Za darmo

Die Mormonen

Tekst
Autor:
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Die letzten Sätze gehen darauf, daß die Frau des Propheten, seiner Untreue überdrüssig, sich von ihm zu trennen und mit einem Andern zu verheirathen wünschte und bereits das Haus Smiths verlassen hatte. Der Kernpunkt der Offenbarung aber liegt in den Paragraphen 23 bis 25, welche den Schluß bilden, und wo Jehova sich folgendermaßen vernehmen läßt:

»Wahrlich, wenn Jemand von meinem Vater berufen ist, wie Aaron war, durch meine Stimme und durch die Stimme dessen, der mich gesandt hat, und ich ihn mit den Schlüsseln der Macht dieses Priesterthums belehnt habe, so mag er in meinem Namen und nach meinem Gesetze und Worte Alles thun, er wird keine Sünde begehen, und ich werde ihn rechtfertigen. Greife darum Niemand meinen Knecht Joseph an. Denn ich will ihn rechtfertigen, denn er soll das Opfer, das ihm möglich ist, für seine Uebertretung darbringen, sagt der Herr, euer Gott.

Und abermals, was das Gesetz des Priesterthums betrifft, wenn Jemand eine Jungfrau heirathet und begehrt eine andere zu freien, und die erste giebt ihr Einwilligung, und wenn er die zweite heirathet und sie Jungfrauen sind und haben sich keinem Andern verlobt, so ist er gerechtfertigt. Er kann keinen Ehebruch begehen; denn sie sind ihm gegeben. Denn er kann nicht Ehe brechen mit dem, das ihm gehört und keinem Andern. Und wenn ihm durch dieses Gesetz auch zehn Jungfrauen verliehen würden, so kann er doch keinen Ehebruch begehen; denn sie gehören ihm und sind ihm gegeben, und darum ist er gerechtfertigt. Wenn aber eine oder die andere von den zehn Jungfrauen, nachdem sie ihm vermählt ist, mit einem andern Manne Umgang pflegt, so hat sie die Ehe gebrochen und soll vertilgt werden. Denn sie sind ihm gegeben, daß er sich mehre und die Erde fülle nach meinem Gebote, und die Verheißung wahr mache, welche von meinem Vater vor Erschaffung der Welt gegeben wurde, und zu ihrer Erhöhung in der ewigen Welt, auf daß sie die Seelen der Menschen unterm Herzen tragen; denn hierin wird das Werk meines Vaters fortgesetzt, daß er verherrlicht werde.

Und abermals, wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn Jemand, der die Schlüssel dieses Priesterthums hat, ein Weib besitzt, und er lehrt ihr das Gesetz meines Priesterthums in Betreff dieser Dinge, so soll sie ihm glauben und ihm dienen, oder sie soll vertilgt werden, sagt der Herr euer Gott. Denn ich will sie vertilgen und meinen Namen verherrlichen an allen, welche mein Gesetz annehmen und ihm gehorsam sind. Darum so soll es Gesetz sein, wenn sie dieses Gebot nicht annimmt, soll er es annehmen, alles, was ich, der Herr, ihm geben werde. Und sie wird dann zur Uebertreterin und ist ausgeschlossen vom Gesetze Sarahs, welche Abraham diente nach dem Gesetze, als ich Abraham gebot Hagar zum Weibe zu nehmen. Und nun, was dieses Gesetz anbelangt, wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ich will euch später mehr noch offenbaren; darum möge dies für jetzt genug sein. Siehe ich bin Alpha und Omega. Amen!«

Dieses von schmachvollster Heuchelei dictirte Document blieb, wie gesagt, bis auf das Jahr 1853 geheim, und alle Mormonen mit denen wir in den Vereinigten Staaten über den der Secte gemachten Vorwurf der Vielweiberei zu sprechen Gelegenheit hatten, stellten denselben mit Entrüstung in Abrede. Einige gewiß mit Recht, da sie, uneingeweiht in die Mysterien der Priesterschaft und Hunderte von Meilen entfernt von dem Centralsitze derselben, nicht wissen konnten, was sich dort vorbereitete und zum Theil schon geübt wurde; Andere mit weniger Recht deshalb, weil ihnen die Polygamie in Deseret nur als Gebrauch, noch nicht als kirchliche Lehre bekannt war. Gegenwärtig wird kein Mormone mehr die Stirn haben, die Sache zu leugnen. Ja man rühmt sich sogar der Vielweiberei, betrachtet sie als heiliges Institut und stellt das, was, aus der Befriedigung gemeiner Sinnenlust hervorgegangen, in jener Offenbarung Smiths mehr als Zulassung Gottes, mehr als ein Vorrecht der Priester erscheint, als religiöse Pflicht dar, deren Umgehung Sünde sei.

Hören wir die Beweise, welche Orson Pratt für diese Behauptung vorbringt. Sie sind, wenn auch keine Beweise, doch sehr lehrreich für Den, der sich über die Art, wie die Vertheidiger der Secte denken und schließen, zu unterrichten wünscht, und so mag ein etwas ausführlicher Auszug aus der betreffenden Abhandlung im »Seer« willkommen sein.

Pratt beginnt damit, daß er zeigt, wie vier Fünftel der Erdbewohner der Vielweiberei huldigen, und weist dann nach, daß die Verfassung der Vereinigten Staaten der Centralgewalt das Recht nicht gebe, gegen die Polygamie in Deseret, die eine Gewissenssache sei, irgendwie einzuschreiten. Sie sei den Mormonen aber eine Gewissenssache zunächst schon darum, weil Gott sie durch jene Offenbarung vom 12. Juli 1843 eingesetzt habe, und die Bibel nirgends ein Verbot derselben enthalte, ja sogar an vielen Stellen sie ausdrücklich billige und als göttliches Institut auffasse. Dahin wird zuvörderst der Umstand gezählt, daß Abraham, obwohl er mehrere Frauen gehabt, des nähern Umgangs mit dem Herrn gewürdigt worden sei. Sodann wird angeführt, daß Gott thatsächlich mitgewirkt habe, als David, der bereits mit mehreren Frauen Vermählte, auch noch die Weiber Sauls sich angeeignet. Dann geht der Vertheidiger der Sache auf den Zweck der Ehe zurück, den er in dem Gottesgeheiße: »Seid fruchtbar und mehret euch« findet.

»Der oberste Zweck also,« fährt Pratt fort, »war die Erfüllung der Schöpfung mit Myriaden intelligenter und mit Willen begabter Wesen, nach seinem Bilde geschaffen, beschenkt mit Gottähnlichkeit und fähig, fortzuschreiten auf der großen Leiter der Erkenntniß und des Glücks bis zur Vollkommenheit, wo sie wie Gott werden, eins mit ihm an Macht, Herrlichkeit und Herrschaft. Hierdurch werden die Reiche des Allmächtigen vermehrt, indem neue Welten hinzukommen, bewohnt von Wesen seiner Gestalt und Art; und hierdurch wächst die Freude und Seligkeit im Busen des Schöpfers zur Vollkommenheit.« – Wenn also die Vermehrung menschlicher Wesen die Herrschaft des Allmächtigen vergrößert, seinen Namen verherrlicht und seine Seligkeit erhöht, so müssen wir vernünftiger Weise annehmen, daß er einen so wichtigen Gegenstand durch ein Gesetz geregelt haben wird. Dies ist in der That geschehen. Aller willkürliche Verkehr der Geschlechter mit einander ist untersagt, und die Ehe ist eingesetzt als alleiniges Mittel, durch welches die Menschheit sich mehren und die Erde füllen kann. Daher die vielfachen Verbote, welche die Bibel sowohl als das Buch Mormon in Betreff der Unzucht und des Ehebruchs enthalten, Verbote, welche vom Herrn auch in neuern Offenbarungen an Joseph Smith mehrmals wieder eingeschärft worden sind. Hieraus ist zu ersehen, daß die Latterday-Saints noch mehr Ursache als andere Menschen haben, sich aller fleischlichen Lust, aller unreinen, untugendsamen Begehren, aller unerlaubten Befriedigung ihrer Sinnlichkeit zu enthalten. Sie sind gewarnt durch die heilige Schrift, durch die alten Propheten Amerikas und durch jenen großen Propheten und Offenbarer der Neuzeit Joseph Smith. Und sie sind diesen Warnungen und Verboten gehorsam gewesen, wie ein Blick auf das Gebiet zeigt, wo die Kirche dermalen ihren Hauptsitz hat. Es giebt dort keine unehelichen Kinder, kein Haus von üblem Rufe, keine Klage wegen Verführung vor den Gerichten und keinen Fall von Ehebruch.

»Aber« – heißt es in der Abhandlung Pratts weiter, »haben nicht einige der Heiligen in Utah mehr Weiber als wir? Ja wohl, und sie nehmen sie auch wohl in Acht und lehren ihnen und ihren Kindern die großen Grundsätze der Tugend und Heiligkeit durch ihr Beispiel sowohl wie durch ihr Wort. Aber ist es nicht Sünde, wenn Jemand mehr Frauen auf einmal hat als wir? Wofern es Sünde ist, hat uns die Bibel nichts davon gesagt. Aber ist es nicht gegen die christliche Religion? Wofern es dagegen ist, so hat die christliche Religion nichts davon offenbart. Aber glaubt ihr denn wirklich nicht, daß es dem Willen Gottes zuwider ist, wenn ein Mann in diesen Tagen mehrere Frauen nimmt? Ja es ist ihm zuwider, es wäre denn, Gott gäbe sie ihm vermittelst einer Offenbarung durch einen heiligen Propheten. Glaubt ihr, daß das Buch Mormon eine göttliche Offenbarung ist? Ja. Lehrt dieses Buch die Vielweiberei? Nein; denn der Herr verbietet sogar den alten Nephyten mehr als eine Frau zu haben, wie dies vor Alters geschehen. Er verbot dies aber allerdings nur in Betracht der Umstände, indem zu dieser Zeit die Zahl der Männer und Frauen unter diesem Volke gleich war (nicht wie gegenwärtig das weibliche Geschlecht beträchtlich überwog); indem ferner damals keine Aussicht auf eine Veränderung dieses Verhältnisses stattfand, und indem endlich der Eine ebenso gut im Stande war, eine Familie in gottwohlgefälliger Weise zu erziehen als der Andere. Und der Herr setzt hinzu: Wenn ich mir Samen erwecken will, so werde ich meinem Volke Befehl dazu geben, wo nicht, so sollen sie diesen Dingen gehorsam sein.«

Hieraus ersehen wir, daß das Buch Mormon sogar genauer in diesem Punkte ist als die Bibel, und daß es den Heiligen der letzten Tage streng verboten ist, mehr als eine Frau zu nehmen, es sei denn, daß Gott es durch einen unmittelbaren Befehl anders anordnete.

Nun gab der Herr in der ersten Zeit dieser Kirche keinem seiner Knechte einen derartigen Befehl, sondern hieß sie im Gegentheil sich an das halten, was im Buche Mormon verordnet sei. Dreizehn Jahre jedoch nach der Stiftung der Kirche ertheilte er jenen Befehl an Joseph Smith. Aber selbst dadurch wurde für das Allgemeine nichts geändert, und die Latterday-Saints sind noch jetzt auf eine Frau beschränkt, wofern es der Herr nicht für einzelne Fälle anders verfügt. »Niemand in Utah, welcher bereits eine Frau hat und welcher den Wunsch hegt, eine andere zu nehmen, ist berechtigt, einer Dame Heirathsanträge zu machen, bevor er nicht den Präsidenten um Rath gefragt und durch ihn eine Offenbarung von Gott empfangen hat, ob es in seinen Augen wohlgefällig ist. Wird es ihm durch die Offenbarung untersagt, so ist die Sache zu Ende. Wird es ihm erlaubt, so hat er noch immer kein Recht, sich über die Gefühle der jungen Dame Gewißheit zu verschaffen, sondern muß erst die Einwilligung der Aeltern einholen, vorausgesetzt, daß diese in Utah leben; kann ihre Zustimmung nicht erlangt werden, so ist die Sache damit zu Ende. Zeigen Aeltern oder Vormünder sich bereitwillig, so darf er endlich der Dame Heirathsvorschläge machen. Lehnt sie dieselben ab, so ist damit die Sache zu Ende; geht sie aber auf den Antrag ein, so wird ein Tag für die Ceremonie der Trauung festgesetzt. Ueberdem ist zu bemerken, daß ein Jeder, der sich eine zweite Gattin zu nehmen beabsichtigt, bevor er den ersten Schritt zur Ausführung seines Wunsches thut, die Pflicht hat, die Einwilligung der Frau, die er schon hat, zu erlangen.«

 

Ist der Tag gekommen, der für die Trauung bestimmt worden, so versammeln sich der Bräutigam, die Frau und die Braut nebst ihren Angehörigen und den übrigen Hochzeitsgästen an dem Orte, welcher dazu ausgesucht worden ist. Der Schreiber nimmt die Namen, das Alter, den Geburtsort, die Grafschaft, den Staat und das Vaterland der zu Verheirathenden auf und trägt sie sorgfältig in ein Buch ein. Der Präsident, welcher der Prophet, Seher und Offenbarer über die ganze Kirche in aller Welt ist, und welcher allein die Schlüssel der Macht in Betreff dieser göttlichen Anordnung hat, gebietet dem Bräutigam, seiner Frau und der Braut, sich zu erheben und ihm gegenüberzutreten. Die Frau steht zur Linken ihres Mannes, die Braut ihr zur Linken. Der Präsident legt dann der Frau die Frage vor: »Sind Sie Willens, dieses Weib Ihrem Ehemanne zu geben, auf daß sie sein gesetzlich vermähltes Eheweib sei für Zeit und Ewigkeit? Wofern Sie dazu gewillt sind, so wollen Sie es dadurch kundgeben, daß Sie deren rechte Hand in die rechte Hand Ihres Ehemannes legen.« Sind beide Hände, die des Bräutigams und der Braut in dieser Weise mit einander verbunden, so nimmt die Frau den linken Arm ihres Mannes, wie wenn sie mit ihm einen Gang machen wollte. Dann fährt der Präsident fort, indem er den Bräutigam fragt: »Nehmen Sie, Bruder N. N. Schwester N. N. (die Braut) bei der rechten Hand, um sie zu Ihrem gesetzlichen Eheweibe zu nehmen und ihr gesetzlicher Ehemann zu sein für Zeit und Ewigkeit, und versprechen Sie Ihrerseits, daß Sie alle Gesetze, Gebräuche und Anordnungen, die zu dieser heiligen Ehe in diesem neuen und ewigen Bunde gehören, zu erfüllen, indem Sie dies in Gegenwart Gottes, der Engel und dieser Zeugen Ihrem eignen freien Willen und Ihrer Wahl nach thun?« Der Bräutigam antwortet mit: Ja. Der Präsident legt dann dieselbe Frage, den Verhältnissen der Braut angepaßt, der letzteren vor, welche gleichfalls mit Ja zu antworten hat. Der Präsident sagt dann: »Nun so verkünde ich im Namen des Herrn Jesu Christi und kraft des Amts des heiligen Priesterthums Euch als gesetzlich verbundene Ehegatten für Zeit und Ewigkeit, und ich siegle auf Euch die Segnungen der heiligen Auferstehung mit der Macht, am Morgen der ersten Auferstehung, bekleidet mit Herrlichkeit, Unsterblichkeit und ewigem Leben hervorzugehen. Und ich siegle auf Euch die Segnungen der Throne und Herrschaften und Fürstenthümer und Gewalten und Erhöhungen, zugleich mit dem Segen Abrahams, Isaaks und Jakobs, und sage zu Euch: seid fruchtbar und mehret Euch und füllt die Erde, auf daß Ihr Freude und Jubel durch Eure Nachkommenschaft habt in den Tagen des Herrn Jesus. Alle diese Segnungen und gleichermaßen alle andern Segnungen, die zu dem neuen und ewigen Bunde gehören, siegle ich auf Eure Häupter durch Eure Treue bis ans Ende, kraft des heiligen Priesterthums im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.«

Der Schreiber trägt dann in sein Buch Ort und Datum der Trauung und einige von den Namen der Zeugen ein. »Lehrt ein Mann seiner Frau das Gesetz Gottes, wie es von den alten Patriarchen gehalten und durch neuere Offenbarung bestätigt worden ist, und verweigert sie ihm ihre Einwilligung zur Verheirathung mit einer zweiten, so muß sie vor dem Präsidenten die Gründe für ihre Weigerung angeben. Erscheinen dieselben genügend und wird der Mann schuldig befunden, so erhält er die Erlaubniß zur zweiten Ehe nicht. Kann die Frau aber keinen vernünftigen Grund vorbringen, weshalb sie sich dem Gesetze, das einst Sarah gegeben worden, wiedersetzt, so kann der Mann, wenn ihm auf dem Wege der Offenbarung durch den Propheten Erlaubniß wird, andere Frauen auch ohne Zustimmung der ersten nehmen, und diese wird sich die Verdammniß zuziehen, weil sie ihm jene nicht gab, wie Sarah dem Abraham die Hagar und wie Rahel und Leah ihrem Manne Jakob die Bilha und die Zilpah gaben.«

»Es ist aber die Pflicht des Mannes, der eine zweite Frau nimmt, für ihre Wohlfahrt und ihr Glück zu sorgen und ihr das Leben so behaglich zu machen, als der ersten, wie dies die Schrift 2. Mose 21, 10. gebietet. Ueber den Aufenthaltsort der verschiedenen Zweige einer Familie ist keine besondere Regel festgestellt. Bisweilen baut der Gatte für seine Frauen verschiedene Wohnungen, wie Jakob für seine vier Weiber verschiedene Zelte aufstellte. Es ist jedoch sehr häufig der Fall, daß sie alle in demselben Hause wohnen und vereint und mit der größten Heiterkeit sich der Geschäfte der Haushaltung widmen, an demselben Tische essen und sich gegenseitig Alles zu Gefallen thun, während der holdeste Friede und die herzlichste Eintracht Jahr auf Jahr unter ihnen herrschen. Ihre Kinder spielen mit einander in Liebe als Brüder und Schwestern, während jede Mutter für die Kinder der Andern so viel liebreiches Wesen und zärtliche Aufmerksamkeit an den Tag legt, als für ihre eigenen. Und Morgens und Abends, wenn der Gatte seine Familie zusammenruft, um dem Herrn zu dienen und seinen Namen anzurufen, so beugen sie alle gemeinsam ihre Kniee und bringen dem Allerhöchsten das Opfer ihrer Andacht dar.«

Zu dieser idyllisch anmuthigen Schilderung der Folgen, welche die Vielweiberei in Deseret gehabt haben soll, paßt schon der Nachsatz: »Wo alle Weiber gleich glaubenstreu sind, bestrebt sich der Mann gemeiniglich, sie alle gleich gut zu behandeln« nicht recht, indem es darnach scheint, daß dieses Bestreben nicht überall vorhanden und nicht überall mit Erfolg gekrönt ist. Noch weniger aber stimmt es damit überein, wenn der Ingenieur Gunnison, der mehrere Monate in Deseret lebte und sonst nichts weniger als ungünstig über die dortigen Heiligen urtheilt, die Fälle, wo die Frauen nach der Art der vier Weiber Jakobs »in verschiedenen Zelten« untergebracht werden müssen, als die gewöhnlicheren bezeichnet und hinzusetzt, dieselben müßten durch Nähen und andere weibliche Arbeiten selbst für ihren Unterhalt sorgen.

»Gewiß ist,« fährt Gunnison fort, »daß die Weiber das Verhältniß häufig unbehaglich und lästig finden, wenn auch gewöhnlich die Oberfläche der Gesellschaft eine lächelnde Miene trägt und das Joch für alle, die aus Pflichtgefühl und Schwärmerei einwilligen, ein leichtes ist. Wenn solche Frauen sich auflehnen, so verfährt man sehr summarisch mit ihnen, und die öffentliche Meinung nimmt gegen sie zu Gunsten des Mannes Partei. Eine sehr achtungswerthe Dame im »Thale« gilt, weil sie den ihr Versiegelten (der, mit der einen Frau nicht zufrieden, eine zweite genommen) verlassen und einen Andern geheirathet hat, als Ehebrecherin und wird deshalb nicht in Gesellschaft geladen.

Ein Beispiel summarischen Verfahrens erlebten wir am Bärenflusse. Ein aus Monsieur Cabets Gemeinde in Nauvoo ausgewanderter Socialist hatte den Winter in der Salzseestadt zugebracht, und war im Frühjahr weiter nach Californien aufgebrochen. Er hatte eine Frau mit einem ungefähr zwei Jahre alten Kinde bei sich, die ihn gebeten hatte, sie mit nach dem Goldlande zu nehmen, indem sie ihm vorgestellt, wie der geistliche Würdenträger, mit dem sie »versiegelt« worden, ihr drei Jahre lang weder einen Besuch gemacht, noch etwas zu ihrem Unterhalte beigetragen habe; daß ferner ein junger Mann, dem sie sich verlobt, jetzt in Californien sei, und daß sie sich, wenn sie zu ihm gelangen könnte, nach den Gesetzen des Landes heirathen wollten. Das Herz des Socialisten war dadurch gerührt worden und er hatte ihr freundlich die Mittel zur Reise angeboten. So hatten sie etwa hundert Meilen zurückgelegt, als eine Schaar von Häschern aus Neujerusalem sie einholte und an sie die Forderung stellte, die junge Frau solle zu ihrem gesetzlichen oder angesiegelten Gemahl zurückkehren. Der Socialist fragte uns um Rath, was zu thun sei; aber die Uebermacht verbot jede Weigerung, und so mußte die Dame mit Widerstreben ihre Schritte zurücklenken.

Mehrmals wurden uns ähnliche Fälle bekannt, und so müssen wir den Schluß ziehen, daß die Regelung des neuen »Pluralitätsgesetzes« noch nicht vollendet ist, und daß die Tugenden, die man ihm zuschreibt, noch nicht in voller Blüthe stehen. Wir können indeß hinzusetzen, daß die Gemeinde durchaus den Anschein guter Sitten hat, so daß in den Vereinigten Staaten eine gleiche Anzahl Menschen schwerlich das Decorum besser bewahrt.«

Wir haben aber den Vorkämpfer der Vielweiberei in Deseret, den streitfertigen Pratt noch bei Weitem nicht alle Wendungen und Finten machen sehen, mit denen er, fortwährend die Bibel als Schild vorhaltend, die Angriffe auf seinen Glauben zu pariren und zu entkräften bestrebt ist. Wir müssen darum noch auf einen Augenblick zu ihm zurückkehren. Er stellt nach jener Idylle zur Vervollständigung des Bildes zunächst in Abrede, daß man unter den Mormonen wisse, was Eifersucht sei, und hält dann die patriarchalische Unschuld und Reinheit derselben mit der furchtbaren Sittenverderbniß in den großen Städten Amerikas zusammen, wobei er findet, daß die »heidnischen Nationen«, wenn sie glauben, daß den Heiligen mit der »celestial marriage« ein Splitter in's Auge gerathen sei, besser thun würden, an den Balken zu denken, der durch einen Blick auf die Hunderte von liederlichen Häusern in Neuyork und auf die neunzigtausend Prostituirten in London sehr deutlich in ihrem Auge sichtbar würde. Dann kommt er auf die Bedeutung der Heirath als einen Bund für alle Ewigkeit zurück, und weist mit einer geschickten Verdrehung des Spruchs, nach welchem die Auferstandenen weder freien, noch sich freien lassen, nach, daß diejenigen, welche sich nicht auf Erden auf die rechte Weise, d. h. durch den allein damit beauftragten Seher der Mormonen für den Himmel versiegeln lassen, im Jenseits selbst dann allein und einsam, ohne die geliebte Gefährtin leben werden, wenn sie durch ein frommes Leben sich einen gewissen Grad von Seligkeit verdienen. Alle Heirathen sind, wofern sie nicht von einer inspirirten Person eingesegnet sind, vor Gott ungiltig, alle aus solchen Ehen hervorgegangenen Kinder Bastarde, gleichviel ob die bürgerlichen Gesetze sie so ansehen oder nicht.

Wahrhaft classisch ist es, wie Pratt daraus, daß Jemand die Vermählung der Gatten für die Ewigkeit zugiebt, die Folgerung zieht, er müsse dann auch die Vielweiberei gestatten. Er sagt: »Gesetzt den Fall, Herr A. heirathet Fräulein B. für Zeit und Ewigkeit. Nun stirbt im Laufe der Zeit seine Frau, geborne B., indem sie verschiedene Kinder hinterläßt. Der Witwer A. heirathet nun ein Fräulein C. Frage: Wie will seine Braut C. einen Mann für alle Ewigkeit bekommen? Es liegt auf der Hand, daß sie in Zukunft entweder allein existiren oder mit Herrn A. sowohl für die Ewigkeit als für die Zeit verheirathet werden muß. Entschiede sie sich für das Letztere, so würde Herr A. am Morgen der Auferstehung zwei Weiber haben. Nun kann es aber geschehen, daß Herr A. so unglücklich ist, auch seine zweite Frau, geborne C., durch den Tod zu verlieren, und daß Verhältnisse ihn nöthigen, eine dritte Heirath mit Fräulein D. einzugehen. Er würde dann nicht weniger als drei Frauen haben. Möglich aber auch, daß Herr A. vor seiner Frau, geborne B. stirbt, und daß seine Witwe einen jungen Mann Namens C. blos für dieses Leben heirathet, da sie mit ihrem verstorbenen Gatten A. für alle Ewigkeit verbunden ist. Frage: Wenn Herr A. seine Frau nach der Auferstehung beansprucht, wie wird Herr C. dann zu einer Frau gelangen? Antwort: Er muß sich entweder ohne eine solche behelfen, oder schon in diesem Leben sich mit einer andern, die keine Verpflichtung für die Ewigkeit hat, verheirathen. In diesem Falle aber würde er schon während dieses Lebens zwei Frauen haben müssen.«

In der That, bei dieser Art Sophistik wird dem Leser zu Muthe, als ob in den Mormonen nicht blos die Zeiten der Erzväter, sondern auch die Tage wiedergekommen wären, wo man in Paris die tiefsinnigen Fragen zur Entscheidung zu bringen bemüht war, ob Christus die Welt auch in Gestalt eines Kürbis hätte erlösen können? Wie dann der Kürbis gepredigt haben müßte? Wie er am Kreuze ausgesehen haben und wie er gen Himmel gefahren sein würde.

Hören wir indeß unsern mormonischen Scholastiker weiter.

 

»Es ist häufig der Fall, daß weiblichen Wesen niemals ein Heirathsantrag von jungen Männern gemacht wird, denen sie so viel Vertrauen erweisen, daß sie sich mit ihnen für alle Ewigkeit verbinden möchten. Frage: Müssen diese Mädchen in der Ewigkeit ohne Gatten bleiben? Würde es nicht weit besser für jede einzelne von ihnen sein, wenn sie mit einem frommen, obgleich schon verheiratheten Manne wie Abraham vermählt wäre, als wenn sie für die ganze Ewigkeit vereinsamt bliebe? Würde es nicht eine bei Weitem größere Seligkeit für sie in sich schließen, die zweite, dritte oder vierte Frau, und dadurch in der Lage zu sein, eine endlose Nachkommenschaft zu gewinnen und sich mit ihrem Gatten aller der Herrlichkeit und Glorie seiner wachsenden himmlischen Königreiche zu erfreuen, als alle Ewigkeit hindurch in Gestalt eines bloßen Engels oder einer bloßen Magd, ohne Nachkommenschaft verharren zu müssen?

Und wiederum giebt es viele Witwen, deren Männer in Unglauben sterben. Diese Witwen können möglicherweise keinen Antrag auf Heirath von einzeln lebenden Männern erhalten. Soll für sie nicht Fürsorge getroffen werden? Und welches tugendhafte Weib würde es nicht vorziehen, die sechste oder siebente Frau eines Gläubigen zu werden, als in der zukünftigen Welt in alle Ewigkeit ohne die Segnungen der Ehe zu leben?

Und weiter: wenn (in diesen letzten Tagen vor dem Beginne des tausendjährigen Reichs) Volk gegen Volk und Reich gegen Reich sich erhebt und das Schwert vertilgend von einem Ende der Erde zum andern daherfährt, so werden viele Millionen von Vätern und Brüdern auf der Wahlstatt fallen, während die Mütter, Schwestern und Töchter zurückbleiben werden, um ihren Verlust zu betrauern. Was wird aus diesen Frauen werden? Antwort: Das Evangelium wird ihnen gepredigt werden und sie werden aus allen Völkern fliehen und zu den Heiligen Zions versammelt werden. Dann wird die Zahl der Frauen bei Weitem größer sein als die der Männer. Aber wie werden dann alle mit Männern für die Ewigkeit zu versorgen sein? Wir wollen diese Frage mit den Worten Jesaias beantworten. In jenen Tagen werden sieben Weiber einen Mann ergreifen und sagen: Wir wollen unser eigen Brot essen und uns von unserm Eignen kleiden, nur laß uns deinen Namen tragen, auf daß unsere Schande hinweg genommen werde. So sehen wir denn, daß die Schande, keinen Mann zu haben, größer sein wird, als die Schande von sieben Weibern, die zusammen einen Mann haben. Ja das letztere wird überhaupt kein Vorwurf, vielmehr ein Mittel sein, einem Vorwurfe zu entgehen. Als göttliche Einrichtung wird es mit Begier gesucht werden, gesucht sogar auf die Gefahr hin, daß die Frauen selbst für ihre Nahrung und Kleidung sorgen müssen.

Wie aber Ehelosigkeit für jedes weibliche Wesen eine Schande ist, so gereicht es auch einer Frau zum Vorwurfe, kinderlos zu sein. Auf alle Fälle ist es ein Unglück, da auf diese Art der Zweck der Ehe, das Menschengeschlecht zu mehren, nicht erreicht wird. Unfruchtbare Frauen aber können ihrer Unvollkommenheit abhelfen, wenn sie dem Beispiele der ebenfalls verschlossenen Leah folgen, welche Jakob ihre Magd Zilpah zum Weibe gab, worauf der Herr ihr Gebet erhörte und ihr einen Sohn schenkte. Ganz so wird der Herr auch noch heute thun den Frauen, die seinem Gesetze gehorchen.«

Wir übergehen die Beweise, die für diese Wahrheit aus der Bibel beigebracht werden, ebenso die Ausführung des Satzes, daß es Weibern nicht erlaubt ist, ihrerseits mehrere Männer zu haben, ebenso einige andere Behauptungen, die nur für den überaus gründlichen Pratt von Wichtigkeit sind, und kommen wieder auf den Text zurück, wo unser Dogmatiker nach weitläufiger Untersuchung der Leviratsehe, aus der ihm unwiderlegliche, aber bekanntlich unnöthige Beweise für das häufige Vorkommen der Vielweiberei unter den Juden hervorgehen, seinen Scharfsinn an der nicht weniger überflüssigen Frage übt, ob die ersten Christen nicht ebenfalls Polygamisten gewesen wären. Er zeigt, daß dem so gewesen, an einer Fülle von Sprüchen aus den Briefen Pauli, namentlich an dem, wo der Apostel dem Timotheus schreibt, ein Bischof müsse eines Weibes Mann sein. Wo dies nur von Bischöfen gefordert wurde, raisonnirt Pratt, war es den Laien und niederen Kirchendienern gestattet, mehrere Frauen zu haben. Den Bischöfen aber war es damals nur untersagt, weil die Zeitumstände nicht günstig dazu waren, und weil die Vorsteher der Kirche möglichst befreit sein mußten von der Sorge für eine starke Familie; durchaus nicht deshalb, weil es Sünde gewesen wäre, in Vielweiberei zu leben.

»Aber warum ist der Gebrauch, mehrere Frauen zu nehmen, von der christlichen Kirche nicht beibehalten worden?« fragt Pratt. »Wir antworten, es giebt kaum einen einzigen Zug des Urchristenthums, der die dunkle Zeit der Verderbniß überdauert und sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Wo sind jetzt die vom heiligen Geiste erfüllten Apostel der alten Christenheit? Wo ist die Fülle von Propheten hin, die einst so zahlreich in der christlichen Kirche aufstanden? Wo sind die Visionen, Offenbarungen, Weissagungen, die Erscheinungen dienender Engel, die Heilungen, die Wunder und die göttliche Gewalt hin, die ehemals die Kirche Christi auf Erden so verherrlichten? Ja, wo ist diese Kirche Christi selbst hin gerathen? Sie ist seit Jahrhunderten schon nirgends mehr auf der Erde zu finden. Und wenn alle die großen und glorreichen Grundzüge der christlichen Religion abhanden gekommen sind, wenn die Kirche selbst nicht bis auf unsere Tage fortgepflanzt worden, sondern in eine Menge von Secten zerfahren ist, von denen keine mehr Berechtigung zur Existenz hat, als die götzendienerischen Hindus, wie wäre da zu erwarten, daß das Gesetz der Vielweiberei, das in jener Urkirche galt, sich erhalten haben sollte. Kein Wunder, daß, wenn die wichtigsten Aemter, Gnadengaben und Segnungen des Evangeliums verschwunden sind, auch die Gebräuche der alten Christen untergingen!

Dieser Abfall vom echten Christenthume begann schon bei Lebzeiten der Apostel und äußerte sich unter Anderm in dem Verbote des Heirathens, einer der wirksamsten Lehren, welche der Teufel erfinden konnte, um die Grundlagen der Gesellschaft zu entwurzeln, das Volk Gottes ihres verheißenen Erbtheils an Kindern zu berauben, die Absichten des Allmächtigen auf Bevölkerung der Erde mit ihrem vollen Maße von Bewohnern zu hindern und die Menschheit in dieselbe traurige Lage wie die gefallenen Engel selbst zu bringen, welche nicht die Macht haben, ihre Herrschaft durch Vermehrung ihrer Art zu vergrößern. Dieser arglistige Versucher und seine Engel wissen sehr wohl, was sie durch ihren einstigen Ungehorsam verscherzt haben, und könnten sie die Menschen, die sie im Besitze des Verlorenen sehen, zum Verbote des Heirathens verführen, so würde es ihnen zu großer Genugthuung gereichen; denn wir würden dann, weiblos und kinderlos wie sie, und der Mittel beraubt werden, uns Königreiche im Himmel zu gründen. So versuchten sie alles Mögliche, die Menschheit zur Abschaffung der Ehe zu bereden, und es gelang ihnen nur zu wohl, wenn auch nicht vollständig. Da sie nicht die ganze Kirche zur Aufgebung des Heirathens gewinnen konnten, so wendeten sie sich an die abgefallene Priesterschaft und bestrebten sich, sie zur Ehelosigkeit zu nöthigen. Dies gelang, und ein Gesetz wurde erlassen, welches allen Priestern das Cölibat zur Pflicht machte. Desgleichen wurden Nonnenklöster erbaut, in denen weibliche Wesen für ihre ganze Lebenszeit eingeschlossen und dadurch verhindert wurden, das große und älteste Gebot der Mehrung ihres Geschlechts zu befolgen. Der nächste Schritt, den der Teufel that, war die Vereinigung dieser abgefallenen Kirche und Priesterschaft mit der weltlichen Gewalt. Auch dies brachte er bald zu Stande, und er sah sich jetzt mit doppelten Kräften bewaffnet. Was er früher mit den geistlichen Gerichtshöfen nicht völlig durchsetzen konnte, das erreichte er nunmehr mit dem Arme der bürgerlichen Obrigkeit. Hatte er zuerst den Priestern und Nonnen das Recht, sich zu vermählen genommen, so entriß er jetzt allen Mitgliedern der Kirche das Privilegium, mehr als eine Frau zu besitzen, und zerstörte dadurch eine göttliche Einrichtung, die in allen vorhergehenden Weltaltern unter heiligen Patriarchen, Propheten und Gottesmännern so erfolgreich gewesen war, das Volk Gottes zu mehren und zahlreich zu machen wie der Sand am Meere. Hätte er die Ehe ganz ausrotten können, so würde seine Rachgier volle Sättigung gefunden haben; denn (hier nähert sich die Naivität des guten Orson Pratt dem Gipfel der Komik) er entsann sich gar wohl, wie viel Schaden Abraham, Jakob, Moses, Gideon mit seinen zweiundsiebzig Söhnen, Elkanah, David und zahlreiche andere alte Polygamisten (unter denen man sich in dieser Beziehung wohl auch die zeugungskräftigen Götter des indischen Himmels, denen diese Theorie abgelauscht zu sein scheint, den Weiberfreund Zeus und den rüstigen Bewältiger der fünfzig Töchter des Thespios denken darf) ihm angerichtet hatten. Er entsann sich, wie Gott sich einen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt und den Kindern ihrer zahlreichen Weiber seinen Segen verheißen und versprochen hatte, sie zu vermehren wie den Staub auf Erden. Er entsann sich endlich, wie Christo, dem größten Feinde, den der Teufel besaß, diese göttliche Einrichtung so wohlgefallen hatte, daß er durch das Weib, von dem er sich gebären ließ, als Glied in eine lange Reihenfolge jüdischer Polygamisten eintrat.6 Der Teufel gedachte darum sein Müthchen an dieser heiligen Einrichtung zu kühlen und sie wo möglich ganz auszutilgen. Die Völker, die dem entarteten Christenthum anhingen, standen ihm in diesem boshaften Beginnen bei und erließen Verordnungen, welche die Vielweiberei in ihrer Mitte untersagten. So wurde das Gesetz Gottes, durch welches die zwölf Stämme Israels begründet wurden, und nach dem der Messias seine Erscheinung im Fleische bewerkstelligte, jenes Gesetz, welches den auserwählten Samen wie die Sterne am Himmel mehrte, und in welchem alle Nationen gesegnet werden sollten, jenes Gesetz, durch das dem kinderlos Verstorbenen sein Name durch endlose Geschlechter hindurch verewigt werden konnte – so wurde dieses heilige, göttliche Gesetz durch menschliche Maßregeln und Satzungen umgestoßen und abgeschafft. Möge das entartete Christenthum erröthen über seine tempelschänderischen Thaten, möge es sich in die Seele hineinschämen über seine engherzigen bigotten Gesetze!«

6Nach anderen Mormonen, z. B. Orson Hyde, einem der zwölf Apostel, huldigte Jesus der »divine institution« sogar durch die That, indem er sich bei der Hochzeit von Kana mit nicht weniger als drei Frauen auf einmal, mit den beiden Schwestern des Lazarus, Martha und Maria, und der andern Maria vermählte.