wenn ich es möglich machen könne. Natürlich konnte ich dies. Und ich tat es. Er gab mir einen Scheck über zehntausend Dollar und versprach mir, mehr zu geben, wenn es nötig sein sollte. Das Versprechen wurde gehalten und etwas später nahm er die Vizepräsidentschaft des Klubs an.

 

Von dieser Zeit kamen die Beiträge langsam aber ständig ein, und zwar in solcher Höhe, dass wir bei äußerster Sparsamkeit und völliger Kenntnis des für uns Nötigen und nicht Nötigen an den Einkauf der Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände gehen konnten.

Während dieser ganzen Wartezeit strömte eine kleine Sintflut von verdrehten Briefen aus allen Landesteilen auf mich ein. Es gab eine unglaublich große Anzahl von Menschen, die einfach überflossen von Erfindungen und Plänen, die in der Meinung der Schreiber das Erreichen des Pols absolut sicherstellen würden. Natürlich nahmen im Hinblick auf die zeitgenössische Richtung der Erfindergedanken Flugmaschinen den obersten Platz in der Liste ein. Autos, für die garantiert wurde, dass sie über jede Art von Eis liefen, kamen zunächst. Ein Herr hatte auch ein Unterseeboot, von dem er sicher war, dass es die Sache machen würde; aber er sagte nicht, wie wir dort am Pole durch das Eis auftauchen könnten, wenn wir unter Wasser hingefahren waren.

Noch ein anderer wunderlicher Kunde wünschte uns eine transportable Sägemühle zu verkaufen. Es war seine unternehmende Idee, sie sollte am Ufer des Inneren Polarmeers aufgestellt werden und ich sollte sie benutzen, um Hölzer zu schneiden zum Bau eines Holztunnels über das Eis des Polarmeeres auf dem ganzen Wege bis zum Pol. Ein anderer Kunde schlug vor, es sollte dort eine Zentral-Suppenstation eingerichtet werden, wo der andere Mann seine Sägemühle hingestellt haben wollte, und dass eine Reihe von Schlauchleitungen von dort aus über das Eis gelegt werden sollten, sodass die Reisenden, die sich über das Eis zum Pole durchkämpften, von der Zentralstation mit heißer Suppe erwärmt und gestärkt werden könnten. Das Hauptstück in dieser ganzen Sammlung wurde aber vielleicht von einem Erfinder geliefert, der wünschte, ich sollte die Rolle der »Menschlichen Kanonenkugel« spielen. Er wollte die Einzelheiten seiner Erfindung nicht darlegen, offenbar damit ich sie nicht stehlen könnte: aber es lief auf Folgendes hinaus: Wenn ich die Maschine in den hohen Norden hinaufbringen könnte und sie ganz genau in die richtige Richtung einstellte und lange genug durchhalten könnte, so würde sie mich unfehlbar an den Pol schießen. Er war so versessen darauf, mich nach dem Pol zu schießen, dass er ohne jede Sorge zu sein schien, was aus mir werden würde, wenn das mich tragende Geschoss schließlich niederfiele und – wie ich wieder zurückkommen könnte.

Viele Freunde der Expedition, die nicht bares Geld schicken konnten, sandten nützliche Gegenstände zur Ausrüstung, für die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Leute. Unter diesen Sachen waren ein Billardtisch, verschiedene Spiele und zahllose Bücher. Ein Mitglied der Expedition hatte kurz vor dem Auslaufen der »Roosevelt« einem Journalisten gesagt, dass wir nicht viel zu lesen hätten. Nun wurde das Schiff mit Büchern, Zeitschriften, Zeitungen überschwemmt, die buchstäblich in Waggonladungen ankamen; sie wurden in allen Kabinen verstaut, in jedem Kasten, auf den Tischen der Messe, an Deck, überall. Aber die Freigebigkeit des Publikums war doch sehr erfreulich und unter den Büchern und Zeitschriften war viel guter Lesestoff.

Als für die »Roosevelt« die Zeit der Abfahrt kam, hatten wir alles, was wir brauchten an Ausrüstung, einschließlich Kisten mit Weihnachtssüßigkeiten für jeden Mann – ein Geschenk meiner Frau.

Ich hatte großes Glück mit dem Personal dieser letzten und erfolgreichen Expedition, denn bei der Auswahl konnte ich auf Teilnehmer früherer Expeditionen zurückgreifen. Eine gemeinsame Reise in der Arktis ist eine große Charakterprobe. Man kennt jemand nach sechsmonatigem Zusammensein jenseits des Polarkreises besser und genauer als bei lebenslanger Bekanntschaft in Städten. Da ist etwas, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, in diesen ruhigen Gefilden, das einen Mann sich selbst und seinen Gefährten Aug’ in Auge bringt; wenn er ein Mann ist, so kommt der Mann heraus; und wenn er ein Hundsfott ist, so zeigt sich der Hundsfott bald.

Der Erste und Wertvollste von allen war Bartlett, der Kapitän der »Roosevelt«, dessen Geschicklichkeit in der Expedition von 1905 bis 1906 erprobt worden war. Robert A. Bartlett, »Captain Bob«, wie wir ihn freundschaftlich nennen, stammt aus einer Familie kühner Neufundland-Fahrer, die lange mit arktischer Arbeit vertraut sind. Er zählte dreiunddreißig Jahre, als wir zuletzt nordwärts fuhren. Blauäugig, braunhaarig, mit Muskeln von Stahl, blieb sich Bartlett, ob er am Rade der »Roosevelt« einen Weg durch die Eisschollen suchte oder mit dem Schlitten über das Packeis tapste und stolperte oder Unstimmigkeiten unter der Mannschaft ausglich, immer gleich: unermüdlich, redlich, enthusiastisch, verlässlich wie ein Kompass.

Matthew A. Henson, mein Negerdiener, war in dieser oder jener Stellung bei mir seit meiner zweiten Fahrt nach Nicaragua im Jahre 1887. Ich habe ihn auf all und jeder von meinen Fahrten in die Arktis außer der ersten im Jahre 1886 mitgehabt und fast ohne Ausnahme auf jeder von meinen fernsten Schlittenfahrten. Diese Stellung habe ich ihm eingeräumt hauptsächlich wegen seiner Anstelligkeit und weil er sich für das Werk eignete, in zweiter Linie aber auch wegen seiner Anhänglichkeit an mich. Er hat alle physischen Leiden meiner arktischen Arbeit mit mir geteilt. Er zählt jetzt vierzig Jahre und ist wahrscheinlich der beste Hundefahrer, ausgenommen vielleicht einige der geschicktesten Eskimojäger selbst.

Ross G. Marvin, mein Sekretär und Assistent, der sein Leben bei der Expedition verlor, George A. Wardwell, der Chefingenieur, Percy, der Steward, Murphy, der Bootsmann, waren auch früher mit mir. Dr. Wolf, der Arzt auf der Expedition 1905 bis 1906, war leider beruflich verhindert wieder gen Norden zu gehen und seine Stelle wurde von Dr. J. W. Goodsell aus New Kensington eingenommen.

Da der Gesichtskreis dieser Expedition weiter war als der der früheren, da er ausgedehntere Flutbeobachtungen für die United States Coast and Geodetic Survey und, wenn die Umstände es erlaubten, nach den Seiten führende Schlittenreisen ostwärts bis Kap Morris K. Jesup und westwärts bis Kap Thomas Hubbard umfasste, so erweiterte ich meinen Stab, wie man wohl sagen kann, und fügte der Expedition noch die Herren Donald B. MacMillan von der Worcester Academy und George Borup von New York City bei.

Die Auswahl seiner Offiziere und Leute überließ ich Kapitän Bartlett mit der einzigen Ausnahme des Chefingenieurs.

Das Personal der Expedition war vollzählig, als die »Roosevelt« Sydney am 17. Juli 1908 verließ. Es bestand aus einundzwanzig Mann wie folgt: Robert E. Peary, der Befehlshaber der Expedition; Robert A. Bartlett, Kapitän der »Roosevelt«; George A. Wardwell, Chefingenieur; Dr. J. W. Goodsell, Arzt; Professor Ross G. Marvin, Assistent; Donald B. MacMillan, Assistent; George Borup, Assistent; Matthew A. Henson, Assistent; Thomas Gushue, Maat; John Murphy, Bootsmann; Banks Scott, Zweiter Ingenieur; Charles Percy, Steward; William Pritchard, Kabinendiener; John Connors, John Coadey, John Barnes, Dennis Murphy, George Percy, Matrosen; James Bently, Patrick Joyce, Patrick Skeans, John Wiseman, Heizer.


Kapitän Bartlett, Marie A. Peary, Ehepaar Peary und Robert E. Peary jr. an Bord der »Roosevelt«

Die Nahrungsmittel für die Expedition waren, was die Menge anbetrifft, reichlich vorhanden; aber sie waren nicht sehr abwechslungsreich. Jahre von Erfahrung hatten mir genaueste Kenntnis gegeben, was ich brauchte und wie viel von jedem. Die absolut notwendigen Nahrungsmittel für eine ernsthafte arktische Expedition sind an Zahl gering; aber sie sollten von bester Beschaffenheit sein. Leckerbissen haben keinen Raum in arktischer Arbeit.

Die Hilfsmittel für eine arktische Expedition teilen sich in zwei Klassen ein: die für die Schlittenreise, also für Arbeit im Felde; die für das Schiff, also für die Fahrt hin und zurück und die Winterquartiere. Die Hilfsmittel für die Schlittenreisen sind von besonderem Charakter und müssen so vorbereitet und gepackt werden, dass sie das Maximum an Nährstoff bei möglichst geringem Gewicht, Umfang und Gewicht der Verpackung sicherstellen. Notwendig, und zwar nur notwendig, sind für eine ernsthafte arktische Schlittenreise, unabhängig von der Jahreszeit, der Temperatur oder der Dauer dieser Reise – ob ein Monat oder sechs – nur vier: Pemmikan, Tee, Schiffszwieback, kondensierte Milch! Pemmikan ist ein präpariertes und kondensiertes Nahrungsmittel aus Ochsenfleisch, Fett und getrockneten Früchten. Es kann als das konzentrierteste und nahrhafteste von allen Nahrungsmitteln betrachtet werden und ist für arktische Schlittenreisen, die sich lange hinziehen, absolut unentbehrlich.

Die Nahrung zum Gebrauch an Bord und im Winterquartier besteht aus vorzüglicher Handelsware. Meine Expeditionen führten einen Artikel niemals mit, nämlich Fleisch. Für diesen wichtigen Zusatz zu arktischer Nahrung habe ich immer in der Gegend selbst gesorgt. Fleisch ist das Ziel der Jagdexpeditionen in den Wintermonaten, die nicht einen Sport darstellten, wie manche sich einbilden.

Hier seien einige von den Artikeln aus unserer Vorratsliste für die letzte Expedition angeführt: siebentausendzweihundertfünfzig Kilogramm Mehl, vierhundertfünfzig Kilogramm Kaffee, dreihundertsechzig Kilogramm Tee, viertausendfünfhundertdreißig Kilogramm Zucker, einhundertzweiunddreißig Hektoliter Petroleum, dreitausendeinhundertfünfundsiebzig Kilogramm Speck, viertausendfünfhundertdreißig Kilogramm Schiffszwieback, einhundert Kisten kondensierte Milch, dreizehntausendsechshundert Kilogramm Pemmikan, eintausenddreihundertsechzig Kilogramm getrockneter Fisch, vierhundertfünfzig Kilogramm Rauchtabak.