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Pocahontas

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Er hofft, sein Handelsherr werde ihn auf einem seiner Schiffe über See schicken. Aber der Kaufmann fürchtet, der Knabe werde nicht zurückkehren und hält ihn unter strenger Obhut. Dennoch findet John Gelegenheit zu fliehen. Mit zehn Schillingen in der Tasche verläßt er Lynn, er wandert in die Welt hinaus, die ihm tausend Gefahren und tausendfältigen Ruhm bringen soll. Er wandert denselben Weg, den Hunderte vor und Hunderte nach ihm gewandelt sind, den Weg, der fast Alle zum Verderben und Wenige zum Ruhm führte. Aber er ist einer der Auserwählten; ihm ist sein Plan, seine Zukunft vorgezeichnet. Durch unsägliche Leiden und Mühen geläutert, soll er der Mann werden, einem großen Zwecke zu dienen.

Er findet einen jungen Lord, der das Festland bereisen will und tritt in dessen Dienste. Aber bald überdrüssig, sich den Launen eines Fremden zu fügen, tritt er in die Armee der batavischen Republik. Der Knabe Smith führt das Schwert für die Freiheit der Niederlande. Ueber drei Jahre lang lernt er in dieser schweren Schule und wird ein Mann, ehe noch der Bart sein Kinn umsproßt.

Ein schottischer Edelmann beredet den schönen, blühenden Jüngling, ihm nach Schottland, an den Hof Jakobs zu folgen. Vielleicht kennt er die Vorliebe dieses Monarchen für schöne Männergestalten und will ihn die Rolle spielen lassen, in der später Robert Carr, Viscount von Rochester und Graf von Sommerset, und nach ihm George Villers, Herzog von Buckingham, auftraten. Bald aber ahnt der stolze, unbezähmbare Jüngling, daß es Ketten sein würden, die er tragen müsse, wenn auch goldene. Die Sehnsucht nach der Heimath ergreift ihn, und er kehrt nach seiner Vaterstadt zurück. Aber auch hier findet er nichts, als Nüchternheit, praktische Leute, die seine Heldenphantasieen verlachen. Zerfallen mit der Welt, durchglüht von überströmenden Gefühlen, die fast vernichtend in seinem Herzen gähren, beschließt er, die Menschen zu verlassen, nimmt eine Lanze, besteigt ein Roß, schnürt sich ein Bündel taktischer und kriegsgeschichtlicher Bücher und sucht die Einsamkeit der Wälder. Er hat nicht Schiller’s »Räuber« gelesen. Aber es lebt der frische Geist Alt-Englands in ihm, der Geist jener Zeit der »Queen Bess«, der Geist Shakspeare’s, seines Zeitgenossen.

Aus diesen Träumereien reißt ihn die Nachricht, daß er einen Theil seines väterlichen Erbes antreten könne. Nun sind seine Wünsche erfüllt. Er kann reisen, die Welt durchfliegen. Nach wenigen Wochen ist er auf dem Wege, in Flandern.

Aber das Schicksal hat es ihm nicht vorbehalten, ohne Mühe und Anstrengung den liebsten seiner Wünsche erfüllt zu sehen. Die Götter senden ihrem Lieblinge Leiden und Entbehrungen. Von Räubern überfallen, seiner Baarschaft beraubt, tödtet er zwar den einen, dem er nachgeeilt, muß aber die Unterstützung eines früheren Freundes in Anspruch nehmen, und durchwandert nun die Küste Frankreichs von Dünkirchen bis Marseille, sein Hauptaugenmerk auf die festen Plätze, Arsenale und Häfen richtend.

In Marseille schiffte er sich ein nach Italien. Abermals jedoch sendet ihm das Schicksal außergewöhnliche Gefahren. Auf einem Schiffe voller Gläubigen und Katholiken, die nach Rom und Loretto wallfahrten, ist er der einzige Protestant und Ketzer. Als sich ein Sturm erhebt, wird er über Bord geworfen und erreicht schwimmend die Insel St. Maria bei Nizza.

Aber keinen Augenblick gibt er seine Reisepläne auf. Er besteigt das erste Schiff, das absegelt. Es ist nach Alexandrien bestimmt. Kaum auf der hohen See, trifft es mit einem venetianischen Kauffahrteischiff zusammen. Es entspinnt sich ein Kampf, bei dem John nicht müßig bleibt. Der Venetianer wird genommen. Smith läßt sich bei Antibes an das Land setzen und wandert, durch seinen Beuteantheil vor Entbehrung geschützt, nach Venedig. Von dort läßt er sich nach Steiermark übersetzen, und nun endlich befindet er sich wieder auf dem Boden romantischer Kriege, auf jener Grenzmarke Deutschlands und der Türkei, die den Waffenlärm fast Jahrhunderte lang nicht verhallen hörte.

Hier findet der Jüngling eine Thätigkeit, der sein Herz entgegenjauchzt. Hier gilt es, in kühnen Einzelngefechten, auf verwegenen Streifzügen Muth und Körperkraft zu zeigen, erfahrene Feinde durch List zu täuschen. Bald ist der englische Kavalier einer der angesehensten Streiter im Lager. Er zwingt die Türken, die Belagerung einer Stadt in Siebenbürgen aufzugeben, und Stephan Bathory und der Graf Medritsch, in dessen Regiment er als Hauptmann eintritt, wenden ihm ihre ganze Gunst zu. Damit nicht zufrieden, dürstet er nach neuen Auszeichnungen, und bald wird ihm die herrlichste Gelegenheit.

Die Christen belagern eine Stadt in Siebenbürgen. Die Belagerung zieht sich in die Länge und wie vor Troja messen sich die Helden der gegenüberstehenden Parteien in Einzelnkämpfen, deren Zuschauer ganze Heere sind, Ein Herold der Türken fordert die Christen auf, sie möchten den Tapfersten ihrer Helden wählen, damit er sich mit Turbascha messe. Das Loos fällt auf Smith. Im Angesicht der beiden Heere, im Angesicht der türkischen Frauen, die sich auf den Mauern der Festung versammelt haben, unter dem Klange kriegerischer Musik reitet John dem Türken entgegen und tödtet ihn. Ein anderer Muselmann will seinen Gefährten rächen, aber er theilt das Schicksal Turbascha’s. Da erscheint ein dritter türkischer Ritter, Bonny Mulgro, gefürchtet wegen seiner Heldenthaten, seiner Körperkraft und riesigen Gestalt. Unerschrocken sprengt ihm Smith entgegen und die Streitaxt Bonny Mulgro’s saust auf ihn nieder. Man glaubt ihn verloren, denn er schwankt. Aber einen Augenblick darauf fährt das Schwert des englischen Ritters durch das Herz des Türken, und Bonny Mulgro sinkt in den Sand. Bald darauf wird die Stadt genommen.

Aber das Glück des Krieges, das ihm bisher so beständig gelächelt, scheint ihn jetzt zu verlassen. Bellona entzieht ihm ihre Gunst. Im November 1602, in den Schluchten der Wallachei, bleibt John für todt auf der Wahlstatt, welche die Christen den Türken räumen müssen. Die Türken finden ihn, erwecken ihn zum Leben und seiner reichen Rüstung wegen halten sie ihn für einen Mann von hohem Stande, der ein großes Lösegeld zahlen würde. Der dreiundzwanzigjährige Jüngling wird auf den Sklavenmarkt nach Axiopolis (an der Donau, in der Nähe von Silistria) geführt, wo ihn ein türkischer Pascha kauft, und seiner Geliebten nach Konstantinopel als Geschenk übersendet, indem er vorgiebt, ihn in einem Gefechte gefangen genommen zu haben. Mühselig und kaum genesen von seinen Wunden wandert John Smith nach Stambul.

Unser Held jedoch, gewöhnt Männer zu besiegen, bebt vor der Eroberung eines Frauenherzens nicht zurück. Der prahlerische Pascha sendet seiner Geliebten keinen Besiegten und Sklaven, sondern einen Sieger und Herrn. Charatza Tragabizanda spricht italienisch, sie verständigt sich mit dem Gefangenen, sie hört die Geschichte seiner Abenteuer und Desdemonen gleich entbrennt sie für den fremden Helden. Aber sie fürchtet die Wachsamkeit ihrer Mutter und die Spione des Pascha’s. Um sich später desto sicherer mit John vereinigen zu können, sendet sie ihn für’s Erste, um jeden Verdacht zu beseitigen, nach der Krim, wo Timur Pascha, ihr Bruder, eine Paschalik besitzt.

Dringende Empfehlungen legen dem Bruder das Schicksal des Geliebten an’s Herz. Kaum aber erfährt Timur Pascha, daß ein Giaur, ein Christenhund, die Frechheit gehabt, das Herz seiner Schwester zu gewinnen, so läßt er ihm die Ketten anlegen, wie den andern Christensklaven, und unterwirft den Helden der schimpflichsten Arbeit. John sieht ein entsetzliches Leben vor sich und sein Entschluß steht fest. Als ihn der Pascha eines Tages tadelt, weil er den Dreschflegel nicht gehörig zu handhaben verstehe, ergreift er das rohe Instrument, streckt den Pascha mit einem Schlage nieder, schwingt sich auf das Pferd desselben und sprengt fort nach Norden, in die Wüste.

Sechzehn Tage irrt er unter freiem Himmel umher. Endlich erreicht er Hexapolis am Don und rührt durch seine Erzählung das Herz der russischen Fürstin Palamata. Unter ihrem Schutze findet er Zeit, sich zu erholen, und reich von ihr mit Geld versehen, kehrt der Todtgeglaubte nach Siebenbürgen zurück, wo ihn seine Freunde jubelnd empfangen.

Aber der Krieg ruht augenblicklich, und es ist nicht John’s Art, müßig zu sein oder länger als nöthig an einem Orte zu bleiben. Durch Deutschland, Frankreich und Spanien geht er nach Marocco, wo ein Bürgerkrieg ausgebrochen, nimmt Theil an demselben, und kehrt dann nach England zurück, um wie Antäus neue Kräfte auf der heimathlichen Erde zu sammeln.***22

Er findet England in ungewöhnlicher Gährung. Alle Geister sind rege. Der Puritanismus beginnt sein Haupt zu erheben und die Entdeckungen in Amerika haben den Ehrgeiz und die Thatenlust kühner Männer entflammt. Spaniens Eroberungen in dem neuen Erdtheile erregen die Eifersucht der Engländer. Schon haben Sir Walther Raleigh, Francis Drake und Gosnold die Bahn gebrochen. Man beschließt, den Spaniern Süd- und Mittelamerika zu überlassen. Aber im Norden will man den Franzosen die durch Cabot gefundenen Länder streitig machen. Man vermuthet auch dort unermeßliche Reichthümer, Gold und Silber, oder wenigstens kostbare Spezereien. Zugleich hofft man eine nordwestliche Durchfahrt nach dem stillen Ocean zu finden. Expeditionen werden vorbereitet. Richard Hakluyt, der unermüdliche Forscher und Sammler aller Reisebeschreibungen, ermuntert dazu. Sir Ferdinand Georges, der Freund Raleigh’s, und Sir John Popham, Lord-Oberrichter von England, nehmen sich der Sache eifrig an. Berathungen werden gepflogen, Pläne entworfen, und die Fügung des Schicksals führt auch unsern Helden in den Kreis dieser Männer. Kaum hört er von ihren Plänen, so ist sein Loos für die Zukunft entschieden.

Ein neues Leben gestaltet sich vor seinen Blicken. Er ist erst siebenundzwanzig Jahr alt, aber er hat die Erfahrung eines vielgeprüften vierzigjährigen Mannes. Er hat den Kampf und die Gefahr in allen Gestalten gesehen, Ruhm genug erlangt, aber er hat auch eingesehen, daß dieser Ruhm ein nutzloser ist, daß er seine Jugend an unbedeutende Zwecke gewandt. Noch ist es Zeit, diesen Irrthum gut zu machen. Es gilt, ein fernes Land zu erobern, Englands Ruhm in einen andern Welttheil zu verpflanzen, es gilt, der Welt ein bisher unbekanntes Reich zu gewinnen und dabei tausend Gefahren zu bestehen, größer als die alte Welt sie kennt – das ist eine Aufgabe, wie sie der kühnste, verwegenste Held nur wünschen kann, und von dem Augenblicke, in dem er die ganze Bedeutung des Unternehmens begriffen, widmet John Smith sich demselben mit Leib und Seele, mit dem ganzen Feuereifer, der seinem glühenden Herzen eigen ist.