Za darmo

Historische Translationskulturen

Tekst
0
Recenzje
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

4 Conclusion

This paper set out to investigate the possible existence of Celtic translation culture(s). The concept of translation culture is understood as the consent and dissent of a society concerning translation, reflecting the prevailing power relations and values as well as shaping the receiving culture. To explore this idea, the texts, the translation strategies, the translators, and the reasons for the translations were discussed for the Celtic languages in the late nineteenth century. Parallels and differences between the Celtic languages were identified in relation to all of these aspects.

Furthermore, it was shown that other cultural developments, such as cultural policy and language policy, are also a part of a translation culture. One development which has been revealed in this paper is the shared experience of a Celtic Revival between the Celtic regions in the British Isles and Lower Brittany. In all of these regions, but in particular in relation to Irish, Scottish Gaelic and Welsh, the local Celtic language and culture were promoted and encouraged around the turn of the century in a more intensive manner than previously seen. Pan-Celtic communication between the regions was also flourishing, with publications, festivals and congresses providing a framework for interregional discourse and a means of supporting parallel revivals taking place in neighbouring Celtic regions. This shared cultural revival was also one of the main reasons why translations were written.

Aside from cultural interest, these translations also had strong political motivations: when considering all of the aspects of a translation culture discussed in this paper, one of the common denominators of almost all of the Celtic translation cultures is that it can be considered a post-colonial movement. On the one hand, the Celtic nations tried to revive and learn more about their own culture through language and translation. On the other hand, although they translated into the language of the colonial power, they claimed ownership of the language by doing so, creating their own colloquial form of English based on the structure of the Celtic languages in their translations.

This political dimension was the main reason for considering the possibility of Celtic translation cultures in contrast to a British translation culture. As illustrated in the introduction, the term British is problematic as it is politically biased and often used incorrectly. Celtic, on the other hand, does not have a political connotation and could thus be used as an impartial starting point for future research. Furthermore, due to the wealth of languages in the region, translation traditions need to be viewed from different angles using more than one concept. One of these angles is to look at languages and cultures rather than nations due to the lack of clear boundaries. This approach as well as a different and more conscious choice of terminology opens up new research perspectives.

This field of research is still in its infancy and this paper can be seen as a first stimulus to encourage further research. Part of this research would be to include further categories for the analysis of Celtic translation cultures, such as for example the official language and translation policy or more detailed information on the translation agents.

Die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance:

Eine Analyse keltischer Translationskulturen

Fiona Begley, Hanna Blum

1 Einleitung

Translation war schon immer ein wesentlicher Teil der Geschichte der Britischen Inseln und der Niederbretagne, einer geografischen Region, die im Laufe ihrer Geschichte durch viele Invasionen und Kolonialisierungen geprägt wurde. Durch die zunehmende sprachliche Vielfalt auf den Britischen Inseln wurde Translation zu einem wichtigen Instrument der Kommunikation und der Durchsetzung politischer Ziele. England nutzte als Kolonialmacht Sprache und folglich auch Translation als Mittel, seine weltweit angesiedelten Kolonien, zu denen auch die anderen Länder auf den Britischen Inseln zählten, zu unterwerfen. In diesem Artikel werden demnach Irland, Schottland und Wales als die ersten Kolonien des späteren Britischen/Englischen Empires verstanden.1 Diese Kolonien nutzten wiederum Translation als Mittel, um sich aus der Kolonialherrschaft zu befreien und ihre eigene, unabhängige Identität zurückzugewinnen. Dies erreichten sie zum Teil durch die Übersetzung englischer Texte in die jeweiligen keltischen Sprachen, aber auch durch die Übertragung des eigenen kulturellen Erbes aus den keltischen Sprachen ins Englische. So konnten in diesen Regionen auch jene EinwohnerInnen, die keine keltischen Sprachen beherrschten, den eigenen kulturellen Hintergrund erfassen. Vor allem während der Keltischen Renaissance gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein zunehmendes Interesse daran, die keltischen Sprachen wieder aufleben zu lassen, was weitestgehend nur durch Translation möglich war. Einst weitverbreitete Sprachen waren zu jener Zeit vom Aussterben bedroht, unter anderem, weil die englische Sprache als Mittel zur kolonialen Unterdrückung in Form von Sprachpurismus eingesetzt wurde. In Irland etwa war der Anteil der gälischsprachigen Bevölkerung aufgrund der Plantations, der Ansiedlung englischer, schottischer und walisischer EinwandererInnen, sowie der Großen Hungersnot drastisch gesunken. Ein weiterer Faktor, der zum Rückgang der gälischen Sprache führte, war die Einführung der Penal Laws2, die die Verwendung dieser Sprache strafrechtlich verboten. So waren zum Beispiel irische Kinder dazu gezwungen, Englisch zu sprechen, um Zugang zu Bildung zu erhalten (Hickey 2008; Ó Cuív 1966). Als Resultat dieser gesetzlichen Maßnahmen wurde die englische Sprache in vielen Regionen zunehmend mit gesellschaftlichem Aufstieg in Verbindung gebracht. In Wales etwa wurde die walisische Sprache aufgrund des Blue Books Reports, eines dreibändigen Berichts über den Bildungsstand in Wales, offiziell aus dem Schulsystem verbannt. Laut May ist das „merely a reflection of the wider, long-established hierarchising of English over Welsh, along with the accompanying belief that in the English language lay the route to social and economic mobility“ (May 2000: 104). Die Wiederbelebung der keltischen Kulturen mittels Translation bot den BewohnerInnen der Britischen Inseln eine Möglichkeit, die Kulturherrschaft des Englischen Empires zu überwinden und ihre eigene kulturelle Identität wiederzufinden.

Die Rolle von Sprache und insbesondere Translation für die Britischen Inseln wurde bisher weder in der Translationswissenschaft noch in anderen Disziplinen umfassend erforscht. In der Wissenschaft wurden bisher nur einzelne translatorische Aspekte in Zusammenhang mit den auf den Britischen Inseln gesprochenen Sprachen untersucht. Ein Beispiel dafür ist etwa die Rolle, die Translation in bestimmten historischen Zeiträumen spielte – so wurde etwa die Geschichte der Translation ins Scots (Corbett 1999) oder die Geschichte der Translation in Wales (Miguélez-Carballeira et al. 2016a) beleuchtet. Des Weiteren wurde in diversen Publikationen analysiert, inwiefern sich Sprach- und Translationspolitik gegenseitig beeinflussten, um mehr über die jüngsten offiziellen Bemühungen zur Förderung der keltischen Sprachen zu erfahren (siehe Kaufmann 2012; González Núñez 2016). Irland nimmt in der Forschung eine besondere Stellung ein, da die Rolle von Translation zwischen Irisch-Gälisch und Englisch in unterschiedlichen historischen Perioden bereits ausführlich untersucht wurde (siehe u.a. Cronin 1996; Tymoczko 1999; Tymoczko/Ireland 2003). In der Translationswissenschaft, aber auch darüber hinaus, wurden für die Untersuchung dieses geografischen Gebiets fast ausschließlich nationale Grenzen oder jene des Empires herangezogen, um das jeweilige Forschungsgebiet einzuschränken. So werden in enzyklopädischen Artikeln Translationstraditionen aller Sprachen und Kulturen der Britischen Inseln oft unter der Kategorie Britische Translationstradition subsumiert (siehe Ellis/Oakley-Brown 2009; Kittel et al. 2011). Ein solcher Verweis auf einen Britischen Translationsraum missachtet jedoch nicht nur die große Vielfalt der Sprachen auf den Britischen Inseln (Irisch, Schottisch-Gälisch, Scots, Manx, Bretonisch, Kornisch, Englisch), sondern trägt auch die (post-)koloniale Herrschaft der englischen Kolonialmacht durch die Verwendung des Begriffs Britisch für alle miteinbezogenen Sprachen und Kulturen weiter. Außerdem haben sich die Sprachen der Britischen Inseln zwangsläufig gegenseitig beeinflusst, weshalb sich auch innerhalb eines Landes beziehungsweise einer Nation keine klaren Grenzen zwischen Sprachzonen ziehen lassen.

Zwar wird die Geschichte des Britischen Empires in der Historiografie immer noch vorwiegend als Ganzes (Cannon/Crowcroft 2015; Vernon 2017) mit Fokus auf die Geschichte Englands erforscht, dennoch gab es auch Versuche, von dem weitgehend anglozentrischen Ansatz zu einem komplexeren Geschichtsverständnis dieser geografischen Region überzugehen. So erlaubt beispielsweise der Four-Nations-Approach, ein Ansatz, der England, Irland, Schottland und Wales als eigenständige Nationen mit einer jeweils eigenen, unabhängigen Geschichte betrachtet, eine polyzentrische Wahrnehmung der Geschichte der Britischen Inseln (siehe u.a. Lloyd-Jones/Scull 2018; MacKenzie 2008). Trotz der Bemühungen, ein differenzierteres Bild der Britischen Inseln zu schaffen, basiert dieser Ansatz aber dennoch auf nationalen Grenzen, was möglicherweise auf die starke Assoziation zwischen nationalistischen Bestrebungen und nationaler Grenzziehung zurückzuführen ist. Vor allem in Irland war man nach Erlangen der Unabhängigkeit auf der Suche nach einer eigenen Geschichte, losgelöst von der „britischen Geschichte“ und unterstützte daher eine nationale Historiografie.

 

Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, die Sprachen und deren Beziehung zueinander durch Translation zu erforschen und nicht die nationalen Grenzen in den Fokus der Forschung zu stellen. Die Komplexität der Sprachen und von Translation, die durch die sprachliche Vielfalt der Britischen Inseln Teil des alltäglichen Lebens war, kann nur begriffen werden, wenn man sich unabhängig von aktuellen oder historischen Grenzen bewegt. Diese Abwendung von nationalen Kategorien sowohl in der Translationswissenschaft als auch in der Historiografie ist ein wesentlicher Schritt, um Translationsprozesse umfassender zu verstehen.

Translation auf den Britischen Inseln war eng mit den Veränderungen des Sprachgebrauchs verbunden – im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Englisch aufgrund der kolonialen Bestrebungen des Englischen Empires zur dominierenden Sprache auf den Britischen Inseln. Dabei wurde in allen Regionen der Britischen Inseln die Verbreitung von „Englishness“ in Bezug auf Sprache, Religion und weitere Aspekte des alltäglichen Lebens angestrebt. Als postkoloniale Gegenbewegung der Kolonien formten sich in den keltischen Regionen der Britischen Inseln Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Bewegungen mit dem Ziel, die keltischen Sprachen und Kulturen wiederaufleben zu lassen. Diese Bewegungen wurden später unter dem Begriff Keltische Renaissance zusammengefasst. In dieser Periode wurde eine Vielzahl an Texten in die einzelnen Sprachen übersetzt, was zu unterschiedlichen Translationskulturen auf den Inseln führte.

Das Konzept der Translationskultur wird vom Translationswissenschaftler Erich Prunč als der „gesellschaftliche Konsens und Dissens über unzulässige, zulässige, empfohlene und obligatorische Formen der Translation“ (Prunč 2008: 25) zu einem bestimmten Zeitpunkt und innerhalb eines bestimmten Raumes definiert. Dieses Konzept reflektiert die vorherrschenden Machtverhältnisse und Wertvorstellungen einer bestimmten Gesellschaft und beeinflusst die Translation betreffenden Normen und Werte einer bestimmten Zielkultur (Prunč 2000: 65). Der Begriff Kultur innerhalb des Konzepts Translationskultur wird kontrovers diskutiert, da dieser Begriff mit dem der Nation assoziiert wird (Pym 2006: 23; Wolf 2010: 23). Prunč selbst erweitert sein Kulturkonzept und weist darauf hin, dass mehrere Translationskulturen innerhalb einer Kultur oder eines Sprachraumes existieren können (Prunč 2008: 25). Im vorliegenden Artikel, der einen solchen polykulturellen Raum untersucht, dient Prunčs Konzept der Translationskultur als Forschungsobjekt, das laut Prunč als Gegenstand einer deskriptiven Analyse angesehen werden kann (Prunč 2005: 176). Betrachtet man Translationskultur als einen Forschungsgegenstand, und nicht als ein theoretisches Konzept, ermöglicht dies, parallele Entwicklungen zwischen unterschiedlichen Translationskulturen zu erkennen, wodurch sich weitere Anwendungsgebiete für das Konzept ergeben.

In diesem Artikel werden diverse Aspekte der Translationskultur(en) der Britischen Inseln während der Keltischen Renaissance untersucht, wie beispielsweise die Vernetzung potenziell voneinander unabhängiger Translationskulturen sowie die Rolle von Translation in der Keltischen Renaissance, indem unterschiedliche Sekundärquellen zu Rate gezogen werden. Es wird aufgezeigt, welche Texte in diesem Zeitraum übersetzt wurden, mit welchen Strategien diese Übertragungen vorgenommen wurden und welche Personen an diesem Prozess beteiligt waren. Außerdem werden parallele Entwicklungen in den Translationskulturen aller Sprachen auf den Britischen Inseln ausgemacht, um herauszufinden, ob man während der Keltischen Renaissance von einer keltischen Translationskultur im Gegensatz zu einzelnen nationalen Translationskulturen sprechen kann. Es wird davon ausgegangen, dass die real praktizierte und nicht von der Regierung vorgeschriebene Sprachpolitik und die damit verbundene Translationspolitik ein integraler Bestandteil einer sogenannten Translationskultur der keltischen Sprachen ist.

In diesem Artikel wird zunächst ein Überblick über die Geschichte der Britischen Inseln zur Zeit der Keltischen Renaissance gegeben, um anschließend die Rolle von Translation als Instrumentarium zur Wiederbelebung der keltischen Sprachen beleuchten zu können, da Sprach- und Translationspolitik nur unter Berücksichtigung der damaligen gesellschaftspolitischen Umstände untersucht werden kann.

2 Historischer Überblick: Die Keltische Renaissance
2.1 Keltische Sprachpolitik zu Beginn und Mitte des 19. Jahrhunderts

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland (1801–1922) zentralistisch von Westminster aus regiert. Diese historische Periode kann allgemein als „a period of economic upheaval, in which Britain shifted from being a predominantly agricultural and commercial society to being the world’s first industrial nation“ (Hilton 1985: 249) verstanden werden. In diesem Zeitraum wurden in weiten Teilen der Britischen Inseln und im Nordwesten Frankreichs primär inselkeltische Sprachen gesprochen. Während in England und Frankreich vorwiegend Englisch und Französisch gesprochen wurde, wurden die goidelischen Sprachen Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch und Manx sowie die britannischen Sprachen Walisisch, Kornisch und Bretonisch in diesem geografischen Gebiet immer noch verwendet. Allerdings waren die SprecherInnenzahlen bereits deutlich rückläufig, wobei Kornisch schon vor 1800 nicht mehr zur mündlichen Kommunikation genutzt wurde. Der Rückgang dieser Sprachen wurde durch den „onset of literacy in English“ (Kearney 2014: 17) Mitte des 19. Jahrhunderts stark gefördert und schritt bis zum Ende des Jahrhunderts weiter voran, wie Henry Jenner beschreibt:

Most Cornishmen habitually speak English, and few, very few, could hold five minutes’ conversation in the old Celtic speech. Yet the memory of it lingers on, and no one can talk about the country itself, and mention the places in it, without using a wealth of true Cornish words. But a similar thing may be said of a very large proportion of Welshmen, Highlanders, Irishmen, Manxmen, and Bretons. (Jenner 1904/2016)

Im Folgenden wird der rückläufige Gebrauch der inselkeltischen Sprachen in der Zeit vor der Keltischen Renaissance näher besprochen.

2.1.1 Irisch

Im Jahr 1800 war Irisch-Gälisch, oder Irisch, eine Mehrheitssprache in Irland und wurde im ganzen Land gesprochen, wobei sie im Nordosten und Osten des Landes weniger verbreitet war, da von der dort im Zuge der Plantations angesiedelten Bevölkerung Englisch und/oder Scots gesprochen wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts trugen mehrere Faktoren dazu bei, dass das Irische immer weniger verwendet wurde und schließlich um 1900 nur mehr eine Minderheitensprache war. Zum Beispiel war Englisch Unterrichts- und Rechtssprache, wohingegen Irisch erst 1878 Teil der Lehrpläne an Schulen wurde (Ó Buachalla 1984). Die Große Hungersnot (1845–1852) und die gleichzeitig passive Haltung von Seiten Westminsters hatten den Tod von mindestens einer Million Menschen und eine große Migrationswelle zur Folge (Kinealy 1997). Am schlimmsten betroffen waren die ländlichen Regionen Irlands, in denen die irische Sprache noch weit verbreitet gewesen war, durch die Hungersnot wurde jedoch die Anzahl der SprecherInnen stark verringert. Eine weitere Folge der Großen Hungersnot war der zunehmende Unmut über die Politik von Westminster und ein dadurch verstärkt aufkommender Nationalismus. Nach der Großen Hungersnot wurden einige wichtige nationalistische Gruppierungen gegründet, wie zum Beispiel 1858 die Irish Republican Brotherhood (ein Geheimbund, der einen unabhängigen irischen Staat anstrebte) (vgl. Lee 2014) sowie 1873 die Home Rule League (eine politische Partei, die für die Autonomie Irlands innerhalb des Vereinigten Königreiches eintrat). Im Laufe der folgenden Jahrzehnte war die Zahl der Irisch-sprechenden Personen weiter rückläufig: Während 1851 noch 23,3 % der IrInnen die Sprache beherrschten, waren es 1881 nur noch 18,2 % (Akenson 2012: 378–379).

2.1.2 Schottisch-Gälisch

Bis zum 18. Jahrhundert war Schottisch-Gälisch, oder Gälisch, im schottischen Hochland und auf den Hebriden noch weit verbreitet. Scots wurde hingegen häufiger im schottischen Tiefland, im nördlichsten Teil des schottischen Hochlands, auf den Orkney Inseln und im Nordosten Irlands gesprochen. 290.000 Schotten (ca. 23 %) sprachen ausschließlich Schottisch-Gälisch (MacAulay 2008: 141). Im Zuge der Jakobiten-Aufstände 1745/46 wurden jedoch viele Elemente der schottischen Hochlandkultur verboten und die Verwendung der gälischen Sprache war unerwünscht. Etwa von Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1860 wurde die Bevölkerung des schottischen Hochlands im Zuge der Highland Clearances von VertreterInnen des Britischen Empires vertrieben, um das Land profitabler nutzen zu können, beispielsweise für die Schafhaltung (Richards 2008). Zusätzlich zur politisch indizierten Emigration aus dem schottischen Hochland führte auch der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel in jener Zeit dazu, dass viele BewohnerInnen das schottische Hochland verließen und/oder mehr auf die Verwendung der englischen Sprache angewiesen waren (Devine 2002). In einigen Teilen Schottlands, vor allem in der Gegend um Glasgow, ging mit der Industrialisierung auch ein Bevölkerungswachstum einher und so verdreifachte sich die schottische Bevölkerung von 1755 bis 1881, wobei viele der ZuwandererInnen in diese Regionen Englisch als Muttersprache hatten. Aufgrund dieser Faktoren verloren das schottische Hochland und damit auch die schottische Hochlandkultur sowie das Schottisch-Gälische zunehmend an Bedeutung (Kearney 2014: 151). Bis 1891 ging die Zahl der einsprachigen SprecherInnen des Schottisch-Gälischen auf 43.738 zurück, was lediglich 1 % der Gesamtbevölkerung entsprach (MacAulay 2008: 141).

2.1.3 Manx

Im Gegensatz zu anderen keltischen Sprachen war Manx aufgrund der isolierten Lage der Isle of Man bis etwa 1700 weitgehend vor äußeren Einflüssen geschützt. Dies änderte sich im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts durch die Zunahme von Schmuggel, Migration und Tourismus sowie den Einfluss des englischen Schulsystems (Broderick 2015: 355). Während des 19. Jahrhunderts begannen die InselbewohnerInnen, ihre Kinder mit Englisch großzuziehen, da sie der Ansicht waren, dass Englisch nützlicher sei als Manx. Eine Umfrage zur Sprache aus dem Jahr 1874 ergab, dass zu jener Zeit nur 0,05 % der Bevölkerung einsprachige Manx-SprecherInnen waren, wobei 30 % immer noch regelmäßig Manx sprachen (Jenner 1876). Nach den offiziellen Angaben der Volkszählung aus dem Jahr 1921 war diese Zahl der Manx-Sprechenden auf 1,52 % zurückgegangen (Broderick 1991: 102).