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Wortbildung im Deutschen

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6.2 SchwedischSchwedisch

Auch im SchwedischenSchwedisch (die Beispiele stammen aus einem weiteren Unterkorpus der COW-Korpora: SECOW2012–01XS) ist topp ein natives Substantiv mit der Grundbedeutung ‚Spitze‘ – die ebenso metaphorischer Art sein kann – und auch hier gibt es eine adjektivisch gebrauchte EntsprechungEntsprechung zu dt. top: toppen, wörtlich: ‚die Spitze‘1Schwedisch. Teleman et al. (1999: 232) bezeichnen toppen als adjektivisch verwendetes Substantiv, wie im DeutschenDeutsch und NiederländischenNiederländisch ist der kategoriale Status als Prädikatsnomen jedoch ambig, da es sich sowohl um das Substantiv (mit definitem Artikel) oder ein Adjektiv mit der „neuen“ Bedeutung ‚sehr gut‘ handeln kann:


(44)Allt är toppen. (2271725)
‚Alles ist top/Spitze.‘

Modifizierungen mit Adverb (45), der Gebrauch als Adverb (46) sowie als Interjektion (47) legen jedoch nahe, dass auch hier ein KategorienwechselKategorienwechsel zum Adjektiv vorliegt:


(45)Vädret är helt toppen! (101498694)
‚Das Wetter ist ganz top!‘
(46)Få höra att det kommer gå bra och att inte hela livet förstörs om det inte går toppen. (31479489)
‚Zu hören bekommen, dass alles gut wird und nicht das ganze Leben zerstört wird, wenn es nicht top läuft.‘
(47)Utmärkt skrivet, snyggt uppställd och dessutom tydliga bilder – toppen! (149650232)
‚Ausgezeichnet geschrieben, schön geordnet und außerdem deutliche Bilder – top!‘

Für den KategorienwechselKategorienwechsel spricht zudem, dass es im SchwedischenSchwedisch bei KompositaKompositum eine klare formale Trennung der hierarchisch-relativen Bedeutung auf der einen Seite und der qualitativ-absoluten Bedeutung auf der anderen Seite gibt: Gilt für das Erstglied die hierarchische Lesart, so hat es die Gestalt topp-; ist die Semantik hingegen qualitativ, lautet es toppen-: toppmöte ‚Gipfeltreffen‘, toppklass ‚Spitzenklasse‘, topphastighet ‚Spitzengeschwindigkeit‘; toppendag ‚Toptag‘, toppenhelg ‚Topwochenende‘, toppenväder ‚Topwetter‘. Gleichzeitig begegnet, wie in den beiden anderen Sprachen, eine nicht normgerechte Getrenntschreibung – topp kandidat ‚Spitzenkandidat‘ wäre beispielsweise nicht regelkonform. Im Gegensatz dazu ist toppen bil ‚top Auto‘ durchaus akzeptabel, da toppen ebenfalls als attributives Adjektiv verwendet werden kann.

In formaler und semantischer Hinsicht bietet das Schwedische somit ein etwas klareres Bild als das Deutsche und das Niederländische: Aufgrund seiner Form muss toppen eine Konversion in prädikativer Position zugrunde liegen und kann es auch als Erstglied in KompositaKompositum fungieren – oder eben als attributiv gebrauchtes Adjektiv (mit Getrenntschreibung). Bei Letzterem gibt es allerdings eine Unsicherheit, die im DeutschenDeutsch und NiederländischenNiederländisch fehlt: Sowohl im Korpus als auch via Google-Suche ist es schwer, aussagekräftige Beispiele für flektierte Adjektive zu finden (etwa in der Form ??toppet oder ??toppna). Dies spricht allerdings nicht gegen einen vollständigen KategorienwechselKategorienwechsel N > A, da die Gruppe der unflektierbaren Adjektiven im SchwedischenSchwedisch relativ groß ist und keineswegs nur LehnwörterLehnwort umfasst (vgl. Teleman et al. 1999: 214–216).

7 Schlussbemerkungen

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, zu zeigen, dass die konstruktionsmorphologische Perspektive für Elemente wie dt. Top(-)/top(-), die sich auf gewisse Weise in einem Übergangsstadium befinden, d.h. kategoriale Unbestimmtheit aufweisen, als gewinnbringend erweisen kann. Der kategoriale Status der lexikalischen Einheit ist stark vom Auftreten in bestimmten syntaktischen Strukturen oder Wortbildungsschemata abhängig, die sich gleichermaßen als „Konstruktionen“ konzeptualisieren lassen. Ganz gleich, ob ein Substantiv, ein Adjektiv oder ein PräfixPräfix vorliegt, die Semantik der jeweiligen Einheit ist an ihr Auftreten in einer bestimmten Konstruktion gebunden, d.h. die konstruktionellen Eigenschaften, die die Gesamtbedeutung einer WortbildungWortbildung bedingen, sind entscheidender als die des Wortbildungselements. Die qualitativ-absolute Bedeutung von {top} kann in KompositaKompositum auftreten, in Augmentativbildungen mit abweichender Akzentuierung (bzw. als unflektiertes attributives Adjektiv) sowie in prädikativer Position. Die Tatsache, dass andere Lexeme auf die gleiche augmentativ-evaluative Art verwendet werden, legt paradigmatische Relationen zwischen diesen Schemata bzw. Konstruktionen nahe. Das kompositionelle Unterschema, in dem Top- über eine qualitative Lesart verfügt, ist dabei im Verhältnis zum Top-, das ein hierarchisches Verhältnis benennt (Topmanager usw.), relativ eigenständig, was gute Argumente für das Konzept eines „hierarchischen Lexikons“ bietet, wie sie u.a. von Booij (2010) vertreten wird.

Wie auch die Daten aus dem NiederländischenNiederländisch und SchwedischenSchwedisch zeigen, ist bei der Herausbildung eines freien adjektivischen top von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren auszugehen. Laut Donalies (2005: 130) ist eine unvollständige Konversion zum Adjektiv im DeutschenDeutsch die Regel; zu hinterfragen ist dementsprechend auch der Adjektivstatus der betreffenden Einheiten. Dass adjektivisch gebrauchte Elemente auch Flexion zeigen können, hängt wohl mit ihrem Auftreten in Strukturen zusammen, in denen Flexion der Normalfall ist, was dann zu markierten Fällen wie mit zuem Mund (ibd.) oder eben toppes Wetter (s.o.) führt. Somit ist auch der Grund für die Varianz zwischen der (noch?) seltenen Flektion oder aber keiner Flexion bei den zugrunde liegenden, unbewusst angewandten Strukturen zu suchen.

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Das Vollverb fahrenfahren mit seinen möglichen Kombinationen mit trennbarentrennbar und untrennbarenuntrennbar Präfixen und die Äquivalente im AlbanischenAlbanisch

Vjosa Hamiti

Abstract

In comparison with other Indo-European languages, the German language has the so-called „separate“ and „non-separate“ groups of verbs. With their separate or non-separate prefixes, the verbs change their meaning and assume certain morphological and syntactic features in addition. This phenomenon is very difficult for German language learners, especially for those whose mother tongue does not feature this phenomenon. The aim of this paper is to present in a contrastive mode the verb-formation in German and Albanian, depicting similarities and differences. The outcome of this research paper should help students in the acquisition of these categories of verbs. This paper will investigate the verb fahrenfahren in possible combinations with both separate and non-separate prefixes, which will be laid down in alphabetical order. A contrastive analysis will conclude this paper. Selected examples will be provided, with the equivalent Albanian translations of them. The corpus is derived from literary texts.

The Germans have another kind of parenthesis, which they make by splitting a verb in two and putting half of it at the beginning of an exciting chapter and the other half at the end of it. Can any one conceive of anything more confusing than that? These things are called „separable verbs“. The German grammar is blistered all over with separable verbs; and the wider the two portions of one of them are spread apart, the better the author of the crime is pleased with his performance …

Mark Twain (1880): „The Awful German Language“

1 Einleitung

Im Vergleich zu anderen indoeuropäischen Sprachen verfügt die deutsche Sprache über eine Verbklasse der sogenannten trennbarentrennbar und untrennbarenuntrennbar VerbenVerb. Mit den Präfixen, die trennbar und/oder untrennbar sind, verändern diese Verben nicht nur ihre Bedeutung, sondern erhalten damit besondere morphosyntaktische Eigenschaften. Dies ist für Lernende der deutschen Sprache schwierig, besonders für die, die ein solches Phänomen nicht von der Muttersprache kennen. Das Ziel dieses Beitrages ist, die Verbwortbildung des DeutschenDeutsch und AlbanischenAlbanisch kontrastiv darzustellen, um somit mögliche Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede zu erläutern. Die Ergebnisse könnten sicherlich den Erwerb dieser Verbart bei Lernenden der deutschen Sprache erleichtern. In diesem Beitrag wird das Vollverb fahrenfahren mit den möglichen Kombinationen mit den trennbaren und/oder untrennbaren Präfixen alphabetisch dargestellt. Die kontrastive Analyse erfolgt am Schluss dieses Beitrages. Es werden ausgewählte Beispiele dargestellt und die entsprechende albanische Übersetzung dazugeschrieben. Das Korpusmaterial besteht aus literarischen Texten.

2 WortbildungWortbildung des VerbsVerb kontrastiv: DeutschDeutsch – AlbanischAlbanisch

Die WortbildungWortbildung ist im DeutschenDeutsch im Vergleich mit anderen Sprachen sehr produktiv. Im Vergleich mit dem AlbanischenAlbanisch ist besonders die Verbwortbildung viel produktiver.

Das „Werkzeug“ des DeutschenDeutsch zur Verbwortbildung besteht aus DerivationDerivation, Konversion, Rückbildung und KompositionKomposition (Duden 2009: 687). Als Zentrum der Verbwortbildung wird die Linkserweiterung (vgl. ebd.: 686) verbaler Basen durch PräfixePräfix und VerbpartikelnVerbpartikel sowie die desubstantivische Konversion betrachtet (vgl. Fleischer/Barz 2012: 373). Rückbildung, Suffix- und Zirkumfixderivation,1 deadjektivische Konversion sowie die Präfixderivation und Partikelverbbildung aus substantivischen und adjektivischen Basen werden schwächer ausgebaut (vgl. Duden 2009: 687). Die Komposition ist nach Duden (ebd.: 687) nur mit einem Typ und einer geringen Zahl entsprechender Bildungen vertreten.

Im AlbanischenAlbanisch hingegen ist außer der DerivationDerivation (folje të prejardhura), Konversion und KompositionKomposition (folje të përbëra) auch die ZusammensetzungZusammensetzung (siehe auch Kompositum) (folje të përngjitura, vgl. Agalliu et al. 2001: 342) eine Möglichkeit der Verbwortbildung. Hier ist die RechtserweiterungRechtserweiterung, also die Suffigierung, stärker ausgebaut als im DeutschenDeutsch. Auch die Zirkumfixderivation ist produktiver im Albanischen.

Das AlbanischeAlbanisch hat noch eine andere kleine Verbgruppe – die sogenannten VerbenVerb ohne jegliche AffixeAffix (pa asnjë ndajshtesë: krip- ‚salzen‘; vgl. ebd.: 343). Diese Verbgruppe hat als Basis hauptsächlich substantivische und adjektivische Basen. Sie teilt sich in zwei Untergruppen auf:

1 in VerbenVerb, die eine aktivische Bedeutung haben (shosh = ‚sieben‘)

2 in VerbenVerb, die eine nicht-aktivische Form oder auch ein Passiv angeben (kujdes-em = ‚sich um etwas kümmern‘, ‚jemanden betreuen‘; vgl. hierzu auch Newmark 1982: 118).

Als Basen für die Bildung neuer VerbenVerb dienen in beiden Sprachen hauptsächlich Verben, Substantive und Adjektive. Im DeutschenDeutsch können in einigen Fällen auch Partikeln verwendet werden. Im AlbanischenAlbanisch hingegen können Adverbien als Basis dienen, und, wenn auch seltener, kommt es vor, dass auch Numeralia, Pronomen und Partikeln als Basis fungieren.

Laut der Duden-Grammatik (2009: 688) sind die wichtigsten grammatisch bedingten Charakteristika der verbalen WortbildungWortbildung folgende:

1 Ein reicher Bestand an Modellen zur Bildung trennbarertrennbar komplexer VerbenVerb:Die komplexen VerbenVerb mit betontem Erstglied unterwerfen sich im deutschen Satz dem syntaktischen Prinzip der Klammerbildung. Trennbare Verben stützen somit ein wichtiges syntaktisches Strukturprinzip des DeutschenDeutsch. Das erklärt den differenzierten Ausbau und die hohe Produktivität der meisten Typen der Partikelverbbildung wie auch die Tatsache, dass erstgliedbetonte Verben anderer Bildungsarten nicht massenhaft gebildet werden (vgl. ebd.)

2 Ein geringer Bestand an Suffixen:Im Gegenwartsdeutschen ist die Suffixderivation im Vergleich mit der Präfixderivation weniger vorhanden. Als verbale produktive Suffixtypen gelten nur -ier(en) mit den Varianten -isier/-ifizier(en) sowie -(e)l(n) (vgl. ebd.: 688f.).

3 Grammatische Veränderung des Basisverbs (Valenzrahmen, Hilfsverb) durch die WortbildungWortbildungDie semantische Veränderung eines VerbsVerb durch Präfixderivation oder Partikelverbbildung schließt oft Veränderungen hinsichtlich der syntaktisch-semantischen Valenz (jemanden/ etwas fahrenfahren + be → [eine Staße] befahren) und hinsichtlich der zum Verb gehörigen Hilfsverben (schlafeneinschlafen: schlafengeschlafen haben vs. einschlafeneingeschlafen sein, Beispiele nach ebd.: 689) mit ein. Diese semantischen und syntaktischen Veränderungen sind eine Folge des Wortbildungsprozesses.2Verb

4 Unscharfe Grenzen zwischen trennbarem komplexem VerbVerb und syntaktischer FügungFügung:In diesen Fällen besteht die Schwierigkeit darin, dass die Form und die Reihenfolge der Glieder identisch sein können. Deshalb fällt es oft sehr schwer, die Grenzen zwischen beiden Ausdrucksformen zu bestimmen. In solchen Fällen werden semantische Kriterien zur Unterscheidung herangezogen. Vgl. z.B. (Beispiele nach ebd.: 690):

 

frei 'sprechen‚ohne Manuskript sprechen‘
jmdn. 'freisprechen‚für nicht schuldig erklären‘

Im AlbanischenAlbanisch hingegen erleiden die verbalen Wortbildungen keine grammatikalischen Veränderungen wie im DeutschenDeutsch. Charakteristisch ist ihre Semantik. Wenn den VerbenVerb die PräfixePräfix, Suffixe und Zirkumfixe hinzugefügt werden, bekommen die Verben eine intensivere, frequentative oder kausale Bedeutung.