Zeitschrift Polizei & Wissenschaft

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Die Ergebnisse der explorativen Faktorenanalyse weist auch auf die Möglichkeit einer Zweifaktorenlösung hin. Dies wird durch Zusammenhangsanalysen der sechs gebildeten Skalen zum Teil bestätigt. So lassen sich auf der einen Seite positive Korrelationen zwischen den Skalen „Sicherheit und Bezahlung“, „Herausforderung“ und „Fähigkeitsüberzeugung“ sowie auf der anderen Seite zwischen den Skalen „Sicherheit und Bezahlung“ und „Ansehen und Status“ beobachten. Die Skala „Charakter der Tätigkeit“ korreliert dabei allerdings mit allen anderen Skalen positiv. Die zweifaktorielle Lösung und inhaltliche Erwägungen sprechen dafür, die Skala „Charakter der Tätigkeit“ der ersten Skalengruppe zuzuordnen, sodass sich ein intrinsischer und ein extrinsischer Sekundärfaktor unterscheiden lassen.

In Übereinstimmung mit bisherigen Untersuchungen (z. B. Groß, 2011; Groß & Schmidt, 2003; Liebl, 2003; Rauber, 2013) nennen die angehenden Polizeibeamtinnen und -beamten vor allem den “Charakter der Tätigkeit” und die “Sicherheit und Bezahlung” als wichtigste Motive für die Berufswahl. In Einklang mit Rauber (2013) können diese Motive als „Hauptmotive” bei der Wahl des Polizeiberufs angenommen werden. Weitere Motivfaktoren mit hohen Ausprägungen sind der Wunsch, Menschen zu helfen und Verbrechen zu bekämpfen, sowie die Überzeugung, für den Beruf gut geeignet zu sein. Dass Motive wie das Bedürfnis nach Ansehen und Status weniger stark ausgeprägt sind, steht im Einklang mit nationalen (z. B. Rauber, 2013) und internationalen Befunden (z. B. Foley et al., 2008). Einschränkend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Vergleiche zwischen einzelnen Itemausprägungen oder Skalen innerhalb einer Gruppe eher wenig aussagekräftig sind, da sie stärker von der Formulierung der Items abhängen können als von der Ausprägung der Motivationen. Darüber hinaus können Effekte der sozialen Erwünschtheit eine Rolle spielen (Pohlmann & Möller, 2010).

Die Interkorrelation mit konstruktnahen Skalen liefern Hinweise auf die Validität der BEWAPOL-Skalen. Die erwarteten Zusammenhänge der Skalen des LMI mit den generierten Skalen des BEWAPOL konnten bestätigt werden. Die Fähigkeitsüberzeugung/Passung weist eine inhaltliche Nähe zur Erfolgszuversicht und Beharrlichkeit auf, sodass die hohen signifikanten Korrelationen zu erwarten waren. Leistungsstolz korreliert mit der Skala Herausforderung. Eine hohe Ausprägung auf der Leistungsstolzskala haben Personen, die ehrgeizig sind, ihr Bestes geben wollen und deren Selbstwertgefühl stark von ihrer Leistung abhängt. Dass diese Personen die Herausforderung suchen und bereit sind, sich für erstrebenswerte Ziele einzusetzen, ist inhaltlich schlüssig. Positive Zusammenhänge finden sich darüber erwartungsgemäß auch zwischen dem Berufswahlmotiv Ansehen und Status und der Orientierung an Status und Dominanz. Die Trennung zwischen einem intrinsischen und einem extrinsischen Sekundärfaktor lässt sich auch anhand der Interkorrelationen bekräftigen. So korrelieren mehrere Skalen des LMI mit den intrinsischen Skalen des BEWAPOL, während zu den extrinsischen Skalen keine oder negative Korrelationen zu finden sind. Dies zeigt sich zum Teil auch für die Selbstwirksamkeitserwartung, die allerdings nicht mit dem Charakter der Tätigkeit korreliert. Die signifikante Korrelation der Selbstwirksamkeitserwartung mit den Skalen der Erwartungskomponente des BEWA-POL und insbesondere mit der Fähigkeitsüberzeugung steht im Einklang mit früheren Forschungsergebnissen (z. B. Judge et al., 2002).

Die Interkorrelationen der Skalen des BEWAPOL mit den Skalen des AVEM zeigen ein uneinheitliches Bild. So korrelieren die Skalen des AVEM, die dem Arbeitsengagement zugeordnet werden, signifikant mit der Skala Herausforderung und zum Teil mit den Fähigkeitsüberzeugungen. Eine zu erwartende negative Korrelation mit den extrinsischen Faktoren erreicht aber nur für die Skala Sicherheit und Bezahlung ein signifikantes Niveau. Die zum Teil nicht konsistenten Zusammenhänge zwischen den Skalen des BEWPOL und des AVEM könnten darauf zurückzuführen sein, dass die angehenden Polizeibeamtinnen und -beamten noch am Beginn ihrer Ausbildung stehen und noch keinen vertieften Eindruck von ihrem Wahlberuf haben. Zudem beziehen sich einige der Items des AVEM ausdrücklich auf Erfahrungen und Erlebnisse im Beruf. Diese sind aber bei den Befragten nur in Ansätzen vorhanden. Die mangelnden Berufserfahrungen werden so möglicherweise noch durch die Vorstellung, die von dem Beruf vorherrscht, ersetzt. Das wird auch durch die sehr deutliche signifikante Korrelation zwischen der Lebenszufriedenheit und dem Charakter der Tätigkeit deutlich. Dies mag daran liegen, dass die angehenden Polizeibeamten ein bestimmtes Bild von dem Beruf vor Augen haben, das mit ihrer Lebensplanung und ihren Erwartungen im Einklang steht.

Limitationen und Ausblick

Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse der Untersuchung lediglich auf Selbsteinschätzungen beruhen und Verzerrungen somit nicht ausgeschlossen werden können. In Untersuchungen, die ebenfalls Selbstberichtsverfahren verwendeten, zeigte sich regelmäßig eine Präferenz für die intrinsischen und somit eher sozial erwünschten Motivationen für die Wahl des Berufs (z. B. Pohlmann & Möller, 2010). Darüber hinaus werden lediglich explizite Motive erfragt, die nur die Vorstellung der Person von ihren handlungsleitenden Motiven dokumentieren. Diese Motive müssen aber nicht mit den impliziten Motiven übereinstimmen, die nichtsprachlich repräsentiert sind und sich mit Methoden, die Selbstberichte nutzen, nicht erfassen lassen. Diese ließen sich allenfalls mit projektiven oder semi-projektiven Verfahren messen beziehungsweise verstehen (Brunstein, 2018).

In Folgestudien soll überprüft werden, welchen Einfluss die unterschiedlichen Motivationen auf die Motivations- und Kompetenzentwicklung sowie die Stressresistenz und Resilienz haben. In Eccles et al. Ausgestaltung der Erwartungs-Wert-Theorie sind der Wert, den man einer Aufgabe zumisst, und die Fähigkeitsüberzeugung die wichtigsten Prädiktoren für die Wahl einer Aufgabe. So haben sich in Bezug auf akademische Laufbahnen und Leistungen Motive der Wertkomponente besonders als Prädiktor für die Wahl und die Fähigkeitsüberzeugung als Prädiktor für die Leistung erwiesen (Wigfield & Eccles, 2000).

Aus der Berufswahlforschung von Lehrerinnen und Lehrern ist bekannt, dass einerseits Personen, die vornehmlich aus idealistischen Gründen heraus den Beruf gewählt haben, mit höherer Wahrscheinlichkeit desillusioniert werden und ein höheres Risiko für die Entwicklung von Belastungssymptomen haben (Pohlmann & Möller, 2010). Andererseits scheinen auch extrinsische Motive für die Berufswahl im Hinblick auf die Resilienz eher ungünstig zu sein (Lohbeck, 2018). So könnte das Instrument dazu beitragen, günstige und ungünstige Motivstrukturen für die Berufswahl im Hinblick auf die zu erwartende Leistung, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit frühzeitig zu erkennen. Um derartige Zusammenhänge im Polizeiberuf analysieren zu können, sind weitere, insbesondere längsschnittlich angelegte Untersuchungen erforderlich. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen könnten zur Verbesserung der Eignungsdiagnostik für den Polizeiberuf beitragen. So könnten einerseits Verfahren zur Selbstselektion entwickelt werden, mit denen Interessenten frühzeitig ihre persönlichen Motivationen für den Beruf klären können. Andererseits kann das Wissen um die Berufswahlmotivationen helfen, den Bedürfnissen der angehenden Polizeibeamten in der Ausbildung und in der anschließenden polizeilichen Praxis besser Rechnung zu tragen, um so als attraktiver Arbeitgeber qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen, Abbrecherquoten zu verringern und die Arbeitsmotivation zu erhalten (Groß, 2003; Kretschmer, 2019; Rauber, 2013). Für entsprechende Untersuchungen liegt mit dem BEWAPOL ein Instrument vor, das theoretisch fundiert ist und gute Testeigenschaften aufweist.

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Kontakt

Dr. Lucas Lohbeck

Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Studienbereich Psychologie

Willy-Brandt-Straße 1

DE-50321 Brühl

E-Mail: Lucas.Lohbeck@hsbund.de

Fragebogen zur Erfassung der Berufswahlmotivation von Polizeibeamtinnen und -beamten (BEWAPOL)


1 Für die Laufbahn des gehobenen Polizeivollzugsdienstes in der Bundespolizei besteht der Vorbereitungsdienst aus einem dreijährigen modular gegliederten dualen Diplomstudiengang: „Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei (Diplom-Verwaltungswirt)“. Das Studium besteht aus Fachstudienzeiten (Grund- und Hauptstudium) und berufspraktischen Studienzeiten (Basisausbildung, praxisbezogene Lehrveranstaltungen und praktische Verwendung). Berufspraktische und Fachstudienzeiten wechseln sich ab, beginnend mit der viermonatigen Basisausbildung und dem darauf folgenden sechsmonatigen Grundstudium (Verordnung über den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei vom 16. August 2017, BGBl. I S. 3261).

Wie effektiv ist die Sportausbildung der Bayerischen Polizei?

Eine Evaluation der Sportausbildung des mittleren Polizeivollzugdienstes (2. QE) in Bayern

Micha Fuchs & Albin Muff

1. Einleitung

Wir leben aktuell in einer gesellschaftlichen Epoche, in der einerseits Fitness-Studios boomen und es deutschlandweit über elf Millionen Mitglieder von Fitness-Studios gibt (Rutgers et al., 2019) sowie manche „das Zeitalter der Fitness“ (Martschukat, 2019) ausrufen. Dem gegenüber steht anderseits die Tatsache, dass über die Hälfte der deutschen Erwachsenenbevölkerung übergewichtig ist (Statistisches Bundesamt, 2019), sich dieser Trend auch im Jugendalter stabilisiert (Schienkiewitz et al., 2018) und auch die Medien die Frage aufwerfen „Sind Polizeischüler nicht fit genug?“ (Schiermeyer, 2018). Daher stellt sich auch für die Polizeiausbildung die Frage, welche Validität und Aussagekraft die derzeitigen Leistungskriterien bei der Einstellungsprüfung sowie die während der Ausbildung zu erbringenden Sportleistungen haben. Sind diese noch angemessen oder müssen sie adjustiert werden? Um dieser Frage fundiert nachgehen zu können, wurde bei der Bayerischen Polizei ein Forschungsdesign entwickelt1, das aus vier Teilstudien bestand. Die Teilstudie 1 hatte dabei zum Ziel, ausgewählte sportliche Leistungstests hinsichtlich ihrer Reliabilität zu prüfen, um so eine fundierte und zuverlässige Grundlage für die weiteren Teilstudien zu schaffen. Grundlage hierfür bildeten 115 Beamte in Ausbildung an allen sieben bayerischen Ausbildungsstandorten, die jeweils im Abstand von ein bis zwei Wochen zweimal getestet wurden. In der anschließend durchgeführten Teilstudie 2 wurde erhoben, wie sowohl Polizeiauszubildende als auch ehemalige Polizeiauszubildende die Sportausbildung u. a. hinsichtlich ihrer Rahmenbedingungen, Inhalte sowie Prüfungsformen und -vorbereitung bewerten. Hierfür wurden sowohl zum Erhebungszeitpunkt über 2800 Beamte in Ausbildung als auch 170 junge Beamte von Polizeiinspektionen und Einsatzhundertschaften befragt, die ihre Polizeiausbildung erst vor Kurzem erfolgreich beendet hatten. Teilstudie 3 umfasste eine Langzeiterhebung von über 740 Beamten in Ausbildung hinsichtlich ihrer Sportleistungen von der Einstellungsprüfung bis zum Ende ihrer Ausbildung sowie der Noten aller Ausbildungsfächer und im Persönlichkeitsbild. In der vierten und letzten Teilstudie kam es zu einer qualitativen Befragung von 39 Sportleitern und -ausbildern hinsichtlich der Frage, basierend auf den Ergebnissen und Analysen der drei vorausgegangenen Teilstudien, inwiefern Verbesserungs- und Veränderungsmöglichkeiten für die Sportausbildung sinnvoll wären.

 

Zusammenfassung

Die vorliegende Studie präsentiert die Erkenntnisse einer fachlichen Überprüfung der Sportausbildung der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Hierbei wurde ein triangulatorisches Forschungsdesign (Leistungstests, Datenanalyse, Workshop) eingesetzt. Im Zeitraum von Februar 2018 bis Januar 2019 wurden neben den Beamten in Ausbildung (N = 2817), junge Beamte der Polizeiinspektionen (N = 85) und Einsatzhundertschaften (N = 81) sowie aktive Sportleiter (N = 39) befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausrichtung der Polizeiausbildung der Bayerischen Polizei u. a. mit ihrer hohen Gewichtung der Sportausbildung den Beamten in Ausbildung zugute kommt, da eine nachweisliche Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit dargelegt werden konnte. Gleichzeitig sorgt der hohe Stellenwert von sportlichem Training innerhalb der Organisation Polizei dafür, dass dies während der Ausbildung durch die einzelnen Polizeiauszubildenden und späteren Polizeibeamten verinnerlicht wird. Abschließend werden praktische Implikationen für die Sportausbildung mit dem Fokus auf Motivation, Leistungsbewertung und Unterrichtsgestaltung diskutiert.

Sportausbildung, Leistung, Motivation, Längs- und Querschnittsstudie, Evaluation.

Abstract

The following study shows research findings about the sports training of the Bavarian Police. The study was executed between 2018 and 2019 and the data of three different target groups was used. Besides 2817 police students, 85 patrolmen, 81 police officers of mobile squads and 39 sports trainers took part in the study. Because of the different research aspects the study includes four substudies and a mixedmethod-design was used. The research results show that the police students are able to improve their performance in different sports disciplines significantly because of physical training. The effect of performance improvements were shown for both sexes. In addition, the study was able to show, that the attitude and motivation for sports exercises transmits from the police training to the subsequent work locations. To strengthen the quality of the sports exercises during the police training one substudy shows the need of further vocational training for the sports trainer concerning planning, executing and evaluating the training. Furthermore all groups endorse the implementation of the sports performance as an examination mark. Practical implications for sports training are discussed with a focus on motivation, performance assessment and teaching structure.

Sports training, performance, motivation, longitudinal and cross-sectional analysis, evaluation.

2. Bayerische Polizei

Die Bayerische Polizei zählt mit ihren gut 41.400 Beschäftigten zu einem der größten Polizeiverbände in der Bundesrepublik (Polizei Bayern, 2020a). Sie gliedert sich in zehn Polizeipräsidien sowie rund 350 Polizeiinspektionen bzw. Polizeistationen. Ihre Struktur ist im Polizeiorganisationsgesetz (POG) festgelegt. Oberste Dienstbehörde ist das Bayerische Staatsministerium des Innern (Art. 1 POG). Die Organisationsstruktur der Bayerischen Polizei wird im unten stehenden Organigramm verdeutlicht (Abbildung 1). Die Aufgabenbereiche sind im Polizeiaufgabengesetz (PAG) geregelt und umfassen die Gefahrenabwehr und Strafverfolgung (Art. 2 PAG).

3. Polizeiausbildung durch die Bayerische Bereitschaftspolizei

Die Aufgabe der Polizeiausbildung für die Beamten der sogenannten 2. Qualifikationsebene (QE), die früher und in anderen Bundesländern als mittlerer Polizeivollzugsdienst bezeichnet wird, obliegt der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Neben der Polizeiausbildung hat die Bayerische Bereitschaftspolizei insbesondere die Aufgabe, mit Hilfe ihrer geschlossenen Einheiten die obersten Staatsorgane und Behörden sowie lebenswichtige Einrichtungen zu schützen sowie andere Teile der Polizei zu unterstützen und bei Katastrophen Hilfe zu leisten (Art. 6 POG). Mit über 7800 Beamtinnen und Beamten sowie Beschäftigten stellt die Bayerische Bereitschaftspolizei darüber hinaus einen der größten Polizeiverbände dar (Bayerische Bereitschaftspolizei, 2020a). Aktuell werden ca. 3800 Beamte in Ausbildung an sechs Bereitschaftspolizeiabteilungen2 (BPA) für die 2. QE ausgebildet. Zu den sechs BPA kommen noch die Außenstelle Nabburg in Ostbayern sowie die Ausbildung der Winter-Spitzensportler am Fortbildungsinstitut in Ainring (Südbayern) hinzu. Dem gegenüber steht ein Lehr- und Ausbildungspersonal in Höhe von gut 650 Personen. Die Polizeiausbildung für die 2. QE des Polizeivollzugdienstes dauert 2,5 Jahre und ist in fünf Ausbildungsabschnitte unterteilt. In dieser Zeit erhalten die Polizeiauszubildenden 5000 Unterrichtsstunden in 20 Fächern hinsichtlich rechtlicher, praktisch-taktischer und persönlichkeitsbildender Themen. Nach einer grundlegenden Erneuerung der Ausbildung 2006 ist die Polizeiausbildung 2. QE mittlerweile in Leitthemen und Module gegliedert und damit kompetenzorientiert und inhaltsübergreifend aufgebaut. Die vier Leitthemen, die die Polizeiausbildung durchziehen, sind

• Dienstbetrieb,

• Verkehr,

• Streife,

• Kriminalitätsbekämpfung.

Grundlegendes Ziel dieser kompetenzorientierten3 Polizeiausbildung ist die Entwicklung junger Menschen zu Polizeibeamten und -beamtinnen, die einerseits rechtlich fundiert sowie praxisorientiert ausgebildet sind und welche angemessen auf gesellschaftliche Veränderungen, wie Globalisierung, Digitalisierung und Wertewandel, kompetent reagieren können. Im Sinne der Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR, 2013) kann die Polizeiausbildung daher in drei Kompetenzsäulen aufgeteilt werden:

• Fachkompetenz – abgedeckt v. a. durch die fünf Rechtsfächer

• Handlungskompetenz – abgedeckt durch die praktischen Ausbildungsfächer wie Polizeiliches Einsatztraining, Kriminalistik, Waffen- und Schießausbildung, Selbstverteidigung und Eigensicherung

• Persönliche und Soziale Kompetenz – abgedeckt durch die Fächer im Bereich Persönlichkeitsbildung (u. a. Kommunikation und Konfliktbewältigung) und die beide oberen Kompetenzen vereinend

Abbildung 1: Polizei Bayern (2019): Die Organisation der Bayerischen Polizei


4. Körperliche Leistungsfähigkeit und Polizei

Grundlage für eine entsprechende Ausübung der oben genannten Kompetenzen ist die körperliche Leistungsfähigkeit der Polizeibeamten und -beamtinnen. Da laut dem Deutschen Polizeisportkuratorium (DPSK) nur in wenigen Berufen der körperlichen Leistungsfähigkeit eine so herausragende Bedeutung zukommt wie im Polizeiberuf, ist die körperliche Leistungsfähigkeit eine Schlüsselqualifikation für die Einsatz- und Funktionsfähigkeit der Polizei und nimmt demnach einen zentralen Stellenwert in der Polizeiausbildung ein (DPSK, 2020). Dieser Wertigkeit trägt die Bayerische Polizeiausbildung 2. QE Rechnung, indem das Fach Sport mit 310 Unterrichtseinheiten nach dem Fach Polizeiliches Einsatzverhalten das Fach mit dem größten Stundenkontingent ist. Schwerpunkte der Sportausbildung sind, neben der Konditionsförderung, vor allem Fitnessübungen, Mannschaftsspiele und Schwimmen. Im Laufe der jeweiligen Ausbildungsabschnitte müssen die Beamten in Ausbildung immer wieder Leistungskontrollen ablegen, welche zum Bestehen des jeweiligen Ausbildungsabschnittes erforderlich sind. Hierbei legen die Beamten in Ausbildung u. a. Schwimmtests ab (u. a. 100 Meter und 600 Meter), Tests in Laufdisziplinen (u. a. 100 Meter und 30-Minuten-Lauf), koordinative Tests (z. B. Pendellauf und Einsatzparcours) sowie Krafttests (z. B. Bankziehen und -drücken). Insgesamt müssen die Beamten in Ausbildung zwischen dem ersten und vierten Ausbildungsabschnitt 18 Leistungsnachweise mit einer definierten Mindestleistung bestehen. Ein Einbezug der Sportnote in die Gesamtnote der Qualifikationsprüfung am Ende der Polizeiausbildung findet jedoch nicht statt. Allgemein lässt sich konstatieren, dass in der Bayerischen Polizeiausbildung ein großer Wert auf die physische und psychische Fitness gelegt wird und dementsprechend der Stellenwert der körperlichen Leistungsfähigkeit sehr hoch ist.

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