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Pocahontas

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Sie wirst sich über den Körper des Europäers, sie bietet ihren schlanken Nacken dem Tomahawk des Vaters dar. Weinend fleht sie, den Gefangenen zu schonen und sie statt seiner zu tödten. Sie, das grüne Epheublatt, will die junge Eiche retten , die vor der Zeit von dem tödtlichen Streiche getroffen werden soll.

In jenen tiefen, unbeschreiblichen Tönen der Indianerinnen fleht sie, und ihre Bitten klingen wie das Murmeln des Lebensquells, der aus der Tiefe der Erde emporsteigt. Todtenstille herrscht, während ihre Lippen flüstern und ihr glänzendes Auge, in Thränen schwimmend, den Vater um Gnade bitten Powhattan’s Arm sinkt nieder, sein Haupt senkt sich, die Indianer beginnen sich zu bewegen, zu flüstern, in allen Mienen ist Ueberraschung, Mitleid, Ehrfurcht vor dieser wunderbaren Fügung des Schicksals. »Er lebe!« ruft Powhattan, und sich erhebend, das Unmögliche kaum begreifend, wirft John den ersten Blick auf seine Retterin.

Er hat sie selten gesehen, oder doch nie beachtet. Vielleicht ist ihm der Anblick der schönsten und geliebtesten Tochter Powhattan’s absichtlich entzogen worden. Er sieht sie, und er kann seine Bewunderung über die Schönheit des Kindes – denn Pocahontas ist noch ein Kind – nicht zurückhalten. Nie hat er eine schönere Gleichmäßigkeit der Züge gesehen, nie hat er geglaubt, daß eine Indianerin so vollkommen nach dem Ideal einer Hebe geformt sein könne. Aber sie ist es; selbst ihre Haut ist weißer, ihr Haar voller und glänzender, als das aller Indianerinnen. Sie senkt die schönen Augen, als er den Blick nicht von ihr wenden kann, und als er endlich ihre Hand ergreift und ihr danken will, erhebt sie sich hastig, und erröthend flieht sie unter die Menge und von dort in den Wigwam des Vaters.

Mit jener Schnelle, die nur dem Gedanken und auch diesem nur in solchen Augenblicken eigen ist, erräth John Smith, was in dem Herzen der jungen Indianerin vor sich gegangen, erräth er, daß sie ihn vielleicht schon öfter gesehen, daß sie ihn liebt. Und auch in seinem Herzen fühlt er etwas Fremdes und Eigenes. Es ist nicht Liebe; es ist Anbetung, Verehrung, scheue Ehrfurcht vor einer übernatürlichen Erscheinung. Wenn er je geglaubt, daß Engel über die Schicksale der Menschen wachen, so glaubt er jetzt, daß Pocahontas ein solcher Engel ist, ein duftiges, zartes, himmlisches Wesen, verkörpert in der schönsten Gestalt, und zu den Indianern gesendet, um ihn zu retten.

Bald jedoch reißt ihn die Wirklichkeit und der Gedanke an seine augenblickliche Lage aus seinem bewundernden Staunen. Er fühlt, daß dieser außerordentliche Zufall über das Verhältniß der Europäer zu den Indianern entscheiden muß, und er ist entschlossen, diesen Augenblick zu benutzen. Die Indianer, so eben noch bereit, ihn zu tödten, sehen in ihm jetzt mehr als je ein höheres Wesen, das der große Geist, der niedergestiegen ist in die Brust Pocahontas’, gerettet hat. Powhattan reicht ihm die Hand zu dauernder Versöhnung, selbst der finstere Opechancanof ist geschmeichelt durch die Aufmerksamkeit, die ihm John Smith erweist, und Nautakan, der Bruder Pocahontas’, beseelt von denselben Gefühlen für den Gefangenen, schließt einen Bund inniger Freundschaft mit dem weißen Krieger.

John aber ist Willens, die Residenz Powhattan’s so bald als möglich zu verlassen. Es treibt ihn etwas, das er sich selbst kaum zu erklären weiß. Pocahontas steht in einer Reinheit und Unschuld vor seinen Augen, die jeden andern Gedanken verbannt. Er fühlt, daß er dieses Wesen lieben müsse, wenn er länger bliebe. Und doch wieder sagt ihm ein unbestimmtes, unklares Gefühl, daß sie es nicht sei, die dazu auserwählt, ihn auf dem Wege des Lebens zu begleiten. Seine mühevolle, unruhige Laufbahn gestattet ihm überhaupt nicht, das Glück eines Weibes dauernd an sein gefährliches und wechselndes Schicksal zu ketten. Pocahontas ist ihm ein Rettungsengel, den er fast abergläubisch verehrt; aber sie kann nicht seine Gattin werden. Und er darf die aufglimmende Flamme ihrer Liebe nicht noch höher anfachen dadurch, daß er bleibt. Für Beide ist es gut, wenn sie sich fliehen. John beeilt sich deshalb, die junge Freundschaft mit den Indianern durch feste Verträge zu sichern. Powhattan verlangt von ihm als Zeichen des Friedens und der Treue zwei Flinten und – einen Mühlstein. Er verspricht dafür, die Europäer mit Lebensmitteln zu unterstützen und der Begründung ihrer Kolonie kein Hinderniß in den Weg zu legen. Dann eilt John zurück nach James-Town.

Die Kolonisten begrüßen jubelnd den Todtgeglaubten und lauschen freudig der wunderbaren Mähr seiner Rettung. Smith wird zum Präsidenten der Kolonie ernannt. Die Verantwortlichkeit für das Wohl des jungen Staates lastet nun von Rechtswegen auf seinen Schultern.

Und es ist eine schwere Verantwortlichkeit! Die Anzahl der Kolonisten ist gering und selbst von diesen Wenigen wollen die Meisten nicht arbeiten. Es sind eitle Abenteurer, bankerotte Kaufleute, entlassene Soldaten, zum Theil Menschen von zweideutigem Ruf, die hierhergekommen, um leicht und schnell ihr Glück zu machen, und denen nichts weniger zusagt, als angestrengte, unermüdliche Arbeit, mit der allein in Virginien eine Kolonie zu gründen ist. Noch immer hoffen sie, eine Goldquelle, ein Gebirge mit unermeßlichen Schätzen zu finden, und die Entdeckung eines Lagers von Ocker, in dem sich glitzerndes Gestein zeigt, versetzt die ganze Kolonie in Aufregung; denn man glaubt, nun endlich das lang ersehnte Eldorado gefunden zu haben. Wehmüthig und mit verhaltenem Zorn sieht Smith die kostbare Zeit langer Tage in vergeblichen Bemühungen vergeudet. Es bedarf seiner ganzen Willenskraft, seiner ganzen Unerschrockenheit, diese Leute zur Arbeit zu zwingen, die hierher gekommen sind, um die Herren zu spielen. Zuweilen muß er selbst zum Schwerte greifen, um den Geist der Meuterei zu unterdrücken. Die Mehrzahl der Kolonisten sehnt sich zurück nach Europa. Geheime Anschläge zu einer heimlichen Flucht werden entworfen. Der Bürgerkrieg wüthet bereits in der kaum begründeten Kolonie.

Unterdessen fährt Smith fort, wenn es ihm ein günstiger Augenblick der Ruhe gestattet, das Land zu untersuchen. Er befährt die ganze Bai von Chesapeake bis zum Susquehannah, untersucht den Potomak und dringt überall in das Innere des Landes ein. Er entwirft auch eine Karte jener Gegenden, die noch heute aufbewahrt wird und deren Genauigkeit in Erstaunen setzt, wenn man bedenkt, wie wenige Hülfsmittel dem jungen Helden zu Gebote standen.

Dabei besteht er neue Abenteuer. Denn Powhattan’s Einfluß ist nicht mächtig genug, um alle Indianerstämme freundlich gegen die Europäer zu stimmen, und Opechancanof sinnt heimlich auf Verderben. John muß den Indianern aufs Neue durch wunderbare Thaten Ehrfurcht und Schrecken einflößen. Deshalb knebelt er, mitten in dem Getümmel eines heftigen Kampfes, den König der Paschipsays und trägt den riesengroßen Indianer auf seinen Schultern nach James-Town, wo er um Gnade bitten und sich loskaufen muß. Deshalb stürzt er sich ein ander Mal, als Opechancanof ihn angreifen will, auf den Häuptling, der sich mitten unter der Schaar seiner Krieger befindet, ergreift ihn bei den Haaren und schleppt ihn fort, so daß der Sachem zitternd seinen Indianern Befehl giebt, sich zurückzuziehen, und auf’s Neue Freundschaft gelobt.

Aber wenn auch die Kolonisten die Heldenthaten ihres Führers bewundern, so reicht sein Ruhm doch nicht hin, Brod aus dem Boden zu zaubern, den die feinen Hände der englischen Kavaliere nicht bearbeiten wollen, und Häuser zum Schutz gegen die Witterung aus der Erde wachsen zu lassen. Aufs Neue naht sich der Hunger der jungen Pflanzung. Smith selbst verzweifelt an der Rettung der Kolonie. Er weiß kein Mittel mehr, er kann dem Andrängen der meuterischen Ansiedler kaum mehr widerstehen. Mit tiefster Bekümmerniß sieht er den Augenblick kommen, in dem er auf gebrechlichen Fahrzeugen James-Town verlassen und nach so vielen vergeblichen Anstrengungen die Gründung der Kolonie ausgeben muß.

Da plötzlich, eines Abends, fast im entscheidenden Moment, taucht ein junges Mädchen, gefolgt von einigen Begleiterinnen, aus der Dämmerung auf. Sie trägt eine schwere Last auf ihrem Rücken, ebenso jede ihrer Gefährtinnen. Trotz des Dunkels erkennt sie den Anführer und setzt ihre Last vor ihm nieder. Ihre Gefährtinnen folgen ihrem Beispiele. Die Körbe sind mit Lebensmitteln, Mais, Wild, Früchten gefüllt.

Staunend und freudig bewegt erkennt John seine Retterin, Pocahontas. Aber ehe er ihr noch danken kann, ist sie wieder verschwunden. Die Kolonisten stürzen sich begierig auf die unerwartete Gabe. Smith benutzt den glücklichen Augenblick, um Alle zu neuer Thätigkeit anzuspornen und sie auf die sichtbare Huld des Himmels aufmerksam zu machen. Die Kolonie ist abermals gerettet.

Und so geschieht es oft. Wenn der Hunger wieder sein Medusenhaupt gegen die junge Pflanzung kehrt, wenn die Verzweiflung sich der Kolonisten bemächtigt und selbst John sich banger Befürchtungen nicht erwehren kann; wenn die Indianer in der Einsamkeit ihrer Wälder auf Verderben gegen die kühnen Eindringlinge sinnen, und hinterlistige Pläne entwerfen, um die gefürchteten Weißen für immer zu vernichten; dann erscheint Pocahontas, als ein Bote des Himmels und der Rettung, entweder begleitet von ihren Gefährtinnen, die Lebensmittel tragen, oder allein, um John von den Plänen der Indianer zu benachrichtigen; dann steht sie erröthend vor ihm, mit flüchtigen Worten schildert sie ihm die Gefahr, und immer ist sie verschwunden, ehe ihr John noch ein Wort des Dankes sagen kann. John ist der Gründer, der Vater der Kolonie. Aber Pocahontas ist die Egeria, deren Rath und Hülfe es ihm möglich macht, den gefährlichsten Augenblicken die Spitze zu bieten.

Seltsames Wesen – geboren von indianischen Eltern, fühlt sie sich dennoch zu den Weißen hingezogen, die einst ihrem Stamme den Untergang bringen sollen. Sie trotzt allen Gefahren, um diejenigen zu retten, die auf Verderben gegen die Algonkins sinnen. In den Wäldern Virginiens ist sie die Einzige, die für die Fremden zittert, für sie wacht, für sie sorgt. Es ist, als ob eine geheime Verwandtschaft der Seele sie zu den weißen Männern hinzöge, als ob das Blut Europas durch ihre Adern strömte, als ob ihr Geist aufgezogen sei in europäischer Sitte und Gewohnheit, als ob sie ein Atom europäischen Wesens sei, das ein Hauch Gottes hinübergeweht nach den Wäldern Virginiens, um dort zu seiner Zeit Verwandtes wiederzufinden und Verwandtes zu retten. Sie ist die Iphigenia der Wälder Virginiens, getrieben von dunklem Drange, die weißen Brüder zu schützen, ohne sich Rechenschaft geben zu können über ihr geheimes Gefühl.