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Lockdown, Homeschooling und Social Distancing – der Zweitspracherwerb unter akut veränderten Bedingungen der COVID-19-Pandemie

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5 Fazit und Ausblick

Die mittlerweile seit über einem Jahr andauernde und unser Leben in erheblichem Maße beeinflussende, in allen sozialen Aspekten und Belangen des menschlichen Lebens vor allem einschränkende und uns in unserer Lebensgestaltung und damit unserer Praxis herausfordernde Pandemie hat den gesamten Bildungsbereich hochgradig irritiert. Ob bzw. mit welchem Ergebnis diese Irritation zu Lernen und Weiterentwicklung (doing things well) geführt hat, vermögen wir aktuell noch nicht zu konstatieren. Allgemein anerkannt scheint aber zu sein, dass die Heraus- und vor allem Aufforderung dazu offensichtlich ist – zumal wir nach heutigem Wissen davon ausgehen können, dass das Coronavirus nicht so schnell verschwinden wird, wie wir uns das wünschen, und dies nicht die letzte Pandemie war, mit der wir uns konfrontiert sehen werden, so dass ein Aussitzen keine Option darstellt. Zudem sind durch diese – nun bereits seit längerem unsere neue Normalität darstellende – Ausnahmesituation Schwachstellen des Bildungssystems zutage getreten, die auch in vorpandemischen Zeiten vorhanden waren, aber besser ignoriert werden konnten. Im fachlichen und medialen Diskurs steht dabei – nachvollziehbar – die Schule und die Bildung von Kindern und Jugendlichen im Zentrum, das (Zweitsprach-)Lernen von (neu zugewanderten) Erwachsenen darf dabei nicht vergessen werden.

Ausgehend von einem sich in der Fachwissenschaft aktuell langsam durchsetzenden Verständnis von Sprache und Sprachaneignung als soziale Praxis und deren Implikationen für Angebote der Aneignung des Deutschen als Zweitsprache für den Beruf haben wir gängige didaktische Prinzipien für das digitale Sprachlernen im Allgemeinen und für Berufsbezogenes Deutsch im Besonderen kritisch diskutiert und exemplarisch Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt. Somit ist es uns hoffentlich gelungen, die Herausforderungen deutlich zu machen. Gefragt ist u.E. nicht nur die Didaktik, und Lehrkräftequalifizierung, sondern auch die Forschung. Die letzte Sprachbedarfserhebung für den beruflichen Bereich ist über zehn Jahre alt (vgl. Grünhage-Monetti 2010) und bezog nur einen kleinen Teil der Arbeitswelt ein. Diese hat sich nicht erst seit der Pandemie grundlegend verändert und diversifiziert. Es ist also an der Zeit, eine (bzw. mehrere spezifische) umfassende Bedarfserhebungen in Auftrag zu geben, die nicht nur sprachliche Handlungen, sondern die Praktiken an den Arbeitsplätzen untersuchen. Mit ihrer – durchaus auch kritisch zu sehenden – Offenheit stellt das Forschungsprogramm der Praxistheorien dafür eine gute Grundlage dar.

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Fußnoten
Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Zweitspracherwerbs unter Pandemiebedingungen: Eine Einführung in den Band

1

vgl. z.B. https://www.deutschlandfunk.de/corona-als-brennglas-das-virus-und-die-soziale-frage.4216.de.html?dram:article_id=478523 [13.07.2021].

2

vgl. z.B. https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/pandemie-brandbeschleuniger-13793207.html [13.07.2021].

3

vgl. z.B. das Interview der Bundeszentrale für politische Bildung mit El-Mafaalani vom 30.07.2020 (https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/313446/bildungsgerechtigkeit [12.07.2021]) sowie zahlreiche Berichte von Betroffenen, z.B. im Deutschlandfunk am 29.05.2020 aus Sicht einer Schülerin der Landesschülervertretung NRW (https://www.deutschlandfunk.de/probleme-mit-homeschooling-schule-ist-ein-lebensraum.680.de.html?dram:article_id=477017 [12.07.2021]) oder mit Blick auf Neuzugewanderte in der Zeit-Reportage vom 07.06.2020 (https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2020-06/schule-fluechtlinge-corona-homeschooling-internationale-foerderklasse-ifoe/seite-2 [12.07.2021]) sowie in der Süddeutschen Zeitung vom 02.06.2020 (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/coronakrise-landkreis-starnberg-fluechtlingskinder-1.4924669 [12.07.2021]).

2 Lernen und Lehren während der Pandemie

1

vgl. für konkrete Daten https://en.unesco.org/sites/default/files/duration_school_closures.csv [12.07.2021] sowie https://en.unesco.org/covid19/educationresponse#durationschoolclosures [12.07.2021] für die dazugehörige bildungspolitische Analyse zu beiden Lockdowns im internationalen Vergleich; vgl. außerdem Blum/Dobrotiç (2021).

3 Pandemiebedingte Auswirkungen auf Neuzugewanderte

1

Vgl. hierzu auch Frohn (2020: 75), die hervorhebt, dass besonders bildungsschwächere Schüler:innen auf den direkten Kontakt zur Lehrkraft angewiesen sind.

2

Diese Information entstammt der persönlichen Konversation mit Hessener Vorbereitungsklassenlehrkräften. Es ist anzunehmen, dass auch andernorts Entscheidungen oder Absprachen über ein solches Vorgehen, sei es schulintern oder auf übergeordneten Ebenen, vorlagen. Eine systematische Berücksichtigung in den Verordnungen der Bildungs- und Kultusministerien lässt sich jedoch nicht sichtbar machen.

3

vgl. exemplarisch den „Leitfaden zum Umgang mit heterogenen Lernständen infolge der Corona-Pandemie“ des Thüringer Bildungsministeriums (TMBJS 2021), in dem „Lernende mit Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache“ (TMBJS: 15ff.) gesondert berücksichtigt werden.

1 Einleitung

1

Bei der Verwendung des Begriffs ‚Jugendliche‘ sind junge Erwachsene, denen noch ein Zugang zum allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulsystem gewährt wird und die sich in einer ersten (Schul-)Ausbildung befinden, eingeschlossen.

2

Bildungsbenachteiligte Kinder weisen laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) mindestens eines der folgenden Merkmale auf: niedriger sozioökonomischer Status des Elternhauses; lernungünstige, prekäre Wohnverhältnisse, Benachteiligung zusammenhängend mit Migrationshintergründen sowie Leben in alleinerziehenden Haushalten (vgl. bpb 2018: 1).

3

Die offizielle Bezeichnung für die in Berlin extra eingerichteten temporären Lerngruppen (Klassen) für den Erwerb deutscher Sprachkenntnisse zur Teilnahme am Regelunterricht ist Willkommensklasse bzw. Alpha-Klasse, sofern ein zusätzlicher Bedarf an Alphabetisierung vorhanden ist (SenBJF 2018: 12 bzw. 22). Allgemeiner und bundesweit verbreitet in Forschung und Medien für solche oder ähnliche Beschulungsmodelle ist die Bezeichnung Vorbereitungsklasse als Oberbegriff, die auch im Folgenden als solcher genutzt wird.

2.1 Forschungsüberblick

1

Bei Karakayalı/Heller 2020 sowie anderen wissenschaftlichen und journalistischen Quellen ist die terminologische Verwendung von Homeschooling gebräuchlich. Da mit diesem Begriff unterschiedliche Beschulungsmodelle assoziiert werden, wird in diesem Artikel auf die von der Berliner Schulbehörde empfohlene Bezeichnung ‚schulisch angeleitetes Lernen zu Hause‘ (saLzH) zurückgegriffen.

2.1.1 Technische Ausstattung und räumliche Situation der Schülerinnen und Schüler

1

Da bisher keine gesonderten Daten zu Ausstattung, Lebensumständen u.ä. flächendeckend für Schülerinnen und Schüler aus Vorbereitungsklassen vorliegen, werden Annahmen u.a. über Statistiken zu geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die einen nicht unerheblichen Teil der Schülerschaft in diesen Klassen ausmachen, mit herangezogen.

2

Auch thematiseren van Ackeren et al. (2020: 246) das in diesem Zusammenhang auftretende Problem der digital gap, wovon besonders Kinder aus benachteiligten Verhältnissen betroffen sind.

3.1 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

1

Die Schülerinnen und Schüler in der Wiko-Klasse gaben nur oberflächlich ihre Sprachkompetenzen an.

2

Unter L3 werden alle weiteren Sprachen, unabhängig der Intensität ihres tatsächlichen Gebrauchs, subsumiert.

3

Diese/r Teilnehmer/in lebte im Wechsel zwischen Deutschland und der Türkei.

4

 

Es ist zu bedenken, dass nur wenig bekannt ist über die genaue Art der Beschulung, d.h. welche Kompetenzen konkret im Laufe der Schulzeit erworben wurden.