Die Menschen verstehen: Grenzüberschreitende Kommunikation in Theorie und Praxis

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Literatur

Raasch, Albert (2004). Europäisches Projekt: Nachbarsprachen in Grenzregionen. Erfahrungen und Ergebnisse. In: EURAC-Forum Mehrsprachigkeit in Grenzregionen 4 / 2004. (http://www.eurac.edu/en/research/autonomies/commul/Documents/LaBs/raasch_final.pdf).

Raasch, Albert (2010). Plurilinguisme / Plurilinguismes – Mehrsprachigkeit / …? … Oder: » Un plurilinguisme peut en cacher un autre « (Véronique Castellotti) In: Informationen Deutsch als Fremdsprache 37 / 4, 355-367.

Raasch, Albert (2018). Wege zum mehrsprachigen Wissenschaftsdiskurs – Anregungen für Forschungen in Grenzregionen. In: Giessen, Hans W., Arno Krause, Patricia Oster-Stierle & Albert Raasch (Hrsg.). Mehrsprachigkeit im Wissenschaftsdiskurs. Nomos: Baden-Baden, 295-311.

Duarte, Joana (2011). Bilingual Language Proficiency. Waxmann: Münster.

Gogolin, Ingrid (1994). Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule. Waxmann: Münster.

Koch, Peter & Wulf Oesterreicher (1985). Sprache der Nähe – Sprache der Distanz – Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch, Bd. 36, 15-43.

Krumm, Hans-Jürgen & Hans H. Reich (2011). Curriculum Mehrsprachigkeit. (http://oesz.at/download/cm/CurriculumMehrsprachigkeit2011.pdf).

Els, Oksaar (2003). Zweitspracherwerb. Wege zur Mehrsprachigkeit und zur interkulturellen Verständigung. Kohlhammer: Stuttgart.

PACE (Parlament. Versammlung des Europarats) (2006). The Place of mother tongue in school education. Recommendation 1740, Report 10837. (http://www.assembly.coe.int/nw/xml/XRef/X2H-Xref-ViewHTML.asp?FileID=11142&lang=en).

Reich, Hans H. & Hans-Jürgen Krumm (2013). Sprachbildung und Mehrsprachigkeit. Ein Curriculum zur Wahrnehmung und Bewältigung sprachlicher Vielfalt im Unterricht. Waxmann: Münster.

Gemeinsame Lehramtsausbildung in der Großregion

Ein Beispiel aus der Praxis und ein vielversprechender Ausblick

Christina Reissner

1 Einführung

In der saarländisch-lothringischen Grenzregion ist die Bildungspolitik geprägt von der besonderen geographischen Lage und der gemeinsamen Geschichte, die die Gegend seit der Römerzeit prägt. Auch die wechselhaften Geschehnisse im Laufe des 20. Jahrhunderts haben ihre Spuren hinterlassen, es kann von einer besonderen regionalen Identität in der Großregion ausgegangen werden (vgl. z.B: Cenoz & Gorter 2011:1), von einem spezifischen entre-deux franco-allemand (Macaire 2015:65).

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist die Bildungspolitik im Saarland insbesondere, was das Französischlehren und -lernen angeht, besonders ausgeprägt; es ist das einzige deutsche Bundesland, in dem alle Kinder in der Grundschule Französisch lernen. Programmatisch ist die Bildungspolitik an der Frankreichstrategie der saarländischen Landesregierung ausgerichtet (Staatskanzlei 2014), die u.a. das Ziel „[ ] der Schaffung eines leistungsfähigen multilingualen Raums deutsch-französischer Prägung“ (2014: 9) formuliert. Das Sprachenkonzept Saarland 2019 (Saarland Ministerium für Bildung und Kultur / Universität des Saarlandes 2019) gibt weitere Orientierungspunkte für das Sprachenlernen im Saarland, insbesondere auch für das Lehren und Lernen des Französischen als Schlüssel für das Miteinander mit den Nachbarn und den großregionalen Arbeitsmarkt (cf. 2019:13ff). Auch die Académie Nancy-Metz hat im Rahmen ihrer stratégie Allemagne besondere Maßnahmen zur Stärkung des Deutschen im lothringischen Bildungssystem verankert1.

In diesen bildungspolitischen Kontext ist auch die universitäre Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte einzuordnen – die Lehrenden der jeweiligen Nachbarsprache haben eine Schlüsselrolle inne, wenn es um die Vorbereitung der Kinder auf beiden Seiten der Grenze auf das Zusammenleben in der (Grenz-)Region geht. Im Fach Französisch setzen sich die Studierenden der Universität des Saarlandes im Rahmen der grundständigen Lehramtsausbildung mit spezifischen Fragen auseinander, die die Vermittlung der Nachbarsprache in einer Grenzregion mit sich bringt. Allerdings steht die Thematik im Lehramtsstudium selten zentral im Fokus, sie begegnet mehrheitlich eher als randständiges denn als transversales Element in den einschlägigen Lehrveranstaltungen. Eine Ausnahme bilden die Lehrveranstaltungen im Bereich der romanistischen Mehrsprachigkeitsforschung und -didaktik; sie richten sich insbesondere in den letzten Jahren immer deutlicher in dieser Perspektive aus. Insbesondere werden seit 2010 trinationale Seminare durchgeführt, in denen Studierende der Universitäten Luxemburg, Lothringens und des Saarlandes den „Umgang mit Wissen in mehrsprachigen Kontexten“ erfahren und erforschen können. Die Lehrveranstaltungen sind in die Universität der Großregion (Uni-GR; www.uni.gr.eu) eingebunden und finden seit 2010 regelmäßig statt. An der Universität des Saarlandes sind die Teilnehmer vorrangig Studierende des Lehramtes Französisch für die Sekundarstufe und weiterer Französisch-Studiengänge (cf. Polzin-Haumann 2013; Reissner 2017; Polzin-Haumann, Putsche & Reissner 2019). Auch ein interdisziplinäres Seminarprojekt zwischen saarländischen Lehramts- und lothringischen Geographiestudierenden wurde bereits mit Erfolg durchgeführt; dabei entstanden Lehrmaterialien zum Thema Nachhaltigkeit, die gezielt für den Einsatz im französischsprachigen Geographie-Unterricht in der Grenzregion entwickelt wurden.

Derartige Lehrveranstaltungen verdeutlichen immer wieder die großen Potentiale, die sich aus der spezifischen Grenzlage insbesondere für das Lehren und Lernen der Sprache der Nachbarn ergeben. Wie die Erfahrungen aus der schulischen Praxis zeigen, werden diese Vorteile für den Sprachenunterricht jedoch auf beiden Seiten der Grenze noch immer nicht konsequent genutzt.

2 (Sprach-)Unterricht in Grenzregionen

Der Gedanke, den Unterricht in Grenzregionen an deren spezifische Charakteristika anzupassen, ist keineswegs neu; bereits in den 1990er Jahren forderte Albert Raasch eine „didactique des langues étrangères en régions frontalières“ (Raasch 1992 & 1999). Im Rahmen einer Referenzstudie zu bildungspolitischen Ansätzen für den Fremdsprachenunterricht in europäischen Grenzregionen (Raasch 2002) entwickelte er ein Grenzkompetenzmodell (Raasch 2005 & 2008) und identifizierte beispielsweise die grenzüberschreitende Lehrerausbildung und authentische Unterrichtsmaterialien als ,entgrenzende‘ Elemente für ein einiges Europa (Raasch 2002: 14). Sein theoretisches Modell definiert fünf für das Miteinander in (deutsch-französischen) Grenzregionen zentrale Bereiche: die landeskundliche sowie kontrastiv-landeskundliche Kompetenz, die Empathiekompetenz sowie die inter- und intrakulturelle Kompetenz (cf. Raasch 2005, 2008). Auch wenn mit Dominique Macaire die didactique frontalière, Grenzdidaktik, ebenso wie der pluringuisme, die Mehrsprachigkeit, mehrdeutige Begriffe sind, die anzusehen sind als „concepts nomades au sens de Stengers (1987), c’est-à-dire de notions que l’on peut qualifier d’évolutives et de complexes à la fois“, so finden sich inzwischen immer häufiger Ansätze, die zugrunde liegenden Prinzipien in deutsch-französische Lehr- und Lernkontexte zu integrieren (z.B. Faucompré 2014; Faucompré & Putsche 2017; Macaire 2015; Putsche 2016; Polzin-Haumann, Putsche & Reissner 2019).

Generell gilt, dass sich grenzdidaktisch ausgerichtete Herangehensweisen an der unmittelbaren Lebenswelt der Lernenden orientieren können; so kann im Sprachenunterricht vergleichsweise leicht vermittelt werden, was den Alltag in der Region unmittelbar jenseits der Grenze ausmacht. Eine authentische Gestaltung des Unterrichts lässt sich hier leicht umsetzen. Dies gilt insbesondere auch für Begegnungen mit der französischsprachigen Nachbarschaft – sie lassen sich in der Grenzregion viel leichter realisieren als an Orten, wo die französischen Nachbarn geographisch weit entfernt sind. Vermittlung und Erwerb der o.g. (Grenz-) Kompetenzen liegen hier im wahrsten Wortsinne viel näher als andernorts. Dieser immense Vorteil für den Sprachenunterricht wird jedoch in der saarländischen Praxis nicht konsequent genutzt, wie die Erfahrung und erste Erhebungen dazu zeigen. Daher spielen die Sensibilisierung und Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte für die damit verbundenen Fragen eine zentrale Rolle. In der Lehramtsausbildung für Französisch an der Universität des Saarlandes wird diesem Anspruch durch entsprechende Lehrveranstaltungen begegnet. In den Einführungsveranstaltungen für die Primarstufe werden sogar alle Studierenden mit der Thematik vertraut gemacht und für die Frage der Vermittlung der Nachbarsprache in der Grenzregion sensiblisiert.

Um Studierende noch gezielter auf ihre Tätigkeit in den Grundschulen der Grenzregion vorbereiten zu können, ist seit einiger Zeit eine gemeinsame, grenzüberschreitende Primarschullehrerausbildung in Vorbereitung, die im folgenden Abschnitt skizziert wird. Anschließend illustrieren Beispiele aus der grenzüberschreitenden Lehre exemplarisch deren Besonderheiten.

 

3 Grenzüberschreitende Primarschullehrerausbildung in der Großregion: Das Projekt BiPrimar – ein deutsch-französischer Studiengang

Schon seit geraumer Zeit wird in einer lothringisch-saarländischen Arbeitsgruppe die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Studiengangs für Grundschullehrkräfte diskutiert. Diesem Arbeitskreis gehören Akteure aus verschiedenen Institutionen beiderseits der Grenze an, auf der französischen Seite etwa Vertreter der Académie Nancy-Metz, dem Site biculturel de Sarreguemines de l’INSPÉ de Lorraine sowie auf deutscher Seite des saarländischen Bildungsministeriums, des Zentrums für Lehrerbildung, des Staatlichen Studienseminars für die Grundschule sowie der Universität des Saarlandes. Der Arbeitskreis hat ein erstes Konzept entwickelt, das zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen für einen grenzüberschreitendenden Studiengang umreisst und auch bereits erste Ansätze für seine mögliche konkrete Ausgestaltung entwickelt. Die Überlegungen werden im Folgenden kursorisch zusammengefasst dargestellt.

Der projektierte Studiengang BiPrimar soll als Modellstudiengang zur grenzüberschreitenden deutsch-französischen Lehramtsausbildung konzipiert werden. Nach dem derzeitigen Planungsstand soll er in seiner Struktur beiden nationalen Ausbildungssystemen gerecht werden; dies stellt angesichts der unterschiedlichen Logik der in den beiden Staaten etablierten Systeme eine besondere Herausforderung dar. Die beiderseitige Bereitschaft, Kompromisse einzugehen und ggf. bestehende nationale Praktiken zu modifizieren, ist dabei unverzichtbar. Dass hier insbesondere die Abschlüsse der ersten Phase und der Zugang zur zweiten Ausbildungsphase (Licence und Master sowie Concours in Frankreich vs. erstes Staatsexamen und Vorbereitungsdienst im Saarland) komplexe Anforderungen mit sich bringen, liegt auf der Hand. Gerade diese beiden Mechanismen sind charakteristisch für die Lehramtsausbildung in den beiden Ländern, sie strukturieren den Parcours ganz wesentlich und sind nicht zuletzt rechtsverbindliche Institute im jeweiligen System. Als gangbarer Lösungsweg bietet sich hier – wie bei anderen grenzüberschreitenden Programmen, die das Bildungssystem betreffen – wohl am ehesten eine umfassende Neumodellierung an, die von vornherein transnational ausgerichtet ist und dennoch so weit wie möglich den Anforderungen beider beteiligten Systeme gerecht wird.

Die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung des Studiengangs an sich ist deutlich weniger schwierig zu harmonisieren, bestehen doch bereits jetzt in fachlicher Hinsicht vielfältige Schnittmengen zwischen beiden Systemen. Zentral sollte dabei in jedem Fall der Leitgedanke sein, dass die Absolventen für die Tätigkeit in Grundschulen beiderseits der Grenze ausgebildet werden sollen und dabei für die Besonderheiten, das spezifische entre-deux der Grenzregion, als Potential und Zielsetzung ihres Handelns sensibilisiert werden. Die saarländischen Modulhandbücher und die maquettes, die Studienprogramme für die französischen Lehramtsstudiengänge, weisen in vielerlei Hinsicht Parallelen auf, die die Entwicklung eines gemeinsamen Studienparcours realistisch erscheinen lassen. So könnten die beteiligten Universitäten neben speziellen Angeboten für die BiPrimar-Studierenden auch grundständige Lehrveranstaltungen aus dem bestehenden Studienangebot integrieren und damit ein facettenreiches, individuell zu gestaltendes Studium in der Großregion ermöglichen. Die großen Potentiale für einen gemeinsamen Studiengang, der nicht nur die besonderen regionalen Gegebenheiten berücksichtigt, sondern auch konkret auf die Lehrtätigkeit in dieser Region vorbereitet, sollten unbedingt genutzt werden, um ein innovatives, spezifisches Modell der Lehrerausbildung zu entwickeln.

Die derzeitige Konzeption von BiPrimar sieht vor, dass die Studierenden an beiden beteiligten Universitäten eingeschrieben werden und über die gesamte Ausbildungszeit gemeinsam in einem einphasigen Ausbildungsgang an beiden Standorten studieren. Im Zentrum einer dem Studium vorgeschalteten Praktikums- und Einführungsphase würden das Kennenlernen der beiden Schulsysteme und die sprachpraktische und interkulturelle Vorbereitung auf den Studiengang stehen; Schulpraktika in beiden Ländern und Begegnungen an Drittorten könnten kontinuierlich die interkulturellen, deutsch-französischen Kompetenzen der Studierenden fördern. Eine Verankerung des Studiengangs an der Deutsch-Französischen Hochschule würde schließlich die grenzüberschreitende Mobilität der Studierenden erleichtern und zudem seine internationale Anerkennung unterstreichen.

In der aktuellen Feuille de Route III der saarländischen Landesregierung (2020) wird die Einrichtung dieses Studiengangs nachdrücklich begrüßt und die Unterstützung des Vorhabens durch die Landesregierung unterstrichen. Damit erfolgt ein wichtiges Signal an die Akteure beiderseits der Grenze, das Projekt BiPrimar weiter voranzutreiben und sich konkret für die weitere Planung und Umsetzung zu engagieren.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Überlegungen zur Einrichtung des gemeinsamen Studiengangs wurde im Wintersemester 2019 / 20 ein Pilotprojekt i.S.e. étude satélite realisiert, das Gegenstand der folgenden Ausführungen ist.

4 Grenzüberschreitende Primarschullehrerausbildung in der Großregion: Ein Beispiel aus der Praxis

Mit Bezug auf den geplanten Studiengang BiPrimar wurde im Wintersemester 2019/2020 eine Lehrveranstaltung neu in das Studienangebot aufgenommen, die die konkrete grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Primarschullehrerausbildung in den Blick nimmt. Lehrende des Site biculturel de Sarreguemines de l’INSPÉ de Lorraine und des Lehrstuhls für Angewandte Linguistik und Didaktik der Mehrsprachigkeit der Universität des Saarlandes organisierten eine gemeinsame Lehrveranstaltung für Lehramtsstudierende der Primarstufe beider Institutionen. Die Seminarsitzungen fanden in Lothringen und Saarland statt. Das letzte Seminartreffen fand in Form eines Ateliers im Rahmen des saarländischen Französischlehrertages 2020 statt, in dessen Rahmen die Ergebnisse der Arbeiten präsentiert wurden.

Bei der Konzeption der Lehrveranstaltung konnte auf die guten Erfahrungen aufgebaut werden, die im Rahmen der weiter oben erwähnten „großregionalen Lehrveranstaltungen“ der Universität der Großregion gesammelt wurden. Durch die Einbindung der hier skizzierten Seminarveranstaltung in die UniGR wurden vor allem organisatorische Aspekte erleichtert, etwa die Mobilität der Studierenden über die Landesgrenzen hinweg, wodurch auch etwaige haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen gelöst waren.

4.1 Allgemeine Organisation und grundlegende Prinzipien der Lehrveranstaltung

Die Konzeption der gemeinsamen Seminarveranstaltung für Studierende der Primarschulstudiengänge basiert auf einem hohen Maß an Flexibilität bei allen Beteiligten; allein die verschiedenen akademischen Kalendarien und die hochgradig unterschiedlichen Prüfungsanforderungen stellten hier besondere Herausforderungen dar. So erhielten etwa die studentischen Teilnehmer auf der französischen Seite keine Benotung ihrer Leistungen, zudem war der zeitliche Aufwand um ein Vielfaches höher als für die eigentlich für sie vorgesehene Veranstaltung.

In Blockveranstaltungen, die abwechselnd am Site biculturel der INSPÉ in Sarreguemines und der Universität des Saarlandes stattfanden, arbeiteten die Studierenden gemeinsam an dem Projekt der deutsch-französischen malette pédagogique zu unbeliebten Tieren, den animaux mal-aimés.

Am Anfang der Veranstaltung stand die Frage der sprachlichen Organisation des Seminars. Die Zusammenarbeit der Studierenden sollte wegen der damit verbundenen Lernvorteile nach dem Tandem-Prinzip erfolgen, auch wenn die numerische Verteilung der Studierenden (ein Viertel deutsche, drei Viertel französische Teilnehmer) hierfür nicht ganz passend war. Dennoch bildeten die Kernprinzipien des Tandemlernens die Grundlage für das Seminarkonzept: die Zusammenarbeit der Studierenden sollte auf Autonomie und Gegenseitigkeit beruhen, auf der Basis partnerschaftlichen, auf Gegenseitigkeit angelegten und autonomen Lernens und den Aspekt des interkulturellen Lernens fokussieren. Es wurde verabredet, ein besonderes Augenmerk auf das Sprachenregime zu richten und vor allem darauf, dass das Deutsche angesichts der großen französischsprachigen Gruppe nicht allzu sehr in den Hintergrund rückte. Zudem war für das gemeinsame Arbeiten an diesem Projekt eine funktionierende Kommunikation unter den Teilnehmern auch außerhalb der Seminartreffen essentiell; hier waren sie in ihrer individuellen Autonomie gefordert, vor allem um die Kommunikation zu gewährleisten und die Arbeiten abzustimmen. Für den Austausch über die Projektarbeit stand die Tele-Tandem-Plattform des Deutsch-französischen Jugendwerks zur Verfügung (www.tele-tandem.net).

Ein wesentliches weiteres Prinzip des Konzepts der Lehrveranstaltung war das der Co-Konstruktion, das sich durch das gemeinsame Projekt der Studierenden konkretisierte, indem gemeinsam Materialien für die deutsch-französische malette pédagogique entwickelt wurden. Die Unterrichtsmaterialien für den Deutsch- bzw. Französischunterricht in der Grundschule wurden am Französischlehrertag der Universität des Saarlandes in einem Atelier präsentiert (www.uni-saarland.de/fakultaet-p/franzoesischlehrertag/) und stehen inzwischen interessierten Lehrenden in der Grenzregion zur Verfügung (https://animaux-mal-aimes-unbeliebte-tiere2.webnode.fr).

Die Seminarveranstaltung wurde auf der Basis der geschilderten Prinzipien realisiert. Es entstanden mannigfaltige und sehr kreative Ideen zu und mit sieben Tieren, die in der Großregion anzutreffen sind (Fledermaus, Fuchs, Maus, Maulwurf, Mistkäfer, Spinne und Wolf). Während sechs Gruppen zu jeweils einem Tier arbeiteten, widmete sich eine weitere Gruppe der Erstellung zusammenfassender Aktivitäten und Materialien, in denen alle diese Tiere nochmals thematisiert werden. Es wurden in den Gruppen Arbeitsblätter, Kopiervorlagen, Spielvorlagen und Spielmaterialien u.v.m. entwickelt, zudem jeweils in beiden Sprachen Hörversionen der Geschichten aufgenommen und Handreichungen für die Lehrenden erstellt. Eine letzte Gruppe erstellte ein eigenes Buch vom Maulwurf Herrn Tauppisch, der den Regenwurm und die Maus trifft und am Ende zu der Erkenntnis gelangt: „Ne juge pas les personnes que tu rencontres. Apprends à les connaître!“. Hier wurde in der Gruppe gemeinsam eine Geschichte entwickelt und illustriert, in zwei Sprachen formuliert, Hörversionen dazu erstellt sowie eine Handreichung für den Unterrichtseinsatz entwickelt.

Am Ende der Lehrveranstaltung waren die Studierenden aufgefordert, einen Fragebogen mit offenen und geschlossenen Fragen zu der Seminarveranstaltung und den erzielten Lernerfolgen auszufüllen. Im folgenden Abschnitt werden anhand von Ergebnissen und Auszügen aus dieser Befragung einige Aspekte der Zusammenarbeit der deutschen und französischen Studierenden herausgegriffen.