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Die Mormonen

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Um diese Materie oder vielmehr, um die Art, wie die Mormonen über diese Materie phantasiren, deutlicher zu machen, müssen wir dem Leser zumuthen, dem folgenden Auszuge aus Orson Pratts Abhandlung über die Präexistenz des Menschen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Es heißt da:

»Die Zahl der Söhne und Töchter Gottes, welche vor der Schöpfung dieser Erde im Himmel geboren wurden, ist uns nicht bekannt. Sie muß indeß außerordentlich groß gewesen sein, wenn wir die ungeheure Menge von Menschen betrachten, welche während der vergangenen sechs- oder siebentausend Jahre vom Himmel gekommen sind, um unsern Planeten zu bevölkern. Nehmen wir an, daß während eines Jahrhunderts etwa tausend Millionen Menschen auf Erden geboren werden und sterben, so würde das in sieben Jahrtausenden siebzigtausend Millionen geben. In der Urzeit gab es nun zwar bedeutend weniger Menschen, während des tausendjährigen Reiches aber werden unzweifelhaft weit mehr als gegenwärtig die Erde bewohnen. Siebzigtausend Millionen wäre demnach ungefähr die Zahl der Söhne und Töchter Gottes, welche im Himmel geboren und, weil sie sich in reinem Zustande erhielten, vom Vater würdig erfunden wurden, eine neue Welt zu bewohnen und dort, in fleischlichen Leibestempeln, in einen zweiten Zustand einzugehen. Man muß jedoch wissen, daß diese siebzigtausend Millionen nur zwei Drittel der großen gotterzeugten Geisterfamilie sind. Das letzte Drittel verblieb nicht im Stande der Unschuld, sondern lehnte sich auf und ward aus dem Familienkreise verstoßen. Sie blieben aber immerhin Gottes Kinder, und so beläuft sich die Gesammtmenge der letztern auf nicht weniger als hundertundfünftausend Millionen.

Die Zeit, welche zur Erziehung dieser Geister nöthig war, muß jedenfalls eine sehr lange gewesen sein. Einige der ältesten müssen Millionen von Jahren in ihrem Urzustande gewesen sein, ehe sie in das Erdenleben eingingen. Während dieser Periode haben sie unzweifelhaft Gelegenheit gefunden, über alle Gesetze des geistigen Daseins sich aufs Gründlichste zu unterrichten. Indem sie bei ihrem Vater wohnten und durch ihn in die Gemeinschaft der anderen Götter, seiner Brüder, eingeführt wurden, mußte es ihnen leicht werden, sich die gediegensten Kenntnisse anzueignen. Auf dieser Hochschule des Himmels lernten sie wahrscheinlich vor Allem, woraus Welten geschaffen, wie ihre Grundstoffe zusammengesetzt und wie sie regiert werden müßten. So viel sie aber auch Weisheit sammeln mochten, gab es doch etwas, worüber sie keine Belehrung empfangen konnten: sie konnten die Gefühle und Empfindungen sich nicht aneignen, welche Geister haben, wenn sie in Leibestempeln wohnen. Keine Sprache konnte ihnen davon auch nur die entfernteste Vorstellung geben. Es wäre gerade, wie wenn man von einem Menschen, der in einem dunklen Kerker geboren und erzogen worden, verlangen wollte, zu wissen, was das Sehen, was Licht, was Grün, Blau, Roth oder Gelb sei. Diese Empfindungen konnten die Geister nur durch Erfahrung kennen lernen. So können Geister in einigen Dingen den höchsten Grad des Wissens erreichen, während sie in andern vollkommen unwissend bleiben. Nun giebt es aber viele nur durch sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung zu erreichende Wahrheiten, ohne deren Besitz ein intelligentes Wesen nicht vollkommen glücklich sein kann, und daher ist es nothwendig, daß jene Geister Fleisch und Gebein anziehen und ein Menschenleben führen. Diejenigen, welche sich in ihrem ersten Zustande gehorsam bewiesen haben, bekommen Erlaubniß dazu; die, welche die Gesetze ihres Urzustandes verletzt haben, müssen in der Unvollkommenheit bleiben.

Mit jener Rebellion im Himmel aber verhielt es sich folgendermaßen. Im Anfang der Zeiten hielten die Götter unter dem Vorsitze ihres Vaters einen Rath im Himmel. In demselben kam die Schöpfung der Erde zur Sprache, und da Gott den Sündenfall der Menschen voraussah, so fragte er im Kreise seiner Söhne unter denen sich die beiden ältesten Christus und Lucifer, der Sohn des Morgens, befanden, wie dieselben zu retten und zu erlösen sein würden. Lucifer antwortete: »Siehe, sende mich hinab, ich will als Dein Sohn erscheinen und alle Menschen erlösen, sodaß keine Seele verloren sein soll; darum gieb mir deine Ehre!« Christus aber, der Eingeborene und von Anfang Erwählte, erwiderte: »Vater, Dein Wille geschehe, und Dein sei die Herrlichkeit in Ewigkeit«3. Gott der Vater beauftragte darauf Christum mit dem Erlösungswerke, und dies verdroß den Sohn des Morgens so sehr, daß er in offener Empörung gegen den göttlichen Willen ausbrach. Dabei riß er ein Drittel der Söhne und Töchter Gottes mit sich fort. Die andern zwei Drittel aber kämpften unter der Anführung Michaels des Erzengels mit ihm und seinen Schaaren, und das Ende dieses Kriegs im Himmel war, daß Satan, wie Lucifer jetzt hieß, auf die inzwischen »von den Göttern« geschaffene Erde hinabgeworfen wurde.

»Unter den Zurückbleibenden waren viele, die während des Kampfes sich parteilos verhalten und vielleicht sogar zu Satans Partei hingeneigt hatten, deren Sünden jedoch von der Art waren, daß sie durch Glauben an das zukünftige Leiden des Eingeborenen des Vaters und durch aufrichtige Reue und Besserung Vergebung erlangen konnten. Wären alle Zurückgebliebenen gleich treu und tapfer gewesen, woher sollte denn der Unterschied zwischen den Menschen, in die sie später verwandelt wurden, kommen? Alle Geister sind, wenn sie auf Erden anlangen, um einen Leibestempel zu beziehen, unschuldig, das heißt, wenn sie im vorherigen Leben Sünde begangen haben, so haben sie dafür Buße gethan und im Glauben an das Leiden des Lamms Vergebung erlangt. Was also ihre Seelenreinheit anbetrifft, so betreten sie diese Welt völlig gleich. Aber sie betreten sie unter verschiedenen Umständen. Die eine Classe kommt in die Leiblichkeit, wenn das Priesterthum und Reich Gottes auf Erden herrscht, und hat deshalb Gelegenheit das Evangelium zu hören und anzunehmen; Andere gelangen in Zeitaltern der Finsterniß in die Welt und werden in allerlei irrthümlichen Meinungen erzogen. Einige Geister nehmen Leiber in Geschlechtern des auserwählten Samens an, durch den das Priesterthum fortgepflanzt wird; andere fahren in die Leiber afrikanischer Neger oder in das Geschlecht Kanaans, dessen Nachkommen der Fluch traf, nie unter die Priesterschaft aufgenommen werden zu können. Wie kommt dies? Woher diese Ungleichheit, bei welcher die Einen Lichter und Herrscher der Kirche werden und die Fülle der himmlischen Herrlichkeit erreichen, während die Andern in aller Art von Ruchlosigkeit und Aberglauben erzogen werden, nicht eher als im Gefängnisse nach dem Tode das Evangelium hören und es nach der Auferstehung nicht zu himmlischer, sondern nur zu irdischer Glorie bringen? Die Antwort ist, daß die verschiedenen Umstände, unter welchen die Geister diese Erde betreten, ein Ergebniß des verschiedenen Verhaltens derselben im Urzustande vor diesem Leben ist, ganz ebenso wie unser Zustand nach diesem Leben nach dem Verhalten auf Erden bemessen sein wird.«

Kehren wir aber in die Zeit vor und während der Schöpfung der Erde zurück, so war, nachdem Satan mit seinen Engeln besiegt und die Klage um ihr »Wehe, er ist gefallen, er ist gefallen, der Sohn des Morgens« verhallt war, das erste große Werk der Götter, die Geister auf die neue Erde in Leiber von Fleisch und Gebein zu pflanzen, wo sie eine zweite Reihe von Prüfungen durchmachen und sich durch erfolgreiche Bekämpfung des Bösen zu gleicher Herrlichkeit mit dem Vater emporschwingen konnten. Der erste Leibestempel wurde aus dem Staube des Erdbodens geschaffen, der erste Geist, der in einem Leibe wohnte, war derjenige, welcher die Heerschaaren der Kinder Gottes gegen Satan und die abgefallenen Geister angeführt hatte und von der Schrift »Michael, der Alte der Tage mit Haaren wie Wolle« genannt wird. Er hieß als Mensch Adam. »Drei Jahre vor dem Tode Adams,« sagt eine Offenbarung Smiths, »rief derselbe Seth, Enos, Kainan, Mahalaleel, Jared, Enoch und Methuselah zu sich, welche Hohepriester waren, um ihnen seinen letzten Segen zu ertheilen. Dies war im Thale Adam-On-Diahman. Und der Herr erschien ihm und nannte ihn Michael, den Fürsten, den Erzengel. Und der Herr sprach Adam Trost zu und sagte zu ihm: Ich habe Dich als das Haupt der Menschen gesetzt, eine große Zahl von Völkern soll aus Dir hervorgehen, und Du sollst ihr Fürst sein ewiglich.«

Die Uebersetzung der Bibel, die wir gebrauchen, ist nach Smiths Erklärung ungenau. Erstens wurden Pflanzen und Thiere in der Schöpfungsperiode der sechs Tage nicht geschaffen, sondern nur vorbereitet oder wie die Mormonen sich ausdrücken, »geistig geschaffen.« Zweitens ruhte Gott am siebenten Tage nicht, sondern schuf den Menschen leiblich, dann Eva und die Thiere. Drittens sind unter den Tagen nicht unsere vierundzwanzigstündigen, sondern Gottestage, die nach den Umdrehungen des Planeten Kolob gemessen waren und tausend Jahre umfaßten, zu verstehen. Als die Erde, die Thiere und Pflanzen und alle Dinge vollendet waren, nannte der Herr das Ganze »sehr gut.« Und so war es in der That. Das trockene Land war eine einzige ungeheure Insel inmitten eines einzigen ungeheuren Meeres. Es war eine schöne Ebene mit sanft anschwellenden Hügeln und lieblichen Thälern. Der Wechsel von Hitze und Kälte, Trockenheit und Nässe war regelmäßig und durchaus angenehm. Auf blumigen Auen schwebte ein süßer Duft und die ganze Schöpfung hauchte Gesundheit, Frieden und Freude. Der Mensch sprach Angesicht zu Angesicht mit Gott und kannte gleich allen Thieren den Tod nicht. Ein Fluidum strömte wie jetzt das Blut durch seine Adern, wodurch sein Leib vor dem Vergehen bewahrt wurde.

 

Nun wuchs aber im Garten Eden ein Baum, dessen Früchte die Eigenschaft hatten, dieses Fluidum zu verderben, es in sterbliches Blut zu verwandeln. Adam, der bei seinem Eingehen ins Fleisch alles sein früheres Wissen von Gut und Böse verloren hatte, ließ sich vom Satan verführen, von dieser giftigen Frucht zu essen, und so verlor er die Unsterblichkeit, tauschte aber durch seinen Fall ein Wissen für den Verlust ein, das Wissen nämlich von Schmerz, Leiden und Tod, welches zu seiner Vollkommenheit nothwendig war, sodaß man sagen kann, der Fall sei zugleich ein Steigen, der Verlust zugleich ein Gewinn gewesen. Die Folgen allerdings waren zunächst trauriger Art, und zwar nicht blos für den Menschen, sondern auch für die Erde. Dieselbe seufzte mit dem ungehorsamen Paare unter ihrer Bürde von Disteln und Dornen, und die Sünde zeugte andere Sünde, bis der Herr als Rächer und Reiniger auftrat, und allen Unrath mit Wasser von der Erde schwemmte. Als Merk- und Denkmal dieser Katastrophe blieb die Erde nach der noahischen Fluth in verschiedene Theile zerrissen, zwischen die sich der Ocean drängte. Durch Christus wurde ein Versuch gemacht, die Menschen und die Erde in ihre Ursprünglichkeit zurückzuführen. Das verlorene Priesterthum wurde wiederhergestellt und zwar zunächst auf dem östlichen und hiernach auf dem westlichen Continente. Eine Fülle göttlicher Kräfte ward ausgegossen über die Menschheit. Allein dieser gottselige Zustand erhielt sich weder hier noch dort. In Amerika kamen große Strafgerichte, Erdbeben, Pestilenz und Krieg über die Abtrünnigen. In Asien und Europa gingen wenigstens alle Charismata der urchristlichen Zeit verloren. Da endlich, im Jahre 1827 erbarmte es den Herrn, und er verlieh dem von ihm erweckten Propheten das Priesterthum der Ordnung Melchisedek aufs Neue und beauftragte ihn, die rechte Kirche wieder aufzurichten und die Welt dadurch vorzubereiten auf die Wiederkehr Jesu Christi und sein tausendjähriges Reich, dessen Eintritt nahe bevorsteht.

Sechstes Kapitel.
Noch ein Wort über die Natur des Menschen. – Seelenwanderung und Auferstehung. – Die Gnadengaben und Gnadenmittel der erneuerten Kirche. – Die Art des Gottesdienstes in Deseret. – Ein Mormonenconventikel in Dayton. – Die Priesterschaft Aarons und Melchisedeks

Wir sind im Vorhergehenden vorzüglich den Abhandlungen Orson Pratts gefolgt, der als Hauptdogmatiker der Secte gilt und in der That nicht ohne eine gewisse Begabung ist, auch ziemlich gute Kenntnisse in verschiedenen Zweigen des Wissens zu besitzen scheint. Das schließt indeß nicht aus, daß hin und wieder andere Mormonen abweichenden Meinungen huldigen. So heißt es denn z. B. in der letzten Predigt Smiths, daß der Mensch nicht geschaffen, sondern erzeugt sei, daß jeder Einzelne als Geist oder Gott im Himmel die Wahl habe, auf die Erde herabzusteigen und durch Annahme eines Leibes sich größere Herrlichkeit zu erwerben, als die himmlische. Wenn der Geist Besitz von seinem Leibestempel nimmt, so entsteht ein Mensch oder eine lebendige Seele. Diese ist eine Dualität, zusammengesetzt aus gröberer Materie oder Leiblichkeit, und feinerer oder Geist. Letzterer durchdringt und belebt die erstere. Er ist sterblichen Augen nur durch ein Wunder sichtbar, der Schwerkraft nicht unterworfen, und dennoch Materie. Er geht durch den Körper wie das elektrische Fluidum durch die Erde. Er ist trotz seiner feineren Natur doch substantieller und dauerhafter als der Leib, ja er ist unsterblich wie Gott selbst. Der Tod »scheidet ihn vom Körper nur zu einem nützlichen Zwecke; dann aber wacht der Geist über jedes Theilchen seines geliebten einstigen Wohnsitzes, bis das Werde der Auferstehung ertönt, den Geist wieder mit dem Leibe bekleidet und den Menschen auf diese Weise zum Gotte erhebt.« Diese Götter, in welche die auferstandenen Frommen verwandelt werden, haben die Macht, für sich einen neuen Planeten zu schaffen und denselben zu bevölkern. Dies wird als »die Gewalt endloser Lebensspendung« bezeichnet. Die Ungehorsamen und Ungläubigen dagegen werden im Himmel »nur einer geringen Herrlichkeit theilhaft werden,« sie werden den himmlischen Königinnen die Schleppe tragen, Holzhacker, Schuhputzer, Küchenjungen u. s. w. sein; denn die zukünftige Welt ist nur die verklärte Wiederholung der jetzigen.

Ferner heißt es im Widerspruche mit dem Obigen, Adam sei nach einer Voraussehung Gottes oder nach einer nothwendigen Bestimmung der Heilsökonomie gefallen und habe den Apfel mit vollem Bewußtsein der daraus sich ergebenden Folgen gegessen. Es soll dies geschehen sein, auf daß künftighin sterbliche Leiber von Weibern geboren würden, um Wohnungen für die Geister zu sein. Entspricht ein solcher vom Himmel gestiegener Geist seiner Bestimmung nicht, kommt er den von ihm gehegten Erwartungen nicht nach, besteht er die Prüfungszeit nicht, verscherzt er, wie der Kunstausdruck lautet, sein Erbe durch üble Aufführung, so wird ihm nach seinem Ableben ein geringerer Leibestempel und eine niedrigere Daseinsstufe angewiesen. Ist er auch auf dieser nicht gehorsam, so verbannt ihn Gott auf eine noch niedrigere, und so fort, bis er sich fügt und zur Unterwerfung unter das Gebot des Herrn zurückkehrt, worauf ihm gestattet wird, Grad für Grad wieder emporzuwachsen in die Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Ein Beispiel dazu bildet die Geschichte, die einst mit einem ihrer größten Heiligen sich ereignete. Er war in Zweifel verfallen und dachte bereits an den Austritt aus der Kirche. Da erschien eines Tages ein Bote aus der Höhe vor ihm und warnte ihn vor der Gefahr, die ihm drohte. Es stehe ihm nämlich, sagte der Engel, nichts Geringeres bevor, als ein baldiger Tod und nach diesem die Verbannung seines Geistes in einen Negerkörper. Nur durch sofortige Umkehr auf den rechten Weg könne er sich davor schützen. Der fromme Mann erschrak und ging in sich; denn ein Schwarzer kann nach ihrer Lehre, wie erwähnt, nicht zum Priester geweiht werden, muß allerwärts, auch jenseits eine dienende Stellung einnehmen und hat im Himmel nur auf einen geringen Theil von Seligkeit und Herrlichkeit Anspruch. Er stellt die tiefste Stufe der Menschheit dar. Bedeutend höher steht die kupferfarbene Race. Die Rothhäute sind nur auf Zeit zu der unschönen Farbe verdammt, und der Tag wird kommen, wo sie, in ihre Rechte wieder eingesetzt, würdig sein werden ihrer Abkunft vom Samen Abrahams. Sind diese Stufen der Erniedrigung nicht hinreichend, den rebellischen Geist zur Umkehr zu veranlassen, so wird er in ein Thier verwiesen, und so mag es nicht ungehörig sein, wenn ein tückisches Pferd, ein bissiger Hund oder eine zornige Otter Einem zu Leibe geht, sich zu erinnern, ob in der Bestie nicht vielleicht ein ungehorsamer Geist seine Straf- und Prüfungszeit verbüßt.

Mit dem Satan und seinen Engeln konnte ein solcher Reinigungsproceß nicht vorgenommen werden, da sie »nicht in der Leiblichkeit sündigten.« Der einstige Sohn des Morgens ist nach den Mormonen überhaupt nicht so schlimm, als er gemeiniglich angesehen wird. Er besitzt noch gar manche seiner früheren nobeln Eigenschaften und ist noch immer Miltons: »Archangel ruined and a perfect gentleman.« Die Anekdoten indeß, die unter den Heiligen über diesen »vollendeten Gentleman« umlaufen, wollen nicht recht zu unseren Begriffen von einer würdigen und anständigen Haltung passen, ja er beträgt sich bisweilen recht ungezogen und rüpelhaft.

Sidney Rigdon, der würdige Mitstifter der Secte, wußte davon ein nichts weniger als erbauliches Lied zu singen. Er lag eines Abends im Bette und schlief, als ihn plötzlich eine so gewaltige Hand beim Genick packte und schüttelte, daß er sofort inne wurde, wie er es mit keiner irdischen Gewalt zu thun habe. Es war kein Geringerer, als Seine höllische Majestät. Aber nicht zufrieden damit, den unseligen Rigdon so unsanft geweckt zu haben, machte er sich nun daran, seinem Opfer die Bettdecke wegzuziehen und es auf das Abscheulichste durchzuprügeln. Dann ergriff er Ehren Rigdon bei den Füßen, schleppte ihn aus der Kammer und, unbekümmert darum, daß das graue Haupt aufs Jämmerlichste auf jede Stufe aufschlug, die Treppe hinab vor das Haus, wo er ihn in den Rinnstein warf und sodann »wie ein Dampf« verschwand. In dieser Weise mishandelte er Rigdon zwei Nächte hindurch. Böse Zungen zwar wollten behaupten, es könnte eine menschliche Hand im Spiele gewesen sein, etwa ein Schabernack liebender Mormonenjüngling. Aber diese Vermuthung wurde mit spöttischem Lächeln als ungereimt abgewiesen. Hatte man sich doch nach dem ersten Male genau nach der Farbe der Haare, den Gesichtszügen und anderen Erkennungszeichen, an denen Smith seine Jünger den bösen Feind zu entdecken gelehrt, erkundigt, und stimmte doch Rigdons Beschreibung bis in die geringsten Einzelheiten.

Der Körper der Auferstandenen wird vollkommen derselbe sein, den sie im Leben hatten. Nur das Blut wird fehlen, wie es im Körper des auferstandenen Christus fehlte, welcher das Vorbild aller Menschen ist. Aber ganz so wie der Mensch gehen auch die Thiere und Pflanzen einer Auferstehung und Erhebung in die himmlische Herrlichkeit entgegen. »Wenn die Welt erlöst wird, so ist die Pflanzen- und Thierschöpfung in diesen Vorgang eingeschlossen; denn auch sie hatten ja eine geistige Existenz vor der leiblichen auf Erden. Wenn die Pflanze in den himmlischen Boden gesenkt wird, so zieht sie ihre Nahrung aus demselben, und das Fluidum, das sie auf diese Art einsaugt, circulirt durch die Poren und Zellen des Pflanzenleibes, bewahrt denselben vor Verwitterung und Fäulniß und erzeugt einen geistigen Samen, welcher gepflanzt zu einem geistigen Halme, Strauche oder Baume erwächst, der sich darin von der väterlichen Pflanze unterscheidet, daß er keinen Leib hat. Diese geistigen Pflanzen oder diese Pflanzengeister werden aus dem Himmel auf die Erde geschickt, wo sie Leiblichkeit gewinnen und gleich den Thieren zu Nahrung für einen Theil der animalischen Schöpfung werden. So sind denn« – schließt Orson Pratt diese treffliche Beweisführung – »die Geister sowohl der Pflanzen als der Thiere Sprößlinge männlicher und weiblicher Aeltern, welche von den Todten auferweckt und mit der Welt, auf der sie wohnten, aus einem gefallnen Zustande erlöst worden sind.«

Hiermit möge unsere Blumenlese aus der Metaphysik der Mormonen beschlossen sein. Ein Urtheil darüber ist unnöthig, und wir können uns sofort zu begreiflicheren und näherliegenden Dingen wenden.

Die Gnadengaben, in deren Besitz die Latterday-Saints zu sein sich rühmen, und deren Vorhandensein sie als eine Art Zeugniß Gottes für die Wahrheit ihrer Lehre und die Echtheit ihrer Kirche ansehen, bestehen, wie bereits bemerkt, in der Gabe der Weissagung (die indes auf den Seher und Offenbarer beschränkt ist), in Heilungen durch Handauflegung, Austreibungen von bösen Geistern aus Besessenen, von denen namentlich in Wales ganze Rudel – beinahe so viele wie in Weinsberg – spukten, im Reden in Zungen und in der Deutung dieser modernen Glossolalie. Diese Erscheinung, welche sich über alle Heiligen erstreckt, während die übrigen sich auf die Priester beschränken, und welche auch bei anderen Secten Amerikas bisweilen vorkommt, ist, wenn man die Erzählung vom Pfingstwunder in der Apostelgeschichte wörtlich nimmt, nicht dieselbe, welche die Jünger befähigte, der vor ihrem Hause versammelten vielzüngigen Menge in verschiedenen Sprachen den Wahn zu benehmen, sie seien voll süßen Weines. Es ist vielmehr im besten Falle eine Art Stammeln, Lallen oder Gurgeln ohne Sinn und Verstand, hervorgegangen aus krankhafter Gemüthsaufregung, zuweilen ähnlich dem Phantasiren von Fieberkranken, mitunter eine Folge unzusammenhängender englischer oder indianischer Worte, häufiger aber ein bloßes Ausstoßen willkürlich zusammengeworfener Vocale und Consonanten. Der in Zungen Redende selbst weiß nicht, was für Ideen er damit ausgesprochen hat. Aber Andere wissen es um so genauer, und oft erfährt die erstaunte Zuhörerschaft durch diese Dolmetscher die wundersamsten Dinge. Wie man aber zu zweifeln Grund hat, daß die Theologen der Secte in ihren Schriften und Predigten immer ehrliche Phantasten gewesen sind und nicht auch manchmal, ja häufiger absichtlich und zweckbewußt den Unsinn zusammengehäuft haben, den wir bei ihnen finden, so wird auch mit dem Reden in Zungen mancherlei Täuschung getrieben werden. Smith liebte es, seine Predigten damit zu schmücken, und das Folgende klingt fast wie eine Anweisung zum Betrügen. »Wenn Jemand sich zum Sprechen in der Gemeinde gedrungen fühlt« – sagt der Prophet – »aber keine Worte findet, die Gedanken seines Herzens auszudrücken, so muß er sich getrost auf seine Füße erheben, sich im Glauben an Christum anlehnen, seine Lippen öffnen und in irgend einer beliebigen Tonart und Weise einen Gesang hören lassen. Der Geist des Herrn wird es dann zur Rede machen und einen Dolmetscher dazu schaffen.«

 

Diese Verheißung erfüllte sich bei der folgenden Anekdote, wenn auch der Dolmetscher, den der Herr schaffte, nicht ganz genau das Rechte getroffen haben dürfte. In einer ihrer Versammlungen sprang ein vom heiligen Geiste ergriffnes Weiblein auf, sprach in Zungen und schrie: »Melai, Melei, Meli!« Dies wurde von einem jungen Manne, der in sich die Gabe des Dolmetschers empfand, sofort mit: »My leg, my tigh, my knee« (Mein Bein, mein Schenkel, mein Knie) übersetzt. Man forderte ihn vor den hohen Rath und klagte ihn der Sünde wider den heiligen Geist an. Er blieb aber hartnäckig bei seiner Behauptung, daß seine Deutung die richtige sei, und so mußte man ihn ohne Strafe lassen. Man ermahnte ihn indeß, auf der Hut zu sein, daß der Satan ihn nicht in seinen Schlingen fange.

Von den Gnadenmitteln oder Sacramenten kennen die Mormonen nur Taufe und Abendmahl. Die erstere muß durch Untertauchung des Täuflings vollzogen und durch Handauflegung vollendet werden, sonst ist sie eine leere Ceremonie. Sie hat ferner zu dem Zwecke der Vergebung der Sünden stattzufinden, ein Zweck, der bei der Handlung zu nennen ist. Sodann hat nur die aus der Hand von Mormonenpriestern der Ordnung Melchisedek empfangene Taufe die Wirkung eines Sacraments. Die Kindertaufe wird verworfen. Man nimmt an, daß der Mensch im achten Lebensjahre zurechnungsfähig werde. Dann müssen die Eltern das Kind taufen lassen.

Ein seltsames Seitenstück zu den Seelenmessen der katholischen Kirche ist das mormonische Institut der »Taufe für die Verstorbenen.« Die Berechtigung zu dieser Ceremonie entnehmen sie aus einer Bibelstelle, wo der Apostel nach der Auffassung der Mormonen die Frage aufwirft: »Was anders sollen die thun, welche für die Todten getauft sind, wofern die Todten nicht auferstehen? Warum dann sind sie für die Todten getauft?« Joseph Smith behauptet darauf hin: »Jedermann, der einen Freund in der ewigen Welt hat, kann ihn erlösen, es wäre denn, daß er die eine Sünde begangen hätte, die nicht vergeben wird. So könnt Ihr sehen, wiefern Ihr Erlöser sein könnt: denn der Apostel sagt: Sie ohne uns vermögen nicht zur Vollkommenheit zu gelangen.«

Das Nähere der Sache aber ist Folgendes: Die Mormonen glauben, daß Niemand ohne in gebührender Weise getauft zu sein, in's Himmelreich eingehen könne. Nun kann aber ein Heiliger den Wunsch hegen, auch diejenigen seiner Freunde und Verwandten einst bei sich zu sehen, welche entweder durch Ungunst der Umstände oder weil sie das Sacrament misachteten, ohne echte und wahre Taufe aus der Welt gegangen sind. Dies wird dadurch erreicht, daß sie sich stellvertretend für jene taufen lassen. Die Jenseitigen befinden sich in einem Prüfungszustande, ähnlich dem Fegefeuer der Katholiken. Sie haben bereut und Buße gethan und sehnen sich nach dem unerläßlichen Ritus der Untertauchung in Wasser zur Vergebung der Sünden. Daher erwächst die Pflicht ihrer Verwandten auf Erden, sich dieser Ceremonie für sie zu unterziehen. Sie befriedigen damit den Wunsch der Abgeschiedenen und erwerben sich zugleich das Verdienst, Mehrer des Reichs Gottes zu sein. So geschieht es, daß Einzelne wohl ein Dutzend Mal getauft sind, einmal für den Vater, dann für die Mutter, dann für die Großältern, dann für die unbekannten Vorfahren bis hinauf zu dem Urahn, von dem man annimmt, daß er noch in heiliger priesterlicher Zeit gelebt habe. Andere wieder werden dabei von dem Hinblicke auf die Macht geleitet, welche sie sich dadurch erwerben, und so lassen sie sich auch für Todte taufen, welche nicht zu ihrem Geschlechte gehört haben. Es heißt nämlich, daß alle die, welche von dem Stellvertretend-Getauften auf diese Weise erlöst worden sind, künftig bei der Auferstehung zu dem Haushalte und Gefolge desselben gehören werden. Derselbe, der auch als »Pathe« (sponsor) bezeichnet wird, wird zuerst aus seinem Grabe steigen und dann thun wie Christus vor der Gruft des Lazarus that, d. h. er wird jene aus dem Todesschlafe rufen. Dann aber wird er als der Vornehmste unter ihnen über sie als Patriarch herrschen, und sein Rang unter den Göttern und königlichen Heiligen wird sich nach der Zahl derer richten, welche er erlöst hat.

Das heilige Abendmahl wird »zur Erinnerung an den Leib und das Blut des Sohnes« genossen, auf das die Heiligen »allezeit seiner eingedenk seien und seine Gebote halten, und damit sie stets seinen Geist bei sich haben.« So wenigstens drückt sich das Buch Mormons aus. Brot und Wein sind als Symbole zu gebrauchen wie in der reformirten Kirche. Durch eine Offenbarung jedoch wurde es verboten, sich des von den »Heiden« gebauten und gekelterten Weines zu bedienen (dies geschah aber erst in Deseret und zwar zu einer Zeit, wo Wein, wie alle anderen Luxusartikel, selbst Kaffee und Zucker, kaum zu bekommen war, und die »Offenbarung« war nur ein Hilfsmittel, gewissenhafte Leute, die es mit der Form der kirchlichen Ceremonien bis aufs Pünktchen genau zu nehmen gewohnt waren, zu beschwichtigen), und so trinken die Mormonen »bis sie sich Wein von selbstgebauten Reben verschaffen können,« Wasser statt des Saftes der Traube. Denn »es ist gleichgiltig, was ihr essen und was ihr trinken werdet, wenn ihr das Sacrament genießet; wenn ihr es nur so genießet, daß ihr die Augen blos auf meine Herrlichkeit richtet; darum so sollt ihr keinen Wein trinken, es sei denn, er wäre von euch selbst gekeltert«, sagt jene Offenbarung. Man feiert in Folge dessen die Communion in der Art, daß die Bischöfe unter den Sonntags im Bethause Versammelten mit Brot und einem Wasserkruge, woran ein Glas oder Blechbecher hängt, herumgehen und Jedem auf seinem Sitze das Sacrament anbieten. Es ist Sitte, dieses Anerbieten nicht abzulehnen, und so genießen die Mormonen das Abendmahl alle Sonntage.

Nachdem hinreichende Zeit verflossen ist, um den Tempel in Zion zu vollenden, können Taufen für die Todten nur noch hier und in Jerusalem (dem in Palästina) stattfinden. Im Hause des Herrn wird ein gewaltiges Taufbecken aufgestellt werden; »denn diese Taufe wurde vor der Erschaffung der Welt eingesetzt, und anderswo, sagt der Lord unser Gott, kann sie mir nicht wohlgefällig sein; denn in ihr sind die Schlüssel des heiligen Priesterthums verordnet, auf daß ihr empfanget Ehre und Herrlichkeit« (Book of Doctrine and Covenants). Der Tempel hat überhaupt in gewisser Beziehung sacramentale Bedeutung, ja man kann nach der gewöhnlichen Definition des Begriffs Sacrament selbst das Wohnen in Deseret als eine Art Sacrament betrachten. Die sechste allgemeine Epistel der Präsidentschaft an die Heiligen in aller Welt fordert dieselben auf das Dringendste zur Einwanderung nach ihrer wahren Heimat, zur Entrichtung des Zehnten und zum Baue des Tempels auf. Es heißt darin: »Um für einen himmlischen Himmel vorbereitet zu sein, bedürfen sie eines irdischen Himmels, und wenn Einige die Gnadenmittel sich verschaffen, ohne alle die gebührenden Zehnten entrichtet zu haben, so wird ihnen Jesus einst erklären, daß sie Diebe und Räuber sind, die einen anderen als den verordneten Weg herangestiegen sind. Die Errichtung des Tempels ist so nothwendig für das allgemeine Heil, als die Taufe für das Heil des Einzelnen nothwendig ist. Die Stimme des guten Hirten aber ruft fortwährend: Kommt heim, alle ihr Heiligen!«

Die Offenbarungen, welche der »Seher« von Gott durch seine Engel empfängt, betreffen gegenwärtig nur die allgemeinen Angelegenheiten, beziehen sich aber auf Weltliches sowohl wie auf Geistliches. Sie werden aufgezeichnet, um im rechten Augenblicke der Kirche verkündet zu werden, wenn die Brüder fähig sind, sie zu ertragen; denn »Viele würden sich verletzt fühlen und der Wahrheit den Rücken kehren, wenn sie ihnen plötzlich auf ein Mal mitgetheilt würde.« Einzelne empfangen Offenbarungen in Bezug auf ihre Privatangelegenheiten. Diese sind durch »Gebet in mächtigem Glauben« zu erlangen, jedoch nur »wenn natürlicher Scharfsinn, verstärkt durch Fleiß und Nachdenken nicht im Stande gewesen ist, die erforderliche Auskunft zu gewinnen; denn wo Gott auf natürlichem Wege wirken kann, thut er kein Wunder.«

3Nach einer andern Version versprach Lucifer den Menschen in seinen Sünden zu erlösen, während Christus ihn von seinen Sünden erlösen wollte.