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Pocahontas

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Er wirbt Anhänger, er sucht einflußreiche Leute zu gewinnen, er studirt die Wissenschaften, die ihm nöthig sind, und lernt von den wenigen nordamerikanischen Indianern, die sich in England befinden, ihre Sprache. Bald ist er die Seele des Unternehmens, und Niemand ist auch so geeignet zum Führer desselben, Niemand besitzt diese Seelenruhe, diese Kenntniß der menschlichen Natur, diese Heiterkeit und Unerschrockenheit in allen Lagen und Gefahren.

Endlich, im Christmonat 1606, geht die Expedition, aus drei Schiffen bestehend, unter Segel. Die Mannschaft ist nicht ganz so, wie Smith sie wünscht. Es sind wenig Arbeiter unter ihnen. Die Mehrzahl besteht aus gewöhnlichen Abenteurern, entlassenen Soldaten, Menschen, die mit Zuversicht erwarten, in Amerika unermeßliche Schätze mit leichter Mühe zu erbeuten und bald zurückzukehren. Es sind widerspenstige, aussätzige Gesellen, Menschen ohne Zucht und Gehorsam, die eine eiserne Faust gebrauchen, um sie niederzuhalten.

Bald zeigt sich das, als John eine Art von Disciplin einführen will. Man bezeichnet ihn als Meuterer, man nimmt ihn gefangen. Selbst als die kleine Schaar am James-River angelangt ist und die Kolonie James-Town gegründet hat, setzt man ihn nicht in die Rechte ein, die ihm gebühren. Die Unordnung nimmt überhand. Smith sieht mit Bedauern und Schrecken den Untergang der Kolonie voraus; denn nur Wenige wollen arbeiten, die Anderen, überdrüssig der Mühseligkeiten, denken bereits an die Rückkehr und sinnen auf offene Meuterei. Die Felder sind noch unbebaut, der Hunger beginnt drohend zu mahnen, Krankheiten haben den vierten Theil der Kolonisten hingerafft. Der Rest denkt an Flucht. Da erhebt sich Smith zu seiner ganzen Kraft. Von wenigen Getreuen unterstützt, nimmt er die Zügel der Regierung aus den Händen des schwachen Ratcliffe und es gelingt ihm, die Ordnung wieder herzustellen. Der Winter bringt Lebensmittel und Wild. Die Kolonie ist für dieses Mal gerettet.

John aber ist nicht zufrieden damit, in James-Town zu bleiben, sobald seine Gegenwart dort nicht mehr nothwendig ist. Es drängt ihn, das Innere des Landes kennen zu lernen. Bereits früher hat er mit Powhattan, dem Kaiser des Landes, Verbindungen angeknüpft. Jetzt sucht er dieselben auszudehnen. Außerdem ist es den Kolonisten in England zur Pflicht gemacht worden, eine Durchfahrt nach dem stillen Meere zu suchen. Smith ist davon überzeugt, daß er sie nicht finden wird. Aber immer bereit, neue Gefahren zu bestehen, wählt er einige Gefährten und rudert mit ihnen den Chickahominy hinauf. – —

Dieß ist der Augenblick, in dem wir ihn gefunden.

Der Fluß ist zu seicht geworden, als daß die größeren Boote ihre Fahrt fortsetzen könnten. Smith entschließt sich, sie zurückzulassen, und mit zwei Weißen und zwei Indianern, die früher einmal gefangen worden, in einem leichten Kanoe den Fluß noch eine Strecke weit hinaufzufahren und die Wälder auszukundschaften. Er giebt den zurückbleibenden Gefährten weise Rathschläge, ermahnt sie zur Vorsicht, bittet sie, die Boote nicht zu verlassen, bis er – in wenigen Tagen – zurückgekehrt sein werde und verläßt sie dann.

Kaum aber ist er den Blicken der Europäer entschwunden, als die Neugierde sie reizt, an das Ufer zu steigen, und kaum haben sie den grünen Boden betreten, als ein Haufen Indianer, der ihnen verborgen längs des Flusses gefolgt, über sie herstürzt. Den Meisten gelingt es, wenn auch verwundet, die Boote wieder zu erreichen. Einer aber wird gefangen, und er muß die Richtung angeben, die Smith eingeschlagen hat.

Dieser ist unterdessen bei den Sümpfen angelangt, aus denen sich der Chickahominy entwickelt. Er sieht sich zurückversetzt in die früheren Tage, in denen er allein oder mit wenigen Gefährten die abenteuerlichsten Fährlichkeiten bestand. Sein Herz ist geschwellt von Muth und Wissensdrang. Er athmet die balsamische Luft der jungfräulichen Wälder, nie hat er sich glücklicher und freier gefühlt. Er beschließt, noch weiter vorzudringen.

Da, in der Nacht, während der kurzen Rast, die er sich gönnt, stürzt ein Haufe von Indianern über die Schläfer. Smith fährt auf. Schon sind die beiden Engländer erschlagen. Aber mit seinen Feuerwaffen und seinem Schwert vertheidigt sich unser Held wie ein gereizter Tiger. Er bindet einen der Indianer an seinen Arm fest und bedient sich desselben als Schild. Im Schenkel durch einen Pfeil verwundet, dringt er dennoch auf die Indianer ein. Er vertheidigt sich nicht, er greift an. Er will versuchen, sein Kanoe zu erreichen. Und wirklich weichen die Indianer, entsetzt über so viel Muth, Kraft und Geschicklichkeit, vor ihm zurück. Smith eilt dem Kanoe zu. Da stürzt er in eine schlammige Vertiefung, bis weit über die Brust. Es ist ihm unmöglich, sich aus dieser Grube herauszuarbeiten.

Dennoch wagen die Indianer selbst jetzt noch nicht, ihm zu nahen. Sie umstehen ihn in gemessener Entfernung. Nicht von ihren Pfeilen mehr hat John den Tod zu fürchten, wohl aber von der Erstarrung, die sich allmählich seiner Glieder bemächtigt. Er fühlt seine Kräfte schwinden und wirft seine Waffen von sich.

Nun erst ergreifen die Indianer den gefürchteten Europäer. Aber ihre Hände zittern, als sie den seltsamen Weißen berühren. Sie behandeln ihn mit Vorsicht, mit scheuer Achtung. Sie fürchten jeden Augenblick, daß er eine neue, wunderbare Fähigkeit entwickeln werde, ihnen zu schaden. Smith wird entkleidet, gebadet, am Feuer gewärmt und gerieben. Man giebt ihm Speise und Trank, reicht ihm auch seine Kleider wieder und führt ihn dann zu Opechancanof, dem Bruder Powhattan’s.

Wie immer, so hat auch jetzt John Smith seine Ruhe und Geistesgegenwart nicht verloren. Kühn und zuversichtlich tritt er dem finsteren Häuptling gegenüber. Er hat gelernt, in den Blicken und Mienen der Menschen zu lesen und sieht, daß unter den drohenden Zügen des Indianers sich eine geheime Scheu verbirgt. Er redet ihn an und zeigt ihm den Taschenkompaß, den er bei sich trägt.

Opechancanof betrachtet mit starrer Verwunderung die unaufhörlich sich bewegende Nadel und sein Erstaunen wächst, als er sie berühren will, und das Glas ihn daran verhindert. Diese Bewunderung benutzend, beginnt John, ihm den Lauf der Himmelskörper zu erklären. Er steht unter den Indianern, nicht wie ein gefangener Feind, sondern mit heiteren Mienen, wie ein Lehrer, ein höheres Wesen. Erstaunen malt sich auf den sonst so ernsten Zügen der Indianer. Sie kämpfen mit ihrem Hasse gegen den fremden Eindringling und mit der Furcht vor seiner übernatürlichen Gewalt. Sie wissen nicht, ob ein Mensch gleich ihnen, oder ein höheres Wesen vor ihnen steht, bis endlich Opechancanof das Zeichen giebt, Smith an einen Baum zu binden und mit Pfeilen zu tödten.

Ruhig läßt der Held es geschehen. Er weiß, daß er diesen Indianern nur durch Todesverachtung Ehrfurcht abgewinnen kann, und sein Scharfsinn sagt ihm, daß Opechancanof wahrscheinlich nicht zum Aeußersten schreiten werde. In der That begnügen sich die Indianer, ihm durch die Pfeile, die sie um sein Haupt schwirren lassen, Angst abzugewinnen. Dann giebt der Häuptling das Zeichen, Smith loszubinden. Powhattan, der Sachem aller kleineren Sachems in Virginien, soll über das Schicksal des außerordentlichen Fremden entscheiden.

Im Triumph wird er aus Pamonkey, der Residenz Opechancanof’s, fortgeführt. Alle Indianer vom Rappahanok und Potomac schaaren sich um ihn und wollen den gefürchteten Fremdling sehen. Powhattan selbst empfängt ihn in voller kaiserlicher Würde und Pracht. Der höchste Glanz der Waldresidenz ist aufgeboten, denn es gilt, wo möglich den Fremden zu fesseln, ihn zu blenden. Königinnen sind es, die ihn bedienen, die ihm das Waschwasser und den Federbüschel zum Trocknen reichen, die ihn mit ihrer Liebe bestürmen, denn auch hier unterjocht John alle Herzen. Man führt ihn in die schönste Hütte, man bereitet ihm die angenehmsten Leckerbissen, und wo er sich zeigt, wird er wie ein höheres Wesen empfangen.

John ahnt wohl, was man damit beabsichtigt. Die Indianer, seinen Scharfsinn, seine Kraft, seine Talente bewundernd, wollen dieselben für sich gewinnen, wollen Smith zu einem der Ihrigen machen.

In der That theilen sie ihm bald offen ihren Plan mit. John soll ein Kind der Wälder, eine Rothhaut werden, soll den Indianern beistehen, James-Town zu belagern und die Engländer zu vertreiben. Powhattan will ihn nach indianischer Sitte als seinen Sohn annehmen, in seinem Wigwam sollen so viel Frauen wohnen, als er nur zu besitzen wünscht, Land, so weit er blicken kann, soll ihm gehören, um Mais zu bauen. Neben Nautakan, dem Sohne Powhattan’s, und Opechancanof, dem Bruder desselben, soll er König der Algonkins sein.

John lehnt es ab. In freier und kühner Rede verkündet er den Indianern, daß es ihm die Sitte seines Volkes nicht gestatte, gegen seine Brüder zu kämpfen und einer anderen Nation anzugehören. Er bietet den Algonkins Frieden und Freundschaft. Aber er kann nicht in ihre Dienste treten.

Noch zögern die Indianer, noch wird abermals eine große Versammlung aller Sachems und Könige gehalten. Noch schwanken sie in ihrem Entschlusse über das Schicksal eines Mannes, dessen Freundschaft so nützlich, dessen Feindschaft so gefährlich werden kann.

Der letzte Beschluß lautet auf Tod. Smith hat es abgelehnt, ein Sohn der Wälder zu werden. So mag er sterben!

Als dem jungen Helden dieser letzte Beschluß verkündet wird, ahnt er, daß es um seine irdische Laufbahn geschehen sei, und seine Seele ist tief bekümmert. Den Tod zwar hat er verachten gelernt; aber er hängt mehr an seinem Leben, als je, weil er weiß, daß mit ihm die Kolonie fallen wird, daß mit seinem Tode viele Hoffnungen vereitelt sind. Doch weder durch Blick noch Miene verkündet er, was in ihm vorgeht. Er trägt das Haupt stolz und unerschrocken. Er will, daß die Indianer im Tode noch den weißen Fremdling und also auch seine Nation bewundern sollen.

Der Tag des Opfers, das die Indianer dem großen Geiste bringen wollen – denn als ein solches betrachten sie den Tod des Fremden – ist gekommen. Ein großer Opferstein wird vor Powhattan aufgestellt. Der Kaiser selbst will den Weißen tödten.

 

Das Volk drängt sich näher, Krieger, Weiber und Kinder. Smith legt sein Haupt auf den Stein. Powhattan schwingt den Tomahawk.

Da, mit einem Schrei, durchbricht ein Weib die Menge, ein Mädchen, beinahe ein Kind noch, Pocahontas, die Tochter Powhattan’s.