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Pocahontas

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Smith ist tief bewegt von dieser Hingebung und Aufopferung. Aber er findet nicht einmal Gelegenheit, ihr zu danken, und er sucht kaum diese Gelegenheit. Noch immer beherrscht ihn dasselbe Gefühl scheuer Ehrerbietung und Zurückhaltung. Oder will und kann er sie nicht lieben? Ist sein Herz in England gefesselt? Er hat es nie gestanden.

Unterdessen hat er seine Aufgabe vollendet. Die Gründung der Kolonie ist gesichert. Aus England sind neue Arbeiter angekommen und unter ihnen tüchtige Männer. Virginien bedarf jetzt nur des zähen, ausdauernden Fleißes, nicht mehr der Verwegenheit, der Seelenstärke unsers Helden. Das Schicksal selbst setzt ihm ein Ziel. Eine Pulver-Explosion verwundet ihn so gefährlich, daß die schwache ärztliche Hülfe der neuen Pflanzstadt ihn nicht retten kann. Er kehrt nach England zurück, um sich von seinen Wunden heilen zu lassen, und um erst nach Jahren und unter anderen Verhältnissen nach Neu-England zurückzukehren.

Aber noch ist das Schicksal seiner Retterin nicht erfüllt. Pocahontas ist von der Vorsehung dazu ausersehen, der Bote des Friedens zwischen den weißen und rothen Männern zu sein und das schwache Band zu befestigen, das zwischen den Kindern der alten und der neuen Welt angeknüpft worden.

Sie hat Smith nicht wiedergesehen. Man hat ihr gesagt, daß er todt sei, und sie ist nicht nach James-Town zurückgekehrt.

Da wird sie eines Tages, als sie sich von dem Wigwam ihres Vaters entfernt hat, von einem Streifcorps der Engländer entdeckt. Man erkennt in ihr Pocahontas, die geliebte Tochter des mächtigen Powhattan, und da neue Zwistigkeiten ausgebrochen sind, so erscheint sie als ein willkommenes Unterpfand des Friedens. Sie wird nach James-Town geführt, um dort als Geißel zu bleiben.

Powhattan jedoch, entrüstet über den Raub, fordert seine Tochter zurück oder droht den Engländern mit ewigem Kriege. Da erledigt eine seltsame Fügung die hereinbrechende Gefahr.

Unter den Kolonisten befindet sich ein junger Mann, John Rolfe, ein liebenswürdiger und tapferer, aber ehrlicher und besonnener Engländer. Puritanische Glaubensskrupel haben ihn bewegen, sein Vaterland mit der neuen Welt zu vertauschen. Er sieht Pocahontas, und in seinem unerfahrenen Herzen erwacht zum ersten Male die Flamme der Liebe. In einem seltsamen und wunderlichen Gemisch kämpfen nun Frömmigkeit und Leidenschaft in seiner Seele. Schlaflos verbringt er die Nächte auf seinem Lager, und während ihn die Liebe zu der holden Indianerin hinüberzieht, quälen ihn die Zweifel seines frommen Gewissens, martert ihn der Gedanke, daß seine Wahl auf die Tochter eines »barbarischen Geschlechtes und eines verfluchten Stammes« gefallen, und daß Gott die Kinder Levi’s und Israel’s rächend heimgesucht, weil sie sich mit fremden Weibern eingelassen.

Endlich aber dämmert ein Hoffnungsstrahl in seiner Seele auf. Pocahontas muß Christin werden.

Kaum hat er diesen Gedanken gefaßt, als seine erhitzte, religiös entflammte Phantasie ihm denselben als eine göttliche Eingebung vorspiegelt. Im Wachen und im Traume glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm zuruft, Pocahontas zu bekehren. Wie leicht ist es für ein liebendes Herz, sich selbst zu täuschen! Schon ist Rolfe davon überzeugt, daß nicht seine Leidenschaft, daß nur die Stimme Gottes ihn treibt, und mit dem vollen Eifer religiöser Schwärmerei beschließt er, Pocahontas zu bekehren.

Er spricht mit ihr. Er ist ein schöner Mann und ähnelt Smith. Er ist, wie jener, hoch und schlank, blondlockig, und zwei blaue Augen blicken, wie bei John, sanft und ernst auf die junge Indianerin nieder. Sie erinnert sich augenblicklich des todtgeglaubten Geliebten, und mit der Erinnerung mischt sich ein zärtliches Gefühl für denjenigen, der dem Ideal ihrer vergangenen Jahre ähnlich sieht. Aufmerksam lauscht sie den beredten Worten John Rolfe’s. Ihr Herz wird angesprochen, und bald ahnt auch ihr Geist die Mysterien der christlichen Religion. Es ist die Religion der Liebe, und sie wird ihr von liebenden Lippen gepredigt. Nach kurzer Frist steht sie in der kleinen Kirche von James-Town, die aus Fichtenstämmen gezimmert ist, entsagt öffentlich dem Götzendienst ihres Landes, bekennt sich zum Glauben an Jesum Christum und wird getauft.« Bald darauf gelobt sie ihrem Gatten Rolfe in englischer Sprache und nach dem Ritus der anglikanischen Kirche ewige Treue. Der Bund zwischen England und Amerika ist geschlossen. Virginien hat seine schönste Perle als Unterpfand der Treue gegeben.

Pocahontas ist eine liebevolle, treue Gattin, eine zärtliche Mutter. So lange sie unter den Europäern weilt, schweigt alle Zwietracht zwischen den weißen und rothen Männern. Die braune Tochter Virginiens wird von den Weißen als ein Wesen höherer Art bewundert. Ihr Ruf dringt bis nach England. Man will sie dort bei Hofe sehen, und John Rolfe entschließt sich, mit seiner Gattin nach England zu reisen. Ihr Oheim Vitomotomakkin begleitet sie.

In England angekommen, erregt sie sogleich das Staunen und die Bewunderung Aller, die sich zu ihr drängen. Sie entzückt alle Herzen durch ihre einfache Liebenswürdigkeit, durch die natürliche Anmuth, mit der sie sich ruhig und selbstbewußt inmitten einer ihr. ganz fremden Welt bewegt. Sie schwebt über die Straßen, durch die Zimmer mit demselben leichten Schritt, mit demselben Lächeln, mit dem sie durch die Wälder Virginiens eilte. Selbst ihre Ueberraschung, ihre Neugierde sind anmuthig naiv. Sie ist die Grazie selbst; sie ist in der That ein Wesen aus einer andern Welt.

John Smith verwendet sich in einer Bittschrift für sie bei der Königin, und Mylady Delaware erhält den Auftrag, der jungen indianischen Prinzessin als Gesellschafterin und Führerin zu dienen. Auch bei Hofe wird sie bewundert und oft eingeladen. Die Würde, mit der sie sich überall zeigt, das Maßvolle ihres Wesens machen einen so großen Eindruck auf Alle, die sie sehen, daß man eine Zeit lang den Gedanken faßt, sie von Rolfe zu trennen und mit einem hochgeborenen Engländer zu vermählen. Reich beschenkt, geehrt wie eine Prinzessin von Geblüt, will sie endlich England verlassen, um nach der Heimath zurückzukehren, die sie doch nicht vergessen kann.

Aber vorher ist ihr noch eine schwere Prüfung aufbewahrt, eine Prüfung, die ihr Herz bricht. Man sagt ihr, daß Smith lebe, daß sie ihn sehen könne. Sie erschrickt, sie ist im tiefsten Innern des Herzens verwundet. Sie hat ihn todt geglaubt. Tiefer, als eine gesittete und wohlerzogene Tochter Europas fühlt sie jetzt, daß ihre Verbindung mit Rolfe ein Verrath, ein unlösbarer Widerspruch ist, da derjenige noch lebt, dem ihre ganze und wahre Liebe gehört.

Zuerst weist sie es zurück, ihn zu sehen. Aber ihre Liebe ist stärker, als die Kraft ihres Willens. Sie betritt ein Zimmer, in dem, wie sie ahnt, John sich befindet. Als sie ihn erblickt, dieselbe herrliche Gestalt, dasselbe ernste, freundliche, ausdrucksvolle Antlitz, steht sie versunken in Entzücken, Schmerz und qualvoll süße Erinnerung. Ihre Lippen bewegen sich, aber sie vermag nicht zu sprechen. Eine Minute lang hält sie die Augen unverwandt auf John gerichtet, der verwirrt und tief bewegt nur wenige Worte findet. Dann versucht sie, zu sprechen. Aber ihre Kraft verläßt sie. Sie wird ohnmächtig fortgetragen.

Von dieser Stunde an ist ihr Dasein vernichtet. Sie erreicht noch Gravesand, wo sie sich mit ihrem Gatten einschiffen will. Dort stirbt sie, zweiundzwanzig Jahre alt, in der vollsten Schönheit der Jugend. Sie stirbt, um, wie Bancroft sagt, »mit makellosem Namen und in ewiger Jugend in der Erinnerung fortzuleben.«

Ihr Sohn, Thomas Rolfe, ist der Ahnherr eines der ersten Geschlechter Virginiens. Viele und berühmte Männer rühmen sich der Abstammung von ihm.

Vitomotomakkin aber, ihr Oheim, kehrt nach Virginien zurück und bringt dem Greise Powhattan die Trauerkunde. Zugleich aber bringt er ihm noch eine andere Nachricht. Powhattan hat ihm aufgetragen, das Volk der Engländer zu zählen. Der Indianer hat deshalb schon in Plymouth angefangen, seinen Auftrag zu erfüllen, und da ihm andere Schriftzeichen fehlen, so hat er in einen langen Stab so viel Einschnitte gemacht, als er Männer gesehen. Aber in London wirft er, der unsäglich schweren Arbeit müde, den Stab fort, und als Powhattan ihn fragt, wie viel Krieger er gezählt, antwortet er nichts, sondern deutet auf die Blätter des Waldes, die Sterne am Himmel und den Sand unter seinen Füßen. —

Die Bittschrift, die John Smith an die Königin gerichtet, befindet sich noch in den englischen Archiven. Sie mag hier folgen, als ein historischer Beleg für diejenigen, die der Aktenstücke nicht gern entbehren mögen.

»Bittschrift des Hauptmanns Smith an Ihre Majestät, die allerdurchlauchtigste und allertugendhafteste Königin von Großbritannien, für Pocahontas, Tochter des indianischen Kaisers Powhattan.

Madame!

Die Liebe, die ich für meinen Gott, meinen König und für mein Vaterland empfinde, hat mir so oft inmitten der größten Gefahren Muth eingeflößt, daß der Erfolg meiner eigenen vergangenen Thaten mich heut meine Schranken überschreiten läßt, um Eurer Majestät diese demüthige Bittschrift zu überreichen. Ist die Undankbarkeit das tödtlichste Gift aller Tugenden, so würde ich den Ruhm meines Lebens beflecken, wenn ich das vernachlässigte, was ich der gerechtesten Dankbarkeit schuldig bin.

Es sind zehn Jahre her, seit Powhattan, einer der bedeutendsten Fürsten Amerika’s, mich in Virginien zu seinem Gefangenen machte und mich mit außerordentlichen Gunstbezeugungen überhäufte. Nautakan, sein Sohn, der schönste, stärkste und kühnste Indianer, den ich je gesehen, und Pocahontas, die theure und geliebte Tochter desselben Monarchen, erwiesen mir in jenem traurigen Zustande meiner Gefangenschaft ihr Mitleid auf die wohlwollendste Art, und das Andenken an diese Wohlthaten wird nie aus meinem Gedächtnisse entschwinden.

Obgleich ich der erste Christ war, den dieser barbarische Hof jemals gesehen oder wenigstens in seiner Gewalt gehabt, so bin ich jenen Beiden doch die Gerechtigkeit schuldig, daß sie mich, ungeachtet des Hasses und der Drohungen des Volkes, mit Allem reichlich versahen, dessen ich bedurfte. Ich wurde sechs Wochen lang gemästet; das Volk erwartete schon den Augenblick, mich zu verschlingen. Als man aber im Begriff war, mir einen Schlag aus den Kopf zu geben, daß das Hirn herausspränge, da wagte Pocahontas ihren eigenen Kopf, indem sie ihn neben dem meinigen auf den Block legte, was den, der mich tödten sollte, plötzlich zurückhielt. Darauf wirkte sie es bei ihrem Vater aus, daß ich in Sicherheit James-Town erreichen konnte, woselbst ich nur dreißig elende und kranke Engländer antraf, damals der einzige Schutz der ausgedehnten Ländereien Virginiens. So schwach befand sich damals diese erst entstehende Kolonie, und meine Zurückkunft würde den Untergang derselben nicht verhindert haben, hätte nicht Pocahontas zu ihrer früheren Großmuth noch die hinzugefügt, daß sie uns Lebensmittel sendete.