Ganz allein – in Deinem Alter?

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4. Nicht ohne: …

Nicht ohne … mein Handy.

Ich frage mich oft, wie wir früher verreist sind, als es noch kein Internet, kein Google und keine Smartphones gab. Über das Reisebüro, klar, aber Einzelreisen, individuell? Ohne Online-Flugsuchen, ohne Hotelbuchungen über Buchungsplattformen, ohne Google Earth, um sich schon mal anzusehen, wie es am Zielort aussieht, ohne Reiseforen, in denen man sich austauscht und Erfahrungen weitergibt? Unmöglich.

Das Internet gibt es erst seit 25 Jahren und Smartphones überhaupt erst seit circa zehn Jahren und alle, die schon lange vorher auf der Welt waren, wissen, wie mühsam sich damals die Informationsbeschaffung gestaltete. Wenn ich heute wissen will, wie das Wetter in Auckland ist, gebe ich den entsprechenden Suchbegriff auf meinem Smartphone in Google ein und erhalte augenblicklich die gewünschte Information. In Vor-Internetzeiten erfuhr ich dies entweder überhaupt nicht oder ich musste mir ein Buch mit Klimatabellen ausleihen oder kaufen, ich konnte mich ins Reisebüro begeben und dort nachfragen, ich konnte jemanden suchen, der diesbezüglich Erfahrungen hatte, oder ich gab das Vorhaben auf.

Viele Dinge, die sich heute mit einem Tastendruck erledigen lassen, waren damals überhaupt nicht möglich.

Individualreisen in ferne Länder hatten Expeditionscharakter, waren kostspielig und entsprechend selten. Selbst harmlose Urlaubsreisen mit dem Auto waren Kämpfe mit riesigen, oft ungenauen Straßenkarten und unzähligem Falschfahren, weil die richtige Abzweigung entweder übersehen wurde oder gar nicht eingezeichnet war. Fahrzeiten wurden großzügig geschätzt und vielfach schwer unterschätzt. Unterkünfte hatte man entweder per Brief (!) oder Telefon (sofern man ein solches überhaupt besaß) vorbestellt oder suchte sie selbst vor Ort, indem man von einem Hotel zum anderen ging. Flugreisen konnten nur über ein Reisebüro gebucht werden und waren elendiglich teuer. Allerdings wurde man auch in der normalen Touristenklasse von den Flugbegleitern, die damals Stewardessen hießen und ausnahmslos weiblich waren, verhätschelt, man dinierte und durfte im Flugzeug rauchen. Heutzutage unvorstellbar. Ich fühle mich wie ein Zeitzeuge für eine historische Epoche, in der das Reisen umständlich und vor allem teuer war.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich lobe und preise das Internet und die Erfindung des Smartphones, welche unser Leben unvorstellbar bequem und einfach gemacht haben.

Meine ganze Weltreise organisierte ich ausschließlich über das Internet zu Hause auf meinem Laptop und unterwegs über mein Smartphone. Die Buchungsplattform „checkfelix“ unterstützte mich bei der Suche nach guten und preiswerten Flügen, über „booking.com“ wickelte ich alle Unterkünfte ab, „GetYourGuide“ verhalf mir zu Airport-Shuttles und interessanten Ausflügen vor Ort. Mit Google Maps fand ich mich unterwegs zurecht und berechnete die Auto-Fahrzeiten in Neuseeland. Ich machte mich über Flughäfen schlau, indem ich die entsprechenden Namen eingab und herausfand, wo sich die Taxistände, die Gepäcksaufbewahrung und die Geschäfte für SIM-Karten befanden. Indem ich ihnen über WhatsApp regelmäßig Fotos schickte, konnte ich all meine Freunde und Verwandten mit auf meine Reise nehmen.

Da ich sehr gerne fotografiere, hatte ich früher meine Spiegelreflexkamera auf jede Reise mitgeschleppt, ein großes und vor allem schweres Ding. Heute zücke ich souverän mein Smartphone und die Bilder sind fast so gut wie die der Spiegelreflexkamera. Sicher, es hapert an der Tiefenschärfe und bei Nachtaufnahmen lässt mich das Smartphone im Stich. Aber der Komfort wiegt auf einer langen Reise die etwas schlechtere Bildqualität auf und ich fotografiere ja nicht für eine Vortragsreise oder einen Bildband, sondern ausschließlich für mein Vergnügen. Außerdem kann man die Fotos sogleich weiterschicken, ohne sie umständlich von einem Gerät auf ein anderes zu laden. Für alle, die die internetlose Zeit kennen, ist dies ein unglaublich gewaltiger Fortschritt. Ein Hoch dem Internet!

Nicht ohne … meinen Koffer.

Weltweit gingen im Jahr 2019 laut einer Studie des IT-Airline-Dienstleisters Sita auf Flughäfen 24,8 Millionen Gepäckstücke verloren. Jedes 20. Gepäckstück blieb langfristig verschwunden, 77 Prozent kamen verspätet an, 18 Prozent der Gepäckstücke wurden beschädigt.

Davon kann ich ein Lied singen!

Ein Urlaub in Sri Lanka begann damit, dass ich, gekleidet in ein Badetuch, würdevoll zum Sternebuffet schritt. Mein Koffer kam vier Tage verspätet an, ein Bekleidungsgeschäft war nicht in der Nähe. Paris überlebte ich ein Wochenende lang ganz ohne Koffer, den man praktischerweise gleich wieder nach Hause verfrachtet hatte. In San Salvador, Brasilien, war ich den Tränen nahe, als alle Passagiere fröhlich mit ihren Koffern davongezogen waren und das Rollband stoppte. Verzweifelt wartete ich noch einige Minuten, bevor ich mich dem kofferlosen Schrecken stellen wollte. Da erspähte ich zufällig, weit hinten auf einem ganz anderen Förderband, einsam und verlassen, meinen damals hellgrünen Koffer. Glücksgefühle können oftmals banale Ursachen haben!

Wohin verschwinden all die Gepäckstücke?

Viele werden ganz einfach gestohlen. Auf vielen Flughäfen werden Passagiere mittlerweile gewarnt, wegen erhöhter Diebstahlsvorfälle keine Wertsachen in ihrem Fluggepäck zu transportieren.

Manche fallen vom Förderband oder bleiben irgendwo hängen oder stecken. Einige kommen auf ein Abstellband, weil der Scanner die Banderole nicht richtig auslesen konnte.

Manchmal nimmt auch ein anderer Passagier den eigenen Koffer – so geschehen in besagtem Urlaub in Sri Lanka, wobei der „Täter“ allerdings mein damaliger Reisebegleiter war.

Ich: „Mein Koffer ist nicht da!!! Wir müssen zum Schalter!“ Es war vier Uhr morgens, die Ankunftshalle in Colombo war heiß und stickig und die Schlange am Lost & Found-Schalter bereits zu einer beängstigenden Länge angeschwollen. Der Flug war über einen arabischen Flughafen mit einer nur geringen Umsteigezeit gekommen. Ich sah einen Raum, der bis oben voll mit Koffern der Fluglinie war. „Welche Koffer sind denn das? Die haben ja die Banderolen der Fluglinie“, fragte ich hoffnungsfroh einen Angestellten, der mir mitleidig lächelnd erklärte, dies seien die verspäteten Koffer von den Tagen davor. Mir sank das Herz in die Hose. Mein Begleiter maulte, dass er müde sei und nun hier mit mir herumlungern müsse. Er habe ja seinen eigenen Koffer bereits und wolle eigentlich ins Hotel ins Bett. Die Schlange kroch mühsam vorwärts und irgendwann warf ich einen genaueren Blick auf das Gepäckstück meines schmollenden Begleiters. Und schaute ein zweites Mal hin. „Das ist ja gar nicht dein Koffer!“ Plötzlich wach, entsetzte er sich: „Das ist er wirklich nicht! Was mache ich jetzt bloß?“

Wir platzierten den Koffer gut sichtbar und weit entfernt von uns und harrten der Dinge, die da kommen würden. Keine fünf Minuten vergingen, als ein aufgelöster Inder aus der Schlange trat, ungläubig ausrief: „Das ist ja MEIN Koffer!!!“ und erleichtert von dannen zog. Wenigstens ein Mensch war an diesem frühen Morgen in der Ankunftshalle von Colombo glücklich. Wir beide waren weniger glücklich, denn unsere beiden Gepäcksstücke kamen um Tage verspätet an.

Auch auf meiner Weltreise bekam ich es mit einem solchen „Kofferräuber“ zu tun und ich bin mir noch heute für meine Wachsamkeit dankbar. Als ich aus dem Shuttlebus am Flughafen in Alice Springs stieg, hatte ein Mann bereits meinen Koffer in der Hand und wollte sich davonmachen. Ob absichtlich oder nicht, habe ich nie herausgefunden.

„Ach, sei doch nicht so ängstlich wegen des Koffers, du kannst ja alles kaufen, was du brauchst, die Fluglinie muss dafür aufkommen“, hörte ich des Öfteren von wohlmeinenden Mitmenschen, die sich noch nie in einer derartigen Situation befunden haben. Das ist richtig, aber meistens gibt es keine entsprechenden Geschäfte in unmittelbarer Nähe oder aber sie sind geschlossen; es gibt nichts, was einem passt, vor allem nichts Schickes. Und gäbe es tatsächlich das Gewünschte zu kaufen, werden Kreditkarten oft nicht akzeptiert und die Landeswährung hat man noch nicht erworben.

Kurzum, kommt ein Koffer nicht an, ist das lästig und zeitraubend und vermiest einem die ersten Urlaubstage. In Hongkong beispielsweise musste ich einen halben Tag aufwenden, um zu einem Markt zu fahren, wo es preisgünstige flugtaugliche Rollenkoffer gab. Bei meinem war der Teleskopgriff beschädigt worden und ließ sich nicht mehr einfahren. Keine Fluglinie der Welt transportiert Fluggepäck mit ausgefahrenem Teleskopgriff, also musste ein neuer Koffer her. Eigentlich wollte ich in Hongkong etwas anderes tun, als mich um einen Flugkoffer kümmern zu müssen.

Nach all diesen Erfahrungen ist daher mein Handgepäck stets riesig, immer am Gewichtslimit, vollgestopft mit Dingen, die ich für ein Überleben ohne Koffer brauchen würde.

Kurz gesagt, ich habe so etwas wie eine Hoffentlich kommt mein Koffer-Phobie und gehöre nicht zu den Reisenden, die tiefenentspannt am Förderband sagen: „Ach, mein Koffer ist nicht da, na, macht ja nichts“.

Auf den 15 Flügen meiner Weltreise stand ich also stets aufgeregt wie vor einer Prüfung am Gepäcksförderband und wischte mir den imaginären Schweiß von der Stirn, wenn ich meinen Koffer herunterrutschen sah. Wie heißt es so schön: „Am Gepäcksförderband gibt es immer Gewinner und Verlierer.“ Auf meiner Weltreise gehörte ich zu den Gewinnern.

5. Feinschliff

Nachdem das Gerüst für die Reise errichtet worden war, begann die Feinarbeit. Um in der Analogie eines Reisekörpers, des kleinen, zierlichen, damenhaften Weltreise-Körpers zu bleiben, so waren die Flugdestinationen das Skelett und mussten nun mit Fleisch gefüllt werden.

 

Dies bedeutete zunächst intensive Internetrecherchen, zuerst zum Thema „Australisches Outback“, denn dieses wollte ich möglichst hautnah erleben. Mit einem Mietauto von Alice Springs selbst dorthin zu fahren, hielt ich schlicht für zu gefährlich. Daher las ich unzählige Angebote zu Touren ins Outback, manche höchst luxuriös mit Flug bis Uluru Airport und Candle Light Dinner direkt am Felsen. Nicht mein Fall, dachte ich, erstens wollte ich von Alice Springs anreisen, um mir das Outback richtig nahezubringen, und zweitens waren diese Luxustouren richtig teuer.

Schließlich, ziemlich weit unten auf der Suchseite, fand ich einen Anbieter, der vielversprechend klang: „Erleben Sie alle Highlights des Australia Red Center in diesem 3-tägigen Outback-Abenteuer ab Alice Springs. Begeben Sie sich auf eine geführte Wanderung rund um den dramatischen Kings Canyon, genießen Sie eine beeindruckende Aussicht auf den berühmten Uluru und sehen Sie die beeindruckenden Felsformationen Kata Tjuta (The Olgas), während Sie das Tal der Winde erkunden. Das ist noch nicht alles: Lernen Sie auf einem geführten Mala Walk die Kultur der Aborigines kennen und campen Sie in einem traditionellen Swag oder Zelt unter den Sternen. 3-tägige Campingtour mit Uluru, Kata-Tjuta und Kings Canyon von Alice Springs aus. Beobachten Sie den faszinierenden Sonnenaufgang und Sonnenuntergang über dem heiligen Uluru. Campen Sie im Outback und probieren Sie den typischen australischen Busch-Tucker Transport im klimatisierten Bus mit maximal 21 Passagieren. Perfekte Tour für Erstbesucher.“

Das gefiel mir und als ich mich genauer in das Angebot vertiefte, stellte ich fest, dass dieses Angebot von „backpackerdeals“ preis-leistungsmäßig das beste war, das auf der Suchseite zu finden war. Die Gruppen waren maximal 21 Personen groß und für das Schlafen auf dem Boden im Outback konnten zusätzlich zu den Swags auch Schlafsäcke gemietet werden. Swags sind so etwas wie Überschlafsäcke aus schwerem Segeltuch mit einer Art Kapuze und einer sehr dünnen Bodenmatte. Wer in der kühlen Wüstennacht nicht frieren und auch keine ungebetenen Gäste bei sich haben möchte, ist gut beraten, einen zusätzlichen Schlafsack zu benützen. Nun schläfst du also wieder auf dem Boden, lächelte ich in mich hinein, so wie in jungen Jahren, als Zelten die einzig leistbare Art von Urlaub war. Dass ich jede einzelne Minute dieser beiden Nächte verfluchen würde, wusste ich damals noch nicht. Die gesamte dreitägige Tour ab Alice Springs mit voller Verpflegung sollte € 247 kosten, das fand ich einen sehr guten Preis. Gesagt, getan – gebucht.

Die Gruppenreise nach Nordthailand fand ich auf die gleiche Art und Weise: Stichworte in Google eingeben, Angebote prüfen, Angebot auswählen und buchen. Diesmal war es die Seite des deutschen Anbieters ID-Reisewelt, auf der ich fündig wurde: eine siebentägige Busreise ab Bangkok mit zwei Hotelnächten in Bangkok um € 650, Einzelzimmerzuschlag inklusive. Die Stationen der Rundreise sollten die alten Königsstädte sein, mit zahlreichen Tempel- und Marktbesichtigungen, bis hinauf nach Chiang Mai. Das klang vielversprechend, also schlug ich kurz entschlossen zu. Wie es sich später herausstellte, waren es zwei gute Entscheidungen gewesen.

Alle Unterkunftsbuchungen tätigte ich über www.booking.com. Meiner Erfahrung nach ist dies die preiswerteste und verlässlichste Plattform. Die Beschreibungen der Unterkünfte stimmen mit den Tatsachen überein, allerdings sollte man auch immer die Erfahrungsberichte der Gäste lesen. Wenn es dort heißt, es war lebhaft, bedeutet dies Lärm und wahrscheinlich jede Menge betrunkener Gäste. Bei nicht ganz sauber klicke ich sofort weiter. Ganz wichtig ist für mich stets die unmittelbare Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Denn ein angepriesener „Nur kurzer Fußmarsch von wenigen hundert Metern zur nächsten U-Bahn“ kann bei Hitze oder Regen sehr enervierend sein. Es ist auch wichtig, zu erkunden, ob die Unterkunft überhaupt ein Fenster hat und wie geheizt beziehungsweise gekühlt wird. Als ich in einer Gästebewertung zu einer Unterkunft in Neuseeland die Aussage las: „Endlich ein warmes Zimmer“, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich hier besondere Sorgfalt walten lassen müsste, denn kalte Hotelzimmer sind mir ein Gräuel.

Die Frage, warum nicht airbnb, beantwortete ich stets damit, dass ich in einem Hotel das Zimmer wechseln könne, wenn es mir nicht gefiele. Des Weiteren hat man in einem Hotel immer einen Room Service, ein gutes Frühstück und eine Rezeption, die einem weiterhilft, sei es mit Informationen über Sehenswürdigkeiten, mit Taxis oder sonstigen Verkehrsmitteln und, wenn man es besonders bequem haben will, auch mit Ausflugsangeboten. Ein kleines Gespräch mit dem Rezeptionisten/der Rezeptionistin kann oft zu verblüffenden Ergebnissen führen.

Ich erinnere mich an eine Situation in Singapur, als ich den sehr jungen Rezeptionisten fragte, was er sich denn in der Stadt anschauen würde, wenn Tourist wäre. „Unbedingt das Nationalmuseum, Madam“, war seine überraschende Antwort. Ich war erstaunt – ein junger Mann erzählte mir begeistert von einem Museum? Ich zögerte lange, Nationalmuseum klang für mich richtig verstaubt. Gott sei Dank ging ich dann doch hin, zwar erst am letzten Tag meines Aufenthalts, weil ich noch ein bisschen Zeit vor dem Transfer zum Flughafen hatte. Was ich sah, verschlug mir den Atem: eine innovative und einzigartige Präsentation von Kultur und Geschichte mit dem Schwerpunkt des Einmarsches der Japaner während des Zweiten Weltkrieges. Ich staunte mir die Augen aus dem Kopf, solch eine ungewöhnliche und faszinierende Aufbereitung der wechselvollen Geschichte dieses Stadtstaates hatte ich nicht erwartet.

Taxifahrer sind eine weitere sehr gute Informationsquelle. Wenn es keine sprachlichen Hürden gibt, sind viele Taxifahrer stolz, wenn sie ihr Wissen weitergeben und quasi den Fremdenführer geben können. Auf meinen Reisen habe ich schon manch guten Tipp von den Taxlern bekommen. Aber ich schweife ab – zurück zur Weltreise.

Alle meine Zimmer buchte ich stets mit kostenloser Stornierungsmöglichkeit, die meistens bis 24 Stunden vor dem Einchecken galt. Auch wenn das Hotelzimmer dadurch eine Spur teurer wird, bleibt man doch flexibel, falls sich kurzfristig etwas ändern sollte. Und wenn man noch in der Planungsphase ist, kann man die Unterkünfte dadurch immer wieder ändern. Als ich versuchte, eine vernünftige und möglichst stressfreie Auto-Route über die neuseeländische Südinsel festzulegen, buchte ich die ausgewählten Hotels mindestens fünf Mal um.

Ein im Preis inkludiertes Frühstück war mir ebenfalls wichtig, denn gut bestückte Frühstücksbuffets ersparten mir auf meiner Reise zumindest das Mittagessen, und so brauchte ich mich nur einmal am Tag selbst um eine Mahlzeit zu kümmern. Dies war besonders dort von Vorteil, wo die hygienischen Bedingungen nicht einwandfrei waren, wie in Kambodscha oder Thailand. Ich esse grundsätzlich kein Streetfood, auch wenn dies in diversen Reiseratgebern oft als besonders authentisch angepriesen wird. Mein Verdauungssystem ist empfindlich und Durchfallerkrankungen können eine Reise ziemlich versauen.

Unser thailändischer Guide erzählte auf der Nordthailand-Rundreise schauerliche Geschichten von Reisenden mit Durchfall, so furchtbar, dass ich sie an dieser Stelle nicht wiedergeben möchte. Als prompt zwei Mitreisende an Verdauungsstörungen erkrankten, war seine erste Frage: „Haben Sie Streetfood gegessen?“ Ja, natürlich.

Also hielt er im Bus einen kleinen Vortrag über Streetfood, vor allem über Fleisch- und Fischwaren, die stundenlang in der Sonne liegen, bevor sie verarbeitet werden, von unterbrochenen Kühlketten, von der zweifelhaften Herkunft der Waren, von Gemüse, das mit verseuchtem Wasser abgespült wird, und davon, dass das Verdauungssystem von Europäern nicht mit asiatischen Bakterien umgehen kann. Mir graute und ich beschloss, meine No-Streetfood-Strategie weiterhin strikt zu befolgen. Im Falle einer Durchfallerkrankung hätte ich niemanden, der mich versorgen würde – einer der Nachteile einer Soloreise. Außerdem war ich nicht so weit gereist, um mit einer selbstverschuldeten Verdauungserkrankung tagelang im Bett liegen zu müssen, nur weil ich unbedingt hatte authentisches Streetfood essen wollen. Natürlich kann man sich immer etwas einfangen, aber man muss es nicht unbedingt herausfordern.

Und so verpflegte ich mich auf meiner Reise oft mit Fertigsuppen, die nur mit heißem Wasser aufgegossen werden müssen, ich nahm das Abendessen hin und wieder im Hotel ein oder kochte selbst in Camp-Küchen und Hostels. Natürlich war meine Ernährung nicht übermäßig gesund und ausgewogen, aber mein Körper würde das schon eine Weile aushalten, sagte ich mir. Und wenn ich mich zu sehr um eine mangelnde Vitaminzufuhr sorgte, könnte ich immer noch Vitaminpillen einwerfen.

Welche Unterkünfte buchte ich also? Hotels, Hostels und Cabins auf Campingplätzen, immer als Einzelzimmer und immer kostenbewusst. In Melbourne beispielsweise wohnte ich in einem außerordentlich preiswerten Budget Hostel, das so groß und sauber war wie manch teureres Hotelzimmer nicht. Die Unterkünfte waren unterschiedlich in ihrer Ausstattung von sehr einfach (Bett, Tisch, Sessel oder gar nur zwei Betten, sonst nichts) bis sehr gut. Die besten Hotelzimmer fand ich in Thailand. Alle waren riesig groß und blitzsauber und boten herrliche Frühstücksbuffets. Die schlechteste Wahl hatte ich in Buenos Aires getroffen. Hier waren die Matratzen so durchgelegen, dass ich auch nach einem Zimmerwechsel die letzten beiden Nächte auf dem Boden schlief, weil meine Kreuzschmerzen bereits unerträglich geworden waren. Damals schwor ich mir, in Zukunft die Gästekommentare zu Matratzen unbedingt genau zu lesen.

Am schwierigsten gestaltete sich die Festlegung der Reiseroute durch Neuseeland. Auf der Südinsel würde ich ein Mietauto haben, aber wohin sollte ich fahren? Die Reiseführer schwärmten vom Milford Sound, von der Westküste und den Gletschern, vom Abel Tasman Nationalpark, von Dunedin im Südosten und der Otago Halbinsel mit den Pinguinen und Robben.

Ich griff zur Straßenkarte und stellte zunächst fest, dass es auf der Südinsel keine Autobahnen gab. Oh je! Das hieß, ich müsste genügend Zeit fürs Fahren einplanen und durfte die Etappen nicht zu lange wählen, um mich nicht vollkommen fertig zu machen. Damit fiel eine Durchquerung von Nord nach Süd aus, zu lange waren die Fahrtstrecken und zu wenig Zeit verblieb zum Verweilen. Also beschränkte ich meine Planung auf den Süden der Südinsel, denn dort lag der berühmte Milford Sound, den ich unbedingt sehen wollte. Ich beschloss, nach Queenstown zu fliegen, mir dort ein Auto zu mieten und dieses dann am Ende meiner kleinen Autoreise weiter nördlich in Christchurch zurückzugeben. Von dort wollte ich per Flugzeug nach Auckland zurückkehren, um weiter nach Südamerika zu fliegen, der letzten Etappe meiner Weltreise.

Also suchte ich zunächst nach Autovermietungen, die so etwas im Programm hatten. Bei der Budgetfirma „Dollar“ wurde ich zu einem guten Preis fündig. Sehr gut.

Nun ging es darum, die Etappen festzulegen.

Von Google Maps ließ ich mir Entfernungen und Fahrtzeiten berechnen, die alle fast bis auf die Minute genau stimmten, wie ich auf der Reise feststellen sollte. Es wurde mir sehr schnell klar, dass ich, wenn ich nicht den ganzen Tag im Auto verbringen und jede Nacht woanders schlafen wollte, mich beschränken und nochmals eine Auswahl würde treffen müssen. Nur, nach welchen Kriterien sollte ich sie treffen? Alles schien so sehenswert zu sein und ich wollte nicht durchs Land hetzen, sondern mindestens zwei oder drei Nächte an einem Ort verweilen, um die Gegend in Ruhe erkunden zu können.

Ich beschloss, die Wetterkarte als ein Kriterium heranzuziehen.

Es zeigte sich, dass die als wunderschön beschriebene Westküste unglaublich viel Regen abbekam und überdurchschnittlich viele Reisende in diversen Reiseblogs gestanden, außer Regen und Nebel nicht viel gesehen zu haben. Ich zuckte sofort zurück, denn dies erinnerte mich an einen komplett verregneten zehntägigen Urlaub in Irland, wo ich außer Regen, Wolken und nasser Straße nichts von der Insel zu sehen bekommen hatte.

Der Blick auf die neuseeländische Straßenkarte hatte mir außerdem gezeigt, dass die Straßen dort sehr kurvig waren, was ein langsames Vorankommen bedeutete. Nein, die Westküste würde ich streichen. Auch der Südosten reizte mich nicht so sehr, dass ich eine lange Autofahrt dorthin unternehmen wollte. Die schottisch angehauchte Stadt Dunedin würde wohl eher Schottland-Fans interessieren und Robben und Pinguine könnte ich vielleicht auch im Milford Sound beobachten. Ich wollte schöne Landschaften sehen, weite Täler, türkisfarbene Seen und einsame Landstriche.

 

„Weniger ist mehr“, überlegte ich und beschränkte mich nochmals. Ich buchte meine Unterkünfte in Queenstown, Te Anau und Twizel, alles Orte im Zentrum der Südinsel. Die Entscheidung stellte sich als goldrichtig heraus, denn als ich dann von dort WhatsApp-Nachrichten an Familie und Freunde schickte, schrieb ich Sätze wie: „So schöne Landschaften sah ich noch nie“, „Wieviel Schönheit erträgt der Mensch?“ oder „Ich bin von Schönheit umgeben.“

Nun konnte ich mich zufrieden zurücklehnen, alles war geplant, alles war organisiert. Es war April 2019, noch ein halbes Jahr bis zu meiner Abreise.

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