Geschichte und Region/Storia e regione 29/2 (2020)

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Gute Münze, schlechte Münze: Silbergehalt und Wechselkurse

Zunächst ist zu klären, was unter „Tiroler Währung“ verstanden wird. Im Spätmittelalter wurden in den Prägestätten der Grafen von Tirol „Berner“ Münzen nach dem ursprünglichen Vorbild der Währung von Verona (auch Bern, nicht zu verwechseln mit Bern in der Schweiz) geschlagen. Eine Mark Berner (marca veronensis) entsprach ab den 1470er Jahren zwei Gulden oder silbernen Guldinern. Die Mark wurde in 10 Pfund (librae), 20 Sechser (Halbpfundner), 120 Kreuzer (grossi, Groschen, dicke Pfennige, cruciger, carentani, aquilini, vigintari, Zwanziger, Etschkreuzer), 200 Schilling (solidi) 240 Zehner (decenarii), 600 Vierer (Fierer, quadrantes) oder 2400 Berner (denarii, parvi/parvuli, Pfennig) unterteilt. Mark, Pfund und Schilling waren reine Recheneinheiten und wurden nicht ausgeprägt. Die größte tatsächlich geschlagene Münze war lange Zeit der Kreuzer.69


Währungseinheitin Mark Bernerin Kreuzernin Bernern
Mark Berner (m)11202400
Guldiner = rheinischer Gulden1/2601200
Pfund Berner (lb)1/1012240
Sechser1/20120
Kreuzer (g, kr)1/120120
Schilling (s)1/2003/512
Zehner1/2401/210
Vierer (f)1/6001/54
Berner (d)1/24001/201

Tabelle 4: Tiroler Währungseinheiten nach Rizzolli/Pigozzo.70

Obwohl das Verhältnis der Einheiten zueinander relativ konstant blieb, wäre es falsch, daraus auf eine wertbeständige Währung zu schließen. Münzen wurden nämlich zu unterschiedlichen Zeiten mit systematisch geändertem Gesamtgewicht (Raugewicht) und Edelmetallgehalt (Feingewicht) ausgeprägt. Außerdem kamen für unterschiedliche Münzsorten verschiedene Legierungen zum Einsatz. Das führte dazu, dass ein Kreuzer zwar nominell gleich viel wert war wie fünf Vierer oder 20 Berner, die kleinen Münzen zusammen aber wesentlich weniger Silber enthalten konnten als eine große. Je nachdem, mit welchen konkreten Münzen gezahlt wurde, konnte gleich viel Währung, de facto aber unterschiedlich viel Silber den Besitzer wechseln. Über diese Problematik, die vielerorts das Rechnen erschwert, wurde bereits ausführlich diskutiert.71 Mit den vorhandenen Informationen lassen sich dadurch bedingte Verzerrungen jedoch nicht quantifizieren. Daher wird hier davon ausgegangen, dass die großen Warenmengen, die in den verwendeten Quellen vorkommen, in Kreuzern bezahlt wurden.


ZeitKreuzergewicht rau / feinAnmerkungen
1259–1274/801,52 g / 1,26 g„Adlergroschen“
1280–13181,63 g / 1,44 gMünzfuß des Paganus von Bergamo
1328–13411,30 g / 1,15 gFunde, bei gleicher Legierung
1354–13611,25 g / 1,04 gVierer: 0,66 g/0,15 g
1374–13791,29 g / 1,07 gPinokreuzer, bei gleicher Legierung
1401–14051,18 g / 0,98 gVierer: 0,62 g/0,12 g
1406–14191,12 g / 0,93 g
1421–14491,10 g / 0,91 gVierer: 0,53 g/0,10 g
1450–14591,10 g / 0,83 gVierer: 0,50 g/0,14 g
1460–15021,06 g / 0,53 gVierer: 0,53 g/0,10 g

Tabelle 5: Rau- und Feingewicht des Tiroler Kreuzers 1259–1502 nach Rizzolli.72


Grafik 1: Rau- und Feingewicht des Tiroler Kreuzers in Gramm, 1260–1499, nach Tabelle 5.

Wie die Grafik zeigt, wurde das Zwanzig-Berner-Stück zunächst aufgewertet. Dies hängt mit der Münzpolitik Meinhards II. zusammen, der durchreisende Kaufleuten an den „Silberstangen“ durch Zwangsumwechslung um ihre mitgeführten Silberbarren erleichtern ließ und das Edelmetall dazu verwendete, hochwertige Kreuzer zur Verdrängung der bischöflich-Trientner Währung zu produzieren. Die massive Abwertung im 14. Jahrhundert steht im Kontext lokaler und europäischer Kriege und Katastrophen, die den Handel und die Edelmetallzufuhr beeinträchtigten und zum europaweiten Silbermangel beitrugen. Rudolf IV. weitete seine Politik des „ewigen Pfennigs“ in den 1360er Jahren auf Tirol aus und wertete auch den Kreuzer auf. Das nötige Silber wurde in der Folge über Eroberungen Leopolds III. und Bergwerke am Balkan besorgt. Friedrich IV. setzte Anfang des 15. Jahrhunderts auf Abwertung und nutzte die Möglichkeit, durch Münzverschlechterung Einkünfte zu generieren. Außerdem ließ sich das nun in Schwaz und Gossensaß geförderte Silber im Exportgeschäft wesentlich lukrativer einsetzen als in der Münzprägung. Sigmund verfügte um 1460 eine weitere massive Reduktion des Kreuzerfeingewichts. Abzuwerten erschien sinnvoll, um ein Abfließen der höherwertigen Kreuzer und das Eindringen geringwertiger, auswärts geprägter Schinderlinge zu verhindern (Gresham’sches Gesetz). Aus derselben Silbermenge, die unter Meinhard II. für einen Kreuzer gereicht hatte, wurden unter Sigmund drei geschlagen. Der Kreuzer war in puncto Silbergehalt also nicht übermäßig stabil.73

Solche Instabilität muss berücksichtigt werden, wenn diachrone Vergleiche angestellt werden. Eine Möglichkeit stellt die Berechnung der Silbermenge dar, der ein bestimmter Nominalpreis entspricht (Anzahl der Münzen x Feingewicht). Die so generierten Preise in Silberäquivalenten haben einerseits den Vorteil, dass Veränderungen im Edelmetallgehalt der Münzen bereits enthalten sind. Andererseits ermöglicht die Berechnung der Silberäquivalente von Beträgen in unterschiedlichen Währungen überregionale Vergleiche, ohne Wechselkurse zu erfordern.

Eine auf Wechselkurse angewiesene Möglichkeit, Vergleichbarkeit herzustellen, ist die Umrechnung in eine Leitwährung. Als solche geeignet sind etwa die im Fernhandel verwendeten Goldmünzen, zu denen eine Fülle an Wechselkursen vorliegt und die einen relativ stabilen Feingehalt aufwiesen. Solche Goldmünzen waren Gulden, Florene (fl.), Genovini oder Dukaten, die von den Zeitgenossen – trotz unterschiedlicher Prägeorte (Florenz, Genua, Venedig, Ungarn) weitgehend als gleichwertig angesehen wurden und rund 3,5 g reinen Goldes enthielten. Der Floren wurde zwar deutlich abgewertet,74 allerdings erst zu einem Zeitpunkt, als ihn der wertbeständigere Dukat in Tirol bereits verdrängt hatte. Während eine Gleichbehandlung von Floren, Genovino und Dukat argumentierbar ist, muss der rheinische Gulden (fl. rh.) sauber von den übrigen getrennt werden. Diese seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Kurfürsten am Rhein gemeinschaftlich geprägte Goldmünze war von Anfang an mit 3,4 g leichter als die übrigen und verlor bis 1550 (2,48 g) erheblich an Gewicht.75 Der rheinische Gulden wird hier mitbehandelt, weil er in Tirol in Umlauf war und sein Kurs entsprechend häufig in den Quellen vorkommt. Zudem wurden unter Sigmund auch in Tirol

Gulden nach rheinischem Vorbild geprägt und als Äquivalent zu 60 Kreuzern ins Währungssystem integriert.


Jahrefl, duc/kr (g Silber)fl rh/kr (g Silber)
1290–9931(44,6)H I 358, 397, R I 180 f
1300–0933(47,5)H II 164, C 170, R I 181, Sp 94
1310–1930(43,2)Sp 94
1320–2936(41,4)R I 246
1330–3946(52,9)Ld 99, Sp 94
1340–49
1350–5937(38,5)Ld 99f, Sp 94
1360–6936(37,4)Ld 100, R II 30, RP 249
1370–7936(38,5)R II 30, 51, 54, RP 249, 268
1380–8937(39,6)Ld 100, RP 267, Sp 94
1390–9938(40,7)Ld 100, R II 67, 70, 77, 94, Sp 94
1400–0941(39,2)F 180, 197, 210, 213, 215f, 219, 222, 225, 230f, 242, 245, 250, 253, 268, 278, 299, 300, 303, 317, 334, 335, Ld 100, R II 77, 80, 95
1410–1939(36,3)F 241, Ld 100, Sp 94
1420–2945(41,0)37(33,7)Ba 15, 18, 38, 80, 81, 84, 95–9, Ld 41f, 294, OS 29, R II 120
1430–3952(47,3)40(36,4)Br 215, Ld 100, 294f, OS 29, R II 129, Sp 94
1440–4954(49,1)46(41,9)Br 232, 237f, Ld 295, Ln V 181*, 196f*, Sp 94
1450–5958(48,1)43(35,7)Br 239, Ld 47, 51, 100f, 282, 285, 296–8, R II 141, 143, 149, 158f, 163, 194, 241f, Sp 94
1460–6965(34,5)52(27,6)Ld 101, 285f, 298–301, R II 167, 171, 176, 194, 242, 245, Sp 94
1470–7974(39,2)58(30,7)Ld 48, 101, 301–3, R II 194, 197, 215, 242, Sb 3, 12, Sp 94
1480–8979(41,9)60(31,8)Ld 294, 303f, Sp 94, W 12
1490–9980(42,4)61(32,3)Ld 101, 305, Sp 94

Tabelle 6: Wechselkurse von Gulden/Dukaten und rhein. Gulden in Kreuzern und Gramm Silber.

 

Grafik 2: Preis eines Florens/Dukaten in Kreuzern bzw. Gramm Silber, nach Tabelle 6.

Zwischen 1290 und 1450 entwickelte sich der Wechselkurs der Goldmünzen in Kreuzern und in Gramm Silber weitgehend synchron. Eine Ausnahme bilden die 1320er Jahre, in denen der Kurs in Kreuzern stieg, aber in Silberäquivalenten sank. Erst mit der sigmundianischen Münzreform um 1450 öffnete sich die Schere zwischen Kreuzer- und Silberäquivalent des Guldens wieder. Ein veränderter Silbergehalt des Kreuzers ist also über weite Strecken nicht für Schwankungen im Guldenkurs verantwortlich zu machen.

Der Aufwärtstrend vor der Pestpandemie Mitte des 14. Jahrhunderts mit anschließendem Abwärtstrend und steigendem Kurs im 15. Jahrhundert passt gut zur dominanten Erzählung und Periodisierung in der mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte. Auf die hochmittelalterliche Expansion mit steigenden Preisen folgte, wie einleitend dargelegt, seit der Pest eine spätmittelalterliche Krise mit Preisverfall, die vom Aufschwung des „langen“ 16. Jahrhunderts abgelöst wurde. Zu bedenken ist, dass auch die Ware Silber Preisschwankungen unterlag. Der sinkende Gegenwert des Guldens in Silber im 14. und Mitte des 15. Jahrhunderts können also beides bedeuten: ein Sinken des Goldwerts oder ein Steigen des Silberpreises. Letzteres erscheint wahrscheinlicher, da der Feingehalt des Guldens stabil blieb und das Sinken der Silberäquivalente in die Zeit der europaweiten Silberknappheit (bullion famine) fällt.77 Diese Einsichten in das Verhältnis zwischen Kreuzern, Silber und Goldmünzen sagen wenig darüber aus, welche Mengen an Gütern des täglichen Bedarfs, etwa Lebensmitteln, den Gegenwert des Geldes bildeten. Um dies einschätzen zu können, bedarf es konkreter Preise.

Die Preisentwicklung von Wein, Roggen, Rindern und Salz

Um einigermaßen geschlossene und belastbare Preisreihen kalkulieren zu können, bedarf es in den Quellen verzeichneter Preise für dieselbe Ware, aber aus unterschiedlichen Zeiten. Für diverse Güter liegen bislang nicht ausreichend Preise aus unterschiedlichen Zeiträumen vor, um eine einigermaßen zusammenhängende Entwicklung abzubilden. Für viele Jahrzehnte sind nur wenige Belege vorhanden, was dazu führt, dass die Durchschnittspreise jeweils auf unterschiedlich breiter (oder schmaler) Grundlage beruhen.

Zur verschiedenen Anzahl an Preisangaben kommen Differenzen im Entstehungskontext: Neben Marktpreisen, die einem tatsächlichen Kaufgeschäft entspringen, tauchen häufig Preisangaben auf, wenn Waren bewertet oder geschätzt, also theoretisch in Geld umgewandelt wurden. Dies geschah etwa, wenn Naturalabgaben ausständig waren und zur Verrechnung mit weiteren Schulden in Geld angeschlagen wurden. Eine Bewertung fand auch statt, wenn Vermögenswerte – etwa bei einer Erbteilung oder bei der Schuldeneintreibung – erfasst wurden. Seltener wurden normative Preisangaben gemacht, also Wechselkurse festgelegt, Höchstpreise definiert oder Umrechnungssätze vorgeschrieben. Die Kauf- und Verkaufspreise sind immerhin mit einem konkreten Tauschgeschäft verbunden und es kann angenommen werden, dass – trotz etwaiger individueller Preisnachlässe oder Aufschläge – das betreffende Gut in dieser Größenordnung gehandelt wurde. Bei den Bewertungen und Preisnormen ist oft unklar, ob sie an den Marktpreisen orientiert waren oder stark von diesen abwichen. Auch lokale Preisunterschiede innerhalb einer Region kommen vor.

Die seltenen, aber für den Preis mitunter entscheidenden, Angaben zur Qualität der Ware bleiben meist sehr allgemein, betreffen das Alter (alt oder neu), die Größe (groß oder klein), die Person, für die die Ware bestimmt ist (die Herzogin oder einen Knecht), oder die räumliche Herkunft der Ware (Tuch aus Ypern, Wein aus Tramin). Zu beachten ist zudem, ob Transportkosten im Gesamtpreis bereits enthalten sind oder separat abgerechnet wurden.

All diese Problematiken würden weiterer Detailuntersuchungen bedürfen, die hier nicht geleistet werden können. Auf den folgenden Seiten werden daher nur provisorische Preisreihen zu ausgewählten, besonders gut dokumentierten Gütern präsentiert. Es handelt sich um Wein als Handelsware von überregionaler Bedeutung und als wichtigstes alkoholisches Getränk in der Region, Roggen als Getreide, mit dem weite Teile der Bevölkerung ernährt wurden, Rinder als am besten dokumentierte Nutztiere und Salz als wichtiges Gewürz und Fernhandelsgut.

Der Preis des Roggens bietet einen Anhaltspunkt für die Preise von Weizen, Gerste und Hafer. Es fällt nämlich auf, dass Getreidepreise oft in bestimmtem Verhältnis zueinander aufscheinen:


JahrOrtRoggenWeizenGersteHafer
Inn- und Eisacktal11,250,750,25
Inntal11,500,750,50
Friedberg11,330,670,53
Hörtenberg11,500,670,67
Gufidaun11,330,67
Innsbruck11,270,73

Tabelle 7: Verhältnis der Preise einer Einheit Weizen, Gerste und Hafer zu einer Einheit Roggen.

Weizen war also zwischen 25 und 50 Prozent teurer als Roggen. Gerste war 25 bis 33 Prozent, Hafer sogar 33 bis 75 Prozent günstiger als Roggen zu haben. Auffällig ist, dass sich die Bewertungen für Gerste und Hafer immer weiter annäherten und sich die Preisdifferenz zwischen den Getreidesorten allgemein verringert zu haben scheint. Man könnte nun, in Kenntnis des Preises einer Getreidesorte, den Preis der jeweils anderen schätzen. Die in der Tabelle enthaltenen Verhältnisse beruhen allerdings nur auf wenigen Angaben aus Gerichten im Inn- und Eisacktal. Ihre Tauglichkeit zur Annäherung an tatsächliche Preise wäre zu überprüfen.

Die in der folgenden Aufstellung präsentierten Preise beruhen auf Quellen, die in der Region (heutiges Bundesland Tirol, Südtirol und Trentino) entstanden sind, und auf Angaben aus der Literatur. Es handelt sich um Durchschnittspreise in Kreuzern und Gramm Silber je Bozner Yhre (Wein), Mutt (Roggen), Haupt (Rinder) und Fuder (Salz) für einen Zeitraum von jeweils zehn Jahren. Wegen der bislang dünnen Datenlage wurden alle verfügbaren Preisangaben – Kauf- ebenso wie Normpreise und Bewertungen – herangezogen. Ein unterstrichener Preis beruht auf weniger als fünf Datensätzen, ist also nur durch wenige Belege abgesichert. Bei den Quellenangaben werden Seiten, auf denen Weinpreise zu finden sind, fett gedruckt, solche mit Roggenpreisen durch Kursivdruck, jene mit Rinderpreisen durch Unterstreichung und Seiten mit Salzpreisen durch ein hochgestelltes „s“ markiert.


ZeitWeinRoggenRindSalz
1290–9945(64,8)45(64,8)6 1(87,8)25(36,0)H I 98, 111, 151, 163, 164, 174, 195, 221, 223, 228, 235s, 239, 240, 247, 249, 256, 263, 326, 334, 337, 338, 339, 340, 345, 346f, 351, 354, 355, 356, 358, 360, 361, 366, 371, 377f, 384f, 386, 391f, 399, 403, 410, 411, 414, 421, 425f, K 467, H II 50, 68, 89, 123, 127, 140, 190, 200f, 204, 205, 217–20, 223, 232, 235f, 237, 239, 243, 244, 249, 251, 254, 269, 270, 274, 281, 285, 288f, 291, 292, 294, 296, 306f, 321–3, 326, 329f, 331, 333, 334, 336, 339, 350, 359, 360, 361, 373, 374, 376s, 378, 381, 382, 386, 392–7, 397s, 399, 401, 407, 410, 412s, 413, 420, 434, 440–2, 445, 454, 455, 456, H III 48, 51f, 60, 70–1, 72, 73, 82, 84, 95, 98, 101, 102, 109, 113, 115, 124, 129s, 130, 134, 136, 139, 140, 143, 144, 147, 150, 153f, 160, 165, 176–8, 180s, 182, 189, 190, 193, 197f, 200, 201, 202–4, 206, 209, 212, 221, 235f, 237, 244, 253, 257, 258, 266f, 268, 270, 274, Ld 93
1300–0940(57,6)40(57,6)57(82,1)26(37,4)C 135s, 138s–9s, 141s, 142, 146–7, 153f, 156f, 165, 170, E 264s, H I 177s, 179s, 180s, H II 151, 155, 161, H III 290, 294, Ld 93
1310–1965(93,6)62(89,3)57(82,1)36(51,8)K 466, 467, Ld 94s
1320–2969(79,4)39(44,9)24(27,6)E 236, Ld 94s, 307, K 467
1330–3941(47,2)36(41,4)60(69,0)I 532, K 467
1340–4948(55,2)60(69,0)K 467
1350–5962(64,5)36(37,4)Br 81, RS 244 f
1360–6971(73,8)26(27,0)64(66,6)O 589, 590, 593, 595, RS 250 f
1370–7977(82,4)32(34,2)CPV 239. Der exzeptionelle Roggenpreis während der Hungersnot in Trient 1375 (240 kr/Mutt) wurde nicht einbezogen.
1380–8962(66,3)78(83,5)Ld 96, Gr, 176, Sn V 509
1390–9931(33,2)26(27,8)24(25,7)Lc 31, 32, Ld 96s, O 598, 599, Sn 535
1400–0967(64,0)41(39,2)44(42,0)24(22,9)F 178, 184, 192, 139, 194, 196, 203f, 206, 214fs, 224, 232, 234, 239, 245, 247, 253, 257, 262, 265, 266, 268, 271, 275s, 278, 281, 284, 299, 306, 308, 310s, 311, 317–9, 323, 328, Ld 96s, O 598, 599
1410–1952(48,4)32(29,8)84(78,1)59(54,9)F 239, 241, G 68, 70, 74, 79, 80fs, 85s, 86, K 467, Ld 308s, O 600, Sn VI 70, Sw 84
1420–2938(34,6)40(36,4)54(49,1)24(21,8)Ba 22, 30, 47, 62, 66, 78, 79, 82, 85, 89s, 92s, 97, 99s, Br 212s, 214, Ln IV 139*, K 467, OS 56f, 64, 66, 69, 70
1430–3977(70,0)72(65,5)24(21,8)Br 214f, OS 76s, 85–7, Si 130
1440–4967(61,0)45(41,0)Br 232, 235, 237 fs, Ld 97, Ln V 215*
1450–5954(44,8)38(31,5)Ld 307s, Ln VI 281f*, P 243s
1460–6955(29,2)49(26,0)138(73,1)42(22,3)I 533, Ld 307, 308s, Ln III 115*, Ln V 235*, 237*, Ln VI 282*, 285*, P 243s
1470–7974(39,2)96(50,9)54(28,6)Bg 367,77, P 243s, Sc 181
1480–89122(64,7)78(41,3)135(71,6)57(30,2)Ld 308s, P 243s, Sc 75, 181, 195
1490–99129(68,4)154(81,6)216(114,5)Sc 75, 181, 195

Tabelle 8: Preisentwicklung ausgewählter Waren im Zehnjahresschnitt.

 

Grafik 3: Preisentwicklung von Wein, Roggen, Rindern und Salz in Gramm Silber nach Tabelle 7.

Bei der Verwendung dieser Preise ist Vorsicht geboten, denn viele Durchschnittspreise beruhen auf dünner Quellengrundlage, Marktpreise, Preisnormen und Schätzwerte können auseinanderklaffen, Qualitätsunterschiede und Unsicherheiten bei den Maßeinheiten können Abweichungen zur Folge haben. Trotz all dieser Bedenken geben die hier visualisierten Schwankungen einen Eindruck von der Volatilität spätmittelalterlicher Tiroler Preise.

Auffällig ist ein starker Preisanstieg bei Wein, Roggen und Salz in den 1310er Jahren, der mit den Missernten und der großen Hungersnot (1315–17) in weiten Teilen Europas erklärbar wäre. Daraufhin sinken die Preise, steigen aber nach der ersten Welle des Schwarzen Todes sowie während der großen Hungersnöte zwischen 1437 und 1440 wieder an. Anschließend sinken sie wieder um, wohl infolge von „kleiner Eiszeit“ und Hungersnot, Ende des 15. Jahrhunderts wieder anzusteigen. Diese Bewegungen passen zur großen Erzählung von der spätmittelalterlichen Agrarkrise und dem Aufschwung des „langen“ 16. Jahrhunderts.85 Beim Preisanstieg in den 1430er Jahren spielt auch die Münzverschlechterung Friedrichs IV. eine Rolle: Der Kreuzer wurde bis 1450 zwar kaum abgewertet, aber weitgehend aus dem Verkehr gezogen. An seiner Stelle wurden nominell mit 1/5 Kreuzer (vier Berner) bewertete, aber proportional deutlich weniger Silber enthaltende Vierer ausgeprägt. Die auf Kreuzerbasis berechneten Silberäquivalente könnten 1430 bis 1450 also täuschen.86

Vergleicht man die Entwicklung des Tiroler Roggenpreisindex87 (1290–99 = 1,00), also die anteilsmäßige Veränderung des Roggenpreises in Silber, mit den Indizes zu Abels88 und Malanimas89 Weizenpreisen für England, Frankreich und die Toskana, zeigen sich ähnliche Trends. Aus dem Heiligen Römischen Reich nördlich der Alpen scheinen keine um 1300 einsetzenden Getreidepreisreihen verfügbar zu sein: Abel beginnt 1340, Ebeling und Irsigler90 erst 1368, weshalb sie in diesem Vergleich außen vor bleiben.


Grafik 4: Indizes auf Basis von Tabelle 7, Abel (England, Frankreich) und Malanima (Toskana).91

Der Tiroler Getreidepreis steigt in den 1310er Jahren, wohl aufgrund von Missernten, stark an, sinkt anschließend wieder, steigt während der ersten Pestwelle um 1350, um 1400 und während der Münzverschlechterung und der großen Hungersnöte der 1430er Jahre, um anschließend wieder abzusinken. Ein auffälliger Unterschied zu den Bewegungen in England und Frankreich besteht beim enormen Preisanstieg in Tirol in den 1490er Jahren, der auch bei Rindern auftritt. Er ist wohl mit einer Hungersnot in dieser Zeit verbunden. Davon abgesehen passen die Tiroler Roggenpreisschwankungen zu den englischen und französischen Preisveränderungen, scheinen also grundsätzlich mit der westeuropäischen Getreidepreisentwicklung vereinbar zu sein. Im Vergleich zur Toskana, deren Preisentwicklung stark von England und Frankreich abweicht, lassen sich insbesondere 1350–70 und Ende des 15. Jahrhunderts Parallelen zu Tirol erkennen.

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